Altersbilder sind keine unbedeutenden Begleiterscheinungen des Umgangs mit dem Alter(n), denn sie schaffen eine Realität, die diesen mitbegründet. Sie entstehen auf der Basis gesellschaftlicher Strukturen und stehen in engem Zusammenhang mit den jeweiligen (Un‑)Sicherheitslagen der Älteren, so lautet die in diesem Beitrag verfolgte soziologische These. Anhand historischer Beispiele – Athen und Sparta in der Klassischen Antike und Hexen in der Frühen Neuzeit – wird idealtypisch zugespitzt skizziert, welche Wechselbeziehungen zwischen Altersbildern und den (un‑)gewissen Lebenssituationen Älterer bestehen. Es wird resümiert, dass Altersbilder mehr über die jeweilige Gesellschaft aussagen, in der sie entstehen, als über das Alter oder die Älteren selbst.
Schüsselwörter: Alter(n), soziale Konstruktionen, Altersbilder, (Un‑)Sicherheit, Alter(n)ssoziologie
Keywords: Ageing, Social Constructions, Images of Ageing, (Un‑)Certainty, Sociology of Ageing
Images of Ageing are not insignificant side effects of dealing with the age and with elderly, because they create a reality that co-founded it. They are formed on the basis of social structures and they are closely associated with situations of (un‑)certainty of older people, this is the sociological thesis followed here. Based on historical examples – Athen and Sparta in the ancient world and witches in the early modern period – it is outlined pointedly which interactions between images of ageing and the (un‑)certain life of older people exist. In Conclusion it is summarized that images of ageing say more about the particular society in which they arise, as about the age or the elderly themselves.
Schüsselwörter: Alter(n), soziale Konstruktionen, Altersbilder, (Un‑)Sicherheit, Alter(n)ssoziologie
Keywords: Ageing, Social Constructions, Images of Ageing, (Un‑)Certainty, Sociology of Ageing
Altersbilder sind keine unbedeutenden Begleiterscheinungen des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Alter(n), denn sie schaffen eine Realität, die diesen mitbegründet. Daher ist ihre Reflexion eine wichtige Aufgabe. Sie entstehen auf der Basis spezifischer gesellschaftlicher Bedingungen (BMFSFJ 2010) und sind Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen und Deutungsmuster, so wird aus der Sicht der Soziologie argumentiert. Dementsprechend ist es gesellschaftlich-historisch bedingt, ob der alte Mensch beispielsweise als Quelle von Lebensweisheit und als machtvoll und erfolgreich oder als senil, gebrechlich und hilfebedürftig beschrieben wird. Altersbilder sind sozial konstruiert und sagen mehr über die Gesellschaft aus, in der sie entstehen als über das Alter selbst, so lautet die hier verfolgte Annahme (Saake 1998). Bemerkenswert ist, dass häufig zur gleichen Zeit und in der gleichen Region völlig differierende Altersbilder existieren (Göckenjan 2000a). Liegt das daran, dass der Lebensabschnitt Alter von der Gesellschaft als so uneindeutig oder die Gruppe der Älteren als so heterogen wahrgenommen werden, dass sich keine eindeutigen Vorstellungen vom Alter(n) herausbilden können?
Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, welche konkreten Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftsstrukturellen Bedingungen und Altersbildern existieren: Welche sozialen, wirtschaftlichen und/oder kulturellen Bedingungen führen zu welchen Altersbildern? Und welche Wirkungen haben diese Altersbilder wiederum auf die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen? Und aufgrund der in ihrer Gesamtheit eher uneindeutigen Altersbilder soll gefragt werden, welche Rolle Uneindeutigkeiten und Ungewissheiten in der Lebensphase Alter beim Entstehen der Altersbilder spielen. Die in diesem Beitrag verfolgte These lautet, dass es vor allem unsichere bzw. ungewisse Lebensbedingungen der Älteren sind, die zu negativen, widersprüchlichen oder ambivalenten Altersbildern führen, und dass diese Bilder wiederum nicht ohne Wirkung auf die unsicheren Lebenslagen der Älteren bleiben. Anhand einiger historischer Beispiele soll diese These geprüft werden.
Im Folgenden wird zunächst erläutert, was aus der Sicht der Soziologie unter Altersbildern verstanden wird und der Begriff der Unsicherheit wird so konzeptualisiert, dass er für die folgenden exemplarischen Analysen ein geeignetes »Messinstrument« darstellt. Darüber hinaus werden die (Lebens‑)Bereiche bestimmt, in denen Unsicherheiten an Bedeutung gewinnen können. Auf der Basis historischer Quellen wird dann gezeigt, dass sich widersprechende Altersbilder in der griechischen Antike in engem Zusammenhang mit differierenden (Un‑)Sicherheitslagen der Menschen höheren Alters stehen. Am Beispiel des Phänomens Hexe in der Frühen Neuzeit werden die Wechselbeziehungen zwischen einem deutlich negativen Altersbild und prekären, unsicheren Lebensverhältnissen älterer Frauen diskutiert.
Grundlage für die präsentierten Beispiele bilden bereits existierende deskriptive und interpretierende historische und soziologische Arbeiten zu Altersbildern – in deren jeweiligen gesellschaftlichen Kontexten –, die aus einer (un‑)sicherheitssoziologischen Perspektive analysiert wurden. Da es sich hier nicht um eine primärquellenbasierte Betrachtung handelt, können nur vorsichtige Tendenzen beschrieben werden, die sich aus den in den Sekundärquellen implizierten Interpretationen ableiten lassen. In diesem Sinne sind die folgenden Ausführungen als thesenartig und idealtypisch konstruierte Skizzen (Webers 1922) zu verstehen, die anhand ausgewählter empirischer Befunde pointiert dargestellt werden, um die Zusammenhänge besonders deutlich zu machen.[1]
Zu jeder Zeit und in jeder Region haben Altersbilder große Bedeutung. Und wie lassen sie sich konkret definieren? Göckenjan (2000b) bezeichnet sie als Kommunikationskonzepte, als typisierte Vorstellungen, Wertungen und Überzeugungen zum Thema Alter(n). Nach ihm existiert das Alter nicht als Wirklichkeit an sich, sondern als Idee und als soziale Praxis (ebd.). In vergleichbarer Weise argumentiert Saake (1998). Im »Sechsten Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland« werden sie folgendermaßen definiert: »Altersbilder sind individuelle und gesellschaftliche Vorstellungen vom Alter (Zustand des Altseins), vom Altern (Prozess des Älterwerdens) und von älteren Menschen (die soziale Gruppe der Älteren)« (BMFSFJ 2010, S. 27).
Vorstellungen vom Alter(n) sind Bestandteile des gesellschaftlichen kulturellen Wissensvorrats, gleichzeitig aber auch des »individuellen Erfahrungsschatzes der einzelnen Mitglieder der Gesellschaft« (ebd.). Sie drücken sich häufig indirekt im Handeln und Deuten und in individuellen Interaktionen aus. So lassen sie sich beispielsweise daran erkennen, wie sich eine Person gegenüber Älteren verhält oder was sie sich für ihr Alter vornimmt (Rossow 2012). Das Altsein »an sich« kann vor diesem Hintergrund nicht definiert werden. Nach Saake (1998) kann es auch keine adäquate Beschreibung der Gruppe der Älteren geben, da dem Phänomen Alter keine »wirkliche Essenz« zugrundliege. Es gäbe keine typischen Charakteristika des Alters, was es unmöglich mache, »Altsein zu messen und eindeutige Gruppenmerkmale zu benennen« (ebd., S. 14). Daher sind Altersbilder aus Sicht der Soziologie stets nur vor dem Hintergrund ihres gesellschaftlichen Kontextes zu verstehen.
Wird vermutet, dass (un‑)sichere Lebensbedingungen Älterer bei der Herausbildung von Altersbildern eine wichtige Rolle spielen, dann muss zunächst der Begriff der Unsicherheit bzw. der der Sicherheit definiert werden. Darüber hinaus müssen die Bereiche identifiziert werden, in denen (Un‑)Sicherheiten im Leben der Älteren Bedeutung erhalten.
Das Leben aller Menschen ist durch mehr oder weniger große Unsicherheiten bzw. Ungewissheiten[2] geprägt, einerseits durch Freiräume und Handlungsoptionen, andererseits durch Abhängigkeiten von anderen und äußeren Bedingungen, die nicht immer eingeschätzt werden können. Niemand weiß, mit welcher Zukunft er mit welcher Gewissheit rechnen kann. Meist sind die Menschen bemüht, Unsicherheiten zu bekämpfen, um sich sicherer zu fühlen. Kaufmann (2003, S. 11) ist dementsprechend vom »werthaften Charakter« der Sicherheit überzeugt. Auch Sennett (1998) erkennt in unsicheren Bedingungen ein hochgradig zerstörerisches Moment, das gerade für die Menschen der Gegenwart immer weniger zu bewältigen sei. Für Bonß (1997) ist ein gewisses Maß an Sicherheit Grundvoraussetzung jeglichen Handelns. Nur »wenn sich die Welt als erwartbar stabil darstellt und nicht permanent auch anders möglich scheint«, ist nach ihm Handeln möglich (ebd., S. 25).
Unsicherheit und Sicherheit werden meist als Gegensatzpaar diskutiert. Doch Luhmann (1990) weist darauf hin, dass eine Gegenüberstellung der Begriffe ein Kunstgriff, eine soziale Fiktion ist. Nach ihm kann Sicherheit nicht auf der Sachebene, sondern muss auf der Sozialebene gesucht werden, indem erfasst wird, was sozial oder individuell als sicher wahrgenommen wird. Er betont, dass es bei der Suche nach Sicherheit nicht um die Herstellung von absoluter Sicherheit gehen kann, sondern immer um den Umgang mit zukünftiger Ungewissheit. Sicherheit ist dementsprechend eine Erwartungssicherheit oder anders formuliert eine Sicherheitsfiktion. Sie ist auf die Zukunft ausgerichtet und wird in ihrem Ausmaß vom jeweiligen Betrachter bestimmt (Fehr/Twork 2011). Um das Konzept der Erwartungssicherheit für die exemplarischen Analysen »operationalisierbar« zu machen, wird es hier sehr allgemein als relative Eindeutigkeit im Hinblick auf die Zukunft verstanden. Es wird als die mehr oder weniger eindeutige Kenntnis zukünftiger Ereignisse definiert.
Um gesellschaftsstrukturelle Bedingungen in ihren Wechselbeziehungen mit Altersbildern untersuchen zu können, muss zunächst das weite Feld des menschlichen Handelns und Deutens strukturiert werden. Die Systematisierung erfolgt hier in Anlehnung an ein Schema von Parsons (1951), das in der Soziologie – nach wie vor – als allgemeiner und umfassender Bezugsrahmen menschlichen Handelns verstanden wird. Parsons unterscheidet zwischen der äußeren Umwelt, dem sozialen System, dem Persönlichkeitssystem und der Kultur und begreift diese Bereiche als einflussnehmende Rahmenbedingungen für Handeln und Deuten. Zugeschnitten auf die vorliegende Forschungsfrage wird zwischen den Bereichen der materiellen Reproduktion (äußere Umwelt), der Sozial- und Rollenbeziehungen (Sozialsystem), der Selbstdeutungen (Persönlichkeitssystem) und der gesellschaftlichen Altersbilder (Kultur) unterschieden. Da von engen Wechselbeziehungen zwischen diesen Feldern ausgegangen wird, werden (Un‑)Sicherheiten in einem Bereich nicht ohne Folgen in anderen Bereichen bleiben.
Im Bereich materieller Reproduktion steht die Existenzsicherung der Älteren im Mittelpunkt. Hier ist zu fragen: Wie werden die Aussichten auf Sicherung des Lebensunterhalts im Alter wahrgenommen? Auch die (formalen) Sozial- und Rollenbeziehungen im Alter haben aus der Perspektive von (Un‑)Sicherheiten große Bedeutung, da sie in engem Zusammenhang mit der materiellen Reproduktion stehen. Daher muss geprüft werden, mit welchen Rollen und Positionen im Sozialgefüge Ältere mit welcher Gewissheit rechnen können. Desgleichen können sich ihre Selbstdeutungen durch je spezifische (Un‑)Gewissheiten auszeichnen. Es muss danach gefragt werden, wie Ältere ihre Chancen wahrnehmen, auf gegebene oder befürchtete Ungewissheiten zu reagieren. Wie oben erwähnt, zeigen sich (Un‑)Sicherheiten bzw. Uneindeutigkeiten auch in den Altersbildern. Welche konkreten Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftlichen Altersbildern und gesellschaftsstrukturellen Bedingungen in den oben genannten Bereichen aus der Perspektive von (Un‑)Sicherheit bestehen, soll im Folgenden anhand ausgewählter empirischer Befunde veranschaulicht werden.
Auf der Basis eines Vergleichs der antiken Städte Sparta und Athen zwischen dem 6. und 3. Jahrhundert vor Chr. kann gezeigt werden, dass zur selben Zeit in enger räumlicher Nähe völlig unterschiedliche Altersbilder existierten, die in engem Zusammenhang mit den differierenden (Un‑)Sicherheitslagen der Bürger höheren Alters gesehen werden können.
Die folgenden Beschreibungen fußen teils – mangels anderer Quellen – auf Interpretationen antiker künstlerischer Werke aus den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst und Literatur. Zwar kann nicht zwangsläufig davon ausgegangen werden, dass die künstlerischen Aussagen mit der Meinung damaliger BürgerInnen dieser Städte identisch sind (Parkin 2005). Dennoch wird in Anlehnung an Brandt (2002, S. 70) und Hölscher (1995) davon ausgegangen, dass »Kunstwerke und Lebenswelt vergleichbare Wertvorstellungen anschaulich machen«. Es erfolgt eine Konzentration auf die männlichen (Voll‑)Bürger, zum einen, da bei ihnen die Wechselbeziehungen zwischen Struktur und Altersbildern besonders deutlich herausgearbeitet werden können, zum anderen weil diesbezüglich eine bessere Quellenlage existiert.[3] Zunächst werden jeweils die Vorstellungen vom Alter präsentiert. Daran schließen sich die Beschreibungen der Rollen- und Sozialbeziehungen zwischen den Generationen, mit ihren Folgen für die materielle Reproduktion der Älteren, an.
Das antike Sparta war sowohl für seine Militärmacht als auch für seine klare innere Ordnung und deren jahrhundertelange Stabilität bekannt (Baltrusch 1998). Die Spartiaten selbst zeichneten sich durch ein Höchstmaß an Disziplin, Tapferkeit und Ausdauer aus und lehnten jeden vermeintlich überflüssigen Prunk ab (vgl. ebd.). Die Struktur der Gesellschaft war maßgeblich durch das Kriterium Alter bestimmt, was ihr die Bezeichnung einer gerontokratischen Gesellschaft einbrachte (Schmitz 2009).
Männliche Spartiaten genossen mit zunehmendem Alter ein kontinuierlich steigendes Ansehen. Alter galt als sozialer Wert, der unmittelbare Autorität verlieh; es galt ein strenges Senioritätsprinzip (Schmitz 2009). Schmitz beschreibt den Respekt vor dem jeweils Älteren als das grundlegende Ziel spartanischer Erziehung und signifikantes Merkmal der Gesellschaft (ebd.). Ehrfurcht vor Menschen höheren Alters galt allen BürgerInnen als höchstes Gebot (Biegel 1993).
Den Erfahrungen und dem Wissen der Älteren wurde größtes Gewicht beigemessen, sei es in politischen Gremien oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen (Schmitz 2009). Aufgrund der ihnen zugeschriebenen Weisheit durfte ihnen nicht widersprochen werden (Brandt 2002; Schmitz 2009). Ihre Sonderstellung kam nicht nur im gesellschaftlichen und politischen Alltag, sondern auch in symbolträchtigen Ehrungen und Bräuchen zum Ausdruck (Brandt 2002). So zogen »frisch gebackene Geronten […] bekränzt von Heiligtum zu Heiligtum, begleitet vom Gefolge junger Spartiatinnen und Spartiaten, die ihnen mit Gesängen huldigten, und sie erhielten überdies eine Sonderration bei der öffentlichen Speisung« (ebd., S. 45).
Dieses Altersbild war eindeutig, präzise und positiv und eröffnete keinerlei Interpretationsspielräume. Ebenso war präzise und eindeutig geregelt, wer als alt galt, nämlich jeder Spartiate über 60 Jahre (Schmitz 2009).
Das gesamte Leben eines Spartiaten war von seiner Geburt bis zum Tode klar und eindeutig geregelt und auf die Anerkennung der Personen höheren Alters hin ausgerichtet (Miglanz 2014). Neugeborene wurden zunächst von einer Ältestenkommission auf körperliche Tauglichkeit hin geprüft und im Falle der positiven Entscheidung in die Gemeinschaft aufgenommen (Baltrusch 1998). Das spartanische Erziehungs- und Ausbildungssystem – später agogé genannt (ebd.) – sah vor, dass Jungen ab dem achten Lebensjahr ihr Elternhaus verließen und in Gruppen von Gleichaltrigen – sogenannten Herden – erzogen wurden (Schmitz 2009). Angeleitet wurden sie von Älteren, die über große Macht und umfassende Möglichkeiten zur Durchführung drakonischer Sanktionsmaßnahmen verfügten (Baltrusch 1998). Bei der Ausbildung der jungen Spartiaten stand körperliche Ertüchtigung, Gehorsam und Askese im Mittelpunkt; ihre geistige Entwicklung hatte untergeordnete Bedeutung (ebd.). Ab 14 Jahren wurden sie – wiederum in altersgleichen Gruppen und wiederum von einem Älteren angeleitet – in die Kriegsführung eingewiesen und für das spätere Soldatenleben trainiert (Schmitz 2009). Die Spartiaten übten dementsprechend schon von frühester Kindheit an, den jeweils Älteren und insbesondere den alten Menschen Respekt, Achtung und Gehorsam entgegenzubringen (ebd.).
Bis zum Alter von 30 Jahren blieben die Jungen als reine Männergesellschaft kaserniert, woran auch Hochzeit und Familiengründung nichts änderten (Baltrusch 1998). Erst danach waren sie Vollbürger und mit allen politischen Rechten und Pflichten ausgestattet. Weiterhin jedoch blieb das Prinzip der Unterordnung Jüngerer unter die Autorität Älterer erhalten, was u.a. in den Speisegemeinschaften – der Syssitien (ebd.) – seinen Ausdruck fand. Diese täglichen gemeinsamen Männermahle können nach Baltrusch (1998) als Fundament des spartanischen Staates bezeichnet werden, da hier vor allem politische Fragen erörtert wurden. Auch hier galt, dass das Wissen Älterer nicht bezweifelt, dass Älteren nicht widersprochen werden durfte (Brandt 2002). Alte Menschen galten als zentraler Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens (Dreher 2001).
Die herausgehobene Rolle Älterer bezog sich aber nicht allein auf das gesellschaftliche Leben. Auch wichtige politische Positionen wurden ausschließlich von ihnen besetzt. In Gremien wie dem Ältestenrat (Gerusia), dem Ephorat und der Volksversammlung lenkten vor allem Ältere die Geschicke des Staates (Miglanz 2014). Der Ältestenrat bestand aus Männern, die über 60 Jahre alt waren und auf Lebenszeit Ratsmitglieder blieben (Baltrusch 1998). Diese bereiteten elementare Entscheidungen vor, die dann in die Volksversammlung eingebracht und entschieden wurden (Schmitz 2009). Die Volksversammlung konnte lediglich über die Annahme oder die Ablehnung der Vorschläge entscheiden. Zusätzlich war der Ältestenrat als Oberster Gerichtshof mit prozessualen Befugnissen betraut und urteilte über Kapitalverbrechen wie Hochverrat und Mord (Miglanz 2014; Thommen 2003). Auch das Ephorat – das sogenannte »Aufseheramt« (Schubert 2003) – setzte sich aus Mitgliedern zusammen, die mindestens das 30. Lebensjahr vollendet haben mussten, aber nach Möglichkeit älter sein sollten. Die alten Männer Spartas »standen für die Normen Spartas ein und nur sie waren befugt, diese zu verändern«, so drückt es Schmitz (2009, S. 98) aus.
Besonders förderlich für die »Macht der Alten« war, dass diese nicht auf die Versorgung durch ihre Kinder angewiesen waren (ebd.). Als Nutznießer der von den »Unfreien« Spartas – den Heloten – bestellten Landstücke waren sie selbst im höchsten Alter keinerlei ökonomischen Engpässen ausgesetzt (Brandt 2002). Als Heloten wurde der Teil der Bevölkerung bezeichnet, der durch kriegerische Eroberungen unterworfen und als Sklaven ins eigene Land gebracht wurde (Baltrusch 1998). Die Heloten arbeiteten als Staatssklaven auf den Ländereien der Spartiaten und mussten vom Ertrag ihrer Arbeit einen großen Anteil an ihre Herren abführen (ebd.).
Werden die materiellen und sozialen Bedingungen der männlichen Spartiaten zusammenfassend betrachtet, dann zeigt sich, dass sie ihrem hohen Alter tendenziell mit großer Sicherheit und Ruhe entgegensehen konnten. Sowohl ihre Existenz konnte als gesichert gelten, als auch das mit zunehmendem Alter steigende Ansehen und ihre gesellschaftliche Positionierung. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass das Altersbild eine eindeutige, positive Konnotation erhielt. Das Alter erschien dementsprechend als eine erstrebenswerte Lebensphase.
Dass diese gerontokratische Struktur über einen so langen Zeitraum erhalten blieb, führt Schmitz (2009), neben der Unabhängigkeit Älterer von den Jüngeren durch die arbeitende Klasse der Heloten, auch auf die strenge Sprachdisziplin der Spartiaten zurück, die als »lakonischer Sprachstil« bekannt wurde (Stibbe 1996, S. 204). Die Jungen erhielten Anleitung zur »Sparsamkeit an Worten«, was Diskussionen und ein Hinterfragen sozialer Normen kaum zuließ. Nach Schmitz (2009) wurde hiermit eine Memotechnik kultiviert, die nicht auf den Erwerb von Bildung abzielte, sondern die Jüngeren systematisch der Möglichkeit beraubte, gegen die Älteren aufzubegehren.
Die attische Bürgerschaft in der klassischen Antike war hoch dynamisch, was sich in ihrer politischen Macht und ihrer wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, militärischen und kulturellen Blüte widerspiegelte (Brandt 2002). Athen war demokratisch organisiert (Schulz 2003). Nach Biegel (1993) war das darin implizierte Prinzip der Gleichheit aller – in Anspruch und Leistung – die Ursache für einen rücksichtslosen Daseinskampf, bei dem Ältere stark benachteiligt waren.
Rückschlüsse auf attische Vorstellungen vom Alter lassen sich vor allem aus künstlerischen Darstellungen alter Menschen in Dramen und Theaterstücken ableiten. So beschreiben Tragödien vor allem die Irrtumsanfälligkeit Älterer und ihre physische Schwäche, die es ihnen verwehrte, den Staat militärisch zu verteidigen, so diagnostiziert Brandt (2002). Ältere wurden häufig mit Kindern verglichen. Anders als in Sparta wurde ihnen schnelle Auffassungsgabe und Weisheit abgesprochen. Aber die in der Literatur aufscheinenden Altersbilder beschreiben vor allem die physische Schwäche und die Qualen des Älteren, »sein Angewiesensein auf familiäre Unterstützung, das Lebensgefühl des an der Schwelle zum Tode Stehenden, …, aber etwa auch der Schmerz über den Verlust der Jugend, Kraft und Kampfesruhm« (Brandt 2002, S. 61). Ältere wurden als »altes Eisen« oder als »abgetragener Schuh« abgestempelt und mit ihnen wurden vielfältige negative Wesenszüge assoziiert (Baltrusch 2009, S. 66). Alter war geprägt von einem »zu wenig« an allem (ebd.). Besonders deutlich wird die »Altersklage« (Schmitz 2009, S. 91) in dem zwischen 421 und 415 vor Christus entstandenen Stück Herakles des Euripides: »Die Jugend ist mir ewig teuer. Das Alter jedoch, eine Bürde, noch schwerer als Felsen des Ätna, es lastet mir auf dem Haupt, es hat mir umdüstert das Augenlicht. […] Das traurige grausame Alter, ich hasse es«. In Tragödien sind die Gebrechen Älterer zugleich ein Auslöser für Gespött (Biegel 1993).
Insbesondere die attische Hochschätzung körperlicher Schönheit, Kraft und Jugend – für die die Literatur viele Belege liefert – mag erheblich dazu beigetragen haben, dass ein defizitäres, düsteres Bild der Älteren gezeichnet wurde und diese damit an den Rand der Gesellschaft drängte (Schmitz 2009).
Allerdings gab es keine eindeutige Altersgrenze. Viele unterschiedliche Kriterien – wie nachlassende Leistungsfähigkeit, graue Haare, körperliche Gebrechen etc. – konnten herangezogen werden, um einen Menschen als alt zu kennzeichnen, so dass von einem eher uneindeutigen Altersbild gesprochen werden kann (Miglanz 2014).
Viele literarische Quellen verweisen auf die im klassisch antiken Athen stark ausgeprägten Generationenkonflikte und die häufig prekäre Position der Älteren (Brandt 2002). Baltrusch (2009) betont, dass sich das soziale und politische Leben alter Menschen an der Peripherie der Gesellschaft abspielte.
Im politischen Bereich könnte dies auf Athens dynamische und unkonventionelle Politik zurückgeführt werden, die sich über althergebrachte Sitten und Gebräuche hinwegsetzte (Baltrusch 2009). In der Volksversammlung (Ekklesia), die als wichtigstes Entscheidungsgremium fungierte, saßen überwiegend junge Bürger, da deren gesellschaftlicher Anteil besonders groß war und Älteren kein Sonderstatus eingeräumt wurde (Welwei 1992). Auch im »Rat der 500« gab es keine Privilegien für Ältere, so dass sie auch hier stark von den Jungen dominiert wurden (Schulz 2003). Ältere wurden über ein passives Mitwirken bei Abstimmungen hinaus nicht gebraucht (Sallares 1991), da die antitraditionale, dynamische und auf Neuorientierung ausgerichtete Gesellschaft der Weisheit der Älteren nicht mehr bedurfte, so könnte mit Baltrusch (2009), Brandt (2002) und Parkin (2005) geschlussfolgert werden.
Aber auch im Kreise ihrer Familien war die Stellung Älterer prekär. Ihre Position bemaß sich vor allem an ihrem Besitz. Und nachdem es im Athen dieser Zeit gängige Praxis war, dass Ältere ihren Besitz schon zu einem frühen Zeitpunkt an ihre Nachkommen abgaben, währte ihre Autorität – bzw. ihre »Hausgewalt« – nur für begrenzte Zeit (Miglanz 2014; Parkin 2005). Die Interessen beider Generationen standen sich diametral gegenüber und lieferten die Grundlage für einen andauernden intergenerationalen Konflikt: Während die Älteren versuchten, die Übergabe ihres Besitzes möglichst lange hinauszuzögern, um ihre Autorität und ihre gesellschaftliche Reputation zu behalten, forcierten die Jungen eine möglichst frühen Zeitpunkt der Übergabe, möglichst zu ihrer Hochzeit. Baltrusch zitiert aus einer Tragödie des Euripides die Überzeugung der jungen Generation: »die Alten sind […] gehalten, der Jugend Platz zu machen. […] Sie sollten, da sie doch keinen Nutzen der Erde mehr bringen, sterben und fortgehen und den Jungen nicht mehr im Wege stehen« (Baltrusch 2009, S. 69).
Nach der Besitzübergabe waren die Älteren vollständig auf ihre Nachkommen angewiesen, da allein Familienangehörige in der Pflicht standen, für sie zu sorgen (Miglanz 2014). Den Kindern war es gesetzlich vorgeschrieben, ihre Eltern zu unterstützen (Parkin 2005) – vorausgesetzt diese erkannten ihre untergeordnete Position gegenüber der Jugend an (Baltrusch 2009) –, ebenso wie es ihnen gesetzlich untersagt wurde, ihre Eltern zu misshandeln (ebd.). Dass ihre Fürsorge für die Eltern durch Gesetze festgelegt werden musste, kann als ein deutliches Indiz dafür gelesen werden, in welch prekärer und unsicherer Position sich die Älteren befanden.
Es lässt sich für Athen resümieren, dass Ältere tendenziell zum einen aufgrund der politischen Neuausrichtung in Richtung Demokratisierung mit dem darin implizierten Gleichheitsprinzip ihren Sonderstatus verloren und kaum oder keinen Anteil mehr an politischen Entscheidungsprozessen hatten. Ihre Erfahrungen wurden überflüssig und in Konkurrenz mit Jüngeren waren sie in der Regel unterlegen. Zum anderen war ihre familiäre Position eher prekär bzw. ungewiss. Durch eine frühe Besitzübergabe an die Kinder und dem damit einhergehenden Verlust ihrer Existenzsicherung waren sie ihren Kindern vollständig ausgeliefert. Diese prekären gesellschaftlichen Bedingungen fanden ihren Ausdruck im stark negativ konnotierten Altersbild, das insbesondere die Bürde des Alters und seine Last für alle Generationen hervorhob, so lautet meine Quintessenz.
Die Suche nach Altersbildern vergangener Epochen, die auf Frauen bezogen sind, ist wenig ergiebig, was mit Parkin (2005) auf deren unterordnete gesellschaftliche Positionen zurückgeführt werden könnte. Für die Frühe Neuzeit ergibt sich ein anderes Ergebnis, wenn gleichzeitig das Stichwort Hexe bei der Recherche berücksichtigt wird. Zum Phänomen Hexe existieren Quellen, die dazu beitragen können zu erklären, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen die Menschen geneigt waren, insbesondere alte Frauen als Hexen zu identifizieren und damit dem Bild der Hexe eine weibliche Konnotation zu verleihen. Viele historische Quellen verweisen darauf, dass insbesondere alte, unverheiratete oder verwitwete, in prekären Verhältnissen lebende Frauen als »geeignete« Opfer für Hexenverfolgungen erschienen (Lechler 2014; Rummel/Voltmer 2008; Behringer 1988; Schmölzer 1987; Heinsohn/Steiger 1985). Nach heutigem Forschungsstand waren ca.70-80% der als Hexen Verfolgten Frauen (Rummel/Voltmer 2008).[4]
Bevor allerdings geklärt werden kann, warum das Hexenbild in der Frühen Neuzeit eine weibliche Konnotation erhielt, gilt es zu diskutieren, warum als Hexen identifizierte Menschen gerade zu dieser Zeit der Verfolgung anheimfielen, während sie vorher nichts zu befürchten hatten. Aus meiner Sicht ist dies auf die gravierenden sozialen, wirtschaftlichen, religiösen und politischen Umbrüche und Ungewissheiten dieser Zeit zurückführen, die für die Menschen massive Unsicherheiten und Probleme in materieller, sozialer und individueller Hinsicht bedeuteten. Auf derart große Verunsicherungen reagieren Menschen mit dem Wunsch nach klaren und eindeutigen Verhältnissen und das eindeutige, gesamtgesellschaftlich akzeptierte Feindbild Hexe konnte ihnen in dieser Situation ein Gefühl von Sicherheit – im Sinne von Eindeutigkeit – verleihen, so lautet meine These. Mit der Hexe hatten sie jemanden gefunden, den sie für Probleme verantwortlich machen und den sie aktiv bekämpfen konnten (Levack 1995). Und den Herrschenden bot sich durch das Feindbild Hexe die Möglichkeit, von eigenen Problemen abzulenken und die Aufmerksamkeit aller auf ein gemeinsames und eindeutiges Ziel zu richten. Um ihre Macht zu stabilisieren, forcierten sie Hexenverfolgungen immer dann, wenn Rebellionen und Aufruhr drohten (Behringer 1988).[5] Sowohl für die herrschenden Schichten als auch für die Bevölkerung stellte das Hexenmuster dementsprechend ein geeignetes Erklärungs- und Konfliktlösungsmodell dar.
Um das Bild alter Frauen als Hexe in seinem gesellschaftlichen Kontext der Frühen Neuzeit zu verstehen, werden im Folgenden zunächst allgemeine Vorstellungen zum Hexenbild präsentiert, um daran anschließend auf die Opfer der Verfolgungen – in bestimmten Regionen – in ihrem gesellschaftlichen Kontext einzugehen.
Schon lange vor den Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit existierten gesellschaftliche Vorstellungen von Hexen (Liebelt 1932). Sie stammten aus heidnischen Religionen und implizierten den Glauben daran, dass Hexen über die Fähigkeiten der (Schadens‑)Zauberei und des Nachtfliegens verfügten (Voltmer 2009). Eine geschlechtliche Zuordnung existierte nicht. Erst ab Ende des 15. Jahrhunderts hat der Hexenbegriff nach van Dülmen (1991) eine weibliche Konnotation erfahren. Nun wurde die Hexe als eine Frau interpretiert, die Schadenszauber ausübt, eine Dienerin des Teufels ist, Nachtfahrten durchführt und mit anderen Hexen den Sabbat abhält (Dülmen 1991).
Nach Schmölzer (1987, S. 151) wurde sie als »alt, zahnlos, von auffallendem, absonderlichem und […] ungewöhnlichem Aussehen« beschrieben, »hatte ein hageres Gesicht, eine schmale, vorstehende Nase, Warzen, schielende oder sonstige Triefaugen und einen Buckel«. Sie galt als scharfzüngig, übellaunig und streitsüchtig. Hexen erlangten durch ihren Bund mit dem Teufel die Fähigkeit zu bösem Zauber, so beschreibt Levack (1995) die gesellschaftlichen Überzeugungen.
Dass in bestimmten Gegenden – wie zum Beispiel in der Grafschaft Essex in England (Levack 1995) – insbesondere ältere, alleinstehende Frauen als Hexen identifiziert wurden und der Hexenverfolgung zum Opfer fielen, könnte sich durch ihre dortigen gesellschaftlichen Positionen und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften und Rollen erklären lassen (Bever 1982).
Einerseits herrschte hier – wie auch in anderen Regionen dieser Zeit – die Überzeugung, dass Frauen aufgrund ihrer angeborenen Schwäche besonders sinnlich und sexuell zügellos seien. Weibliche Attraktivität wurde mit sexueller Unerfahrenheit verbunden, während ältere und damit sexuell erfahrene Frauen den Männern als bedrohlich erschienen und gemieden wurden (Quaife 1987, Levack 1995). Von einer älteren Frau wurde erwartet, dass sie sich allein auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter konzentrierte (Ruether 1974). Da sie ihre Veranlagung aber nie ganz verleugnen und im höheren Alter kaum mehr Sexualpartner finden konnte, schien sie – aus der Sicht Dinzelbachers (1995) – ein leichtes Opfer für die Verführungskünste des Teufels. Erschwerend kam die, aus der damals gängigen medizinischen »Viersäfte-Lehre« (Tielemann 2005, S. 315f.) gewonnene Überzeugung hinzu, dass Frauen nach der Menopause das Menstruationsblut als tödliches Gift im Körper behielten, was sie befähige, Menschen mit Hilfe ihres »bösen Blicks« zu töten. Auch damit wurden sie in die Nähe des Teufels gerückt (Thane 2005).
Ein weiterer Grund lässt sich ausmachen, der ebenfalls dazu beigetragen haben könnte, ältere Frauen als »geeignete« Hexen erscheinen zu lassen. Obwohl Frauen die Berufstätigkeit überwiegend verboten war, hatten sie die Bereiche Heilkunde und Geburtshilfe schon lange für sich erobert (Schmölzer 1987). War dies in früheren Epochen unproblematisch, so wurden die sogenannten »weisen Frauen« in der Frühen Neuzeit aufgrund ihres »geheimen« und damit ungewissen Wissens zunehmend Zielscheibe für Verfolgungen durch Inquisitoren und weltliche Richter. Es wurde angenommen, dass die Frauen ihre Kenntnisse nur vom Teufel erhalten haben konnten (Lechler, 2014). Die Anwendung von Kräutern zur Krankheitsbekämpfung wurde nun als offene Häresie proklamiert, denn sie stehe im Widerspruch zur Kirche, da nur Gott über Krankheit und Gesundheit entscheide (Durschmied 2004). Dass insbesondere ältere Frauen der Häresie verdächtigt wurden, ergab sich einerseits aus ihrer mit dem Alter zunehmenden Erfahrung: Je größer ihre Kompetenzen, umso verdächtiger wurden sie, so Levack (1995). Andererseits war der konkrete Einsatz dieses »geheimen Wissens« gerade für Ältere häufig die einzige Möglichkeit, ihr Überleben zu sichern, wenn sie Ehemann und/oder Kinder verloren hatten.
Dieser Aspekt führt zum dritten Punkt der hier verfolgten Argumentation: Ein größerer Teil älterer Frauen war in bestimmten Regionen ohne männlichen Versorger und lebte in Armut und Unsicherheit. In manchen Gemeinden stieg ihr Anteil – aufgrund von Epidemien, denen mehr Männer als Frauen zum Opfer fielen und aufgrund der Kriege – auf bis zu 30% an (Levack 1995). Auch ihre höhere Lebenserwartung und ihr meist jüngeres Heiratsalter sorgten dafür, dass sie ihre Ehemänner oft überlebten, mit zunehmendem Alter aber keine Chancen mehr auf Wiederverheiratung hatten (Quaife 1987). In England waren beispielsweise nur 25% der Frauen über 60 Jahre verheiratet und damit versorgt (ebd; Levack 1995). Hinzu kam, dass Kinder im frühneuzeitlichen England für die Arbeitssuche häufig ihre Heimatgemeinden verließen und ihre Mütter nicht unterstützten bzw. unterstützen konnten. Da (älteren) Frauen der Weg in die Berufstätigkeit offiziell nicht offen stand, waren die meisten zum Überleben auf das Betteln um Wohltätigkeiten bei Gemeindemitgliedern angewiesen (Foner 1984). Die Tradition nachbarschaftlicher Wohltätigkeit und Hilfsbereitschaft verlor allerdings aufgrund tiefgreifender sozialer und wirtschaftlicher Veränderungen – wie dem Entstehen des Agrarkapitalismus, teils enormen Preissteigerungen, dem Wachsen der Städte etc. – an Bedeutung. Hilfe zu verweigern fiel den Menschen auch deswegen leichter, weil der Staat durch Einführung der Armengesetze offiziell die Verantwortung für Hilfsbedürftige mit übernommen hatte, auch wenn die Umsetzung nur sehr langsam voranschritt.
Dass ältere Frauen gerade durch ihr – überlebensnotwendiges – Betteln zum bevorzugten Ziel der Hexenverfolgung wurden, erklärt Klaits (1985) folgendermaßen: Die Weigerung ihrer Unterstützung bewirkte oft ein Schuldgefühl bei den Nachbarn, mit der Folge, dass sie künftige negative Ereignisse auf das eigene Fehlverhalten zurückführten und als Strafe Gottes interpretierten (ebd.). Indem sie die ältere Frau jedoch als Hexe identifizierten, bot sich ihnen ein Ausweg aus ihrem Dilemma: Statt selbst schuldig zu werden, war es nun die vermeintliche Hexe, die sie mit einem Fluch belegt hatte. Dadurch wurde auch ihre Hilfeverweigerung nachträglich legitimiert, denn einer Dienerin des Teufels durfte man keine Almosen geben (ebd.). War der Verdacht erst einmal ausgesprochen, dann verbreitete sich die Angst vor der Hexe schnell in der Gemeinde und sie wurde für alle unerklärlichen Dinge verantwortlich gemacht. Mit ihrer Verfolgung und Vernichtung wurden gleich zwei Probleme gelöst: zum einen das Problem ihrer Versorgung und zum anderen wurde ein Sündenbock für unerklärliche negative Ereignisse gefunden.
Mit Quaife (1987, S. 89) könnte in diesem Sinne resümiert werden: »The […] old woman was not only an economic parasite; she was an evil and diabolical witch”, was als ein Indiz für einen Zusammenhang zwischen den unsicheren, prekären Lebensbedingungen älterer Frauen und einem äußerst negativen Altersbild interpretiert werden kann.
Werden die präsentierten historischen Altersbilder zusammenfassend in den Blick genommen – der weise Ältere in Sparta, der nutzlose Alte in Athen und die böse alte Hexe –, dann lässt sich zunächst festhalten, dass aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit keine typischen, allgemeingültigen Charakteristika älterer Menschen herausgearbeitet werden können. Es zeigt sich vielmehr, dass die Altersbilder in enger Wechselbeziehung zu den jeweiligen gesellschaftlichen Positionen und Rollen der Älteren stehen. Sie sind Ausdruck ihres gesellschaftlichen Kontextes.
Darüber hinaus können Altersbilder als eine »Antwort« auf unterschiedliche (Un‑)Sicherheitslagen Älterer gelesen werden. Im antiken Sparta, das durch Eindeutigkeit der Rollenzuweisungen zwischen den Generationen und die gesellschaftliche Relevanz Älterer gekennzeichnet war, wurde das eindeutige Bild eines weisen, machtvollen alten Mannes gezeichnet. Ihm wurde Klugheit und Stärke zugeschrieben, was es wiederum nahelegte, ihm wichtigste politische, gesellschaftliche und militärische Positionen zuzuweisen.
Im antiken Athen hingegen war die familiäre Stellung der Älteren prekär und ungewiss, da sie nach der frühen Abgabe ihres Besitzes vollständig auf die Fürsorge durch ihre Kinder angewiesen waren. Durch den Demokratisierungsprozess mit dem darin implizierten Gleichheitsprinzip verloren Ältere zudem ihre Rolle als Vermittler traditionalen Wissens und waren im Konkurrenzkampf mit den Jungen unterlegen. Dementsprechend wurden sie als Last und Bürde für die Gesellschaft wahrgenommen, was seinen Ausdruck in einem negativ konnotierten, abwertenden und defizitären Altersbild fand. Es liegt nahe zu vermuten, dass gerade dieses Altersbild wiederum geeignet war, den Jungen eine Distanzierung von ihren Eltern zu erleichtern.
Auch im weiblich konnotierten Hexenbild wird die Parallelität von unsicheren bzw. prekären Lebenssituationen und negativen Alterszuschreibungen deutlich. Und auch hier könnte – in spezifischen Regionen – das negative Bild alter Frauen als Hexe mit dazu beigetragen haben, diese leichter von der Gesellschaft auszugrenzen und ihnen Unterstützung zu verweigern.
In diesem Sinne könnte resümiert werden, dass Altersbilder nichts über das Alter »an sich« aussagen (Saake 1998), aber dennoch von großer gesellschaftlicher Bedeutung sind, da sie den Umgang mit den Älteren mitkonstituieren.
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Die Basis dieses Beitrags bildet ein zweisemestriges Forschungsseminar, in dem sich zwölf Studierende intensiv mit Altersbildern verschiedener Epochen und differierender Regionen, vor dem Hintergrund des jeweiligen gesellschaftlichen Kontextes, beschäftigt haben. Daraus ist ein Forschungsbericht entstanden, der im VS Verlag veröffentlicht wurde (Pelizäus-Hoffmeister 2014).
Die beiden Begriffe werden hier synonym verwendet und auf die erkenntnismäßige Ebene bezogen (Pelizäus-Hoffmeister 2006).
Hinweise auf die Lebensbedingungen Älterer aus unteren gesellschaftlichen Schichten und die der Frauen in der griechischen Antike fehlen häufig (Brandt 2002).
Allerdings gab es außerordentlich große regionale Unterschiede. So lag der Anteil der als Hexen verfolgten Frauen in bestimmten Juraregionen bei 95% (Schormann 1981), Dänemark und Norwegen erreichten Werte von 90 und 80% (Labouvie 1991), während Freiburg beispielsweise auf nur 64% kommt (Schormann 1981). Ebenso gilt, dass nicht nur Frauen in prekären Lebenssituationen betroffen waren. Es existieren gleichfalls Belege dafür, dass mitunter auch Frauen höherer Schichten als Hexen verfolgt wurden (Voltmer 2006). In diesem Beitrag soll es aber nicht darum gehen, allgemeingültige Aussagen über den Zusammenhang unsicherer Lebensbedingungen von Frauen in der Frühen Neuzeit und ihrer Verfolgung als Hexen zu machen; sondern anhand exemplarischer Befunde soll die innere Logik eines Zusammenhanges in einzelnen Regionen nachvollzogen werden.
Es kann belegt werden, dass Zeiten extremer Inflation mit extremen Hexenjagden zusammenfielen (Rummel/Voltmer 2008). Und Sallmann (1994) diagnostiziert eine enge Verbindung zwischen den Veränderungen von Besitzstrukturen, dem Umgang mit der zunehmenden Armut und der Hexenverfolgung.