»Erleben«, das zur Sprache kommt

Anmerkungen zur Methode der »Introspektion« am Beispiel von Würzburger Schule und Mikrophänomenologie

Gerhard Benetka & Thomas Slunecko

Journal für Psychologie, 29(2), 17–40

https://doi.org/10.30820/0942-2285-2021-2-17 CC BY-NC-ND 4.0 www.journal-fuer-psychologie.de

»Eines Menschen Erfahrung ist nichts, wenn sie allein steht. Wenn er sieht, was andere nicht sehen können, so nennen wir es eine Halluzination. Es ist nicht ›meine‹ Erfahrung, sondern ›unsere‹ Erfahrung, was Gegenstand des Denkens zu sein hat; und dieses ›uns‹ hat unbegrenzte Möglichkeiten.«

Charles Sanders Peirce

»Die Sprache ist alsdann keine Fessel, etwa wie ein Hemmschuh an dem Rade des Geistes, sondern wie ein zweites mit ihm parallel fortlaufendes Rad an seiner Achse.«

Heinrich von Kleist

Zusammenfassung

Der vorliegende Text geht davon aus, dass ein großer Teil des Forschungsmaterials der Psychologie auf Daten basiert, die aus der Perspektive der zweiten Person gewonnen sind, das heißt aus der Interaktion zweier oder mehrerer Personen resultieren. Dies wird in Bezug auf die Introspektion anhand von zwei Herangehensweisen thematisiert, die jeweils für sich in Anspruch nehmen, Erleben in einem wissenschaftlich kontrollierten Setting zur Sprache zu bringen. Am Beispiel der Würzburger Schule wird zunächst gezeigt, dass der Prozess des Protokollierens durch den Versuchsleiter in einem dialogischen Aushandeln von Bedeutungen mit der Versuchsperson besteht. Dem methodischen Vorgehen der Würzburger Schule wird hiernach das Setting der Mikrophänomenologie gegenübergestellt. Anders als in der Bühler’schen Denkpsychologie wird hier nicht die Erinnerung an vergangenes Erleben, sondern – dem Anspruch nach – aktuelles bzw. aktualisiertes Erleben untersucht.

Die Beachtung des Moments des Dialogischen hilft zu vermeiden, »Erleben« und »Erlebensbericht« miteinander zu vermengen. Die Bezeichnung introspektiv wird deshalb als für die beiden hier behandelten Zugänge als unpassend zurückgewiesen. Kritisch wird sowohl gegen die Würzburger Schule als auch gegen die Mikrophänomenologie eingewandt, dass beide von einer »naturwüchsigen« Beziehung zwischen sprachlichen Ausdrücken und Erleben ausgehen. Dadurch ist diesen Ansätzen die Tendenz inhärent, klassenspezifisches Sprechen über inneres Erleben als »natürliches Sprechen«, als natürliche Sprache der besprochenen Phänomene selbst anzusehen.

Schlüsselwörter: Introspektion, (Mikro-)Phänomenologie, Würzburger Schule, dialogische Methodologie, qualitative Sozialforschung

Summary
»Experience« that comes to language

Notes on the method of introspection in the school of Würzburg
and in microphenomenology

This essay starts from the assumption that a good part of psychological research material is based on data obtained from the perspective of the second person, i.e., data that results from the interaction of two or more persons. We develop this assumption by means of two »introspective« approaches that both claim to facilitate the transfer of experience into language in a scientifically controlled setting: For the school of Würzburg we demonstrate that the process of protocolling amounts to a dialogical negotiation of meaning between experimenter and subject. We contrast this methodological approach with that of microphenomenology. Different to Bühler’s psychology of thinking, the latter’s ambition is not to recall a fixed past experience, but rather to actualize and unfold it. To take the dialogical moment into account helps us to avoid the confusion of »experience« and »account of experience«. In this light, the term »introspective« seems inappropriate both for the school of Würzburg and for microphenomenology. Regarding both approaches we critically object that they presume a »natural« relation between experience and its expression in language. It is due to this presumption that both have an inherent tendency to misunderstand a class specific way of articulating inner experience as a »natural« expression of this experience or of the phenomena in question, respectively.

Keywords: Introspection, (micro-)phenomenology, school of Würzburg, dialogical methodology, qualitative social research

Die Ideen, denen wir in diesem Essay nachgehen, gehen auf Gespräche mit Hans Werbik zurück, die um die Frage kreisten, ob und inwiefern die Alltagspraxis des Gesprächs Eingang findet in die Methodologie der Sozialwissenschaften, insbesondere in die Methodologie der Psychologie. Die Ausgangsthese lautet, dass ein großer Teil des Forschungsmaterials der Psychologie auf Daten basiert, die nicht aus der Perspektive der ersten oder der Perspektive der dritten, sondern aus der Perspektive der zweiten Person gewonnen sind, das heißt aus der Interaktion zweier oder mehrerer Personen resultieren. Zu fragen ist, an welchen (Alltags-)Modellen der Interaktion solche wissenschaftlichen Inszenierungen orientiert sind. Im vorliegenden Text werden wir uns ausschließlich auf solche Interaktionen beschränken, bei denen der Austausch von Worten im Vordergrund steht, also eben auf die Art und Weise, wie Forscher und Beforschte im Prozess der Forschung miteinander »im Gespräch« sind. Indem man berücksichtigt, dass sich auch in Alltagsgesprächen Machtverhältnisse realisieren, lässt sich das übergeordnete Ziel unserer Forschungsbemühungen in einer einfachen Formel darlegen: Der Datengewinnung in der Psychologie zugrunde liegt zumeist ein Modell des »Gesprächs«, das als »autoritativ« zu charakterisieren ist. Eine Versuchsperson antwortet auf Fragen eines Versuchsleiters, wobei diese Fragen ausschließlich die Relevanzgesichtspunkte des Versuchsleiters repräsentieren. Welche methodologischen Konsequenzen würden sich ergeben, wenn man die Interaktion zwischen Forscher und Beforschten auf ein mehr symmetrisches, mehr »demokratisches« Modell des Gesprächs gründet? Solche Konsequenzen in Bezug auf die Umschreibung und Festlegung von Forschungsfragen, auf Techniken der Gesprächsführung, auf die Definition von Gültigkeitskriterien etc. herauszuarbeiten, ist Gegenstand eines mittlerweile auf eine breitere Basis gestellten Forschungsprogramms.1 Von einer solchen dialogischen Methodologie versprechen wir uns wichtige Impulse zu einer innovativen Erweiterung der Theoriebildung in der Psychologie, insbesondere in Bezug auf die Überwindung subjektivistischer und objektivistischer Verkürzungen in der Erklärung von Alltagshandeln.

Gegenüber diesem weit gesteckten Forschungshorizont mutet das Anliegen des vorliegenden Essays eher bescheiden an. Es geht darum, an zwei konkreten Beispielen zu demonstrieren, was unter einem dialogischen Vorgehen zu verstehen ist. Der erste Teil rekonstruiert das von der Würzburger Schule und insbesondere von Karl Bühler in seiner Denkpsychologie entwickelte Verfahren der »systematischen Selbstbeobachtung« und zeigt die damit einhergehende Verschiebung in der Gegenstandbestimmung der Psychologie auf. Im zweiten Teil befassen wir uns mit einer rezenten und in der Psychologie noch kaum wahrgenommenen Forschungsrichtung, nämlich mit der dialogischen Methode der Mikrophänomenologie. Aus der Gegenüberstellung der beiden Ansätze lassen sich grundlegende Einsichten über Möglichkeiten und Grenzen einer – wie wir glauben – zu Unrecht als introspektiv bezeichneten Psychologie ableiten.

1 Die Neubestimmung der Psychologie durch die Würzburger Schule

In seiner Krise der Psychologie führt Bühler den Ansatz der Würzburger Schule im Zusammenhang mit der Überwindung der überkommenen Assoziationspsychologie ein. Wenn man die Denkweise der »älteren« Psychologie, die jeden psychischen Vorgang auf die mechanische Wirkung der Assoziationsgesetze zurückführt, auf einige wenige Bereiche begrenzt oder überhaupt außer Geltung setzt, sieht man sich zwangsläufig vor das Problem gestellt, zu klären, »wie der seelische Organismus arbeitet« (Bühler 1927, 14; er zitiert hier Stumpf), wie – wenn eben nicht durch die Gesetze der Assoziation bedingt – ein Erlebnis oder eine Handlung2 zustande kommt. Es ist die Zielgerichtetheit, dieses Moment des Intentionalen, welche diese Frage nach dem Wie mit der nach dem »Sinn«, genauer nach der Funktion der psychischen Abläufe verknüpft. Bühler spricht von einer grundsätzlichen Umstellung der Interessen der Erlebnispsychologie »von der vorwiegenden Richtung auf das Inhaltliche [auf Empfindungen, Vorstellungen und einfache Gefühle, die sich eben nach den blind, das heißt ohne Zutun des Subjekts wirkenden Gesetzen der Assoziation zu »Komplexen« zusammenschließen] zur Richtung aufs Formale, Funktionale« (ebd., 13–14). Und weiter: »Die derart gestellte Sinnfrage aber führt konsequent erstens zu neuen Aufgaben der deskriptiven Bestimmung der Erlebnisse und zweitens zu spezifisch teleologischen Verlaufsgesetzen des seelischen Geschehens« (ebd.). Es ist ausschließlich dieser erste Punkt, der uns in der Folge zu beschäftigen hat: die Frage der qualitativen Beschreibung jener psychischen Operationen, die für den Zusammenhang sinnvoller Erlebnisse oder Handlungen verantwortlich sind.

1.1 Die Methode der Introspektion

Wir werden von der Vorgeschichte absehen und uns ausschließlich mit der Rolle der Introspektion im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, also mit der Praxis der Selbstbeobachtung in psychologischen Laboratorien befassen.3 In der Wundt’schen Psychologie spielt die Introspektion eine nur sehr untergeordnete Rolle. Der von Donders übernommene Reaktionszeitversuch erlaubt eine »Objektivierung« psychischer Vorgänge: Ein »Unterscheidungsakt« etwa zeigt sich, indem er Zeit verbraucht – ein Paradigma, das später in der kognitiven Psychologie zentrale Bedeutung erlangen wird (dazu ausführlich Benetka 2021a). Wundts Argument gegen die Möglichkeit der Selbstbeobachtung in der Psychologie ist aufs Engste mit dem von ihm verfochtenen Aktualitätsprinzip verbunden: Psychische Vorgänge sind »Ereignisse« – »sie verlaufen in der Zeit und sind in keinem folgenden Moment die nämlichen, die sie in einem vorausgegangenen waren« (Wundt 1896, 17). Im Gegensatz zu den Objekten der äußeren Wahrnehmung fehlt es ihnen an einer vom Beobachter unabhängigen Stabilität, sodass sie für eine Beobachtung – Wundt versteht darunter die planmäßige Hinwendung der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand oder Ablauf – nicht zur Verfügung stehen. Doch lassen sich zumindest einige Abläufe, die in der inneren Wahrnehmung gegeben sind, durch ihre Anbindung an äußere Umstände kontrollieren. Selbstbeobachtung ist, wie Wundt sagt, »ausführbar«, wenn sie unter den Bedingungen experimenteller Beobachtung erfolgt. Das Experiment ist also ein Hilfsmittel, einen zur Beobachtung anstehenden »inneren Zustand genau unter denselben oder unter willkürlich abgeänderten Bedingungen zu erneuern« (Wundt 1888, 303). Dies trifft nur für »einfache« psychische Vorgänge zu, vor allem aber für Vorgänge, die von der Sinnespsychologie untersucht werden.

Allerdings ist zu fragen, ob es sich bei den von einer in der Introspektion geübten Versuchsperson zu Protokoll gegebenen sinnespsychologischen Beobachtungen tatsächlich um eine Selbstbeobachtung handelt. »Bezeichnet man eine Beobachtung, die der Betrachtungsweise der Psychologie folgt, sich also auf psychische Gebilde oder Prozesse richtet, als ›Selbstbeobachtung‹, so hat die Vp [Versuchsperson] in der Sinnespsychologie durchweg nicht die Aufgabe, Selbstbeobachtung zu treiben« (Lewin 1918a, 129). Was Lewin – und zwar ganz im Sinne der von der Würzburger Schule vorgenommenen Neubestimmung der Psychologie – mit einer psychologischen Betrachtungsweise meint, ergibt sich eben aus der negativen Abgrenzung von der im Grund nicht-psychologischen Betrachtungsweise der Sinnespsychologie. Nicht-psychologisch ist diese Betrachtung, weil in ihr allein der gegenständliche Inhalt des psychischen Gebildes (die gesehene Form, Gestalt, Farbe eines Objekts) im Fokus steht. In der Beobachtung der Wahrnehmungsgegenstände durch eine Versuchsperson treten aber, wie Lewin an einfachen Demonstrationen zeigt, auch psychische Gebilde auf, deren Inhalt eben nicht durch das anschauliche Moment bestimmt ist. Diese psychischen Gebilde zu erfassen, ist das Ziel einer psychologischen Betrachtungsweise, die Selbstbeobachtung (ohne Anführungszeichen, das heißt in ihrer für Lewin eigentlichen Bedeutung) ist die ihr entsprechende Methode. Angaben über die Auffassung von Wahrnehmungsobjekten sind also nach Lewin, weil sie gar nicht auf »innere«, das heißt psychische Inhalte oder Abläufe gerichtet sind, keine Selbstbeobachtungsdaten. Nach der im ausgehenden 19. Jahrhundert etablierten begrifflichen Unterscheidung zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung handelt es sich um Vorgänge der äußeren, nicht um Vorgänge der inneren Wahrnehmung; letztere aber bilden den eigentlichen, weil von allen anderen Wissenschaften verschiedenen, Gegenstand der Psychologie.

Das ist die eine Seite, gegen die Lewin den Begriff der psychologischen Selbstbeobachtung abgrenzt. Die andere Seite ist, die in der psychologischen Selbstbeobachtung angestrebte »Beschreibung von Empfindungen, Gefühlen, Bewusstheiten und psychischen Prozessen […] von Angaben über persönliche Stellungnahmen eines Individuums zu irgendwelchen Dingen oder Sachverhalten« zu unterscheiden (ebd., 134). Die Bemerkung »Ich war etwas enttäuscht«, die Lewin in einem Protokoll eines Wahrnehmungsexperiments aufgenommen hat, ist aus Sicht der psychologischen Selbstbeobachtung kein sinnvoller »Protokollsatz«, weil sie »keinen Schluss auf das Vorhandensein bestimmter psychischer Gebilde zulässt« (ebd., 133). Weil sie selbst unbestimmt ist (weil nicht klar ist, welche psychischen Gebilde ihr zugrunde liegen), vermag sie nichts zur Aufklärung des je infrage stehenden psychischen Zusammenhangs (in diesem Fall die die Auffassung eines Wahrnehmungsobjekts »begleitenden«, aber nicht auf das Objekt selbst bezogenen psychischen Gebilde) beizutragen.

1.2 Zu Karl Bühlers Methodik der Denkpsychologie

Wir beschränken uns hier auf den ersten Teil der Habilitationsschrift, in dem Bühler auch das Setting der Versuche allgemein beschreibt. Seine Frage lautet: »Was erleben wir, wenn wir denken?« (Bühler 1907/1908, 127). Die Untersuchungsmethode ist – ohne weitere Bestimmung – die Selbstbeobachtung. »Zufälligkeit und Willenseinfluss des Erlebenden« – »die beiden Missstände aller älteren [Selbst-]Beobachtungen« – werden durch »eine einfache Arbeitsteilung« beseitigt: »Es wird nämlich dem Beobachter ein Versuchsleiter beigegeben, der die Erlebnisse hervorruft und die Beobachtungen zu Protokoll nimmt« (ebd., 123). Bevor wir uns diese Beobachtungen vergegenwärtigen, werfen wir aber noch einen Blick auf das stoffliche Moment, auf das Material, mit dem Bühler Denkprozesse eingeleitet hat. Bühler hat seinen Versuchspersonen verschiedene Arten von »Rätseln« oder »Denksportaufgaben« aufgegeben – Fragen zum Beispiel der folgenden Art (ebd., 128):

»B28. Hat Eucken recht, wenn er meint: Selbst die Schranken der Erkenntnis könnten nicht zu Bewusstsein kommen, wenn der Mensch nicht irgendwie über sie hinausreichte?

B2. Können Sie die Geschwindigkeit eines frei fallenden Körpers berechnen?

[…]

B42. Können wir mit unserem Denken das Wesen des Denkens erfassen?«

Dann auch Aphorismen (Versuche, die im Originaltext mit dem Buchstaben N bezeichnet sind), »passende Stoffe« aus der Gedankenlyrik, aus Spruchbüchern, zum Beispiel aus Rückerts Weisheit des Brahmanen (Versuche R). Eingeleitet wurden diese Aufgaben mit Fragen wie »Verstehen Sie?« oder »Ist es richtig?«, bei paradox klingenden Sätzen zum Beispiel mit »Begreifen Sie, wie man dazu kommen kann, zu sagen?« (ebd., 135–136). Die Fragestellung ist in den ersten Versuchsreihen jedenfalls immer so, dass die Versuchsperson sie mit Ja oder Nein beantworten muss.

Die Versuchsperson sitzt an einem Tisch, der Versuchsleiter »in der Nähe«, er liest die Aufgaben vor und misst die Zeit, bis die Versuchsperson mit Ja oder Nein antwortet. »Nach der Antwort erbat ich mir eine möglichst treue Beschreibung dessen, was die Vp. in der Versuchszeit erlebt hatte. Da bekam ich dann Protokolle« (ebd., 129). Wir werden sehen, dass Bühler eben darüber nichts sagt: darüber, wie er zu seinen Protokollen gekommen ist.

In der Folge geht Bühler auf die Frage der objektiven Kontrolle der Feststellungen der Selbstbeobachtungen ein. Der für unseren Zusammenhang wesentliche Punkt betrifft die Wahl der Versuchspersonen. Die Qualität der Beobachtungen wird durch die Kompetenz und Qualifikation von Fachkollegen garantiert: »Ich hatte das Glück, zwei geübte Versuchspersonen zu finden, die sich mir für die Versuche zur Verfügung stellten, Herrn Professor Külpe und Herrn Privatdozenten (jetzt Professor) Ernst Dürr« (ebd., 131). In der Einleitung liest man: »Es war ein ideal schönes Zusammenarbeiten mit ihnen, bei dem jeder gab, was er geben konnte, und alle sich freuten, wenn man einen Schritt weiter gekommen war« (ebd., 124).

Über das Wie dieses Zusammenarbeitens wird wenig Konkretes gesagt. Nur an einigen wenigen Stellen ist angedeutet, dass die Rolle des Versuchsleiters viel aktiver war, als man auf den ersten Blick hin meinen könnte. Bühler schreibt:

»Wenn man es mit Versuchspersonen zu tun hat, die in der Beobachtung geübt sind und wissen, um was es sich in den Versuchen handelt, wird man daher als Versuchsleiter wenig in die Beschreibung selbst einzugreifen brauchen. Man wird sich damit begnügen, zu sagen, auf welche Momente es einem besonders ankommt, und es dann der Vp. überlassen, was sie darüber sagen will. Nur notwendige oder offenbar vergessene Ergänzungsaussagen wird man direkt durch Fragen herbeizuführen suchen« (ebd., 132–133).

Und weiter, bei der Diskussion der Frage, ob man der Versuchsperson von Vornherein »bestimmte Begriffe an die Hand« geben soll:

»Es ist, wie ich glaube, viel richtiger, man lässt die Vp. ruhig ihre eigenen Worte gebrauchen, ja manchmal ist es gut, sie vor Kunstausdrücken direkt zu warnen; sie soll, wenn es nicht anders geht, Umschreibungen gebrauchen oder es mit Hilfe eines Bildes klar zu machen versuchen, was sie sagen will. Damit wird man insbesondere bei geübten Vp. viel weiter kommen. Für den Versuchsleiter bringt das freilich neue Lasten, er muss sich einfühlen in die Lage seiner Vp., muss miterleben, wenn er sie ordentlich verstehen will; er muss auf ihre Eigentümlichkeiten eingehen und mir ihr in ihrer Sprache reden können. Das gibt diesem Zusammenarbeiten ein eigentümliches, vertrautes Gepräge« (ebd., 133–134).

An anderer Stelle spricht Bühler auch davon, dass man selbst bei der Auswahl der Aufgaben auf Eigentümlichkeiten der Versuchsperson, auf ihren »Geschmack« Rücksicht nehmen soll. Was für die eine Person interessant ist, kann für eine andere belanglos und daher in Bezug auf ihre Denktätigkeit wenig anregend sein. Der sprachliche Ausdruck, den Bühler in diesem Zusammenhang wählt, ist für einen wissenschaftlichen Text recht außergewöhnlich: »Auf solche Geschmacksunterschiede der Vp. muss man liebevoll [Hervorhebung durch die Autoren] eingehen« (ebd., 139).

1.3 Die aktive Rolle des Versuchsleiters

Für die Entwicklung der Methode der Würzburger Schule entscheidend ist die zwei Jahre vor Bühlers Habilitationsschrift erschienene Untersuchung Narziss Achs Über die Willenstätigkeit und das Denken (Ach 1905). Wir brauchen uns auf den Gegenstand, die Durchführung und die Resultate der Ach’schen Experimente hier nicht einzulassen. Entscheidend für uns ist allein, wie Ach das Zusammenwirken von Versuchsleiter und Versuchsperson beschreibt. Für unseren Zusammenhang unerheblich ist auch die Frage, ob und inwieweit es Unterschiede in der Art und Weise gegeben hat, wie Bühler und Ach die Selbstbeobachtungsmethode gehandhabt haben. Wir wollen uns bloß ein Bild davon machen, was unter der nun erstmals von Ach verwendeten Bezeichnung der systematischen Selbstbeobachtung von unter experimentellen Bedingungen erzeugten psychischen Abläufen an Interaktionen zwischen Versuchsleiter und Versuchsperson möglich gewesen ist. Gleich zur Einleitung in §2 seiner Darstellung – dem Kapitel, das mit »Die experimentelle Selbstbeobachtung« überschrieben ist – hält Ach (1999 [1905], 104) fest, dass zur »vollständigen Beschreibung und Analyse« des durch »äußere experimentelle Hülfsmittel« veranlassten Erlebnisses der Versuchsperson ein »fortwährender enger Gedankenaustausch zwischen der beobachtenden Versuchsperson und dem protokollierenden Versuchsleiter« stattfindet. Es ist dieser »Gedankenaustausch«, der uns interessiert.

Nur am Rande streifen wir die Frage, wie Ach den letztlich auf Kant zurückgehenden Einwand gegen die Introspektion, wonach die Beobachtung eines psychischen Vorgangs diesen »alteriert«, »verstellt«, das heißt: verändert, zu umgehen sucht. Er bringt dabei die von Müller und Pilzecker (1900) experimentell untersuchte Perseverationstendenz ins Spiel. Erlebnisse, auf die intensive Aufmerksamkeit gerichtet ist, tendieren dazu, für längere Zeit zu perseverieren, wodurch eine Beobachtung im Grunde »in derselben Weise wie einem äußeren Naturvorgang gegenüber« möglich werde (Ach 1999 [1905], 106). Gleichwohl ist sich Ach der möglichen Schwierigkeiten dieses Verfahrens bewusst. Es gehe vor allem darum, »die Schilderungen des Erlebnisses von dem Gutdünken und der Willkür der Versuchspersonen zu befreien« (ebd., 108). Auch dann, wenn man ausschließlich in der Selbstbeobachtung geübte Versuchspersonen zu den Experimenten heranzieht (was Ach ausdrücklich empfiehlt!), könne dies nur durch ein aktives Eingreifen des Versuchsleiters gewährleistet werden:

»Der Versuchsleiter hat deshalb die Pflicht, die gegebene Schilderung durch Fragestellungen zu ergänzen. Er hat sich durch Fragestellungen darüber zu vergewissern, ob die von der Versuchsperson benützte sprachliche Bezeichnung wirklich den adaequaten Ausdruck des zugehörigen geistigen Inhaltes darstellt, d.h. also die Übereinstimmung des sprachlichen Symboles und seiner logischen Formulierung mit dem erlebten geistigen Inhalte nachzuweisen« (ebd.).

Durch vorsichtiges, aber beharrliches Nachfragen – und durch eine behutsame Variierung der experimentellen Bedingungen, wie Ach an späterer Stelle hinzufügt – ist ein gewisses Maß an »Kontrolle der von der Versuchsperson aufgestellten Behauptungen« durchzuführen (ebd., 109). Freilich gilt es eine suggestive Beeinflussung der Versuchsperson zu verhindern, hier sei das »Geschick und der Takt des Versuchsleiters« gefragt. Wie überhaupt es das Verfahren für den Versuchsleiter notwendig macht, sich »völlig in den Seelenzustand des Beobachtenden zu versenken« (ebd.). Die Person des Versuchsleiters tritt deshalb, so schließt Ach, »bei der Methode der systematischen experimentellen Selbstbeobachtung mehr als bei jeder anderen psychologischen Methode in den Vordergrund« (ebd., 110).

1.4 Das Verfassen des Protokolls

Anders als bei Bühler findet sich bei Ach auch eine kurze Bemerkung über die Bedeutung des Protokollierens: »Um Missverständnisse im gegenseitigen sprachlichen Verkehr auszuschalten, wurde bei komplizierten sprachlichen Äußerungen das Protokoll der Versuchsperson zur Kontrolle nochmals vorgelesen« (ebd.). Der Zusammenhang wird im Fortgang weiter eingeschränkt: Weil beim Abfassen des Protokolls – letztlich in der Form einer chronologischen »Erzählung« – die zeitliche Aufeinanderfolge der berichteten Zustände besonders relevant ist, lässt sich durch entsprechendes Nachfragen bei der Niederschrift zur weiteren Präzisierung der Selbstbeobachtungen beitragen. Trat dieser Zustand früher oder später ein? Was war vorher? Was nachher? Etc.

Wir glauben, dass Ach und dann vor allem Bühler in ihren Darstellungen der Arbeit des Protokollierens zu Unrecht wenig Aufmerksamkeit schenken. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die bislang beschriebenen Verfahrensweisen bei der psychologischen Selbstbeobachtung für sich genommen ja noch keine Daten hervorbringen. Denn »zu Daten des Forschungsprozesses werden die beobachteten Erscheinungen erst im Zuge ihrer schriftlichen Fassung« (Hoffmann 2009, 145).

Wie also soll man sich diesen Akt der Protokollierung vorstellen? Einen Anhaltspunkt finden wir bei Kurt Lewin, der am Schluss seines Manuskripts »Die Erziehung der Versuchsperson zur richtigen Selbstbeobachtung und die Kontrolle psychologischer Beschreibungsangaben« (Lewin 1918b) immerhin zweieinhalb Manuskriptseiten diesem Thema widmet. Es sind unseres Wissens die einzigen Zeilen, die damals über das Protokollieren geschrieben wurden – und die sind unveröffentlicht geblieben. Wieder müssen wir einschränken: Wir wissen nicht, wie Bühler und Ach es gemacht haben. Von Lewin erfahren wir aber, wie sie es am besten hätten machen sollen.

Für Lewin ist das Protokollieren nun tatsächlich eine Art Gespräch: ein Gespräch, das der Suche nach der richtigen Formulierung dient. Der Versuchsleiter fragt – tatsächlich: Satz für Satz! – nach, ob das, was er im Begriff ist, niederzuschreiben, dem entspricht, was die Versuchsperson meint oder sagen will. Lewin spricht von Kontrolle. Es ist aber mehr als Kontrolle: Es ist die gemeinsame Hervorbringung von Daten. Man achte darauf, wie weit diese Aufzeichnung entfernt ist von der Art und Weise, wie wir heute im Hauptstrom der qualitativen Forschung zum Beispiel Interviews protokollieren!

»Beim Sprechen macht man sich ja nicht nur durch Wörter, sondern auch durch die Betonung und sonstige Ausdrucksbewegungen verständlich. So kann es geschehen, dass sich die Vp zwar dem Vl gegenüber verständlich ausdrückt, dass der geschriebene Wortlaut der Aussage aber unverständlich bleibt. Hat die Vp infolge der Schwierigkeit des Formulierens in starkem Maße zu anderen Ausdrucksmitteln gegriffen, so frage ich zunächst etwa: ›Ich verstehe, aber was soll ich denn nun aufschreiben?‹ Natürlich ist es trotzdem angebracht, auch die zunächst gebrauchten Ausdrücke zu protokollieren, weil sie der Vp häufig beim zweiten Formulieren nicht mehr zu Gebote stehen. Abgesehen von diesen groben Fällen aber treten beim Protokollieren fast unvermeidlich absichtliche oder unwillkürliche kleine Veränderungen redaktioneller Natur auf. Diese ließen sich allerdings vermeiden, wenn der Vl blind mitschriebe und auf das Verständnis wenig Gewicht legte. Aber gerade Letzteres gilt es zu vermeiden, wenn das Protokollieren des Vl nicht seinen Hauptwert verlieren soll, der darin besteht, dass das Verständnis gesichert wird und die erste Überarbeitung der Protokolle unter den Augen der Vp stattfindet. Wird aber das Protokollierte sogleich der Vp vorgelesen, so wird ein solches eventuell vorkommendes Abweichen von dem genauen Wortlaut der Aussage nicht zu einer Gefahr, sondern zu einer Sicherung der Richtigkeit des Protokolls. Es werden so bisweilen recht wichtige Missverständnisse aufgeklärt und nicht selten auch der Vp selbst feinere Eigentümlichkeiten des Erlebnisses bewusst gemacht. Das setzt aber voraus, dass die Vp zu hören bekommt, was wirklich geschrieben wird, und dass sie gegen jede Formulierung, die ihr nicht passt, auch wenn sie die Gründe davon nicht oder noch nicht übersieht, sofort Protest erhebt« (Lewin 1918b, 197–198).

2 Neubeginn der »Introspektion« als psychologische Methode

Im Fortgang der Entwicklung der Psychologie war dem von der Würzburger Schule entwickelten Verfahren der systematischen Selbstbeobachtung keine allzu lange Lebensdauer beschieden.4 Andere Methoden traten an ihre Stelle: in der Denkpsychologie zum Beispiel die sogenannten Lautlösungsprotokolle. Typisch dafür ist auch, wie Kurt Lewin seinen eigenen Forschungsstil mit der Entwicklung des dynamischen Begriffsapparats der Feldtheorie zu ändern begann: weg von der nachträglichen Beschreibung innerer Vorgänge hin zur Beobachtung des tatsächlichen Reagierens von Versuchspersonen in mehr oder minder komplexen Situationen. In der von seinen Schülern durchgeführten Reihe von Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie wurden die spontanen Äußerungen der Versuchspersonen zwar immer noch aufs Genaueste registriert, aber nicht mehr in Hinblick auf innere Abläufe, sondern als direkte Auswirkungen der Situation interpretiert (Hoffmann 2009, 152–153).5 Mit dem internationalen Siegeszug der behavioristischen Psychologie ist »Selbstbeobachtung« dann überhaupt zu einem Unwort geworden.

Eine unerwartete Neubelebung oder eigentlich Neufassung der Introspektion als wissenschaftliches Verfahren nach über einem halben Jahrhundert der »surprising doctrinal eclipse of what is most immediately present to us« (Bitbol und Petitmengin 2015, 286) ist nicht zuletzt einem Impuls Francisco Varelas (1996) zu verdanken: Die Wissenschaft dürfe bei der Beschreibung kognitiver Prozesse die Perspektive der ersten Person nicht außer Acht lassen, die weitaus reichhaltiger als jede noch so technisch sophistizierte, wiewohl immer indirekt bleibende neurowissenschaftliche Außensicht über diese Prozesse Auskunft geben kann – dies allerdings nur unter Einhaltung einiger bedeutsamer Verfahrensschritte, die aus der Phänomenologie zu beziehen wären. In einer ähnlich inklusiven Geste, wie sie in Bühlers Krise der Psychologie zum Ausdruck kommt, plädierte Varela dabei für eine Zusammenarbeit von Introspektion und Neurowissenschaften, insbesondere da die von Letzteren erzeugten Daten ohne die subjektiven Beschreibungen nicht sinnvoll interpretierbar wären – von daher auch die von ihm verwendete Bezeichnung »Neurophänomenologie«. Nach Varelas frühem Tod (2001) war es vor allem Claire Petitmengin, die diesen nunmehr Mikrophänomenologie genannten Ansatz methodisch weiterentwickelt (dies v.a. mit Michel Bitbol, z.B. Bitbol und Petitmengin 2015, 2016; Petitmengin und Bitbol 2009; Petitmengin 2006) und selbst überzeugende mikrophänomenologische Analysen, etwa zur meditativen Erfahrung (Petitmengin, van Beek, Bitbol, Nissou & Roepstorff, 2017) oder zur Antizipation epileptischer Episoden (Petitmengin 2010), vorgelegt hat.6

Im Folgenden wollen wir die mikrophänomenologische Neubestimmung der Introspektion dem Ansatz der Würzburger Schule gegenüberstellen. Es werden sich dabei einige epistemische, vor allem aber method(-olog-)ische Probleme benennen lassen, die sich hemmend auf die Weiterentwicklung des Würzburger Vorgehens ausgewirkt haben könnten. Umgekehrt wird diese Gegenüberstellung aber auch erlauben, einige Unklarheiten des mikrophänomenologischen Ansatzes herauszuarbeiten. Freilich kann der ganze damit umrissene Problemkreis hier nicht umfassend verhandelt werden.7 Wir müssen uns auf den in den Eingangskapiteln gefundenen Fokus beschränken: auf das konkrete Forschungsvorgehen, wie wir es aus Versuchsprotokollen oder Publikationen rekonstruieren können.

2.1 »Introspektion« in der Mikrophänomenologie

Auf den ersten Blick scheint das mikrophänomenologische Interviewformat dem der Würzburger recht ähnlich zu sein. Wie letzteres (z.B. Watt 1904; Bühler 1907/1908; vgl. Abschnitt 5) interessiert es sich etwa für (die Chronologie der) Bewusstseinsinhalte in einem meist sehr kurzen Zeitfenster: von einem vom Versuchsleiter/Interviewer gegebenen Reizwort oder einer von ihm gestellten Frage bis zu dem Punkt, an dem die Versuchsperson zu einer Antwort gekommen ist bzw. die interviewte Person in irgendeiner Form signalisiert, dass sich eine entsprechende Vorstellung eingestellt hat. Zum Beispiel beginnt das ausführliche Interviewprotokoll, das Petitmengin einer ihrer Schlüsselpublikationen (2006, 261–266) beilegt, folgendermaßen:

»J: I’m going to ask you, right now, to think of an elephant.

C. Silence (5 s), then nods her head, smiling.«

Methodologisch für uns interessant ist die unmittelbar darauf folgende Rahmung des weiteren Geschehens durch die Interviewerin:

»J: OK. So what we’re going to do now is […] It’s as though we had a video recorder: we’re going to go backwards, and then we’re going to replay the sequence, and then we’ll see what you did to think of this elephant. … [S]o we’re just going to rewind, and to do that I’m going to ask you to immerse yourself again in this experience.«

Metaphern des Zurückgehens sind hier im Vordergrund (»go backwards«, »replay«, »rewind«), aber der Impuls zielt nicht auf ein Erinnern, adressiert nicht eine Instanz, die aus der Gegenwart in eine – wenn auch kürzlich – erlebte Vergangenheit zurückschaut, sondern zielt letztlich auf eine Immersion, ein Wiedereintauchen (»immerse yourself«) in das Erleben selbst – eine Verschiebung mit bedeutenden methodologischen Konsequenzen. Denn die Immersion, das (Wieder-)Eintauchen in das Erleben, hat gegenüber dem Erinnern die unmittelbare Gegenwart voraus. Es ist das aktuell Gegebene und nicht das Erinnerte, das auf Aspekte hin entfaltet werden soll, die im Augenblick gerade als noch nicht bewusst (»pre-thought«) vorhanden sind.

Des Weiteren lässt sich in diesem Protokoll ein Interviewer-Verhalten finden, dem wir bei Ach und Lewin schon begegnet sind. Hier realisiert es sich folgendermaßen:

»J: I’m often going to repeat what you say to me, which will enable me first to make sure that I have understood you correctly, and then as the information comes, it will help me to memorise. Don’t hesitate to tell me if I am wrong, for that can happen, if what I repeat does not exactly correspond to what you did, to what you experienced …«

Tatsächlich erweist sich derartiges wortidentes Zurücksagen der Aussagen der interviewten Person als eines der wesentlichen strukturgebenden Momente des von Petitmengin (2006) protokollierten Interviews; es kommt nach nahezu jeder Aussage der interviewten Person zum Einsatz, zum Beispiel:

»C: Yes, there are some noises of objects moving away, of the screen opening. A little noise, a little noise that … that tells me something is happening.

J: A little noise that tells you something is happening, that gives you information about …

C: That gives me information … yes, about the opening of the screen.«

Liest man genau, dann lässt sich an dieser Sequenz (deren Struktur – zuerst wortgetreues Zurücksagen, dann Anregung zu einer Fortsetzung und Differenzierung – sich in dem Interviewprotokoll ständig wiederholt) allerdings eine im Vergleich zu den Würzburgern andere Absicht erkennen: Bei der Wiederholung der Aussage durch die Interviewerin geht es nicht um eine dialogische Validierung der Aussage, nicht darum sicherzustellen, ob die Interviewerin etwas richtig verstanden hat (wie Ach und Lewin das nahegelegt haben), sondern darum, die interviewte Person in ihrem Erlebensstrom zu halten und diesen weiter anzuregen. Wenn hier die Interviewerin Cs Aussage »something is happening« wiederholt und dann mit »that gives you information about …« fortgesetzt wird, bedeutet das nichts anderes als eine implizite Aufforderung, das Erlebte weiter zu sondieren, weitere Schichten davon zu elizitieren, es weiter »aufsteigen« zu lassen.8

Mittels welcher Interviewtechniken kann das gelingen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst umgekehrt fragen: Was muss dazu unterlassen werden? Zum einen muss einer spontanen Neigung der Interviewten zur Abstraktion entgegengewirkt werden (Petitmengin und Bitbol 2009, 385): »When persons try to describe a given experiential process (whether it is cognitive, emotional or perceptual), they start spontaneously by describing what they believe they do, what they imagine they do.« Derartige Beschreibungen – vorschnelle Eigenelaborationen und bewertende oder begründende Kommentare – müssen »eingeklammert« werden, um der Erfahrung selbst Raum zu geben. Die phänomenologische Inspiration ist hier deutlich; Varela (1996, 338) spricht ganz explizit von »phenomenological reduction« und von »bracketing«. Mit anderen Worten: Das Ich, das über sein Denken, seine Affektionen, seine Wahrnehmungen so gut Bescheid zu wissen glaubt, und all sein Meinen, Beschreiben, Abstrahieren, Bewerten und Argumentieren soll außen vor bleiben. Es geht um das, was wir erleben, und nicht darum, was wir denken, dass wir erleben oder erleben sollten. Die phänomenologische Reduktion, so Varela,

»cuts short our quick and fast elaborations and beliefs, in particular locating and putting in abeyance what we think we should find, or some expected description. Thus PhR [phenomenological reduction] is not a seeing inside, but a tolerance concerning the suspension of conclusions that allows a new aspect or insight into the phenomenon to unfold« (Varela 1996, 338–339).

Freilich scheinen sich auch Bühler und Lewin dieser Problematik wenigstens im Ansatz bewusst gewesen zu sein: Bühler warnt, wie wir gesehen haben, vor »Kunstausdrücken« und Lewin lässt ein »Ich bin enttäuscht«, weil es zu sehr von der konkreten Erfahrung abstrahiert, als Protokollsatz nicht zu. Bühlers Fragen hingegen – »Ist es richtig, dass …?«, »Verstehen Sie, was der Aphorismus sagen will?« – sprechen eine andere Sprache: Sie adressieren geradezu die alltägliche, die Common Sense-Vernunft, das kommunikativ-generalisierte Wissen, das Schulwissen über Eucken und Aphorismen, jenes Denken also, das gelernt hat, aus der Distanz mit reifizierten Objekten zu jonglieren, die gerade nicht in den lebendigen eigenen Erfahrungsstrom eingebettet sind.9

2.2 Zum Erleben selbst

Halten wir also fest: Mikrophänomenologen wollen mit ihren Fragen eine Art Erlebnistrance induzieren, in der nicht auf Erlebtes zurückgeschaut, sondern in der das Erleben in Präsenz gehalten und aus der epistemischen Autorität dieses aktuellen Erlebens gesprochen wird. Sie wollen, um das in einer phänomenologischen Wendung zu sagen, zum Erleben selbst – und sich nicht mit der Erinnerung an das Erlebte begnügen.

Daraus ergeben sich sehr spezifische Anforderungen an die Interviewenden. Diese müssen, wie dargestellt, zunächst dafür sorgen, dass die Interviewten nicht in ein allgemeines Beschreiben bzw. Abstrahieren verfallen und sich stattdessen auf das je einmalige Erleben im Hier und Jetzt fokussieren, das durch die Frage des Interviewers ausgelöst wurde. Konkret bedeutet das, das Interview immer wieder und diesbezüglich durchaus bestimmt (von daher prima facie nicht unbedingt immer liebevoll) von Abstraktionen jeglicher Art weg und auf ein konkretes Erlebnis zurückzubringen, das sich zeitlich genau lokalisieren lässt. Denn selbst wenn dieses Erleben gerade passiert ist (wie in dem oben zitierten »elephant«-Beispiel), braucht es doch die Interviewerin, um es wieder und wieder zu evozieren und damit so weit zu stabilisieren10, dass eine mikrophänomenologische Ausdifferenzierung möglich wird.

Auf dieser Basis dienen dann »leere«, d.h. ohne propositionalen Gehalt auskommende Fragen des Interviewers dazu, die Aufmerksamkeit des Interviewten immer wieder von unterschiedlichen Impulsen ausgehend auf das Erleben zu lenken, damit dieses von verschiedenen »Richtungen« her wieder und wieder ausgestrichen oder ausgedehnt wird, um letztlich dadurch in immer feinerer struktureller und temporaler – synchroner wie diachroner – Granularität sichtbar zu werden (Vermersch 2003 [1994], insbesondere Kapitel 5; Petitmengin 2006, 244–246). Ein Beispiel aus Petitmengin und Bitbol (2009, 376) soll das verdeutlichen. Die Interviewten werden zunächst gebeten, sich einen Wasserfall in den Bergen vorzustellen. Sobald sich dazu eine Vorstellung stabilisiert hat, kann etwa folgendermaßen weitergefragt werden:

»Did this waterfall appear in color or in black and white? Was this image clear or fuzzy? Was it stable or fleeting? Was it an imaginary waterfall, or a waterfall that you had seen before? Was the visual scene accompanied by sounds? By smells? By bodily sensations? Did you see this image as if it was a photograph or a film? Or were you ›inside the scene‹, in the location of the waterfall.«

Weitere Fragen dienen dazu, die Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die – in aller Regel prä-reflexive-diachronische – Struktur bzw. Dynamik zu lenken, mit der sich das Erleben eingestellt hat:

»[W]as the image or scene preceded by other candidate images? Did the final image appear at once, complete, or was it progressively constituted? Which sensorial dimension appeared first, the visual, the tactile, the auditory, the olfactory, (or maybe the gustatory)? From the instant where I asked you to imagine a waterfall, did you say anything to yourself? Did you feel anything particular? When precisely did you know that you were ›imagining a mountain waterfall‹?«

Gerade letztere Fragen belegen, dass hier nicht vorrangig interessiert, was erfahren bzw. gedacht wird, sondern wie dieses Erleben zustande kommt, wie das innere Bild sich einstellt. Nicht im manifest Inhaltlichen, im Was, sondern im Wie dokumentiert sich, woran die Erfahrung sich ausrichtet, von woher und wohin sie sich orientiert.

2.3 Protokollieren

Wir dürfen an dieser Stelle die Technikgeschichte qualitativer Methoden nicht außer Acht lassen, das heißt die Verschiebung der Interviewsituation, wie sie sich durch das jeweilige Aufzeichnungsmedium ergibt. »Das Medium ist die Methode« – so hat Schäffer (2021) diesen Gedanken kürzlich in Anlehnung an McLuhan auf den Punkt gebracht. Die zeitgenössischen Mikrophänomenologen sind im Unterschied zu ihren Würzburger Vorfahren durch die Aufzeichnungsgeräte von der Aufgabe des unmittelbaren Protokollierens entlastet. Transkription, Interpretation und Validierung sind vom Interview entkoppelt. Erst diese Entlastung gibt den Interviewenden forschungspraktisch die Freiheit, in eine Art von gemeinsamer Elizitations-Trance einzutreten.

Aus der Schilderung des mikrophänomenologischen Interviewens sollte des Weiteren deutlich geworden sein, dass sich dieses – und das gilt für beide Seiten: den Interviewer wie den Interviewten – sehr stark von der Alltagskommunikation unterscheidet. Abgesehen von der Suspension alltäglicher Reziprozitätsregeln, wie sie auch aus anderen Interviewformen geläufig sind, muss die interviewte Person darüber hinaus auch bereit sein, alles Argumentieren und Abstrahieren sein und sich immer wieder an den Ausgangspunkt des Erlebens zurückführen zu lassen. Sie muss eine asymmetrische, von Routinen des alltäglichen Sprechens hochgradig abweichende Interaktion tolerieren und bereit sein, das auf der eigenen Bewusstseinsleinwand Erscheinende ohne Bewertungen, Berichtigungen, Eigentheorien, Elaborationen, Meinungen, Mutmaßungen – kurzum: ohne das Halbwissen des Alltags an das eigene Erleben anzulegen – zu berichten. Pointiert gesagt: Sie muss das eigene Erleben ungeschützt ausliefern. Der Interviewer andererseits muss über eine Art kommunikativer Trancetechnik verfügen, über ein Erickson’sches Sprechen11 – mit Inhaltsleere und Vagheit als wichtigsten Kompetenzen.

3 Schluss

Für einen abschließenden kontrastierenden Vergleich der hier skizzierten Ansätze wollen wir uns noch einmal das Problem vergegenwärtigen, das in beiden Ansätzen – und in beiden nur implizit – angesprochen wird. Es handelt sich dabei um ein, wenn nicht das methodologische Grundproblem der Psychologie als Wissenschaft überhaupt: um die Frage, was eigentlich ihre Daten sind und wofür diese Daten stehen.

Die Daten, die hier interessieren, werden gemeinhin als »introspektiv« bezeichnet.12 Jemand erzählt über etwas, das nur ihm selbst zugänglich ist. Wir haben es also nicht mit Erfahrungen oder Erlebnissen zu tun, sondern mit Selbstberichten, mit sprachlichen Beschreibungen, die jemand für sein Erleben findet und mittels derer er oder sie Bedeutung generiert, in den Bereich der Bedeutung eintritt. Wofür wir uns hier interessieren, ist, wie dieser Bericht zustande kommt. Wir setzen voraus, dass es für das Sprechen über das eigene Erleben keine »natürliche«, »richtige«, »authentische« Sprache gibt. Es gibt also viele verschiedene Logiken des Zur-Sprache-Bringens; verschiedene »Sprachspiele«, die je für sich einer bestimmten »Logik«, das heißt bestimmten Regeln folgen. Wir heben hervor, dass »Regel« für Wittgenstein ein Beobachtungsbegriff ist: Eine Regel ist etwas, was sich in ihrer Anwendung erweist. Wir behandeln das Vorgehen der Würzburger Schule und der Mikrophänomenologie also als regelgeleitete Sprachspiele, in denen »innere«, das heißt in der Perspektive der ersten Person gegebene psychische Abläufe in einem Dialog zur Sprache gebracht werden sollen – in einem Dialog, in dem dieser Eintritt in den Bereich der Bedeutungen sich in einer, wie wir glauben, je spezifischen und exakt beschreibbaren Art und Weise vollzieht. Man kann also sagen: Innere Erfahrung wird in einer der Versuchsperson und dem Versuchsleiter gemeinsamen Sprache artikuliert, sie wird »objektiviert«, intersubjektiv zugänglich und damit »wissenschaftsfähig«.

Dass Ach, Bühler, Lewin und mit ihnen die ganze ältere Psychologie dem Problem des Zur-Sprache-Bringens – wenn überhaupt – nur am Rande Beachtung schenken, ist für das, worauf es uns hier ankommt, bezeichnend. Ungebrochen spiegelt sich darin die soziale Position des Universitätsprofessors im Raum der Macht. Auf Bühlers Denkpsychologie bezogen: In der Art und Weise, wie der gebildete Bürger sich Probleme stellt und diese Probleme löst, manifestiert sich das Denken an sich; das regelgeleitete Sprechen des Wissenschaftlers darüber behauptet die Logik der eigenen Sprache als zwingend, als die einzig mögliche Form, über dieses Denken verbindlich zu sprechen. Diese soziale Konstruktion bleibt unbemerkt, weil im Labor der Denkpsychologie die Wissenschaftler, die Denkpsychologen, unter sich sind.13 Wechselseitig sind sie einander Versuchsleiter und Versuchsperson. Damit ist eines der zentralen Probleme sozialwissenschaftlicher Forschung – wie ist damit umzugehen, wenn (was ja zumeist der Fall ist) Versuchsleiter/Interviewer und Versuchsperson/Interviewter einander fremd sind, das heißt nicht derselben »Lebensform«, »Kultur« oder »Klasse« angehören? – »gelöst«. Problematisch wird dann allerdings die Verallgemeinerung: nicht Denken an sich, sondern »indigenes« Denken – das, was deutschen Bildungsbürgern in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als Denken gilt – wird untersucht. Man kann den Würzburgern aber umgekehrt zugutehalten, dass sie ihr Elitebewusstsein recht ungeschminkt zur Schau stellen. Information zur sozialen Position der Interviewten sucht man in der Mikrophänomenologie zumeist vergebens. In den mikrophänomenologischen Texten findet sich wenig davon, dass das Sprechen über sich »historisch«, »gesellschaftlich«, »kulturell« bestimmt sein könnte. Auch hier also derselbe Kritikpunkt: Der Forscher hält seine privilegierte Position offenbar für so selbstverständlich, dass ihm die kraft dieser sozialen Positionen eigene Sprache gleichsam als »von Natur gegeben« erscheint. Es ist derselbe Zug zur Naturalisierung, wie wir ihn auch in Husserls Grundlegung der Phänomenologie finden.

Was lässt sich nun an Unterschieden zwischen den beiden Ansätzen festhalten? Dem Vorgehen der Würzburger Schule liegt, so könnte man sagen, ein letztlich aus der Fremdbeobachtung abgeleitetes Modell der »Selbstbeobachtung« zugrunde. Die Person des Beobachters ist gleichsam aufgespalten: in einen beobachtenden und einen zu beobachtenden Teil. Der zu beobachtende Teil – ein perseverierendes Erlebnis – steht dem beobachtenden Teil im Grunde in derselben Weise zur Verfügung wie sonst irgendein zu beobachtendes prozesshaft ablaufendes Ereignis in der Außenwelt. Nicht umsonst stellt Bühler eine Analogie her zu einem Biologen, »der einen Prozess beobachtet, vielleicht mit einigen Beobachtungsschwierigkeiten etwa unter dem Mikroskop« (Bühler 1907/1908, 132). Liegt hier vielleicht derselbe Fehler vor, auf den Lewin in Bezug auf die Sinnespsychologie hingewiesen hat: dass sich nämlich in den Denkvorgängen bloß die Struktur der Aufgabe abbildet ähnlich wie der gegenständliche Inhalt in der gesehenen Form im sinnespsychologischen Experiment? Die von Bühler registrierten Denkvorgänge sind unanschaulich, weil sie auf unanschauliche Aufgaben gerichtet sind. Dann wären die »Selbstbeobachtungen« der Würzburger Schule also Selbstbeobachtungen unter Anführungszeichen. Experimente, die im Eigentlichen etwas über das Lösen von so oder so konstruierten Denksportaufgaben aussagen, wenig aber über jene komplexen inneren Vorgänge, die wir im Alltag, in unserer Alltagssprache, völlig undifferenziert als »Denken« qualifizieren.

Ganz anders der Zugang der Mikrophänomenologie: Sie geht eben nicht davon aus, dass man einen einmal abgelaufenen Vorgang für zumindest kurze Zeit irgendwie fixieren kann oder fixieren soll. Der Vorgang wird von außen – durch die Aufforderungen des Interviewers – immer wieder aufs Neue angefacht, in Bewegung gehalten – und dabei angereichert, weiter und weiter expliziert. Der Interviewer fungiert als sokratischer Geburtshelfer: Zur Welt gebracht soll die ganze Vielgestaltigkeit, die ganze Komplexität eines einfachen psychischen Aktes werden; das heißt vor allem auch jene prä-reflexiven Anteile, die vom Interviewten beim Eintritt seines Erlebens unbemerkt, in diesem deskriptiven Sinne für ihn »unbewusst« geblieben sind. Um das zu erreichen, klammern die Mikrophänomenologen die alltagsübliche Art zu reden ein und versuchen alles aus dem Weg zu räumen, was die Transformation des Erlebens in die Sprache in alltagsüblicher Weise formatieren könnte; in diesem Nicht-Akzeptieren der Alltagssprache liegt, so wie in der Psychoanalyse auch, das Produktive.

In der Mikrophänomenologie verschiebt sich also der epistemische Montagepunkt weg von der Logik des erkennenden Erreichens eines feststehenden, einmal stattgefundenen Erlebens hin zu einer Forschungslogik der dialogischen Entfaltung eines vor dieser Entfaltung noch verborgenen Erlebens.14 Mit anderen Worten: Eine prä-reflexive Erlebensmatrix wird unter starker Beihilfe einer interviewenden Person in Sprache hinein entfaltet, Resultat ist eine Beschreibung, die vor diesem forscherischen Zugriff nie bewusst war und ohne diesen auch nie im Bewusstsein aufgetaucht wäre.15

Vor diesem Hintergrund verliert die für die Würzburger Schule so essenzielle Frage, »ob die von der Versuchsperson benützte sprachliche Bezeichnung wirklich den adäquaten Ausdruck des zugehörigen geistigen Inhalts darstellt«, an Bedeutung. Zu fragen ist nun, wie das Erleben in seiner Entfaltung sich zu einer »Erfahrung« gestaltet. Denn was ist das fortwährende In-Sprache-Fassen anderes als – die Formung von Erlebnissen?

Am Schluss sei das bislang Gesagte noch philosophiegeschichtlich zu verankern versucht. Mit einigem Recht lässt sich zumindest für Bühler sagen, dass er seine frühe Denkpsychologie als Versuch verstanden hat, Phänomenologie in empirische Forschung umzusetzen. Wir wissen nicht, ob Husserl dieser Ansatz zur Kenntnis gekommen ist. Sicher ist freilich, dass Husserl diesen Anspruch mit Entschiedenheit zurückgewiesen hätte. In einem Brief an Karl Bühler vom 28. Juni 192716, in dem er sich für die Zusendung eines Exemplars der Krise der Psychologie bedankt, unterstreicht Husserl jedenfalls seinen Standpunkt, dass jede empirische Psychologie eine in der transzendentalen Phänomenologie gegründete apriorische Psychologie zur notwendigen Voraussetzung habe – und zwar in einem ganz ähnlichen Sinn, wie »die Erfahrungswissenschaft von der Natur« zum Beispiel eine »reine Geometrie« voraussetzt. Eine empirische Psychologie, wie sie Bühlers denkpsychologische Untersuchungen darstellen, kann nicht die Bedingung der Ermöglichung ihrer selbst sein.

Die damit postulierte und infolge des Psychologismusstreits dann tatsächlich auch erfolgte Trennung von Philosophie und Psychologie hat, wie die Geschichte zeigt, beiden Fächern in inhaltlicher Hinsicht letztlich geschadet. Die Psychologie hat mit dem Bezug zur Philosophie nur allzu deutlich an theoretischem Potenzial verloren, die Philosophie durch ihren selbstverordneten Rückzug aus der empirischen Forschung gelegentlich den Bezug zum wirklichen Leben (vgl. Benetka 2021b). Die Mikrophänomenologie (und mit ihr all die in unserem Essay angerissenen Fragen und Bedenken) könnte man in diesem Kontext als Versuch ansehen, Philosophie und empirische Forschung einander wieder anzunähern. Freilich ist die gesamte Tradition der Phänomenologie auf Erfahrung gestützt: aber eben bloß auf die Erfahrung derer, die – ein einsames Geschäft – als Philosophen Phänomenologie betreiben. Die Öffnung hin zu empirischen Untersuchungen bedeutet zum Beispiel die Möglichkeit, Homologien aus den Beschreibungen mehrerer Personen zu destillieren bzw. eigene Erfahrungen an den Selbstberichten anderer abzugleichen. Und sie ermöglicht auch, sich von der Frage irritieren zu lassen, woher eigentlich die Worte kommen, mit der wir »innere Erfahrung« in der Wissenschaft, aber auch im alltäglichen Leben zu beschreiben gewohnt sind.

Was ist aber nun in methodologischer Hinsicht aus der Gegenüberstellung von Würzburger Schule und Mikrophänomenologie zu gewinnen? Zunächst glauben wir, dass der Begriff der Introspektion einseitig und daher im Grunde für beide Verfahrensweisen unpassend ist. »Einseitig«, weil damit die Unterscheidung zwischen Erleben und Erlebnisbericht verwischt wird. Erleben wird in beiden Ansätzen wissenschaftsfähig, indem es artikuliert wird. Diese Artikulation, das heißt der Erlebnisbericht, ist der wissenschaftliche Gegenstand – ein Umstand, von dem der Begriff »Introspektion« ablenkt, insofern er auf das Erleben selbst referiert.

Beiden Ansätzen gemeinsam ist, dass diese Artikulation sich einem Dialog verdankt: In der Interaktion zwischen Versuchsleiter und Versuchsperson wird das Erleben der Versuchsperson zur Sprache gebracht.

Allerdings geht es bei beiden Ansätzen wohl doch um Verschiedenes. In Bezug auf die Würzburger Schule scheint uns Achs Begriff der Perseveranztendenz als unpassend: In Bühlers Experimenten zur Denkpsychologie wird nicht »nachhallendes« aktuelles Erleben beschrieben, sondern die Erinnerung an vergangenes Erleben.17 Für die Methodologie der Psychologie ist interessant, dass sich das Zustandekommen der Erlebnisprotokolle als Prozess der Aushandlung von Bedeutungen zeigt. Was niedergeschrieben wird, sind gemeinsam in der Situation als deskriptiv richtig befundene Worte. Die Versuchsperson ist also in die Auslegung ihrer Erzählung miteinbezogen.

Anders als in der Würzburger Schule scheint in der Mikrophänomenologie der Anspruch auf die Untersuchung aktuellen Erlebens glaubhafter vertreten zu sein. Aber auch hier zahlt es sich aus, genau zu sein: Was im Eigentlichen thematisiert wird, ist nicht das Erleben selbst, sondern der Umstand, dass und wie die Artikulation des Erlebens daran anschließendes aktuelles Erleben zu modifizieren und in weiteren, durch den Versuchsleiter initiierten Reartikulationen »anzureichern«, das heißt begrifflich zu elaborieren vermag. Wovon beide Ansätze stillschweigend ausgehen: dass es nämlich eine eindeutige Beziehung zwischen Erleben und Sprechen über das Erleben gibt, ist empirisch unhaltbar. Das zu bedenken, scheint uns wichtig zu sein für künftige Analysen dialogischer Methodologie: Wie die Sozialwissenschaften insgesamt so tendiert gerade auch die Phänomenologie stillschweigend dazu, die in einer gegebenen Sprachgemeinschaft bestehende Heteroglossie in letztlich klassenspezifisch bestimmte Monoglossie aufzulösen.

Anmerkungen

[1]
An der Fakultät für Psychologie der Sigmund Freud PrivatUniversität leitet Natalie Rodax einen Forschungsschwerpunkt zu diesem Thema (vgl. Rodax und Benetka 2021).
[2]
»Erlebnis« wird hier mit Külpe im Sinne einer für die Psychologie relevanten Erfahrungstatsache verstanden; Bühler verwendet in seinen Schriften den Begriff des Handelns eigentlich als eine biologische Kategorie: als ein orientiertes Verhalten (vgl. dazu Friedrich 2018).
[3]
Zu dieser Vorgeschichte vgl. z.B. Nalepka (2006). Eine auch nur annähernd erschöpfende Darstellung der zeitgenössischen Debatten der Rolle der Introspektion im Kontext der experimentellen Psychologie kann hier nicht geleistet werden. Wir gehen im Folgenden von Wundt aus, weil die Würzburger Schule in der Begründung ihrer methodischen Innovation letztlich auf die Leipziger Reaktionszeitversuche bezogen bleibt (vgl. dazu Ziche 1999).
[4]
Über das komplexe Zusammenspiel von biografischen, historischen und methodologischen Gründen für dieses rasche Verblassen des Würzburger Ansatzes geben Hackert und Weger (2018) Auskunft (vgl. auch Danziger 1980). Bühlers Vertreibung aus Wien (vgl. Benetka und Slunecko 2015) hat dabei mit eine Rolle gespielt.
[5]
Verbindungen zu Karl Dunckers Methode des »lauten Denkens« (Duncker 1935) sind hier offensichtlich. Eine eingehende Analyse des Verhältnisses von Selbstbeobachtungs- und Lautlösungsprotokollen kann hier aber nicht geleistet werden.
[6]
Ein Einblick in die Forschungsaktivitäten der Gruppe lässt sich auf deren Website www.microphenomenology.com gewinnen.
[7]
Die Mikrophänomenologie ist nicht die erste Form nach-würzburger erstpersonaler Forschung. Zu erwähnen ist insbesondere verwandte Forschung aus Pittsburgh (Giorgi 2009) und Kopenhagen (Overgaard und Sørensen 2004; Ramsøy und Overgaard 2004). Auch in Deutschland gibt es eine aktive »neo-introspektionistische« Gruppe um Weger und Wagemann (2015, 2021; Weger et al. 2018a und 2018b). Eine diese Ansätze mit umfassende Zusammenschau der hier erörterten methodologischen Probleme (insbesondere des Problems der Verbalisierung) bleibt ein Desiderat, das im Rahmen dieses Textes nicht einzuholen war.
[8]
Das mikrophänomenologische Interview wird daher auch als explicitation interview (z.B. Maurel 2009) oder elicitation interview bezeichnet (Vermersch 1994).
[9]
Die zeitgleich mit Lewin und Bühler agierende Gruppe um Titchener war diesbezüglich der mikrophänomenologischen Position näher. Ein Mitglied dieser Gruppe, English, formuliert 1920 etwa folgende Desiderate: »Pondering on the ›how‹ rather than the ›why‹ […]. Include interpretation sparingly and always label it carefully as such […]. Avoid ›putative recollection‹ [confine yourself strictly to what in fact you introspected and avoid any inference to what you think you should have introspected] […]. Careful refocus […] attention on the plane of experience […]; confine your report to your consciousness, to your experiences« (Bitbol und Petitmengin 2015, 289).
[10]
Man kann hier nachgerade von einer Co-Regulation zwischen Interviewerin und Interviewer sprechen, die dazu dient, dass die interviewte Person nicht in ein abstrahierendes, bewertendes oder sonst wie von der Erfahrung abgehobenes Sprechen zurückfällt, sondern bei der einen und einzigen, eben der fokussierten Episode bleibt.
[11]
Gemeint ist Milton Erickson, der Begründer der Hypnotherapie, der diese Art von Frage»technik« in extremis kultiviert hat.
[12]
Wir sehen hier von Verhaltensdaten ab, zu denen wir in diesem Text nicht Stellung nehmen.
[13]
Bühler hat in seiner Habilitationsschrift gerade »die Kompetenz und Qualifikation von Fachkollegen«, die er interviewt hat – »Herrn Professor Külpe und Herrn Privatdozenten (jetzt Professor) Ernst Dürr« (Bühler 1907/1908, 131) –, als Qualitätsgarantie seines Experimentierens ausgewiesen. Damit bewegt er sich in der Tradition des im Wundt’schen Labor kultivierten (dort noch auf die äußere Wahrnehmung bezogenen) Experimentierens, bei dem nicht ungeschulte Laien, sondern erfahrene und in das Experiment eingedachte Fachkollegen einander als Versuchsleiter und Versuchsperson zur Verfügung standen.
[14]
Es geht also nicht darum, ein Erleben möglichst getreu zu erinnern, nicht um ein Perseverieren eines Erlebens, sondern um ein »re-enactment« (Petitmengin 2006), d.h. um ein Wiedereintreten in das Erleben und um ein Sprechen aus diesem Wiedereintritt, d.h. aus einem wieder gegenwärtigen Erleben. Es handelt sich insofern um einen enaktiven Ansatz, der Wissen aus aktuellem Beteiligtsein schöpft.
[15]
Entfaltung ist hier ein mit Bedacht gewählter Begriff, der Abstand hält von jenem der Entdeckung (der ein Präexistierendes zu Entdeckendes voraussetzt) und dem der Erfindung (der die präexistierende prä-reflexive Erfahrung verwirft und die Freiheitsgrade des Subjekts überschätzt); Abstand aber auch hält vom Begriff der Perseveration, weil dieser klassischerweise auf ein originales Erleben verweist, das dann – etwa auch per Interview – möglichst lange aufrechterhalten werden soll; das neophänomenologisch-mikroexplikative Vorgehen setzt hingegen darauf, dass sich das Erleben im Interview – dies auch mehrfach und selbst mit einem gewissen zeitlichen Abstand zum »Original«, der nicht durch Perseveration überbrückt ist – re-aktualisiert, d.h. sich jeweils von Neuem aus einem noch unerlebten »Urgrund« (»pre-thought«) entfaltet und dabei auch in einer Weise differenziert, die das »Original« übersteigt.
[16]
Brief von Edmund Husserl an Karl Bühler, Freiburg, 28. Juni 1927, in: Karl Bühler Nachlass, Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie, Alexius Mei­nong-Institut, Universität Graz, Ko.1–4.a1.
[17]
Retrospektion im Sinne von Brentano (1874).

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Die Autoren

Gerhard Benetka, Univ.-Prof. Dr., ist Dekan der Fakultät für Psychologie der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien und Vorsitzender des Akademischen Senats ebendort. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte der Psychologie und der Kulturpsychologie.

Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Benetka,
Sigmund Freud PrivatUniversität Wien,
Campus Prater, Freudplatz 1, 1020 Wien, Österreich,
E-Mail: gerhard.benetka@sfu.ac.at

Thomas Slunecko, ao. Univ.-Prof. Dr., lehrt und forscht an der Abteilung für Kognition, Emotion und Methoden der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Kulturpsychologie, qualitative Methoden und Psychotherapie.

Kontakt: Prof. Dr. Thomas Slunecko,
Fakultät für Psychologie der Universität Wien,
Liebiggasse 5, 1010 Wien, Österreich,
E-Mail: thomas.slunecko@univie.ac.at