Scham – (k)ein Thema für die Männer*beratung

Dominik Kling

Journal für Psychologie, 32(1), 140–158

https://doi.org/10.30820/0942-2285-2024-1-140 CC BY-NC-ND 4.0 www.journal-fuer-psychologie.de

Zusammenfassung

Im Kontext der Praxis und Theoriebildung zur Männer*beratung erfährt die Verbindung von Scham und Männlichkeit(en) bislang nur unzureichend Berücksichtigung, wenngleich die emotionstheoretische Potenz von Scham und Beschämung für die Aufrechterhaltung und Durchsetzung von (hegemonialen) Männlichkeitsvorstellungen, aber auch das Transformationspotenzial derselben, eine hohe Relevanz aufzuweisen scheinen. Der vorliegende Text möchte hierauf aufmerksam machen und diesbezüglich Impulse für die Theorie und Praxis der Männer*beratung liefern. Hierzu werden kurz der Diskurs zu Scham sowie ein Verständnis von Männer*beratung skizziert. Daran anschließend werden sowohl Zusammenhänge zwischen männlicher* Sozialisation, Subjektivierung und deren Bewältigung, sowie Anrufungen an Männlichkeit(en) im Kontext von Scham und Beschämung, als auch deren Verarbeitung diskutiert. Darauf basierend erfolgt die Betrachtung beraterischer Implikationen, Potenziale, aber auch Sperrungen für Berater*innen und Klienten* sowie die Inblicknahme von Reflexionsaspekten zur beraterischen Schamsensibilität und -kompetenz.

Schlüsselwörter: Scham, Gender Studies, Männer*arbeit, Männer*beratung, Beratungsforschung

Shame – (not) a topic for men*counseling

In the context of the practice of and development of theories for men's counseling, the relationship between shame and masculinity(s) has not been adequately recognized so far, although the emotion-theoretical potency of shame and embarrassment for maintaining and enforcing (hegemonic) notions of masculinity, but also their transformation potential, appear to be highly relevant. This text would like to draw attention to this and provide impulse for the theory and practice of men's counseling. For this purpose, the discourse on shame and an understanding of men's counseling will be briefly outlined. Following this, the link between male* socialization, subjectification and its management as well as invocations of masculinity(s) in the context of shame and embarrassment as well as their processing will be discussed. Based on this, the implications on counseling, the potential but also the barriers for counselors and clients, as well as reflection aspects for counselor’ shame awareness and expertise will be analyzed.

Keywords: shame, gender studies, men*work, men’s* counseling, research on counseling

1 Zugang

Ein zentrales Charakteristikum der Männer*beratung stellt neben der Biografie- und Identitätsarbeit auch die Fokussierung auf Emotionen und deren Bewältigung im Kontext von Beziehungen dar (Sabla und Labatzki 2020, 237f.). Umso erstaunlicher erscheint die Vernachlässigung der Betrachtung des beraterischen Umgangs mit Scham im Kontext der Männer*beratung, wird doch Scham neben ihrer sozial-regulativen und -relationalen Potenz auch entlang eines stark selbstreferenziellen Aspekts diskutiert. Die beraterische und theoretische Inblicknahme von Scham kann gerade vor dem Hintergrund der Bewältigung von Anrufungen an Männlichkeit(en)1 sowie der Generierung von dysfunktionalen Schamabwehrstrategien wie Sucht, Gewalt, etc. als höchst virulent eingeordnet werden. Die Berücksichtigung der Implikationen männlicher* Sozialisation, aber auch Subjektivierung2 sowie die »Thematisierung des beratenen Subjekts und seiner Beziehungen zu anderen« (Seel 2014, 33) bilden demnach die Grundfigur in der Gestaltung der Männer*beratung, die qua ihrer reflexiven Praxis für Männer* eine Anschlussfähigkeit zu ihren Themen gestaltet, sodass der Männer*beratung eine explizite Genderkompetenz zugesprochen werden kann (Bundesforum Männer 2022). Wird von der Annahme ausgegangen, dass Scham eine elementare Emotion ist, so stellt sich die Frage, inwiefern sich die theoretische und praxeologische Nicht-Beachtung von Scham und Beschämung als ein »Kunstfehler« im Sinne Schigls und Gahleitners (Gahleitner und Schigl 2019, 54ff.) erweist, da dieser doch ein »systematisch mangelndes Wissen zum Hintergrund [hat]« (Schigl 2018, 192; Ergänzung DK), den jedoch eine vertiefte Auseinandersetzung mit Scham, Beschämung und Männlichkeit(en) in Theorie und Praxis der Männer*beratung nivellieren kann. Es wird davon ausgegangen, dass Scham tendenziell unbewusst affektiv-somatisch im Beratungsprozess zur Verfügung steht, eine stärkere Sichtbarmachung qua professioneller Schamkompetenz und -sensibilität aber einer bewussten theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit dem Thema bedarf und die Entwicklung von Schamsensibilität und -kompetenz einen Beitrag zu professionelleren Männer*beratung leisten kann. Dabei müssen Kränkung, Beschämung und Schamabwehr auch im Kontext einer machtkritischen Perspektive auf (hegemonialer) Männlichkeit(en) (Connell 2015, 119ff.) sowie der Aufrechterhaltung männlicher* Agency (Mick 2012, 527ff.), aber auch Vulnerabilität diskutiert werden (Sabla und Labatzki 2020, 237f.). Scham selbst wird im vorliegenden Beitrag als eine Emotion eingeordnet, die das Gefühlsspektrum der Männer* – ebenso wie das aller anderen Geschlechter – determiniert, allerdings gerade durch die Anrufung an die Bewältigung von traditioneller Männlichkeit eine marginalisierte Beantwortung erfährt. Der vorliegende Beitrag schafft einen integrativen Zugang aus soziologischer, sozialisations-, subjektivierungs- sowie gendertheoretischer Perspektive und verbindet diese entlang der emotionstheoretischen Auseinandersetzung mit Scham. Dabei können Scham und Männlichkeit(en) in einer starken geschlechtlich-relationalen Bezogenheit verstanden werden, indem der Beitrag die Implikationen für die Theorie und Praxis der Männer*beratung zum Gegenstand hat und zu einer kritischen Auseinandersetzung entlang der Verbindungslinien zwischen Scham, Beschämung, männlicher* Sozialisation und Subjektivierung sowie den männlichen* Bewältigungsstrategien in Theorie und Praxis ermutigen möchte.

2 Scham – ein Überblick zum Forschungsstand

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Emotion Scham galt lange Zeit als stark marginalisiert, deren Inblicknahme durch die prominenten psychoanalytischen Pionierleistungen (Seidler 2020; Wurmser 2017; Tiedemann 2013; Hilgers 2012) Anerkennung verdient. Wenngleich eine Zunahme von jüngeren Fachpublikationen zu Scham zu beobachten ist, soll dies nicht über die weiterhin persistente Marginalisierung im Kontext der psychosozialen Beratung hinwegtäuschen. Problematisch ist überdies die interdisziplinäre Diffusität eines Schamverständnisses per se. Jüngere Publikationen scheinen sich dieser Problematik bewusster zu werden und jenen Divergenzen durch Versuche der differenzierteren und interdisziplinären Kontextualisierung und Diskussion begegnen zu wollen (Marks, 2021, 2019; Lammers 2020; Seidler 2020; Weinblatt 2022 2016; Sanderson 2015). Dies erscheint auch erforderlich, da nicht zuletzt die Zugänge zu einem Schamverständnis maßgeblich dessen theoretisches Verständnis, aber auch Erweiterungen und Verdeckungen theoretischer und empirischer Entitäten determinieren kann. Der englischsprachige Schamdiskurs gibt derzeit wichtige Impulse für den beraterischen Umgang mit Scham (Mayer 2019, 21ff.), wenngleich die diesbezügliche Auseinandersetzung bisher nur zögerlich im deutschsprachigen Raum rezipiert wird (Pires 2021; Lammers 2020; Ehrmann 2020; Streit 2019; Hell 2018; Kölling, 2017; Bauer et al. 2012). Scham wird oftmals als eine soziale Emotion beschrieben, die etwa aufgrund ihrer sozial-relationalen als auch sozial-regulativen Funktionalität für Gruppen sowie der individuellen Interaktion diskutiert wird. Sie wird dabei als moderierende Emotion im Bedürfnis- und zugleich Spannungsfeld zwischen Zugehörigkeit und Anerkennung, Integrität und Intimität verhandelt (Marks 2021, 15ff.). Daneben rekurriert der jüngere Schamdiskurs zunehmend auf ein affektiv- und bindungstheoretisches Verständnis von Scham, sodass gerade die selbstregulatorischen, aber auch sozial-punitiven und selbstreferenziellen Aspekte sowie deren Effekte auf die psychische Gesundheit eine gewisse Prominenz zu genießen scheinen (Seidler 2020, 134ff.; Raisch 2022, 41ff.). Scham wird in der wissenschaftlichen und praxeologischen Auseinandersetzung tendenziell immer noch stark mit Weiblichkeit(en) konnotiert (Lammers 2020, 33f.), wenngleich die empirischen Evidenzen kaum in diese Richtung interpretiert werden können (Michl et al. 2014, 150ff.; Orth, Robins und Soto 2010, 1061ff.; Benetti-McQuoid und Bursik 2005, 133ff.). An dieser Stelle soll deshalb auf die Möglichkeit einer daraus resultierenden unreflektierten Adaption von etablierten Gender Beliefs und der damit verbundenen Gefahr der Tradierung derselben hingewiesen werden. Deren Aufrechterhaltung erscheint im Hinblick auf gesellschaftliche Transformations- und Verunsicherungsprozesse auch im Kontext von Männlichkeit(en) als fragwürdig, sie verweisen dabei aber zeitgleich auf die hartnäckige Persistenz geschlechterstereotyper Annahmen in Forschung und Praxis (Zimmermann 2022, 57ff; Theunert und Luterbach 2021, 42ff.). Trotz verstärkter Bemühungen Gender und Doing Gender als Analyse-, Handlungs- und Strukturkategorien in Psychotherapie und Beratungsdiskursen zu etablieren, scheinen auch diese Aspekte unzureichend Berücksichtigung zu finden (Schigl 2020, 18ff; Piontek 2017, 11ff.). Auffällig dabei ist, dass die peripheren Thematisierungen von Scham vornehmlich entlang eines binären Geschlechterverständnisses verhandelt werden und auch Doing Gender als Möglichkeit der Inblicknahme von Scham, deren Erleben sowie Verarbeitung und Abwehr vernachlässigt werden (Schigl 2018, 41ff.). Im Kontext von Männlichkeit(en) schreibt Weinblatt Scham den Status einer sehr prominenten Emotion für Jungen* zu, indem er ausführt, dass Scham die determinierende Emotion für Jungen* sei und demnach in Erziehung, Bildung und dem Verständnis von Jungen*sozialisation, aber auch Subjektivierung im Sinne einer Auseinandersetzung mit Scham, Kränkungen und Beschämungen eine entsprechende Berücksichtigung finden müsse (Weinblatt 2022, 15ff.). Auch Fragen der Männer*gesundheit sowie männlicher* Suizidprävalenz sollten im Zusammenhang mit Scham stärker diskutiert werden (Ehrmann, 2020, 98; Bola 2021, 44). Es erweckt den Eindruck, dass Scham keineswegs unbedeutend für Jungen* und Männer* ist, interessanterweise taucht sie aber in der Literatur der Männer*arbeit höchstens indirekt und tendenziell eher entlang von Beschämungserfahrungen auf (Theunert 2023, 14; Bola 2021, 11ff.). Somit stellt sich die Frage, wie Männer*beratung der Scham bislang begegnet.

3 Die Männer*beratung – ein heterogenes Feld

Männer*beratung erweist sich als ein heterogenes Arbeitsfeld, das im Kontext der Männer*arbeit neben Bildung und Erziehung, Beratung und Begleitung, Vernetzung und Selbsthilfe sowie Fach- und Projektarbeit eine ihrer vier Säulen darstellt und deren Ursprung parallel zur Frauenbewegung der 1970er Jahre gesehen werden kann (Theunert und Luterbach 2021, 53ff.). Männer*beratung wird dabei als theoriegeleitete und professionelle Beratungspraxis verstanden, die strukturell Männlichkeit(en) und individuelles Mann*-Sein, aber auch soziale Problemlagen und spezifische Männlichkeitsprobleme in den Blick nimmt. Neben der originären geschlechtspolitischen Ausrichtung kann heute von einer zunehmenden Professionalisierung und Differenzierung ausgegangen werden. Trotz aller bisherigen fachpolitischen und inhaltlichen Bemühungen Männer*arbeit und damit auch die Männer*beratung in ein strukturelles und flächendeckendes Regelversorgungsangebot zu überführen, kann bis dato davon in Deutschland nicht gesprochen werden, sodass Männer*beratung ein für ihre Zielgruppe weitestgehend unbekanntes Hilfeangebot darstellt (Theunert und Luterbach, 2021, 53ff.; Bundesforum Männer 2022).3 Die Mehrheit der Männer*arbeit kann als eine professionelle und theoriegestützte Praxis verstanden werden, die ihren gemeinsamen Bezugspunkt im Lebensbewältigungskonzept nach Böhnisch und Winter findet und auf ein Verständnis von männlicher* Sozialisation rekurriert (zitiert nach Paulick und Werner 2021). Institutionell kann Männer*beratung als ein sehr heterogenes Feld verstanden werden, welches sowohl Angebote der professionellen Hilfesysteme als auch kostenpflichtige Selbstzahlerangebote, etwa im Rahmen von professionellem Coaching und Beratung, sowie Angebote der Betroffenen- und Selbsthilfeorganisationen umfasst. Ein verbindendes Element kann dabei sein, dass Männer*beratung in dem Anspruch verwurzelt ist, Männer* in einer beziehungs- und emotionsbasierten Beratung entlang ihrer männlichen* Biografie, Sozialisation und Subjektivierung, aber auch individuellen Irritationen und divergierender Beanspruchungen zu begleiten und sie dabei zu unterstützen ihr individuelles Gelingendes-Mann*-Sein zu finden (Bundesforum Männer 2022). Dabei sollte auch der Einbezug von leibseelischem Erleben im Sinne von Subjektivierung Gegenstand der Männer*beratung sein. Schamerleben, das zwar aufgrund seines negativen, schmerzhaften Charakters subjektiv oftmals abgelehnt wird (Marks 2019, 28), evoziert eben jene leibseelischen Erfahrungen, die die Inkorporierung sozialer Normierungsprozesse von Männlichkeit(en) auch affektiv-somatisch markiert. Scheiternserfahrungen, Kränkungen, Beschämungen und damit letztlich Scham scheinen deshalb eine notwendigere Inblicknahme in Beratung und Psychotherapie mit Männern* zu verlangen und es stellt sich die Frage, inwiefern Scham (k)ein Thema für die Theorie und Praxis der Männer*beratung sein kann.

4 (Un)doing shame – oder die männliche* Begegnung mit der Scham

»Ich halte traditionelle männliche Sozialisation
für eine Form der strukturellen Gewalt.«

Theunert 2013, 162

In Beiträgen der kritischen Männlichkeitenforschung und Männer*arbeit sind Scham, aber auch Beschämung(serfahrungen) immer wieder impliziter Gegenstand der Aushandlungen (Theunert 2023, 14f.; Bola 2021, 11ff.; Waidhofer 2016, 127ff.; Grossmann 2016, 16ff.). Dabei ist Scham selbst von der Beschämung kategorisch zu differenzieren, da Beschämung als eine Form der bewussten Entwertung durch Dritte verortet werden kann (Hell 2018, 69). Im Gegensatz dazu ist Scham ein selbstreferenzielles Gefühl, um soziale Beziehungen, aber auch individuelle Bedürfnisse, wie die nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Integrität, sowie den Schutz der eigenen Grenzen zu moderieren (Marks 2021, 15ff.; Lammers 2020, 33f.). Neben dem prägenden Einfluss der Peers kann auch Schule ein Ort systematischer männlicher* Scham- und Beschämungserfahrungen sein. So spricht Marks etwa von einem »heimliche[n] Lehrplan« (Marks 2021, 152; Ergänzung DK), der darauf abziele, junge Menschen zu erniedrigen, sobald sie einen Fehler machen würden. Dies kann gerade im Kontext des Erlebens von Brüchigkeit und Ohnmacht sowie dem zeitgleichen Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit zur Gruppe der (hegemonialen) Männer* zu der Adaption eines patriarchalen Verhaltens und damit zu einer Etablierung eines männlichen* Habitus der Beschämung führen. Diesem Verständnis folgend sollte auch der männliche* Körper als Ort der (Selbst-)Inszenierung von traditioneller Männlichkeit in der Betrachtung von Scham und Beschämung Berücksichtigung finden.4

Der leibseelische Zugang zur affektiv-somatischen Wahrnehmung von Gefühlen per se und Scham und Beschämung im Besonderen wird unter anderem durch das Bewältigungsprinzip der Körperferne für Männer* tendenziell verwehrt (Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft 2021; Böhnisch und Winter 1993, 128ff.) und dies, obwohl die »Konstitution von Männlichkeit durch körperliche Vorgänge« (Connell 2015, 106) signifikant determiniert wird. Der Körper als Feld der männlichen* (Selbst-)Darstellung von Agency, Stärke, Gewalt und Durchsetzungsfähigkeit wird dabei gerade in der Aushandlung von traditioneller Männlichkeit als zentraler Ort männlicher* Identitätsbildung betrachtet (Böhnisch 2015, 229ff.; Neumann und Süfke 2004, 33ff.), in dessen Kontext Scham und Beschämung diesen Anrufungen antagonistisch gegenüberstehen, da sie im Narrativ traditioneller Männlichkeit tendenziell mit Schwäche assoziiert werden (Ehrmann 2020, 98). Jener fehlende Selbstbezug zu Körper und Gefühlen kann das Erleben von Scham erschweren bzw. die Anwendung von Abwehrstrategien begünstigen. Dabei kann erstens der limitierte Körperbezug bzw. die habitualisierte Körperferne die Wahrnehmung psychosomatischer Marker der Scham für Männer* tendenziell unterdrücken bzw. abspalten und zweitens somit zu einer Art oberflächlichen Wahrnehmung von Scham führen, die es ermöglicht, Scham abzuwehren und Beschämung in ein Konzept der psychischen Strukturübung von traditioneller Männlichkeit zu integrieren und somit zu nivellieren. Neben jener tendenziell versperrten leibseelischen Aushandlungsfläche von Scham kann im Kontext von traditioneller Männlichkeit auch über eine Art Sprechverbot qua dem Bewältigungsprinzip Stummheit nachgedacht werden (Bundesforum Männer 2022). Scham begünstigt aufgrund ihres sozial-punitiven und isolierenden Charakters eben jene Bewältigungsstrategie, da sie ein sprachlich kaum greifbares Gefühl darstellt und daher verbal-reflexiv nur unzureichend zur Verfügung steht. Im Rahmen von Scham steht die Identität und Integrität zur Disposition, was zu Rückzug, Kontaktabbruch und Schweigen führen kann (Marks, 2021, 53f.; Ehrmann 2020, 97; Wurmser, 2017, 42). An dieser Schnittstelle tritt auch die Strategie des Alleinseins (Böhnisch und Winter 1993, 128ff.) in Erscheinung, die als eine zusätzliche Triebfeder in der Abwehr von Scham im Kontext von traditioneller Männlichkeit gelesen werden kann. Mit der Abwehr von Gefühlen per se (Externalisierung) und der Abwertung von Scham im Speziellen trägt die Bewältigung von traditioneller Männlichkeit dazu bei, dass der Zugang zur Scham als selbstreferenzielle Emotion versperrt wird. Dabei ist es die Scham, die das Selbst und den eigenen Selbstwert maßgeblich beeinflusst und auch deshalb als Triebfeder für individuelle Reflexion und Entwicklung verstanden werden sollte (Hell 2018, 94). Auch im Kontext der Scham kann demnach von einer weitreichenden Limitierung der Fähigkeit der Männer* zur Selbstregulation von Gefühlen ausgegangen werden, die dem männlichen* Schamerleben einen »potenziell bedrohlichen Charakter […]« beikommen lässt und »zu Abwehrreaktionen und Vermeidungsverhalten« (Raisch 2022, 133) führt. Diese Begrenztheit im Zugriff auf das eigene Selbst kann im Rahmen von männlichem* Gefühlserleben zu einer sukzessiven Überforderung und Hilflosigkeit im Bereich der emotionalen Selbstwirksamkeitserfahrung führen. Die unsichere Ausprägung der Fähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen zu können, wird von Männern* nicht selten als defizitär eingeordnet (Bundesforum Männer 2022) und kann zu einer Verstärkung der Anwendung männlicher* dysfunktionaler Bewältigungsstrategien, wie sie auch im Kontext von Sucht und Suizid diskutiert werden (Bola 2021, 44), führen. Die Wirkungsmächtigkeit der Anrufung von traditioneller Männlichkeit zeigt sich derweil so stark, dass viele Männer* lieber den Kontakt zu sich selbst verlieren, um dem männlichen* Handlungsfähigkeitsparadigma entsprechen zu können, sodass sie dabei in eine Form des »Autopiloten« (Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft 2021) geraten, der den Zugang zu eigenen Gefühlen, aber auch Hilfsangeboten erschwert. Problematisch dabei ist, dass menschliche Lebenszufriedenheit auch von der individuellen Fähigkeit abhängig ist, mit der Umwelt in positiver Interaktion zu stehen. Diese wiederum ist von der Befähigung der bewussten Verarbeitung und Beurteilung sowie der gelingenden situativen Anpassung an Emotionen abhängig – einer Bewusstheit, die Männern* im Erleben und der Bewältigung von Scham qua Gender Beliefs abhanden zu kommen scheint. Jene Beschneidung von Gefühlen führt indes zu einem Verlust der Vitalität und zu einer Etablierung »eine[r] fahle[n] Ödnis in der inneren Gefühlslandschaft« (Ehrmann 2020, 132; Ergänzung DK) und einem »feuchtkalten Nebel der Langeweile«, da der »Glanz [der Gefühle] sozusagen ausgelöscht wird« (Wurmser 2017, 308; Ergänzung DK).

5 Vom Narrativ traditioneller Männlichkeit … und der Scham

Betrachtet man den oben skizzierten männlichen* Umgang mit Scham, so ist deutlich geworden, dass Scham als die zentrale Emotion in der Beziehungsregulation gesehen werden kann, deren Betrachtung neben dem soziokulturellen auch den interpersonalen Aspekt impliziert. Scham determiniert wie kaum eine andere Emotion menschliches Sozialverhalten (Weinblatt 2016, 49). Dies kann gerade auch im Kontext von männlicher* Sozialisation und Subjektivierung als maßgeblich angenommen werden, um sich als Mann* unter Männern* zu spüren und eine entsprechende Resonanz der Peers erfahren zu können. In diesem Kontext erscheint das Verständnis von Stuve und Debus (2012) zu Männlichkeitsanforderungen besonders anschlussfähig, das rekurrierend auf die Theorien von Connell (2015) und Bourdieu (2005) dieses Streben als »eine (kulturelle) Anforderung, ein (kulturelles) Muster, mit dem sich all jene auseinandersetzen müssen, die als Jungen und Männer anerkannt werden wollen oder die von ihrem Umfeld als Jungen gesehen werden – selbst wenn sie sich selbst nicht als solche empfinden« (Stuve und Debus 2012, 44) beschreibt. Es sind dabei eben jene patriarchalen Männlichkeitsanforderungen, die durch die Sorge vor Ausschluss aus der sozialen Gruppe der Männer* sowie die Angst vor Beschämung und Verachtung als Triebfedern männlicher* Assimilationsleistungen an patriarchale Normierungen (mit)gedacht werden müssen. Es wirkt so, als dass es die Angst vor Scham und Beschämung ist, die jenen Aufforderungen zur Assimilation an ein »kanonisches Narrativ der Männlichkeit« (Phoenix und Frosh 2005, 20) – den leider immer noch weit verbreiteten Gender Beliefs zu traditioneller Männlichkeit – eine unbewusste affektiv-somatische und emotionale Liquidität verschafft. So spricht Theunert in diesem Kontext auch von Beschämung als dem »Schmiermittel des Patriachats« (Theunert 2023, 14). Bourdieu (2005) weist ebenfalls auf die männliche* Angst vor dem Ausschluss aus der Gruppe der Männer* hin und betont dabei die männliche* Angst als unmännlich* zu gelten als immense Zentrifugalkraft, die jene Unterwerfung an die Anrufungen von traditioneller Männlichkeit zu erklären vermag (Bourdieu 2005, 95f.). Diesen Handlungsdruck beobachtet auch Thiersch (2009), wenn er das Bemühen um soziale Konformität als Herausforderung von Lebensgestaltung betont. Dabei stellt er eine mögliche Denkschablone im Kontext von Männlichkeit(en) zur Verfügung, indem er ausführt, »[…], dass sie [die Männer*] von sich überzeugt, gut und ›gekonnt‹ wirken [wollen]; so, wie sie sind, zeigen sie, dass sie sich im Griff haben, dass sie tüchtig sind und Meister der Situation. Sich schämen hieße, an diesem Anspruch zu versagen. Scham wäre peinlich; es ist beschämend, sich zu schämen« (Thiersch 2009, 161; Ergänzung DK). Gerade jene Nicht-Erfüllung sozialer Standards in Form der aufoktroyierten Gender Rules führt zu einem Insuffizienz- und Ohnmachtserleben und einer negativen (Selbst-)Bewertung (Wertenbruch und Röttger-Rössler 2011, 245), da dies mit dem auch gesellschaftlich getragenen Anspruch sozialer Potenz und Agency nicht vereinbar zu sein scheint und gleichzeitig tendenziell tabuisiert wird (Böhnisch 2020, 504). Scham kann somit im Rahmen von Männlichkeit(en) als eine Emotion mit paradoxem Doppelleben verstanden werden, da sie sich zwar einerseits als höchst relevant und handlungsleitend für soziale Interaktionen und die Entwicklung der männlichen* Identität zeigt (Hell 2018, 8f.; Weinblatt 2016, 49), zeitgleich aber in der Lebensgestaltung von Männern* eine stark marginalisierte Position einnimmt, indem sie nicht nur gegen das (Selbst-)Verständnis von traditioneller Männlichkeit verstößt, sondern auch durch ihre Bewusstwerdung als besonders schmerzhaft empfunden und somit tendenziell vermieden wird (Marks 2019, 28).

6 Männer*beratung und die Scham – eine Heterotopie?

»Es gibt keine Räume, in denen Männer
ihre Hilflosigkeit ausdrücken können.«

Böhnisch 2020, 504

Krisen und Transformationen, die mit der Bedrohung des männlichen* Status und Selbstwertempfindens, aber auch dem Verlust von männlicher* Agency konnotiert sind, können zusammen mit der Prekarisierung männlicher* Bewältigungsstrategien gedacht werden. Einige der männlichen* Copingstrategien erscheinen hierfür allzu oft als unzureichend und die paradoxe Simultanität der Anrufung an (permanente) Agency gekoppelt mit dem Ohnmachts- und Gefühlsverbot kann dabei zu einer dysfunktionalen Abwärtsspirale führen. Beratung kann hierbei als eine Hilfeform verstanden werden, die für die Bewältigung von jenen unkontrollierbaren Widerfahrnissen in einer neokapitalistischen und postmodernen Gesellschaft nicht zuletzt aufgrund der drohenden Marginalisierungs- und Exklusionsprozesse auch für Männer* notwendig(er) erscheint (Kupfer 2020, 713). Vor dem Hintergrund erodierender traditioneller Männlichkeitsvorstellungen in elementaren Lebensbereichen, wie Arbeit, Bildung, Partnerschaft und Familie, aber auch dem Erleben von Gewaltbetroffenheit, kann die Männer*beratung als ein Ort der Aushandlung von Männlichkeit(en) gedeutet werden. Sie muss dabei Suchbewegungen hinsichtlich Irritationen, Verunsicherungen, (Ohn-)Macht und Andersartigkeit ermöglichen (Grossmann 2016, 11ff.) und kann dazu beitragen, dass männliches* Anders-Sein einen Platz findet. Sie sollte – in Anlehnung an Foucault – eine Heterotopie sein.5 Dabei ist sie auch ein Ort, dessen gemeinsame Bezugspunkte die Inblicknahme von Vulnerabilität, der Formen des individuellen Gelingenden-Mann*-Seins sowie der Reflexion männlicher* Privilegien, Macht und Verantwortung für das soziale Nahfeld sowie dessen gesellschaftlicher Implikationen bilden. Der Anspruch, Männer* in diesem simultanen Spannungsfeld zwischen Anerkennung von individueller männlicher* Biografie, Bindungserfahrungen und Verletzlichkeit zu unterstützen, aber auch die Zumutung einer kritischen Reflexion und Begrenzung von traditioneller Männlichkeit, stellt nicht nur für die Praxis der Männer*beratung eine große Herausforderung dar (Theunert und Luterbach 2021, 21f.; Süfke 2010, 169ff.). Wenngleich Transformationen von Männlichkeitsvorstellungen und der leicht steigende Ausbau von Hilfeangeboten für Männer* zu einer Reduzierung der Hürde bezüglich der Inanspruchnahme von Hilfen per se beizutragen scheinen (Grossmann 2020, 19), stellt die Konsultation von Beratung weiterhin für viele Männer* eine große Barriere dar (Bundesforum Männer 2022). Zwar führt der Lösungs- und Leidensdruck Männer* in die Beratung, jedoch wirkt es so, als dass Männer* im Kontext der Inanspruchnahme von Hilfe immer noch oft ein großes Unbehagen spüren, sodass die Beanspruchung von Unterstützung weiterhin stark als Verstoß gegen traditionelle Männlichkeitsanforderungen bewertet wird. Jene Anrufungen an traditionelle Männlichkeit scheinen bis dato also nur all zu leicht tradiert und (re-)inszeniert zu werden, sodass in Anlehnung an Connell von einer gewissen Unentrinnbarkeit gegenüber traditioneller Männlichkeit als sozialem Prozess gesprochen werden kann (Connell 2015, 202). Jener simultane Dualismus des Wunsches nach Individualität und Andersartigkeit, aber auch dem nach Zugehörigkeit und Anerkennung, führt Männer* in ein Spannungsfeld der Aushandlung von individuellem Mann*-Sein, welches emotionstheoretisch durch Scham moderiert wird. Ein weiterer Aspekt der Beratungshürde für Männer* kann in der gesellschaftlich negativen Attribuierung von Männlichkeit(en) als toxisch gesehen werden, die auch zu einer Form der Kränkung, Selbstbeschämung bzw. Internalisierung jener Zuschreibungen führen und den Selbstwert, aber auch das individuelle Ausmaß an Selbstbestimmung und Handlungsfähigkeit von Männern* mindern kann (Theunert 2023, 19f.; Waidhofer 2016, 143), sodass die Reflexion von Männlichkeit(en) für den Klienten als kränkend oder sogar beschämend wahrgenommen werden kann und dadurch den Rückgriff auf Beratung ebenfalls erschwert. Der Einfluss gesellschaftlich-normativer Kräfte auf die Männer*beratung muss somit ausreichend berücksichtigt werden, indem Schamgefühle als eine Art »emotionale Spange zwischen Individuum und sozialer Struktur« (Bauer et al. 2012, 57) gelesen werden, da Scham wie keine andere Emotion, jene Frage nach dem sozialen Status und der eigenen Wertigkeit und Zugehörigkeit moderiert (Marks 2021, 15ff.; Lammers 2020, 32f.). Männer*beratung kann auch deshalb als Ort potenzieller Scham und Beschämung betrachtet werden, weil Scham unter anderem dadurch ausgelöst wird, wenn die eigene Autonomie zur Disposition steht, indem etwa unilaterale Dependenzen im Kontext von beraterischen Unterstützungsangeboten zu Ungunsten der Klienten* zu entstehen drohen (Grossmann 2020, 21; Sanderson 2015, 87). Nicht zuletzt die fehlende strukturelle Verankerung der Männer*beratung als Regelangebot führt zu einer weitgehenden Unklarheit über das Wesen dieses Beratungssettings und wird von Männern* deshalb nicht selten noch als ein nebulöser Ort der Ohnmacht und der Offenbarung eigenen Versagens gedeutet, sodass die Inanspruchnahme von Beratung mit einer gewissen Form der Schwellenangst gegenüber diesen Hilfsangeboten einhergeht (Brandes und Bullinger 1996, 15) – oder anders betrachtet mit der männlichen* Angst vor Scham und Beschämung. Somit steht die Männer*beratung vor der Herausforderung, Scham und Beschämungs(erfahrungen) explizit besprechbar zu machen, um Männer* in ihren verdeckten Leidenszuständen zu begleiten.

7 Doing Shame – oder von der professionellen Begleitung der Scham in der Männer*beratung

»Der Schutz der schamempfindlichen Beratungssituation
ist demnach die wichtigste Aufgabe des Beraters.«

Bauer et al. 2012, 57

Beratungsanlässe per se entstehen nicht selten im Kontext der individuellen Hilflosigkeit, mangelnder Selbstwirksamkeitserfahrung sowie Bedürftigkeit (Bundesforum Männer 2022). Scham bezüglich männlicher* Scheiternserfahrungen darf dabei als eine Art Seismograf gedeutet werden, denn

»In solchen Konstellationen ist der eigene Selbstwert, die Erfahrung sozialer Anerkennung und das Gefühl, etwas bewirken zu können – alles Grundvoraussetzungen für eine handlungsfähige Persönlichkeit – empfindlich gestört. Alles sinnliche Streben geht nur dahin, wieder Selbstwert und Anerkennung zu bekommen und somit handlungsfähig und damit ›identisch‹ zu werden« (Böhnisch 2014, 107).

Jenes Streben nach Kongruenz und Agency kann als Wesensmerkmal der Bewältigung von Scham verstanden werden. Der bisherige Umgang des Klienten* mit Scham und Beschämung darf im Kontext der Männer*beratung als Gradmesser einer (dys-)funktionalen (Unter-)Regulierungsfähigkeit von Scham gelesen werden und bietet demnach große Chancen für den Beratungsprozess (Weinblatt 2016, 95ff.). So werden etwa Wut und Gewalt berechtigterweise häufig als Formen der pathogenen Schamabwehr gedeutet, da sie erheblichen sozialen Schaden evozieren. Zeitgleich darf der Wut aber auch ein protektiver Charakter für den Selbstwert und die Bewältigung von Scham – aber auch Beschämungserleben eingeräumt werden, denn »Die Scham ist die Wächterin der Würde und die Wut ihre Beschützerin« (Ehrmann 2020, 127). Männer*beratung hat somit auch die Aufgabe männliche* Vulnerabilität und die Thematisierung und Nachreifung mangelhafter oder pathogener Bindungs- und schambasierter Verletzungserfahrungen, aber auch deren dysfunktionaler Bewältigung (Marks 2021, 55ff.; Hell 2018, 43ff.; Sanderson 2015, 43f.) schamfokussiert zu ermöglichen und zu begleiten. Dabei darf der männliche* Körper zum einen als Ort der Inszenierung von Männlichkeit(en), aber eben auch als Feld der Inkorporation von Scham und Beschämung gelesen werden. Die theoretische Auseinandersetzung und praktische Integration dieser Perspektive, etwa in Form von körperorientierten Beratungsansätzen, kann auch vor dem Hintergrund der Potenzialität von leibseelischen Schamerfahrungen für die Männer*beratung eine hohe Relevanz aufweisen, um einen beraterischen Zugriff auf Scham als vorbewussten Affekt, somatisch-introperspektives Gefühl und emotional-reflexive Emotion zu ermöglichen (Ehrmann 2020, 319f.; Lammers 2020, 127). Das bewusste beraterische Utilisieren von Scham als Gegengewicht zur männlich* habitualisierten Gefühlsabwehrstrategie im Kontext der Männer*beratung setzt neben einer professionellen Schamsensitivität auch eine differenzierte Schamkompetenz der Berater*innen voraus. Diese umfasst neben der Fähigkeit, Scham beraterisch »halten« und mit dieser »mitschwingen« zu können (Containing, Pacing), auch ein explizites Wissen zu Scham und Männlichkeit(en) sowie deren Bewältigung. In diesem Kontext stellt auch die Rolle der professionellen Reflexion der eigenen Schambiografie in kollegialer Inter- und Supervision ein wesentliches Element von Schamkompetenz dar (Hell 2018, 177). Eine bewusst eingesetzte affektiv-somatische Schamresonanz sowie die Generierung eines Schutzraums im Sinne der oben skizzierten Heterotopie, der den Zugang zu biografisch angelegten Schamthemen und -formen erlaubt, können dabei sehr wirksam sein (Ehrmann 2020, 310ff.; Lammers 2020, 116ff.). Auch die bewusste Wahl des Beratungssettings kann von zentraler Bedeutung sein, indem etwa auch Beratung jenseits von geschlossenen (analogen) Räumen angeboten werden sollte, da ein Vis-a-vis-Format Schamerleben begünstigen kann. Auch Formen der Psychoedukation können im Kontext von Scham bereichernd zur Seite gestellt werden (Lammers 2020, 79ff.; Sanderson 2015, 191ff.) und neben dem Einsatz von Praxen zu Achtsamkeit und Selbstmitgefühl (Ehrmann 2020, 305ff.; Sanderson 2015, 191ff.) den Beratungsprozess schamkompetent rahmen. Somit steht die Männer*beratung vor der Herausforderung, Scham zum einen zu erkennen und zu erspüren, aber eben auch den Beratungsprozess selbst bezüglich potenzieller Beschämung, Kränkung und Scham zu reflektieren. Dabei sollten bisherige dysfunktionale Lösungsstrategien des Klienten* im Umgang mit Scham auch im Hinblick auf interdependente Beschämungsfallen in der Beratungsinteraktion vor dem Hintergrund von Männlichkeit(en) reflektiert werden, um sie so als bewusste beraterische Resonanzquelle in den Beratungsprozess implementieren zu können. Neben der individuellen Perspektive kann auch die gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit von Beschämung als »Schmiermittel des Patriachats« (Theunert 2023, 14) als Reflexionsebene der Männer*beratung vor dem Hintergrund einer (Re-)Inszenierung von traditioneller Männlichkeit Anwendung finden. Beschämung als Strukturübung eines männlichen* Habitus sollte aber auch Anlass für die (Selbst-)Reflexion in Supervision, Fortbildung und für die Beratungspraxis geben und auch in Form von körperorientierten Methoden spür-, sicht- und damit besprechbar gemacht werden. Männer*beratung steht in einer Tradition der bewussten Inblicknahme individueller männlicher* Biografie, Sozialisation und Subjektivierung, aber auch deren gesellschaftlichen Strukturierungen und Privilegien. Sie nimmt dabei die Verantwortung der Männer*, aber auch ihre Emotionen und Leidenszustände wahr und begleitet sie zu ihrem individuellen Gelingenden-Mann*-Sein. So fordert der renommierte Männer*berater Süfke: »Der Zugang zu den eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Sehnsüchten muss wiederhergestellt werden!« (Süfke in Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft 2021). Hierfür kann die von Marks beschriebene Deutung eines Schamverständnisses für die Männer*beratung wertvolle Verbindungslinien aufweisen, da sie ihr sowohl entlang ihrer sozial-relationalen Struktur, als auch in der individuell-biografischen Einschreibung eine hohe Relevanz beimisst. Spezifika der Männer*beratung sind Anerkennung und Würdigung männlicher* Leidenszustände sowie der Austausch auf Augenhöhe, indem der Mann* als Experte seiner eigenen Lebensbewältigung und Verletzlichkeit beachtet wird (Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft 2021; Grossmann 2020, 22). Dies erscheint gerade für den Umgang mit Scham in der Männer*beratung höchst anschlussfähig, da Scham als eine soziale, aber auch selbstreferenzielle Emotion einzuordnen ist, und somit in ihrer Grundstruktur auf das menschliche Wesen abzielt und dabei das individuelle Sein in Zweifel zieht (Marks 2021, 15ff.). Die Frage der Scham lautet: »Bin ich so, wie ich bin, in Ordnung?« Dabei liegt das Potenzial der Thematisierung der Scham im Kontext von Männlichkeit(en) darin, Männer* in ihren Suchbewegung nach individuellem Gelingenden-Mann*-Sein zu begleiten. Das von Theunert und Luterbach vorgeschlagene Konzept für die geschlechterreflektierte Arbeit mit Männern*, das Triple Development (Theunert und Luterbach 2021, 100ff.), ist dabei prädestiniert, um es um eine schamtheoretische Dimension zu erweitern und deren praktische Umsetzung für die Männer*beratung anschlussfähig zu gestalten. Betrachtet man den Pol der Unterstützung, so liegt in der Beratungspraxis der Fokus lange im Pacing, also der Würdigung und Annahme individueller Leidenszustände sowie dem Aufbau einer konstruktiven Beratungsatmosphäre und somit einer Ermöglichung von Räumen für die Inblicknahme männlicher* Scham- und Beschämungserlebnisse. Diese können auch entlang der beraterischen Möglichkeit des Begrenzens, etwa in ihrer Ausprägung des vielzitierten »liebevollen Konfrontierens« (Süfke zitiert nach Britten 2016, 221), vor dem Hintergrund des Erlebens einer schamsensiblen und somit andersartigen männlichen* Beziehungserfahrung gedacht werden und Scham aufgrund ihres sozial-regulativen Potenzials für männliche* Transformationen nutzbar gemacht werden. Auch der Pol der Öffnung kann schamtheoretisch in den Blick genommen werden, da er die männliche* Identität – also das individuelle männliche* Sein – in den Blickpunkt rückt und Scham dabei als selbstreferenzielle Emotion jene Revision von individuellem Mann*-Sein erst ermöglicht, indem sie nach der Grundfigur der Männer*beratungsarbeit fragt: »Wenn ich der, der ich bin, nicht mehr sein will, welcher möchte ich denn dann werden?«

8 Fazit

Aufgrund ihres starken sozialen und selbstreferenziellen Charakters reguliert Scham menschliches Zusammenleben wie keine andere Emotion und dient dem sozialen Miteinander (Weinblatt 2016, 49). Deshalb sollte sie als eine Ressource für tiefgreifende individuelle Transformationsprozesse im Kontext von Männlichkeit(en) und somit auch der Männer*beratung verstanden werden. Die Angst vor Beschämung kann als eine elementare Triebfeder männlicher* Assimilationsleistungen an hegemoniale Männlichkeitsvorstellungen verortet werden (Theunert 2023, 14) und bedarf daher der Begrenzung. Da menschliches Handeln stark einerseits zwischen Anerkennung und Zugehörigkeit, aber andererseits auch Integrität und Grenzwahrung oszilliert und Scham dabei die handlungsleitende Emotion darstellt, brauchen Männer* eine kompetente und sensible Begleitung in jenem Spannungsfeld. Dabei müssen Handeln und Erleben von Männern* im Kontext von Scham, Kränkungen und Beschämungen auf gesellschaftlicher Ebene sowie auch im individuellen Kontext eine kritische, aber auch liebevolle Reflexion erfahren. Ein zentrales Spezifikum der Männer*beratung ist die Genderkompetenz ihrer Berater*innen, auf deren Basis sie die Theorie und Praxis der Arbeit mit Männern* reflektiert. Dabei stellt gerade der biografische Zugang zu individuellen Themen von Verletzlichkeit, Bedürftigkeit, Scheitern, aber auch die Utilisierung der damit korrespondierenden Transformationspotenziale für den Beratungsprozess eine große Qualität jenes Zugangs dar. Männer*beratung ist ein Ort des Erlebens von Solidarität, Gemeinschaft und Zusammenwirken– eine Heterotopie. Diese Attribute stellen auch die Heilmittel für Scham dar, die männliche* Scheiternserfahrungen annehmbarer erscheinen lassen, indem sie »die ganzen Männer« (Bertsch und Christandl 2016, 135) in den Blick nehmen. Scham ist auch im Kontext von Männer*beratung existent, wird aber immer noch weitgehend unbewusst verhandelt. Gleichzeitig kann die professionelle Inblicknahme von Scham als Thema für die Männer*beratung die Potenziale männlicher* Transformationsprozesse verstärken, indem sowohl Scham, Kränkungen als auch die Beschämungen besprechbar gemacht werden und somit den Zugang zu den großen Themen des individuellen Mann*-Seins erweitern. Es ist die Emotion der Scham, die zentrale Antworten auf das individuelle Gelingende-Mann*-Sein zu geben vermag und sollte daher ein Thema der Männer*beratung sein.

Anmerkungen

[1]
Im vorliegenden Text wird die sozial-regulative, -relationale und punitive Funktionalität der Scham sowohl für ein traditionelles Männlichkeitsverständnis als auch für moderne, plurale Männlichkeit(en) angenommen, wenngleich unter anderen Vorzeichen. Daher erfolgt die sprachliche Kennzeichnung im Kontext dieses Beitrages mit Männlichkeit(en). Behandeln Textsegmente explizit nur ein Verständnis der traditionellen Männlichkeit, wird diese als solche sichtbar gemacht. Eine entsprechend analoge Behandlung erfahren auch Weiblichkeit(en).
[2]
Das Verständnis des Subjektivierungsbegriffs wird in diesem Beitrag in Anlehnung an die Perspektive von Rieske und Budde (2022, 77ff.) auf die Kontexte der diversen Praxen und Ausprägung von doing masculinity angewendet, indem diese qua relationalem Denken für eine Anerkennung individueller, intersektionaler sozialer Praxen von Männlichkeit(en) plädieren und Autonomie aber auch den Wunsch nach Zugehörigkeit als moderierende Aspekte sozialen Handelns akzentuieren.
[3]
Eine umfassendere Darstellung der Entwicklungslinien zur Männer*arbeit wurden von Theunert und Luterbach (2021) vorgenommen.
[4]
Hier wäre es möglich im Rahmen von Scham und Beschämung an die von Meuser figurierte körperlich-gewaltvolle »Strukturübung« (Meuser 2008, 5175) anzuschließen, indem Beschämung als dessen psychisches Pendant gedacht werden kann.
[5]
Das hier skizzierte Verständnis von Männer*beratung schließt sich an den Begriff von Foucault (2002; 2013) an, demnach Heterotopie als ein Andersort, eine Utopie, ein Platz der Möglichkeiten verstanden wird, der Raum für Gegenartigkeit zu üblichen gesellschaftlichen Normierungen schafft, an dem Veränderung und (Ver-)Wandlung möglich sein kann.

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Der Autor

Dominik Kling,Sozialpädagoge M.A., arbeitet als systemischer Coach, Berater, Paartherapeut und Supervisor (DGSF) mit Schwerpunkt Männer*beratung in eigener Praxis sowie an der Jungen*fachstelle goja in München. Er promoviert berufsbegleitend an der Universität Hildesheim zum Thema »Umgang mit Scham in der Männer*beratung«.

Kontakt:
Dominik Kling,
Anima – systemische Praxis,
www.dominik-kling.de