Transaktionale Stimmungen und Prozesse der Individuation

Markus Wrbouschek

Journal für Psychologie, 31(1), 221–238

https://doi.org/10.30820/0942-2285-2023-1-221 CC BY-NC-ND 4.0 www.journal-fuer-psychologie.de

Zusammenfassung

Der Beitrag entwirft in Auseinandersetzung mit aktuellen Debatten in der Stimmungsforschung eine transaktionale und prozesstheoretisch fundierte Perspektive auf Stimmungen als Übergangsphänomene. Zunächst werden einige der prominenten Ansätze in der psychologischen und phänomenologischen Erkundung von Stimmungen und verwandten Phänomenen kritisch diskutiert. Anschließend greift der Beitrag auf Gilbert Simondons Theorie der Individuation zurück und nutzt das dort entwickelte Begriffswerkzeug zu einer Neubetrachtung von Stimmungen. In der kontrastiven Gegenüberstellung von Stimmungsprozessen und Ressentiment wird das Spezifische von stimmungshaften Übergängen abschließend konkretisiert.

Schlüsselwörter: Stimmung, Affekt, Simondon, Prozesstheorie, Ressentiment

Summary
Transactional Moods and Processes of Individuation

Against the backdrop of contemporary debates in the field of mood research I develop a transactional and process theoretically informed perspective on mood as transitional phenomenon. I open with a critical discussion of prominent positions in the psychological and phenomenological investigation of moods and related phenomena. Then, I employ Gilbert Simondon’s theory of individuation to develop a conceptual framework that allows me to flesh out a new perspective on moods. By contrasting mood processes with ressentiment I aim to concretise the specifics of ›mooded‹ transitions.

Keywords: mood, affect, Simondon, process theory, resentment

Einleitung

Stimmungen nehmen im Bereich der affektiven Phänomene eine merkwürdige Sonderstellung ein. In der Alltagssprache finden sich verschiedene Verwendungsweisen, es wird von der nervösen Stimmung vor einer Prüfung ebenso gesprochen wie von der gelösten Abendstimmung, es gibt die euphorische Stimmung ebenso wie die – gleichfalls nebulöse – plötzliche Verstimmung. Erweitert man das semantische Spektrum, so grenzt das Phänomen der Stimmung an verwandte Begriffe wie den der Atmosphäre (zu denken wäre an die Atmosphäre einer Landschaft, oder einer heiter-beschwingten Abendveranstaltung), aber auch den des Launischen. Einerseits zeigt die Nähe zu den Atmosphären an, dass Stimmungen diffus und im je aktuellen Erfahrungsfeld der Fühlenden nicht lokalisierbar sind, zugleich aber den Gesamtumfang der gegenwärtigen Selbst- und Weltverhältnisse der Fühlenden durchdringen. Andererseits wird in der Verwandtschaft mit den Launen deutlich, dass Stimmungen mitnichten als gleichförmig uns einschließende Gefühlsräume verstanden werden können. Das Umschlagen der Stimmung und, allgemeiner, ihre oft irritierende Unstetigkeit gehört ebenso zum Phänomen und zwingt dazu, Stimmungen in ihrer Zeitlichkeit und Dynamik näher zu beleuchten. Dabei grenzen sich Stimmungen vom jähen Einbrechen anlassbezogener Gefühlswallungen (einem Zornausbruch etwa) mit ihrem abrupten An- und Abschwellen ab. Sie durchziehen diffus episodische Phasen des Lebens, indem sie dem Erlebnisstrom eine je spezifische Tönung verleihen, oder erzeugen einen eben merklichen Misston, der das Fortschreiten der Projekte des Alltags außer Tritt bringt.

Stimmungen sind in vielen Fällen durchdringende und gleichzeitig diffuse Hintergrundphänomene, die die Gesamtheit der Erfahrung betreffen und dem Alltag eine episodische Rhythmik aufprägen. Stimmungen bringen aber auch das Fragen in Gang und sind somit eng mit dem Bemühen um Sinngebung verknüpft. Die reizbare Stimmung veranlasst, nach Gründen für die Irritation zu suchen, in der entrückten Abendstimmung scheinen Fühlende gänzlich aus dem habituellen Rhythmus des Tages zu fallen, um dem Mäandern der eigenen Gedanken und Gefühlsregungen nachzuschweifen. Hier, wie auch in dem diffusen Charakter der Stimmungen, wird deutlich, dass Stimmungen Zwischenphänomene sind, die sich in den Nischen unseres geordneten Lebens einnisten und den gewohnten Gang der Dinge gleichermaßen einstimmen wie auch verstimmen können. Auffällig ist dabei, dass Stimmungen gerade dann, wenn Fühlende meinen, endlich den Finger auf die Ursache gelegt zu haben, plötzlich entgleiten, der Affekt sich löst oder in eine scheinbar andere Richtung verflüchtigt. Bereits in dieser, noch vorwissenschaftlichen Charakterisierung deutet sich an, dass das Anderswerden und das Suchende der Stimmung näher ist als das Beharrende und Erfüllende.

Von diesem letzten Gedanken ausgehend möchte ich im vorliegenden Beitrag einen Vorschlag ausarbeiten, wie Stimmungen als transaktionale Phänomene, das heißt als Übergangsphänomene, aus einer prozesstheoretischen Perspektive verstanden werden können. Ich greife dabei auf die Arbeiten von Gilbert Simondon (1992, 2009, 2020) zum Individuationsprozess zurück, in welchen ein begrifflicher Rahmen ausgearbeitet wurde, der mir zum Verständnis von Stimmungen geeignet erscheint. Anknüpfungspunkt meiner Überlegungen ist zunächst der Befund, dass seitens der Psychologie und ihr verwandter Disziplinen eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptualisierungs- und Definitionsversuche angeboten wurde (Luomala und Laaksonen 2000), diese aber bereits hinsichtlich der grundlegenden Frage, was denn eigentlich als konstitutive Merkmale des Phänomens Stimmung zu gelten habe, teils weit auseinanderliegen. Vor diesem Hintergrund und mit Bezug auf die hier eingangs präsentierte Einkreisung des Phänomens schlage ich vor, folgende Problemkreise als zentral für eine Konzeption von Stimmung zu setzen:

  1. Intentionale Gerichtetheit: In diesem Problemkreis verdichten sich Charakterisierungen wie »diffus«, »nicht lokalisierbar« und »umfassend«, aber auch der Gedanke, dass Stimmungen stärker dem Fragen und Suchen als dem Finden erfüllender Klarheit zuneigen.
  2. Grundaffekt, Zwischen- oder Übergangsphänomen: Eng verknüpft mit der Frage des intentionalen Bezugs von Stimmung stellt sich die Frage, welche Funktion Stimmung für die Gesamtheit lebensweltlicher Selbst- und Weltverhältnisse Fühlender aufweist. Hier geht es um die Klärung von Formulierungen wie »affektive Tönung/Färbung«, »Ein- und Verstimmung«, insbesondere aber um die Frage, wie mit dem polarisierenden »Umschlagen« von Stimmungen umzugehen sei.

Ich werde am Ende der Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen des Stimmungsbegriffs vorschlagen, Stimmungen als transaktionale Affektphänomene zu fassen, für die gerade das dynamische Umschlagen bzw. Ineinander-Übergehen von Affektqualitäten konstitutiv ist. Dieser Aspekt scheint mir in der bisherigen Beschäftigung mit dem Phänomen noch nicht ausreichend gewürdigt worden zu sein. Mein Beitrag gliedert sich in folgende Abschnitte: Zunächst zeige ich in der Auseinandersetzung mit einigen prominenten Ansätzen der Stimmungsforschung, worin die konzeptuellen Probleme konkret bestehen und welche Lösungsansätze dafür präsentiert wurden. In der Auseinandersetzung damit illustriere ich, inwiefern dabei der spezifische Prozesscharakter von Stimmungen ausgeblendet wurde. Im darauf folgenden Abschnitt stelle ich in Anknüpfung an Gilbert Simondon ein begriffliches Rahmenkonzept vor, das mir geeignet erscheint, transaktionale Stimmungen als Übergangs- und Prozessphänomene zu fassen. Die daraus abgeleitete, transaktionale und prozesstheoretisch fundierte Perspektive auf Stimmung möchte ich abschließend anhand der Kontrastierung mit dem in den letzten Jahren zu neuer Prominenz gelangten Konzept des Ressentiments (Demertzis 2020, Weißgerber 2019, Wrbouschek et al. 2020) konkretisieren.

1 Ambivalenzen des Stimmungsbegriffs

In der psychologischen Emotionsforschung wird Stimmung, zumeist in Abgrenzung von prototypischen Emotionen, als objektunspezifischer Gefühlszustand bestimmt, der in der Regel für längere Zeit anhält und den Erfahrungen und Erlebnissen des Alltags eine spezifische Färbung oder auch Gefühlstönung verleiht (vgl. Frijda 1993; Luomala und Laaksonen 2000). Empirische Studien zeigen, dass Stimmungen mit einer Reihe von kognitiven, motivationalen und Verhaltenstendenzen korrelieren (Parkinson et al. 1996), sodass davon auszugehen ist, dass Stimmungen wichtige psychische Funktionen erfüllen. In theoretischer Perspektive finden sich in der psychologischen Fachliteratur zwar zahlreiche – zum Teil widersprüchliche – Definitionsversuche (Luomala und Laaksonen 2000), umfassende konzeptuelle Auseinandersetzungen fehlen allerdings weitgehend (Ausnahmen stellen etwa die Arbeiten von Parkinson et al. 1996 bzw. Thayer 1990 dar). Häufig werden Stimmungen primär negativ, durch die Abgrenzung von prototypischen Emotionen, bestimmt, ohne dass das Spezifische des Stimmungsphänomens voll erfasst wird. Das spiegelt sich auch in empirischen Operationalisierungsversuchen wider, die Stimmung zumeist mittels Selbstzuordnungen in Eigenschaftslisten oder über Selbsteinschätzungen anhand der Dimensionen Valenz und Arousal zu erfassen versuchen (Watson und Vaidya 2003).

In der Entgegensetzung zu Emotionen als objektgerichteten Gefühlswertungen (Scherer et al. 2001) erscheinen Stimmungen zunächst durch den Mangel an Objektgerichtetheit charakterisiert. Wie eingangs diskutiert, lassen sich Stimmungen nicht in spezifischen Gegenstandskonstellationen lokalisieren, was Proband:innen zum Ausdruck bringen, wenn sie davon sprechen, es gehe ihnen in der Stimmung um »alles«, oder aber »nichts Besonderes«. Eine Reihe von Autor:innen zieht daraus – in Weiterführung des klassischen James-Lange-Ansatzes (James 1884) – den Schluss, dass Stimmungen tatsächlich nicht-intentional seien (Clore et al. 1994, Oatley und Johnson-Laird 1987). In konstruktivistischen Ansätzen wird das subjektive Empfinden als Erlebniskorrelat des physiologisch-chemischen Zustands des Organismus im Sinn eines core affect interpretiert, der über höherstufige kognitive Vermittlungsprozesse schließlich Teil komplexer emotionaler Urteile wird (Russell 2003, Russell und Barrett 1999). Das in der einleitenden Charakterisierung angesprochene, durchaus auf den Gesamtzusammenhang gegenwärtig präsenter Selbst- und Weltverhältnisse zielende Fragen und Suchen wird dabei ebenso wenig berücksichtigt wie deskriptiv-phänomenologische Hinweise, dass Stimmungserlebnisse von einem robusten Gefühl der Gerichtetheit – wenn auch ohne klaren Inhalt – begleitet würden (Mitchell 2019).

Anders als nicht-intentionale Stimmungskonzepte gehen dispositionale Stimmungstheorien davon aus, dass Stimmungen als solche zumindest indirekt intentional seien, insofern sie die Bereitschaft, spezifische Klassen von Emotionsreaktionen zu zeigen, selektiv erhöhten. Eine vergnügte Stimmung würde beispielsweise dazu führen, auf situative Eindrücke eher mit Emotionen wie Freude, Begeisterung oder Zufriedenheit zu reagieren. Versionen dieses Ansatzes wurden etwa von Griffiths (1997), Lormand (1985) und Siemer (2009) vertreten. Dispositionale Theorien können den unspezifischen Charakter von Stimmungen erklären und deuten die deskriptive Charakterisierung von Stimmungen als »umfassende« oder »alles durchdringende« Affektphänomene auf Basis des Unterschieds zwischen singulären Objekten und Objektklassen mit unscharfen Grenzen. In der Diskussion darüber, ob Stimmungen als Dispositionen verstanden werden können, spielt das spezifische phänomenale Profil von Stimmungen als ganzheitlich durchdringende Tönung der Erfahrungswelt eine entscheidende Rolle. Kritiker:innen des Dispositionsansatzes (etwa Mitchell 2019) weisen darauf hin, dass Stimmungen eben nicht nur indirekt – das heißt vermittelt über die Manifestation stimmungskongruenter Emotionen – auf die Welt gerichtet seien, sondern vielmehr ein eigenständiges phänomenales Profil aufwiesen (Mitchell 2019, 120–121). Mitchell kommt deshalb zu dem Schluss, dass Stimmungen eine eigenständige Form der Intentionalität aufweisen müssen, die er als globale Gerichtetheit auf die Welt als Ganze (Mitchell 2019, 121ff.) bestimmt. Ihm zufolge vermitteln Stimmungen ein unmittelbares, noch nicht in spezifische Urteile und Wertungen gegliedertes Gesamtgefühl des aktuellen Weltbezugs der Fühlenden. In einem aktuellen Artikel machen Grzankowski und Textor (2022) geltend, dass eine dispositionale Interpretation von Stimmungen nicht notwendigerweise in Widerspruch mit dem Vorliegen eines eigenständigen Erlebnisprofils geraten müsse. Allerdings bleibt offen, wie mit Fällen umzugehen sei, in denen Stimmungen erlebt werden, ohne dass diese sich je in gerichteten Emotionen manifestieren würden.

Bereits diese Diskussion zeigt, dass die Art und Weise, wie Stimmungen erlebt werden, eine zentrale Rolle in der Debatte spielt. Zugleich werden aber die spezifischen Konturen und Schattierungen der phänomenalen Erfahrung von Stimmungen nicht umfassend gewürdigt. Stimmungen werden zumeist als relativ gleichförmige Zustände aufgefasst, die eben als Grundfärbung oder -tönung den Erlebnishintergrund des Alltags bilden. Einige Autor:innen (Elpidorou und Freeman 2015, Freeman 2014, Freeman und Elpidorou 2015, Fuchs 2013, Ratcliffe 2005) greifen hier auf Heideggers Analyse der Befindlichkeit als ontologischer Grundlage des In-der-Welt-Seins (Heidegger 1993) zurück. In Heideggers Perspektive wird zwischen dem intentionalen Erfassen von ontisch Gegebenem und der ontologisch vorgängigen, affektiven Konstitution des Erfahrungsfelds unterschieden. Stimmungen sind dann, wie Kenaan es ausdrückt, »nicht Episoden in unserem Erfahrungsfeld, sondern Grundformen dieses Feldes« (Kenaan 2017, 1471, Übersetzung MW). Hier findet sich eine andere Fassung der einleitend eingeführten Idee eines Grundaffekts. Im Gegensatz zu einem physiologisch bedingten core affect geht es Heidegger um ein prinzipiell sinnhaftes Erschließen der Welt, allerdings so, dass dabei nicht je spezifische Objekte oder Ereignisse in ihrem Sinn begriffen werden, sondern dass die Welt als Gesamthorizont des In-der-Welt-Seins erschlossen wird. Die Unterscheidung zwischen der ontologisch vorgängigen Gestimmtheit und der alltäglichen Erfahrung von Stimmung lädt allerdings zu einer einseitigen Fokussierung des gleichförmigen Charakters von Stimmung ein, wohingegen das Wechselhafte und Dynamische der Stimmungen (im Plural) zum bloßen Oberflächenphänomen relegiert wird. Kenaan weist auf diesen Umstand explizit hin, wenn er schreibt:

»Heidegger ist sich […] des Wechsels der Stimmungen voll bewusst […]. Und doch interessiert ihn dieser Wechsel nicht an und für sich, sondern wird für sein Projekt nur insofern relevant, als er auf die permanente Grundstruktur hinweist, die ihn letztlich interessiert« (Kenaan 2017, 1473, Übersetzung MW).

Neuere Ansätze folgen Heidegger in dieser Hinsicht weitgehend (Freeman 2014, Elpidorou und Freeman 2015, Freeman und Elpidorou 2015). Gleichzeitig weisen einige Autor:innen (Kenaan 2017, Parkinson et al. 1996, Wrbouschek und Slunecko 2021) darauf hin, dass Stimmungen als transaktionale Phänomene gerade in ihrer Zeitlichkeit und dynamischen Veränderlichkeit zu würdigen wären. Dass Stimmungen mit Übergangsprozessen in Verbindung stehen könnten, wurde bereits von Goldie (2002) und Mitchell (2021) angedeutet, die Stimmungen in Prozessen der Diffusion bzw. Kristallisation von Affektzuständen im Sinn sogenannter affective shifts verorten. Dabei unterscheiden sie zwischen situativ an spezifische Objekte gebundenen Emotionen und Stimmungen als generalisierten Affektzuständen, die andauern, nachdem sich die Bindung an ein Objekt bzw. eine Situation löst. Darin zeichnet sich ein Verständnis von Stimmung als Übergangsphänomen bzw. als seeking state (Bench und Lench 2019) ab, das ich im nächsten Abschnitt dieses Beitrags weiter ausarbeiten möchte.

Zuvor möchte ich auf die Abgrenzung zwischen Stimmungen und Atmosphären eingehen, die für den hier entwickelten Gedankengang insofern von Bedeutung ist, als Atmosphären in neueren phänomenologischen Ansätzen, ebenso wie Stimmungen, als Zwischenphänomene (Böhme 2020) bestimmt werden. Schmitz zählt Gefühle als »räumlich ergossene Atmosphären« (Schmitz 2014, 30) zu den Halbdingen (ebd. 39). Betont wird damit, dass atmosphärische Gefühle jenseits einer dichotomen Subjekt-Objekt-Differenz anzusiedeln seien. Schmitz greift auf Metaphern aus dem meteorologischen (Wetter) und geographischen (Landschaft) Bereich zurück, um zu verdeutlichen, dass das Charakteristische der Atmosphären darin besteht, dass sie aus der leiblichen Präsenz flächenloser Räume entspringen und sich damit nicht dem psychischen Innenleben eines erlebenden Subjekts zuschlagen ließen. Wie auch Heidegger geht es Schmitz darum, relationale Gefühle als der Subjekt-Objekt-Differenzierung vorgängige Formen der Bezogenheit zu fassen. Insofern geht es bei der Räumlichkeit von Atmosphären nicht um Relationen zwischen lokalisierbaren Orten (Schmitz 2014, 38f.), sondern um leiblich gefühlte Orientierungen und Richtungsbewegungen. Der Gefühlsraum ist nach Schmitz in drei Schichten aufgebaut. Neben der Stimmung als noch richtungslosem Grundgefühl nennt er die reinen Erregungen, »deren Atmosphäre von Richtungen durchzogen, aber nicht auf ein Thema zentriert« (Schmitz 2014, 22) sei. Die dritte Schicht bilden schließlich die »thematisch zentrierten Gefühle« (ebd.), die sich durch intentionale Gerichtetheit auf Objekte charakterisieren lassen. In der Charakterisierung als richtungsloses Grundgefühl kommt Schmitz der Gestimmtheit bei Heidegger, die ebenfalls jenseits des alltäglichen Oszillierens und polaren Umschlagens von Stimmungen anzusiedeln ist, nahe. In beiden Ansätzen zeigt sich, dass zwar die phänomenale Wandelbarkeit und das prozesshafte Transformationspotenzial der Stimmungen zunächst erkannt wird, dann aber theoretisch in den Hintergrund tritt. Beide Ansätze sind somit nicht darauf ausgerichtet, Stimmungen als Übergangsphänomene sui generis zu fassen, sondern betonen vielmehr ihre Rolle als gleichförmig tragender Grundaffekt. Entgegen dieser Zuspitzung möchte ich im Folgenden Stimmungen als Phänomene bestimmen, für die die transformative Bewegung zwischen zwei Zuständen konstitutiv ist. Anstatt von einem räumlichen Ergießen zu sprechen, werde ich im folgenden Abschnitt Stimmungen als Zwischenphänomene im Sinn eines prozesshaften Übergangs ausweisen.

2 Transaktionale Stimmung und Prozesse der Individuation

Nachdem die Auseinandersetzung mit einigen prominenten Positionen im Feld der Stimmungstheorien gezeigt hat, dass vor allem die prozesshaften und auf Veränderlichkeit und oszillatorische Umschläge gerichteten Aspekte der Stimmung bislang wenig berücksichtigt wurden, möchte ich in diesem Abschnitt eine Perspektive vorschlagen, die Stimmungen gerade von ihrer dynamischen Seite her betrachtet. Dabei greife ich auf Gilbert Simondons Arbeiten zu Individuation und Prozessen der Ontogenese zurück. Simondons Arbeiten werden seit einigen Jahren in internationalen Debatten neu gelesen und diskutiert (Combes 2013, de Boever et al. 2012, Keating 2019). Nachdem die Arbeiten von Simondon bisher nicht vollständig in deutscher Sprache vorliegen und auch die erste umfassende englische Übersetzung seines Hauptwerks Individuation in light of notions of form and information (Simondon 2020) erst vor wenigen Jahren erschienen ist, stelle ich zunächst einige der zentralen Konzepte und Begriffe aus Simondons Arbeiten vor und zeige anschließend, wie diese helfen können, eine prozesstheoretische Perspektive auf Stimmungen zu entwerfen. Das daraus abgeleitete, transaktionale Konzept konkretisiere ich abschließend anhand einer Gegenüberstellung mit der Prozessgenese des Ressentiments.

2.1 Prozesse der Individuation

Simondons Projekt zielt darauf ab, Prozesse der Individuation des Lebendigen zu erfassen, ohne dabei das kontingente Resultat des Prozesses bereits vorauszusetzen (Substanzialismus) oder auf ein dem Individuationsprozess äußerliches und damit selbst invariantes Konstitutionsprinzip zu beziehen (Hylemorphismus). Simondon geht dabei zunächst davon aus, dass individuierten Formen – im Bereich der Psychologie und Sozialwissenschaften sei hier etwa an psychische Funktionen, Handlungsschemata oder soziale Praxisformen zu denken – lediglich relative Realität zugestanden werden könne. Anstatt also die (fortdauernde) Existenz einer gegebenen Existenzform des Individuellen vorauszusetzen und rückwärts gerichtet nach den notwendigen Konstitutionsbedingungen dieser Form zu fragen, fordert er ein, Individuiertes vom Prozess der Individuation her zu denken:

»Das Individuum würde dann als relative Realität gefasst, eine bestimmte Phase des Seins, die eine ihr vorgängige, prä-individuelle Realität voraussetzt und die auch nach Individuation nicht gänzlich selbständig existiert, da Individuation nicht mit einem Schlag die Potenziale prä-individueller Realität erschöpft […]« (Simondon 2020, 3, Übersetzung MW).

Ein Schlüsselbegriff für Simondon ist hier der des Prä-Individuellen bzw. der prä-individuellen Realität. Damit bezeichnet Simondon eine inhärent ambivalente und konflikthafte Dimension des Seins, die ontologisch der Konstitution individueller Formen vorausgeht und Sein im Modus der Potenzialität bezeichnet. Die Schwierigkeit dieses Begriffs liegt darin, dass Simondon vermeiden möchte, Prä-Individualität als eigenständige Existenzweise zu verstehen und in ihr bereits Formprinzipien angelegt zu sehen, aus denen der Prozess der Individuation deduktiv ableitbar wäre. Anstatt von einer »Realität« wäre daher vielleicht auch von einer Dimension des prozesshaft gedachten Seins (bzw. Werdens) zu sprechen, die stets die gegebene psychosoziale Organisationsform überdeterminiert und zu weiteren Individuationsprozessen treibt. Daher hebt Simondon auch hervor, dass prä-individuelle Potenziale im Individuationsprozess nie ein für alle Mal erschöpft werden. Prozesse der Individuation resultieren zwar in der Entfaltung struktureller Organisationsformen, die die (teilweise) Auflösung prä-individueller Spannungen ermöglichen. Phasen der relativen Stabilität und Kohärenz einer psychophysiologischen bzw. sozialen Konfiguration werden aber von krisenhaften Problematisierungen und Phasenübergängen abgelöst und können somit lediglich als metastabile Zustände verstanden werden.

Simondons Konzepte des Prä-Individuellen und der Individuation ermöglichen ein Denken in Prozessen und spannungsgeladenen, offenen Übergängen (Garcia und Arandia 2022). Für die Psychologie bedeutet das, an die Stelle eines Denkens in psychischen Funktionen als Ausdruck eines psychischen Apparats einen »Psychismus ohne Psyche« bzw. »einen Prozess, eine Operation, eine strukturierende Bewegung« (Scott 2014, 68, Übersetzung MW) zu setzen. Die »Psyche ist weder pure Innerlichkeit noch pure Äußerlichkeit, sondern fortschreitende Differenzierung und Integration« (Simondon 2020, 272; Übersetzung MW). Simondon geht in seiner Untersuchung spezifisch menschlicher Selbst- und Weltverhältnisse von einer Situation aus, die der Spaltung eines erkennenden, fühlend-denkend-handelnd auf die Welt Bezug nehmenden Subjekts und einer äußeren bzw. inneren Objektwelt vorausgeht. Wenn hier also von Potenzialen und Phasenübergängen die Rede ist, muss berücksichtigt werden, dass Simondon nicht lediglich adaptive Anpassungen einer psycho-kognitiven Organisation an eine prä-definierte Umwelt im Auge hat. Vielmehr umgreift die prä-individuelle Dimension subjektive Aktionspotenziale, ebenso wie Affordanzen, die einer klassischen Perspektive zufolge in der Außenwelt lokalisiert würden. Ähnlich wie im Konzept des participatory sense-making in enaktivistischen Ansätzen (Dereclenne 2021, Garcia 2022, Garcia und Arandia 2020) geht Simondon von einer relationalen, noch nicht differenzierten Realität aus, die er als transindividuell bezeichnet. Die Ausdifferenzierung spezifischer Individuum-Umwelt-Relationen und damit verbundener, polarer Organisationsstrukturen ist somit selbst bereits Ergebnis von Individuationsprozessen. In diesen werden, zunächst noch nicht klar entlang prä-definierter Subjekt-Objekt- bzw. Innen-Außen-Demarkationen gegliederte, Potenziale funktional zueinander in Beziehung gesetzt. Das setzt voraus, nicht nur die Potenziale selbst in Relation zueinander zu überführen, sondern zunächst nach einer möglichen Konsistenzebene zu suchen, auf der solche Relationen sich stabilisieren können. Simondon verwendet den Begriff der Transduktion zur Bezeichnung einer progressiven Operation, durch die eine Korrespondenz von auf vorheriger Konstitutionsstufe inkompatiblen Elementen etabliert wird.

Simondon ist bestrebt, Individuation jenseits substanzialisierender Zuschreibungen und den Rückgriff auf – dem Individuationsgeschehen vorgeordnete – Formprinzipien zu denken. Daher bedarf es einer weitergehenden Reflexion darüber, welche Konstitutionsmodi den transduktiven Übergang von einer Phase des Seins zur nächsten vorantreiben und gleichzeitig die Kohärenz und Konsistenz des Individuationsprozesses sicherstellen können. In diesem Zusammenhang spielt der Begriff des Affektiv-Emotiven bei Simondon eine entscheidende Rolle. Er bezeichnet Affektivität und Emotivität als »die transduktive Realität des Psychischen par excellence« (Simondon 2020, 272) und sieht darin jene Modi, die die Herausbildung von polaren Organisationsformen ohne Rückgriff auf zuvor gegebene Schematismen des Innen – Außen, Subjekt – Objekt oder vergleichbare zu beschreiben erlauben. Individuationsprozesse setzen zunächst an – die jeweils gegebene Organisationsstufe des Psychosozialen überdeterminierenden – prä-individuellen Potenzialen an, die als noch ungegliederte Intensitäten bzw. Spannungszustände verspürt werden. Die affektiv-emotive Funktion »ordnet eine Multiplizität disparater prä-individueller Kräfte und Tendenzen« (Garcia 2022, 161) und übersetzt zunächst diffuse Affizierungen in polare, emotive Orientierungen einer Subjekt-Umwelt-Relation. Am einen Ende des affektiv-emotiven Bogens findet sich Affekt in seiner flüchtigsten Form als oszillierende, flüchtige Erfahrung von Intensitäten. Hier hat Affekt »keine aktive Konsistenz und lässt sich von einem anderen Affekt durchdringen und vertreiben; […] es gibt keine Schließung des Affekts; der Affekt kehrt zurück, stellt sich wieder ein, widersteht aber nicht […]« (Simondon 2020, 290; Übersetzung MW). Affektivität ist hier gleichzeitig allgegenwärtig und durchdringend, sie ist Grundlage für die Herausbildung einer Orientierung gegenüber der Umwelt, während sie selbst zugleich ambig bleibt. Die affektiv-emotive Funktion durchdringt schließlich den gesamten Individuationsprozess und reicht somit von flüchtigen Affizierungen bis ans emotive Ende, wo Affektivität in der integrativen, motivational-emotionalen Funktion zum Ausdruck kommt. Auch wenn Simondon selbst eine solche Klassifizierung von unterschiedlichen Phasen in der affektiven Konstitution von Individualität vermeidet, legt die Art seiner Darstellung nahe, unterschiedliche Erfahrungsweisen des Affektiv-Emotiven als graduelle Modulationen des fortschreitenden Individuationsprozesses zu verstehen. Unterschiedliche Formen des Affektiven können damit als Erfahrungsweisen noch nicht strukturierter Relationen des individuierenden Individuums zu seinem assoziierten Milieu verstanden werden (vgl. Garcia 2022, 162). In diesem Sinn sollte man »nicht von affektiven Zuständen sprechen, sondern von affektiven Austauschen, Austauschen zwischen dem Prä-Individuellen und dem Individuierten im Subjekt. Affektive Emotivität ist eine Bewegung zwischen dem natürlichen Unbestimmten und dem Hier und Jetzt der tatsächlichen Existenz« (Simondon 2020, 278). Das bedeutet letztlich, dass gegenstandsgerichtete emotiv-motivationale Ausdrucksformen lediglich eine Grenzbedingung des affektiven Spektrums darstellen. In diesem Sinn schlägt Garcia (2022) in ihrer Dissertationsschrift vor, Simondons Affekttheorie mit enaktivistischen Ansätzen in der Psychopathologie zu verbinden und Variationen der affektiven Erfahrung mit Phasen von Individuationsprozessen verknüpft zu sehen. Im folgenden Abschnitt möchte ich diesen Ansatz aufgreifen und eine prozesstheoretische Perspektive auf Stimmungen vorschlagen.

2.2 Von der affektiv-emotionalen Relation zur Stimmung

Simondon selbst hat wie bereits dargestellt keine ausgearbeitete Theorie unterschiedlicher Modulationen des Affektiv-Emotiven vorgelegt. Dies mag damit zusammenhängen, dass er die affektiv-emotiven Prozesse eben nicht auf abgrenzbare psychische Funktionen reduziert wissen will und eine reduktionistische Interpretation von affektiv-emotiven Austauschen im Sinn eines Übergangs zwischen psychischen Entitäten oder Funktionen zu vermeiden sucht. Dennoch stellt sich die Frage, wie das erlebende Subjekt am Individuationsgeschehen teilhat. In dieser Richtung gibt Simondon immerhin einen ersten Hinweis, indem er Emotionen explizit als einen vereinheitlichenden Modus der Affektivität diskutiert, der sich am nach außen gerichteten Pol der Subjekt-Umwelt-Relation kristallisiert und zum expressiven Handeln drängt (Simondon 2020, 279–281):

Emotion ist eine Entdeckung der Einheit des lebendigen Seins […]. Es sollte nicht gesagt werden, dass Affektion aus der angesichts eines Objekts gefühlten Emotion fließt, da Emotion integrativ und reicher ist als Affektion; Affektion ist wie Emotion in slow-motion, das heißt Emotion, die in ihrer Einheit und in der Kapazität, Meister der eigenen Entwicklung zu werden, noch nicht konstituiert ist. […] Emotion entfaltet sich, während Affektivität lediglich gefühlt wird als Zugehörigkeit des aktuellen und anhaltenden Zustands zu einer der Modalitäten des Werdens des lebendigen Seins […] (Simondon 2020, 289, Übersetzung MW).

Objektgerichtete Emotionen weisen ein relativ höheres Integrationsniveau des Affektiv-Emotiven auf, während Affektivität sich umfassender auf den fortschreitenden Individuationsprozess als solchen bezieht und in der flüchtigen, noch nicht integrierten Form des Affektiv-Emotiven gründet. Affektivität ist in diesem Sinn »Vorbedingung jeder Form intentionaler Erfahrung« (Garcia 2022, 162). Während Affektivität als Klammerbegriff das transduktive Wirken affektiver Orientierungsbewegungen über den gesamten Individuationsprozess umfasst und Emotionen die integrierende Funktion des Affektiven in bereits konstituierten erfahrungsweltlichen Relationen bezeichnen, schlage ich vor, Stimmungen spezifisch als verspürte Präsenz prä-individueller Spannungsverhältnisse in transduktiven Übergängen zwischen psychosozialen Organisationsphasen zu begreifen. Was in Stimmungen somit erfahrbar wird, ist das jeweilige Spannungsverhältnis zwischen der aktuell realisierten Individuum-Umwelt-Relation und der Gesamtladung diese überdeterminierender Individuationspotenziale. Worum es der Stimmung geht, ist also weder etwas konkret Gegenständliches in der Umwelt noch ein leiblich oder wie immer fundiertes Grundgefühl des Selbst, sondern die jeweils konkretisierte, dynamisch veränderliche Relation zwischen dem aktuellen Organisationszustand des Subjekt-Welt-Verhältnisses und prä-individuellen Potenzialen, die innerhalb dieser Konfiguration nicht lokalisierbar sind und diesen überdeterminieren. Insofern sind Stimmungen Übergangsphänomene, die auf Potenziale der transduktiven Übersetzung zielen und den aktuellen Funktionszustand gleichermaßen in einem umfassenderen Prozesszusammenhang fundieren und in seiner Beharrungstendenz destabilisieren.

Aus dieser Perspektive können die im vorherigen Abschnitt diskutierten Charakteristika der Stimmung wie folgt theoretisch bestimmt werden:

  1. Intentionale Gerichtetheit: Stimmung zielt auf Grade der Kongruenz/Inkongruenz zwischen prä-individuellen Potenzialen und konstituierter psychosozialer Realität. Zwischenphänomene sind Stimmungen in intentionaler Hinsicht also, insofern sie auf Differenzen zwischen dem je konkretisierten Selbst-Welt-Verhältnis und diesem eingeschriebenen prä-individuellen Transformationspotenzialen gerichtet sind. Sie sind in diesem Sinn weder spezifisch objektintentional (auf der Grundlage eines eben konstituierten Erfahrungsfelds) noch global welterschließend im Sinn eines Grundgefühls des aktuellen Selbst-Welt-Verhältnisses. Ihre spezifische, diffuse und globale Gerichtetheit zielt vielmehr auf, dem aktuellen Zustand immanente, dynamische Spannungszustände und Individuationspotenziale. Die eingangs beschriebene Funktion von Stimmungen als »seeking states« (Bench und Lench 2019) trifft diesen Aspekt insofern, als die erfahrungsmäßige Präsenz transduktiver Potenziale dazu zwingt, nach Möglichkeiten der Integration bislang inkompatibler Strebungen zu suchen und ein neues Integrationsniveau zu eröffnen.
  2. Stimmung als Übergangsphänomen: Insofern Stimmung auf Spannungsverhältnisse und dynamische Potenziale im Sinne polarer Gegensätze zwischen Kompatibilität/Inkompatibilität gerichtet ist, wird das Oszillatorische, Pervasive und Diskontinuierliche des Stimmungserlebens erklärbar. Es entspricht dem prozesshaften Suchen nach polaren Orientierungsmomenten in einem noch nicht klar konturierten Erfahrungsfeld. Damit konsistent ist auch Fuchs’ (2013, 617–619) Charakterisierung von Stimmungen als polar organisierte Affektzustände. Anders als Fuchs (2013) und Garcia (2022, 165–166), die ihm in diesem Punkt folgt, verstehe ich Stimmungen allerdings nicht als primär im Subjekt fundierte Affektzustände, insofern mit Simondon die prä-individuellen Überdeterminierungen des aktuellen Selbst-Welt-Verhältnisses quer zu aktuell gegebenen Demarkationen und Funktionsdifferenzierungen stehen. Wesentlicher scheint mir in diesem Zusammenhang, dass das Zwischen der Stimmungen im Sinn eines Phasenübergangs zwischen Organisationsstufen des Psychosozialen prozesshaft verstanden wird. In dieser Hinsicht lassen sich Stimmungen auch abgrenzen von einem atmosphärischen Erfassen räumlicher Relationen sensu Schmitz (2014).

2.3 Ver-Stimmung vs. Ressentiment

Ich möchte die hier vorgeschlagene Perspektive abschließend konkretisieren, indem ich sie einer anderen, prozesshaft sich entfaltenden Affektkonstellation gegenüberstelle. Auf diese Weise hoffe ich, die Spezifik von Stimmung etwas klarer herausarbeiten zu können. In sozialpsychologischen und gesellschaftstheoretischen Debatten der letzten Jahre nimmt die Auseinandersetzung mit ressentimentgeladenen Anti-Haltungen eine prominente Rolle ein (Capelos und Demertzis 2022, Demertzis 2020, Salmela und Capelos 2021). Mit Weißgerber bezeichnet Ressentiment einen »diffus gespürten Zustand, ungerecht behandelt worden zu sein beziehungsweise ungerecht behandelt zu werden, ohne dass eine unmittelbare Möglichkeit der Rache oder Wiedergutmachung gegeben ist« (Weißgerber 2019, 227). Scheler spricht in diesem Zusammenhang von einer schleichenden »Selbstvergiftung« (Scheler 2013, 48–49), die sich aus der initialen Erfahrung eines nicht sühnbaren Leids entspinnt. Er macht damit bereits deutlich, dass Ressentiment prozesshaft zu denken sei und nicht auf kontinuierlich fortbestehende Racheimpulse reduziert werden kann. In aktuellen Annäherungen an das Ressentimentkonzept wird unter anderem von einer Disposition (Demertzis 2020, Weißgerber 2019), einem psychischen Abwehrmechanismus (Salmela und Capelos 2021) oder »moralisch-welterschließenden Haltungen« (Wrbouschek et al. 2020, 13) gesprochen. Gemeinsam ist den Ansätzen, Ressentiment nicht als homogenen Zustand der feindseligen Abwehr anderer zu betrachten, sondern als einen über längere Zeiträume durch das repetitive Erinnern eines erlittenen Leids getriebenen Prozess der zunehmenden Verkrustung, durch den schließlich eine neu entfaltete, affektive Grundhaltung herausgebildet wird. Bisweilen wird dabei von einer Ablagerung, Verkrustung oder Sedimentbildung gesprochen. Wesentlich ist dabei, dass Ressentiment nicht durch die spezifische Entgegensetzung zu spezifischen Feindkonstruktionen (etwa rassistischen oder sexistischen Otherings), sondern durch die affektive Dynamik im Sinn einer Übersetzung von realen oder imaginären Leiderfahrungen in neue Weisen des affektiven Erschließens der Welt charakterisiert wird. Weißgerber weist Ressentiment mit Rückgriff auf Deleuze als Affekt-Sentiment aus (Weißgerber 2019, 239–240). Bei Deleuze charakterisiert das Affekt-Sentiment (im Original: Affekt-Gefühl), »rein transitiv, und nicht indikativ oder repräsentativ« zu sein, es wird »in einer gelebten Dauer, die den Unterschied zwischen zwei Zuständen einschließt, empfunden« (Deleuze 1988, 66). Weißgerber führt daran anknüpfend weiter aus:

»Die Transitivität der Dauer eines Affekt-Sentiments enthält somit den Widerfahrnischarakter eines Moments, der vorüberzieht, wobei er sich selbst überschreitend in einem anderen Zustand mündet. Affekt-Sentimente sind Gefühltes, ohne Gefühl zu sein; nicht weniger als Gefühl, sondern gerade ein Mehr – ein Exzess« (Weißgerber 2019, 240).

Hier wird deutlich, dass Ressentiment, auch wenn es sich letztlich in seiner verkrusteten Form als Haltung oder starre Disposition präsentiert, zunächst ein Übergangsphänomen ist, das eine tiefgreifende Transformation des Selbst-Welt-Verhältnisses der Akteur:innen bewirkt. In dieser Hinsicht scheint das Ressentiment dem hier entwickelten Stimmungsbegriff verwandt. Weißgerber geht davon aus, dass die Affekt-Sentimente des Ressentiments einen »Exzess« bezeichnen, der über die ursprüngliche Konfliktkonstellation hinausweist und zu einer fundamentalen Zustandsänderung drängt. In ähnlicher Weise habe ich im vorherigen Abschnitt vorgeschlagen, Stimmung in Beziehung zu überdeterminierenden, prä-individuellen Potenzialen einer gegebenen Phase der psychosozialen Organisation zu setzen. In beiden Fällen geht es um das gleichzeitige Bewahren des (rückwärtsgewandten) Bezugs zu einer als prinzipiell konflikthaft konzipierten prä-individuellen Situation und das dynamische Moment eines Überschreitens der Situation, die letztendlich in der Herausbildung einer neuen Integrationsform widerstrebender Impulse mündet. Neben dieser strukturellen Ähnlichkeit lassen sich zwischen Stimmung und Ressentiment weitere Ähnlichkeiten aufweisen. Weißgerber spricht davon, dass Ressentiment, ähnlich wie Stimmungen, »diffus« (Weißgerber 2019, 227) gespürt werde. Bereits bei Scheler findet sich der Hinweis, dass Ressentiment nicht durch die intentionale Gerichtetheit auf spezifische Objekte zu fassen sei. Vielmehr charakterisiere das Ressentiment, dass es in der Organisation des Erfahrungsfelds produktiv würde, im Sinn eines aktiven Aufsuchens von Situationen und Objekten, an denen das Bedürfnis nach gehässiger Abwertung Befriedigung finden könnte (Scheler 2013, 52). Auch beim Ressentiment scheint es sich demgemäß um einen seeking state (Bench und Lench 2019) zu handeln, der – ähnlich wie Stimmungen – auf eine Neukonfiguration grundlegender Erfahrungsweisen der Welt gerichtet ist.

Angesichts der zahlreichen Parallelen zwischen den beiden Konzepten stellt sich die Frage, wie sich Stimmung als grundlegend transduktiver Operationsmodus in Individuationsprozessen vom Ressentiment unterscheiden lässt. Naheliegend wäre es hier, Ressentiment lediglich als eine spezifische empirische Ausprägung von Stimmungen zu denken. Ich möchte aber anhand einiger Abgrenzungen eine andere Interpretation vorschlagen. Zwar folge ich Weißgerber in seiner Einschätzung, dass auch das Ressentiment ein hohes Individuationspotenzial aufweise (Weißgerber 2019, 227), allerdings handelt es sich dabei um einen entdifferenzierenden, prä-individuelle Spannungen gerade nicht in ihrer Persistenz und das jeweilige Organisationsniveau des Selbst-Welt-Verhältnisses überdeterminieren Dimension aufhebenden Modus der Individuation. Anstatt eine Integration zuvor inkompatibler Potenziale anzustreben, wird der prä-individuelle Konflikt im Ressentiment entlang polarisierender Täter-Opfer- und Freund-Feind-Demarkationen »gelöst«. Stimmungen kennzeichnet im Gegensatz zu Ressentimentprozessen gerade das In-Schwebe-Halten der prä-individuellen Spannung, der Umstand, dass etwas von dem affektiven Exzess jede Phase des Individuationsprozesses überdauert und als oszillierender, ungreifbarer, aber gleichzeitig pervasiver Grundrhythmus präsent bleibt. Das Irritierende und gleichzeitig den gesamten Lebensvollzug Durchdringende der Stimmungen äußert sich zwar ebenfalls in polaren Umschlägen, wie Fuchs (2013) betont. Solche Polaritäten stellen in der Stimmung aber Durchgangsstadien einer fortschreitenden Orientierungsbewegung dar. Insofern ist das Stillstellen des Affektpotenzials in dichotomen Antagonismen gerade nicht ein Indiz stimmungshafter Grundaffektivität, sondern weist auf einen starren Schematismus hin, der die Komplexität prä-individueller Spannungslagen mittels Vereindeutigung und moralisch-symbolischer Selbstaufwertung (Salmela und Capelos 2021) einzufrieden sucht. Ressentimentprozesse können somit als entdifferenzierende Engführung transduktiver Affektdynamiken verstanden werden. Gerade in der Entgegensetzung zwischen dem oszillierenden, diffusen und offenen Modus der Stimmung und dem (negativ) polarisierenden, zur Sedimentierung tendierenden Modus des Ressentiments lässt sich zeigen, worin das Spezifische der Stimmung in Prozessen der Individuation zu finden ist.

Ausblick

Ich habe abschließend versucht, die an Simondon anknüpfenden theoretischen Überlegungen zu einer prozesstheoretischen Perspektive auf das Stimmungsphänomen anhand der Gegenüberstellung zwischen Stimmung und der spezifischen Affektdynamik des Ressentiments zu konkretisieren. In dieser Gegenüberstellung zeigt sich noch einmal, dass Stimmung als Übergangsphänomen in Individuationsprozessen zugleich als pervasiver Grundaffekt und diffus oszillierender seeking state fungiert. Dabei hält Stimmung eine Resonanz zwischen dem je aktualisierten psychosozialen Phasenzustand des Subjekts und dem, was als prä-individuelle Potenzialität, das heißt als Exzess nicht individuierter Individuationspotenziale, darin aufgehoben ist. In dieser Spannung lässt sich einerseits ein Grundgefühl ausmachen, das das je aktualisierte Selbst-Welt-Verhältnis für Potenziale öffnet, die im Sinn von Fluchtlinien zukünftiger Entwicklung erfasst werden. Andererseits erfährt das Subjekt die Destabilisierung des aktuellen Integrationsniveaus der psychosozialen Orientierungsstrukturen als Irritation. Gerade diese Ambivalenz, die im Alltag als diffuses Oszillieren – oft in Situationen des kontemplativen Zurücktretens, manchmal aber auch als unvermitteltes Anfliegen – erlebt wird, weist auf die für Stimmungen spezifische Spannungsdynamik im Übergang hin.

Im vorliegenden Beitrag habe ich versucht, diese Perspektive theoretisch aus einer Auseinandersetzung mit einigen prominenten Positionen im Feld der Stimmungsforschung zu entwickeln. In Hinblick auf mögliche Anwendungen finden sich einige Parallelen etwa zu Garcias (2022) Vermittlung zwischen Simondons Individuationstheorie und enaktivistischen Ansätzen in der Psychopathologie. Garcia unternimmt dabei, mit etwas anderer Akzentsetzung, den Versuch, Simondons abstrakte, metapsychologische Perspektive in einen Analyserahmen für die Erkundung unterschiedlicher Affektpathologien zu übersetzen. Auch wenn Garcia hinsichtlich der Einschätzung von Stimmungen zu einem etwas anderen Ergebnis gelangt als dem hier vorgestellten, scheint mir der Versuch einer prozesstheoretischen Formulierung affektpathologischer Konzepte äußerst vielversprechend.

Eher in Richtung einer sozialpsychologischen Perspektive auf gesellschaftlich relevante Affektdynamiken geht die gegen Ende des Beitrags angedeutete genealogische Betrachtung von (kollektiven) Affektkonstellationen. Im Vergleich zwischen Stimmungsprozessen und Ressentimentgenese ist eine Perspektive angelegt, die es erlaubt, die psychische und kollektiv-soziale Genese geteilter Affekthaltungen zu rekonstruieren und zugleich über etwaige Affektverkrustungen – Weißgerbers hartnäckiger »Zahnbelag« (Weißgerber 2019, 230) – hinausweisende Potenziale zur transduktiven Behandlung solcher Sedimentationsformen des Affektiven aufzuzeigen. Diesbezüglich wäre erforderlich, die konzeptuellen Überschneidungen, aber auch mögliche Divergenzen zwischen dem hier entwickelten Konzept und Ansätzen der aktuellen Affekttheorie weiterführend auszuloten. Zu denken sei hier insbesondere an aktuelle Forschungsarbeiten zu kollektiven Affekten (van Scheve und Salmela 2014) und der Funktionsweise von Affekten in sozialstrukturellen und institutionellen Zusammenhängen (Schütze 2020, Slaby und van Scheve 2019). Nicht zuletzt bietet hier auch das Werk von Gilbert Simondon weitere Anschlussmöglichkeiten, insofern die zentrale Schnittstelle zwischen psychischen und kollektiven Individuationsprozessen im vorliegenden Beitrag aus Gründen der argumentativen Sparsamkeit nur unzureichend eingeholt werden konnte. Insgesamt hoffe ich, mit der hier entworfenen Perspektive nicht nur zur weiteren Beschäftigung mit dem Phänomen der Stimmung aus phänomenologischer und sozialpsychologischer Perspektive beigetragen zu haben, sondern auch einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit Verbindungslinien und Querbezügen zu verwandten Konzepten und Forschungsrichtungen gegeben zu haben.

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Der Autor

Markus Wrbouschek ist Psychologe und lehrt an der Fakultät für Psychologie der SFU Wien qualitative Methoden und Sozialpsychologie. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Emotionspsychologie und Methodologie qualitativer Sozialforschung.

Kontakt:
Markus Wrbouschek,
Fakultät für Psychologie an der SigmundFreudPrivatuniversität Wien;
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E-Mail: markus.wrbouschek@sfu.ac.at