Psychologische Aspekte der Prostitution

Susanne Dierich

Zusammenfassung

Das Thema Prostitution wurde in zahlreichen Studien in der soziologischen Forschung und in der feministischen Frauenforschung untersucht. In der Psychologie wurde die Prostitution bisher eher randständig behandelt. In einer Untersuchung an der TU Berlin wurde eine spezielle Ausübungsform der Prostitution näher untersucht. Es handelte sich dabei um Dominas bzw. Sklavias, die ein spezielles Dienstleistungsangebot für sadomasochistisch veranlagte Männern bereit heilten.

Die Untersuchung erfolgte unter dem Gesichtspunkt des Autogenesekonzepts von Jüttemann (1999). Danach strebt der Mensch im wesentlichen nach selbstbestimmten Verhalten. Anhand acht biografischer Interviews wurde ein Vergleich vorgenommen zwischen Dominas, die in der Prostitutionssituation sehr selbstbestimmt auftreten und Sklavias, die in dieser Situation extremer Fremdbestimmung unterliegen. Die Forschungsfrage bezog sich darauf, wie sich Selbst- und Fremdbestimmung durch die anderen Lebensbereiche der Frauen fortführen. Es zeigte sich, dass die Dominas Fremdbestimmung in anderen Lebensbereichen mit ihrer beruflichen Selbstbestimmung kompensieren. Ein weiteres Ergebnis war, dass die Sklavias sich entgegen der offenkundigen extremen Fremdbestimmung in der Prostitutionssituation als sehr selbstbestimmt erleben.

Schüsselwörter: Prostitution, Selbstbestimmung, Fremdbestimmung, Sadomasochismus

Summary

The subject prostitution has been investigated in numerous sociological and feminist studies whereas scientific psychological interest in this subject has been rather rare. A certain type of prostitution – Dominas and Sklavias who offer services for sadomasochistic clients – has been examined in a study at the Technische Universität Berlin. The subject was explored regarding the autogeneses (Jüttemann 1999). This concept claims that a human being essentially strives for self-determined behavior. Eight biographic interviews were compared concerning Dominas who appear quite self-determined in the particular prostitutional situation and Sklavias whose position in this same situation is extremely foreign regulated. The study investigated the question how self-determination and foreign regulation influence other areas of life for the women. Results indicate that the Dominas compensate foreign regulation in other areas of life with self-determination in their profession. Another outcome shows that Sklavias who obviously experience extreme foreign regulation in their work situations feel their lives to be self-dermined.

Keywords: prostitution, self-determination, foreign regulation, sadomasochism

Das Phänomen Prostitution ist eine Dienstleistung mit vielen Facetten. Definiert als das Anbieten und die Ausübung einer sexuellen Dienstleistung gegen Geld oder Naturalien erfolgte die Ausübung der Prostitution in allen Gesellschaften und blieb dennoch ein Tabuthema. Diejenigen, die der Prostitution nachgehen, sehen sich massiven Vorurteilen gegenüber. Sie werden selten als Persönlichkeiten wie andere auch gesehen, sondern häufig aufgrund ihrer Arbeit stigmatisiert oder auf einen Opferstatus reduziert. Sie stehen unter einem Rechtfertigungsdruck und sind trotz gesetzlicher Reformen oft rechtloser als in anderen Berufen.

Die Gruppe der Prostituierten ist keinesfalls homogen. Prostitution wird genutzt als Erwerbstätigkeit, um sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen oder auch Nebenjob zur Aufbesserung der finanziellen Situation oder aus einer gewissen Abenteuerlust. Es gibt diejenigen, die freiwillig und selbstbestimmt als Prostituierte arbeiten, für die es ein Beruf ist, wie jeder andere auch. Andere kennen eher die Schattenseiten, haben nur wenige Entscheidungsmöglichkeiten. Für sie ist es eine Erniedrigung und Qual und sie würden lieber heute als morgen aussteigen und einer anderen Tätigkeit nachgehen. (vgl. von Dücker 2005)

Wissenschaftlich betrachtet war die Prostitution bisher eher ein Thema für Soziologen als für Psychologen. So diskutierten Soziologen über die Rolle der Prostitution in der Gesellschaft. Bernsdorf (1969) zeigt auf, dass die Prostitution nicht generell in allen Gesellschaften verbreitet ist. In genossenschaftlichen und geldlosen primitiven Gruppen (bei sogenannten unteren und mittleren Naturvölkern) kommt sie im allgemeinen nicht vor, da hier die sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen fehlen. Das Prinzip der Herrschaft von Menschen über Menschen spielt daher eine große Rolle für die Entstehung der Prostitution (Bernsdorf, 1969).

Für Schelsky (1955) ist die Prostitution durch die jeweiligen ehelichen Sexualnormen bedingt. Als Beispiel führt er die absolute Monogamie der patriarchalischen Ehe Anfang des letzten Jahrhunderts an, woraus sich die Prostitution als institutionelle Ventilsitte ergibt. Demzufolge ist nach Schelsky (1955) aufgrund der gelockerten Sexualmoral ein Rückgang der Prostitution in der Gegenwart zu verzeichnen. Stallberg (1988) lehnt die Aussage, dass die Prostitution zur Stabilisierung oder gar Aufrechterhaltung der sozialen Institution Ehe diente, entschieden ab. Beweise für die Stabilisierungsleistung der Prostitution seien nie erbracht worden. Auch weist er darauf hin, dass die Ehe heute störungsanfälliger sei und geringer geschätzt werde, obgleich die Prostitution noch nie so leicht und differenziert nutzbar war.

Nicht nur in der Soziologie, auch in der feministischen Frauenforschung wurden kontroverse Positionen vertreten. Für die Prostitutionsgegnerinnen, bemerkt Badinter (2004) kritisch, kann es eine freie Zustimmung zu einer Sexualität, unabhängig von Gefühl oder Begehren nicht geben. Den eigenen Körper zum Gegenstand einer Geschäftsbeziehung zu machen, wäre das Zeichen von Sklaverei und also Entfremdung. Keine geistig gesunde Frau würde sich daher freiwillig prostituieren. Hier zeigt sich eine Verachtung von Feministinnen für Prostituierte, die damit ihrer Würde und Selbstverantwortlichkeit beraubt werden (Badinter 2004).

Es gibt in der neuen deutschen Frauenbewegung jedoch auch Initiativen, so Schmackpfeffer (1989), die die emanzipatorischen Aspekte der Prostituiertenexistenz betonen. Von den Frauen wird die Prostitution primär als eine Verweigerung der traditionellen Frauenrolle verstanden, da sie Lohn für eine Arbeit bekommen, die Frauen hauptsächlich umsonst leisten.

Das Berliner Prostituiertenprojekt HYDRA weist in seinem 1988 erschienenen Buch Beruf: Hure darauf hin, dass die Frauenbewegung unfähig sei, »zwischen Prostitution als Institution einer patriarchalischen Gesellschaft und Prostitution als daraus resultierender Möglichkeit des Gelderwerbs für Frauen zu differenzieren« (9). Es gäbe die Prostituierte nicht nur als Opfer, sondern auch als selbstbewusste, emanzipierte Frau, was für einen großen Teil der Frauenbewegung schwierig zu verstehen sei (vgl. Prostituiertenprojekt HYDRA, 1988).

Die Frage, warum sich Frauen freiwillig prostituieren, wurde ebenfalls in der Forschung beachtet. Im folgenden Abschnitt sollen aufgrund von drei exemplarischen Studien einige Antworten gegeben werden.

Die Prostituierte in der Forschung

Welche individuellen Faktoren gibt es für Frauen, sich öffentlich an viele Männer zu verkaufen? Die ´broken-home´-Situation, also die unvollständige Familie, die als wichtigste Ausgangsbedingung für Prostitution in allen neueren Untersuchungen genannt wird, konnten Giesen und Schumann (1980) nicht feststellen. Auch ließ sich keine eindeutige Sozialisationskonstellation nachweisen. Röhr (1972) geht davon aus, dass die Prostituierten eine gestörte Ich-Du-Beziehung durch »die Vielzahl der heterosexuellen Kontakte ohne persönliche Zuneigung und Befriedigung« (72) haben. Bei ihrer Untersuchung stammten zwei Drittel der von ihr befragten Prostituierten aus unvollständigen Familien. Die Prostituierte, so Röhr, wird nicht nur Prostituierte wegen der psychodynamischen Struktur, sondern weil die Prostitution neben dem sozialen Ventil auch ein individuelles Ventil, fungierend als Konfliktkanalisation, darstellt. Die Promiskuität, die als Prostitution ökonomische Unabhängigkeit garantiere, sei eine der geringen Möglichkeiten weiblicher Rebellion durch Devianz in unserer Gesellschaft.

In der Untersuchung von Weigelt (1989) gaben die gleiche Anzahl von Prostituierten und Nicht-Prostituierten an, aus einem Zuhause zu kommen, in dem die Eltern nicht zusammen lebten. Aber bei den Prostituierten gäbe es weniger Scheidungsfälle, sondern mehr elterliche Trennungen aus anderen Gründen, wie Tod eines Elternteils oder alleinerziehende Eltern, die nie verheiratet waren. »Will man irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen, müssen sie deshalb auf die Art der Trennung bezogen werden, nicht auf die Trennung als solche« (Weigelt 1989, 74). Somit wird die Literatur gestützt, die fehlende elterliche Unterstützung und emotionale Vernachlässigung als Faktoren für die Ergreifung des Berufes Prostitution beschreiben.

Röhr (1972) stellt fest, dass das Deflorationsalter der Prostituierten wesentlich niedriger ist als das der Gesamtbevölkerung. Nach Giesen und Schumann (1980) dienten frühe sexuelle Erfahrungen in den meisten älteren Untersuchungen als eine entscheidende Ausgangsbedingung für prostitutives Verhalten. Allerdings bestätigt Weigelt (1989) in ihrer vergleichenden empirischen Untersuchung über Prostituierte und andere berufstätige Frauen diesen Fakt des frühen Deflorationsalters. Das Durchschnittsalter der Prostituierten bei ihrem ersten sexuellen Erlebnis läge signifikant niedriger als bei Nicht-Prostituierten.

Eine Gruppe von Frauen berichteten in der Untersuchung von Giesen und Schumann (1980) von Missbrauchserfahrungen mit männlichen Bezugspersonen. Als Interpretation bieten die Autorinnen an, dass für die Frauen wegen ihrer Missbrauchserfahrungen die Normen der Heterosexualität als Unterdrückungsmedien eher transparent sei. Die Heterosexualität hätte nicht mehr viel mit Lust zu tun, so Giesen und Schumann, und werde daher als Mittel für eigene materielle Zwecke benutzt.

Eine Motivation für die Ausübung der Prostitution sei, nach Giesen und Schumann (1980), die materielle Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Die Aussage findet sich in der gesamten Literatur zur Prostitution. Dabei geht es nicht um eine finanzielle Notlage als Ausgangspunkt. Die Autorinnen haben in ihrer Untersuchung festgestellt, dass die Prostituierten ein relativ hohes Qualifikationsniveau haben, höher als das in der weiblichen Durchschnittsbevölkerung. Eine mögliche Erklärung könnte die häufige Ausbildung für schlecht bezahlte Dienstleistungsberufe sein. So scheine für diese Frauen Prostitution eine berufliche Alternative zu sein, einen höchstmöglichen Lebensstandard zu erreichen. Hinzu komme, so Giesen und Schumann, dass die Frauen nicht »den üblichen unterdrückerischen Arbeitsverhältnissen« (106) ausgesetzt seien. Auch Röhr (1972) stellte bereits fest, dass das Motiv Unabhängigkeit neben dem Verdienst bei allen Prostituierten zu finden sei. »Sie wollen selbst ´Chef´ sein« (94).

Giesen und Schumann (1980) stellen eine stark ausgeprägte Autonomie bei den von ihnen befragten Frauen fest. Das schließen sie aus dem oft vorkommenden eigenen Entschluss, sich zu prostituieren. Als ein weiteres Indiz für die relative persönliche Unabhängigkeit der Frauen nennen sie den Familienstand. Überwiegend wären die Frauen ledig oder geschieden. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass die Prostituierten aufgrund der Überlegenheitsgefühle gegenüber den Kunden ein positives Selbstbild entwickeln können. Dieser ist abhängig von ihr, und das entschädige die Prostituierte für ihre gesellschaftliche Unterlegenheit als Frau. Das Geld spiele hier eine entscheidende Rolle, in dem oberflächlich der Kampf der Geschlechter beseitigt werde.

Aber auch die negativen Seiten der Prostitution wurden von Giesen und Schumann (1980) beschrieben. So fanden sie unter den von ihnen befragten Frauen eine hohe Depressionsrate, welche sie als Ausdruck der psychischen Belastung der Prostitution sahen. Weiter stellten die Autorinnen fest, dass viele Frauen den Ekel vor den Freiern mit einem `Waschzwang` kompensierten. Einen anderen Kompensationsmechanismus stellt der Konsum dar, der zur psychischen Verarbeitung der Erfahrungen mit den Freiern diene. Auch Suizidversuche gehörten zu den Problemlösungsstrategien, wie Giesen und Schumann herausfanden.

Giesen und Schumann stellten außerdem fest, dass die Diskriminierung durch die Umwelt von den Prostituierten als sehr belastend erlebt wurde. Das hat zur Konsequenz, so Giesen und Schumann, »dass die meisten Frauen ein Doppelleben führen, welches sie in eine soziale Isolation bringt.« (66) Die meisten Prostituierten leiden darunter, dass sie über ihre Erfahrungen nicht reden könnten, um sie so zu bewältigen. Sie müssen einen Bereich ihrer täglichen Existenz verschleiern und leben in der dauernden Verunsicherung, dass die Doppelexistenz entlarvt werden könnte.

In der Literatur zur Prostitution wird oft die Männerfeindlichkeit der Prostituierten beschrieben. Giesen und Schumann sind der Meinung, dass die Prostituierten aufgrund ihres Erfahrungsschatzes zur genaueren Einschätzung fähig sind als die Durchschnittsfrau oder gar der Durchschnittsmann. Aber obwohl den Prostituierten die männlichen und weiblichen Rollenstereotype vertraut seien, hätten sie teilweise noch Vorstellungen vom »Idealmann«, die sie für die Aufrechterhaltung von privaten Männerbeziehungen brauchten. Auf diesen »Idealmann« würden alle Wünsche projiziert, und der entspräche so gar nicht dem sonstigen allgemeinen Männerbild, das mit Kategorien »schwach / aggressiv« umschrieben wurde. Die Schwäche resultiere dabei vornehmlich aus ihrer Sexualität und die Aggressivität diene dazu, jene zu überdecken.

Es ist also einiges bekannt über die Persönlichkeit von Prostituierten. Allerdings gibt es eine spezielle Gruppe von Prostituierten, die Dominas, die kaum im Mittelpunkt eines wissenschaftlichen Interesses standen. Bei einer professionellen Domina können sadomasochistisch veranlagte Männer ihre bizarre Erotik in den verschiedensten Ausprägungsformen ausleben. Der wesentlichste Unterschied zur »normalen« Prostituierten besteht darin, dass die Domina in der Regel nicht ihren eigenen Körper für sexuelle Dienste zur Verfügung stellt. Beiden Gruppen gemeinsam ist jedoch die gesellschaftlich stigmatisierte Rolle. Im Rahmen einer qualitativen Diplomarbeit an der TU Berlin wurde eine Befragung mit Dominas durchgeführt. Als Vergleichsgruppe wurden »devote Frauen« (auch Sklavias oder Zofen) gewählt, die oft auch als Prostituierte tätig sind. Diese Frauen stellen sich und ihren Körper für das Ausleben von sadistischen Fantasien zur Verfügung. Die beiden speziellen Ausübungsformen der Prostitution, die im folgenden Abschnitt näher vorgestellt werden, folgen aus einer Störung der Sexualpräferenz, dem Sadomasochismus. Daher soll zunächst auf das Phänomen Sadomasochismus eingegangen werden.

Sadomasochismus und Prostitution

Bräutigam und Clement (1989) definieren den Sadomasochismus als die Sexualisierung eines Herrschafts-Unterwerfungs-Verhältnisses, in dem destruktive Handlungen, oft in ritualisierter Form, zur sexuellen Erregung eingesetzt werden. Es handelt sich hier um eine Beziehungsperversion komplementärer Art, daher auch der zusammenfassende Begriff Sadomasochismus, der die Beziehung zwischen Sadisten und Masochisten charakterisiert. Die Inszenierung des Dominanz-Submissivitäts-Verhältnisses, welches ein großes Spektrum umfasst, kann heterosexuell, homosexuell, pädophil und auch sodomitisch orientiert sein (vgl. Bräutigam & Clement 1989). Nach Moser (1988) ist die Ätiologie des Sadomasochismus – ähnlich wie bei anderen sexuellen Neigungen – weitgehend unbekannt. Psychoanalytische Theorien besitzen auf dem Gebiet eine Vorherrschaft, sind aber, wie andere Theorien zu diesem Bereich, empirisch nicht überprüft. Moser geht davon aus, dass der Sadomasochismus – vergleichbar der Homosexualität – angeboren ist. Wichtig ist ihm anzumerken, »dass es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass SM-Anhänger irgendeine gemeinsame Psychopathologie oder gemeinsame Symptome haben« (Moser 1988, 4).

Die Praktiken im SM-Bereich umfassen ein sehr großes Spektrum. Wetzstein u.a. (1993) teilten diese daher in vier große Bereiche ein: Verbale Mittel, Flagellantismus, Bondage (Fesselungspraktiken) und bizarre Techniken. Die Sprache demonstriert deutlich die jeweiligen Rollenzuweisungen. Während der dominante Partner kommandiert und befiehlt, bittet und fleht der passive Teil. Oft wird der devote Partner nicht als vollwertiger Gesprächspartner akzeptiert, das heißt, er darf nur dann reden, wenn er gefragt wird. Bei der Flagellation steht das Schlagen und Geschlagenwerden im Vordergrund. Dazu werden Peitschen, Rohrstöcke, Ruten, Reitgerten oder ähnliches verwendet. Der thematische Rahmen, in dem Flagellation stattfindet, wird oft als »Erziehung« bezeichnet (vgl. Wetzstein u.a., 1993). Bondage kann in fetischistischer Form auch unabhängig vom Sadomasochismus existieren. In sadomasochistischen Szenen werden Fesselungspraktiken verwendet, um den passiven Teil bewegungsunfähig zu machen. Dazu werden die verschiedensten Materialien wie Stricke, Ketten, Handschellen oder Lederbänder verwendet, um ihn an ein Andreaskreuz oder an anderen Vorrichtungen (etwa Wand- und Deckenhaken) fest zu binden. Bizarre Techniken dienen nach Wetzstein u.a. dazu, bestimmte Effekte, wie das Schmerz- oder Ekelerlebnis, gezielt zu betonen. Einige Beispiele für Hilfsmittel sind Klistier, Nadeln, Klammern, Elektroschockgeräte, Gewichte und Katheder. Eine bedeutende Rolle spielt in diesem Bereich auch der sogenannte Kliniksex. In nachgestellten OP- oder Praxisräumen, die Domina ist entsprechend in Weiß gekleidet, werden krankenhausähnliche Arrangements zur Stimulation eingesetzt. Weitere Beispiele für bizarre Techniken sind Analpenetrationen mit übergroßen Dildos oder der Hand und das Trinken von Urin und Verzehren von Fäkalien.

Nach Bräutigam und Ullrich (1989) spielt die Prostitution in der sadomasochistischen Szene eine größere Rolle als bei anderen Perversionen. Die Autoren erklären dies damit, dass es zwar weibliche und männliche Masochisten gibt, dass der Sadismus aber bei Frauen weitaus weniger anzutreffen ist. Sie gehen davon aus, dass es sich bei den als »Domina« auftretenden Frauen selten um echte sadomasochistische Anhängerinnen handelt. Es scheint häufiger eine besondere Servicevariante im Rahmen der Prostitution zu sein.

Der Weg ins professionelle Domina-Studio ergibt sich nach Wetzstein u.a. (1993) häufig über Annoncen in einschlägigen Magazinen oder in codierter Form in der Tagespresse. Es erfolgt dann üblicherweise eine erste Kontaktaufnahme des Kunden über das Telefon, wo er unverbindlich prüfen kann, ob ihm das Angebot zusagt. Im Studio klärt die Domina mit dem Kunden in einem Vorgespräch die konkreten Wünsche, die bevorzugten Praktiken und auch die einzuhaltenden Grenzen. Bei der Behandlung eines Kunden durch eine Domina assistiert häufig eine Sklavin oder Zofe. Diese kommen häufig, nach den Aussagen der Studio-Inhaberrinnen, aus dem Prostitutionsmilieu und kehren oftmals dorthin zurück. Da der Geschlechtsverkehr mit der Domina ausgeschlossen ist, kommen dafür auch nur die Sklavin oder die Zofe in Betracht. Wenn die Sklavin sadistische Handlungen über sich ergehen lässt, ist es nach Wetzstein u.a. (1993) üblich, dass die Domina durch häufiges Betreten des Raumes überprüft, ob der Kunde nicht zu weit geht. Zwischen Dominas und Prostituierten gibt es nach Wetzstein u.a. (1993) durchgängige Trennlinien. Fast alle Dominas distanzieren sich von den sogenannten »Nutten« (=Prostituierte), da sie keinen Geschlechtsverkehr mit den »Gästen« (so werden die Kunden im SM-Bereich genannt) ausüben. Ihr Gewerbe ist für sie ein besonderes Dienstleistungsangebot, das genaue Menschenkenntnis und ein besonderes Einfühlungsvermögen verlangt.

Vergleichende Untersuchung: Dominas und Sklavias

Für einen überwiegenden Teil der Prostituierten scheint die berufliche Autonomie von großer Bedeutung zu sein. Gerade Dominas müssen in ihrem beruflichen Tun aktiv und selbstbestimmt auftreten.

Der Aspekt der Selbstbestimmung, von Jüttemann (1999) unter dem Terminus Autogenese in die Forschung eingeführt, sollte in der Untersuchung eine besondere Beachtung erfahren. Autogenese wird definiert als eigenverantwortliche Lebens- und Selbstgestaltung des Menschen. Die Anwendung des Autogenesebegriffs erfolgt prinzipiell wertfrei. Das betrifft zum einen das Loslösen von allen moralischen Kategorien und zum anderen die Unabhängigkeit davon, ob die jeweilige Entwicklung von der betreffenden Person als Aufstieg, Stillstand oder Abstieg erlebt wird (vgl. Jüttemann 2002). Die Autogenese, als gezielt betriebene Selbstentwicklung, verläuft daher keineswegs kontinuierlich. Grundsätzlich, so führt Jüttemann aus, ist auch »zwischen den angestrebten Zielen und den tatsächlichen Ergebnissen einer individuellen Entwicklung zu unterscheiden« (2002, 124).

Huber (2001) weist darauf hin, dass kein Mensch völlig selbstbestimmt oder völlig fremdbestimmt ist. Wie hoch der Anteil der Autogenese am Lebensprozess tatsächlich ist, lässt sich nicht sagen. Die Anlage-Umwelt-Debatte in den siebziger Jahren führte zu einem überwiegend vorherrschenden interaktionistischen Modell des Zusammenwirkens von Anlage und Umwelt (vgl. Huber 2001). Es ergeben sich daraus spezifische Mensch-Umwelt-Konstellationen: »Ein Individuum wird je nach seiner Persönlichkeit unterschiedlich von einer bestimmten Umwelt geprägt und wirkt umgekehrt in seiner individuellen Art wiederum auf diese ein« (15).

Da für die Erforschung der Autogenese komplexe Lebenszusammenhänge betrachtet werden sollten, bietet sich die Verwendung biografischer Methoden an. Um zu klären, inwiefern die Selbst- und Fremdbestimmung im Lebenslauf der interviewten Dominas vorherrschen, wurden daher biografische Fragen zur Schule/Ausbildung, zur Tätigkeit als Domina, zur Herkunftsfamilie, der eigenen Sexualität und zur jetzigen Lebenssituation gestellt. Die Interviews erfolgten in Anlehnung an das »Halbstrukturierte Interview« (Kruse & Schmitt 1999) und das »Problemzentrierte Interview« (Witzel 1989).

Als Forschungsstrategie wurde in großen Teilen die Komparative Kasuistik von Jüttemann (1990) verwandt. Bei diesem Kleingruppen-Ansatz werden einige wenige Individuen miteinander verglichen, um allgemeine Aussagen zu gewinnen. Die Komparative Kasuistik bedeutet Ursachenforschung. Die Ursachen sind »innere und äußere Ereignisse, die als ´Schaltstellen´ oder ´Wendepunkte´ einer Entwicklung interpretierbar sind…« (Jüttemann 1990, 23, [Herv. im Original]). Damit wird deutlich, dass sich die Strategie besonders für die Untersuchung entwicklungsspezifischer Phänomene eignet, die auch Fehlentwicklungen mit einschließen.

In der Untersuchung wurden fünf »dominante« Frauen mit drei »devoten« Frauen verglichen. Die interviewten Frauen waren in einem Alter von 31 bis 49 Jahren. Alle waren zufrieden mit ihrer Tätigkeit und haben diese auch selbstbestimmt gewählt. Lediglich eine »devote« Frau arbeitete auf Drängen ihres Freundes im Studio. Zwei Dominas und eine Sklavia waren hauptberuflich tätig. Zwei Sklavias arbeiteten darüber hinaus als Prostituierte. Weiterhin haben alle Interviewpartnerinnen eine abgeschlossene Berufsausbildung bzw. ein abgeschlossenes Studium. Von den acht Frauen sind fünf Frauen in der ehemaligen DDR aufgewachsen und eine Frau ist aus Russland. Die Interviews wurden mit einem Tonband aufgezeichnet und anschließend transkribiert.

Zwei Hauptfragestellungen sollten geklärt werden. Was bewegt Frauen dazu, als Domina zu arbeiten? Es sollten Faktoren herausgefunden werden, die die selbstbestimmte Entscheidung für die Dominatätigkeit bedingen. Durch die bereits erwähnte Tatsache, dass die Dominas im Gegensatz zu den Prostituierten mit den Kunden keinen Geschlechtsverkehr ausüben, bestehen große Unterschiede zwischen beiden Berufsgruppen. Die »devoten« Frauen sind den Prostituierten in der Hinsicht ähnlich, dass eine große Anzahl von Sexualpraktiken mit ihnen möglich ist. Die Vermutung liegt nahe, dass Sklavias daher eher als Prostituierte einzustufen sind. Inwiefern sie sich von »dominanten« Frauen hinsichtlich ihrer Biografien unterscheiden, sollte die zweite Fragestellung darstellen.

Bevor auf die Ergebnisse näher eingegangen wird, werden die acht Interviewpartnerinnen vorgestellt. Die Vorstellungen sind angereichert mit Interpretationen, die sich aus den Interviews und den Kontextprotokollen ergeben.

Vorstellung der Interviewpartnerinnen

Ulla, 35 Jahre, seit 10 Jahren hauptberuflich als Domina tätig

Ulla wuchs als Einzelkind in einem kleinen Ort in der ehemaligen DDR auf. Ihre Kindheit beschreibt sie als »sehr streng, aber sehr wohl behütet«. Ulla empfand die Mutter als »lieb«. Aufgrund von Arbeitsstress hätte die Mutter zwar: »dann auch öfter rumgebrüllt«. »Aber ansonsten, ich hab wirklich ´ne tolle Kindheit gehabt, also ich kann mich nicht beschweren«. Der Vater wird von Ulla als dominant beschrieben: »Ganz streng konservativer Mensch. Also, klare Linie, klare Vorstellungen, sehr dominant«. Das Verhältnis zu ihrem Vater war seit Ullas Jugendzeit problematisch. Aber seit der Geburt ihrer kleinen Tochter hat sich die Beziehung verbessert, und sie fühlt sich sehr unterstützt von ihren Eltern. Das Lernen in der Schulzeit war für Ulla unproblematisch: »Ich war Spitze in der Schule«.

Nach ihrem Abitur hat Ulla Ökonomie (nach der Wende BWL) studiert. Der Berufswunsch war ein anderer: »Ich wollte eigentlich Modedesign studieren«. Die gesellschaftlichen Umstände sprachen dagegen: »Aber das war ja im Osten nicht ganz so einfach. Man kriegte ja nicht das, was man wollte, sondern das, was gerade übrig war«. Es folgte nach dem Studium eine einjährige Ausbildung zur Finanzkauffrau. Ulla arbeitete dann ein halbes Jahr in einer Bank, wo ihr klar wurde: »Ich konnte mich da nicht so wirklich unterordnen in deren System«. Ulla berichtet von massiver sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, was nach ihren Aussagen, auch ein Auslöser für den Einstieg in die Prostitution war: »Die Leute haben mich nie eingestellt, weil ich irgendwas konnte, sondern weil ich so aussah, wie ich aussah. Wenn sie mir eh alle auf den Arsch starren, dann können sie auch dafür bezahlen. Das war für mich ein anderer Aspekt, dafür habe ich mich unterbezahlt gefühlt«.

Sie entschied sich dann, Domina zu werden. Einen weiteren Grund sieht sie auch in ihrer privaten SM-Neigung: »Also ´ne gewisse Neigung muss man schon haben, um diesen Beruf irgendwie durchzuführen«. Ihre sexuelle Vorliebe im SM-Bereich beträfen den aktiven und den passiven Part. Allerdings betont Ulla, dass sie nicht devot sein könnte: »Also ich könnte nie vor jemand kriechen, oder so. Ich kann einfach nicht devot sein. Ich bin so nicht«. Über die Empfehlung des Verkäufers aus ihrem Wäschegeschäft, kam Ulla an eine ältere Domina, die sie zunächst das ganze Repertoire des Prostitutionsgewerbe kennen lernen lies: »Und ich hab dann also wirklich richtig als Prostituierte gearbeitet, auch als Sklavia gearbeitet. Und so nach und nach über das Lernen Bizzar bis hin zum ausschließlichen dominanten Arbeiten alles mitgenommen«. Ulla identifiziert sich sehr stark mit ihrem Beruf, den sie als ihre Berufung ansieht. »Ich kann´s nicht erklären, ich brauch´s einfach. Wenn es nicht da ist, dann fehlt es«. Für Ulla ist der Aspekt der Selbstbestimmtheit in beruflicher Hinsicht sehr bedeutsam. Das sieht sie auch als einen Vorteil ihres Berufes als professionelle Domina: »Also, die Vorteile liegen eindeutig in der Selbstbestimmung. Also einfach, man tut nur Dinge, die einem wirklich Vergnügen bereiten«.

Ulla ist mit ihrem Ehemann seit fünf Jahren zusammen. Diese Partnerschaft bedeutet für sie: »das zu Hause, das ist das Wichtigste eigentlich überhaupt. Der Halt rund rum halt«. Sie beschreibt ihren Partner als dominant und strukturiert. Beide ergänzen sich, da sie ein Bauchmensch sei und er ein Kopfmensch: »Und wir ergänzen uns in der ganzen Linie, und so muss ´ne Partnerschaft sein. Das Wichtigste überhaupt, dass man sich eben perfekt ergänzt«. Privat führt sie mit ihrem Mann eine SM-Beziehung, in der sie den passiven Part übernommen hat. Die Beschreibung ihres Partners als dominant und strukturiert, ähnelt auffallender Weise der Charakterisierung ihres Vaters. Es scheint so, dass sie das Muster der Ehe ihrer Eltern in ihrer eigenen Ehe wiederholt. In der Ehe der Eltern sei die Mutter aufgrund der dominanten Art des Vaters klar in der unterlegenden Position gewesen. Wahrscheinlich dient ihre berufliche Selbständigkeit als Domina auch dazu, um ihre Meinung aufrecht zu erhalten, dass sie in einer gleichberechtigten Partnerschaft lebt.

Aber auch an einer weiteren Stelle wird ein Widerspruch in der Darstellung ihrer Lebensgeschichte deutlich. Da Ulla als einzige von den hier befragten Dominas als normale Prostituierte gearbeitet hat, ist es fraglich, ob sie gleich von Anfang an Domina werden wollte. So lässt sie, durch eine ältere Domina vorgegeben, alles mit sich machen, was in diesem Metier möglich ist. Das deutet darauf hin, dass Ulla, sich entgegen ihrem eigenen Gefühl auch fremd bestimmen lässt. Auch scheint Ullas Selbstbild und das von ihr nahestehenden Personen sehr ins Positive verzerrt. Irina, 32 Jahre, seit 5 Jahren hauptberuflich als Domina tätig

Irina kommt aus Russland, aus der Nähe von Moskau. Mit 23 Jahren ist sie wegen ihrem jetzigen Ehemann nach Deutschland gekommen. Sie hat einen Sohn. Irina bezeichnet ihre Kindheit als ganz normal, die sie allerdings nicht unbedingt noch einmal zurückholen würde: »Aber eigentlich war das eine ganz glückliche Kindheit. Ich war ein freies Kind, konnte überall rumlaufen«. Irinas Mutter war streng und oft aufgrund ihrer Tätigkeit als stellvertretende Schuldirektorin nicht zu Hause: »Sie war ja immer weg, sie war immer abwesend«. Irina musste früh Verantwortung übernehmen, indem sie ihre beiden Schwestern, die sieben und elf Jahre jünger waren, mit aufzog: »Meine Schwester hat mich Mama genannt«. Trotz der fehlenden Zeit für ihre älteste Tochter, war die Mutter da, wenn es Probleme gab. Irinas Vater war Kampflieger, der auch in Afghanistan und Tschernobyl gedient hat. Irina hatte, nach ihrer Aussage, nie große Achtung vor ihrem Vater: »Er hat immer ein bisschen getrunken und meine Mutter hatte immer Probleme damit«. Von ihrer Schulzeit berichtet sie: »Ich war nicht besonders fleißig im Lernen« . Bei Fächern, die ihr Spaß gemacht haben: »Da hab ich natürlich nur die besten Noten gekriegt«. Nach zehn Jahren Schule studierte Irina zwei Jahre Grundschullehrerin. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. Irina sieht das Problem ganz klar bei sich: »Ich war einfach passiv. Ich hab da einfach nichts getan«. Die Mutter entschied dann für Irina, dass sie Grundschullehrerin wird.

Nach drei Jahren Arbeit als Grundschullehrerin lernte Irina ihren jetzigen deutschen Mann kennen und kam durch »die große und ewige Liebe« nach Deutschland. Zunächst fing Irina an Deutsch zu lernen, auch während einer darauf folgenden komplizierten Schwangerschaft. Das machte ihr viel Spaß und fiel ihr demzufolge auch leicht. Als ehrgeizig würde sie sich dennoch nicht bezeichnen: »Ich höre das oft von anderen Menschen, dass ich ehrgeizig bin, aber das bin ich gar nicht«. Nach Irinas Ansicht, wäre sie nur auf den Wunsch hin, Deutsch gut zu können, niemals so weit gekommen: »Man muss Spaß am Lernen, an dem Prozess haben, an der Sache selbst. Nicht an dem Resultat, das Resultat kommt dann von alleine, wenn man Spaß an dem Prozess hat«. Im Erziehungsurlaub hatte Irina mehrere Putzjobs: »Und dann machte ich, durfte ich wieder Volltags arbeiten und mein Kind durfte in den Kindergarten«. Sie fing dann in einer Zeitarbeitsfirma an, wo sie oft den Arbeitsplatz wechselte. Die längste Zeit, das waren zwei, drei Monate, hatte Irina in einem Supermarkt gearbeitet.

Bei einer erneuten Suche nach einer anderen Tätigkeit kam Irina an einen Massagesalon. Bald verstand sie, dass es sich um erotische Massagen handelte: »Dann hab ich einfach gedacht, also was soll das? Warum soll ich mich da kaputt machen in dieser Arbeit, wenn ich hier mal locker einfach so verdienen kann«. Sie hörte dann bei der Zeitarbeitsfirma auf und arbeitete bei Detlef, dem Massagesalon-Inhaber, insgesamt mehr als ein Jahr. Irinas Mann hatte von Anfang an nichts gegen die erotischen Massagen: »Mein Gott, solange es kein Sex ist und solange es Dir Spaß macht, tu es«, war seine Reaktion. Irgendwann wollte Detlef, dass Irina Domina spielt. Langsam führte er sie in das Metier ein. Der Anblick von Sklaven erheiterte sie zunächst: »Zuerst hab ich natürlich gelacht. Ich hab dann mich tot gelacht«. Irina lernte zu dem Zeitpunkt einen Menschen kennen: »Der ist mir dann so ein bisschen nah gekommen.«. Er beeinflusste sie, von Detlef weg zu gehen. Sie war zunächst sehr skeptisch, rief dann doch in diesem Studio an, in dem sie heute noch arbeitet. Sie wäre nicht sadomasochistisch veranlagt, demzufolge spielt die SM-Neigung in ihrem Privatleben keine Rolle: »Ich kann mir echt keine Frau vorstellen, die ernsthaft ihren Mann so mit Genuss erniedrigt oder quält oder was auch immer. Ich weiß nicht, ich denke, das wäre nicht gesund«. Als Vorteile nennt Irina neben dem Geld, die Arbeit mit Männern. Sie sei fasziniert von der ganz anderen Denkweise der Männer, die sich ihrer Ansicht nach vollkommen von der von Frauen unterscheidet: »Die Männer sind hier einfach offen. Sie haben kein Bedürfnis sich zu verstecken, oder zu verschließen oder irgend etwas darzustellen, was sie im normalen Leben darstellen. Sie sind hier einfach das, was sie sind. Und das fasziniert«. Als Nachteil sieht sie, dass man durch diese Tätigkeit, mit ihren Worten, abstumpft: »Also, ich bin da nicht schon, nicht mehr so unvoreingenommen wie vorher im Leben. Ich sehe da schon viel mehr, als man eigentlich sehen darf«.

Für Irina scheint es wichtig zu sein, Spaß an dem zu haben, was sie tut. So zeigt sich schon in der Schule, dass sie nur gute Zensuren in den Fächern hat, die sie interessieren. Wenn Irina Spaß an einer Sache hat, entwickelt sie einen enormen Ehrgeiz, was beim Deutschlernen deutlich wird. Dieser Ehrgeiz, der eine ständige Herausforderung darstellt, scheint ein inneres Bedürfnis von Irina zu sein, was durch ihre Tätigkeit als Domina erfüllt wird: »Man muss 120% dabei sein. Mehr als normalerweise im Beruf. Da musst du wirklich alles geben. Mehr als du hast«. Da Irina ihre Berufstätigkeit völlig losgelöst von ihrer eigenen Sexualität sieht, scheint es eher der Machtaustausch zu sein, der sie fasziniert. Besonders gefallen ihr die Spiele, in denen sie andere unterwirft. Am liebsten macht Irina »diese Unterwerfungsgeschichten, wo das Opfer zu irgendetwas gezwungen wird. Er will nicht, aber er muss«. Bedingt durch ihre jetzige Arbeit als Domina ist es Irina nicht mehr möglich, fremdbestimmt zu arbeiten. »Und ich würde zum Beispiel nie im Leben irgendwo mehr angestellt arbeiten«. Ihr selbstbestimmtes Auftreten als Domina, zunächst nur im Spiel und mit Spaß dabei, wirkt nun anscheinend auf ihr Auftreten im Alltag zurück. So ist für sie nur noch eine berufliche Selbstständigkeit möglich. »Ich habe ziemlich klare Vorstellungen. Ich bin jetzt dabei eine Firma aufzubauen, aber ich weiß nicht, ja da hab ich noch sehr viel zu tun«. Greta, 36 Jahre, Bauingenieur, seit einem halben Jahr nebenberuflich als Domina tätig

Greta lebte mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder in der ehemaligen DDR. In bezug auf ihre Kindheit stellt Greta rückblickend fest: »dass ich eigentlich ganz wenig Mutterliebe erfahren habe«. Als Kind hätte sie das nicht so gesehen und akzeptiert, dass die Mutter sie selten in den Arm genommen hat und dass es Küsschen nur zum Geburtstag gab. Allerdings findet Greta, dass ihr von ihrer Mutter Vertrauen entgegengebracht wurde, da ihr die Beaufsichtigung ihres vier Jahre jüngeren Bruder übertragen wurde, wenn die Eltern beispielsweise in den Urlaub gefahren sind. »Und ich wurde auch ziemlich früh zur Selbständigkeit erzogen«, in dem sie ihren Bruder zum Beispiel zum Kindergarten brachte und wieder abholte und später seine Hausaufgaben kontrollierte. Greta findet: »dass mein Verhältnis zu meinem Vater besser ist«. Mit Problemen wäre sie immer zu ihrem Vater gegangen. Sie beschreibt ihren Vater als streng, gerecht und nicht launisch, aber sie sei zufrieden: »im nachhinein hat´s nicht geschadet, also ich glaube, ich möchte keinen anderen Vater als meinen Vater«.

Bis zur 4. Klasse hatte Greta sehr viel Spaß an der Schule. Sie zog dann mit ihrer Familie nach Berlin um, wo sie aufgrund ihres sächsischen Dialektes zunächst Durchsetzungsschwierigkeiten hatte: »Es war so ´ne sprachlose Zeit, wo ich dann in mich hinein gekrochen bin und auch irgendwo mein Selbstbewusstsein bisschen verloren habe«. Sie arbeitete an ihrer Rhetorik, um interessant oder lustig und gewitzt reden zu können: »und das hat dann auch Anklang gefunden«. Ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen, dauerte bis in die Zeit ihres Studiums, bis sie erwachsen war und für sich erkannte: »das was ich mache, kann nur ich machen, und nur ich kann mir selber helfen, mir hilft kein anderer und nur das, wie ich mir Mühe gebe und wie ich das bewerkstellige, so wird´s dann auch sein«. Greta war eine sehr gute Schülerin und hatte die 10. Klasse mit »Eins« abgeschlossen.

Sie entschied sich für den Beruf Bauzeichner mit Abitur: »da mein Vater auch aus dem Baubereich kam«. Danach studierte Greta vier Jahre die Fachrichtung Konstruktiver Ingenieurbau. Nach dem Diplom arbeitete sie noch ein halbes Jahr in dieser Hochbauabteilung und fing dann in einem Architekturbüro im Westteil der Stadt an: »Wo dann wirklich reine Architektur und Ausführungsplanung gefragt war. Und das hab ich dann gemacht und war auch ziemlich gut da drin«. Diese Arbeit macht ihr sehr viel Spaß und sie sieht auch die Bedeutung ihrer Aufgabe: »Also praktisch der Plan, den ich zeichne, der kommt auf die Baustelle und danach wird gebaut«. Dieser, in diesem Bereich doch eher Männerberuf ist hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den Kollegen auf der Baustelle nicht ganz unproblematisch. Aber, so weist Greta darauf hin, wenn die Bauleute festgestellt haben, dass man auch als Frau eine gute Arbeit macht: »Dann ist es ein ganz tolles Arbeiten«.

Über das Anschauen von erotischen Fotobüchern und Magazinen, in den Frauen in Lack und Leder und wehrlos gefesselte Frauen und Männer dargestellt waren, entdeckte Greta ihr Interesse an der schwarzen Erotik. Vor cirka zwei Jahren: »Hab ich meine ersten Klamotten gekauft und bin dann zu solchen Partys gegangen. Und das fand ich dann schon ziemlich bizarr, was da für ´ne bunte Welt oder schwarze Welt sich da zusammentut«. Als sie in einen Laden eine Anzeige gesehen hatte, dass eine Domina gesucht wird, wollte sie es ausprobieren: »Weil ich wollte einfach ergründen, was steckt dahinter, es ist nicht nur dieses Schlagen. Das meiste spielt sich eher in der Psyche ab und das hat mich dann interessiert«. Als Vorteil sieht Greta: »dass ich mehr in die menschliche Psyche eindringen kann, dass ich wirklich erfahre, was in den Köpfen vor sich geht«. Als negativ sieht sie: »dass man doch einige Dinge mit nach Hause nimmt, die man nicht so schnell verarbeiten kann. Hauptberuflich möchte sie nicht als Domina arbeiten. Sonst kann sie sich vorstellen, das noch einige Jahre zu machen, bis ihr Ziel, perfekt in diesem Beruf zu sein, erreicht ist: »Ich will immer in allem perfekt sein. Ob das mein Bauingenieurberuf das ist, oder meine Schule damals, die ich mit »eins« abgeschlossen hab, so will ich auch da in diesem Bereich perfekt sein«.

Mit 18 Jahren lernte Greta ihren jetzigen Mann kennen: »Und das war richtig gut«. Nach zwei Jahren haben sie geheiratet, da nach ihren Worten, die Chemie zwischen ihnen beiden stimmte. Sie beschreibt ihren Mann als sehr offen und mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn: »Er sagt auch sofort mir ins Gesicht, wenn ihm was nicht gefällt, gibt mir aber auch die Chance, das zu ändern«. Für ihre Arbeit als Domina interessiert er sich auch und akzeptiert es. Sie kann sich mit ihm darüber unterhalten, was ihr auch sehr wichtig ist: »Ich kann sämtliche Erlebnisse, die ich im Studio erlebe, zu Hause mit ihm besprechen, auswerten, ich kann ihm erzählen, was ich schön fand, was ich nicht gut fand und er findet´s einfach interessant so, was ich da mache«. Privat spielt SM bei Greta keine Rolle: »Überhaupt nicht, wir machen ganz normales Liebesleben, wie andere auch«. Es hat den Anschein, dass Gretas Mann die Richtung in der Partnerschaft angibt. Die Beschreibung der Partnerschaft fällt sehr einseitig aus, in der Hinsicht, dass nur er ihr immer sagt, wenn sie einen Fehler gemacht usw. und was sie besser machen könnte. Das geschieht sehr subtil und »einfühlsam« durch den Ehemann, der ihr dadurch gleichzeitig die emotionale Stabilität bietet, die ihr in ihrer Kindheit wahrscheinlich fehlte. In der Beziehung kann sie sich fallen lassen, muss nicht mehr perfekt in allem sein und kann die Verantwortung loslassen, die sie viel zu früh, beispielsweise für ihren jüngeren Bruder, übernehmen musste.

Bei der Betrachtung der Herkunftsfamilie von Greta fällt auf, dass das Verhältnis zur Mutter, aufgrund einer herrschenden Distanz, als negativer beschrieben wurde als das Verhältnis zum Vater. Dieser scheint, obwohl er streng war, diese emotionale Lücke geschlossen zu haben. Daraus resultiert höchstwahrscheinlich ihre spätere Affinität zu Männern. Dies wird sichtbar, an der Wahl ihres »Männerberufes« Bauingenieur, ihre auffallende Hingabe zu ihrem Mann und letztendlich ihre Dominatätigkeit, durch die sie in die »männliche« Psyche eindringen kann. Durch das von Greta überdurchschnittliche positiv gezeichnete Männerbild unterscheidet sich Greta von den anderen hier beschriebenen Dominas. Dora, 41 Jahre, Friseurin, seit 10 Jahren nebenberuflich als Domina tätig

Dora stammt aus einer Affäre, die ihre Mutter mit 16 Jahren mit einem amerikanischen Soldaten hatte, der sich nicht zu dem Kind bekannte und ihre Mutter darauf hin verlies. Die Mutter heiratete einen anderen Amerikaner und zog mit Dora in die USA. Als Dora fünf Jahre alt war, lies die Mutter sich scheiden. Beide kehrten in das große Haus der Großeltern in einer westdeutschen Großstadt zurück: »Mein Opa war Arzt und somit war ich nie alleine, meine Oma hat sich um mich gekümmert und meine Mutter, wenn sie denn von der Arbeit kam. Wir hatten Garten, den Wald vor der Tür, ich war nur draußen, also ich denke, ich hatte so ´ne richtig schöne Kindheit«. Dora würde ihre Mutter als „´ne liebe, labile, ein bisschen hilflose Person« beschreiben. Da die Mutter arbeiten ging, gab es in materieller Hinsicht nie Probleme: »alles, was in ihrem Rahmen stand, hat sie mir gekauft, besorgt, gemacht, getan. Ja, ich hab immer schöne Kleidung gehabt, immer Spielzeug, es war immer für alles gesorgt«. Was Dora ihrer Mutter, nach ihren Worten, allerdings sehr übel nimmt: »ist, dass sie mir das Leben vorenthalten hat«. Die Mutter ist jeglichen tiefergehenden oder problematischen Gesprächen über das Leben aus dem Weg gegangen. Die Schulzeit war für Dora nicht von herausragender Bedeutung, auch was ihre Schulleistungen betrifft: »Also es hätte mehr werden können, aber ich war viel mehr am Leben interessiert, als an der Schule und dadurch ist es nur zum Realschulabschluss gekommen«.

Sie lernte den Beruf der Friseurin und arbeitet noch heute in diesem Beruf. Dora heiratete und bekam zwei Söhne kurz hintereinander. Durch Doras Scheidung von ihrem untreuen Ehemann kam es zu einem Kontaktabbruch mit ihrer Mutter. Die Lebensträume der Mutter in der Einliegerwohnung im Haus der Tochter wurden zerstört, worauf hin sich die Mutter zum Ehemann positionierte, was wiederum Dora nicht verzeihen konnte. Seit vier Jahren lebt Dora in einer festen Partnerschaft. Mit ihm fühlt sie sich sehr wohl: »Ich bin erstaunt, wie toll dieser Mann ist, wie lieb und was er so alles macht für mich und, dass er das gerne macht und dass er sehr verständnisvoll ist, das es nichts gibt, was mir peinlich sein müsste oder was ich nicht mit ihm bereden kann«. Er sei auch sehr sensibel und sie halte ihn für sehr treu. Auch ihre Arbeit findet er gut: »er bewundert das«. SM spielt in ihrem Privatleben allerdings keine Rolle.

Bei ihrer Nachbarin kam Dora das erste Mal mit sadomasochistischen sexuellen Spielen in Berührung. Aus Neugierde und Interesse an Männerfantasien fing sie an im Dominastudio zu arbeiten. Durch ihre zehnjährige Tätigkeit als Domina hat sich ihre Sicht auf Männer verändert: »ich nehme sie nicht mehr so ernst, weil ich irgendwie weiß, wie einfach gestrickt sie sind«. Der Respekt für Männer an sich, sei ihr verloren gegangen, außer für Männer, die sie liebt: »da bin ich auch das kleine Mäuschen, bei allen anderen, da würde ich nicht mal drauf spucken, wenn sie brennen, ja«.

Dora arbeitet neben ihrem Job als Friseurin maximal zweimal in Woche als Domina: »sonst, ich hab gemerkt, es wird mir zu viel. Es wird mir zu viel vom Ertragen, was da passiert«. Dadurch, dass sie die Grenzen ihrer Belastbarkeit real einschätzen kann, freut sie sich auf die zwei Mal in der Woche: »Und das ist schön und auch dieses, dieses Geheimnis zu haben, ein, zweimal in der Woche in eine andere Rolle zu schlüpfen. Genieß ich«. Das Geld im Zusammenhang mit der Tätigkeit als Domina ist sehr wichtig für sie: »sonst würd ich das nicht machen, sonst wär mir das wirklich zu viel«. Als Vorteile nennt Dora neben dem In-eine-andere-Rolle-schlüpfen und dem Geld auch die Puffküche: »mit den Frauen da zu sitzen, die auch alle sehr viel Lebenserfahrung haben, und die Gespräche, die in der Küche laufen und man kann da viel lernen und es ist auch schön, sich mal selber mitzuteilen«. Neben der Vorliebe für das Tragen von schwarzer, erotischer Kleidung bedeutet Dora auch das Gefühl der Macht in dieser Tätigkeit sehr viel: »immer mehr Zutritt zur Macht zu bekommen, also Dinge zu bewegen durch Sprache, durch Körpersprache, einfach durch Verhalten«. Das wirkt sich wiederum auch auf den Alltag aus: »Und wenn ich was möchte und Nachdruck dazu brauche, dann wähle ich einfach ´ne tiefe bedrohliche Stimme, und dann klappt es meistens. Also es hilft mir schon im Alltag, ja«. Nora, 31 Jahre, Hausfrau, Mutter, seit anderthalb Jahren nebenberuflich als Domina tätig

Nora erlebte ihre Kindheit mit ihren weitaus älteren Geschwistern aufgrund des Berufes des Vaters als Dolmetscher in der ehemaligen DDR als ziemlich privilegiert. Den Vater sieht sie als »eine unsichtbare Vaterfigur«. Jedes halbe Jahr hätte sie ihn gesehen, wo er sie dann mit einem Berg Spielzeug überschüttete. Sie hat ihn wohl, so sagt sie, immer wieder erkannt: »war aber nicht so, dass ich eine super tiefe Bindung aufgebaut habe« .Die Mutter war Schichtarbeiterin und daher »natürlich nicht permanent für mich da«, was Nora im nachhinein nicht als negativ empfindet. Nora würde ihre Mutter als sehr dominant bezeichnen: »Wenn sie was gesagt hat, dann war das Gesetz. Wenn sie sagte nein, dann meinte sie auch nein«. Das Verhältnis zu ihrer Mutter beschreibt Nora als offen und direkt: »Ich denke, dass ich das auch von ihr mitgekriegt habe«. Durch ihre offene und direkte Art, hätte die Klasse sie auch zum Klassensprecher gewählt. Das sie so offen mit den Lehrer umgehen konnte, lag auch, so sieht sie es, an der gesellschaftlichen Stellung des Vaters: »Konnte ich mir wahrscheinlich aber auch nur erlauben, weil mein Vater Dolmetscher gewesen ist und politisch super und dunkelrot«. Die Schule sei ihr immer relativ leicht gefallen: »Es gab Jahre, da hab ich mich durchgeschlängelt. Da waren Motorräder und Jungs wichtiger«.

Als Nora 14 Jahre alt war, starb ihr Vater, und die Sonderstellung ihrer Familie wurde aufgehoben. Es folgte darauf hin eine Lehre als Facharbeiterin für Forstwirtschaft. Nora sieht das durch das damalige System bedingt. »Nee, es gab nichts besseres, also du musstest in der DDR, auch zu diesem Zeitpunkt noch, musstest du noch, eh entweder `ne Menge Westverwandtschaft haben, das Geld oder `ne Menge politischen Einfluss über deine Eltern, also die mussten wirklich dunkel-, dunkel-, dunkelrot sein«. Das anschließende Studium als Försterin war aufgrund der Umbruchzeit 1989 nicht mehr möglich. Nora machte sich dann in der Mitgliederwerbung einer großen Hilfsorganisation selbstständig »und bin dann im Grunde mit 20 Jahren die jüngste Chefin, glaub ich, Deutschlands gewesen«. Sie absolvierte einen Kurs für Rechnungs- und Finanzierungswesen: »richtig mit IHK-Prüfung und tralala«. Danach begann sie eine Ausbildung zum Heilpraktiker über zweieinhalb Jahre: »richtig mit Amtsarztprüfung und schlotternden Knien und Schweißausbrüchen«. Nach 10 Jahren wurde sie schwanger und verkaufte ihre Firma. Seit der Geburt ihrer Tochter ist Nora in erster Linie Hausfrau und Mutter und arbeitet teilweise in der Buchhaltung der Catering-Firma ihres Lebensgefährten mit. Diese Beziehung beschreibt sie als: »eine sehr tiefe Freundschaft, also nicht nur diese Liebe schlechthin und irgendwann ist es vorbei, sondern das ist schon eine gewachsene tiefe Freundschaft«. Beide tolerieren sich und lassen sich gegenseitig ihren Freiraum. Mit ihrem Lebensgefährten führt Nora privat eine SM-Beziehung, in der sie den dominanten Part übernommen hat. Dieser schlug ihr dann auch vor, sich bei einem Studio als Domina vorzustellen. Da für Nora »Geld verdienen« immer die oberste Priorität hatte, fand sie diesen Nebenjob sehr attraktiv. Für die Gäste empfindet Nora, nach ihren Worten, nichts: »Die bezahlen mich dafür, dass ich sie abstrafe. Das ist für mich ein Job, ein ganz normaler, so als wenn ich von Tür zu Tür gehe oder als wenn ich irgendwo sauber machen gehe. Ich kriege dafür Geld. Punkt«. Als Vorteil sieht Nora, dass sie durch diese Tätigkeit ihre Leidenschaft ausleben kann. Nachteilig empfindet sie das Warten auf die Gäste, was sie persönlich als sehr belastend erlebt: »weil, wenn ich auf Arbeit gehe, dann will ich was schaffen, dann will ich sehen und schaffen. Und nicht, und nicht dieses, dieses, ich kann ja nichts tun. Ich kann da nur sitzen, aufgebrezelt und kann aber definitiv nichts daran ändern an diesem Zustand«. Da Nora erst 1 ½ Jahre als Domina arbeitet, weiß sie nicht, wie lange sie es noch tun wird: »Also vielleicht mach ich es noch zehn Jahre, vielleicht mach ich es auch nur fünf Jahre. Wie ich Lust habe«. Ihrer Überzeugung nach sollte man einen Beruf, egal welchen: »aus Leidenschaft machen, und nicht weil man das muss«.

Neben der Leidenschaft für diesen Beruf ist sicher auch der Verdienst für Nora die Hauptmotivation für die Ausübung der Tätigkeit als Domina, obwohl sie nicht darauf angewiesen ist. Noras Hauptantrieb, in ihrem Leben viel Geld zu haben, ist sehr auffällig. Damit verbunden ist ihr Ehrgeiz, das durch ihre eigene Leistung zu erreichen. Bereits als Kind, so berichtet Nora: »musste ich mir auch schon viele sehr viele Dinge hart erarbeiten beziehungsweise zusammensparen«. Dieser Umstand war für sie auch wichtig, um den Dingen eine Beachtung zu schenken: »Also wenn mir jemand was geschenkt hat, oder zu Weihnachten ein Fahrrad gekriegt habe, so na ja, haste nur geschenkt gekriegt. Kann es auch mal in der Ecke liegen. Dann hast du das nicht so akzeptiert oder respektiert, als wenn du dir das selbst erarbeitet hast«. Interessanterweise scheint sich diese leistungsorientierte Einstellung vordergründig auf »Geld verdienen« zu beziehen. Ihre Anstrengungen in der Schulzeit halten sich im begrenzten Rahmen. Später schien ihr klar zu werden, dass die für sie wichtige gesellschaftliche Stellung nicht nur mit Geld zu erreichen ist. Vermutlich qualifizierte sie sich daher noch durch zwei Ausbildungen.

Ebenfalls auffällig ist ihre bemerkenswerte Selbstüberschätzung, die sich durch ihren gesamten Lebensbericht zieht. So erlebt sie sich selbst in für sie objektiv ungünstigen Situationen als selbstbestimmt. Als beispielsweise das Studium als Försterin durch die Umbruchszeit 1989 nicht mehr gegeben ist, meint sie: »Da hab ich gesagt ok, gut, dann geh ich jetzt eben in die Arbeitslosigkeit, wollen wir doch mal sehen, wer hier am längeren Hebel sitzt«. Ein Erklärungsversuch für diese wahrscheinlich kompensatorische Haltung könnte der Abbruch der Privilegien sein, als sie 14 Jahre alt ist. Durch die besondere Stellung der Familie aufgrund des Berufes des Vaters befand sich diese unter einer ständigen staatlichen Kontrolle. Nora musste sich somit immer als etwas besonderes empfunden haben, was dann mit dem Tod des Vaters nicht mehr gegeben war. So erklärt sich vielleicht auch die Dominatätigkeit als gelungener Versuch etwas Besonderes zu sein, und noch Geld dafür zu bekommen. Celine, 36 Jahre alt, arbeitssuchend, nebenberuflich seit einem Jahr Prostituierte und seit zwei Monaten als Sklavia tätig

Celine wuchs mit ihren beiden jüngeren Brüdern in einer Großstadt in der ehemaligen DDR auf. Durch ihre einjährige psychoanalytische Gruppentherapie, meint Celine, sind ihre Kindheitserinnerungen: »nicht mehr ganz so frei«. Sie würde sich als Einzelgängerin bezeichnen, die auch gern allein war: »ich war viel bei der Großmutter, auch wenn die nicht da war, war ich sehr oft in der Wohnung, weil ich gerne alleine war«. Durch das Jahr Therapie sei ihr klar geworden: »dass mir doch so die Zuneigung und die Liebe ein bisschen gefehlt haben« Auch hätte sie nie so richtiges Vertrauen zu ihren Eltern gehabt. Ein einschneidendes Erlebnis wäre die Scheidung ihrer Eltern gewesen. Ihr Vater hatte am Theater gearbeitet: »Ich war so ein wenig Vorzeigemodell, ich konnte gut Gedichte aufsagen und ich war immer so, ah meine Tochter hier, so hm, also Vorzeigekind«. Nach der Scheidung und den damit verbundenen Umzug änderte sich das schlagartig, was ihr nach ihren Worten den Boden unter den Füßen wegzog. Da Celines Mutter in der Gastronomie und ihr Vater am Theater im Schichtdienst und am Wochenende arbeiten gingen, war sie größtenteils bei den Großeltern, die im gleichem Aufgang ihres Wohnblocks wohnten. Der Opa konnte mit der Emotionalität seiner Frau, bei beispielsweise sentimalen Filmen, nicht umgehen, so dass Celine früh lernte: »man muss, um nicht ausgelacht zu werden, seine Gefühle unter Kontrolle haben«. Sie sei dadurch, nach ihrer Aussage, gefühlsmäßig ein wenig verhungert und erklärt sich dadurch ihre Suche nach den falschen Männern: »immer gleich der erstbeste und gar nicht erst gucken und gar kein Stolz haben, sondern einfach, hab mich bitte, bitte lieb«.

Bis zur Scheidung der Eltern und dem damit verbundenen Umzug in der 3. Klasse beschreibt sich Celine als sehr gute Schülerin. Da sie zunehmend Schwierigkeiten hatte, sich im System der DDR anzupassen, übersiedelte sie 1987 in die Bundesrepublik. Celine arbeitete dann abwechselnd als Kellnerin oder Verkäuferin in der Schweiz und Süddeutschland und ist zur Zeit auf der Suche nach einer Tätigkeit in diesem Bereich. Der häufige Ortswechsel ist bedingt durch unglückliche Partnerschaften, in denen sich Celine immer ausgenützt fühlte. In ihrem Privatleben gibt es zur Zeit einen Menschen, mit dem sich Celine »herzensverbunden« fühlt und bei dem sie sich fallen lassen kann. Sie sieht ihn im Monat durchschnittlich zwei, drei Tage: »und das geht auch nicht anders und das ist auch so in Ordnung«, obgleich sie sich schon wünschen würde, ihn öfters zu sehen.

Für den Beginn ihrer Prostitutionstätigkeit sieht Celine ihre damaligen Beziehungsprobleme als ausschlaggebend: »wieder mal verarscht worden, sozusagen, also richtig böse, wo man ihn dann erwischt mit einer anderen im Bett so ungefähr«. Jetzt in der Prostitutionssituation sieht sich Celine nicht mehr als das Opfer, das ausgenutzt wird; jetzt bestimmt sie die Situation und den Preis. Celine arbeitete dann zwei Tage in der Woche im Club und entdeckte in diesem Zeitraum eine andere Leidenschaft: »und zwar SM, privat. Ich hab so entdeckt, dass ich auch eine devote Ader hab«. Obwohl sie bei einem SM-Spiel die unterwürfige, gehorchende Position einnimmt, hat sie das Gefühl: »kann ich auch bestimmen, also es ist nicht so, dass ich jetzt wirklich getreten werde und gedemütigt und so, sondern ich sage, wie weit ich das will und ich kann das genießen«.

Als Vorteil sieht Celine: »dass man steuerfrei ein relativ gutes Geld verdient«, was allerdings, wie Celine hinzufügt, in der heutigen Zeit schwieriger zu verdienen ist, da weniger Leute kommen. Als Nachteil führt sie ebenfalls das Geld an: »weil wie sehr gewöhn ich mich daran, heb ich ab oder so«.

Auffällig ist ihre Rastlosigkeit, mit der sie von Ort zu Ort und von Arbeitstelle zu Arbeitstelle zieht: »irgendwann verebbt bei mir das Interesse und dann kommen so keine neue, neuen Impulse mehr und dann verarme ich irgendwie, dann muss ich wechseln. Dann brauch ich was Neues«. In einer Therapie hat sie für sich selbst herausgefunden, dass etwas nicht stimmt in ihrem Leben. Bemerkenswert ist, dass Celine im gleichen Zeitraum, in der sie mit ihrer Therapie anfängt, auch begann ihrer Prostitutionstätigkeit nachzugehen. Sie erfuhr sich das erste Mal in ihrem Leben durch die Prostitutionssituation als selbstbestimmt: »Und im wahren Leben, weiß ich ja, ich kann auch alles bestimmen. Aber ich hab es erst, glaub ich, das erste Mal dort erfahren, dass ich alles bestimmen kann«. Maria, 49 Jahre alt, Versicherungsagentin, seit einem Jahr nebenberuflich als Sklavia tätig

Maria ist in einem Dorf in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Ihre Kindheit ist geprägt durch viel Arbeit und die Verantwortung für die beiden jüngeren Geschwister. Ihre Mutter würde Maria als: »streng, oft unkontrolliert« beschreiben, was sie auf deren schwerer Kindheit in den Kriegsjahren zurückführt: »schon `ne harte Kindheit und das hat sie auch so ein bisschen auf uns übertragen. Marias Vater: »war ruhig. Der treibende Keil war meine Mutter«. Er starb, als sie 18 Jahre alt war. Sie zog dann bald aus dem Elternhaus aus: »weil es war nicht mehr auszuhalten«. Ihre Mutter kam nicht damit zurecht, dass Maria jetzt das Stadtleben kennen lernte und am Wochenende auch genoss: „ Und dann kam, du bist ja ´ne alte Hure, das kam auch noch«. Maria distanzierte sich darauf hin von ihrer Mutter. Sie hat sie jetzt aber, da die Mutter Pflege benötigt, in ihr Haus aufgenommen, und kümmert sich um sie. Maria erlernte den Beruf einer Betriebs-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnikerin. Ihren jetzigen Ehemann lernte sie ebenfalls in dieser Zeit kennen, der dann aufs Dorf wollte im Gegensatz zu ihr: »Ich hasste das Dorf, aber wir haben uns entschlossen gut, ok, wird ein Haus gebaut«. In die Zeit des Hausumbaus fiel ihre Schwangerschaft: »was eigentlich nicht sein sollte, aber wies es so manchmal ist im Leben, und ich fand es ganz gut, dieses Kind zu haben«. Da das Kind sehr oft krank war, arbeitete sie als Verkäuferin und verdiente sich noch Geld nebenbei: »indem ich für andere genäht oder gestrickt habe«.

Bis zur Wende verkaufte sie selbstgenähte Sachen auf Märkten und verdiente dadurch viel Geld. Als Maria durch die Umbruchszeit arbeitslos wurde, versuchte sie einen Großhandel aufzubauen. Aber beim Partner aus den Altbundesländern zeigten sich finanzielle Probleme: »letztendlich bin ich auf der Strecke geblieben«. Maria arbeitete dann als Versicherungsagentin im Außendienst. Sie absolvierte in einem dreijährigen Fernstudium die Ausbildung zum Finanzfachwirt. Durch die Beschäftigung mit Versicherungen und dem Schnellballsystem, welches dahinter steckt, erkannte Maria für sich: »dass das eine reine Ausbeutung ist, nicht schlecht von der Idee her, aber die Ausbeutung ganz einfach, »Wahnsinn«. Maria arbeitete übergangsweise für zwei Unternehmen: »und dabei hab ich dann eben auch den Schlaganfall gekriegt, weil das wahrscheinlich zu viel war«.

Bereits 1994 hat Maria ihren Freund kennen gelernt, mit dem sie das machen konnte, was beiden gefehlt hatte: »Großstadt Berlin«. Er ist ebenfalls verheiratet und hat Kinder. Für ihren Freund würde sie jederzeit ihr Leben mit ihrem Ehemann auf dem Dorf und der pflegebedürftigen Mutter im Haus aufgeben. Beide sind, wenn es die Zeit erlaubt: »viel umher, es muss immer was Neues sein, interessante Bewegung, fremde Menschen, das ist mein Leben irgendwo, mag ich«. Der Freund fing dann an, leichte SM-Spiele mit ihr zu spielen und hatte sie, nach ihren Worten, langsam herangeführt: »und dann fand ich es auch gut und so sind wir auch drauf gekommen, dass die Bekannte dann nur sagte: ´Man geh doch einfach mal in so ein Studio und arbeite da´«. Ihr Freund überredete sie ebenfalls, das zu machen: »Er findet, dass ich anders stimuliert bin und sexuell auch anders drauf bin, wenn ich hier arbeite, weil ich neue Ideen mit einbringe ins Sexleben«.

Von der Tätigkeit im Studio weiß nur ihr Freund. Maria hat auch keine Freundin, mit der sie darüber reden könnte: »Nein, nein Freundinnen sind Tratschen«. Wie lange sie als Sklavia tätig ist, hängt eng mit ihrem Freund zusammen: »wenn es zwischen uns aus sein sollte, oder wie auch immer, dann werde ich auch nicht mehr hier sein«. Ihre Abhängigkeit von ihm kann sich Maria selbst nicht erklären: »aber ich fühl mich geborgen, ich lass einfach mit mir machen. Einmal keine Verantwortung tragen, ist das schön in dieser Beziehung, ja. Und was er sagt, ist Gesetz für mich, fertig aus, keine Diskussionen und sonst diskutier ich nur«. Marias jetzige Beziehung zu ihrem Freund erinnert sehr an ein SM-Arrangement, in dem sie den passiven Part übernommen hat. Das wird deutlich, wenn sie von der Geborgenheit berichtet, die sie empfindet, wenn sie einfach mit sich machen lässt. In der Beziehung kann sie alle Verantwortung abstreifen, sie muss keine Entscheidungen treffen, nur tun, was man ihr sagt und wird dafür so angenommen, wie sie ist. Marias Tätigkeit als Sklavia scheint einzig durch dieses Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Freund bestimmt zu sein. Anne, 35 Jahre alt, seit 5 Jahren hauptberuflich als Prostituierte und seit 2 Jahren als Sklavia tätig

Anne wuchs mit ihrem jüngeren Bruder und ihren Eltern in einer Stadt in der BRD auf. Beim Thema Kindheit fällt Anne zuerst ihre sehr lange Psychoanalyse ein und: »Ich hab ziemlich wenig Liebe bekommen von meiner Mutter«. Die Eltern wohnten anfangs im Haus der Großeltern und Anne glaubt sich zu erinnern: »dass ich sehr oft dann auch alleine gelassen wurde, dass ich mich aber sehr gut beschäftigen konnte«. Diese Einsamkeit, die sie nach ihrer Aussage, zunächst nicht spürte, kam dann später in der Schulzeit, in der Oberschule. »Wo ich auch das Gefühl hatte, dass ich so sozialkontaktmäßig irgendwelche Defizite habe und daraufhin hab ich mich ja dann so in die Schule gestürzt«. Anne hatte kaum Freundinnen, sie durfte nie jemanden mit nach Hause nehmen, da ihre Eltern Angst hatten: „…dass ich an die falschen gerate sozusagen«. Ihre Eltern wären immer froh gewesen, so Anne, wenn sie zu Hause am Schreibtisch gesessen hat und ihren Hobbys, wie Klavier, Ballett und Flötenunterricht nachgegangen ist: »und wenn ich dann aber sofort auch wieder kam«. Geschah dies nicht: »dann gab´s immer totales Theater«. Daher hätte Anne, nach ihrer Aussage, sehr oft Angst gehabt, was zu ihrem Masochismus geführt hätte: »weil mit dem Masochismus kann man im Prinzip, hat man ja auch oft Angst, aber man kontrolliert es selber, weil man sich ja selbst in die Situation begibt«. Wenn sie eine SM-Beziehung hatte, meint Anne, wäre sie »immer total selbstbewusst« gewesen.

Nach einem abgebrochen Jurastudium erlernte sie den Beruf der Physiotherapeutin, in dem sie vier Jahre tätig war. Sie begann dann ein Psychologiestudium. Das Lernen war für Anne ein »Horrortrip« geworden, was sie auf die einseitige Belastung in der Schulzeit zurückführt: »wo ich auch nichts anderes gemacht habe«, weshalb sie letztendlich das Studium abbrach. In dieser Zeit fing Anne an, sie war 30 Jahre alt, der normalen Prostitution nachzugehen, indem sie Inserate schaltete, um sich mit diesen Männern regelmäßig in Abständen gegen Geld privat zu treffen. Aufregend fand sie die Prostitution schon, seit sie 20 Jahre alt ist: »weil ich bin sehr überbehütet aufgewachsen, also auch sehr konservativ erzogen und hab immer, für mich irgendwie, auch so ´ne Lücke gesucht, also ich hab immer irgend was gesucht, was anders ist als das, was bei meinen Eltern so ist«. Zu dieser vorhandenen Bereitschaft kam im Studium für Anne noch hinzu, dass: »ich dann sowieso Geld verdienen musste nebenbei«. Der Exfreund drängte sie dann zum Abbruch ihres Psychologiestudiums, nun arbeitete sie ausschließlich als Prostituierte.

Ihre masochistische Neigung hatte Anne ebenfalls schon mit 20 Jahren entdeckt und diese in zwei Beziehungen auch richtig ausleben können: »und es war eigentlich sehr schön«. Diese Arbeit im Studio dient in erster Linie auch dazu Geld zu verdienen und »nicht so sehr dazu, meine Neigung auszuleben, weil einfach die emotionale Ebene ja gar nicht gegeben ist«. Diese psychische Seite ist für Anne beim Ausleben ihrer masochistischen Neigung sehr wichtig: »und die kann man ja hier gar nicht kriegen, im Gegenteil, man muss sich hier abgrenzen«. Der Verdienst als Sklavia spielt für Anne eine zweischneidige Rolle, wie sie sagt. Durch die Heirat vor einem halben Jahr mit einem 26 Jahre älteren Mann sei sie auf das Geld nicht angewiesen. Das Geld bedeutet für sie hier eine Wertschätzung, die ihr sehr wichtig ist: »wenn ich jetzt etwas tue, was nicht jeder tut, dann wird das auch entsprechend honoriert und dafür ist es dann wieder einfach verdient und dann bin ich auch stolz darauf«.

Mit ihrem Ehemann hat Anne keine sexuelle Beziehung mehr. Er hätte ihr vor ein oder eineinhalb Jahren einen Brief geschrieben: »er wäre zu alt für mich«. Ihr Mann war früher ein Kunde von ihr gewesen und die Heirat erfolgte im wesentlichen zu ihrer späteren finanziellen Absicherung aufgrund ihrer unsicheren beruflichen Entwicklung. Daher ist es im Moment für sie schon so, dass sie Ausschau hält: »nach einem gleichaltrigen Partner, der muss allerdings dann sehr tolerant sein. Also er muss dieses hier tolerieren, er muss tolerieren, dass ich verheiratet bin und so weiter und so fort, aber gut«.

Bei Anne wird sehr deutlich, dass mehrere Bedingungen und auslösende Faktoren zusammen kommen müssen, um sich letztendlich zu prostituieren. Zum einen, die grundsätzliche Bereitschaft sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbieten zu wollen, was sie schon mit 20 Jahren wollte und die Situation, Geld zu benötigen, wie es im Studium der Fall war. Und letztendlich ihr Exfreund, der sie bestärkte, diesen Beruf hauptberuflich auszuüben, da er davon profitierte. Die Tätigkeit als Sklavia scheint Anne zu stärken: »und bei mir ist es so, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, dann muss ich mich immer wehren, und da kann mir einer kommen, mit Sklavin hin, Sklavin her, da bin ich total knallhart und will sozusagen, dass mir kein Unrecht geschieht«.

Mögliche Faktoren für die Ausübung der Dominatätigkeit

Jede von den interviewten Dominas hat ihr ganz individuelles Bündel von Bedingungen und Faktoren, die die Entscheidung, als professionelle Domina zu arbeiten, mittragen. Übereinstimmungen für alle interviewten Frauen zu finden, ist schwierig.

So ist es kaum möglich, Faktoren für die spätere Dominatätigkeit aus der Kindheit und Jugendzeit abzuleiten. Auffallend ist, dass außer bei Greta, der Vater eher abwesend war bzw. eher eine negative Beziehung zum Vater bestand. Die eigene Sexualität in ihren Anfängen und die weitere Entwicklung weisen kaum Auffälligkeiten auf. Die Tätigkeit als Domina hat wahrscheinlich weniger mit der eigenen Sexualität zu tun. So sagt Greta: »Also wir haben auch versucht so eine SM-Geschichte mal auszuleben, aber das war für ihn nicht spannend und für mich nicht spannend, weil wir nicht so gestrickt sind.« Nur Ulla und Nora sprechen sich selbst eine SM-Neigung zu: »Also eine gewisse Neigung muss man schon haben, um diesen Beruf irgendwie durchzuführen.« Generell scheint dies aber keine zwingende Bedingung für die Ausübung dieser Tätigkeit zu sein.

Betrachtet man die von den Frauen genannten Vorteile der Dominatätigkeit, zeigen sich auch hier eher Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Irina, Dora und Nora nannten den Verdienst als Vorteil. Es scheint ein wichtiges Motiv dafür zu sein, um eine professionelle Domina zu werden. Allerdings würde das Geld allein als Motiv nicht ausreichen. So äußert sich Ulla zu dem Thema Geld: »Wenn ich tausend Euro im Monat habe, bin ich ganz ordentlich. Also am Geld liegt das nicht. Das ist immer die landläufige Vorstellung, dass wir alle so wahnsinnig viel verdienen, das ist völliger Schwachsinn.« Irina und Greta wollen durch die Tätigkeit die Psyche der Männer besser kennen lernen: »dann auch diese Arbeit mit den Männern, ja, ich lerne immer was dazu von den Männern, wir wissen so wenig von ihnen.« Durch das spezielle Interesse an Männern wird die Sympathie für diese deutlich. Die Sympathie für Männer muss vielleicht für die Ausübung der Tätigkeit gegeben sein. Greta und Dora geben an, dass ihnen jenes »In-eine-andere-Rolle-schlüpfen« sehr gefällt. Die Rollenspiele, die die Frauen mit ihren Gästen inszenieren, verlangen ein hohes schauspielerisches Können und ein hohes Maß an eigener Fantasie. Das scheint eine Bedingung zu sein, die jede Domina für die Tätigkeit mitbringen muss. Sie sind in diesem Spiel eine gut aussehende, erotisch wirkende Frau, die angebetet wird. Die erotische Komponente ist für die Frauen hierbei nicht zu unterschätzen.

Eine Gemeinsamkeit zwischen allen »dominanten« Frauen ist sicher das Genießen des Gefühls der absoluten Macht über Männer für eine absehbare Zeit. Das Machtgefühl, was sich auch in den Alltag zurücktransportieren lässt, stellt vielleicht neben dem Geld die größte Motivation dar. Für eine Frau in unserer Gesellschaftsordnung ist das absolute Gefühl der Macht nur schwer zu erreichen; das kann abhängig machen und man möchte es nicht mehr missen. So äußert sich Ulla deutlich: »Ich kann es nicht erklären, ich brauch es einfach […] das ist meine Berufung.«

Dominas und Sklavias im Vergleich

Im folgenden werden die Dominas und Sklavias in den Bereichen Herkunftsfamilie, Schulzeit, Anfänge der Sexualität, Männerbild, Partnerschaft, Offenheit im Bekanntenkreis und berufliche Selbständigkeit verglichen.

Bei den Dominas gab es in der Herkunftsfamilie keine großen Auffälligkeiten. Auch die Sklavia Maria, die auf Drängen ihres Freundes in dem Bereich nebenberuflich arbeitet, hatte zwar kein optimales Verhältnis zu ihrer dominanten Mutter, wuchs aber in einer Großfamilie in einem Dorf auf, wo das relativiert werden konnte. Bei den beiden Sklavias Celine und Anne, die auch als Prostituierte tätig sind, scheint es so, als ob die biografische Entwicklung zur Prostitutionstätigkeit führen musste. Bei Celine ist durch die Scheidung ihrer Eltern und der damit verbundene Umzug ein großer Belastungsmoment entstanden, der höchstwahrscheinlich den Grundstein legte für ihre berufliche Desorientierung, ihre rastlose Unstetigkeit und die Suche nach den falschen Männern. Anne hatte ein sehr problematisches Verhältnis zu ihren Eltern. Sie suchte sich die Prostitution bewusst aus, um gegen ihre Eltern zu rebellieren: »weil ich bin sehr überbehütet aufgewachsen, also auch sehr konservativ erzogen und hab immer, für mich irgendwie, auch so eine Lücke gesucht, also ich hab immer irgend was gesucht, was anders ist, als das, was bei meinen Eltern so ist.« Auch waren die beiden Frauen als Kind viel allein, was auf keine der anderen Frauen zutrifft. Für die beiden Frauen, die sich jetzt in einer Therapie befinden, trägt die Prostitutionssituation zur ihrer psychischen Gesundheit bei. So sagt Celine: »da kriegst du so eine Stärke, weil du weißt, du bist dir selber bewusst, selbstbewusst.«

Betrachtet man das Verhältnis zur Mutter und zum Vater differenziert, sind Auffälligkeiten festzustellen. Abgesehen von Greta haben alle dominanten Frauen ein besseres Verhältnis zur Mutter als zum Vater. Dora, Irina und Nora haben keine Bindung zu ihrem Vater aufbauen können und auch Ulla berichtet über ein problematisches Verhältnis zu ihrem Vater. Bei den »devoten« Frauen scheint das Verhältnis eher umgekehrt. Anne spricht deutlich von fehlender Mutterliebe: »Ich hab ziemlich wenig Liebe bekommen von meiner Mutter.« Auch die anderen beiden Sklavias hatten höchstwahrscheinlich eine wenig emotional besetzte Beziehung zu ihrer Mutter. Der Vater hingegen wurde von allen drei Frauen geliebt.

Auffallend ist bei Irina, Greta und Nora die früh erworbene Selbstständigkeit in der Kindheit. Auch Maria musste früh durch die Beaufsichtigung ihrer Geschwister selbständig werden. Die anderen beiden Sklavias/Prostituierten, also Celine und Anne, hatten hingegen, so scheint es, keine vergleichbare Verantwortung als Kinder zu tragen.

Insgesamt fällt bei der Betrachtung der Schulzeit beider Untersuchungsgruppen auf, dass es sich um gute bis sehr gute Schülerinnen handelte. Greta, Ulla und Anne waren in der Schulzeit sogar sehr ehrgeizig. Aber auch Maria und Irina und Nora fiel das Lernen leicht. Lediglich Dora und Celine zeigten in der Schule nur durchschnittliche Leistungen. Es zeigt sich in bezug auf die Schulzeit daher keine durchgängige Trennlinie zwischen »dominanten« und »devoten« Frauen.

Bei der Betrachtung der Anfänge der Sexualität in den beiden Untersuchungsgruppen zeigen sich auffällige Unterschiede eher in den Begleitumständen als im Zeitpunkt. Ulla, Greta und Nora hatten im normalen Zeitrahmen und im Rahmen einer Beziehung das erste Mal Geschlechtsverkehr. Für Irina lässt sich keine Aussage treffen. Dora und Celine haben einen ähnlichen Eintritt in die erwachsene Sexualität: ziemlich früh, ohne Zuneigung und aus Neugierde. Die sexuelle Entwicklung von Anne begann mit einer Vergewaltigung durch zwei Männer, was sie allerdings subjektiv nicht als Belastung erlebte. Alle drei »devoten« Frauen berichten von einer sadomasochistischen Veranlagung. Diese scheint damit eine Voraussetzung zu sein, um die Tätigkeit auszuüben.

Geht man davon aus, dass Prostituierte ein desillusioniertes Männerbild besitzen, so ist für beide Untersuchungsgruppen festzustellen, dass dies für sie überwiegend nicht zutrifft. Bei den »dominanten« Frauen zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Während Greta Achtung und Respekt vor den Gästen hat, sind Nora die Gäste vollkommen gleichgültig. Ulla hat hingegen Spaß an dem Umgang mit den Männern. Sicherlich kann sie aufgrund ihrer SM-Neigung den sadomasochistischen Gästen am meisten Verständnis entgegenbringen. Nur zwei der Interviewpartnerinnen, Irina und Dora, glauben durch ihre Arbeit zu wissen, wie alle Männer funktionieren, obgleich sie nur einen Teil kennen lernen. Diese beiden Frauen würden die Hypothese unterstützen, dass Prostituierte ein desillusioniertes Männerbild besitzen. Trotzdem gibt es einen großen Unterschied zwischen Irina und Dora. Dora lehnt grundsätzlich die Männer ab, abgesehen von denen, die sie liebt. Bei Irina hingegen hat man den Eindruck, dass sie Männer mag. Zusammenfassend kann man sagen, dass die befragten Dominas überwiegend ein positives Männerbild haben, was bei einer problematischen Vater-Tochter-Beziehung in der Kindheit eher erstaunlich ist.

Die drei Sklavias scheinen insgesamt ein positives Männerbild zu besitzen. Das wirkt zunächst überraschend, da diese Frauen nicht nur ihren Körper für sexuelle Zwecke zur Verfügung stellen, sondern überdies noch verbale Erniedrigungen und Demütigungen in Kauf nehmen. Durch die eindeutige Verkaufssituation ist den Frauen vermutlich klar, dass sie die unterlegende Rolle nur »spielen«. Die Frauen fühlen sich daher in ihrer Persönlichkeit nicht angegriffen. Es scheint, als ob eine Frau, die grundsätzlich Männer ablehnt, sich nicht immer und immer wieder bewusst der Situation aussetzen kann, von diesen erniedrigt zu werden. Daher könnte man annehmen, dass Sklavias eher ein positives Männerbild zur Ausübung ihrer Tätigkeit benötigen.

Bei der Partnerschaft zeigt sich zwischen beiden Gruppen der deutlichste Unterschied. Alle vier Dominas, für Irina konnte keine Aussage getroffen werden, beschreiben eine glückliche Partnerschaft. Ulla: »Das ist das Zuhause, das ist das Wichtigste eigentlich überhaupt. Der Halt rund rum«. Allerdings fällt auf, dass die Frauen ihre Partner und damit auch ihre Beziehungen idealisieren. Dora: »Ich bin erstaunt, wie toll dieser Mann ist, wie lieb und was er so alles macht für mich, dass er das gerne macht und dass er sehr verständnisvoll ist, dass es nichts gibt, was mir peinlich sein müsste oder was ich nicht mit ihm bereden kann.« Es kann nun in der Realität zutreffen, dass Dominas, als selbständige und selbstbewusste Frauen unbefriedigende Partnerschaften nicht aufrechterhalten würden. Aber es kann auch sein, dass die Frauen einen »Idealmann« zu Hause brauchen, um die Tätigkeit, die im wesentlichen aus dem Quälen und Erniedrigen von Männern besteht, durchführen zu können. Auch bei den Sklavias steht der »Idealmann« im Mittelpunkt ihrer Wünsche. Während Anne nach diesem noch auf der Suche ist, haben die anderen beiden denjenigen schon gefunden. Allerdings berichten sie, dass sie ihre Partnerschaft nicht so ausleben können, wie sie es gerne hätten.

Ulla und Dora sind die einzigen der acht Interviewpartnerinnen, die ganz offen mit ihrem Beruf in ihrer Umgebung umgehen. Die anderen Frauen verschweigen ihre Tätigkeit im weiteren Bekannten- und Verwandtenkreis. Hier ist eine Gemeinsamkeit zu den Prostituierten zu sehen. Die Frauen wissen um die gesellschaftliche Ächtung ihrer Tätigkeit und vermeiden daher jegliche Konfrontation, um Rechtfertigungsversuchen aus dem Weg zu gehen.

Auffallend ist, dass die Frauen, die hauptberuflich als Domina bzw. Sklavia tätig sind, sich für die Zukunft nur noch eine berufliche Selbstständigkeit vorstellen können. So macht Irina deutlich: »Und ich würde zum Beispiel nie im Leben irgendwo mehr angestellt arbeiten.« Die Selbstbestimmtheit im beruflichen Bereich scheint somit ein Merkmal der Prostitutionstätigkeit zu sein. Anders formuliert, Frauen die sich prostituieren, ob als Domina, Sklavia und auch in der »normalen« Prostitution, können und wollen nicht in irgendeiner Form mehr fremdbestimmt arbeiten.

Interessant ist auch der Vergleich des beruflichen Lebensbereiches mit anderen Lebensbereichen. Ulla, Greta und Dora werden in ihrem Privatleben eher von ihren Partnern dominiert, was die Frauen selbst aber nicht wahrnehmen wollen. Greta: »und er ist auch sehr offen, er sagt auch sofort mir ins Gesicht, wenn ihm was nicht gefällt, gibt mir aber auch die Chance, das zu ändern.« Wahrscheinlich wird durch die berufliche Selbstbestimmung die partnerschaftliche Fremdbestimmung kompensiert und so ein inneres Gleichgewicht geschaffen. Während das Privatleben von Irina schwer einzuschätzen ist, beschreibt sich Nora in allen Lebensbereichen als dominant.

Bei den Sklavias ist die Fremdbestimmung der zentrale Punkt in ihrer Tätigkeit, da sie sich für eine begrenzte Zeit einem fremden Willen unterwerfen. Wenn die körperliche Integrität missachtet wird, müssen sich die Frauen abgrenzen können, um die Tätigkeit ohne Gefahren für ihre Psyche zu überstehen. Das gelingt Celine und Anne sehr gut. Sie erleben sich gerade durch die Prostitutionssituation als selbstbestimmt.

Es war auffallend, dass die »dominanten« Frauen über ihr Leben nur positiv berichtet haben. Das scheint charakteristisch für diese Frauen zu sein. In ihrer Sichtweise auf die Welt, erleben sie sich als selbstbestimmt und auch selbstbewusst. Es ist schwierig festzustellen, ob dieses »Von-sich-selbst-überzeugt-sein« eine Bedingung oder Folge der Tätigkeit als Domina ist. Diesen Aspekt könnte man in einer weiteren Untersuchung näher klären.

Die Frauen sollten in der vorliegenden Untersuchung aufgrund ihrer Prostitutionstätigkeit nicht moralischen Kriterien unterlegen sein. So ist festzuhalten, dass vor allem die Dominas Frauen sind, die mehr aus Interesse für Männer, als aus materiellen Gründen diese Tätigkeit ausüben. Für sie trägt die Prostitution momentan entscheidend zur Verbesserung ihrer gesamten Lebenssituation bei. Auch für die zwei Sklavias bzw. Prostituierten stellt die Prostitution zur Zeit die Lösung ihrer Probleme dar.

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Autorenhinweis

Susanne Dierich

Susanne Dierich arbeitet als Diplom-Psychologin im Psychologischen Dienst der JVA Tegel in Berlin, dort hauptsächlich mit prognostischen Fragestellungen beschäftigt. Seit 2006 in der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie.

Dipl.-Psych. Susanne Dierich Brüsseler Str. 46 D-13353 Berlin Tel.: 030/4013587

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