Studierende Eltern
Im Spannungsfeld geschlechteregalitärer Ideale und traditioneller Geschlechterrollen?

Maika Böhm, Philipp Franz & Silja Matthiesen

Zusammenfassung

Die Prozesse der Familiengründung haben sich in den letzten Jahrzehnten bei hochgebildeten Erwachsenen biografisch zunehmend nach hinten verlagert und Familien- und Elternschaftsmodelle unter anderem aufgrund der rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter und zunehmenden Erwerbsbeteiligung von Frauen diversifiziert. Dennoch führt die Geburt eines ersten Kindes auch in bis dahin egalitären Partnerschaften häufig zu einer Traditionalisierung geschlechtlicher Arbeitsteilung. Anhand leitfadengestützter Interviews mit 16 Studentinnen, die bereits ein Kind haben, werden einerseits die Entscheidungsprozesse beleuchtet, die zu einer Familiengründung im Studium führen. Andererseits wird das partnerschaftliche Elternschaftsarrangement in den ersten Lebensjahren des Kindes im Hinblick auf die Frage analysiert, welchen Einfluss geschlechteregalitäre Ideale und traditionelle Geschlechterrollen in der Gruppe hochgebildeter Eltern haben.

Schüsselwörter: Elternschaftsarrangement, familiäre Arbeitsteilung, Familiengründung im Studium, Geschlechterverhältnis, halbstrukturierte Leitfadeninterviews, Telefoninterview, qualitative Inhaltsanalyse

Summary

Students with children

Caught up in the conflict between gender-egalitarian ideals and traditional gender roles?

Over the past decades, there has been an increase in highly educated adults putting off the processes involved in starting a family to a later point in their biography. Family and parenting models have also become increasingly diverse as a result of laws on gender equality as well as a greater number of women participating in the labour market. However, the birth of a first child within a relationship that has up to that point been egalitarian often results in a return to a more traditional division of labour between men and women. In this paper, decision-making processes involved in starting a family while studying are investigated on the basis of guided interviews with 16 female students who already have a child. Additionally, the parenting arrangements of partners in the early years of their child's life are analyzed with regard to the question as to what influence gender-egalitarian ideals and traditional gender roles have on this group of highly educated parents.

Keywords: parenting arrangement, division of labour within the family, starting a family while studying, gender relations, semi-structured guideline interviews, telephone interviewing, qualitative content analysis

1. Einführung

Die Prozesse der Familiengründung und die Familien- und Elternschaftsmodelle haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland stark verändert. Familiengründungen finden insgesamt deutlich später und in der Gruppe hochgebildeter Frauen seltener statt, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung von (Eltern‑)Paaren diversifiziert sich, für die Gestaltung elterlicher Rollen sind heute mehr denn je Fragen nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter zentral. Während vor der Familiengründung eine »Mehrzahl von Paaren anfänglich geschlechteregalitäre Formen der Aufteilung von Erwerbs- und Hausarbeit« (Grunow 2013, S. 386) praktizierten, ändert sich dies häufig mit der Geburt eines ersten Kindes. Die Familiengründung »stellt eine einschneidende Zäsur im Partnerschaftsverlauf dar und verstärkt den oft unterschwellig wirkenden Prozess der Gewöhnung an traditionale Strukturen« (Peuckert 2008, S. 249; vgl. auch Bühlmann et al. 2010), der trotz gesellschaftlichen Wandels zu geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungen der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit führen kann. Die innerfamiliären Beziehungsstrukturen scheinen dabei von einer »Differenz zwischen einem relativ weit fortgeschrittenen Bewusstseinswandel, der mit einem Wunsch nach gleichberechtigten, egalitären Geschlechterrollen- und Partnerschaftskonzepten einhergeht, und strukturellen Gegebenheiten« (Foltys 2014, S. 49) geprägt zu sein. In dieser Lebensphase werden individuelle Entscheidungs- und partnerschaftliche Aushandlungsprozesse notwendig, die nicht selten ein hohes Konfliktpotential für die Elternpaarbeziehungen und einen »Traditionalisierungsschub« innerhalb der Partnerschaft mit sich bringen (vgl. Peuckert 2008; Helfferich et al. 2007; Fthenakis et al. 2002). Grunow (2013, S. 396) spricht für diese Übergangsphase zur Elternschaft davon, dass »junge Paare sozusagen – bezogen auf die Realisierung egalitärer Geschlechterideale – zunächst zwei Schritte vor und im Beziehungsverlauf eineinhalb Schritte wieder zurück[gehen].« Die Aufteilungsmodi von Erwerbs- und Familienarbeit sind dabei gerade für hochqualifizierte, erwerbsorientierte Paare ein zentrales Thema (vgl. etwa Foltys 2014; Dechant/Schulz 2014; Grunow 2013; Rüling 2007). Die Frage nach dem richtigen biografischen Zeitpunkt für die Familiengründung, der die eigenen beruflichen Entwicklungsoptionen wenig beschränkt, ist insbesondere für junge Frauen von großer Bedeutung (vgl. Wehner 2012; BZgA 2013). Eine Familiengründung im Studium kann möglicherweise zu einer biografischen Entzerrung (vgl. etwa Wehner 2012; Allmendinger/Dressler 2004; BMFSFJ 2004) des Lebenslaufs und der Berufsbiografie beitragen, indem die mit einem hohen Betreuungsaufwand verbundenen frühen Jahre der Elternschaft nicht mit dem Start ins Berufsleben zusammenfallen.

Der vorliegende Beitrag nimmt die Ungleichzeitigkeit sich wandelnder Vorstellungen von Elternschaft einerseits und begrenzender individueller und struktureller Bedingungen andererseits zum Anlass, sich mit Prozessen der Familiengründung und Elternschaftsarrangements bei Studierenden zu beschäftigen. Fokussiert wird die Gruppe hochgebildeter Eltern, da die skizzierte »Kluft zwischen Einstellungs- und Handlungsebene« (Foltys 2014, S. 54) bezogen auf egalitäre vs. traditionelle Elternschaft hier in besonderem Maße zu beobachten ist. Es werden ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Studierenden zu ihren Erfahrungen mit Familiengründung und Elternschaft präsentiert. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive geht der Beitrag zum einen der Frage nach, wie es überhaupt zur Gleichzeitigkeit von Familiengründungs- und Hochschulausbildungsphase kommt und welche Pfade der Familiengründung sich finden lassen; zum anderen stellt er die geschilderten Elternschaftsarrangements dar und analysiert sowohl die innerfamiliäre, partnerschaftliche Aufgabenteilung wie auch das Vereinbarkeitspotenzial von Studium und Elternschaft. Auf dieser Grundlage wird diskutiert, inwieweit die Aushandlungsprozesse um Familiengründung und Elternschaft im Studium eher zu einer Traditionalisierung oder zu einer Egalität der Aufgabenteilung innerhalb der Partnerschaft führen und wie sich Studierende im Spannungsfeld tradierter Entwürfe und geschlechteregalitärer Ideale positionieren.

2. Studie und Methodik

Von August 2012 bis Januar 2015 wurde am Hamburger Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf das qualitative Forschungsprojekt »Sexuelle und soziale Beziehungen von Studentinnen und Studenten«[1] durchgeführt. Das Gesamt-Sample der Studie umfasst 135 leitfadengestützte Interviews, teilgenommen haben 85 Studentinnen und 50 Studenten von 15 deutschen Universitäten. Die Befragung erfolgte in zwei Wellen: Die ersten 100 Befragten (50 Frauen, 50 Männer) wurden im Wintersemester 2012/2013 als Zufallsstichprobe aus den Teilnehmenden einer quantitativen Fragebogenerhebung zu »Studentensexualität im Sozialen Wandel«[2] ausgewählt. Diese Form des Samplings kann als sekundäre Selektion gewertet werden, da die zu untersuchende Gruppe nicht primär gezielt ausgewählt wurde, sondern die Studierenden »per Anzeige oder anderem Aufruf« (Merkens 2009, S. 288) zur Teilnahme aufgefordert wurden. Neben der Selbstselektion, die mit diesem Verfahren einhergeht, wurde die Stichprobe zudem nach Geschlecht, Alter und Universitätsstadt quotiert. Die Interviews wurden face-to-face (n = 10) und telefonisch (n = 90) durchgeführt. Face-to-face-Interviews wurden aus pragmatisch-logistischen Gründen nur in zwei Städten (Hamburg, Berlin), die für uns gut erreichbar waren und in denen wir Zugang zu angemessenen Räumlichkeiten hatten, geführt und nur mit Studierenden, die diese Interviewmethode einem Telefoninterview vorzogen.[3] Die Interviews dauerten in Abhängigkeit von den sexuellen und Beziehungserfahrungen der Befragten und ihrer Mitteilungsfreudigkeit zwischen 42 und 135 Minuten (im Durchschnitt 84 Minuten).[4] Etwa ein Viertel unserer Befragten ist zum Zeitpunkt des Interviews Single, während die Mehrheit in einer Beziehung lebt, davon ein Mann und eine Frau in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft. Neben der Fokussierung von Sexual- und Beziehungserfahrungen junger Erwachsener lag ein weiterer Schwerpunkt der Interviewstudie auf dem reproduktiven Verhalten von Studierenden. Unter den ersten 100 per Selbstselektion und Zufall gesampelten Befragten fanden sich drei Frauen, die schon einmal schwanger waren und drei Männer, die schon einmal in ihrem Leben ein Kind gezeugt hatten.[5] Um auch zu den für uns relevanten Fragestellungen zur Familienplanung und -gründung differenziertere Aussagen machen zu können, wurde in einer zweiten Befragungswelle eine zusätzliche Gruppe von n = 35 Frauen mit Schwangerschaftserfahrung nachgesampelt. Hierfür wurden auf Anfrage aus dem Pool der Interviewinteressierten sowie über ein Schneeballsystem gezielt Studentinnen gesucht, die mindestens schon einmal schwanger gewesen waren. Diese Interviews wurden im Sommersemester 2013 mit einem leicht veränderten Erhebungsinstrument und aufgrund der räumlichen Entfernung ausschließlich telefonisch geführt.

Tab. 1: Stichprobenbeschreibung.

Der halbstrukturierte Leitfaden wurde unter Einbeziehung des Forschungsstandes und angelehnt an die Methode des problemzentrierten Interviews (Witzel 1982, 2000) erstellt, in Expert_innengesprächen überprüft und in mehreren Probeinterviews getestet. Die Leitfragen wurden offen formuliert und durch erzählgenerierende, flexibel einsetzbare Nachfragen ergänzt. Sie fokussieren fünf Themengebiete, innerhalb derer die Befragten eigene Relevanzsetzungen vornehmen konnten: (1) die detaillierte und chronologische Erhebung der bisherigen Beziehungs- und Sexualbiografie; (2) die Exploration des gegenwärtigen Beziehungs- bzw. Singlelebens und ggf. des aktuellen Familienlebens; (3) das eigene Körperbild sowie Erfahrungen mit Solosexualität und Pornografie; (4) Erfahrungen mit Verhütung; (5) Schwangerschaftserfahrungen, Kinderwunsch und Einstellungen zum Schwangerschaftsabbruch sowie Erfahrungen mit Familiengründung und Elternschaft im Studium. Alle Interviews wurden mit Einwilligung der Befragten aufgezeichnet, anschließend transkribiert und anonymisiert. Der umfangreiche Datenkorpus wurde für die Auswertung thematisch gegliedert. Zur Komplexitätsreduktion wurden je nach Fragestellung nur bestimmte Abschnitte der Interviews für die Datenanalysen genutzt. Die thematisch vorsortierten Interviewauszüge wurden in die qualitative Datenauswertungs-Software MaxQDA eingelesen (vgl. Kuckartz 2012) und an der Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Mayring 2010) orientiert ausgewertet.

Wir haben uns für die qualitative Inhaltsanalyse entschieden, weil es die einzige uns bekannte Auswertungsmethode ist, die es erlaubt, große Datenmengen (die sich aus der hohen Fallzahl von insgesamt 135 Interview ergeben) systematisch zu analysieren. Im ersten Schritt wurde das Ausgangsmaterial thematisch eingegrenzt und genauer bestimmt, im Anschluss die jeweiligen Forschungsfragen konkretisiert. Im Zentrum unserer Analyse stand ein Kategoriensystem, das den »in den ausgewerteten Texten enthaltenen latenten Sinn« wiedergibt (Ramsenthaler 2013, S. 23). Die Kategorien wurden dafür induktiv, also direkt aus dem Text gewonnen und im Auswertungsverfahren fortlaufend überarbeitet, angepasst und rücküberprüft (Mayring 2010). Das Kategoriensystem basiert sowohl auf Zusammenfassungen wie auch auf Strukturierungen, die jeweils im Forschungsteam überprüft und diskutiert wurden. Für die folgenden Analysen nutzen wir lediglich eine Teilstichprobe aus der Befragung von Frauen mit Schwangerschaftserfahrung von n = 16 Studentinnen zwischen 22 Jahren und 33 Jahren, die bereits ein Kind haben und in unterschiedlichen Elternpaar-Konstellationen leben (alleinerziehend, verheiratet, in fester Beziehung). Darüber hinaus finden sich im Sample der schwangerschaftserfahrenen Frauen acht Studentinnen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, neun Studentinnen, die eine Fehlgeburt hatten sowie vier Studentinnen, die zum Zeitpunkt des Interviews zum ersten Mal schwanger waren und noch nicht entbunden hatten. Das Material aus diesen Interviews wird im Folgenden nicht berücksichtigt, da diese Befragten (noch) keine Erfahrungen mit Elternschaft haben und daher nicht über ihre Elternschaftsarrangements Auskunft geben konnten. Analysen zu den Perspektiven von Studenten, die bereits Vater sind, konnten wir aufgrund der Datenlage nicht durchführen, auch wenn dies aus geschlechtertheoretischer Perspektive relevant und ergiebig sein könnte. Aus der Vielfalt der Themen werden nur ausgewählte Aspekte fokussiert, die sich mit Familiengründung und Elternschaft im Studium beschäftigen.

3. Familiengründung im Studium

Akademisch gebildete Frauen werden heute durchschnittlich mit 31 Jahren zum ersten Mal Mutter (Statistisches Bundesamt 2013, S. 22). Zweidrittel der kinderlosen Frauen zwischen 20 und 29 Jahren geben ihr Studium bzw. ihre Ausbildung als wichtigen Grund gegen eine baldige Familiengründung an (BZgA 2013, S. 22), der Anteil von Studierenden (einer biologisch fruchtbaren und sexuell aktiven Gruppe) mit Kindern in Deutschland liegt seit mehr als 25 Jahren unverändert stabil zwischen 6 und 7 Prozent (vgl. u.a. Giese/Schmidt 1968; Clement 1986; Schmidt 2000; Middendorf 2008). Gerade in der Gruppe hochgebildeter Frauen und Männern greift weiterhin die Logik des klassischen »Phasenmodells« (vgl. Wehner 2012; Peuckert 2008), nach der das Studium als Ausbildungsphase vor der Erwerbs- und darauffolgender Familienphase gedacht und die Familienplanung eng mit dem Erreichen einer sicheren, beruflichen Position verknüpft ist (Middendorf 2003, S. 14). Die Vorstellung eines phasierten Lebenslaufs wird gestützt durch das gesellschaftliche Bild einer »verantworteten Elternschaft« (Kaufmann 1990), nach der »materielle Grundlagen, eine stabile Partnerschaft und persönliche Reife als notwendige Voraussetzung« (Henry-Huthmacher 2014, S. 7) einer gelungenen Elternschaft zu verstehen sind. Gerade das junge Erwachsenenalter scheint selten die Lebensphase zu sein, in der sich diese Erwartungen an die Familiengründung realisieren lassen (ebd., S. 6). Doch wie kommt es unter diesen Bedingungen überhaupt zur Familiengründung im Studium? Welche Pfade der Familiengründung, welche Wege in die Elternschaft lassen sich identifizieren?[6]

3.1 Ergebnisse: Pfade der Familiengründung im Studium

Unser Material zeigt, dass eine Schwangerschaft im Studium ganz unterschiedliche Ausgangspunkte haben kann: Sie kann mit einem gemeinsamen, partnerschaftlichen Wunsch nach einem Kind beginnen oder mit einer unbemerkten Verhütungspanne, geplant und hoch strukturiert ablaufen oder von massiven Ambivalenzen und moralischen, partnerschaftlichen oder lebensplanerischen Konflikten geprägt sein. Der positive Schwangerschaftstest kann gemeinsam mit dem Partner als Moment großer Freude erlebt werden – oder alleine, als größtmögliche Katastrophe. Die Schwangerschaft kann mit einer Geburt enden, mit einer Fehlgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch. Schon diese wenigen Stichworte deuten die hohe Individualität und Komplexität der Entscheidungsprozesse an, die mit einer Schwangerschaft im Studium verbunden sein können. Entsprechend der jeweiligen Entstehungs- und Verlaufsgeschichte der Schwangerschaften des Samples der schwangerschaftserfahrenen Frauen (n = 38) lassen sich entlang der Dimensionen gewollte bzw. ungewollte und geplante bzw. ungeplante Schwangerschaft drei Gruppen bilden (vgl. ausführlich Matthiesen 2016).[7] Unser Auswahlsample von n = 16 Studentinnen, deren Schwangerschaften mit der Geburt eines Kindes enden, verteilt sich fast hälftig auf Pfad 1 und Pfad 2 dieser Typologie.[8] Der dritte Pfad (ungewollte und ungeplante Schwangerschaften, die mit einem Abbruch enden) wird hier nicht berücksichtigt, weil er für die Fragen nach Familiengründung und Elternschaft im Studium nicht relevant ist.

Tab. 2: Pfade der Familiengründung im Studium (n = 16), nur Studentinnen mit einem Kind.

Im Folgenden stellen wir jeweils eine exemplarische Fallgeschichte[9] zu Pfad 1 und Pfad 2 vor und fassen anschließend die zentralen Etappen des Entscheidungsprozesses für die Familiengründung im Studium zusammen. Analysiert werden die partnerschaftlichen Kommunikationsprozesse, der Umgang mit Verhütung und Sexualität sowie der Ausgang der Schwangerschaft.

Pfad 1: »Schwangerschaft systematisch geplant und zielstrebig umgesetzt«

Diana [10], 26, studiert Gymnasiallehramt im fünften Semester und ist Mutter eines einjährigen Sohns. Seit knapp zehn Jahren ist sie mit ihrem Partner zusammen, vor drei Jahren haben sie geheiratet. An ihrem zweiten Hochzeitstag entschieden ihr Mann und sie gemeinsam, bald schwanger werden zu wollen. Sie hat »erst mal die Pille weglassen, damit mein Hormonhaushalt wieder klarkommt« und auch begonnen, »diese Folsäure zu nehmen, damit alles gesund ist.« Innerhalb weniger Zyklen kommt es zur gewünschten Schwangerschaft. Diana beschreibt den Moment, als sie den positiven Test in der Hand hält, als »das ganze Leben wird umgekrempelt innerhalb von 'ner Minute sozusagen. Erst war ich 'n bisschen schockiert, dann Freude, hab auch gleich 'n Body gekauft.« Die Schwangerschaft erlebt Diana als »total schön, ich hatte kaum Beschwerden, […] ich hab's total genossen, jede Woche den Bauch fotografiert, wie er gewachsen ist und hab mich total wohl gefühlt, also das ist wunderschön gewesen.« In einer fünfzehnstündigen Geburt bringt sie dann ihren Sohn zur Welt und berichtet von einem »Wechselbad der Gefühle« in den Wochen nach der Entbindung, in denen ihr Mann »sehr verständnisvoll« war und sie viel unterstützt hat.

Das Fallbeispiel von Diana zeigt, dass eine systematisch geplante und zielstrebig umgesetzte Familienplanung im Studium mit partnerschaftlichen Aushandlungsprozessen beginnt. Bei allen Frauen dieses Familienplanungspfades drückt sich in einem biografischen Moment, der als »glücklicher Zeitpunkt« (Sara, 26) erlebt wird, ein Kinderwunsch aus »der immer mehr gewachsen ist« (Elina, 29), während ihre Partner teilweise zunächst einen späteren Zeitpunkt favorisieren. In konsensuell getroffener Absprache wird die hormonelle Verhütung heruntergestuft oder direkt beendet. Für die Frauen beginnt die Planung ihrer Schwangerschaft bereits Monate vor ihrem Eintreten: Um optimiert in einem bestimmten Zeitfenster schwanger zu werden, versuchen die jungen Frauen, einen »halbwegs normalen Zyklus zu bekommen« (Franziska, 27) und über ärztliche Beratung und Unterstützung mit »Folsäure«, »Vitamin B12« und »prophylaktischen Vitaminen« (Sara, 26) zeitnah schwanger zu werden. Die Beschreibungen von Zeugung und Sexualität sind wenig romantisch oder leidenschaftlich, vielmehr wird zweckorientiert auf die Beachtung der » fruchtbaren Tage « (Insa, 28) geschaut. Sexualität bekommt, neben der zuvor rein lustbetonten, eine weitere, fortpflanzungsorientierte Dimension, bei der »gerechnet« wird und man sich »ranhalten« (Sara, 26) muss, um die geplante Schwangerschaft zu verwirklichen.

Wir sehen, dass die Schwangerschaften des Pfad 1 konkret auf diesen Zeitpunkt hin geplant waren und im Gespräch mit dem Partner durch ein gemeinsam ausgehandeltes »Ja« zu einem Kind im Studium initiiert wurden. Eine stabile Partnerschaftssituation stellt eine Grundlage für Familienplanung und -gründung im Pfad 1 dar (vgl. auch BZgA 2013, S. 18). Die gemeinsame Entscheidung leitete eine Umstellung der Verhütung ein, die darauf ausgerichtet war, den Zeitpunkt der Zeugung möglichst optimal zu »timen«. Der hohe planerische Aufwand, den die jungen Frauen betreiben, um die Geburt eines Kindes optimal in ihre Biografie einzupassen, hängt mit dem Wunsch zusammen, nicht »zu alt« für ein Kind zu werden, den Übergang von Studium zur Berufstätigkeit zu erleichtern, bestimmte »Lücken«, wie Zeiten vor Examen oder Referendariat optimal auszunutzen oder den Kinderwunsch und Lebens- und Karriereplanung aktiv gestaltend zu vereinbaren. Hier zeigt sich, was sozialwissenschaftlich als »Aufstieg des Planungsdenkens« (Beck-Gernsheim 2000, S. 59) bezeichnet wird: Frauen versuchen, die »riskanten Freiheiten« (Beck 1994), die in ihren negativen Konsequenzen als Unsicherheiten für das Individuum spürbar werden, kontrollierbar zu machen und die Zukunft entsprechend den individualisierten Vorstellungen zu gestalten. Der Wunsch nach einer Schwangerschaft im Studium speist sich dabei aus der Erkenntnis, dass es keinen idealen Zeitpunkt für ein Kind gibt. Die Planung eines Kindes im Studium wird u.a. von der Befürchtung angetrieben, nach dem Studium in einem Alter zu sein, das nicht mehr »ideal« ist, um Kinder zu bekommen – eine Befürchtung, die angesichts des hohen Prozentsatzes z.T. ungewollt kinderloser Akademikerinnen (vgl. etwa Bujard 2015) nicht von der Hand zu weisen ist.

Pfad 2: »Eine ungeplante Schwangerschaft führt zur Familiengründung im Studium«

Mara, 27, Lehramtsstudentin, ist seit sechs Jahren mit ihrem Freund zusammen und hat einen eineinhalb Jahre alten Sohn. Vor der Schwangerschaft gab es eine massive Beziehungskrise, weil sie eine Affäre mit einem gemeinsamen Freund hatte, die sie ihrem Partner verschwieg: »ich wusste überhaupt nicht, wie ich damit umgehen sollte und hatte ein megaschlechtes Gewissen, hab lang überlegt, ob ich´s sage oder nicht und hab´s dann nicht gesagt.« Nach einiger Zeit erfährt ihr Partner davon und trennt sich von ihr. Während der mehrwöchigen Trennungszeit hielten sie Kontakt und waren auch sexuell aktiv – währenddessen »ist mein Sohn entstanden... ja, ungeplant entstanden.« Mara schildert, sie wisse »nicht 100%ig, ob wir wieder fest zusammengekommen wären, wenn diese Schwangerschaft nicht gewesen wär.« Als sie die Schwangerschaft feststellte, war es »nicht direkt ›yeah, wir kriegen das Kind‹, sondern wir haben schon überlegt, ›was mach ich jetzt? Treib ich ab oder bekomm ich das Kind?‹« Auch ihre Gefühle beschreibt Mara als »Mischmasch aus ›Scheiße, die Situation‹ und ich hab mich aber trotzdem gefreut.« Für sie war beim ersten Frauenärztin-Besuch »eigentlich schon die Entscheidung gefallen, dass ich… äh, die hat dann natürlich auch Ultraschall gemacht und irgendwie war das dann für mich eigentlich klar, ›ich krieg das Kind‹ und für ihn aber noch nicht«, er hat einige Tage später gesagt, »wir machen das« und seitdem sind beide auch wieder ein festes Paar.

Die ungeplanten Familiengründungen im Studium gehen auf einmalige Verhütungspannen oder phasenweise nachlässiges Verhütungsverhalten zurück, etwa wenn die Pille »unregelmäßig« genommen wurde und »es keinen Schutz« (Rita, 27) mehr gab oder wenn es zu »Sex eben ohne Verhütung« (Ricarda, 26) kam. Ein Schwangerschaftsrisiko wird von einigen Studentinnen wahrgenommen, von anderen völlig ausgeblendet und die Verhütungspanne auf stressige oder als »verrückt« (Rita, 27) klassifizierte Lebensumstände zurückgeführt, in denen eine hedonistische Ausrichtung der Sexualität dominiert. Der Grad der Zufälligkeit bzw. Aufgeschlossenheit für eine Schwangerschaft in dieser Phase liegt zwischen einem »Zufallstreffer« (Mara, 27) und einem einkalkulierten »Risiko« (Larissa, 33). Die Bestätigung der Schwangerschaft wird oft von »schockierten« (Rita, 27) oder »verwirrten« (Daniela, 25) Gefühlen begleitet. In der Folge wird sich entweder »trotzdem gefreut« (Mara, 27) oder es kommt zu einem »ausgeprägten Schwangerschaftskonflikt« (Kim, 29). Die Abwägungen über den Fortgang der Schwangerschaft werden »unabhängig« (Ricarda, 26) oder »zusammen« mit dem Partner (Daniela, 25) getroffen und zeigen sich in lebenspraktischen Überlegungen, etwa »wie es mit der Promotion« (Kim, 29) bzw. dem Studium weitergeht, oder moralischen Bedenken, etwa sich einen Schwangerschaftsabbruch »nicht […] verzeihen zu können« (Ricarda, 26).

Die als Pfad 2 zusammengefassten Schwangerschaften waren nicht konkret auf diesen Zeitpunkt hin geplant. Einige Studentinnen hatten bereits mehr oder weniger intensiv mit ihrem Partner über eine Familiengründung gesprochen, andere gar nicht, weil die Beziehungen noch zu jung waren oder es keinen Anlass dafür gegeben hatte. Erst nach der oftmals überraschenden Feststellung der Schwangerschaft beginnt ein mehr oder weniger konflikthafter Abwägungsprozess, in dessen Folge sich die Frauen dafür entscheiden, die Schwangerschaft auszutragen. Schwangerschaften, die einerseits ungeplant, jedoch gleichzeitig gewollt sind und ausgetragen werden, verweisen auf Inkonsistenzen bei der Familienplanung, die offensichtlich weit verbreitet sind (vgl. BZgA 2013). Die Studierenden verhalten sich entgegengesetzt zu der verbreiteten Annahme, dass die Entscheidung für ein Kind heutzutage bewusst getroffen und partnerschaftlich ausgehandelt wird (vgl. Miller/Pasta 1996). Vielmehr wird durch den phasenweisen Verzicht auf Verhütung Kontrolle abgegeben und eine Schwangerschaft in Kauf genommen, ohne eine weitere Konkretisierung der Familienplanung vorgenommen zu haben. Durch das inkonsistente Verhütungsverhalten wird ein Stück Planungshoheit und damit Verantwortung abgegeben – in der Logik der Erzählungen ist die Zeugung mehr oder weniger ein Werk des Zufalls. Der kommunikative Austausch in der Partnerschaft, mit Freunden und der Familie führt zu einer Reflexion der Möglichkeiten, die ungeplante Schwangerschaft trotz Studiums auszutragen. Die Auflösung des Konflikts, in den überwiegenden Fällen im Konsens mit dem Partner, führt in der Folge zu einer positiven emotionalen Aufladung des Themas und zu einem »Re-Framing« der Studienzeit als passendem biografischen Zeitpunkt für die Familiengründung. Eine moralische Ablehnung eines Schwangerschaftsabbruchs hat ebenso wie eine lange, Sicherheit bietende Beziehung Einfluss darauf, sich für das Austragen der Schwangerschaft zu entscheiden (vgl. auch BZgA 2013, S. 31).

Beiden hier beschriebenen Pfaden ist gemeinsam, dass eine stabile partnerschaftliche Situation und gelungene Aushandlungsprozesse eine Familiengründung im Studium deutlich begünstigen. Doch wie verändert sich die Paarsituation, wenn aus dem Liebespaar auch ein Elternpaar wird? Welche Vereinbarungen zur familialen Arbeitsteilung treffen die Studierenden und begünstigt dieser biografische Zeitpunkt der Familiengründung egalitäre Elternschaftsarrangements?

4. Elternschaft im Studium

Mit dem Übergang in die Familiengründungsphase und der damit notwendig werdenden partnerschaftlichen Aufteilung produktiver und reproduktiver Aufgaben kommt der Dimension Geschlecht auch in bis dahin egalitären und von gleichberechtigten Vorstellungen geprägten Paarkonstellationen eine neue Bedeutung zu. Zwar entspricht das früher dominierende »Ernährer-Modell« (vgl. Lewis 2001; Pfau-Effinger 2001), in dem der Familienvater durch seine Berufstätigkeit für das Familieneinkommen sorgt, während die Mutter reproduktive und unbezahlte Aufgaben innerhalb der Familie übernimmt, heute kaum mehr der Lebensrealität junger Paare (vgl. Grunow 2013). Doch kann von seinem Ende »nicht gesprochen werden, denn es besitzt weiterhin eine prägende normative Kraft für die Gestaltung der Geschlechterbeziehung« (Oschmiansky et al. 2014, S. 19) – in besonderem Maße für das Familienleben in den ersten Lebensjahren des Kindes. Auch Zeitbudgetstudien und Studien zur geschlechterdifferenten Arbeitsteilung (etwa Döge/Volz 2004; Kahle 2004; Gille/Marbach 2004) weisen darauf hin, dass trotz zunehmender Erwerbsbeteiligung gerade gut ausgebildeter Frauen die Beteiligung von Müttern und Vätern an unbezahlter familiärer Arbeit weiterhin sehr ungleich geblieben ist und es »nach wie vor fast ausschließlich Mütter [sind], die ihre Erwerbsarbeit reduzieren, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen die Betreuung eigener Kinder zu gewährleisten« (Cornelißen 2005, S. 309). Diese ungleiche Aufteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit zeigt sich auch darin, dass sich der »Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen in Deutschland vor allem über die Ausweitung von Teilzeitarbeitsverhältnissen« (BMFSFJ 2011, S. 111) vollzogen hat und diese »Arbeitszeit-Lücke« bei Frauen »im typischen Alter der Familiengründung« (ebd., S. 112) noch deutlich zunimmt. Nach Wehner (2012) bewirken Familiengründung und Elternschaft potenziell eine Traditionalisierung, »die zu den Gleichheitserfahrungen der vorherigen Lebensphasen und daraus erwachsenden Gleichheitsaspirationen für die eigene Zukunft in Partnerschaft und Erwerbsleben junger Männer und Frauen in Widerspruch« stehen (ebd., S. 35) und auch Rüling (2007) spricht von »Traditionalisierungsfallen«, auf die Elternpaare nach der Familiengründung treffen. Angenommen wird jedoch für hochgebildete junge Erwachsene eine stärkere Orientierung an gleichberechtigten, egalitären Elternschaftskonzepten (vgl. etwa Foltys 2014; Dechant/Schulz 2014; Grunow 2013; Rüling 2007) sowie die Möglichkeit, dass »ein Studium mehr zeitliche Flexibilität und somit potenziell auch mehr Gestaltungsspielraum für eine geschlechtergerechtere Aufteilung der Studien- und Familienarbeit« mit sich bringe (Wehner 2012, S. 63). Wie wirkt sich also eine Familiengründung in der Lebensphase Studium auf die Arrangements partnerschaftlicher Arbeitsteilung aus?

4.1 Ergebnisse: Elternschaftsarrangements von Studierenden

Tab. 3: Typologie der Elternschaftsarrangements

Die Arrangements familiärer Aufgabenteilung stellen wir anhand ausgewählter Fallskizzen der befragten Studentinnen dar. Die Falldarstellungen werden entlang des jeweiligen Geschlechterarrangements (oder »Familienmodells«, vgl. etwa Pfau-Effinger 2001) analysiert und ihre Kohärenz bzw. Ambivalenz reflektiert. Analysiert werden neben der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit auch die partnerschaftlichen Kommunikationsprozesse, auf denen das jeweilige Elternschaftsarrangement basiert.

Geschlechtertraditionelles Elternschaftsarrangement

Traditionell gelebte Elternschaft wird hier orientiert an dem modifizierten »Ernährer-Modell« (vgl. etwa Lewis 2001; Leitner et al. 2004; Mantl 2012) verstanden und umfasst folgende Aspekte: der männliche Elternteil geht einer Vollzeit-Erwerbstätigkeit bzw. einem Studium in vollem Umfang nach, der weibliche Elternteil maximal einer Teilzeittätigkeit bzw. einem Teilzeit-Studium; das Familieneinkommen basiert überwiegend auf den Einkünften des Mannes; die Kinderbetreuung und Hausarbeit werden größtenteils von der Frau geleistet. Sechs Fälle unseres Samples lassen sich diesem traditionellen Elternschaftsarrangement zuordnen, das maßgeblich durch eine ungleiche Aufgabenverteilung zwischen den Elternteilen gekennzeichnet ist. Überwiegend entstanden die Schwangerschaften in dieser Gruppe gewollt und geplant (vgl. Tab. 3). Diese Studentinnen haben den Umfang ihres Studiums nach der Geburt deutlich reduziert und sind aktuell hauptzuständig für die Kinderbetreuung und die Hausarbeit. Die männlichen Elternteile führen unabhängig von der Familiengründung ihr Studium zu Ende bzw. bleiben vollzeiterwerbstätig und sichern so das Familieneinkommen. Typisch für diese Aufteilung ist folgende exemplarische Fallskizze:

Elina, 29, Psychologiestudentin, ist seit acht Jahren mit ihrem Partner zusammen, seit Kurzem mit ihm verheiratet und hat einen knapp zweijährigen Sohn. Von Anfang an ist Elina hauptzuständig für Kind und Haushalt und von ihrem Studium beurlaubt. Ihr Partner hat direkt nach der Geburt parallel sein Studium abgeschlossen und begonnen, im Familienbetrieb mitzuarbeiten. Inzwischen ist er dort »seit einem Jahr richtig mit drin, so richtig schön mit 40-Stunden-Wochen.« Seinen Sohn bringt er regelmäßig abends zu Bett und ist »ein ganz toller Vater, vom Emotionalen her total präsent. Der Paul liebt den abgöttisch, der nutzt wirklich jede freie Minute, um mit ihm was zu machen.« Sie selbst kümmert sich um »dieses ganze Drumherum, was eigentlich dieses nervige Zeug ist, was ein Kind mit sich bringt, von Arztbesuchen über ›Body ist zu klein, wir brauchen neue, wir brauchen Krippenplatz…‹.« Ihr Wunsch, »nicht nur auf diese Mutterrolle« festgelegt zu sein, realisiert sich bislang kaum. Elina fragt sich, ob es »sich so eingeschlichen hat?! Ich weiß es nicht, ich glaub, dass Frauen das generell mehr übernehmen. Da kämpf ich sehr, weil ich das sehr unfair finde und sich mein eigenes Studium in den Prioritäten immer ganz nach unten schraubt.« Zwar erlebt sie es als positiv, »im Bioladen einkaufen zu können und uns um Finanzen keine Gedanken machen zu müssen«, sagt aber auch, sie hätte »manchmal lieber weniger Geld und dafür mehr Zeit.« Sie ist sogar »immer etwas neidisch«, wenn sie in anderen Familien erlebt, wie »die Väter da anders involviert sind als das bei uns möglich ist.« Die Elternschaft hat auch die Beziehung verändert, die Elina zwar weiterhin als »sehr, sehr stabil« beschreibt, in der aber »jeder schon sehr für sich alleine kämpft« und sie »eigentlich mehr gegeneinander, als miteinander arbeiten.« Sie berichtet von »Wut« und »Enttäuschung«, weil ihr Partner »eine Woche nach Geburt schon wieder arbeiten gegangen ist« und von Problemen, dies mit ihm besprechen zu können. Ihr antizipiertes Lebensmodell in zehn Jahren bezeichnet Elina als »Apfelbaumidylle«: sie lebt mit Mann und drei Kindern in einem großen Haus mit Garten, ist als Psychotherapeutin in Teilzeit erwerbstätig, während ihr Mann in seiner Firma »trotz Führungsposition so viel Leute um sich hätte, dass er nicht 50 Stunden die Woche arbeiten müsste.«

Typisch für das traditionelle Elternschaftsarrangement ist der im Alltag überwiegend abwesende Vater als »Ernährer« und die für- und versorgende, familiär präsente Mutter. Zwar schildert Elina – wie andere Studentinnen dieser Gruppe – ihren Partner als der aktiven Vaterrolle gegenüber prinzipiell aufgeschlossen, doch stehen der Realisierung dieses Interesses äußere Bedingungen (hier der zeitgleiche Berufseinstieg) entgegen. Elinas Gefühle zu ihrem Elternschaftsmodell sind sehr ambivalent: Sie erlebt die konkrete Aufgabenteilung als unfreiwillig entstanden und zu wenig partnerschaftlich, ihr fehlt die Wertschätzung für ihre familiäre Leistung und die Möglichkeit, ihre eigene berufliche Entwicklung durch die aktive Fortsetzung ihres Studiums voranzubringen. Sie verweist selbst auf den normativen Gehalt gesellschaftlicher Mutter- und Vaterbilder und hält ihre familiäre Aufgabenteilung für erklärungsbedürftig. Gleichzeitig genießt sie die materielle Sicherheit ihrer Situation und entscheidet sich bislang gegen eine umfangreichere außerhäusliche Betreuung ihres Sohnes. Ein partnerschaftliches Aushandeln, das im Sinne einer Verhandlungsmoral (vgl. Schmidt 1996, 2000; Sigusch 2013) das zentrale Instrument nicht nur von Beziehungsgestaltung, sondern auch gemeinsam gestalteter Elternschaft darstellen könnte, wird in dieser Fallgeschichte nicht thematisiert. Auch in den antizipierten Zukunftsvorstellungen drücken sich traditionelle Einstellungen aus, etwa in dem Wunsch nach materieller Sicherheit (das »eigene Haus auf dem Lande«) oder nach ein bis zwei weiteren Kindern, entsprechend der in Deutschland prägenden Normvorstellung der Zwei-Kind-Familie (vgl. Schneider et al. 2015). Der Widerspruch zwischen einerseits »dem Prinzip der Gleichberechtigung innerhalb der Partnerschaft« (Diabaté 2014, S. 2) und andererseits gesellschaftlichen Leitbildern einer »verantworteten Elternschaft« (Kaufmann 1990, S. 39f.) bzw. der »guten Mutter« (Schütze 1986, 2010) werden in diesem Arrangement besonders deutlich.

Geschlechteregalitäres Elternschaftsarrangement

Elternschaftsmodelle werden angelehnt an Rüling (2007, S. 64ff.) als egalitär verstanden, wenn folgende Kriterien in ähnlichem Maße auf beide Elternteile zutreffen, und zwar unabhängig von ihrem aktuellen Beziehungsstatus: Mutter und Vater sind erwerbstätig bzw. aktiv studierend; beide sind für die Sicherung des Familieneinkommens verantwortlich; beide sind an der Kinderbetreuung wie auch der Hausarbeit beteiligt. In diesem Sinne egalitäre Elternschaftsarrangements, die sich durch eine paritätische Aufgabenteilung in allen Lebensbereichen auszeichnen, werden in unserem Sample von fünf Studentinnen berichtet, deren Schwangerschaften überwiegend ungeplant zustande kamen (vgl. Tab. 3). Drei Studentinnen leben in Paarbeziehungen mit dem Kindsvater, eine Studentin ist vom Kindsvater getrennt und lebt in einer Wohngemeinschaft, eine Studentin lebt nach der Trennung vom Kindsvater inzwischen in einer neuen Beziehung. Die Kinderbetreuung wird unterschiedlich organisiert, in allen Fällen aber geteilt: entweder wird ein nacheinander phasierter Ablauf vereinbart, die Zuständigkeit für einzelne Wochentage abwechselnd auf beide Elternteile verteilt oder (bei den getrennt lebenden Elternpaaren) ein wochenweiser Rhythmus abgesprochen. Die bezahlte Erwerbsarbeit, das noch zu bewältigende Studium und die familiären Aufgaben entfallen so in etwa gleichen Teilen auf die Studentinnen wie auch ihre Partner. Eine Fallgeschichte, in der die Prozesse dieser Aushandlungen besonders deutlich werden, steht exemplarisch für das egalitäre Elternschaftsarrangement:

Kim, 29, Promotionsstudentin im Ingenieurswesen, ist seit drei Jahren mit ihrem Freund zusammen und hat einen eineinhalbjährigen Sohn. Die Betreuung des Kindes haben sie sich von Anfang an paritätisch geteilt, Kim führt dazu aus: »Nach drei Monaten bin ich wieder arbeiten gegangen, da hatten wir aber noch keinen Kita-Platz. Wenn ich bei der Arbeit war, war mein Freund zuhause mit dem Kind, sprich er hat in der Anfangszeit nur zwei Tage die Woche gearbeitet. […] Ich hab die drei-Tage-Woche gekriegt, weil ich in der Schwangerschaft ziemlich viel gefehlt habe und mir ziemlich viel Zeit verloren gegangen ist in der Promotion und ich das ein bisschen aufholen musste.« In dieser Zeit hat sie noch gestillt und im Serverraum ihrer Arbeit Muttermilch »abgepumpt, […] drei oder vier Mal am Tag.[…] Ich hab mir extra eine sehr, sehr gute Pumpe dafür gekauft, das war extra eine, die man festschnallen kann am BH, so dass man die Hände frei hat. Dann hab ich teilweise da drin gesessen und weiter am Computer gearbeitet.« Seit ihr Sohn mit fünf Monaten in die Kita gekommen ist, arbeiten »beide wieder an jedem Wochentag, nur unterschiedlich lang.« Für die Organisation, wer zu welchen Zeiten für das Kind zuständig ist, haben sie »extra einen Google-Kalender, wo wir reinschreiben, wer ihn wann holt« und »einen ziemlich komplexen Plan«, in dem »abwechselnd alle zwei Tage einer zuständig« ist. Dadurch können beide etwa 36 Wochenstunden für ihre Promotion arbeiten. Dieses »System läuft im Prinzip auch am Wochenende weiter, am einen Tag ist der eine mehrheitlich verantwortlich und am anderen der andere.« Die Vereinbarung »ist dadurch entstanden, dass ich ein bisschen das Gefühl hatte, dass ich mehr mache für unseren Sohn oder ihn mehr betreue, weil mein Freund häufiger auf Dienstreisen geht als ich […] und um solche Sachen zu berücksichtigen, haben wir dann angefangen, das richtig zu dokumentieren.« Kim ist mit der Aufteilung »super zufrieden« und führt aus: »Wir teilen uns die Zeit mit unserem Sohn super gut auf, er ist genauso ein Hausmann wie ich eine Hausfrau bin, da kann man echt überhaupt nicht meckern.« Für ihr Leben in zehn Jahren wünscht sie sich, mit ihrem Partner, dem Sohn und einer jüngeren Tochter im Ausland zu leben, eine große Wohnung oder ein Haus zu haben und dass »beide gleichviel« arbeiten.

Zentral in der Erzählung von Kim ist die geteilte Verantwortung für sämtliche produktiven und reproduktiven Aufgaben, die als gleichwertig in ihrer Wichtigkeit dargestellt werden. Beide Elternteile werden einerseits als kompetent und zuständig für den Sohn und die Hausarbeit beschrieben, andererseits auch ihr berufliches Weiterkommen als in gleichem Maße wichtig erachtet. Diese hohen Ansprüche an die Eltern- und Studierendenrolle regelt das junge Paar durch dezidierte Absprachen der zeitlichen Abläufe, aber auch einen inhaltlichen Austausch über die jeweiligen Bedürfnisse. Außerdem wird ein beträchtlicher Teil der Kinderbetreuung an ein professionelles Netzwerk externalisiert, so dass eine Realisierung der starken Studienorientierung für beide Elternteile möglich wird. Das Paar nimmt sich regelmäßig Zeit zu zweit, Kim erlebt wenig Konflikte und kaum Veränderungen im Übergang von der Paar- zur Elternbeziehung, was sie jedoch selbst auch auf die kurze Beziehungsdauer vor der Geburt des Kindes zurückführt. Auch das antizipierte Szenario des Lebens in zehn Jahren ist partnerschaftlich-egalitär geprägt: die Erwerbstätigkeit beider Partner_innen soll einen vergleichbaren Umfang haben und die Verantwortung für familiäre Aufgaben weiterhin paritätisch getragen werden.

Egalitär gelebte Elternschaft zeichnet aus, dass sie sich nicht an »qua Geschlecht zugeschriebenen Zuständigkeiten orientiert« (Wehner 2012, S. 175) und sich von gesellschaftlichen Mutter- und Vaterbildern distanziert präsentiert. In dieser Gruppe wird eine geschlechteregalitäre Einstellung in eine reale, paritätische Arbeitsteilung nach der Familiengründung umgesetzt. Die Tatsache, dass sich beide Elternteile zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes in einer ähnlichen beruflichen Situation befinden, kann dabei als besonders begünstigender Begleitumstand (vgl. auch Künzler 1994) verstanden werden.

Alleinzuständiges Elternschaftsarrangement

Während die bisher beschriebenen Elternschaftsarrangements partnerschaftlich organisiert und überwiegend in Beziehung gelebt wurden, zeichnet sich nachfolgendes Elternschaftsarrangement durch die Alleinzuständigkeit eines Elternteils für ein Kind in einer Ein-Eltern-Familie aus (vgl. Nave-Herz/Krüger 1992; Peuckert 2008). Kennzeichnend ist, dass das Kind entsprechend des Residenzmodells (vgl. etwa Zütphen 2010) seinen Lebensmittelpunkt bei nur einem Elternteil hat; das getrennt lebende Elternteil im Alltagsleben des Kindes kaum vorkommt; das betreuende Elternteil das Studium/die Erwerbstätigkeit in verringertem Umfang fortsetzt. Fünf Fälle unseres Samples entsprechen dieser Definition alleinzuständiger Elternschaft, die durch die alleinige Aufgabenübernahme der Mutter und einem im Familienalltag abwesenden Vater gekennzeichnet ist, überwiegend kamen diese Schwangerschaften ungeplant zustande (vgl. Tab. 3). Die Kindsväter tauchen in den Erzählungen der Studentinnen nur als Randfiguren auf, die im Leben ihrer Kinder kaum eine Rolle spielen. Die alleinige Zuständigkeit für das Kind im Alltag ist in fast allen Fällen nur schwer mit den Anforderungen des Studiums zu vereinen und führt zu zeitlichen Verzögerungen, schwächeren Leistungen und in einem Fall zum Studienabbruch. Folgende exemplarische Fallskizze verdeutlicht die alleinzuständige Elternschaft:

Larissa, 33, studiert Medizin und lebt mit ihrer 20 Monate alten Tochter in einem Studentenwohnheim. Die Unterkunft ist preiswert, nah der Universität und an eine Krippe angebunden, aber die Verhältnisse sind beengt. Für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit lässt sich Larissa zwei Semester beurlauben, in dieser Zeit lebt sie von Hartz IV. Mit der Schwangerschaft verbindet sie die Hoffnung, mit dem Vater des Kindes eine Beziehung einzugehen. Ihr Partner gibt jedoch seinen damaligen Plan, in die Karibik auszuwandern, nicht zugunsten der Familiengründung auf. »Ich hatte gehofft, dass er da bleibt, dass jetzt, wo ich schwanger bin, alles ganz toll wird und ganz romantisch und super (lacht). Aber so is’ es nicht gekommen.« Inzwischen studiert er in einer anderen Stadt und sie führen eine Fern- oder Wochenendbeziehung mit Kind. Zum Zeitpunkt des Interviews beschreibt sich Larissa als alleinerziehend und erlebt es als »nicht ganz einfach... weil er nur am Wochenende hier ist, ich unter der Woche Vollzeitmutter bin und Studentin und alles und eben das Gefühl hab, dass er sich nicht so einbringt, wie ich das gerne hätte. Aber er kann natürlich auch nicht, weil er gar nicht da ist und am Wochenende möchte er eben auch seine Freizeit genießen.« Wenn er freitags spät am Abend »mit der Mitfahrgelegenheit« ankommt, fängt das Familienleben erst am nächsten Morgen an: »dann hol ich sie zu uns in´s Bett und dann sind wir gemeinsam Eltern. Dann kuscheln wir, gucken wir uns ´n Buch an, machen so diese ganzen Eltern-Kind-Sachen.« Für Larissa ist dieses Modell einer Wochenendfamilie tragbar, es entspricht aber nicht ihren Wünschen: »Ich hab´s mir immer anders vorgestellt. Kind haben und Familie haben, natürlich ganz typisch so, dass man zusammen ist und alles geteilt wird. Ich würde lieber mit ihm zusammen alles aufteilen: die Pflichten und die guten Momente auch.« Larissas Alltag als alleinerziehende Studentin ist anstrengend, die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und den Anforderungen des Studiums ein täglicher Kraftakt. Ihre Tochter ist täglich in der Krippe, aber trotz langer Betreuungszeiten gelingt es ihr kaum, alle wichtigen Studienveranstaltungen zu besuchen. Larissa hofft auf eine gemeinsame Zukunft mit ihrem jetzigen Freund, »dass es vielleicht doch klappt zwischen uns, wenn wir weiter dran arbeiten, dass es auch funktionieren kann«, hätte in zehn Jahren gern ein zweites gemeinsames Kind mit ihm und »möglichst viel Zeit« mit ihrer Familie trotz einer Berufstätigkeit als Tierärztin.

Die Familiengründungsphase ist in diesem Fall stark von der Sehnsucht, die Beziehung zum Kindsvater zu stabilisieren, und deren Nicht-Erfüllung geprägt. Typisch für dieses Elternschaftsarrangement ist der auch in Larissas Ausführungen erkennbar werdende Verlust von Freiheit und Flexibilität durch die Mutterschaft im Studium bzw. besonders durch den im Alltag fehlenden Partner. Die Gleichzeitigkeit ihrer alleinigen Zuständigkeit für alle Belange des Kindes und ihres hohen beruflichen Ehrgeizes lässt sich nur durch einen stark durchstrukturierten Alltag und eine umfangreiche professionelle Betreuung der Tochter, die einen zehn-Stunden-Platz im Kindergarten hat, realisieren. Versuche, den andernorts lebenden Kindsvater stärker in das Familienleben einzubeziehen, scheitern an äußeren Rahmenbedingungen seines Studiengangs, allerdings zeigt er auch nur ein geringes Interesse an einem gemeinsamen Familienalltag.

Oftmals wird der fehlende Partner im alleinzuständigen Modell durch eine »verstärkte Hinwendung zur Herkunftsfamilie« (Peuckert 2008, S. 144) kompensiert, vor allem nimmt die Bedeutung der eigenen Mutter zu: neben frühzeitiger und umfangreicher professioneller Kinderbetreuung ermöglicht diese familiäre Unterstützung den alleinstehenden Studentinnen, ihr Studium auch mit Kind fortzusetzen. Auch werden positive Dimensionen wie mehr Entscheidungsfreiheit oder der Wegfall von Partnerschaftskonflikten betont (vgl. auch Schneider et al. 2001). Die Lebenslagen dieser Studentinnen mit Kind sind jedoch selbst in unserem kleinen Sample sehr heterogen[11] (vgl. auch Peuckert 2008, S. 194) und werden von ihnen zumeist als nur temporär angenommen. Auch die Zukunftsvisionen dieser Gruppe zielen auf ein Leben als Kleinfamilie. Dies kann als Hinweis auf die Vorstellung einer seriellen Beziehungsführung, die insgesamt typisch für junge Erwachsene ist (vgl. Böhm et al. 2016), auch bei studierenden Singles mit Kind verstanden werden.

5. Fazit und Ausblick

Wir haben gesehen, dass Familiengründungen in der Lebensphase Studium vor allem auf zwei Wegen entstehen: zum einen systematisch geplant, gewollt und umgesetzt, zum anderen ungeplant und erst nach einer Phase des Arrangierens gewollt und ausgetragen. Die Familiengründung zu diesem biografischen Zeitpunkt wird entweder von den Frauen bewusst initiiert oder die Entscheidung für das Austragen einer ungeplanten Schwangerschaft maßgeblich von ihnen verantwortet und nur teilweise partnerschaftlich-egalitär ausgehandelt. Mit dem Übergang in das Familienleben spielen in beiden Gruppen die individuellen und partnerschaftlichen Belastungssituationen mit dem Kind eine wesentliche Rolle, familiäre Arbeitsteilungen und elterliche Rollen müssen neu ausgehandelt und etabliert werden.

In unserem Sample lassen sich drei Typen der Gestaltung von Elternschaft entlang des Spannungsfeldes egalitärer und traditioneller Arbeitsteilung herausarbeiten. Zu einem eher traditionellen Elternschaftsarrangement kommt es in einer partnerschaftlichen Konstellation, in der die männlichen Partner zum Zeitpunkt der Familiengründung direkt vor dem Berufseinstieg stehen bzw. bereits beruflich etabliert sind. Dies korrespondiert oft mit einer niedrigeren Erwerbs- oder Studienorientierung auf Seiten der Studentinnen, die zumindest temporär ihr Studium zugunsten der familiären Arbeit hintanstellen. Das Einfinden in diese veränderte Rollenverteilung verläuft dabei, wie es das Fallbeispiel von Elina zeigt, nicht immer konfliktfrei. Eine Paarkonstellation, in der beide Elternteile zum Zeitpunkt der Familiengründung an vergleichbaren berufsbiografischen Punkten stehen, scheint wiederum – neben einer klaren Berufs- oder Studienorientierung seitens der Frauen – wesentlich für ein egalitäres Elternschaftsarrangement zu sein. Trotz der Notwendigkeit, viele Abläufe und Zuständigkeiten partnerschaftlich regelmäßig auszuhandeln und abzusprechen, berichtet diese Gruppe erstaunlich wenig Paarkonflikte oder Unzufriedenheit mit der gelebten Aufteilung. Zur alleinzuständigen Elternschaft kommt es vor allem in Folge ungeplanter Schwangerschaften und aus vielfältigen partnerschaftlichen Gründen. Quasi in Vertretung des abwesenden Vaters finden wir hier ein verstärktes materielles wie auch immaterielles Engagement der Herkunftsfamilie mütterlicherseits. Egalitäre Partnerschaftskonzepte, wie sie für die Generation heutiger junger Erwachsener vor der Familiengründung typisch sind, finden wir in unserem Sample ähnlich nur in fünf Fällen egalitärer Elternschaft. Zu bedenken ist jedoch, dass die hier untersuchten Familien überwiegend noch »jung« und die Kinder meist klein sind. Anhand unserer Daten kann nur ein kurzer Abschnitt der gesamten Lebensphase mit Kindern in den Blick genommen und analysiert werden. Anzunehmen ist, dass sich Elternschaftsarrangements unter anderem abhängig von Alter und Anzahl der Kinder biografisch wandeln. Eine umfangreichere, im Längsschnitt gestaltete Studie könnte einen solchen anzunehmenden Wandel von Elternschaftsarrangements in einer Lebensverlaufsperspektive weitgehender darstellen, als unsere Daten es leisten können.

Einen Zusammenhang zwischen dem Pfad der Familiengründung und dem später gelebten Elternschaftsarrangement können wir anhand der Daten unseres kleinen Samples nur sehr begrenzt ausmachen[12]: In der Gruppe traditioneller Elternschaftsarrangements basieren fast alle Familiengründungen auf systematisch geplanten und gezielt umgesetzten Schwangerschaften, während die alleinzuständige Elternschaft überwiegend in Folge ungeplanter Schwangerschaften auftritt. Wir können aber den Befund von Wehner (2012) bestärken, dass ein Studium offensichtlich nicht grundsätzlich tradierenden Effekten von Familiengründung entgegenwirkt, es »setzt nicht per se alle Reproduktionsmechanismen von Geschlechterdifferenz und Geschlechterungleichheit außer Kraft« (ebd., S. 256). Vielmehr zeigen unsere Daten ähnlich wie andere Studien (Schulte 2002; Wehner 2012; Schulz 2010), dass hohe Bildung nicht zwingend mit einer egalitären partnerschaftlichen Aufgabenteilung einhergeht oder den mit der Familiengründung einhergehenden Traditionalisierungstendenzen entgegenwirkt. Vielmehr finden wir eine Heterogenität von Elternschaftsarrangements und der Studien- bzw. Erwerbstätigkeitsorientierung junger, hochgebildeter Frauen.

Die in unserer Studie beschriebenen Elternschaftsarrangements basieren ausschließlich auf den Schilderungen studentischer Mütter. Eine ergänzende Untersuchung, in der Elternpaare zu ihrer jeweiligen Wahrnehmung des Elternschaftsarrangements befragt werden und die Erzählungen auch vergleichend ausgewertet werden können, würde diese Perspektiven sicher gewinnbringend erweitern. Von besonderem Interesse wäre zudem, die Frage nach Elternschaftsarrangements auf die Gruppe junger, gleichgeschlechtlicher Elternpaare auszurichten, zu der wir aus unserem – ausschließlich auf heterosexuellen Elternpaaren basierendem – Sample keine Aussagen machen können. Auch eine vergleichende Untersuchung mit einer kontrastierenden Gruppe, die sich etwa im Bildungsstand oder dem Migrationshintergrund von unserem Sample unterscheidet, wäre im Hinblick auf die Annahme, junge, hochgebildete Erwachsene wären »Vorreiter« der Realisierung geschlechteregalitärer Ideale in ihren realisierten Elternschaftsarrangements von besonderem Interesse.

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Endnoten:

[1]

Das Forschungsprojekt wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gefördert. Nähere Informationen unter www.bzga.studentensexualität.de. Wir bedanken uns bei den Teilnehmer_innen herzlich für ihre Mitarbeit und Offenheit!

[2]

Vgl. hierzu www.dfg.studentensexualität.de (Stand: 23.02.2016)

[3]

Ähnlich wie in anderen Untersuchungen (etwa Schulz und Ruddat 2012) betonten unsere Befragten in der abschließenden Reflexionsfrage nach dem Interview überwiegend die positiven Effekte des telefonischen Gesprächs, wie etwa die Anonymität der Gesprächssituation oder den verringerten Einfluss der Interviewer_innen durch Mimik oder Gestik. Gerade für sehr persönliche Fragen zu eigenen Sexual- und Beziehungserfahrungen scheint das Telefoninterview entlastend und gesprächsöffnend zu sein. Der positive Effekt des telefonischen Settings zeigt sich auch in den sehr detaillierten Antworten der Studierenden, zudem hat keine_r der Befragten von der Möglichkeit, das Interview vorzeitig zu beenden, Gebrauch gemacht.

[4]

Die Interviews unterschieden sich je nach Interviewmethode nicht bezogen auf ihre Dauer oder die Gesprächsintensität.

[5]

Dies entspricht in etwa dem zu erwartenden Anteil von Frauen mit Schwangerschaftserfahrung in dieser Gruppe. Zwei der schwangerschaftserfahrenen Frauen des ersten Samples haben die Schwangerschaft abgebrochen, eine war zum Zeitpunkt des Interviews schwanger. Daher konnten wir mit keiner dieser Frauen über Erfahrungen mit der Elternschaft sprechen. Von den drei Männern mit Zeugungserfahrung war einer Samenspender, bei einem anderen war die getrennt lebende Ex-Freundin aktuell schwanger, der Dritte lebt mit Frau und Kind.

[6]

Wehner (2012) beleuchtet ähnliche Fragestellungen zur Parallelität von Studium und Elternschaft, Mutterschafts- und Vaterschaftstypen sowie geschlechtergerechter Elternschaft. Im Unterschied zur vorliegenden Arbeit sind ihre Auswertungen im Rahmen ihrer Dissertation kleinschrittiger, ihr Sample ist größer und umfasst auch männliche Befragte. Ein besonderes Augenmerk unserer Untersuchung liegt ergänzend auf den Themen Sexualität und Beziehungsleben junger Erwachsener, ihre Erfahrungen mit Schwangerschaft und Elternschaft wurden im biografischen Kontext bisheriger Sexual- und Beziehungserfahrungen erhoben.

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Diesen Gruppen lassen sich alle im Sample vorhandenen Schwangerschaften außer denen, die mit einer Fehlgeburt endeten, zuordnen.

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Etwa die Hälfte der Kindsväter sind zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Studium bzw. in Ausbildung.

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Hier und im Folgenden werden Fallgeschichten gewählt, die typisch für die Lebenssituation, die Entscheidungsprozesse der Familiengründung und daran anschließend die partnerschaftlichen Absprachen und Realisierungen der (familiären) Arbeitsteilungen des Elternpaares der jeweiligen Gruppe sind.

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Alle Namen wurden anonymisiert.

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Die Heterogenität der individuellen Lebenssituation zeigt sich u.a. beim partnerschaftlichen Status, der ökonomischen Lage, der Wohnsituation oder im familiären Unterstützungssystem, die weit auseinandergehen.

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Wie grundsätzlich in qualitativer Forschung sind solche Zusammenhänge selbstverständlich nur exemplarisch und nicht repräsentativ zu deuten.

Über die AutorInnen

Maika Böhm

Maika Böhm promoviert an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel über »Sexual- und Beziehungserfahrungen junger Erwachsener«, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Redaktionsmitarbeiterin der Zeitschrift für Sexualforschung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind sozialwissenschaftliche Sexual- und Geschlechtertheorien sowie Sexualität, Geschlecht und Generativität als Themen in der Sozialen Arbeit.

Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg

E-Mail: m.boehm@uke.de

Philipp Franz

Philipp Franz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Helmut Schmidt Universität (Universität der Bundeswehr Hamburg), Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Soziologie u.b.B. der Mikrosoziologie. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Jugend- und Familiensoziologie, sozialwissenschaftliche Sexualforschung, Subjekt- und Identitätstheorien, Männlichkeiten.

Philipp Franz Soziologie u.b.B. der Mikrosoziologie Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften Helmut Schmidt Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Holstenhofweg 85 22043 Hamburg

E-Mail: Philipp.Franz@hsu-hh.de

Silja Matthiesen

Dr. Silja Matthiesen ist Forschungsleiterin am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiterin der sexualpädagogischen Abteilung der pro familia Hamburg. Sie ist Herausgeberin der Zeitschrift für Sexualforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Jugendsexualität und Jugendschwangerschaften sowie der sozialer Wandel der Sexualität.

Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg

E-Mail: smatthie@uke.de