Die curricularen Umgestaltungen des Psychologiestudiums an den deutschen Universitäten im Rahmen des Bologna-Prozesses, d.h. die Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen machen es unwahrscheinlich, dass die akademische Psychologie ihre paradigmatische Festschreibung auf Neurokognitivismus und Biopsychologie, basierend auf quantitativer Methodologie, in absehbarer Zukunft verändern wird. Hat demgegenüber eine Psychologie, die als Kultur- und Sozialwissenschaft auf dem Vormarsch ist, innerhalb des akademischen Settings überhaupt Entwicklungsmöglichkeiten? Diese Konzepte existieren und expandieren, sie sollten nicht durch die Restriktionen des akademischen Mainstreams behindert werden. Als ein Projekt, das sich dem Leben von Menschen in kulturellen Verhältnissen zuwendet, hätte sie ihren Platz in einem transdisziplinären Zusammenhang von ‚Cultural Studies’.
Schüsselwörter: Bologna Prozess, Psychologische Curricula, Bachelor- und Master-Studiengänge in Psychologie, Psychologie als Kultur- und Sozialwissenschaft, Cultural Studies
Within the framework of the Bologna Process the course of studies in psychology (BSc and Msc) at the German universities is altering. It cannot be expected that in the next future the academic discipline »Psychology« will deviate from the dominating paradigm of neurocognitivism and biopsychology, based on quantitative methodologies. Where are prospects for a psychology, expanding as a cultural and social science? Are there opportunities for pursuing such approaches within the academic setting? They are already existing, capable of further development. I am advocating not to accept or to tussle with the restrictions of the disciplinary mainstream. Scientific psychology as a project addressed to the life of human beings in their cultural relations has a future, finding its institutional location in a transdisciplinary context of cultural studies.
Keywords: Bologna Process; Psychological Curricula; BSc and MSc in Psychology; Psychology as a cultural and social science; Cultural Studies
In Positionserklärungen zur Lage der Psychologie macht das Wort »Umbruch« die Runde. Der Bericht der Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus dem Vorjahr trägt es im Titel (Weber 2007), ein Hauptreferat auf dem letzten Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (Laucken 2002) paraphrasiert es zum einleitenden Motto, sich beziehen könnend auf vorangegangene programmatische Ausführungen prominenter Sprecher der Scientific Community der deutschsprachigen akademischen Psychologie (Schandry 1996; Lüer 1997; Roth 2001). Was wird damit angesprochen?
Zum einen verändern sich gegenwärtig Inhalte und Form der universitären Lehre dramatisch, »in unserem vertrauten akademischen Heim [steht] kein Stein mehr auf dem anderen « (Weber 2007, 3). Seit es sie als universitäre Disziplin in Deutschland gibt, war Psychologie im Verbund und manchmal im Streit mit Philosophie einerseits sowie Physiologie, Biologie und seit einigen Jahrzehnten auch Kommunikationswissenschaften andererseits eine Wissenschaft, die wie andere an der klassischen deutschen Universität in »Freiheit der Forschung und Lehre« ihren Weg zu bahnen und zu finden suchte, was zumindest der Möglichkeit nach Studierenden, Lehrenden und Forschenden diskursive und paradigmatische, institutionell absicherbare Spielräume offen hielt. (Dass dies auch die Organisation beherrschender und einschränkender paradigmatischer Macht ermöglichte, ist ein negatives Charakteristikum einer gleichwohl grundsätzlich positiv zu bewertenden Struktur.) So hatten Studierende die Möglichkeit, in ihrem Studium thematische Schwerpunkte selbst setzen zu können, bis hin zur Opposition gegen die Vorgaben; Wissenschaftler konnten prinzipiell frei ihren Ideen nachgehen, sie inhaltlich in Lehre, Forschung und Organisation zur Geltung bringen. All das müssen wir heute als Vergangenheit betrachten – auch für alternativ und kritisch Denkende, auch für die Kämpfer gegen erfahrene und erlittene institutionelle Macht ein bedauernswerter Schnitt. Was ist passiert?
Seitdem 1999/2000 und in Folge in zweijährigem Rhythmus die Bildungsminister der Staaten der Europäischen Union ein »Bologna-Prozess« genanntes Richtlinienpaket verordnet haben, das auch in Deutschland und Österreich exekutiert wird, werden Studiengänge mit dem Ziel der Vergleichbarkeit der Abschlüsse sowie zur Gewährleistung von Mobilität nach zentralen Vorgaben vereinheitlicht. Das von den Studierenden zu erarbeitende Pensum wird quantitativ und qualitativ standardisiert, unter die Diktate von interner Ökonomie und externer Verwertbarkeit gestellt. Wissenserwerb und Wissensproduktion werden nach wirtschaftlichen und verwaltungsmäßigen Kriterien umstrukturiert. Das hat für das Fach Psychologie an den Universitäten in Deutschland und Österreich, wo inzwischen fast zwei Drittel der Universitätsinstitute die einschlägigen Reformen durchgeführt haben bzw. sie derzeit (Wintersemester 2007/2008) in Kraft setzen, einschneidende Ergebnisse gezeitigt.
Zum andern steht ein paradigmatischer »Umbruch« ins Haus. Lassen wir auch hierzu zunächst Repräsentanten der Scientific Community zu Worte kommen. 1996 äußert sich der Vorsitzende der Fachgruppe »Biologische Psychologie« der Deutschen Gesellschaft für Psychologie dahingehend, dass ein »Umschwung im forschungspolitischen Klima« im Gange sei (Schandry 1996), 1997 sieht der Präsident der Gesamt-Gesellschaft das neurowissenschaftliche Paradigma in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Psychologie im Kommen (Lüer 1997), 2001 spricht der fachlich als repräsentativ anzusehende Gerhard Roth davon, dass »von vielen Psychologen … dieser Umbruch inzwischen klar anerkannt« wird (Roth 2001). Uwe Laucken (2002) höhnt: »An Deutschlands Universitäten grassiert eine Art Neurophorie« (ebda., S. 3). In der Tat sind die grundwissenschaftlichen Curricula sowie die personellen Ausstattungen im grundwissenschaftlichen Bereich an den Universitäten inzwischen überall neuro-kognitionswissenschaftlich ausgerichtet. Ich möchte im Folgenden konkreter werden.
An der Universität, an der ich bis vor drei Jahren gearbeitet habe – der Freien Universität Berlin – herrschte bis zu meinem und anderer Weggang in jenen Jahren ein ausgesprochen pluralistisches Lehr-, Forschungs- und Diskussionsklima. Auf Grund einer spezifischen institutionellen Geschichte war es uns gelungen, ein Programm paradigmatischer Vielfalt zu praktizieren. Wir konnten dies stolz als das Profil unseres Studienganges ausweisen, die Nachfrage nach Studienplätzen, Doktoranden- und Mitarbeiterstellen war sehr hoch. Ich möchte die paradigmatische Offenheit unseres Studienganges an der Ausgestaltung des Teilfachs »Allgemeine Psychologie«, in dem ich arbeitete, zeigen. Es war wie üblich unterteilt in »Allgemeine Psychologie I« und »Allgemeine Psychologie II«, wobei – und jetzt kommt das Besondere – nur letztere die mainstream-üblichen Topoi Kognition, Motivation etc. unter anderem in evolutions- und neurowissenschaftlichem Gewand bediente, aber auch (sozial)konstruktionistische und kritisch-psychologische Herangehensweisen einschloss. In »Allgemeiner Psychologie I« betrieben wir ausführlich Geschichte und Theorie der Psychologie u.a. mit kritisch-psychologischer, kulturwissenschaftlicher, poststrukturalistischer und postmodernistischer, auch feministischer sowie psychoanalytischer Ausrichtung, in allem folgten wir einem kritisch-reflexiven Wissenschaftsverständnis, weitgehend außerhalb des mainstreams. Den Studierenden wurde eine nicht-affirmative Haltung nahe gebracht, die bei nicht wenigen habitusbildend für ihr weiteres Studium wie für ihre spätere berufliche und wissenschaftliche Betätigung wurde. Sie konnten wählen, wir WissenschaftlerInnen bildeten diverse Arbeitsgruppen, deren wissenschaftlicher Ertrag ausweislich der Beachtung ihrer Arbeit beachtlich war.
Was ist davon geblieben? Bedauerlicher- und groteskerweise schon jetzt: allenfalls die nostalgische Verklärung einer institutionellen Vergangenheit?
Nach dem »Umbruch«, der Umstellung auf einen modularisierten Bachelor-/Master-Studiengang im bevorstehenden Wintersemester gibt es ein gegenüber dem früheren, eben angesprochenem Angebot grotesk minimiertes Modul im Bereich »Grundlagen« , wo in einer Vorlesung plus einem Seminar ein »Überblick über die historischen, epistemologischen, theoretischen und methodischen Grundlagen der Allgemeinen Psychologie mit Akzenten auf der experimentellen, neurokognitiven Forschung« (Freie Universität Berlin, Studienplan … 2007) gegeben werden soll. Daneben sollen die Studierenden in diesem Bereich aber weitere, umfangreichere Module »Neurokognitive Psychologie« sowie »Biopsychologie« buchen. Dem entspricht die Praxis der Neuberufungen von Professoren und Mitarbeitern in den letzten Jahren: Frei gewordene Stellen vormals breiterer oder anderer Ausrichtung sowie Zusatzstellen aus frei gewordenen Mitteln wurden mit evolutions- und neurowissenschaftlich orientierten KognitionswissenschaftlerInnen besetzt. Von der Ausrichtung der dazu korrespondierenden Bereiche, davon am extensivsten »Methodenlehre und Statistik« , braucht hier schon nicht mehr die Rede sein. Aber von der quantitativen Struktur, den Zeitanforderungen für die Studierenden. Sie sind so ausgelegt, dass das vorgesehene Studienziel, hier der Bachelor, in der angegebenen Zeitspanne nur mit vollem Einsatz erreicht werden kann, sodass für eine/n Normalstudierende/n auf der Strecke bleiben wird: Sich-Umschauen in interessierenden, nicht zum Fach im engeren Sinne gehörenden Bereichen, inter- und transdisziplinäre Orientierungen (diese Hinderung wird noch verstärkt durch Zentrierungsvorgaben auf das Fach »Psychologie« im Pflichtprogramm), schließlich Aufenthalte an anderen Universitäten und kulturellen Institutionen, Lesen, was nicht Lernstoff ist – viel von dem, was in klassischem Sinne »Bildung« ausmacht.
Dieser Studienplan folgt den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (Empfehlungen … 2005). Diese hatte, in Sorge um die »Einheit des Faches Psychologie« bis in einzelne Inhalte gehende Vorschriften zur Ausgestaltung modularisierter Studienpläne erlassen, die sie hofft über die internen Zwangsmechanismen der Scientific Community durchsetzen zu können, speziell über die von ihr in die sanktionierenden Akkreditierungsagenturen entsandten Vertreter. Es sieht so aus als würde ihr das gelingen.
Auffallend an der inhaltlichen Konzeption ist, dass für die Psychologie »ihre Zugehörigkeit zu den Naturwissenschaften« unterstrichen wird, dem entsprechend die Abschlüsse B.Sc. und M.Sc. heißen sollen – entgegen der deutschen universitären Tradition, in der das Fach Psychologie überwiegend in den philosophischen Fakultäten beheimatet war, womit ein äußeres programmatisches Zeichen gesetzt ist, das den Weg weisen soll hin zum »paradigmatischen Umbruch« in Richtung Neurokognitionswissenschaft: entsprechende Inhalte, deren Zentrierung im Orientierungs- und Grundlagenstudium, die Verknüpfung mit (quantitativer) Methodenlehre (»Empfohlen wird, der Orientierungsprüfung die Modulprüfung im Fach »Statistik« zugrunde zu legen« , »Kerncurriculum … , das in erster Linie aus methodischen Fächern besteht«) sind festgeschrieben.
Die Zukunft der akademischen Psychologie in Deutschland ist tatsächlich in eine Richtung determiniert, die sie abführen wird von ihren philosophischen, kultur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Einbettungen und Verknüpfungen. Diese waren zwar seit dem Paradigmenwechsel, der in den 50er und 60er Jahren die westdeutsche Psychologie umgekrempelt hatte, auch schon vom Mainstream abgeschottet gewesen. Aber diskursive und institutionelle, teils auch politische Umstände hatten es an einigen Universitäten möglich gemacht, sie gleichwohl zu pflegen und weiter zu entwickeln. Sie hatten ihre Orte und ihre Wirksamkeit, inner-, inter- und transdisziplinär. An die Möglichkeit zu glauben, diese Stränge universitär institutionalisiert in Deutschland und Österreich weiter verfolgen zu können, fällt schwer. Wahrlich: ein Umschwung.
Aber soll uns das nur Anlass zur Trauer sein, zum resignativen Arbeiten am Verlust? Ich plädiere hier für ein entschiedenes Nein.
Es gibt das Interesse an der Erkundung des Lebens von Menschen in ihren individuellen, sozialen, kulturellen Zusammenhängen. Diese Zusammenhänge lassen sich nicht neurowissenschaftlich erschließen, womöglich gar reduzieren auf die evolutionär herausgebildete Aktivität der Gehirne der Spezies. Dieses Interesse ist eines der großen Themen in den Diskursen der Gegenwart, die unser je eigenes Dasein sowie unser Zusammenleben konfigurieren. Es macht sich geltend nicht nur in den alltäglichen Verständnissen einer folk psychology, wo der von strengen Wissenschaftlern oft verhöhnte Psychotherapie- und Lebensberatungsmarkt ein Bedürfnis nach der Alltagspraxis zuhandene Lebensgestaltungsregeln indiziert, sondern auch in Herausforderungen an die wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten und Forschungseinrichtungen. Eine Anzahl von Großforschungsprojekten in Deutschland widmet sich solchen Fragen – ohne dass Psychologen aus der akademischen Psychologie darin eine bedeutende Rolle spielen – häufig sind sie nicht einmal beteiligt. Die Psychoanalyse, bei uns ausgeschlossen aus der institutionalisierten Psychologie, gibt ihre Antworten. Ebenso die Sozialphilosophie, die im deutschsprachigen Bereich mit Recht die disziplinäre Diskursführerschaft in der gehobenen Rede über das gute und schlechte Leben behauptet. Die Künste, und mit ihnen die zugeordneten akademischen Disziplinen, werden immer mehr zu lebensweltlichen Orientierungssphären vor allem einer gebildeten Jugend.
Einschlägiges Wissen könnte zum Bereich einer universitären Psychologie gehören, es wird und wurde generiert auch im Rahmen unserer Disziplin. Allerdings hält es den methodischen und konzeptionellen Regularien der Art von Psychologie, wie sie sich jetzt in Deutschland und Österreich an den Universitäten durchsetzt, nicht stand. Wird es damit vom institutionalisierten wissenschaftlichen Diskurs auf absehbare Zeit ausgeschlossen sein? Auch hier lautet meine Erwartung: nein.
Erfahrungen aus der jüngeren Geschichte der Psychologie im deutschsprachigen Raum sprechen für diese Erwartung. Eine geschlossene Paradigmatik hat in der Vergangenheit immer Gegenbewegungen provoziert: die Entwicklung der kritischen und feministischen Psychologien legen dafür Zeugnis ab, ebenso wie die Rezeption poststrukturalistischen und postmodernistischen Denkens, das Aufkommen einer Interdisziplinarität besonders in Richtung Text- und Kulturwissenschaften, das Interesse für Narrative und Konstruktionistische Psychologie, die Kenntnisnahme nicht mechanistisch-rationalistischer epistemiologischer Modelle, das Erstarken der qualitativen Methodik, und selbst – daran sei erinnert – die Machtübernahme des damals so genannten »positivistischen« Paradigmas, dessen Derivate bis heute den universitären Mainstream speisen. Auch letzteres war zunächst ein Protest, und zwar gegen die damaligen Beharrungsversuche einer nicht mehr zeitgemäßen idealistischen Psychologie in Deutschland (vgl. Mattes 1992).
Die Studierenden wählen in ihrer Mehrzahl das Fach wegen »Interesse am Menschen« und »Einwirkenwollen auf Menschen und Gesellschaft« (Hertwig & Stolze 2001), sie setzen Psychologie in ihren Erwartungen oft mit Psychoanalyse gleich und »stellen … dann enttäuscht fest, dass wesentliche Teile der Ausbildung in der Vermittlung von theoretischen und methodischen Grundlagen bestehen …« (Universität Münster 2007).
Wir können wohl auch für die Zukunft mit dem kreativen Potential der Enttäuschung sowie der Opposition gegen eine einseitig ausgerichtete Disziplin rechnen.
Es gibt Stimmen, die deshalb wenigstens für den Versuch der Selbstbehauptung anderen Denkens innerhalb der Disziplin (Neue Gesellschaft für Psychologie; Journal für Psychologie), und solche, die für kritische Kooperation mit dem institutionalisierten Mainstream (vgl. Groeben 2006), plädieren. Andere meinen, der Mainstream würde an seiner eigenen Defizienz versiegen, »untergehen wie die Dinosaurier« (Gergen 2004).
Eine Vorhersage der mittelfristigen Zukunft, ihrer Faktizität oder ihrer Möglichkeiten, möchte ich nicht wagen. Ich sehe in erster Linie die jetzt erfolgte institutionelle Verfestigung des herrschenden Paradigmas. Sein Verfolg ist mit den derzeitigen Maßnahmen der Universitätsreform in Deutschland und Österreich für die nächsten Jahre festgezurrt, materiell und ideell. Da kommt mir das Sich-Einlassen-Darauf, auch in kämpferisch-oppositioneller Haltung, wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel vor.
Jedoch: Es gibt andere Möglichkeiten. Hat das, was jetzt »Psychologie« heißt, wirklich eine disziplinäre Zukunft? Es gibt Anlass zur Skepsis. Aus dem neurowissenschaftlichen Lager selbst sind gelegentlich Äußerungen dahingehend zu vernehmen, das Fach »in seiner traditionellen Form« werde sich auflösen (Rösler 2001). Nun denn, leisten wir uns die Ironie der Zustimmung, geben wir dem recht!
Fast alle WissenschaftlerInnen des anderen Denkens, die in den letzten Jahren als diplomierte oder promovierte PsychologInnen in Deutschland und Österreich einen Platz an der Universität oder in Forschungseinrichtungen gefunden haben, arbeiten in nicht-psychologischen Disziplinen, am einfachsten zusammenzufassen unter dem Term Kulturwissenschaften. Nehmen wir das als Chance, sehen wir das als die Zukunft! – der Psychologie? Nein, das muss nicht sein. Richten wir uns ein in den »Cultural Studies«! Wir wären nicht weit entfernt von den Gründungsvätern unserer Disziplin. Wilhelm Wundt hat zeitlebens einen Lehrstuhl für Philosophie innegehabt und nicht die »Physiologische Psychologie« sondern die umfangreiche »Völkerpsychologie« als die Krönung seines Schaffens betrachtet. Produktives Wissen kann, aber muss nicht in den Fängen einer überkommenen akademischen Disziplin entstehen, einer Disziplin, die mit ihrer jetzigen institutionellen Verfassung der gemeinhin ersten Bedeutung des Terms – Zwang und Unterwerfung – nahe gekommen ist. Arbeiten wir statt dessen dort, wo unser Wissen nachgefragt ist und frei weiterentwickelt werden kann. In den Kulturwissenschaften.
Ist das der Entwurf der Zukunft der Psychologie? Nein. Aber ein begründbarer Wunsch.
»Die 'Oldstream'-Psychologie wird verschwinden wie die Dinosaurier!«. Kenneth Gergen im Gespräch mit Peter Mattes und Ernst Schraube (2004). Forum Qualitative Research, 5, 3, Art. 27. http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-04/04-3-27-d.htm.
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs) zur Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen in Psychologie an den Universitäten (Revision) (2005). http://www.dgps.de/meldungen/detail.php?id=177.
Freie Universität Berlin (2007): Studienordnung für den Bachelorstudiengang Psychologie. Amtsblatt der Freien Universität Berlin, 22/2007, 212-235.
Groeben, Norbert (2006): Gibt es Wege aus der selbstverschuldeten Irrelevanz des qualitativen Offstreams? Forum Qualitative Research, 7, 4, Art. 34. http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/4-06/06-4-34-d.htm.
Hertwig, R. & Stoltze, A. (2001): Beweggründe, Psychologie zu studieren: unterliegen sie einem zeitlichen Wandel und sind sie fachspezifisch? http://www.mpib-berlin.mpg.de/en/institut/dok/full/hertwig/hrbew__01/hrbew__01.html.
Laucken, U. (2002): Über die semantische Blindheit einer neurowissenschaftlich gewendeten Psychologie. Oder: Was hätte uns eine so gewendete Psychologie zum »Dialog der Kulturen« zu sagen? http://www.psychologie.uni-oldenburg.de/mub/neuro.htm.
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