Zwischen oder inmitten der Disziplinen. Ein Beitrag zur Binnenverständigung kritischer Psychologie

Lars Allolio-Näcke

Zusammenfassung

Ausgehend von der Analyse der Verfasstheit der aktuellen akademischen (Mainstream-)Psychologie werden deren Defizite herausgestellt und deren Menschenbild und Methodik abgelehnt. Ebenso wird mit der Kritischen und kritischen Psychologie deutschsprachiger Provenienz ‚abgerechnet’. Dagegen wird das interpretierende Paradigma in Form einer (Kultur-)Psychologie vorgestellt und bevorzugt. Die psychologischen Ansätze werden als anthropologisch inkompatibel angesehen. In Konsequenz plädiere ich für ein interdisziplinäres Forschungsprogramm in das (Kultur-)Psychologen eintreten und damit klar der akademischen Psychologie den Rücken kehren sollten: In der Themenzentrierung akademischer Forschung statt disziplinärer Abgrenzung liegen die Zukunft und die Karrierechancen des (kultur-)psychologischen Nachwuchses.

Schüsselwörter: Psychologie, Kulturpsychologie, Anthropologie, Interdisziplinarität, interpretative Wende

Summary

Between or in the middle of the disciplines. A contribution to the self-definition of critical psychology

Based on the analysis of the actual academic mainstream psychology’s condition I highlight its deficits and refuse its idea of human and its methods. Then I balance accounts with Critical and critical German-speaking psychology too. Following I introduce und privilege the interpretive paradigm called cultural psychology. The psychological approaches are seen as anthropological incompatible. In consequence I advocate for leaving the academic psychology and taking part in an interdisciplinary research program. I prognosticate that the future and career of cultural psychological junior scientists is to be found in concentration on topics not in disciplinary separation.

Keywords: psychology, cultural psychology, anthropology, interdisciplinarity, interpretive turn

»Mehr als früher suchen Philologen und Historiker, Theologen und Ethnologen in vereinter Arbeit der großen Frage der Religionsentwicklung näher zu treten und in der Durchforschung der Vorstellungskreise der Kultur- wie der Naturvölker ein immer reicher werdendes Material zur Lösung der hier sich darbietenden ethnologischen und historischen Einzelprobleme herbeizuschaffen.[1] Der Psychologie scheint inmitten dieser wetteifernden Bemühungen beinahe die Rolle des Poeten in Schillers Teilung der Erde zugedacht zu sein. Freilich nicht, weil sie es mit wichtigeren und höheren Dingen zu tun hätte, sondern umgekehrt, weil sie gegenwärtig noch so sehr mit den elementaren, ihr zum Teil mit der Physiologie gemeinsamen Vorfragen beschäftigt ist, daß es ihr bis jetzt an Zeit fehlte, in das Seelenleben selbst tief genug einzudringen, um mit den neu erworbenen Hilfsmitteln und Anschauungen den verwickelten Problemen der Mythenbildung und der religiösen Entwicklung näher zu treten. Darum gibt es ja, nach der bekannten Regel, dass man jeweils geneigt ist, den momentan gewonnenen Standpunkt für einen definitiven zu halten, selbst unter den Psychologen nicht wenige, die diesen Übergangszustand mit der endgültigen Aufgabe ihrer Wissenschaft verwechseln« (Wundt 1905, V).

Auch wenn Michel Foucault einmal schrieb, »man findet nicht die Lösung eines Problems in der Lösung eines anderen Problems, das zu einem anderen Zeitpunkt von anderen Leuten aufgeworfen wurde« (Foucault 1994, 268), kann man, so Foucault weiter, anhand der historischen Beispiele lernen, wie andere Probleme gelöst haben, wie sich historisch kontingente Phänomene zu anderen Zeiten darstellten und wahrgenommen wurden. Aus diesem Grund habe ich meinem Beitrag ein längeres Zitat aus der Erstauflage der Wundtschen Völkerpsychologie vorangestellt, die vor nunmehr mehr als 100 Jahren erschienen ist, einer Zeit, in der die Psychologie als wissenschaftliche Disziplin noch in den Kinderschuhen steckte.

Wenn ich letzteres nicht wüsste, so erschiene mir das Zitat hoch aktuell und ich befürchte, dass es den Studierenden der Psychologie in den kommenden Jahren auch so ergehen wird, besieht man sich die curriculare Entwicklung, wie sie Peter Mattes (2008, in diesem Heft) beschreibt. Eine Psychologie ohne Geschichte, die »so sehr mit den elementaren, ihr zum Teil mit der Physiologie gemeinsamen Vorfragen beschäftigt ist«, dass für Geschichte, Systematik und den eigentlichen Gegenstand der Psychologie keine Zeit mehr ist. Bereits heute ist die akademische Psychologie dabei, Themen und Thesen zu recyceln, da offensichtlich nicht mehr danach gefragt wird, was die Psychologie bereits für Antworten auf bestimmte Problemstellungen gefunden hat, als vielmehr einen eigenen möglichst innovativ erscheinenden und mit englischen Wortschöpfungen gespickten Förderantrag zu generieren, der möglichst nicht nur drei sondern sechs oder neun Jahre Förderdauer umfasst. Die aktuelle, so genannte ‚empirische’ Bildungsforschung ist wohl das unrühmlichste Beispiel hierfür.

Wieso ist Wundts Zitat so aktuell, wieso glaube ich, dass es den aktuellen Status der Psychologie widerzuspiegeln vermag?

Nicht dass die Psychologie an dem Punkt, den Wundt beschreibt, stehen geblieben ist; ganz im Gegenteil, sie hat eine rasante Entwicklung hinter sich, die mit einer schier zerreißenden Ausdifferenzierung begann und schließlich dieser Krise der Psychologie (Vygotskij 1985) dadurch entkommen suchte, dass sie die eigentliche inhaltliche Problematik hinter sich ließ, um sich über ein Drittes – eine Methode – eine innere Einheit zu verleihen (Mattes 2007). In der Wundtschen Formulierung: Sie beschäftigte sich mit »Vorfragen« vor dem eigentlichen Gegenstand. Geblieben ist uns aus diesem inhaltlichen Rückzug eine Symptomatik: der anhaltende Disput zwischen qualitativen und quantifizierenden Methoden und eine schier unendliche methodologische Reflexion darüber.

Um es an dieser Stelle deutlich zu sagen, ich halte es in dieser Debatte für naiv, wenn insbesondere kritische Psychologen mantraartig betonen, akademische rein-quantifizierende Mainstream-Psychologie und kritische (Kultur-)Psychologie könnten gleichberechtigt als Psychologien in der akademischen Landschaft neben einander existieren (vgl. exemplarisch Valsiner & Diriwächter 2005, 52). Dies ist ein Trugschluss, ein Wunschdenken, das weder der akademischen Realität noch den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen an psychologisches, scheinbar objektives und ‚leicht verdauliches’ Wissen entspricht. Ich bin als kritisch denkender (Kultur-)Psychologe davon überzeugt, dass das Modell der quantifizierenden Psychologie, die heute den akademischen Markt beherrscht, ausgedient hat; ihre historische Notwendigkeit, sich Mitte des 20. Jahrhunderts als positivistische Psychologie und damit als eine (natur-)wissenschaftliche Disziplin darzustellen und selbst zu vergewissern (vgl. Mattes 2007), ist weggefallen – die Psychologie als solche wird nicht mehr in Frage gestellt, sofern sie die kognitionswissenschaftliche Wende hinter sich gebracht hat. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass die Psychologie heute von der Neurowissenschaft (oder psychologenfreundlicher: Kognitionswissenschaft) eingeholt, überholt und wünschenswerter Weise verschlungen wird – sie ist in ihrer aktuellen Form wissenschaftspolitisch überflüssig.

Seit dem cultural turn oder der so genannten interpretativen Wende wird jenseits der Psychologie in allen Geistes- und Sozialwissenschaften nicht mehr an der grundsätzlichen Interpretationsbedürftigkeit unserer Gegenstände gezweifelt (in Anlehnung an Paul Watzlawick könnte man sagen ‚Man kann nicht nicht-interpretieren’) und insofern werden den Gegenständen angemessenere Methoden benutzt (wenn es keine kausalen Gesetzmäßigkeiten für den Zusammenhang von Psyche und Verhalten gibt, bleibt nur die Interpretation von Handlungen als Methode der Erkenntnisgewinnung). Schließlich bedenkend dass bereits zu Anfängen der Psychologie Wissenschaftler – wie z. B. Jean Piaget – gezeigt haben, dass sich mittels qualitativ-interpretierender Methoden grundlegende nomothetische Regelmäßigkeiten ableiten lassen (vgl. Burkhart 2005), welche Berechtigung haben dann noch die der Naturwissenschaft entlehnten Methoden für das Forschungsfeld ‚Mensch’ und für die Psychologie als Wissenschaft? Keine.

Mainstream-Psychologie und kritische, interpretierende, kulturwissenschaftliche, sprachorientierte, textbasierte – oder wie auch immer man sie bezeichnen will – Psychologie geben zwar beide vor, ihren Gegenstand zu teilen, bei Lichte besehen handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Gegenstände. So ist der Mensch, den die Mainstream-Psychologie entwirft, ein anderer als der Mensch, den die interpretierende Psychologie entwirft. Und dies heißt es ernst zu nehmen. Man kann zwar darüber streiten, welcher Entwurf der angemessenere ist, aber vergleichen oder gar komplementär begreifen, kann man beide nicht. Universalistisch gedachtes psychologisches Funktionieren und Operieren des sich bedingt verhaltenden, ahistorischen und individualistischen Menschen ist etwas anderes als ein an seinem je eigenen und historisch reflektiertem Denken, Fühlen, Wünschen und Wahrnehmen von Welt orientiert handelnder, historisch wie sozial verankerter Mensch.

Es ist an der Zeit, sich von den lieb gewordenen Streitigkeiten zu verabschieden. Mehr noch, sich von der Psychologie zu verabschieden – denn das, was ich unter Psychologie verstehe, hat hier keinen Platz mehr. Es ist also an der Zeit, die Psychologie hinter sich zu lassen – und so denken wohl viele meiner psychologischen Kolleginnen und Kollegen, die etwa in meinem Alter sind, die in einer Denkfreiheit, wie sie Peter Mattes anhand des Psychologischen Instituts der Freien Universität Berlin beschreibt, groß geworden sind und in den letzten Jahren promoviert wurden oder gerade promoviert werden. Und mein bisheriger Lebenslauf scheint mir darin Recht zu geben.

Ich bin es leid, mich in Grabenkämpfen aufzureiben, was die richtige Psychologie sei, wie diese auszusehen hat oder eine Psychologie zu betreiben, die meiner Überzeugung widerspricht; nicht umsonst habe ich dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) den Rücken gekehrt, nachdem mich Rückfragen, ob ich wirklich glaubte mit einer systematischen, nicht-empirischen Habilitation in der Psychologie noch etwas werden zu können, stark befremdeten. Ich möchte auch nicht so enden wie die Kritische Psychologie, von der nicht mehr viel geblieben ist, als Bücher in den hintersten Ecken der Bibliotheken – falls sie überhaupt von den psychologischen Fachbibliotheken erworben wurden. Die Kritische Psychologie hat sich – neben den politischen Austreibungsversuchen – selbst abgeschafft, weil sie in den Grabenkämpfen den Anschluss an die aktuellen Debatten in den angrenzenden Wissenschaften verpasst hat, statt nach vorn zu gehen, immer mehr in die Defensive gegangen ist, bis schließlich nichts mehr Produktives, eigens Geschaffenes erkennbar war als lediglich ein abwehrender Reflex oder eine hochnäsige Kritik am behavioristischen und kognitivistischen ‚Paradigma’. Kritik war das, was sie nach der Wende und dem Zusammenbruch des gesellschaftlichen Gegenmodells, auf dem so vieles fußte, am Leben hielt. Kritik, das hat meine Wissenschaftsgeneration von ihr gelernt – Leben und Überleben in der rauen Wissenschaftslandschaft oder gar ‚Solidarität’ mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs, das hat sie uns vorenthalten, nach dem Studium hat man uns quasi ‚auf die Straße gekippt’, was Ernst Schraube anlässlich der Tagung Performing Critique (2007, http://www.pug-online.de/Newsticker/P_G-Tagung_2007/p_g-tagung_2007.html) ebenso kritisch jedoch weniger drastisch formulierte. Mit Wolfgang Borchert könnte man sagen: »Wir sind die Generation ohne […] Heimat und ohne Abschied« (1991, 59). Wir sind auf uns selbst gestellt und wir schmieden unser Glück selbst.

Ich bin es leid ein ‚solides Standbein’ neben meiner qualitativ ausgerichteten kritischen (Kultur-)Psychologie aufbauen zu müssen, um im ‚System Psychologie’ etwas werden zu können, wie mir jüngst erst wieder an prominenter Stelle von prominenter Seite wohlwollend angeraten wurde. Ich bin es leid, mir wie viele beständig in die Tasche zu lügen, es würde auf absehbare Zeit besser, die Frage, was die Psychologie sei und tue, sei eine Frage der vernünftigeren Argumente. Die faktische Entwicklung innerhalb der akademischen Psychologie seit den 1970er Jahren widerspricht dem eklatant, und wer mag, kann daran festhalten – es ist und bleibt ein Wunschdenken.

Und ich bin es schließlich leid, mich beständig definieren und abgrenzen zu müssen, mich dafür zu rechtfertigen, dass das, was ich als Psychologie betreibe, noch Psychologie sei – und ich dabei verschwörerische Hinweise über mich ergehen lassen muss, dass wenn man einmal aus der Psychologie in eine andere Wissenschaft hinaustritt, »nie wieder zurückkommt«, weil man den Anschluss verpasst (hat). Oder um eine allseits bekannte Intelligenzdefinition zu missbrauchen: Psychologie ist das, was Psychologen machen – egal unter welchem Label sie letztendlich arbeiten; Wilhelm Wundt hat die meiste Zeit seiner wissenschaftlichen Karriere unter dem Label ‚Philosophie’ verbracht und dennoch Psychologie betrieben. Das sind Fragen und Befürchtungen aus einer anderen Zeit, sie sind anachronistisch. Ich breche aus, um dennoch »in das Seelenleben selbst tief genug einzudringen«, um das Menschliche zu verstehen. Ich gehe meinen Weg dort, wo zwar nicht Psychologie draufsteht, aber Psychologie gemacht wird bzw. (kultur-)psychologisches Wissen als geschätztes willkommen geheißen wird. Hatte nicht Wundt von den »Philologen und Historiker, Theologen und Ethnologen in vereinter Arbeit« gesprochen? Warum sollten hier Psychologen nicht willkommen sein? Und andere Disziplinen ebenso. In vielen Einzeldisziplinen wird dieses Potenzial seit langem erkannt und nicht nur als Worthülse ‚Interdisziplinarität’ beschworen, sondern gelebt. Weder hat mir meine Arbeit in der Soziologie noch meine aktuelle Arbeit in der Theologie geschadet, noch hat mich dies davon abgehalten, psychologische Fragestellungen aufzuwerfen und zu bearbeiten. Warum auch? Wir, d. h. Psychologen, Soziologen, Ethnologen, Theologen etc., sind alle Wissenschafter, die sich mit dem Menschen beschäftigen – und wir alle erfassen nur einen kleinen Teilbereich der menschlichen Vielfalt, Potenzialität oder anders ausgedrückt: von Kultur. Wir sind insofern auch als Psychologen ein Teil der Kulturwissenschaft (vgl. Straub 2004) und statt dazwischen, mittendrin…

Und bei aller Schelte für die Kritische und kritische Psychologie muss man fairer Weise an dieser Stelle sagen, dass es genau die Ausbildung ist, die sie uns mitgegeben haben, die uns nun zur Chance wird: eine historische Tiefe der Forschungsfragen, eine philosophische Breite, ein Horizont erweiternder Blick über die eigenen eng gesteckten Fachgrenzen hinaus und eine kritische Sensibilität – das sind die Skills, die uns anschlussfähig an andere Disziplinen machen.

Insofern plädiere ich erneut für ein interdisziplinäres Forschungsprogramm (vgl. Allolio-Näcke 2007, insbes. S. 25-54), wie es bereits ein Großteil der Psychologie in den USA vormacht: Sie ist Teil des kulturwissenschaftlichen Programms, egal, ob dies nun unter dem Label cultural studies oder gender studies oder »transcultural social science« (Much 1995, 97) etc. firmiert. Der Bruch beider psychologischer Paradigmen ist weder notdürftig zu kitten, noch zu überwinden. Und Paradigmenwechsel vollziehen sich nicht durch Einsicht, sondern durch das Aussterben der (unverbesserlichen) Dinosaurier (vgl. Kuhn 2002). Da letzteres nicht in Sicht ist, sollte man sich nicht scheuen, die noch vorhandenen (vermeintlichen) Bindungen zu kappen und immer wieder notwendig erscheinende Rechtfertigungen, warum man auch Psychologe sei, ad acta zu legen. Und wenn dies nur um den Preis des Labels Psychologie, das oben drauf steht, aber nicht drin ist, geht, bin ich gern bereit, dies unseren Kolleginnen und Kollegen zu überlassen.

Wie bereits betont, egal, unter welchem Label und unter welcher disziplinären Legitimation kritische (Kultur-)Psychologen letztendlich ein Arbeits- und Anerkennungsfeld finden, in jedem Fall nicht aufgegeben werden darf der Versuch, das zu erfassen, was den Menschen letztendlich auf individueller und auf historisch reflektierter Ebene – in der Spezifik von Fühlen, Wünschen, Wissen oder Handeln – ausmacht und wie er und sein Handeln in die kulturellen und sozialen Prozesse eingebunden ist. Somit kommen wir nicht umhin, zur Sozial- und Kulturwissenschaft zu werden bzw. sich ihnen anzunähern, denn Menschen sind soziale und historische Wesen, die wissenschaftlich »in den Kontext des Sozialen allgemein – wenn auch in der Regel nur in einen bestimmten thematisch definierten Ausschnitt des Sozialen – einzubetten« sind (Jäger 1999, 186). Erst aber – und hier kommt die kulturtheoretische Sichtweise zum Tragen – wenn die Menschen aus diesen Strukturen und sozialen Prozessen handlungsleitende Bedeutungen ziehen (können), werden diese sozialen Umwelten zu intentionalen Welten (vgl. Staeuble 2002, 5).

Wenn dies unsere – der jüngeren Psychologen aus dem kritischen Umfeld, die nicht ins Ausland gegangen sind – Prämissen sind, so sollten wir die Herausforderung annehmen und unseren psychologischen Erkenntnis- und Karriereweg jenseits der akademischen Psychologie gehen, um nicht wie damals, wie man bei Wundt lesen kann, von den »großen Fragen«, nämlich die nach dem Menschen und seinem (Er-)Leben , abgekoppelt zu werden, um einem ausgedienten Kleingeist zu frönen, sondern »in vereinter Arbeit […] in das Seelenleben selbst tief genug einzudringen, um mit den neu erworbenen Hilfsmitteln und Anschauungen den verwickelten Problemen […] näher zu treten«.

Literatur

Allolio-Näcke, Lars (2007): Ostdeutsche Frauen haben (k)eine Chance. Doing Identity 15 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung. Hamburg: Dr. Kovac (= FEMINAT – Studien zur Frauenforschung, Bd. 14)

Borchert, Wolfgang (1991): Generation ohne Abschied. In ders., Das Gesamtwerk (S. 59-61). Hamburg: Rowohlt.

Jäger, Siegfried (1999): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. Duisburg: Diss-Verlag.

Burkhart, Thomas (2005): Das qualitative Experiment in der Entwicklungspsychologie – am Beispiel von Jean Piaget. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S. 477-495). Köln: Kölner Studien Verlag.

Foucault, Michel (1994): Zur Genealogie der Ethik: Ein Überblick über laufende Arbeiten. In Hubert L. Dreyfus & Paul Rabinow (Hrsg.), Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik (S. 265-292). Weinheim: Beltz-Athenäum.

Kuhn, Thomas (2002): Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Mattes, Peter (2007): Kritik und Institution. Zur Performanz der kritischen Psychologien in Deutschland. http://www.pug-online.de/Newsticker/P_G-Tagung_2007/Mattes_Tagung-2007/mattes_tagung-2007.html (Zugriff 15.2.2008)

Much, Nancy (1995): Cultural Psychology. In Jonathan A. Smith, Rom Harré & Luk Van Langenhove (Eds.), Rethinking Psychology (S. 97-121). London: Sage.

Staeuble, Irmingard (2002): Wider den eurozentrischen Blick: ein kulturpsychologisches Programm für Immigrationsgesellschaften. In Martin Hildebrand-Nilshon, Chung-Woon Kim & Dimitris D. Papadopoulos (Hrsg.), Kultur (in) der Psychologie. Über das Abenteuer des Kulturbegriffes in der psychologischen Theoriebildung (S. 92-106). Heidelberg: Asanger.

Straub, Jürgen (2004). Kulturwissenschaftliche Psychologie. In Friedrich Jaeger & Jürgen Straub (Hrsg.), Handbuch der Kulturwissenschaften, Band 2: Paradigmen und Disziplinen (S. 568-591). Stuttgart: J.B. Metzler.

Valsiner, Jaan & Diriwächter, Rainer (2005): Qualitative Forschungsmethoden in historischen und epistemologischen Kontexten. In Günter Mey (Hrsg.), Handbuch Qualitative Entwicklungspsychologie (S. 35-56). Köln: Kölner Studien Verlag.

Vygotskij, Lew S. (1985): Die Krise der Psychologie in ihrer historischen Bedeutung. In ders., Ausgewählte Schriften, Band 1 (S. 57-277). Köln: Pahl-Rugenstein.

Wundt, Wilhelm (1905): Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte. Band 4: Mythos und Religion. Leipzig: Wilhelm Engelmann.

Endnoten:

[1]

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine stark überarbeitet Fassung eines Vortrags anlässlich der von Psychologie & Gesellschaftskritik organisierten Tagung Performing Critique. Zum Wer–Wie-Was einer kritischen Psychologie am 05. Mai 2007 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Eine originale Kurzfassung ist bereits unter http://www.pug-online.de/Newsticker/P_G-Tagung_2007/p_g-tagung_2007.html erschienen.

Autorenhinweis

Lars Allolio-Näcke

Lars Allolio-Näcke, Jahrgang 1975, Dr. phil., Dipl.-Psych., Studium der Psychologie, Soziologie und ev. Theologie, Wiss. Angestellter am Lehrstuhl für Altes Testament II an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mitherausgeber der Zeitschrift „Psychologie & Gesellschaftskritik“ und der „Plattform Anthropologie“ (Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.plattform-anthropologie.de/); Vorstandmitglied der „Gesellschaft für Kulturpsychologie“. Hauptforschungsgebiete: Identität, Subjektphilosophie, Interkulturelle Kommunikation, (handlungstheoretische) Kulturpsychologie und Methoden der Qualitativen Sozialforschung. Jüngste Publikationen: Kulturelle Differenzen begreifen. Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht. Frankfurt am Main: Campus (Hrsg. mit Britta Kalscheuer 2007); Ostdeutsche Frauen haben (k)eine Chance. Doing Identity 15 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung. Hamburg: Dr. Kovac, 2007.

Dr. Lars Allolio-Näcke Dipl.-Psych. Lehrstuhl für Altes Testament Universität Erlangen-Nuernberg Kochstraße 6 D-91054 Erlangen Tel.: +49 (0) 9131 - 85 - 26506 Fax: +49 (0) 9131 - 85 - 26506

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