Psychologie sprachlos?

Jürgen Messing & Anke Werani

Zusammenfassung

In dem vorliegenden Artikel wird thematisiert, dass der Psychologie durch Einflüsse kognitivistischer (psychologischer) und strukturalistischer (linguistischer) Strömungen die Sprachpsychologie abhanden gekommen ist und damit eine Kerndisziplin psychologischer Forschung. Zunächst wird die Auflösung des Forschungsgegenstandes Sprache und Sprechen in der Psychologie skizziert sowie auf die Abstraktionen in der Linguistik eingegangen und Folgerungen daraus für die psychologische Forschung gezogen. Es wird hinterfragt, was die »entsprachlichte« Psychologie zum Erkenntnisgewinn über psychische Funktionen des Menschen beitragen kann. An Beispielen aus Lehrbüchern wird gezeigt, wie fragmentarisch der »sprachlose Rest« ist und wie schwer mit diesem Torso umzugehen ist. Deutlich soll werden, dass eine systematische Rekonstruktion und Integration der Gegenstände der allgemeinen Psychologie wie auch eine Psychologie des kulturellen und gesellschaftlichen Menschen überhaupt nicht ohne das Verständnis des Sprechens gelingen kann.

Schüsselwörter: Sprachpsychologie, Psycholinguistik, kulturhistorischer Ansatz, Sprechen, Sprache, Kognition, Kommunikation

Summary

This article argues that psychology, influenced by cognitivism (psychologically) and structuralism (linguistically), has lost the psychology of language, and, therefore, a main topic of psychological research. First we outline how language and speech have been dissolved as subjects of research in psychology, as well as the influence abstractions have in linguistics and what consequences can be drawn from that for psychological research. Then we discuss, to what extent a psychology without language can lead to any gain of knowledge about higher psychological functions. Using examples from textbooks we show, how fragmentary the speechless remainder is and how difficult it will be to deal with such a torso. Secondly we highlight how a systematic reconstruction and integration of the main subjects in psychology can not at all succeed without an understanding of language processes and neither can a psychology of the cultural and social human being.

Keywords: language psychology, psycholinguistics, cultural-historical theory, speech, language, cognition, communication

1. Zur Einführung: die Entfremdung vom Forschungsgegenstand Sprechen und Sprache

In verschiedenen Entwicklungen der Psychologie, die von Entwicklungen der Linguistik unterstützt wurden und werden, verliert das Thema sprechsprachlicher Prozesse an Bedeutsamkeit. Die spezifisch menschliche Sprechtätigkeit verschwindet zunehmend hinter Begriffen wie Kognition (in der Psychologie) und Kommunikation (in der Linguistik). Forschungsfragen und -methoden sind derart ausgerichtet, dass das Spezifische einem reduktionistischen Allgemeinen anheim fällt und den besonderen Funktionen des Sprechens keine Beachtung mehr geschenkt wird. Die dadurch entstehende Auflösung des spezifischen sprachpsychologischen Forschungsgegenstandes in den beiden Disziplinen Psychologie und Linguistik soll hier in einigen Etappen skizziert werden. 1.1 Zur Ausgrenzung des Sprechens aus der Psychologie und der Linguistik

Da beklagt wird, dass etwas abhanden gekommen ist, muss zunächst festgestellt werden, dass etwas vorhanden war: Grundsätzlich sind in der deutschen psychologischen Tradition sprachpsychologische Wurzeln vorzufinden. Beginnend mit Steinthal (1851, 1881) findet mit der Psychologisierung von Humboldts sprachphilosophischen Überlegungen eine Einführung der Sprache als Forschungsgegenstand in der Psychologie statt. Die Einbettung in die damalige Völkerpsychologie belässt zudem sprachliche Prozesse in gesellschaftlichen Verhältnissen. Eine Weiterführung sprachpsychologischer Fragestellungen und die Formulierung einer Sprachpsychologie finden sich bei Wundt (1900). Hier kann der Beginn einer Debatte gesehen werden, die sich darum dreht, welchen Einfluss die Psychologie auf die Sprachforschung hat. Hieraus entwickelten sich systematische sprachpsychologische Fragestellungen und Forschungsrichtungen wie beispielsweise die Erforschung sprachlicher Assoziationen (Thumb & Marbe 1901), die Versprecherforschung (Meringer & Mayer 1895) oder die Spracherwerbsforschung (Stern & Stern 1907).

Als einflussreiche Strömung ist in der Folge der Behaviorismus zu nennen, der mit der Ausgrenzung des Bewusstseins aus der Psychologie gleichermaßen die Sprache verbannte. Trivialisierung sprachlicher Aspekte finden sich bereits in den begründenden Schriften des Behaviorismus bei Watson (1930). Auf die Frage: Was ist Sprache? antwortet Watson: »Die Sprache ist trotz der Verwickeltheit in ihrem Beginn doch ein sehr einfacher Typ von Verhalten. Sie ist eine manipulative Gewohnheit« (Watson 1930, S. 282). Ebenso einfach klingt die Erklärung was das Denken ist: »das, was die Psychologen bisher Gedanken nannten, [ist] nichts anderes als ein Zu-sich-selbst-Sprechen« (S. 299). Die Relevanz von Sprache und Sprechen wird als geringfügig eingeschätzt, und diese reduktionistische Formel des: »nichts anderes als« finden wir auch in der späteren Entwicklung des Umgangs mit dem Sprechen.

Strömungen neben dem Behaviorismus gewinnen zu jener Zeit wenig Einfluss. Dennoch entwickelt sich eine sprachpsychologische Tradition, die beispielsweise an den Arbeiten Bühlers zur Psychologie der Denkvorgänge (1907), und vor allem an seiner Sprachtheorie (1934) festgemacht werden kann, einer grundlegenden Schrift für die Entwicklung der Würzburger Schule (Gestaltpsychologie). Auch die kulturhistorische Auffassung Vygotskijs (1934/2002, 1985, 1987) ist zu nennen, die die Sprechtätigkeit des Menschen in den Mittelpunkt rückt, und an die »Wiedereinführung« des Bewusstseinsbegriffs (Vygotskij 1925/1986) in die Psychologie appelliert. Durch den zweiten Weltkrieg wird diese europäische Tradition von Sprachpsychologie abgebrochen und es findet auch nach dem Krieg keine Fortführung oder Wiederaufnahme dieser Tradition statt (vgl. Maas 1996, 2004). Sprachpsychologisches Interesse findet sich teilweise in der in den USA neu gegründeten Disziplin Psycholinguistik in den 1950er Jahren, stellt nun jedoch einen Import dar, der mit einem theoretischen Neuanfang einhergeht, ohne an die europäische Tradition anzuknüpfen (vgl. zur Geschichte der Psycholinguistik Knobloch 2003).

Als Folgen dieser Entwicklung müssen drei Aspekte festgehalten werden: Zum ersten wird das Sprechen aus der menschlichen Gesellschaftlichkeit herausgelöst, indem angenommen wird, dass sich zwei Individuen gegenseitig sprachlich reizen und verhalten. Das behavioristische Paradigma bleibt damit unterschwellig erhalten. Sprechen wird als verbales Verhalten betrachtet (Skinner 1957) und damit anderen Verhaltensweisen parallel geschaltet. Sprechen hat damit maximal die Funktion der Vermittlung zwischen Individuen. Dass aber das Sprechen als spezifische menschliche Fähigkeit ebenso einen Nutzen für höhere psychische Funktionen haben könnte, wird (in den Prinzipien des Ansatzes begründet) weder theoretisch noch empirisch in Betracht gezogen.

Der zweite Aspekt hat mit der Reduktion des Sprechens auf »die Sprache« zu tun. Mit der Kritik Chomskys an Skinners »Verbal Behavior« wird die informationstheoretische und kognitivistische Wende geschaffen: Die strikte Beobachtung menschlichen Verhaltens wird durch die Annahme eines intern repräsentierten Regelsystems abgelöst, das von Menschen wie Maschinen zur Produktion von Äußerungen genutzt werden kann. Es kommt wissenschaftsgeschichtlich zum linguistic turn in der Psychologie, indem reduktionistische linguistische Modelle realistisch interpretiert werden. Der sprechenden Umwelt wird die Funktion eines »Triggers« zugeschrieben, der die als angeboren gedachten psychischen Fähigkeiten zum regelgeleiteten Verhalten nur auslöst. Die Bedeutung der kulturellen Prozesse gerät so aus dem Blick.

Ein dritter Aspekt bezieht sich darauf, dass die neurowissenschaftliche Orientierung der Psychologie zwar den sprachlichen Abstrakta wieder ein physisches Substrat hinzufügt, dieses Produkt jedoch in der Regel nicht als psychophysische Einheit thematisiert. Stattdessen werden Gehirnstrukturen in vermeintlichen Zusammenhängen zwischen dem Subjekt und seinen Intentionen, Bewertungen, seinen Wahrnehmungs- und Ausführungsorganen für Handeln und Sprechen unabhängig von der gesellschaftlichen Welt diskutiert. Nun spricht das Gehirn, nicht der gesellschaftliche Mensch. Sprechen wird kognitiven Prozessen zugeschlagen, eine Entwicklung, die durch Chomskys (1957) generative Grammatik begünstigt wurde. Es wird nicht mehr nur nach der Struktur von Sätzen gefragt, sondern nach intuitiven Kenntnissen, die benötigt werden, um unbekannte Sätze grammatisch als richtig oder falsch zu unterscheiden. Damit fasst Chomsky Sprache als ein Regelwerk auf, dem zufolge grammatisch richtige Sätze generiert werden können – und nicht nur das: die generative Grammatik liefert ein Regelsystem, das sich über mathematische Algorithmen technisieren lässt und damit auch Computer zur Produktion von Sätzen eingesetzt werden können. Da diese Regelmechanismen zu komplex erscheinen, als dass sie ein Kind in wenigen Jahren aus oft fehlerhaften Äußerungen der Erwachsenen erlernen könnte, wird argumentiert, dass die Wurzeln unserer Sprache in angeborenen Strukturen unseres Gehirns (Nativismus) zu finden sind. Diese Auffassung findet sich, beginnend mit Chomskys »language acquisition device, LAD«, insbesondere bei Lenneberg (1967/1972), bei Pinker (1994/1998) als »Sprachinstinkt« oder, empiristisch, neurologistisch formuliert, in den phantastischen Fähigkeiten unserer Gehirne als »Regelextraktionsmaschinen« (vgl. Spitzer 2002) Der Wechsel nach »drinnen« führt zur Reduktion: Sprechen und Denken sind nichts anderes als Nerven- bzw. Synapsenaktivitäten, ohne dass die vermittelnde Funktion des Sprechens für soziale und höhere psychische Funktionen noch erkennbar bleibt (Werani, in Druck).

In der Summe hat auch die Einführung vermeintlich objektiver naturwissenschaftlicher Methodik in der Psychologie zu einer Abstraktion geführt, die den Menschen entmenschlicht, d.h. seiner charakteristischen und mächtigsten sozialen und rationalen Mittel beraubt. Man gönnt ihrer wissenschaftlichen Untersuchung allenfalls einen gewissen Raum in einer ausgelagerten sozialwissenschaftlichen Hermeneutik. Eine kritische Auseinandersetzung mit den methodischen Möglichkeiten findet man hierzu beispielsweise in Markard (2000), Clegg (2008) oder Mey & Mruck (2010).

Verantwortlich für die Ausgrenzung des sprachpsychologischen Gegenstandes ist nicht allein die Psychologie. Ebenso verantwortlich sind Entwicklungen in der Linguistik, denen sich, wie oben schon angesprochen, Psychologen oft unkritisch angeschlossen haben. Größten Einfluss hat sicherlich die strukturalistische Strömung, die zurückgehend auf Saussure, die Sprache als ein präzise erfassbares, formal exakt darstellbares relationales System von formalen Elementen auffasst. Ein Problem kann darin gesehen werden, dass ein einzelner sprechender Mensch betrachtet wird oder der sprechende Mensch ausschließlich auf linguistische Aspekte hin untersucht wird. Obwohl Saussure (1931/2001) die Einheit der langage betonte, wird diese zunehmend in die von ihm postulierte Dualität von parole und langue aufgelöst, indem die äußere, sozial-institutionelle Realität und die erworbenen sprachlichen Strukturen des Sprechers getrennt werden. Diese Polarisierung wurde in der weiteren Forschung intensiviert, und man konzentriert sich schließlich auf die langue, das Sprachsystem, das als sozial-institutionelle Realität im Sprecher verankert gesehen wird: Es dominiert die Sicht auf den »Sprachschatz« (Saussures »trésor de la langue«), Strukturen und Konventionen, die jedem zu eigen sein sollen. Innerhalb der Linguistik entstanden mehrer Richtungen, wie die Prager Schule (Jakobson 1988) und der amerikanische Distributionalismus (Harris 1951) Gemeinsam haben sie jedoch, dass die Prozesse des Sprechens zu (wesentlich schriftsprachlichen) Einheiten und Strukturen »der Sprache« verdampft werden, wodurch ihre physischen, psychischen und sozialen Bezüge verloren gehen.

Wie der Behaviorismus auf der psychologischen, so hat der Strukturalismus auf der linguistischen Seite maßgeblichen reduktionistischen Einfluss. Der durch Strukturen und Regeln formalisierte Sprachbegriff macht »die Sprache« – als System – zum Gegenstand und löst sie vom sprechenden Menschen, seiner Körperlichkeit und Gesellschaftlichkeit. Die komplexen strukturellen Beschreibungsmodelle werden, wie oben schon für Chomskys Theorie dargestellt, in der Psychologie realistisch (miss-) interpretiert, und Spracherwerbsprozesse nativistisch oder konstruktivistisch zu begründen versucht. Hirnprozesse sind nur informationelle Codierungs- und Decodierungsprozesse. Fördernd hierfür war die Einführung einer Metrik für Signale seit Shannon & Weaver (1949) welche die Formalisierung von Information ermöglichte. Ihre technische Sender-Empfänger-Metaphorik (ursprünglich eingeführt durch Bühler, 1934) wird zum prototypischen Modell für alle »Informations-Übertragungs-Modelle«. Die Attraktivität der strukturalistischen und informationellen Auffassungen ist sicher unter anderem dadurch zu erklären, dass die durch die Isolierung von den physischen, gesellschaftlichen sprechenden Subjekten gewonnenen sprachlichen »Gegenstände« nun einer Anwendung mittels naturwissenschaftlicher Analysemethoden zugänglich erscheinen. Die entstandene technische »Transport-Metapher« (vgl. Reddy 1979) wirkt bis heute, wenn gesagt wird, Sprache sei nichts anderes als ein Informations- oder Kommunikationsmittel (vgl. Herrmann & Grabowski 1994, Rickheit, Herrmann & Deutsch 2003).

Ein weiteres Problem wurde hier insofern geschaffen, als nun dem abstrakt isolierten, vergegenständlichten Zeichen oder der »Informationseinheit« wieder Bedeutung zugesprochen wurde. So, als ob das sprachliche Signal diese mit sich führen würde und das Verstehen nicht ein aufzuklärender Interpretationsprozess von Menschen, sondern lediglich ein Decodieren sei. Die »Bedeutung« von Äußerungen wurde und wird bis heute deshalb häufig – getrennt von Sprecher und Hörer – in der Beziehung zwischen Zeichen und Welt gesucht. Das Zeichen hat aber keine Beziehung zur Welt, ebenso wenig wie »die Sprache«, sondern nur die sprechenden Menschen. Weiterhin geht bei dieser Betrachtungsweise, ebenso die prosodische Seite des Sprechens und damit der Bezug des Sprechens zur Emotionalität verloren. Satzmelodie, Lautstärke, Stimmhöhe, Akzent, Sprechgeschwindigkeit, Pausen, all dies sind Hinweise für verstehende Interpretation des Gesprochenen. Und dies ist viel mehr, als was »das Zeichen mit sich trägt«. Oder wie Hörmann es formuliert:

»Die sprachliche Äußerung selbst vermittelt also dem Hörer nicht Information, die er vorher nicht gehabt hat, sondern der Hörer schafft, geleitet von der sprachlichen Äußerung, Information« (1976, S. 506).

Auch die kognitiven Prozesse werden als Umgang mit Abbildungsbeziehungen, mit Repräsentationen, missverstanden: Als ob in Gehirnen die sprachlichen Einheiten mit Abbildungen der Welt verknüpft seien. Zwar kritisierte Hans Hörmann die Mängel und die Fruchtlosigkeit dieser Vorgehensweise schon in »Meinen und Verstehen« (1976) und kommt zu dem Schluss:

»Betont man in dieser Weise die Funktion der Sprache (nämlich ihre Funktion als Hilfe bei der verhaltensmäßigen und kognitiven Bewältigung der Welt), so kommt man endlich von der Auffassung ab, Sprache bilde ab und diese Abbildung erst stelle den – einzigen – Zweck dar, zu welchem Sprache im zwischenmenschlichen Verkehr verwendet werde. Das Handlungsziel im Sprachgebrauch des Erwachsenen ist immer die Steuerung des Bewußtsteins des Hörers, und das Erreichen des Ziels wird dadurch sichergestellt, daß das zu ihm führende Geschehen in vielfacher Weise überdeterminiert ist: Sprache verwenden ist immer das, was in der alten deutschen Psychologie eine Mehrfachhandlung genannt worden ist« (Hörmann 1976, S. 504).

Aber seine Kritik hat wenig gefruchtet, wie im Weiteren zu sehen ist. 1.2 Erkenntnisgewinn durch Bindestrich-Wissenschaften?

Nun könnte man meinen, man müsse die abstrahierten Komponenten nur wieder in ihren »Kontext« zurückführen, aus dem sie gelöst wurden, wie es beispielsweise in der linguistischen Pragmatik praktiziert wird, und erhielte so wieder das Ganze. Aber wie wir seit Aristoteles und der Erinnerung durch die Gestaltpsychologen wissen, ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Übertragen auf Theorien heißt dies, dass eine elementaristische Reduktion des Gesamtgegenstands zu Beginn eine verständige Rekonstruktion des Sprechens in seinen psychischen und kulturellen Funktionen verhindert (vgl. Vygotskij 1934/2002).

Sprechen vollzieht sich eben nicht zwischen auf Reize wartenden, nur reaktiven, passivierten, kontemplativen Menschen, sondern es sprechen intentionale, aktive Subjekte, die allen Grund haben, sich für ihr gemeinsames Leben zu koordinieren. Von dieser Annahme ausgehend sind theoretisch die Prozesse des Sprechens zu rekonstruieren. Es gelingt dann nicht mehr, wenn in einer Theorie die sprechenden Menschen aus jener kulturellen Form der kooperativen vergegenständlichenden Lebenssicherung gelöst sind, die die komplexe gesprochene Koordination erfordert. Und es gelingt nicht, aus einer auf »Austausch« von Botschaften reduzierten »Interaktion« unspezifischer kommunizierender »Systeme« (Maschinen, Tiere oder Menschen) auf die Bedeutung des menschlichen Sprechens zurückzukommen. Ebenso kann es nicht mehr gelingen, aus der zu einem abstrakten, logischen System gemachten »Sprache« die Funktionalität der sprechmotorischen Prozesse für die kognitiven Prozesse zu beschreiben. Da hilft auch der Blick auf das Gehirn nichts, denn aufgrund der funktionalen Gebundenheit der Sprechtätigkeit ist es unmöglich, diese hirnanatomisch abbildbar zu machen.

Alle Versuche, die so isolierte und abstrahierte »Sprache« wieder in ihren »Kontext« zurückzuführen, scheitern, weil die, einmal auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus und mit verschiedenen Intentionen abgelösten Analyseelemente eine systematische Perspektive nicht ermöglichen. Diese »Flucht der Sprache in den Kopf« (Knobloch 2003), beschert z.B. der Psycholinguistik und der ganzen kognitiven Richtung nach Knoblochs Auffassung ein Dilemma oder führt in ein Paradox. Es besteht das Problem der Doppelexistenz der Sprache. Sprache wird unterteilt in eine »äußere«, linguistische Realität, welcher sich der Sprecher annähert, und in etwas »im« Sprecher angeeignetes, einem erworbenen Vorrat an geteilten Mustern und Einheiten, mit denen der Sprecher geordnet operieren kann.

Das Problem, sprachliche Prozesse und Sprechereignisse zu begreifen, wird also nicht gelöst, indem man lediglich zwei reduktionistische Disziplinen verbindet und Psycho-linguistik oder andere Disziplinen wie Sozio-linguistik oder Neuro-linguistik erfindet. Einen Nutzen kann dieses Vorgehen allein insofern haben, als es Fragen aufwirft, die gelöst werden müssen. 1.3 Die Folgen – Einige Beispiele aus Lehrbüchern

Wie soll man in dieser Lage unbewältigter Bestimmung der Rolle des Sprechens in den psychischen Funktionen nun Erkenntnisse Schülern und Studenten in Berufsausbildung und Studium vermitteln? Wie in Lehrbüchern damit verfahren wird, sei hier kurz dargestellt. Implizit »sprechen« die Menschen in diesen Büchern durchaus, aber explizit und systematisch finden die sprachlichen Prozesse keinen Platz. Das Vorgehen der angeführten Autoren und Herausgeber ist aber nicht außergewöhnlich, sondern, wie abgeleitet, symptomatisch, unsere Auswahl der Bücher nur exemplarisch, um das Problem zu veranschaulichen. 1.3.1 Mutismus: Schweigen ist Gold

Die erste Möglichkeit der Autoren ist es, das Sprechen ganz auszulassen. So kommen Nolting und Paulus (2009) in »Psychologie lernen« gänzlich ohne Sprache und Sprechen aus; hier ist wirklich bemerkenswert, dass die Sprechtätigkeit nicht einmal bei den psychischen Grundprozessen behandelt wird, geschweige denn, dass Sprache im Stichwortverzeichnis erscheint. Ähnlich kann man sich auch bei Schermer (2005) die »Grundlagen der Psychologie« ohne ein Kapitel zum Sprechen aneignen. Stattdessen verschwindet Sprechen hinter »aktuellen Prozessen im interpersonalen Bezug«, »Kommunikation« oder »Kodierungsprozessen«. Auch in der aktuellen Auflage des verbreiteten Lehrbuchs »Psychologie« von Gerrig und Zimbardo (2008), das als Welt-Bestseller der Psychologie in neuer, 18. Auflage, mit »noch aktueller, noch anschaulicher, noch besser« tituliert wird, muss man feststellen, dass die Sprache weitgehend fehlt. »Irgendwie« wird die Sprache der Kognition bei- oder untergeordnet, sie kommt auch im Rahmen der Entwicklung des Kindes als Sprachentwicklung vor, die explizite Relevanz der sprachlichen Tätigkeit und damit das spezifisch Menschliche geht jedoch verloren. Immerhin kommt es im Kapitel zum Denken ganz am Ende dazu, dass man die nichtsprachlich abgehandelten Gedanken sprachlich mitteilen kann. 1.3.2 Konfabulation und Echolalie

Eine andere Form die sprachpsychologische Aufgabenstellung zu »bewältigen« ist es, linguistische Beschreibungen des Sprechens, insbesondere (grammatikalische) Regeln, als psychische Prozesse realistisch zu (miss-)interpretieren, so, als ob Sprechenlernen Regellernen sei.

Solso (2005) greift im Lehrbuch Kognitive Psychologie in seinem Kapitel »Sprache 1: Struktur und Abstraktionen« mit der Darstellung der Chomsky’schen Grammatikmodelle konsequent auf die »kollektive Weisheit der Linguisten und Anthropologen« (S. 305) zurück; er reformuliert sie, um nach einigen psycholinguistischen Beispielen das Thema in Kapitel »Sprache 2: Lesen von Buchstaben und Wörtern« wieder mit informationstheoretischen und neurologischen Überlegungen zur Textverarbeitung zu verlassen. Die Argumentation basiert auf einem sprachlichen Regelsystem, das für eine informationstechnische Implementierung bestens geeignet ist.

Man kommt zu zahllosen Detailfragen und Vermutungen, die aber zu keinem systematischen Verständnis des Sprechens führen, weil die funktionale Seite des Sprechens den linguistischen grammatikalischen Modellen fehlt. Zu einem fatalen Ergebnis führt die Missinterpretation sprachlichen Lernens als »Regellernen« dann, wenn heute Erzieherinnen in diesem Sinn auf »Sprachförderung« ausgerichtet werden, wenn der Spracherwerb der Kinder aus der spontanen kooperativen Aneignung gelöst und zu einem die psychischen Verhältnisse und Notwendigkeiten des Kindes ignorierenden Sprach-Regel-Training degradiert wird (vgl. die Kritik durch Winner 2011).

Eine weitere Problematik besteht darin, dass gebräuchliche unscharfe Begriffe verschiedenste sprechsprachliche Prozesse und Funktionen eher verbergen denn aufklären. Sie verlieren z.B. hinter dem Begriff »Kommunikation« all ihre Spezifik (Watzlawick et al. 1969/2007) Man bleibt dabei jedoch an der allgemeinen Oberfläche »kommunikativer Prozesse«, was bedeutet, dass die menschlichen Verhältnisse auf einen Dipol von Sender und Empfänger begrenzt werden und damit die Bezüge zu kultureller Realität und zu den Notwendigkeiten sprachlicher Koordination verloren gehen. Die Unschärfe und Oberflächlichkeit des Begriffs Kommunikation wird von Botho Strauss (2004, S. 41) treffend formuliert:

»Dürfte ich das Unwort des Zeitalters bestimmen, so käme nur eins in Frage: kommunizieren. Ein Autor kommuniziert nicht mit seinem Leser. Er sucht ihn zu verführen, zu amüsieren, zu provozieren, zu beleben. Welch einen Reichtum an (noch lebendigen) inneren Bewegungen und entsprechenden Ausdrücken verschlingt ein solch brutales Müllschluckerwort! Mann und Frau kommunizieren nicht miteinander. Die vielfältigen Rätsel, die sie einander aufgeben, fänden ihre schalste Lösung, sobald dieser nichtige Begriff zwischen sie tritt. Ein Katholik, der meint, er kommuniziere mit Gott, gehört auf der Stelle exkommuniziert. Zu Gott betet man, und man unterhält sich nicht, sondern man empfängt eine Heilige Kommunion. All unsere glücklichen und vergeblichen Versuche, uns mit der Welt zu verständigen, uns zu berühren und zu beeinflussen, die ganze Artenvielfalt unserer Regungen und Absichten fallen der Ödnis und der Monotonie eines soziotechnischen Kurzbegriffs zum Opfer. Damit leisten wir dem Nichtssagenden Vorschub, das unsere Sprache mit großem Appetit auffrisst.« (Strauss 2004, S. 41)

Mit »Kommunikation« hat man sich gewissermaßen dem Problem entzogen, ohne sich in den Untiefen sprachlicher Prozesse und Funktionen zu verirren. Kommt man dennoch in tiefere Gefilde, nutzt man, wie in den informationstheoretisch ausgerichteten Modellen allgemein, weitere reduktionistische Begriffe, wie beispielsweise »Kodierung« und »Dekodierung«. Verloren gehen so die psychologisch erst aufzuklärenden Prozesse des Meinens und Verstehens und ihre Funktionen, verloren geht die Erklärung jener Aktivitäten des Subjekts, die für die Umsetzung seiner Intentionen und Bewertungen im Sprechen und für die Interpretation von Äußerungen verantwortlich sind (vgl. Hörmann 1976). 1.3.3 Lippenbekenntnisse

Egal zu welchem Vorgehen sich die Autoren angesichts der Not für die Modellierung des Sprechens entschließen, zeigt sich die Sprachlosigkeit in den Lehrbüchern der allgemeinen Psychologie doch stets bei der Abhandlung psychischer Fähigkeiten. Man geht so mit ihnen um, als sei das Sprechen ein für Wahrnehmen, Lernen, Denken, Erinnern, emotionale und motivationale Prozesse irrelevanter Prozess. Ebenso wird versucht, das Handeln auf menschlichem Niveau ohne das Sprechen zu klären. Wahrnehmungs- und Denkprozesse werden auch in abstrakten Begriffen der »Kognition« oder der »Repräsentation« aufgelöst oder am liebsten neurologischen oder informationstheoretischen Kästchen-Modellchen geopfert. Die sprachlichen Prozesse aber, als spezifisch menschlicher koordinativer und integrativer Modus des Erkennens, des Denkens und Erinnerns, der Bewertung kommen nicht vor. Dies gilt für alle oben genannten Lehrbücher.

Auch in einem umfangreichen Lehrbuch zur Wahrnehmungspsychologie von Goldstein (2002) wird beispielsweise auf über 700 Seiten zwar auditive Sprachwahrnehmung als ein Phänomen im Kontext des Hörens dargestellt, darüber hinaus aber werden visuelle, auditive, haptische etc. Wahrnehmungen so behandelt, als ob wir sie ohne Beteiligung und Hinweise anderer Menschen lernen würden. Was wir an kultureller Orientierung in der Welt aufbauen (zeitlich, räumlich, personell, wissenschaftlich, technisch, philosophisch) geschieht aber wesentlich in der Kooperation mit anderen und auf der Basis der kulturellen Leistungen von Generationen. Menschliche Orientierung und menschliches Verstehen kommen durch funktionale und sprachliche Begründung der Aspekte der Welt im menschlichen Zusammenleben zustande, nicht als Folge kausaler Einwirkung auf Sinnesorgane. Natürlich kann auch ein Neugeborenes ein Laptop sehen, wenn seine Sensorik nicht gestört ist. Aber wie lange dauert es noch und wie viel sprachlichen Lernens mit anderen Menschen bedarf es noch, bis es orientiert ist, d.h., weiß, dass es ein Laptop ist und es als kulturellen und funktionalen Gegenstand verstehen und nutzen kann?

Dörner (2006) kommt in einem Handbuchartikel über Sprache und Denken zwar zu einem Lippenbekenntnis, dass beide miteinander zu tun haben, aber nur, um sich wesentlich dem Problemlösen zu widmen, das auch nichtsprachlich ablaufen könnte, weshalb das Sprechen nicht geklärt wird. Dem liegt ein weiterer Webfehler der gängigen Ansätze der allgemeinen Psychologie zugrunde: Als Folge des impliziten Empirismus und Cartesianismus im verbreiteten kognitivistischen Paradigma wird (auf unterschiedliche Weise) angenommen, dass die Menschen als Individuen der Welt gegenübergestellt zur (objektiven) Erkenntnis kommen könnten. Dass sie dabei in mannigfacher Weise die sprachlichen Formen ihrer Kultur zur Problemlösung nutzen, gerät aus dem Blick. Diese Problematik hat Donald Davidson (1994, 1997) herausgearbeitet.

Wahrnehmen, Denken und alle anderen psychischen Funktionen sind nur aus dem sprechend koordinierten gemeinsamen Handeln systematisch und funktional abzuleiten und zu verstehen. Mit dem Versuch sie aus sprachlosen Menschen zu erklären, werden die Zugänge zu den intersubjektiven, kulturellen gesellschaftlichen Wurzeln dieser Prozesse und ihren Qualitäten gekappt. Es nützt dem Verstehen nicht, wenn dann, quasi als Reflex, »der Sprache« alle magischen Fähigkeiten zugeschrieben werden, die eigentlich dem sprechenden Menschen zukommen: »Sprache gibt Handlungsanweisungen« »Sprache unterstützt das Denken«, »Sprache bewertet und beurteilt eigenes Verhalten«, Sprache beeinflusst die Speicherkapazität des Gedächtnisses« heißt es dann im Lehrbuch »Psychologie« von Hobmair (2003, S.117). »Sprache« tut aber gar nichts. Sprechende und verstehende Menschen können etwas sprechend und hörend bei sich selbst oder anderen bewirken. Spätestens hier muss man Donald Davidson zustimmen, wenn er feststellt:

»Ich ziehe den Schluss, dass es so etwas wie eine Sprache gar nicht gibt, sofern eine Sprache der Vorstellung entsprechen soll, die sich viele Philosophen und Linguisten [wir ergänzen: auch Psychologen] von ihr gemacht haben. Daher gibt es auch nichts dergleichen, was man lernen, beherrschen oder von Geburt an in sich tragen könnte. Die Vorstellung, es gebe eine klar umrissene gemeinsame Struktur, die sich die Sprachbenützer zu eigen machen und dann auf Einzelfälle anwenden, müssen wir aufgeben.« (Davidson 1986/2008, S. 180)

2. Grundannahmen für eine sprachvolle Psychologie

Eine spezifische, den Menschen auszeichnende Fähigkeit ist das Sprechen. Insofern kann hier nicht darüber nachgedacht werden, wie es als »Sprache« zurück in die Psychologie gebracht wird, sondern Sprechen muss im Ausgangspunkt einer Psychologie des sprechenden Menschen mit bestimmt werden.

Ein Blick auf die wenigen Versuche, die Sprache systematisch in der Psychologie zu rehabilitieren, zeigt, dass sie meist schon durch die Wahl des Sprachbegriffs scheitern. Ausgangspunkt ist in den meisten Fällen die strukturalistisch geprägte Sprachauffassung, die den sprechenden Menschen seiner soziokulturellen Verhältnisse entbindet. So spielt in der narrativen Psychologie (Sarbin 1986) die Sprache zwar eine zentrale Rolle und wird in Bezug zur Selbstbildung gesetzt (Kraus 2000, 2007), sie bleibt jedoch Mittel und wird nicht vermittelnd aufgefasst. Sie dient auch hier dem Transport konventioneller Zeichen, während Aspekte des Bewirkens, der Selbstwirksamkeit und die Verbindung der Sprache und des Sprechens zu höheren psychischen Funktionen unberücksichtigt bleiben.

Die Leistung von Bruner (1974/1979) ist es, frühzeitig auf die Fruchtlosigkeit der Computer- und Information-Processing-Metaphorik hingewiesen zu haben und statt dessen konsequent eine funktionale Fragestellung verfolgt zu haben, d.h., zu bestimmen, wie Kinder in einer kulturellen Welt durch ihr Sprechen handlungsfähiger werden (Bruner 1985/2002). Im Kontext der kognitivistischen Psychologie bleiben aber auch seine Ergebnisse Inseln des Verständnisses, die in einem komplexeren psychologischen Modell zukünftig einzuordnen und zu reinterpretieren sind.

Einen Versuch, soziokulturelle menschliche Verhältnisse naturalistisch und im kognitivistischen Paradigma zu erklären findet man bei Tomasello (1999, 2003, 2008, 2009). Er versucht, den Übergang menschlicher psychischer Funktionen und insbesondere das Sprechen aus der Evolution der Fähigkeiten anderer Primaten, z.B. aus gestischen Fähigkeiten abzuleiten. Dies kann aber nicht gelingen, denn die Fähigkeiten der Primaten zeigen sich im Licht des Verständnisses menschlicher Fähigkeiten und nicht umgekehrt. Der Versuch, ein entwickeltes System aus einem vorausgehenden System zu begreifen hat deshalb keinen Erfolg, weil die Komplexität des entwickelten Systems nur in Kategorien auf diesem Niveau zu begreifen ist, und nicht aus Strukturen und mit den begrifflichen Mitteln des vorangehenden oder eines parallel laufenden. Entsprechend geht auch seine Auffassung, dass kognitive Prozesse, die er in seine Betrachtung einbeziehen will, wie Wahrnehmung Gedächtnis und Kategorisierung, per se außerhalb des Gegenstandsbereichs des Sprechens entstehen (2003, S. 328) in die falsche Richtung. Vielmehr ist zukünftig zu erklären, wie diese Prozesse eben gerade durch das Sprechen auf menschlichem Niveau entstehen.

Historizität, Gesellschaftlichkeit und Kulturalität sind unverzichtbare Prämissen für die Psychologie und damit auch Sprachpsychologie. Wenn man jedoch menschliches Denken auf neuronale Prozesse reduziert, menschliche Geschichte auf Phylogenese, menschliche Gesellschaftlichkeit auf die »Interaktion« zweier, vom Rest der Gesellschaft isolierter Individuen und wenn Kultur als »Umwelt« betrachtet wird (vgl. Holzkamp (1996) zur »Weltlosigkeit der Psychologie«), kann ein Verständnis psychischer Prozesse des Menschen nicht gelingen.

Jedem zukünftigen Ansatz für eine sprachvolle Psychologie wird es darum gehen müssen, den Zusammenhang menschlicher psychischer Fähigkeiten konsequent in und aus soziokulturellen Verhältnissen zu begreifen und das Sprechen funktional für menschliches Handeln in diesen Verhältnissen und über diese hinaus zu verstehen. Einige Aspekte solchen Vorgehens werden im Folgenden kurz erläutert. Eine Ausführung dieser Grundannahmen befindet sich in Vorbereitung. 2.1 Menschen sprechen in kultureller Sozialität

Für die Entwicklung einer Psychologie des gesellschaftlichen Menschen gilt als erste Prämisse, dass menschliche kulturelle Lebensweisen sprechende Koordination erfordern und dass Sprechen nur in kultureller Sozialität verstehbar ist.

Grundsätzlich wird angenommen, dass die Sprechtätigkeit sowohl der Kooperation zwischen Menschen (interpsychisch) als auch der Selbstverständigung des Menschen (intrapsychisch) dient und dass Formen des Gebärdens (Gebärdensprache) oder des Lormens (Taktilalphabet) und des Schreibens die gleichen Aufgaben erfüllen. Somit muss, ausgehend von der gesellschaftlichen Lebensweise, die Kooperationsfähigkeit zwischen Menschen in spezifischen Kulturen am Beginn aller Betrachtung stehen. Kooperationen vollziehen Menschen normalerweise innerhalb gesellschaftlicher kultureller Lebensweisen. Ausgangspunkt einer psychologischen Modellierung kann damit nicht der isolierte Mensch sein, auch kein isoliertes Paar von Menschen, sondern kooperative Subjekte innerhalb eines spezifischen gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Kontextes.

Auch Vygotskij (1931/1987) betont im zweiten Gesetz seiner Grundgesetze zur Entstehung höherer psychischer Funktionen, dass die kulturelle Entwicklung des Verhaltens in engem Zusammenhang mit der historischen/sozialen Entwicklung der Menschheit steht. Vygotskij äußert dazu: «(…) daß die Beziehungen zwischen den höheren psychischen Funktionen einmal reale Beziehungen zwischen Menschen waren. Die kollektiven, sozialen Verhaltensweisen werden im Entwicklungsprozeß zu Verfahren für die individuelle Anpassung, zu Verhaltens- und Denkformen der Persönlichkeit« (Vygotskij, 1931/1987, S. 626). Angenommen werden muss daher, wenn sich die psychische Struktur eines Menschen aus einzelnen Prozessen zusammensetzt, die zunächst zwischen mehreren Menschen aufgeteilt waren, dass diese Prozesse nicht isoliert untersucht werden können, sondern stets von kooperierenden Subjekten ausgegangen werden muss. Die Funktionalität des Sprechens wird damit nicht in einer »kognitiven«, primär dem Gehirn zugeschriebenen Funktion entstanden gedacht, sondern erscheint zunächst auf interpsychischer Ebene, d.h. sie wird zwischenmenschlich, kollektiv realisiert, und dann auf intrapsychischer Ebene, indem die psychische/soziale Funktion Mittel des individuellen Verhaltens wird. Diese Prämisse führt dazu, dass die zu betrachtende Einheit für die Erforschung psychologischer Funktionen in kultureller Sozialität belassen werden muss. 2.2 Sprechend erweitern Menschen ihre Kooperationsfähigkeit

Das Sprechen ist ein zentrales, für den Menschen spezifisches Moment, denn es ermöglicht die Erweiterung und Differenzierung der Kooperationsfähigkeit. Denn hier gilt ebenso, dass interpsychische Komponenten des miteinander-Sprechens in intrapsychische Komponenten des für-sich-Sprechens übergehen. »Die Sprache, die anfangs Mittel der Kommunikation, Mittel des Verkehrs, Mittel der Organisation des kollektiven Verhaltens ist, wird später zum Hauptmittel des Denkens und aller höheren psychischen Funktionen, zum Hauptmittel des Aufbaus der Persönlichkeit« (Vygotskij, 1931/1987, S. 628).

Subjekte haben die Intention ihre Handlungsfähigkeit zu erweitern. Sie gehen aktiv auf die Welt zu und lernen, dass sie in unterschiedlicher Art und Weise etwas in ihrer Welt bewirken können. Umfassende Erweiterung ihrer Handlungsfähigkeit in kulturellen gesellschaftlichen Verhältnissen gelingt Menschen aber nur durch abgestimmtes Handeln mit anderen. Die erforderliche Koordination erfolgt durch Bewertungen im Handeln selbst, durch Emotionen und durch das Sprechen. Aus den kulturellen Mitteln der Koordination werden jene Prozesse der individuellen Orientierung, der Bewertung, der Entscheidung und der Rationalität gewonnen, die gemeinhin als Denken bezeichnet werden (vgl. Messing & Werani, 2009). Auch die anderen psychischen Prozesse entstehen in diesen kooperativen kulturellen Verhältnissen und behalten für diese stets ihre primäre Funktionalität.

Durch das Sprechen erreichen Menschen jene differenzierte Kooperationsfähigkeit, durch die sie ihre Lebensverhältnisse als Kultur herstellen. Es ermöglicht die größtmögliche Erweiterung und Differenzierung ihrer Handlungsfähigkeit in Kooperation und Arbeitsteilung, Qualitäten, mit denen eine Psychologie umgehen muss, will sie Psychologie vom Menschen sein. Sowohl gesellschaftliche Leistungen einer Kultur als auch individuelle intellektuelle psychische Leistungen ihrer Subjekte sind an die vermittelten und vermittelnden Funktionen des Sprechens gebunden; sie entstehen nur so, sind nur so entstanden und erklärbar. D.h., das Sprechen ist sowohl eine essentielle Funktion der menschlichen Gesellschaftlichkeit wie des menschlich Psychischen.

Sprechen ist die differenzierteste Art, in der wir Absichten und Bewertungen äußern. Auch durch das Handeln selbst und durch Emotionen teilen wir Intentionen und Urteile in der Kooperation anderen mit. Indem ich anderen Werkzeuge und Mittel gebe, mit ihnen kooperiere, unterstütze ich ihre Handlungen und bewerte sie als in unserem gemeinsamen Interesse. Indem ich ihnen Mittel oder Unterstützung entziehe, bewerte ich sie negativ für mich oder uns gemeinsam. Entsprechend bewerte ich auch durch meine Emotionen die Handlungen und Situationen in der Perspektive meiner Handlungsfähigkeit. Positiv werden sie gewertet, wenn sie Handlungsfähigkeit perspektivisch erweitern, negativ, wenn sie zu Einschränkungen führen. Die Bewertung geschieht im gemeinsamen Handeln über alle drei Modi (über Sprechen, Emotionieren und Handeln selbst), während im planenden und reflektierenden Gespräch nur der emotionale und der sprachliche Modus bleiben. Zu berücksichtigen ist, dass auch das Sprechen im artikulatorischen Modus in Form der Prosodie die emotionale Bewertung immer mit sich führt. Die größtmögliche Differenzierung der Bewertung und Intentionalität erfolgt über das Sprechen insofern, als Bewertungen möglich werden, die zeitlich, räumlich, situativ und personell entbundene Handlungsverhältnisse betreffen. Damit wird die Planung zukünftiger Handlungen und die Reflexion vergangener Handlungen möglich, die Bewertung von Mitteln, Verhältnissen und Personen, die abwesend sind, noch nicht oder nicht mehr existieren. Die Differenziertheit des Meinens zeigt sich im gelingenden Fall im Verstehen und Handeln des anderen. Verstehen erfordert die Interpretation sprachlicher und emotionaler Äußerungen im Kontext der gemeinsamen Kooperationen gemäß meiner zentrierten, beziehungsweise einer verallgemeinerten, dezentrierten Intentionalität. Diese Prämisse fokussiert darauf, das Subjekt sprechend in seiner kulturellen Sozialität zu verorten und die verschiedenen Formen kooperativer Handlungen und auch höhere psychische Funktionen in der sprachlichen Vermittelbarkeit zu betrachten (vgl. Vygotskij 1934/2002, Messing & Werani 2009). 2.3 Menschen entwickeln ihre höheren psychischen Funktionen im Zusammenhang mit sprechsprachlichen Prozessen

Die Betrachtung höherer psychischer Funktionen sowie der Prozesse des Bewusstseins und der Persönlichkeit in ihrer dynamischen Wechselwirkung kann nur unter Berücksichtigung und Einbindung sprechsprachlicher Prozesse erfolgen.

Durch die Differenziertheit der Beurteilung und Koordination der Handlungsfähigkeit gewinnt nicht nur die Kooperation zwischen Subjekten, sondern es gewinnt auch das individuelle Subjekt jene Reflexions- und Koordinationsfähigkeiten, die für diese Kooperation notwendig sind. In der Anwendung des interpsychisch gelernten sprachlichen Modus der Bewertung und Koordination auf sich selbst erreichen die psychischen Funktionen des individuellen Menschen ihre spezifische historische und kulturelle Qualität.

Hieraus entwickeln Menschen ihre höheren psychischen Funktionen: Es wird angenommen, dass alle differenzierten menschlichen psychischen Funktionen durch vermittelnde sprachliche Prozesse zustande kommen. Sprachliche Orientierung in kooperativen Prozessen zeigt eine größere Differenzierung als beispielsweise lediglich eine Orientierung durch Gesten. Reflexionsfähigkeit entwickelt sich nur mit dem Sprechen. Spezifiziertes Bewerten gelingt erst über das Sprechen und nur durch die Fixierung in Begriffen und Definitionen entstehen Normen, Werte, Stereotype etc. Weiterhin ist das Erinnern (als Gedächtnisfähigkeit) maßgeblich mit der Sprechtätigkeit verknüpft. Hier findet über das Sprechen eine Stabilisierung von Bewertungen, Erfahrungen und Erlebtem statt.

Es wird mit wenigen Beispielen deutlich, dass die wesentlichen Begriffe der Psychologie in einen dynamischen Zusammenhang mit sprechsprachlichen Prozessen sowie mit Aspekten der Körperlichkeit von Subjekten, ihrer Gesellschaftlichkeit und Historizität gebracht werden müssen. Die gemeinhin postulierten »kognitiven Prozesse« erhalten eine andere Funktionalität.

Menschen können in diesem Sinne immer auch ihre eigenen Handlungen, Emotionen und ihr Sprechen auf jenem historischen und kulturellen Niveau koordinieren, das sie sich im Umgang mit anderen angeeignet haben, d.h. sie können sich orientieren, sprachlich bewerten, interpretieren, reflektieren, begründen, entscheiden, sich etwas merken, sich an etwas erinnern, und damit zur Selbstverständigung und Verständigung mit anderen gelangen.

Wenn man die höheren psychischen Funktionen in Zusammenhang mit sprechsprachlichen Prozessen versteht, wird klar, dass der motorischen, körperlichen Seite des Sprechens große Bedeutung zukommt. Sie bildet jene Seite der neuronalen Realität sprachlicher Prozesse, die oft gegenüber der sensorischen Seite vernachlässigt wird. Das »Eingetaucht-Sein« in eine sprechende (entsprechend: gebärdende, lormende, schreibende) Umwelt, die »sensorische« Erfahrung mit sprechenden, emotionierenden und handelnden Menschen führt nur zu einem gewissen Verständnis dessen, wie man sich sprechend koordiniert. Ein umfassendes Verstehen des Sprechens setzt das eigene Sprechen (oder entsprechende Äußern in irgendeiner sprachlichen Modalität) voraus: Erst wenn ich selbst versuche, andere mit meinem Sprechen zu bitten, sie aufzufordern, zu fragen, zu beurteilen, wenn ich versuche ihnen meine Intentionen und Bewertungen mitzuteilen, erfahre ich, ob ich Worte und syntaktische Konstruktionen richtig genutzt und damit verstanden habe. Wenn die Angesprochenen anders handeln, als ich intendierte, habe ich mich in der Bedeutung und/oder Funktion meiner Äußerungen getäuscht. Alle Menschen, nicht nur Kinder, tragen z.B. mit dem passiven Wortschatz auch eine Reihe Irrtümer über das Sprechen mit sich. Sie werden erst dann aufgelöst, wenn sie, in einer aktuellen Koordination eingesetzt, unerwartete Handlungen zur Folge haben oder Korrekturen wohlwollender Interpreten, denen es auf die gelingende Kooperation ankommt.

Der Nutzen, den der Mensch durch das Sprechen gewinnt, ist neben der kommunikativen Funktion, der Möglichkeit der Regelung des sozialen Verkehrs (Vygotskij, 1934/2002) seine »kognitive« Funktion, das heißt, dass das individuelle Subjekt sich in den Formen der Kultur selbst steuert und bewertet und dass es durch das Sprechen überhaupt erst zu »weiteren« höheren psychischen Funktionen kommen kann, zur spezifischen Subjektivität, Rationalität und Reflexivität des Menschen. Die wissenschaftliche Erforschung höherer psychischer Funktionen kann deshalb nur unter Einbeziehung sprechsprachlicher Prozesse erfolgreich sein.

Es sollte deutlich geworden sein, dass die gemeinhin in der allgemeinen Psychologie als kognitive Prozesse beschriebenen Funktionen in ihrer nicht-sprachlichen Behandlung fragwürdig sind. Höhere psychische Prozesse des Menschen müssen unter Berücksichtigung sprechsprachlicher Prozesse neu interpretiert werden.

3. Resumée: Eine Psychologie des Menschen ist ohne das Sprechen nicht denkbar

Schlussfolgernd kann man feststellen, dass eine Psychologie des Menschen ohne Verständnis des Sprechens nicht zu erreichen ist. Die Psychologie braucht einen komplexen Sprachbegriff mit dem sich eine aufbauende Sicht auf psychische Funktionen des Menschen entwickeln lässt. Eine Psychologie des gesellschaftlichen und sprechenden Menschen kann entstehen, wenn uns als Subjekten Sprechen als Form der Bewertung und Koordination unseres sozialen Handelns und unserer Selbstverständigung über Handlungsbegründungen (Holzkamp 1996) in unseren historischen gesellschaftlichen Zusammenhängen begreifbar wird. Die spezifische Qualität der Begründetheit menschlicher Handlungen wird verfehlt, wenn man sie in Begriffen des Reizes und der Reaktionen in Termini der Kausalität, als Bedingtheit menschlichen Handelns beschreiben will. Wenn Sprache als abstraktes System, als Gegenstand mit Eigenschaften isoliert vom Menschen beschrieben wird, ist dieser Gegenstand nur noch schwer mit den psychischen Prozessen des sprechenden Menschen zu vereinbaren. Entsprechend bleibt dann die Rolle des Sprechens als Begründung von Handlungen unverstanden.

In dem Versuch das Sprechen zu erklären haben besonders im vergangenen Jahrhundert verschiedene Wissenschaften dazu beigetragen menschliches Sprechen außerhalb seiner physischen, psychischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge zu analysieren. Die sprachlichen Prozesse, und mit ihnen die anderen grundlegenden Prozesse des menschlichen Psychischen, wurden dabei zu gespenstischen Gegenständen aufgelöst, wodurch deren Ursprung in koordinativen Funktionen für das Zusammenleben der Menschen wie für die psychische Koordination der Subjekte nicht mehr kenntlich ist. Es bedarf einer grundlegenden Überprüfung und systematischen Aufhebung dieser Abstraktionsschritte in einer neuen Modellierung. Diese erfordert nicht nur, sondern ermöglicht erst eine produktivere Behandlung des Sprechens in der Psychologie, und damit eine andere Psychologie, die die Spezifik des Menschen in seiner gesellschaftlichen kooperativen Lebenssicherung begreift und von hier aus ein neues systematisches Verständnis unserer psychischen und sprachlichen Prozesse gewinnt (vgl. Messing & Werani 2009). Bei der Rekonstruktion ist anzusetzen an Erkenntnissen der kulturhistorischen Schule und der darauf aufbauenden Kritischen Psychologie (Holzkamp 1983, 1995, 1996). Hier findet sich der derzeit einzige komplexe Ansatz psychische Prozesse handelnder menschlicher Subjekte im Zusammenhang ihrer kulturellen gesellschaftlichen Prozesse zu beschreiben, ohne sie auf neurologisch physisch, phylogenetisch, oder informationstheoretisch etc. »einfache« Strukturen und Kategorien zu reduzieren.

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Autorenhinweis

Jürgen Messing

Arbeitsschwerpunkte: Fundierung psychischer Grundprozesse in der Kritischen Psychologie, Sprechen und Orientierung in Entwicklungsprozessen, Sprachstörungen bei dementiellen Prozessen.

Dr. Jürgen Messing Hochschule Magdeburg Stendal FB Angewandte Humanwissenschaften: Rehabilitationspsychologie gfp-Fachschulen für Pflegeberufe Berlin Bitterfelder Straße 13 D-12681 Berlin Tel.: 030/930 20 70

E-Mail: messing@messing.in-berlin.de

Anke Werani

Arbeitsschwerpunkte: Fundierung der Psycholinguistik innerhalb der kulturhistorischen Psychologie, insbesondere die Erforschung des Zusammenhangs von Sprechen und Denken und des inneren Sprechens, Rolle des Sprechen in Bezug zur Ich-Identität, Aphasiologische Fragestellungen hinsichtlich der Thematik Sprechen und Denken.

PD Dr. Anke Werani Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung Departement 13 II Schellingstraße 3 D-80799 München Tel.: 089/2180-2759

E-Mail: anke.werani@lmu.de