»Die Sprachen sind instabile und ungeordnete Systeme«

Beobachtungen eines Sprachwissenschaftlers zur Sprachtheorie Karl Bühlers1

Federico Albano Leoni

Journal für Psychologie, 29(2), 120–138

https://doi.org/10.30820/0942-2285-2021-2-120 CC BY-NC-ND 4.0 www.journal-fuer-psychologie.de

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird Bühlers Sprachtheorie vom Standpunkt eines Linguisten gelesen. Einigen noch aktuellen und noch nicht vollständig ausgeschöpften Themen der Sprachtheorie wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt: a) der Kritik am segmentalen phonologischen Modell; b) dem von Bühler benutzten physiognomischem Modell und dem Gesichtspunkt der Gestalt bei der Diskussion der Lautform der Sprache und der damit erneuerten Sicht auf den Begriff der Relevanz; c) der Theorie der zwei Felder und der Kooperation zwischen dem symbolischen und dem deiktischen Feld; d) der Kritik am Argument von der »Armut des Stimulus«; e) der Rolle des Hörers; und f) dem Begriff des »Sprachspiels«.

Schlüsselwörter: Segmentale Phonologie, Physiognomie, Gestalt, Zeigfeld, Relevanz, Armut des Stimulus, Sprachspiel

Summary
»Languages are unstable and disordered systems«

Observations of a Linguist on Karl Bühler’s Theory of Language

The paper proposes a reading of Bühler’s Sprachtheorie from a linguistic point of view. Attention is paid to some yet actual and not fully exploited topics: a) the critic of the segmental phonological model; b) the physiognomical model, the Gestalt point of view in the representation of the sound shape of language and a new view on pertinence; c) the theory of two fields and the cooperation between the symbolic field and the deictic one; d) the critic of the principle of the »poverty of the stimulus«; e) the role of the listener; f) the notion of »language game«.

Keywords: Segmental phonology, physiognomics, Gestalt, deictic field, pertinence, poverty of stimulus, language game

1 Vorbemerkung

In diesem Artikel stelle ich eine Synthese der Arbeiten, die ich Bühler gewidmet habe, vor.2 Dabei soll gezeigt werden, wie seine Ideen über Sprache verwendet und weiterentwickelt werden können, um einige der Probleme zu lösen, die sich noch heute in der Phonologie stellen und die denen ähneln, mit denen sich Bühler zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat. Es sind Probleme, die sich ergeben, wenn ein Text als eine Sequenz von linearen, diskreten Elementen aufgefasst wird und die Phoneme mit den die ihn bildenden Bausteinen gleichgesetzt werden. Es ist fast ein Gemeinplatz darauf hinzuweisen, dass Bühler in der bunten Welt der Sprachwissenschaften die Rolle eines Außenseiters einnimmt (Rousseau 2004). Zwar wird anerkannt, dass er mit seiner Zweifelderlehre die Pragmalinguistik und mit seiner Axiomatik Jakobsons Modell der Sprachfunktionen vorweggenommen hat (Nerlich und Clarke 1996, 224–239; Formigari 2001, 247–249), trotzdem wird oft übersehen, dass der Begriff der Gestalt (bzw. der Physiognomie) und das so unentbehrliche Prinzip der Synergie zwischen Symbolen und Feldern gerade durch Bühler in das Denken über Sprache eingeführt wurden. Aber diese Anregungen sind aus Gründen, die Teixeira Kalkhoff (2020) gut dargestellt hat, nicht wirklich in das sprachwissenschaftliche Denken aufgenommen worden, auch wenn die kognitive Linguistik ähnliche Ideen unabhängig von Bühler zu entwickeln scheint (vgl. Terkourafi 2009).

In Bühlers sprachtheoretischen Arbeiten findet man eine radikale Kritik der rigiden logozentrischen Perspektive, der zufolge jede sprachliche Aktivität ohne Einschränkung durch ein formales linguistisches System (oder eine angeborene Grammatik) bestimmt ist. Dagegen plädiert er für eine komplexere Sicht, die die sprachliche Aktivität in das Leben und die Erkenntnisformen der Sprecher einbettet, also in die Lebensformen, die den Sprechern gemeinsam sind.3 Exemplarisch möchte ich dies im Folgenden an der bei Bühler anzutreffenden Kritik des Phonembegriffs aufzeigen. Üblicherweise wird das Phonem als diskrete, minimale, asemantische, immaterielle, distinktive Einheit der Sprache definiert,4 oft wird es auch als Element der zweiten Artikulation bezeichnet. So definiert stellt es das Kernstück der europäischen und amerikanischen strukturellen Phonologie5 dar und bildet den Gegenstand der vielfältigen generativen Phonologien, in denen es auch unter der Bezeichnung des »Segments« auftritt. In den sogenannten auto-segmentalen Phonologien bleibt es die Grundeinheit. Die Sprachtheorie Bühlers liefert nun wichtige Werkzeuge für eine Kritik dieser Auffassungen und für die Entwicklung eines alternativen Modells, in dem die Begriffe der distinktiven Relevanz und der Ökonomie der Sprache neu bestimmt werden können.

2 Kritik des segmentalen Modells

Beginnen möchte ich mit einer Aufzählung der Schwachpunkte der Theorien des Phonems (siehe ausführlicher: Albano Leoni 2014a, 67–137). Die diesbezüglichen Argumente lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Einheiten ohne Bedeutung, wie es die Phoneme sind, können weder wirkliche linguistische Einheiten noch Gegenstand einer kognitiven Aktivität sein, sondern sind ausschließlich Gegenstand der Psychoakustik oder der Physiologie der Phonation. Dies ist ein Prinzip, das schon Saussure aufgestellt hatte und das beibehalten werden sollte;
  2. seit den Arbeiten von Sweet (1878), von Pater Rousselot (1902) und anderen wurde in der Phonetik nachgewiesen, dass die Lautmaterie kontinuierlich ist; das heißt, es bleibt zu beweisen, dass die diskrete und segmentale Darstellung, die sich aufgrund der alphabetischen Schrift und später mithilfe der Phonologien durchgesetzt hat, auch die einzig mögliche ist;
  3. empirische Untersuchungen zeigen immer wieder, dass das Lautsignal fragil und sehr variabel ist, die Konzeptionen des strukturellen und funktionalen Raumes und die in ihnen festgelegten transformationellen Regeln reichen nicht aus, um diese Variabilität in den Griff zu bekommen und zu thematisieren;
  4. Teile der Lautmaterie (Einzellaute, Silben, Wörter), die im Kontext der Rede, in der sie vorkommen, vollkommen verständlich sind, werden oft unverständlich und unidentifizierbar, wenn man sie aus ihrem Kontext herausnimmt;
  5. bei der Konstruktion von Phonologien wird keine Rücksicht auf die Rolle der Wahrnehmung6 genommen; auch die vom Hörer/Interpreten zu erbringenden Verstehensleistungen werden nicht berücksichtigt. So glaubt man die distinktive Relevanz in minimalen Paaren (wie in dt. /dra:t/ – /tra:t/ etc.) zu finden. Dies ist jedoch eine vereinfachte Auffassung, da die hermeneutischen Prozesse zur Identifikation eines Wortes innerhalb der Rede viel komplexer sind und die Wahrnehmung eines physikalischen Details, wie zum Beispiel der Stimmhaftigkeit oder der Stimmlosigkeit, dazu nicht ausreicht;
  6. die Hartnäckigkeit des segmentalen phonologischen Modells führt zu einer irreduziblen Asymmetrie in der Darstellung der beiden Seiten des Zeichens: Einerseits erkennt man an, dass die Prozesse der Bedeutung und die Entitäten auf der Ebene des Inhalts – das heißt die Signifikate und der Sinn – vage, unbestimmt und deformierbar sind; andererseits werden die Prozesse und die Entitäten auf der Ebene des Ausdrucks als diskret, berechenbar und nach Regeln kombinierbar behauptet. Kein auf dem Prinzip der Segmentalität beruhender Ansatz ist in der Lage, diese Asymmetrie zu rechtfertigen.

Diese Argumente führen zu der hier vertretenen Auffassung, dass das Phonem eben nicht als die ursprüngliche Entität der Sprachen behauptet werden kann, sondern ein metalinguistisches Werkzeug darstellt, dessen Grundlagen sich in der westlichen Tradition der alphabetischen Schrift finden. Diese hat nicht, wie oft behauptet, zur Entdeckung des Phonems geführt, sondern stellt eher die Erfindung eines mächtigen Systems zur Fixierung der Sprache dar und ermöglicht damit, die künstliche Heraus­trennung des Phonems aus dem sprachlichen Kontinuum. So ist es kein Zufall, dass sich die segmentale Phonologie nur in sprachlichen und philosophischen Kulturen mit alphabetischer Tradition entwickelt hat.7 Die alphabetische Schrift stellt im Grunde eine implizite Theorie dar, und so befinden sich die westlichen segmentalen Phonologien paradoxerweise in der Situation, dass sie nicht Tatsachen, die man zu interpretieren und darzustellen sucht, zum Gegenstand haben, sondern vielmehr eine schon vorgegebene Theorie. Die Phonologien wären also Metatheorien, und dies kann nicht anders sein, da ihr Gegenstand, das Phonem, außerhalb der alphabetischen Darstellung nicht fassbar ist. Saussure bringt dies folgendermaßen auf den Punkt:

»Wenn wir im Geist die Schrift ganz ausschalten, dann kommt derjenige, den man dieses deutlichen Bildes beraubt, in Gefahr, nur mehr eine formlose Masse wahrzunehmen, mit der er nichts anzufangen weiß. Es ist, als ob man einem, der schwimmen lernen will, seinen Schwimmgürtel wegnehmen würde« (Saussure 1967, 37).8

Für unsere Lageeinschätzung spricht auch, dass seit der Veröffentlichung von Sound Pattern of English (Chomsky und Halle 1968) um die 20 phonologische Modelle vorgeschlagen wurden (Durand und Laks 2002, 27); ich kann mir kein klareres Zeichen für ein herrschendes theoretisches Unbehagen vorstellen. Trotz ihrer Eleganz und ihrem Scharfsinn gleichen diese Modelle der Treppe in Eschers Grafik; sie fasziniert uns, aber sie führt nirgendwo hin.

Da die Sprachfähigkeit und die Sprachen natürliche Phänomene sind und die Produktion und Wahrnehmung der sprachlichen Lautmaterie ähnliche psychophysische Mittel verwendet wie das Sehen, Tasten, Riechen und die Verarbeitung der Sinnesempfindungen, stellt sich notwendigerweise die Frage, ob das segmentale Modell diesem Tatbestand wirklich Rechnung tragen kann. Muss man nicht über die Wahrnehmung der Sprache dasselbe sagen, was Gibson über die Wahrnehmung im Allgemeinen behauptet: »Wahrnehmung ist daher ein Strömen; William James’ Beschreibung des Stromes des Bewußtseins […] läßt sich darauf anwenden. Diskrete Perzepte wie auch diskrete Ideen sind (dem gegenüber) eine Erfindung« (Gibson 1982, 258).

Eine affirmative Antwort hätte zur Folge, dass die kleinste linguistische Analyseeinheit nicht das asemantische Phonem wäre, sondern vielmehr ein lautliches, mit Sinn ausgestattetes Ganzes, dessen Wesen in der Rede erfasst würde. Die semiotische Perspektive, im Rahmen derer die Phonologie zu Hause ist, erfordert die Ablösung durch eine dynamische, dialogische und semantische Perspektive, um es in der Terminologie von Benveniste (1969) zu sagen. Betrachtet man Bühlers Sprachtheorie, dann ist es sein Einsatz als Psychologe, der es ermöglicht, diese Fragen aus einer anderen Perspektive zu betrachten (besonders 1927, 1931, 1982 [1934]).

3 Eine physiognomische Perspektive

Bühler war gut bekannt mit den Schriften Goethes, hatte den Theatertheoretiker Johann Jakob Engel genau studiert und sich für die Physiognomiedebatte des 18. Jahrhunderts interessiert (siehe Bühler 1933, 1982 [1934], 46, 82), auch die Gestaltpsychologie und die Diskussionen um die Psychologie der visuellen Wahrnehmung sind für seine Überlegungen zum Phonem bedeutsam. Dies spiegelt sich auch in der von ihm gewählten Begrifflichkeit wider: Bühler spricht in den der Phonologie gewidmeten Kapiteln der Sprachtheorie vom Klanggesicht der Wörter bzw. vom akustischen Gesicht im Klangbild der Wörter. Die folgenden Zitate zeugen von diesem Schritt in Richtung einer Gestalt-Perspektive und verdeutlichen seine Position:

»Es ist nicht die Phonologie, sondern die Grammatik oder sagen wir: die Wortlehre, welche bestimmte Stücke des Lautstroms einer Rede als Wörter und Wortbestandteile charakterisiert. […] Es ist weiter die moderne Psychologie, welche nachdrücklich darauf hinweist, daß zum Lautcharakter dieser Gebilde außer den Lautmalen = Phonemen auch bestimmte Gestaltqualitäten gehören. […] Noch einmal anders ausgedrückt, so hat jedes Wort ein Klanggesicht, das nicht restlos vom Ausdruck bestimmt wird, sondern teilweise auch den Symbolwert und die syntaktische Valenz des Wortes angibt« (Bühler 1982 [1934], 176–177).

»Es ist die einfache Tatsache, daß kein Mensch imstande ist, Tausende von Gebilden, die wie die Eier in unserem Exempel einzig durch Notae-Kombinationen charakterisiert wären, praktisch so spielend, schnell und sicher auseinanderzuhalten, wie das jeder normal geübte Partner einer Sprachgemeinschaft mit den Klanggebilden der Wörter fertig bringt. Das ist eine Behauptung, welche ich zwar nicht experimentell bewiesen habe, aber aus der Analyse des Wiedererkennens beim Lesen und vielen anderen Daten ableite; ein Faktum, das wie andere erkannt und respektiert sein will und auf die weitgehende Mitwirkung des akustischen Gesichts der Klangbilder bei ihrer Diakrise hinweist. Die Phonologie von heute löst die Aufgabe einer systematisch aufgebauten Diakrisenlehre nur im ersten Schritt und wird beim zweiten zur Gestaltpsychologie in die Lehre gehen müssen« (ebd., 282–283).

Bühler teilt uns also mit, dass die Wahrnehmung und die Identifikation der Einheiten der gesprochenen Sprache auf eine sehr komplexe Weise vor sich gehen. Wie auch beim Erkennen von Gesichtern, Landschaften und Gegenständen spielen physiognomische und Gestaltkomponenten eine zentrale Rolle. Das empirische Wiedererkennen eines Gesichtes bietet hier eine gute Analogie. Ich bin ohne Schwierigkeiten fähig, zwei Gesichter zu unterscheiden. Auf die Frage, durch welche Merkmale ich sie unterscheide, antworte ich: Durch die Farbe der Haare oder der Augen, die Form der Nase oder den Verlauf der Lippen usw. Dies sind distinktive Merkmale, sie ähneln, so Bühler, einem Signalement (ebd., 275). Das Problem besteht jedoch darin, dass auch wenn eine der beiden Personen ihre Haarfarbe ändert, eine Sonnenbrille trägt, oder in die Lippen eine aufblähende Substanz eingespritzt wurde, ich das Gesicht immer noch erkenne und von anderen unterscheiden kann. Denn, folgt man Bühler, so ist die Relevanz immer diffus, auf das Ganze bezogen und nicht lokal; sie ist eine Eigenschaft des Ganzen und nicht des Teils, die Identifikation ist immer eine physiognomische. Dennoch lehnt Bühler die Phoneme nicht ab; im Gegenteil er akzeptiert sie, weil er darin die konkrete Bestätigung des Prinzips der abstraktiven Relevanz sieht, das bis hin zu den minimalen Segmenten seine Gültigkeit behält (Bühler 1931). Denn es reicht ja nicht aus zu sagen, dass sich zwei Gesichter, ob lautliche oder visuelle, unterscheiden, man muss auch angeben können, durch welches Merkmal wir sie unterscheiden. Das Gesicht hat also immer auch ein eindeutiges Gepräge, eine nota, anders gesagt ein Signalement und dieses Signalement ist eben das Phonem.

»Wie also bringt die deutsche Sprache das Kunststück fertig, für die paar tausend Einsilber, die in ihrem Wortschatz als auto- oder synsemantische Einheiten vorkommen, ebensoviele differente Lautuniformen herzustellen […]? Die Phonologie erklärt, das sei eine Aufgabe, welche die Sprache in sehr einfacher Weise mit Hilfe ihres Systemes einfacher Zeichen, der Laut-notae oder Phoneme, löst« (Bühler 1982 [1934], 286).

Bühler erkennt an, dass sich die physiognomische Identifikation mit der analytischen – hier der phonologischen – Identifizierung verbindet (Persyn-Vialard 2005, 142–145; Vonk 2004, 9–10). Das Phonem ist das Signalement des Wortes, aber es ist als solches untergeordnet und repräsentiert eine Form von Erkenntnis zweiten Grades. Genau deshalb lehnt er es ab, die gesprochene Sprache als Steinhaus und das Phonem als Baustein aufzufassen; er kritisiert das, was man heute als bottom-up-Modell bezeichnen würde:

»Das werdende Sprachwerk durchläuft im psychophysischen System eines Sprechers nicht wie ein werdendes Backsteinhaus nacheinander zwei Prozesse, nämlich zuerst das Backen der Elemente und dann die Aufführung der Mauern aus ihnen. Ob primitiver oder subtiler ausgedacht, so sollte durch die Phonetik seit Sweet prinzipiell jede Backsteinlehre unmöglich geworden sein« (Bühler 1982 [1934], 261).9

4 Die distinktive Relevanz

Die Einführung der Gestalt-Perspektive in die Phonologie erzwingt folgerichtig eine Neuinterpretation des Prinzips der Diakrise. Das Prinzip der distinktiven Relevanz und seine Verortung wird somit zum eigentlichen Problem. Dies zeigt sich besonders gut dort, wo das Verstehen der sprachlichen Äußerung erschwert ist, zum Beispiel wenn es zur Abschwächung und Verzerrung der Lautgebilde kommt (Samain 2004, 13), aber auch unter normalen Bedingungen sind diese Phänomene zu beobachten. So können wir nach Bühler

»einigermaßen exakt angeben […], welche Momente und Konstituenten des Lautgepräges unter den genannten Umständen zuerst und am meisten der Abschwächung, Verwaschung und Verzerrung unterliegen. Es sind akustisch gesprochen die Geräusche, phonetisch gesprochen die Explosionslaute, welche allem anderen voraus alteriert werden.[…] Widerstandsfähiger sind in beiden Fällen die Vokalklänge und mit ihnen, an sie gebunden, bestimmte wohlcharakterisierte Komplexcharaktere (Gestaltqualitäten), z.B. die Melodie, d.h. das Stimmhöhenrelief des Lautstroms, weiter das rhythmische Gepräge (stark-schwach, kurz-lang), und schließlich die Helligkeits- und Sättigungswellen der Vokalität. Tatsache ist, daß diese Komplexcharaktere zusammen oft schon genügen, um die herabgesetzten diakritischen Anforderungen zu erfüllen« (Bühler 1982 [1934], 284).

Ich möchte besonders das Zusammenwirken dieser Komplexcharaktere hervorheben, weil sie äußerst wenig mit den Phonemen und der punktuellen Lokalisierung der Diakrise zu tun haben. Die distinktive Relevanz ist zweifelsohne die Eigenschaft, die uns erlaubt, zwischen zwei Gegenständen zu unterscheiden. Sie beruht auf dem auch bei Saussure formulierten Prinzip, dass es in einer Sprache nur Differenzen gibt, ein Prinzip, das seine Legitimität gezeigt hat. Aber bedeutet dies, dass die Relevanz wirklich zwangsweise und notwendigerweise punktuell ist? Ist sie wirklich auf irreversible Weise in einem diskreten Teil des zu erkennenden Gegenstandes lokalisiert; in unserem Fall in einem bestimmten Phonem, wie man es so oft meint und wie es durch die didaktischen Beispiele der minimalen Paare vom Typ Tasche/Tische scheinbar bestätigt wird?

Trotz dieser auch heute noch verbreiteten phonologischen Lehrmeinung zieht Bühler andere Lösungen in Betracht und benennt Situationen, in denen die Diakrise eben nicht punktuell ist: »Ähnlich werden die Ansprüche der Diakrise herabgesetzt, wo das Klangbild eines Wortes empraktisch eingebaut ist« (ebd., 285). Dieses Zitat ist kein Einzelfall; es spiegelt eine der Kernideen der Sprachtheorie wider. Bühlers hier formulierte Beobachtung ist wichtig und muss ernst genommen werden, weil sie nicht nur eine Schlussfolgerung für die Phonologie enthält, die mehr Beachtung verdienen sollte, sondern weil sie auch den allgemeinen theoretischen Rahmen angibt, in dem die empirischen Beobachtungsdaten des Gesprochenen zu erklären sind. Bühler behauptet, dass die phonologische Diakrise kein absoluter und konstanter Wert ist, wie es von den autonomistischen Theorien wie zum Beispiel dem Strukturalismus oder dem Generativismus gefordert wird, denen zufolge die phonologischen Manifestationen innerhalb einer Struktur oder mithilfe einer Summe von transformationellen Regeln berechenbar sein sollen. Kurz gesagt, folgt man Bühler, dann kovariiert die phonologische Diakrise mit anderen Werten. Sie ist nicht der einzige Zugang zu den Wörtern und deren Bedeutung, das Phonem ist keine notwendige und hinreichende Bedingung des lautlichen Funktionierens der Sprachen.

Die Beobachtung der Lautform der Wörter in der gesprochenen Sprache zeigt gerade eine fluktuierende und diffuse Diakrise. Was Bühler und Wittgenstein über die Ellipse sagten, trifft auch auf die sprachliche Lautform zu (ebd., 166–168; Mulligan 2004, 17). Wittgenstein fragte sich, ob man anstatt den elliptischen Satz als einen abgekürzten Satz nicht eher den vollständigen Satz als einen verlängerten Satz ansehen sollte. Dasselbe trifft auf die Phonologie zu: Angesichts der Fluktuationen sprechen die Phonologen von reduzierten Formen und versuchen sie vergeblich durch das Aufstellen von Regeln vorhersehbar zu machen. Es fällt ihnen schwer anzuerkennen, dass die fluktuierenden und oft unbestimmten Formen der gesprochenen Sprache gerade ihre normalen Formen sind und dass im Gegenteil die als kanonisch angesehenen Formen eben dem metasprachlichen Bereich der Lexikografen angehören und selten im Sprechverkehr anzutreffen sind. Leider hat es die Phonologie aufgegeben, ohne Vorurteile über die Lautphänomenologie der distinktiven Relevanz und somit über die wahre Natur des Phonems nachzudenken.

5 Die Theorie der Felder und die Ökonomie der Sprache

Aber Bühlers Denken führt noch weiter. Er geht so weit zu behaupten, dass die Ökonomie der Sprache nicht darin besteht, durch die Kombination einer begrenzten Anzahl von Elementen eine unendliche Anzahl von Wörtern zu generieren, sondern eher in der Fähigkeit, eine unendliche Anzahl von Gegenständen mithilfe der Synergie der Sprachfelder zu differenzieren. Die wichtigste Stütze der Idee von der diffusen distinktiven Relevanz ist Bühlers Zweifelderlehre (vgl. De Palo 2019a, 2019b), durch die die zentrale Präsenz der Sprecher, die eine erlebte und gedachte Welt teilen, ins Zentrum der sprachlichen Aktivität gestellt wird. Bühlers Auffassung von den sprachlichen Feldern ist in den folgenden Textpassagen resümiert:

»Der Feldbegriff […] ist ein Erzeugnis der modernen Psychologie […]. Wir werden ganz in ihren Bahnen die Umfelder der Sprachzeichen systematisch bestimmen und aus den weitesten Bereichen der den Sprachsinn, wo immer gesprochen wird, mitbestimmenden Umstände das Zeigfeld und das Symbolfeld der Sprache logisch reinlich herausarbeiten. Daß es nicht nur ein Feld, sondern zwei Felder in der Sprache gibt, ist eine neue Lehre. […] [S]ie zeigt, wie das Sprechdenken die genannten zwei Faktoren, welche zur vollendeten Erkenntnis gehören, in merkwürdiger aber durchschaubarer Verschlingung zugleich mobilisiert. Was Cassirer (wenigstens im Darstellungsschema) als die zwei Entwicklungsphasen der Menschensprache beschreibt, ist eine Zweiheit von Momenten, die uneliminierbar in jedem Sprachphänomen enthalten ist und heute noch so gut wie je zum Ganzen der Sprache gehört. […] Einstweilen behauptet die Zweifelderlehre, daß das anschauliche Zeigen und Präsentieren in mehreren Modis genau so zum Wesen der natürlichen Sprache gehört und ihm nicht ferner steht wie die Abstraktion und das begriffliche Erfassen der Welt. Das ist die Quintessenz der hier entwickelten Sprachtheorie« (Bühler 1982 [1934], XXII–XXIII).

Um die Synergie der zwei Felder zu illustrieren, fasse ich hier ein einfaches experimentelles Modell von Maturi und mir (Albano Leoni und Maturi 1992) in sechs Etappen zusammen. Dieses Modell entwickelt Bühlers Ideen weiter und ergänzt sie durch Daten, die Bühler bedauerte noch nicht zu haben (Bühler 1982 [1934], 428):

  1. ein Beobachter, der an einer spontanen Konversation teilnimmt, versteht sie im Allgemeinen problemlos; ein Beobachter der sich eine aufgenommene Konversation anhört, versteht sie, wenn er die Umweltbedingungen kennt, in der die Konversation stattfindet;
  2. ein gut geformter Satz, herausgenommen aus der Konversation, aus der er stammt, also ohne sein sympraktisches Feld, wird zumindest in seinem wörtlichen Sinn von Hörern verstanden, die die Konversation nicht kennen; manchmal mit Schwierigkeiten, aber immer mit einem Gefühl der Fremdheit;
  3. ein Wort, herausgenommen aus seinem Satz und damit ohne sein synsemantisches Feld, wird nur schwer oder oft gar nicht von Hörern erkannt, die den Satz nicht kennen;
  4. eine Silbe, getrennt von ihrem ursprünglichen Wort, also teilweise getrennt von ihrem symphysischen Feld (ich gebe zu, hier die Terminologie Bühlers ein wenig zu überspannen), wird von den Hörern, die das Wort nicht kennen, nicht erkannt, außer die artikulatorischen Bedingungen sind besonders günstig oder künstlich;
  5. ein einzelner Sprachlaut getrennt von der Silbe (oder dem Wort), deren Teil er war, oder sogar getrennt von seinem symphysischen Feld, wird von den Hörern, die die Silbe oder das Wort nicht kennen, de facto nie erkannt, wenn es sich um einen Konsonanten handelt, und fast nie, wenn es ein Vokal ist, außer die artikulatorischen Bedingungen sind außerordentlich günstig oder künstlich;
  6. indem man allmählich Teile des Kontexts links und rechts des Wortes oder des Syntagmas, das die Hörer nicht verstanden hatten (siehe Punkt c), hinzufügt, so tritt ein Moment ein, wo das Wort plötzlich verständlich wird.

Jede Etappe unseres Experiments zeigt die Konsequenzen, die eine Schwächung eines der sprachlichen Felder und damit die Veränderung der Beziehungen zwischen dem Ganzen und den Teilen zur Folge haben. Das Experiment bewies auch, dass nur das Ganze, das heißt die Synthese der zwei Felder, die beim Sprechen – oder in der Terminologie von Bühler: im Sprechakt – stattfindet, einen wohlgeformten linguistischen und semiotischen Gegenstand bildet, wie es die verschiedenen Grade der Validierung durch den Hörer belegen.

Meiner Meinung nach macht die Theorie der Felder es möglich, eine Verbindung zwischen der Welt und der Konstruktion bzw. Interpretation des Sinnes zu bilden, aber auch zwischen der Welt und der Organisation der Signifikanten. Außerdem ermöglicht sie, die kognitive Symmetrie zwischen den zwei Seiten des Zeichens wiederherzustellen. Der Signifikant und das Signifikat sind vage und unbestimmt, weil sie beide erst durch die Welt bestimmt werden. Diese Zweideutigkeit ist die Quelle der semiotischen Kraft der Sprachen, wie es Bühler in einer Art von Selbstwiderspruch10 selbst ausdrückt:

»Daß ein Symbolgerät, wenn es in dem Ausmaß wie die Sprache vom malenden Wiedergeben entfernt und indirekt geworden ist, einen hohen Grad von Universalität seiner Leistung erreichen kann, ist leicht einzusehen; aber warum daneben die Fähigkeit zu relationstreuen Wiedergaben nicht grundsätzlich verloren geht, verstehe ich offen gesagt nicht so, wie es von einer vollendeten Sprachtheorie dem Verständnis aller erschlossen werden müßte. Vielleicht überschätzen wir die Erlösung vom Zeigfeld, vielleicht unterschätzen wir das Faktum der prinzipiellen Offenheit und das Ergänzungsbedürfnis jeder sprachlichen Darstellung eines Sachverhaltes vom Wissen her um diesen Sacherhalt. Oder was dasselbe ist: vielleicht gibt es eine Ergänzung alles sprachlich gefaßten Wissens aus einer Quelle, die sich nicht in die Kanäle des sprachlichen Symbolsystemes ergießt und trotzdem ein echtes Wissen erzeugt« (Bühler 1982 [1934], 255).

Bühler zeigte avant la lettre die Falschheit des Arguments von der Armut des Stimulus, das von Martinet (1991 [1960], 13–15) und Chomsky (1980) (siehe auch Lombardi Vallauri 2004) in zwei Formen vertreten wird. Es handelt sich um ein und dasselbe Axiom, das zu zwei unterschiedlichen Vorschlägen führte. Bezüglich Martinet beschränke ich mich auf ein Zitat, das mir sehr klar erscheint:

»Wenn die Form eines jeden Monems ein nicht analysierbares Gebrumm darstellte, gäbe es völlige Solidarität zwischen Bedeutung (sens) und Lautform. Die Bedeutung würde auf die Form einen unmittelbaren Einfluß ausüben, so daß jeder Sprechende in jedem Augenblick versucht wäre, seine Aussprache den besonderen Sinnnuancen, die er den Hörern übermitteln möchte, anzupassen. Form und Bedeutung befänden sich letzten Endes in einem dauernden Zustand der Instabilität. Dann gäbe es keine völlig identifizierbaren und voneinander deutlich geschiedenen Bedeutungseinheiten mehr, wie sie die Moneme unserer Sprachen dank ihrer stabilen und standardisierten Form wirklich darstellen« (Martinet 1968, 18).

Wie anziehend und beliebt diese Theorie auch sein mag, sie ist letztendlich nur eine Rationalisierung des Axioms von der Existenz des Phonems. Sie sagt uns nicht, was die Phoneme sind, sondern legt uns mit einer leicht scholastisch klingenden Argumentation dar, dass die Phoneme unmöglich nicht existieren können. Die Klangbilder sind also nur ein Gemurmel. Anders gesagt: Wenn man mit Formen phänomenale Formen meint, wäre, so Martinet, ihre Stabilität nur ein Traum. Die Armut des Stimulus besteht also für ihn in der Tatsache, dass der Sprecher/Hörer das ganze linguistische Wissen der Welt aus dem Inneren des Signals schöpfen muss. Da das Signal in seiner Phänomenalität notwendigerweise ungenügend ist, muss es nach einem kombinatorischen ökonomischen Prinzip strukturiert werden, das das Gemurmel in eine lineare Sequenz von Phonemen verwandelt. Dies geht mit der Illusion einher, dass die hermeneutische Aufgabe mit der Identifikation dieser Sequenz gelöst ist.

Bei Chomsky führt the poverty of the stimulus dagegen nicht zu einer phonologischen Theorie im eigentlichen Sinn, sondern dieses Axiom ist für ihn die Prämisse zur und die Rechtfertigung für die universelle Grammatik. Sie lautet: Die sprachlichen Strukturen können nicht auf der Erfahrung aufbauen, da diese zu arm ist; sie müssen daher angeboren sein. Ich gehe nicht näher auf diese Frage ein und beschränke mich auf die Behauptung, dass die Zweideutigkeit des berühmten und vielfach kommentierten Beispiels flying planes can be dangerous von jedem Feldtheoretiker leicht widerlegt werden kann. Dies ist keine Detailfrage, da aus meiner Sicht gerade Martinets (1991 [1960]) Weigerung, die Welt in die Erklärung der Sprechtätigkeit mit einzubeziehen, ihn dazu geführt hat, eine Theorie der doppelten Artikulation zu entwickeln, die in diametralem Gegensatz zur Theorie der sprachlichen Felder steht; im Widerspruch zu dem, was meines Erachtens nicht nur theoretisch gut fundiert, sondern auch empirisch vernünftig ist. Allerdings steht er mit dieser Ansicht nicht allein.11 Ich finde es dagegen ökonomischer anzunehmen, dass die Garantie gegenseitiger Verständigung nicht nur und nicht hauptsächlich an einem arbiträren symbolischen Code hängt, sondern auch und hauptsächlich an der Erkenntnis und Vorstellung der uns gemeinsamen Welt, denn das linguistische Wissen der Sprecher entwickelt sich gleichzeitig mit dem Wissen über die Welt, wofür es vielleicht das wichtigste Instrument darstellt.

6 Der Hörer-Interpret und der Begriff des (Sprach-)Spiels

Für Bühler ist das Sprechen ein Handeln und folglich ist die sprachliche Tätigkeit eine Handlung, eine Praxis:

»Es kann jedes geflügelte und nichtgeflügelte Wort sub specie einer menschlichen Handlung betrachtet werden. Denn jedes konkrete Sprechen steht im Lebensverbande mit dem übrigen sinnvollen Verhalten eines Menschen; es steht unter Handlungen und ist selbst eine Handlung« (Bühler 1982 [1934], 51–52).

Diese Behauptung, die Bühler mit Wittgenstein zu teilen scheint, ist wichtig und stellt wahrlich eine kopernikanische Revolution innerhalb der damals geläufigen linguistischen Ideen dar. Nun setzte sich in den folgenden Jahrzehnten nicht dieses Modell durch, sondern Shannons Theorie der Information, in der Sprecher und Empfänger nur als Automaten angesehen werden, zwischen welchen Informationen codiert zirkulieren. Diese Informationstheorie wurde von Phonologen, Morphologen und Theoretikern der kompositionellen Semantik unter anderem auch auf die Sprache angewandt.

Die Praxis, von der bei Bühler und Wittgenstein die Rede ist, ist eine soziale Praxis und impliziert ein sprechendes Subjekt, das sich verständlich machen will, und ein hörendes Subjekt, das verstehen will. Letzteres ist auch als Hermeneutiker aufzufassen und für beide gilt, dass sie in der Welt verankert sind. Diese Auffassung der sprachlichen Tätigkeit ist auch in Bühlers Auffassung des Zeichens enthalten, so schreibt er:

»daß im Aufbau der Sprechsituation sowohl der Sender als Täter der Tat des Sprechens, der Sender als Subjekt der Sprechhandlung, wie der Empfänger als Angesprochener, der Empfänger als Adressat der Sprechhandlung, eigene Positionen innehaben. Sie sind nicht einfach ein Teil dessen, worüber die Mitteilung erfolgt, sondern sie sind die Austauschpartner, und darum letzten Endes ist es möglich, daß das mediale Produkt des Lautes je eine eigene Zeichenrelation zum einen und zum anderen aufweist« (ebd., 31).

»[W]ir behaupten, das konstruierende Eigendenken des Empfängers sei uneliminierbar und in weiten Grenzen unschädlich; sogar den meisten Sprachzwecken höchst förderlich« (ebd., 172).

Genau in diesem Zusammenhang benutzt Bühler auch den Terminus des Spiels. Das Wort erscheint in dem Kompositum Spielraum und hat die Funktion, die Unbestimmtheit der Bedeutung zu thematisieren: »[D]ie sprachliche Darstellung läßt allenthalben Spielräume der Bedeutungsunbestimmtheit offen, die auf keine andere Weise wie durch den Hinblick auf die ›objektiven Möglichkeiten‹ geschlossen werden können und in jeder menschlichen Rede auch faktisch geschlossen werden« (ebd., 66).

Der Hinblick, der hier erwähnt wird, ist der Blick des Sprechers/Hörers auf die Aussage und auf ihr Verhältnis zur Welt; mit den objektiven Möglichkeiten sind die Bedingungen gemeint, die sowohl der Sprecher in seine kommunikative Absicht integriert, als auch der Hörer benutzt, um sie zu verstehen – und die somit eine Aussage wahrscheinlich machen. Der Begriff des Spiels kommt auch bei Saussure vor (jeu) und spielt eine zentrale Rolle bei Wittgenstein. Trotz der Unterschiede zwischen den drei Autoren drückt der Begriff jedes Mal die Überzeugung aus, dass die Sprachen etwas Äußeres brauchen, durch das sie bestimmt werden. Saussure verwendet das Wort jeu in seinen Écrits de linguistique générale:

»Une forme est une figure vocale qui est pour la conscience des sujets parlants déterminée, c’est-à-dire à la fois existante et délimitée. Elle n’est rien de plus; comme elle n’est rien de moins. Elle n’a pas nécessairement un sens précis; mais elle est ressentie comme quelque chose qui est; qui de plus ne serait plus la même chose, si on changeait quoi que ce soit à son exacte configuration« (Saussure 2002, 37; Kursivsetzung von mir).

»Une figure vocale devient une forme depuis l’instant crucial où on l’introduit dans le jeu de signes appelé langue« (ebd., 38).12

Auch Wittgenstein kommt den Sprachwissenschaftlern bei diesem Thema sehr nahe:

»Wir können uns auch denken, daß der ganze Vorgang des Gebrauchs der Worte in (2) [das berühmte Beispiel des Bauenden und seines Gehilfen – A. L.] eines jener Spiele ist, mittels welcher Kinder ihre Muttersprache erlernen. Ich will diese Spiele ›Sprachspiele‹ nennen […]. Ich werde auch das Ganze: der Sprache und der Tätigkeiten, mit denen sie verwoben ist, das ›Sprachspiel‹ nennen« (Wittgenstein 1953, §7).

»Das Wort ›Sprachspiel‹ soll hier hervorheben, daß das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Tätigkeit, oder einer Lebensform« (ebd., §23).

»Mit dem Benennen eines Dings ist noch nichts getan. Es hat auch keinen Namen, außer im Spiel. Das war es auch, was Frege damit meinte: ein Wort habe nur im Satzzusammenhang Bedeutung« (ebd., §49).

Diese terminologische und begriffliche Übereinstimmung ist vielleicht nur ein Zufall, sie soll nicht überschätzt werden, aber dahinter verbirgt sich eine Auffassung von Sprache, die die logozentrische und kategoriale Perspektive ablehnt, der zufolge die Bedeutungseinheiten der Sprache einen vorgegebenen Platz in einer Struktur oder in einer angeborenen Grammatik besitzen. Im Gegensatz dazu wird in der hier skizzierten Perspektive Sprache als ein Handeln in ständiger Bewegung und Veränderung beschrieben. Im Spiel müssen sich beide Partner engagieren: der, der spricht, und mehr noch der, der zuhört.

7 Konklusion

Die in diesem Text andiskutieren Aspekte von Bühlers Sprachtheorie – die Gestalt-Perspektive, die diffuse und variable Diakrise, die Rolle der symphysischen, sympraktischen und synsemantischen Felder für die Ökonomie der Sprachen, die Rolle des Hörers im Verstehensprozess, der Spielbegriff – sind eng miteinander verbunden. Keiner von ihnen ist für sich ausreichend, nur zusammen bilden sie eine kohärente Theorie. Aus dem Gesagten könnte man eine Schlussfolgerung ziehen, die auf eine im antiken Denken stark diskutierte Dialektik zurückführt, nämlich auf die Dichotomie zwischen Endlichem und Unendlichem, zwischen Stetigem und Diskretem, auf den in den antiken Kosmogonien verankerten Gegensatz zwischen Chaos und Kosmos. Der Kosmos wäre die Ordnung, die man abmisst, das Chaos die Unordnung, die man interpretiert. Als Branche der Geisteswissenschaften hat die Linguistik fast immer die Epistemologie des Kosmos bevorzugt, das heißt das Endliche, das Diskrete, das Kategorische. Dieser Auffassung entsprechend unterwirft der Linguist als Demiurg die Sprache einer Ontologie, die der Rede eine Ordnung aufdrängt, wofür ihm die Alphabetschrift als Beweis gilt. Aber die so aufgefasste Sprache ist ein Artefakt.13

In einer Theorie der Sprache muss dagegen berücksichtigt werden, dass die Sprachen instabile und ungeordnete Systeme sind und dies nicht anders sein kann, weil Instabilität und Unordnung in ihrem Träger verankert sind: in der »sprechenden Masse« (Saussure). Die Menschen, aus der diese besteht, sind der Ermüdung; Lern- und Verständnisfehlern; den Grenzen des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit; den durch Krankheit und Alter verursachten Defiziten; den Bedingungen der Umwelt, der Kultur, der Arbeit, des Zufalls; den oft unvorhersehbaren individuellen Entscheidungen ausgesetzt. Aber beständig ist und bleibt beim Sprecher der Wille zum Bedeuten und beim Hörer der Wille zum Verstehen. Außerdem ist die erlebte, wahrgenommene, vorgestellte und erzählte Welt keine statische und passive Umgebung, sondern eine wesentliche Komponente der sprachlichen Tätigkeit, die bis hin zur konkreten Organisation der Lautmaterie von ihr mitbestimmt wird. Die Variabilität und die Unbestimmtheit der gesprochenen Sprachen ist also weder ein Mangel noch ein Oberflächenphänomen, hinter dem sich ein hypostasiertes Wesen (Sprache als Struktur oder angeborene Kompetenz) verbirgt, sondern vielmehr ihre »Physiologie«, die Quelle ihrer semiotischen Kraft. Sprachen sind ein Teil der Dinge der Welt, sie sind zu interpretierende Dinge, wobei die Interpretation nicht allein Angelegenheit der linguistischen Formen ist und sein kann. Vielleicht ist genau dies die Quintessenz der von Karl Bühler 1934 veröffentlichten Sprachtheorie, die auch unterstreicht, dass wenn Sprachwissenschaft sich vom atomaren Elementarismus – dem der damaligen Phonologie, aber auch dem der in den 50er Jahren aufkommenden arbiträren Code-Theorien (Informationstheorien) – verabschiedet, sie nicht ohne Anleihen eben auch bei der Psychologie auskommt.

Übersetzung aus dem Französischen: Christoph Limbeck-Lilienau

Anmerkungen

[1]
Ich danke Janette Friedrich, die mir mit ihrer Einladung zu diesem Band die Gelegenheit bot, auf meine Arbeiten über Bühler zurückzukommen.
[2]
Albano Leoni 2011 [2009], 2011, 2014a, 2018b. Über Bühler im Allgemeinen verweise ich auf Friedrich (2009), Friedrich und Samain (2004), Persyn-Vialard (2005), Marthelot (2012), Cattaruzza (2007) sowie auf die Texte, die die französische Ausgabe der Sprachtheorie begleiten (Bühler 2009 [1934]), zum Beispiel Hoskovec et al. (2018), Friedrich (2011). Die Stellung Bühlers im Verhältnis zu Saussure und zum Strukturalismus des 20. Jahrhunderts wurde von De Palo (2016b, 32–34, 103–137; 2018) untersucht.
[3]
Die Sprachtheorie, und insbesondere ihr zweiter Teil, ist das ausgereifteste Produkt einer wichtigen, aber wenig bekannten Tradition, die Wegener, Brugmann, Malinowski, Gardiner und Bühler selbst umfasst (Nerlich und Clarke 1996, passim; Albano Leoni 2018b). Erste Anzeichen dieser Perspektive waren schon bei Bréal vorhanden (De Palo 2016a, 103–105).
[4]
Man kann dazu frei unter verschiedenen Lehrbüchern und Referenzwerken wählen: zum Beispiel Akmajian et al. (1995, 85–112, 454), Crystal (1987, 160–168), Kenstowicz (1994, 66–69), Laver (1994, 41–42), Kemp (1994).
[5]
Die Phonologie Saussures gehört nicht zu dieser Tradition (siehe Albano Leoni 2007, 2018a), denn es ist m.E. falsch, in Saussure den Urheber des Strukturalismus, demzufolge die Sprachstruktur unabhängig von der Welt und von den Sprechern existiere, zu sehen (De Palo 2019a und 2019b), auch wenn diese Auffassung immer noch verbreitet ist (siehe z.B. Teixeira Kalkhoff 2020, 74).
[6]
Miller und Johnson-Laird (1976, 38) verweisen auf Folgendes: »Not having an explicit perceptual theory means that we cannot be sure what the primitives of system are«; zur Rolle des Hörers siehe auch Albano Leoni (2014b).
[7]
Es ist auch kein Zufall, dass die Prosodie, die kaum durch die Schrift dargestellt wird, lange von der Phonologie ignoriert wurde und dass die Anwendung eines binären Schemas auf die Prosodie zu einem äußerst unbefriedigenden Resultat führt (Albano Leoni 2014a, 49–53).
[8]
Man kann somit die segmentale Darstellung der Sprache, also das Alphabet, als eine Vermittlung zwischen uns und den Dingen auffassen (Mulligan 2004, 8), wenn man sich dabei bewusst macht, dass dieses Schema historisch determiniert ist und einen Teil der metasprachlichen Ebene bildet. Über den tiefen Einfluss der Schriftlichkeit auf die westlichen Sprachtheorien siehe Linell (2005).
[9]
Man muss leider hinzufügen, dass Bühler sich in diesem letzten Punkt irrte.
[10]
Friedrich (2009, 55, Fn. 1) kommentiert die Stelle der Sprachtheorie, in der Bühler die Präsenz der deiktischen Komponente im Zentrum des symbolischen Dispositivs untersucht, und bemerkt: »Bühler drückt dort seine Verwunderung über die Funktionsweise der deiktischen Zeichen aus, eine Funktionsweise, die dem Prinzip der abstraktiven Relevanz widerspricht, das behauptet, dass die Zeichen uns gerade von allem Materiellen im Klang wegführen, aus dem die Zeichen bestehen: sie abstrahieren von der klanglichen Form der Wörter, um zu bedeuten.«
[11]
Diese konservative Haltung der Phonologen ist umso überraschender, da sich gerade bei den Forschern, die die sprachliche Wahrnehmung untersuchen, die gestaltpsychologischen Modelle zunehmend durchsetzen (einen Überblick zu diesen Forschungen kann man nachlesen bei Nguyen (2005). Aber es gibt auch Ausnahmen: Björn Lindblom (1990, 1992), der große schwedische Phonetiker und Phonologe und Vater der sogenannten H&H-Theorie (Hyperartikulation und Hypoartikulation), hat die Existenz eines umgekehrten Verhältnisses zwischen der Qualität des akustischen Signals und der durch die Umwelt vermittelten Information anerkannt.
[12]
»Eine Form ist eine Stimmfigur, die für das Bewusstsein sprechender Subjekte bestimmt, d.h. sowohl existierend als auch begrenzt ist. Sie ist nicht mehr aber auch nicht weniger. Sie hat nicht unbedingt eine genaue Bedeutung; aber sie ist empfunden als etwas, das ist; das außerdem nicht mehr dasselbe wäre, wenn man irgendetwas an seiner genauen Gestalt ändern würde.« »Eine Stimmfigur wird zur Form ab dem entscheidenden Moment, in dem man sie in das Spiel der Zeichen einführt, das Sprache genannt wird.«
[13]
Ausgehend vom Gegensatz zwischen dem Wahren und dem Wahrscheinlichen habe ich an anderer Stelle (Albano Leoni 2019) einige Überlegungen zu dieser erkenntnistheoretischen Dichotomie angestellt, die sich in der Geschichte der Sprachwissenschaften immer wieder findet. Derselbe Gegensatz wird von Teixeira Kalkhoff beschrieben (2020, 70–73).

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Der Autor

Federico Albano Leoni, ist ordentlicher Professor für Sprachwissenschaften an den Universitäten zu Neapel (Federico II, 1975–2005) und Rom (Sapienza 2005–2011), emeritiert. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Vergleichende und allgemeine Sprachwissenschaft, Phonologie, gesprochene Sprache, Geschichte der Sprachwissenschaften.

Kontakt: Federico Albano Leoni,
via Nemorense 100, 00199 Roma, Italia,
E-Mail: federico.albanoleoni@gmail.com