»Das war bei uns ganz einfach, weil ich war der Verdiener« – Elterliche Arbeitsteilung im Fokus von Traditionalisierungsprozessen

Sara Maierhofer & Irene Strasser

Zusammenfassung

Am Übergang zur Elternschaft ändern sich viele Aspekte konkreter Lebensgestaltung; Vorstellungen von Elternschaft, Mutterschaft und Vaterschaft konkretisieren sich. Wenngleich heute in vielen Partner_innenschaften eine egalitäre Aufgabenverteilung vorliegt, ändert sich dies oftmals mit der Geburt des ersten Kindes. Dem traditionellen Bild geschlechterhierarchischer Arbeitsteilung folgend sind Männer überwiegend für die Erwerbsarbeit, Frauen für die Hausarbeit zuständig. Und auch wenn die Zustimmung zu diesen Rollenbildern abnimmt (Notz 2010), zeigen sich in der Realität wenige bzw. langsame Veränderungen dieser Arbeitsteilung.

Im Rahmen einer Interview-Studie untersuchten wir, welche impliziten und expliziten Aushandlungsprozesse in Bezug auf die (Traditionalisierung der) Arbeitsteilung von den Partner_innen berichtet werden. In vorliegender Studie wurden insgesamt sieben Paare danach befragt, wie sich vor der Geburt des ersten Kindes, in der ersten Zeit danach sowie nach Beendigung der Elternzeit, also zum Zeitpunkt des Wiedereinstiegs in den Beruf konkret die Arbeitsaufteilung (Erwerbsarbeit, Reproduktionsarbeit) gestaltete. Die Interview-Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Es zeigte sich, dass fast alle Paare vor der Geburt des ersten Kindes eine egalitäre Arbeitsaufteilung aufwiesen, die sich nach der Geburt veränderte. Auf unterschiedliche Weise wurden in den Paarinterviews Konfliktfelder sichtbar, so etwa wenn es um die Zuständigkeit für den Bereich der Hausarbeit ging, oder auch bei der Frage danach, wer bei dem Kind zu Hause bleibt, also Elternzeit in Anspruch nimmt. Allgemein zeigt sich, dass neben dem Wunsch, beim Kind zu Hause zu sein, vor allem äußere Rahmenbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidungen der befragten Eltern hatten, Karenz‑/Elternzeit in Anspruch zu nehmen und dies vor allem eine potenzielle Elternzeit des Vaters betraf.

Schüsselwörter: Übergang zur Elternschaft, Elternzeit, Elternrollen, Vereinbarkeit, Geschlechterdemokratie, qualitative Inhaltsanalyse

Summary

»In our case it was rather easy, because I have been the earner« – A study of parental division of labor focusing processes of traditionalization

A lot of things change at the transition to parenthood: not only many aspects of everyday life, but also concrete images of parenthood, or, motherhood and fatherhood respectively. Many couples show equality in division of labor today, but this often changes after the first child is born. Men are – following a traditional image of division of work – still responsible for wage labor, whereas women are responsible for household work. Even though the commitment to this arrangement is decreasing (Notz 2010), reality shows us that only a little has changed so far.

Within an interview study we investigated whether partners implicitly or explicitly negotiate roles and division in advance. In our study we asked seven couples how they arranged work and responsibilities before and after the birth of their first child, as well as after the re-entry into work of both parents. Data were analyzed using content analysis.

Almost all couples showed equal division of work when they had no child, this changed to some extent when the first child was born. The interviews exposed some interesting areas of conflict, for example when it comes to responsibility for household work, or regarding the question who would be going to stay at home with the child. Besides the demands of being at home with the child, several determining external factors seem to have a strong impact on the decision who is going to stay at home, at least when it comes to becoming a stay-at-home-father.

Keywords: Transition to parenthood, parental leave, parenting roles, work-life-balance, gender equality, qualitative content analysis

1. Der Übergang zur Elternschaft aus Geschlechterperspektive

Der Übergang zur Elternschaft stellt für die meisten Paare eine große Herausforderung dar. Gravierende Veränderungen betreffen vor allem die Bereiche der Beziehung, soziale Netzwerke und Freizeitgestaltung, die Beziehung zu den Herkunftsfamilien sowie die innerfamiliäre Arbeitsteilung und die ökonomische Situation und Berufstätigkeit (für einen Überblick siehe Jandl 2014). Zunächst noch allgemeine Vorstellungen von Mutter- und Vaterrolle gestalten sich konkret und festigen sich im Alltag. Im Zusammenhang mit dem Übergang zur Elternschaft und Elternrollen spielen immer auch unbewusste sowie bewusste gesellschaftliche Vorstellungen zu Mutter- und Vaterbildern eine Rolle. König (2006, S. 31) weist darauf hin, dass Paare, die Kinder bekommen, »sich auf die eine oder andere Weise mit den Anrufungen auseinandersetzen [müssen], die mit der Ideologie der ›Familie‹ verbunden sind«.

Herwartz-Emden (1995, S. 11) beschreibt Mutterschaft als »Bestandteil des weiblichen Selbstkonzepts, eine zentrale Dimension der weiblichen Geschlechtsrollenorientierung. Die Sozialisation zur Mutterschaft setzt für die Frau in ihrer Kindheit und Jugend ein; ihre Auswirkungen auf die weibliche Biografie und Lebensgestaltung reichen weit über die Phase der aktiven Mutterschaft hinaus«. Nach wie vor gibt es die Idee von der naturhaften »Mutterliebe« (Kortendiek 2010), die insbesondere im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung kritisiert wurde. Kortendiek (2010) weist auf die Auseinandersetzung mit dem Wandel von Möglichkeiten und Individualisierungsprozessen hin. Diese bedingen, dass Lebensgestaltungen vielfältiger werden können; jedoch – durch die vermeintlich freie Wahl in der Lebensplanung – erhöhen sie auf der anderen Seite auch den Druck, eine »gute Mutter« zu sein. Nach Geisler und Oechsle (1996, zit. nach Kortendiek 2010) lässt sich aber genau dieses Leitbild kaum mit dem der selbständigen, unabhängigen Frau vereinbaren. Wenngleich ein sehr traditionelles Bild heute weniger stark ausgeprägt ist, ist nach wie vor die Vorstellung verbreitet, dass eine frühe außerhäusliche Kinderbetreuung dem Bild der »guten Mutter« widerspräche (Kapella/Rille-Pfeiffer 2007). In einer Studie von Endepohls-Ulpe (1997), die allerdings bereits fast 20 Jahre alt ist, tendierte die Mehrheit der Befragten zu einer Aufteilung, bei der der Mann Vollzeit arbeitet und die Frau ihre Berufstätigkeit für eine Zeit lang unterbricht. In einer 2004 in Österreich durchgeführten empirischen Studie stimmten der Wichtigkeit von Berufstätigkeit von Frauen allgemein 75 Prozent, der Wichtigkeit von Erwerbstätigkeit von Frauen mit einem Kind unter drei Jahren allerdings nur 51 Prozent der Teilnehmer_innen zu (Kapella/Rille-Pfeiffer 2007). Diese Rollenbilder, zusammen mit der nach wie vor nicht ausreichenden Verfügbarkeit adäquater und qualitätsvoller früher Betreuungseinrichtungen führt unter anderem zu der niedrigen Vollerwerbsquote von Frauen bzw. Müttern, auf die weiter unten noch näher eingegangen wird.

Im Gegensatz zur Mutterschaft ist davon auszugehen, dass in Sozialisationsprozessen eine aktive Elternrolle für Jungen und männliche Jugendliche weit weniger direkt durch das Umfeld bekräftigt wird; man vergegenwärtige sich etwa die Bedeutung der Elternrolle und Kinderversorgung im kindlichen Rollenspiel bei Mädchen im Vergleich zu Jungen und den Umgang wichtiger Bezugspersonen damit. Auch die Forschung konzentrierte sich zunächst auf den Wandel der Frauenrolle und erst in den 1980er Jahren rückten Männer- und damit auch Vaterrollen näher in den Blickpunkt (Oberndorfer/Rost 2005).

Die Väterforschung beschäftigte sich vor dem Hintergrund der Frauenbewegung damit, dass Frauen und Männer den gleichen Stellenwert in der Kindererziehung haben müssen. Die daraus hervorgegangene derzeitige Betonung der Besonderheit der Eigenschaften von Vätern in der Entwicklung der Kinder ist dabei auf der einen Seite als Fortschritt zu sehen, muss jedoch teilweise auch kritisch betrachtet werden (Kortendiek 2010), als hier wiederum Heteronormativität und Geschlechterstereotype festgeschrieben werden.

Mit einer zunehmenden Veränderung von Frauen- und Männerrollen rückte der Begriff der »neuen Männer« oder »neuen Väter« in den Mittelpunkt (Oberndorfer/Rost 2005). Hirsch, Hraschan, Klepp, Rausch, Schnitt und Werneck (2003) identifizierten in einer Studie mit 125 Vätern unterschiedliche Vatertypen (der Familienorientierte, der Eigenständige, der Traditionelle, der Neue Vater). Die Autor_innen konnten allerdings auch zeigen, dass die Einstellung zur Vaterschaft weniger mit persönlicher Disposition zu tun hat als viel mehr mit Ressourcen und kontextuellen Bedingungen verknüpft ist.

Lamprecht, Wagner und Lang führten 2008 eine Studie durch, in der Paare mit unterschiedlich ausgeprägtem Kinderwunsch dazu befragt wurden, wie Tätigkeiten in den Bereichen Produktions- und Reproduktionsarbeit zwischen den Partner_innen aufgeteilt werden. Dabei ergab sich eingangs, dass die Paare vor der Elternschaft eine ausgewogene Aufteilung der gemeinsamen Aufgaben aufwiesen. Mit der Dringlichkeit des Kinderwunsches jedoch stieg die Bereitschaft, die Rollenverteilung nach der Geburt des Kindes stärker traditionell zu organisieren, zumindest auf der Einstellungsebene konnte dies in der Studie gezeigt werden.

2. Arbeitsteilung in Partner_innenschaften und Familien

Die Bildungswege von jungen Frauen und Mädchen haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte in Richtung einer egalitären Teilhabe am Berufsleben verändert. Gleichzeitig besteht die Vergeschlechtlichung des Bereiches der Reproduktion fort, und hier insbesondere der Kinderbetreuung und Hausarbeit. Als Folge definieren sich junge Mütter heute zwar weniger über das Bild der »Hausfrau«, aber sehen sich als »moderne Mütter«, weshalb der Bereich der Vereinbarkeit bzw. der Doppelbelastung eine große Rolle spielt (Kortendiek 2010). Die Vaterrolle des »Verdieners« oder »Ernährers« der Familie ist hingegen vergleichsweise stabil geblieben.

Das traditionelle Bild geschlechterhierarchischer Arbeitsteilung ist also nach wie vor, dass Männer überwiegend für die Erwerbsarbeit, Frauen für die Hausarbeit zuständig sind, also jenen Bereich, der »der eigenen Reproduktion, der des Ehepartners, der Erziehung und Sorge der Kinder sowie der Pflege und Betreuung kranker, behinderter und alter Familienangehöriger« dient (Notz 2010, S. 480). Dabei gibt es auch gesellschaftliche Unterschiede: während in Westdeutschland die Zustimmung zu dieser Vorstellung geschlechterspezifischer Arbeitsteilung eher abgenommen hat, war sie im ehemaligen Osten Deutschlands immer schon deutlich niedriger (Notz 2010). Für Westdeutschland kann dabei festgestellt werden, dass es zwar einen öffentlichen Diskurs über Arbeitsteilung gibt, in der Praxis jedoch diese traditionell erfolgt (Behnke 2012). Dabei zeigen sich geschlechterspezifische Zuständigkeiten für unterschiedliche Bereiche der Reproduktionsarbeit; die Beteiligung von Männern an der Hausarbeit (abseits traditionell männlich konnotierter Bereiche wie Reparaturen, Gartenarbeit, Pflege und Wartung von Fahrzeugen, s.a. Koppetsch und Burkhardt 1999) ist im Durchschnitt auch dann gering, wenn die Partnerin erwerbstätig ist (Geißler 1992, zit. nach Notz 2010).

Aus feministischer Perspektive wird kritisiert, dass innerhalb der Kernfamilie männlich-hegemoniale Strukturen unter anderem auch durch finanzielle Abhängigkeiten reproduziert werden. Doch auch die immer wiederkehrende Forderung der Entlohnung von Reproduktionsarbeit muss kritisiert werden: eine Bezahlung würde vermutlich die geschlechterhierarchische Aufgabenverteilung nicht beeinflussen (Notz 2010).

Insbesondere seit den 1960er Jahren haben nichtsdestotrotz Frauen versucht, andere Modelle familiärer Arbeitsteilung zu verwirklichen (König 2012). König (2012, S. 16) weist darauf hin, dass es heute weniger vorgegeben ist, wer in einer Partner_innenschaft welche Arbeiten übernimmt und sich »insgesamt in den Geschlechterarrangements ein Wandel« abzeichnet. Allerdings ist davon auszugehen, dass dies vor allem innerhalb kinderloser Partner_innenschaften zutrifft, sich jedoch in Familien mit Kindern nach wie vor eine stark traditionelle Aufgabenverteilung durchsetzt. Vor allem die Widersprüchlichkeit zwischen dem Wunsch nach gleichmäßiger Verteilung der Familienarbeit und der Stabilität der traditionellen Aufteilung ist ein aktuell präsentes Thema in Bezug auf Fragen elterlicher Arbeitsteilung (Kerschgens 2010).

»Der Standard«, eine auflagenstarke österreichische Tageszeitung, titelte am 14.7.2015: »Geschlechterrollen in österreichischen Familien stark ausgeprägt«. Doch was steckt hinter dieser allgemeinen Aussage? Frauen verdienen in Österreich aktuell um 23 Prozent weniger als Männer (Stichwort »gender pay gap«), nur einer der dahinterliegenden Gründe ist die geringere Vollzeiterwerbsquote von Frauen. Ein anderer Umstand betrifft die allgemeine Ungleichheit des Verdiensts von Frauen und Männern bei gleicher Arbeitszeit, ebenso die Unterschiede zwischen sogenannten »Frauenberufen« versus »Männerberufen« oder diskriminierende Einstellungspraktiken am Arbeitsmarkt. In einer aktuellen OECD-Studie zeigte sich für Österreich eine Vollzeiterwerbsquote von 85 Prozent bei Männern, gegenüber 50 Prozent bei Frauen (Zahlen für das Jahr 2012; OECD 2015).

Nach wie vor unterbrechen zumeist Frauen ihre Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes und kehren nach der Elternzeit in geringerem Beschäftigungsausmaß an den Arbeitsplatz zurück. In Österreich waren 2011 8.4 Prozent der Personen in Elternzeit Männer, zeitlich übernahmen Männer jedoch nur 4.2 Prozent der insgesamt beanspruchten Karenztage. Das heißt, die Väterkarenz – wenn sie überhaupt beansprucht wird – fällt deutlich kürzer aus. Die Erwerbsquote unter den Frauen stieg in den letzten Jahrzehnten zwar stetig, allerdings findet sich bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren eine wesentlich höhere Teilzeiterwerbsquote von gut 70 Prozent, im Vergleich zu Männern mit Kindern unter 15 Jahren (ca. 5%, Statistik Austria 2014, für den Zeitraum 2012).

Nach Dechant und Schulz (2014, S. 608) wäre gemäß dem Egalitarian Values-Modell davon auszugehen, dass Partner_innen mit annähernd gleichen Bildungsvoraussetzungen aufgrund einer demokratischen Einstellung egalitäre Arbeitsaufteilung anstreben. In der Realität zeigen sich aber auch bei diesen Paaren mit Eintritt der Elternschaft meist Aspekte traditioneller Arbeitsverteilung. Tölke (1995) zeigte in einer Studie, dass Familienväter beruflich erfolgreicher sind als Männer ohne Familie, sowie erfolgreicher als Frauen mit Kindern; sie scheinen die »Gewinner« am Arbeitsmarkt zu sein. Abele (2005) zeigte, dass die sogenannte Work-Life-Balance für Frauen einen wichtigen Stellenwert besitzt, aber oft als nicht gut gelingend beschrieben wird. Sie argumentiert, dass dadurch Frauen mit hoher Karriereorientierung eine Elternschaft hinauszögern und jene Frauen, die Mütter werden, oft länger als geplant bei den Kindern zu Hause bleiben.

Eine Reihe weiterer Studien weist darauf hin, dass heute in Lebensgemeinschaften ohne Kinder bzw. vor der Geburt von Kindern meist eine eher egalitäre Arbeitsteilung realisiert wird, sowohl was den Produktions- als auch den Reproduktionsbereich betrifft (Reichle 1996; Kalicki/Peitz/Fthenakis 2002; Reichle/Zahn 2006; Grunow/Schulz/Blossfeld 2007). Trotz hoher beruflicher Qualifikationen übernehmen Frauen mit Kindern also im Laufe der Partner_innenschaft immer mehr unbezahlte Arbeitstätigkeiten, während sich Männer zunehmend auf den Erwerbsarbeitsbereich konzentrieren (Grunow et al. 2007). Kortendiek (2010, S. 446) bringt dies wie folgt auf den Punkt: »Nie sind Geschlechterverhältnisse traditioneller ausgeprägt als zu Beginn von Elternschaft.«

Peukert (2015) fand in einer Studie unterschiedliche Begründungsfiguren für die Frage, wer das Kind betreut. »Hegemonic Mothering« beinhaltet dabei, dass die Mutter als selbstverständliche Betreuungsperson angenommen wird und der Partner (oder die Ko-Mutter) als weniger kompetent und verantwortlich. Demgegenüber steht das »Equally Shared Parenting«, bei dem sich beide Elternteile gleichermaßen verantwortlich sehen (ebd., S. 279). Im Gegensatz zu diesen beiden Begründungsfiguren, die eher einvernehmlich zwischen den Partner_innen gesehen werden, gibt es mit dem »Maternal Gatekeeping« und dem »Sameness Taboo« zwei Aspekte, die konflikthaft sein können. Bei ersterem schreibt die Mutter sich selbst die hauptsächliche Verantwortung zu, bei zweiterem sehen sich beide Partner_innen in der gleichen Pflicht als Betreuungspersonen, der Vater (bzw. die Ko-Mutter) würde hier aber versuchen, seine Verantwortung bezüglich der Betreuung zu minimieren (ebd.).

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass Paare heute in Bezug auf die häusliche Aufgabenverteilung zunehmend egalitäre Vorstellungen haben und diese auch im Alltag häufig umsetzen. Beim Übergang zur Elternschaft kommt es dann jedoch häufig zur Traditionalisierung der Rollen und Aufgabenverteilung. In diesem Zusammenhang stellt sich daher die Frage, inwiefern Elternpaare selbst über diese Traditionalisierung reflektieren und welche Überlegungen oder Umstände zu der Entscheidung über die Kinderbetreuung sowie die Aufgabenverteilung im Haushalt geführt haben.

3. Interviewstudie: Implizite und explizite Aushandlungsprozesse von Paaren in Bezug auf Aufgaben im Haushalt und der Kinderbetreuung

3.1 Forschungsfrage

Die hier beschriebene empirische Studie behandelt die Frage, inwiefern explizite Aushandlungsprozesse zwischen den Partner_innen oder aber automatisierte Muster oder Kontextbedingungen als Grundlage der Arbeitsteilung berichtet werden. Lässt sich die Annahme einer Traditionalisierung der Rollen nach der Geburt eines Kindes bestätigen? Welche Aufgabenverteilung berichten die Paare im Bereich der Hausarbeit und im Bereich der Kinderbetreuung? Diese Fragen interessieren hier aus der Perspektive der Eltern.

Aus diesem Grund wurden teilstandardisierte Interviews anhand eines halbstrukturierten Interviewleitfadens geführt, der auch narrative Episoden vorsah. Die Interviews wurden von der Erstautorin durchgeführt. Als Gesprächspartner_innen wurden Elternpaare gesucht, die sich kurz nach der Elternzeit befanden, also nach dem Wiedereinstieg beider Elternteile in den Beruf. In vorliegender Studie wurden die Partner_innen gemeinsam befragt, um Paardynamiken sowie Wechselwirkungen zwischen Rollenvorstellungen, Gefühlen und Ressourcen und deren Verhandlung zwischen den Partner_innen erheben zu können (vgl. dazu auch Buchebner-Ferstl/Rille-Pfeiffer 2008). Im Mittelpunkt der Interviews sollten jene Episoden und Situationsbeschreibungen liegen, die sich auf die partner_innenschaftliche Arbeitsteilung vor und nach der Geburt des Kindes bezogen. Der Fokus lag konkret auf der Wahrnehmung der Aufteilung von Hausarbeit und Kindererziehung (Reproduktionssphäre) sowie der Vereinbarkeit mit dem Berufsalltag (Produktionssphäre).

3.2 Angaben zum Sample

Insgesamt wurden sieben heterosexuelle Paare interviewt, die zum Zeitpunkt des Interviews in einer Partner_innenschaft zusammenlebten und Kinder hatten. Die Paare wurden nach dem Schneeballprinzip gefunden, bei der Suche nach potenziellen Interviewpartner_innen wurde darauf geachtet, dass sowohl Paare eingeschlossen wurden, bei denen ein_e Partner_in allein Elternzeit in Anspruch genommen hatte, als auch Paare, die sich die Elternzeit aufteilten. Letztere zu finden stellte sich als sehr große Herausforderung heraus, da aktuell weniger als 10 Prozent der Väter Elternzeit in Anspruch nehmen (siehe weiter oben). Die Interviews wurden in Österreich geführt, jeweils bei den Paaren zu Hause.

Die Interviewpartner_innen waren zwischen 28 und 43 Jahre alt und hatten zum Zeitpunkt der Befragung eines oder zwei Kinder. Bei zwei Paaren war die höchste abgeschlossene Schulbildung ein Lehrabschluss, bei allen anderen Paaren Hochschulreife oder ein Hochschulabschluss. Bei drei Paaren gingen aktuell beide Elternteile in gleichem Ausmaß einer Erwerbstätigkeit nach, bei den anderen vier Paaren weisen die Männer einen höheren Beschäftigungsumfang auf als die Frauen, wobei eine Frau zum Zeitpunkt der Befragung nicht erwerbstätig war. Nur bei zwei Paaren war das Nettoeinkommen der beiden gleich hoch, bei den anderen fünf Paaren wiesen jeweils die Männer ein höheres Nettoeinkommen auf als die Frauen, dies ist in den meisten Fällen dem höheren Erwerbsarbeitsumfang geschuldet, bei einem Paar haben jedoch beide Partner_innen eine gleich hohe Erwerbsarbeitszeit sowie die Frau eine höhere Bildung.

In allen sieben Fällen wurde zumindest im ersten Jahr nach der Geburt die Elternzeit ausschließlich von der Frau übernommen. Bei vier Paaren übernahmen danach die Männer einen Teil der Elternzeit, im Ausmaß von 2 Monaten (Mindestdauer für Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld) bis zu einem Jahr.

3.3 Exkurs: Kinderbetreuungsgeld und Karenzierung

Da in den Interviews oft auf die unterschiedlichen Bezugsmodelle von Kinderbetreuungsgeld Bezug genommen wurde, soll im Folgenden darauf kurz eingegangen werden. »Karenz ist der arbeitsrechtliche Anspruch auf Dienstfreistellung gegen Entfall der Bezüge mit Kündigungs- und Entlassungsschutz« (Pöcheim 2011, S. 23). Dieser Anspruch endet mit dem vollendeten 24. Lebensmonat des Kindes und kann von beiden Partner_innen in Anspruch genommen werden. Ein Wechsel der Karenzierung der Partner_innen kann bis zu zweimal erfolgen, dabei muss ein zusammenhängender Karenzierungszeitraum mindestens zwei Monate betragen. Ein Antrag auf Karenz muss spätestens drei Monate vor Antritt (bzw. innerhalb des auf die Geburt folgenden Beschäftigungsverbotes) der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber mitgeteilt werden.

Von der arbeitsrechtlichen »Karenzierung« getrennt zu betrachten ist der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld, das beim zuständigen Krankenversicherungsträger beantragt werden muss. Anspruch darauf haben Frauen und Männer, die Familienbeihilfe für ein Kind beziehen, in einem gemeinsamen Haushalt mit dem Kind wohnen und ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben, unabhängig davon ob vor der Karenzierung ein Beschäftigungsverhältnis bestand oder nicht. Derzeit gibt es vier unterschiedliche Pauschalvarianten des Kinderbetreuungsgeldbezuges und eine einkommensabhängige Variante[1]. Nur wenn das Kinderbetreuungsgeld von beiden Partner_innen in Anspruch genommen wird, ist die volle Dauer (z.B. 12+2 = 14 Monate) des Bezuges möglich. Die Pauschalvarianten sind derzeit 12+2 (ca. 1.000 Euro monatlich), 15+3 (ca. 800 Euro), 20+4 (ca. 620 Euro) oder 30+6 Monate (ca. 430 Euro). Die einkommensabhängige Variante kann maximal zwölf plus zwei Monate in Anspruch genommen werden (80 % vom Letztverdienst, maximal ca. 2.000 Euro monatlich). Zusätzlich gibt es eine Zuverdienstgrenze von derzeit 6.100 Euro (einkommensabhängige Variante) bzw. 16.200 Euro (Pauschalvariante).

3.4 Interviewgestaltung und Auswertung

Der Einstieg in das Interview erfolgte mit folgendem Impuls:

»Es soll im Interview vorwiegend um die Verteilung der Hausarbeit und Kindererziehung gehen und wie sich dies mit dem Berufsalltag verbinden lässt. Dabei werde ich Sie bitten, mir bestimmte Situationen bezüglich der Hausarbeit, Kindererziehung und Erwerbsarbeit zu beschreiben. Mir geht es vorwiegend um bestimmte Situationen und wie sie dort gehandelt und gefühlt haben. Ich möchte gerne mit der Zeit vor der Schwangerschaft beginnen. Erzählen Sie mir, wie ihr Alltag verlaufen ist und wie die Verteilung der Arbeit ausgesehen hat.«

Anschließend wurde chronologisch zuerst die Zeit vor der Schwangerschaft, während der Schwangerschaft, die Zeit der Geburt und die erste Zeit mit dem Kind und schließlich die Zeit rund um den jeweiligen Wiedereinstieg erörtert. Alle Interviews wurden aufgenommen und anschließend transkribiert.

Die Auswertung erfolgte anschließend anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2008), zunächst auf der Grundlage der skalierenden Strukturierung (Kategorien egalitär, eher egalitär, eher nicht egalitär, ungleich), was die Aufteilung von Produktions- und Reproduktionsarbeit der Paare betrifft (Hausarbeit, Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung), in einem späteren Schritt wurden die Abstufungen dann zu lediglich zwei Kategorien zusammengefasst (s. Tabellen 1-3 im 4. Abschnitt).

4. Ergebnisse

Im Folgenden wird näher auf die unterschiedlichen Entwicklungen in den Bereichen »Produktionsarbeit« und »Reproduktionsarbeit« eingegangen. Die Übersichtstabelle soll dabei nicht so sehr der Quantifizierung dienen, sondern helfen, die Verläufe innerhalb der einzelnen Bereiche beim Übergang zur Elternschaft aufzuzeigen. Anschließend werden anhand kurzer Interviewauszüge und Falldarstellungen die entsprechend unterschiedlich begründeten und explizierten Entscheidungsprozesse der Paare illustriert.

4.1 Traditionelle Verlagerung der Arbeitsaufgaben

Es zeigte sich, dass bis auf ein Paar eine egalitäre Verteilung der Erwerbsarbeit sowie der Hausarbeit vor der Schwangerschaft bestand; bei dem betreffenden Paar mit ungleicher Aufteilung der Bereiche wurde diese damit begründet, dass die Partnerin sich noch in Ausbildung befand. Auch Buchebner-Ferstl und Rille-Pfeiffer (2008) kommen zu dem Schluss, dass eine Ungleichverteilung bei noch kinderlosen Paaren meist auf eine nicht abgeschlossene Ausbildung des Partners/der Partnerin zurückzuführen ist. Im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes waren in vorliegender Studie alle befragten Männer vollzeitbeschäftigt. Bei vier der befragten Paare nahmen beide Eltern einen Teil der Elternzeit in Anspruch, bei einem Paar war die Frau auch während der Elternzeit des Partners nicht erwerbstätig. Nach der Elternzeit stiegen bei sechs der sieben Paare beide Elternteile wieder in die Erwerbsarbeit ein, allerdings in unterschiedlicher Verteilung (s. Tabelle 1), wobei bei nicht-egalitärer Verteilung jeweils die Männer ein höheres Ausmaß an Erwerbsarbeit aufweisen.

Tabelle 1. Verteilung der Erwerbsarbeit. Anzahl der Paare, die der jeweiligen Kategorie zugeordnet wurden (Der Ausdruck in Klammer gibt an, auf welche Person der höhere Anteil der Arbeitszeit im jeweiligen Bereich fällt, m= Mann, f=Frau)

Vor der Geburt des ersten Kindes geben alle Paare bis auf eines eine egalitäre Aufteilung der Hausarbeit zwischen den Partner_innen an, dieses Verhältnis ändert sich (wie in der Tabelle ersichtlich) nach dem Wiedereinstieg. Hier zeigt sich – noch deutlicher als im Erwerbsarbeitsbereich – der große Anteil der »unsichtbaren« Reproduktionsarbeit (Tabelle 2 und Tabelle 3), die nach wie vor überwiegend von Frauen bzw. den Müttern geleistet wird. Insbesondere erscheint interessant, dass sich eben diese Aufteilung in überwiegende Zuständigkeit innerhalb entlohnter Produktionsarbeit und auf der anderen Seite unbezahlte, oft wenig sichtbare Reproduktionsarbeit am Übergang zur Elternschaft traditionalisiert, selbst wenn zuvor bewusst eine egalitäre Arbeitsteilung gelebt wurde.

Tabelle 2. Verteilung der Hausarbeit. Anzahl der Paare, die der jeweiligen Kategorie zugeordnet wurden (Der Ausdruck in Klammer gibt an, auf welche Person der höhere Anteil der Arbeitszeit im jeweiligen Bereich fällt, m= Mann, f=Frau)

Wie in Tabelle 3 ersichtlich, zeigt sich in Bezug auf die Kinderbetreuung eine recht unterschiedliche Situation über die Paare hinweg. Einige hatten bereits nach der Geburt eine eher ungleiche Verteilung der Aufgaben bzw. Verantwortung, indem vor allem die Frauen in diesem Bereich zuständig waren und sich dies auch nach der Elternzeit fortgesetzt hat. Andere berichteten über eine bereits nach der Geburt subjektiv wahrgenommene egalitäre Verteilung der Zuständigkeiten für Kinderbetreuung (unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Vollzeit erwerbstätige Partner i.d.R. am Tag weniger Zeit mit dem Kind zur Verfügung hat, d.h. hier wurde vor allem die Zeit nach einem »Arbeitstag« angeführt).

Tabelle 3. Verteilung der Kinderbetreuung. Anzahl der Paare die der jeweiligen Kategorie zugeordnet wurden (Der Ausdruck in Klammer gibt an, auf welche Person der höhere Anteil der Arbeitszeit im jeweiligen Bereich fällt, m= Mann, f=Frau). In einem Interview konnte diesbezüglich keine Kategorisierung vorgenommen werden.

Uns interessierte im Rahmen vorliegender Studie zunächst, inwiefern die Paare egalitäre oder ungleiche Verantwortungsverteilung im Bereich der Kinderbetreuung berichteten sowie dann insbesondere, ob sich Hinweise auf das Vorhandensein von expliziten Aushandlungsprozessen dafür finden lassen.

4.2 Die Aufteilung der Hausarbeit: »Dass er halt ein bisschen putzen hilft, gezwungenermaßen«

Eine vermutlich unverhandelte, automatisierte Traditionalisierung der Rollen zeigt sich in einigen der Interviews in Bezug auf möglicherweise unbewusst, aber relativ konkret formulierte Zuständigkeiten. Familie Alpha berichtet, dass sich die beiden vor der Geburt des Kindes die Hausarbeit 50:50 aufgeteilt hätten und es sogar eigene Putztage gegeben habe. Dies lässt also explizite und bewusste Ausverhandlungsprozesse vermuten, die dieser Aufteilung zugrunde lagen. Auf die Fragen im Interview, wie die Aufteilung im Bereich der Hausarbeit nach der Geburt weiter verlief, wurde zunächst von Herrn Alpha dargestellt, dass seine Partnerin eigentlich alles übernommen habe, woraufhin diese äußerte »nein, da hast mich schon unterstützt«.

Auch bei Familie Epsilon ist die diesbezügliche Aufgabenverteilung festgeschrieben, Frau Epsilon sagt im Interview, bei der Beschreibung des Tagesablaufes: »dann mach ich meinen Haushalt«.

Ebenso zeigt sich bei Familie Eta in der Formulierung im Interview bereits die Festschreibung vergeschlechtlichter Aufgabenverteilung. Hier ist insbesondere interessant, dass sich aus den konkreten Erwerbsarbeitszeiten, die bei beiden 100 Prozent Beschäftigung beträgt, zwar für die Kinderbetreuung eine relativ egalitäre Aufgabenverteilung ergibt, jedoch die Zuständigkeit für die Hausarbeit bei Frau Eta liegt, und Herr Eta als einer beschreiben wird, der aber »mithilft«:

Frau Eta: Ja das ist trotzdem gleich geblieben, weil, ja, es geht eh nicht anders. Grade im Winter, wenn draußen weniger zum tun ist, nachher, dass der E. drinnen halt ein bisschen putzen hilft, gezwungenermaßen. (lacht)

Herr Eta: (lacht) na gezwungen nicht (lacht). Gebetenermaßen.

Frau Eta: Ja

In diesem Zusammenhang sei auf Peukert (2015) hingewiesen, die das Konzept des »hegemonic mothering« von Ehnis (2008, 2009, zit. nach Peukert 2015, S. 180) in Erweiterung durch eine interaktionstheoretische Perspektive beschreibt als »gemeinsame Herstellung und Bestätigung der überwiegenden Zuständigkeit der Mutter für das Kind und den ›Ausschluss‹ des Vaters [...] durch beide Elternteile«. Demnach würden oft Väter die Position eines »Schülers« oder Helfers im Bereich der Hausarbeit einnehmen. Im oben dargestellten Interviewausschnitt wird im Alltagssprachlichen diese Vorstellung innerhalb der Rollen der beiden Partner_innen bedient. Jedoch finden sich solche Formulierungen auch in politischen oder wissenschaftlichen Diskursen (vgl. Fthenakis 1999, S. 119, »Ehemänner und Haushalt: Woran liegt es, wenn der Partner hilft?«).

In obiger Interviewsequenz findet sich auch der Hinweis auf eine Aufteilung des Hausarbeitsbereiches zwischen den Partner_innen, die auch in weiteren interviewten Familien berichtet wurde. Koppetsch und Burkart (1999, S. 210) berichten dazu, dass die »Abgrenzung der weiblichen und männlichen Tätigkeiten [...] nun stärker innerhalb der Grenzen des Hauses« erfolgen und es Männern dadurch gelinge, Hausarbeit zu leisten »ohne auf die Markierung geschlechtsspezifischer Zuständigkeitsbereiche zu verzichten« (ebd.). Diese Zuständigkeitsbereiche können sich auf mehreren Ebenen unterscheiden, die Autor_innen sehen diese Grenze unter anderen im Bereich »außen/innen«.

4.2 Die Aufteilung der Elternzeit: »Ich hätte es mir nicht nehmen lassen«

Im Folgenden wird eine Interviewsequenz von Herrn und Frau Alpha wiedergegeben, in der der Frage nachgegangen wird, wie es zu der Entscheidung über die Aufteilung der Elternzeit gekommen war.

Interviewerin: Wie habt ihr euch dann entschieden, wer zu Hause bleibt und wer arbeiten geht? Wie habt ihr das aufgeteilt und warum genau so?

Herr Alpha: Es war eigentlich immer fix, dass du gehst. Was ich weiß…

Frau Alpha: Ich hätte es mir auch nicht nehmen lassen. Ich hätt, was für dich möglich gewesen wäre, das 10 oder 12 plus 2.[2]

Herr Alpha: Genau, das habe ich mir einmal überlegt, aber irgendwie...

Frau Alpha: weißt eh, dass du zwei Monate oder so hinten anhängst, wenn ich arbeiten gehe, aber das hätte sich bei deiner Firma nicht gespielt, glaube ich.

Herr Alpha: Genau, ist nicht gegangen.

Frau Alpha: Ja. Dann hätte sich mehr sowieso nicht gespielt.

Interviewerin: Warum ist es nicht gegangen?

Herr Alpha: Weil ich da gerade so einen Stress gehabt und genau nachdem ich, nachdem ich dem Urlaub frei gehabt habe...

Frau Alpha: ...du hast ja nicht einmal drei Tage Urlaub bekommen, war das schon ein Kampf (PAUSE) dann hast ja gar nicht mehr gefragt.

Etwas später in diesem Interview ergibt sich dann noch eine interessante Passage, in der Herr Alpha angibt, dass er doch auch gerne eine Zeit lang zu Hause geblieben wäre beim Kind, worauf Frau Alpha sehr erstaunt reagiert.

Herr Alpha: Also ich wäre gerne daheim geblieben, ein bisschen auch. Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte. Wenn ich es können hätte.

Frau Alpha: Ganz alleine mit dem Kleinen? (verwundert fragend, Anm.)

Herr Alpha: Ich hätte es mir glaub ich angetan. Ja.

Frau Alpha: Echt? (lacht).

Zunächst fällt bei beiden Interviewpassagen auf, dass hier im Interview auch ad hoc ein Gespräch zwischen den Eltern zustande kommt: So wie hier in der zweiten Interviewsequenz, in der Überlegungen und Wünsche thematisiert werden. In Verbindung mit der Interviewsequenz davor erscheinen zwei Aspekte interessant, nämlich zum einen der Ausdruck »Ich hätte es mir auch nicht nehmen lassen«, der darauf hinweist, dass keinerlei Diskussion oder Abwägung von Alternativen im Vorfeld zugelassen wurde. Zum anderen der schnelle Verweis auf äußere, nicht beeinflussbare Sachzwänge, die Alternativen verhindert hätten, in diesem Fall ein Arbeitgeber, der nach Meinung der Eltern nicht zugestimmt hätte. Beide Aspekte erscheinen ganz deutlich auch mit Vorstellungen vom Mutterbild und Vaterbilder (als [Besser]Verdiener, der als solcher für seine Familie sorgt; hier auch aus einer argumentierten Sicht des Arbeitgebers) verknüpft. Sie beeinflussen dadurch die persönlichen Entscheidungen bezüglich Arbeitsteilung und Vereinbarkeit.

Auch im Interview mit Familie Epsilon findet sich dieser Aspekt. »Das war bei uns ganz einfach, weil ich war der Verdiener«, äußert Herr Epsilon im Interview, befragt danach, wie sie entschieden hätten, wer wie lange und wann Elternzeit nimmt. Aber nicht nur die finanzielle Situation wird von Familie Epsilon als relevanter Sachzwang argumentativ angebracht, sondern auch die Vermutung, dass eine Firma keinen Mann für eine längere Elternzeit entbehren könne.

4.3 Vereinbarkeit als egalitärer Verantwortungsbereich: »Es funktioniert wirklich nicht, dass beide Vollzeit arbeiten gehen«

Bei Familie Zeta wurde Elternzeit von beiden Elternteilen in Anspruch genommen. Herr Zeta erzählte im Interview, er habe von Anfang an bei der Tochter zu Hause sein und eine Auszeit von der Arbeit nehmen wollen.

Frau Zeta: [...] wir haben uns dann eigentlich [für] das 20+4 entschieden und es dann noch offen gelassen, ob du jetzt tatsächlich gehen kannst oder nicht.

Herr Zeta: Naja, ich hab eigentlich, na ich hab eigentlich von Anfang an gesagt ich möchte gehen.

Frau Zeta: Wobei es ja, du musst es ja nicht am Anfang schon entscheiden. Das 20 haben wir einmal genommen.

Herr Zeta: Ja genau.

Frau Zeta: Es war für uns immer klar 20 zuerst ich und wenns passt dann die 4 Monate noch – wenns von der Firma aus geht oder von den Rahmenbedingungen her….

Herr Zeta: Weil ich hab das nachher auch erst mit dem Arbeitgeber abstimmen müssen. [...]

Interviewerin: Und welche Gründe haben dafür gesprochen?

Herr Zeta: Ahhhm, Zwei Gründe: Ich wollte bei meiner Tochter daheim sein, das auch einmal machen, das erleben und das zweite: ich wollte einfach einmal weg von der Firma, ganz einfach. Wollte einfach einmal weg, eine Auszeit haben. Wir haben beide, also wir haben gewusst, es wird sich so alles ausgehen, finanziell wird alles passen, da werden wir kein Problem haben, also können wir uns das leisten.

Schließlich nahm Herr Zeta vier Monate Elternzeit, zu einem Zeitpunkt als auch Frau Zeta zu Hause war. Herr Zeta äußert dazu im Interview: »In dem Fall hat es so für mich gepasst. Also alleine mit der Kleinen daheim, das hätte ich wahrscheinlich, das hätte mir nicht getaugt, na das wäre zu viel gewesen, das hätte ich nicht gepackt….Jo geschafft hätte ich es wahrscheinlich schon, aber schwer.«

Hier war also der Wunsch, Elternzeit zu nehmen, von Anfang an vorhanden. Dieser wurde zwar zunächst den Rahmenbedingungen untergeordnet (»wenns von der Firma aus geht...«), konnte jedoch dann realisiert werden – wenngleich mit der Einschränkung, die Elternzeit nicht alleine zu Hause verbringen zu müssen. Hier taucht die Frage des »sich Zutrauens« auf, in diesem Fall äußert Herr Zeta Zweifel, ob er sich die alleinige Verantwortung zugetraut hätte.

Familie Cesar berichtete im Verlauf des Interviews, dass Frau Cesar auch beim zweiten Kind geplant habe 2 ½ Jahre zu Hause zu sein, ihr Arbeitgeber aber nur die gesetzlichen zwei Jahre Karenzierung gewährte. Dadurch entstand die Notwendigkeit, eine Alternative zu suchen, die letztlich darin bestand, dass Herr Cesar Elternzeit in Anspruch nahm, um für die volle Zeit von drei Jahren das Kinderbetreuungsgeld in Anspruch nehmen zu können. Herr Cesar sei anschließend auch nur Teilzeit wiedereingestiegen, während Frau Cesar Vollzeit arbeitete, was leichter machbar gewesen sei, da ihr Mann im öffentlichen Dienst arbeite. Interessant ist eine Passage im Interview, in der die beiden den Hintergrund der Karenzaufteilung gemeinsam erläutern.

Frau Cesar: Also man muss schon sagen, dass mit [Herrn Cesar] in Karenz ist sicher auch die Verschuldung vom Staat.

Interviewerin: Verschuldung?

Frau Cesar: Ja natürlich, weil er wollte ursprünglich nicht gehen, nur dadurch dass meine Firma gesagt hat, ich muss voll zurück und wir wohnen in Bundesland X. Der Kindergarten nimmt die Kinder erst ab drei [Jahren] zur damaligen Zeit und ich habe ja mit zwei wieder arbeiten gehen müssen. Ich habe nicht gewusst was ich mit dem Kind von zwei bis drei mach….

Herr Cesar: Auch ja.

Frau Cesar: Und deswegen ist er in Karenz gegangen, weil ich hätte entweder meinen Job aufgeben müssen oder das Kind mit nach Stadt Y in einen Kindergarten…

[...]

Herr Cesar: Auch. Muss ich ehrlich sagen, ich wollte es auch.

Interviewerin: Also es war ein Teil Wollen dabei, mehr Zeit mit den Kindern erleben und auf der anderen Seite auch berufsbedingt, sozusagen.

Herr Cesar: Ja natürlich, aber wenn ich nicht WOLLEN hätte und sie hätte gesagt ich MUSS gehen und ich will nicht, na dann wäre ich nicht gegangen. Aber da hätten wir sicher ein Problem gehabt, erstens ein finanzielles, weil der Kindergarten kostet ja nicht wenig, ähhh und dann auch ein zeitliches Problem, das auf jeden Fall.

Interviewerin: Ok.

Herr Cesar: Es funktioniert wirklich nicht, dass beide Vollzeit arbeiten gehen, am Land … mit Kleinkindern …. Ist es extrem schwer.

In diesem Fall wurde also aufgrund vorgegebener Rahmenbedingungen – Frau Cesar wurde nicht länger karenziert und eine geeignete Kinderbetreuung wurde von den Eltern als nicht gegeben eingeschätzt – eine Situation geschaffen, die es bedingte, Alternativen zu verhandeln, die ansonsten nicht in Erwägung gezogen worden wären. Die Auseinandersetzung von Herrn Cesar damit, ob er überhaupt in Elternzeit gehen wollen würde, wäre ohne die gegebenen Rahmenbedingungen möglicherweise ohne Konsequenz geblieben oder hätte gar nicht erst konkret stattgefunden.

5. Diskussion

Ausgangspunkt der vorliegenden Studie war die Frage, inwiefern Elternpaare über Traditionalisierungsaspekte der eigenen Aufgabenverteilung berichten und welche Überlegungen oder Umstände zu den Entscheidungen über die Kinderbetreuung sowie die Aufgabenverteilung im Haushalt geführt haben. Von den meisten befragten Paaren wurde eine Aufgabenverteilung dargestellt, die einer Traditionalisierung entspricht, selbst wenn vor der Elternschaft eine egalitäre Verteilung gelebt wurde. Interessant war dabei, dass unterschiedlich explizit verhandelt wurde, wie diese Aufgabenverteilung in den Bereichen Hausarbeit und Kinderbetreuung gestaltet wurde und welche Themen und Hintergrundmotive dabei als ausschlaggebend angesehen wurden.

So verschieden sich die unterschiedlichen Gestaltungsprozesse von Aufgabenverteilung beim Übergang zur Elternschaft der Interviewpartner_innen zeigten, war an den befragten Paaren jedoch auffallend, dass die Traditionalisierung der Rollen zwar wahrgenommen, jedoch meist nicht als Paradox erlebt wird. Argumentiert wird zum Teil indirekt in Verweisen auf unumgängliche Sachzwänge (Lohndifferenzen, Ausbildungsunterschiede), die die spätere Aufgabenverteilungen bedingten.

Kerschgens (2010, S. 19) stellte auf der Grundlage eigener empirischer Forschung fest, dass »gesellschaftliche und subjektive Sinnkonstruktionen zwar voneinander abhängig, aber nicht eindeutig aufeinander bezogen sind«. In den von uns geführten Interviews wurden sowohl oben genannte »Sachzwänge« als auch die Verteilung nur selten an sich und grundlegend verhandelt. So äußerten Paare, dass die Partnerin es »sich nicht hätte nehmen lassen« wollen, (hauptsächlich) beim Kind zu Hause zu sein. Es scheint hier auch die Hypothese angebracht, dass die Verantwortungsübernahme und damit das »sich Zutrauen« eng miteinander verknüpft und stark geschlechterspezifisch sind. Besonders interessant scheint die Aussage des »sich nicht nehmen Lassens« der Elternzeit im Zusammenhang mit dem Konzept des »maternal gatekeeping« (für einen Überblick siehe Allen/Hawkins 1999, Trappe 2013). Es kann – wie in den Interviews gezeigt – ein Spannungsfeld entstehen zwischen dem Einfordern vermehrter männlicher Beteiligung an der Kinderbetreuung auf der einen Seite und dem fehlenden Zutrauen sowie der Verteidigung der vorrangig weiblichen Verantwortung (»nicht nehmen lassen«) auf der anderen Seite. Dieses Spannungsverhältnis scheint auch nicht so leicht überwindbar.

Auf der Grundlage der Interviews der vorliegenden Studie stellen wir die Vermutung auf, dass zumindest zwei Konstellationen dazu führen können, dass männliche Beteiligung an der Elternzeit stattfindet. Zum einen kann der explizite Wunsch des Vaters ein Faktor sein, Zeit bei den Kindern zu verbringen und dadurch auch mit dem/der Arbeitgeber_in eine Karenzierung zu vereinbaren. Zum anderen beeinflussen lohnarbeitsspezifische Rahmenbedingungen wie etwa ein höherer Verdienst der Frau oder Aspekte, die eine längere Elternzeit der Frau verhindern, die Entscheidung der Eltern. Es ist anzunehmen, dass mit der Höhe des Unterschiedes des väterlichen Einkommens im Vergleich zur Partnerin die Inanspruchnahme von Karenzzeit durch den Vater sinkt (Vogt/Pull 2010). Umgekehrt wäre aber noch zu prüfen, ob ein höheres Einkommen der Mutter zu einer vermehrten Inanspruchnahme von Elternzeit durch den Vater führt (zur Diskussion um ökonomische Theorien zur Arbeitsteilung siehe Trappe 2013).

In unserer Studie ergaben sich durch solche Rahmenbedingungen (Verdienst, Möglichkeit längerer Karenzierung, o.ä.) auch Konstellationen, in denen sich etwa ein eher traditionell eingestelltes Paar für eine Teilung der Elternzeit entschied. Dennoch bedingt eine männliche Beteiligung an der Elternzeit nicht automatisch auch eine generelle Aufgabengleichverteilung im gesamten Bereich der Reproduktionssphäre. Dazu sei nochmals auf die weiter oben dargestellte Beschreibung von Verantwortungsbereichen hingewiesen, wenn es um die Aufteilung der Hausarbeit geht.

Eine Einschränkung vorliegender Studie ist, dass nur heterosexuelle Paare befragt wurden. In Interviews mit homosexuellen Paaren würden möglicherweise Hinweise darauf gefunden, wie explizite Aushandlungsprozesse aussehen könnten, die eine egalitäre Aufgabenverteilung zur Folge haben. Bos, van Balen und van den Boom (2004) beschreiben, dass gleichgeschlechtliche Eltern in bestimmten Teilaspekten eine höhere Partner_innenschaftszufriedenheit aufweisen, und dies eben auf die egalitäre Rollen- und Aufgabenverteilung zurückzuführen ist. Das Fehlen traditioneller Rollen und Rollenmodelle ist hier also kein Defizit, sondern im Gegenteil als Chance anzusehen, nicht automatisiert dem Pfad der Traditionalisierung zu folgen.

Die geringe Anzahl an Männern, die Elternzeit in Anspruch nehmen, sowie die noch geringere Anzahl an Männern, die dies in mindestens gleichem Ausmaß wie ihre Partner_innen tun, war ein Grund, warum im Rahmen der vorliegenden Studie nicht mehr Paare befragt wurden. Hier wären gegebenenfalls weitere detailliertere Einzelfallanalysen sinnvoll, ebenso wie eine längsschnittliche Begleitung des Übergangs zur Elternschaft, bei der diese Transition in den einzelnen Abschnitten (Schwangerschaft, Elternzeit, Wiedereinstieg), zusätzlich zur Retrospektive der Paare auch jeweils aktuell erfasst werden könnte. Hierzu wäre auch die Arbeit von Miller (2011) zu berücksichtigen, die sich in einer Längsschnittstudie mit den vorgeburtlichen Vorstellungen und nachgeburtlichen Praktiken von Vaterschaft befasst. Sie stellte fest, dass vorgeburtlich eine Teilung der Aufgaben zwar antizipiert wird, allerdings eine gewisse »Naivität« (Miller 2011, S. 1106) bestehe, wie dies praktisch und auch nachhaltig verwirklicht werden kann.

Darüber hinaus weisen die von uns befragten Teilnehmer_innen eher höhere formale Bildungsabschlüsse auf und spiegeln daher möglicherweise eine nur eingeschränkte Art der Reflexion auf rollenstereotype Aufgabenverteilung wider.

Da uns in vorliegender Studie vor allem die Perspektive der Paare auf die von ihnen getroffene Aufgabenverteilung interessierte, erschienen uns offene Interviewfragen angemessen, auch weil dadurch oft spontane Gesprächssequenzen zwischen den Partner_innen entstanden sind, in denen die gemeinsame Verteilung reflektiert wurde. In weiteren Studien könnte versucht werden, mithilfe einer Stichprobe zusätzlich zur Einschätzung der eigenen Beteiligung an Hausarbeit und Kinderbetreuung einen quantifizierenden Ansatz (etwa über die Verwendung der einer Tagebuchmethode) zu ergänzen, um etwa die konkrete tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit im jeweiligen Bereich zu erheben.[3] Diese Daten könnten dann im Vergleich mit der jeweils subjektiven Einschätzung der Partner_innen diskutiert werden.

Mit Vogt und Pull (2010) muss außerdem festgestellt werden, dass bisherige Studien kaum Persönlichkeitsunterschiede als Einflussfaktoren untersuchen und darüber hinaus meist die Einstellungen von Vätern erhoben und nicht die tatsächlich getroffenen Entscheidungen näher beleuchtet werden.

Unsere Annahme, die aus der vorliegenden Studie resultierte, ist, dass die jeweiligen konkreten Rahmenbedingungen (Lohn, Erwerbsdruck, Ausbildung, Arbeitsplatz) einen wesentlichen Einfluss auf die teilweise sehr pragmatisch getroffenen Entscheidungen der Eltern haben, Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Die Vermutung ist, dass oft erst im Anschluss an die Entscheidung, durch die Übernahme der Aufgabe selbst, Potenzial für Aushandlungsprozesse und gelebte Veränderung der eigenen Mutter- und Vaterrollen entsteht (»(un)doing gender«). Denn ebenso wie Miller (2011) beschreibt, dass Frauen durch die Verantwortung für Kinderbetreuung im Gegensatz zu ihren Partnern schnell zu »Expertinnen« werden (s.a. Peukert 2015), ist auch davon auszugehen, dass Männer diese Expertise schneller erlangen, wenn sie etwa eine Zeit lang die Hauptzuständigkeit für die Kinderbetreuung übernehmen.

Abschließend haben wir uns die Frage gestellt, inwiefern die von den befragten Paaren geschilderten Alltagsentwürfe im Zusammenhang mit allgemeinen Mütter- und Väterbildern stehen. In Frage zu stellen ist hierbei vermutlich ein verbreiteter Anspruch an Männer in Karenz, »neue Väter« (vgl. etwa Fthenakis 1999) zu sein, die stets idealistisch, »modern« und unabhängig ihre Vaterrolle gestalten. König (2012) stellt anhand eigener Forschung fest, dass es in vielen Partner_innenschaften auf der Einstellungsebene eine Gleichzeitigkeit alter und neuer Ideale bezüglich Geschlechterrollen und familialer Arbeitsteilung gibt. »Neben widersprüchlichen normativen Vorstellungen finden sich auch im Handeln Kombinationen von alten und neuen Alltagspraxen« (ebd., S. 206; zu »Spannungsverhältnissen von Altem und Neuem« vgl. auch Kerschgens 2010, S. 20). Das Bild von den »neuen Vätern« als diejenigen, die vorrangig aus idealistischem Antrieb die Elternzeit in Anspruch nehmen, ist dabei möglicherweise ein allzu stereotypisiertes, das zu ergänzen wäre.

Literatur

Abele, Andrea E. (2005): Ziele, Selbstkonzept und Work-Life-Balance bei der längerfristigen Lebensgestaltung. Befunde der Erlanger Längsschnittstudie BELA-E mit Akademikerinnen und Akademikern. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie 49(4), 176–186.

Allen, Sarah M. & Hawkins, Alan J. (1999): Maternal gatekeeping: mothers’ beliefs and behaviors that inhibit greater father involvement in family work. Journal of Marriage and the Familiy 61, 199–212.

Behnke, Cornelia (2012): Partnerschaftliche Arrangements und väterliche Praxis in Ost- und Westdeutschland. Opladen (Barbara Budrich).

Bos, Henny M.W.; van Balen, Frank & van den Boom, Dymphna C. (2004): Experience of parenthood, couple relationship, social support, and child-rearing goals in planned lesbian mother families. Journal of Child Psychology and Psychiatry 45, 755–764

Buchebner-Ferstl, Sabine & Rille-Pfeiffer, Christiane (2008): Hausarbeit in Partnerschaften. Studie »The glass partitioning wall« zur innerfamiliären Arbeitsteilung – Ergebnisse für Österreich. Working Paper 69, Wien (Österreichisches Institut für Familienforschung).

Dechant, Anna & Schulz, Florian (2014): Bedingungsszenarien einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung beim Übergang zur Elternschaft in Deutschland. Comparative Population Studies – Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 39, 587–614.

Der Standard (2015): Geschlechterrollen in österreichischen Familien stark ausgeprägt. URL: http://diestandard.at/2000019096857/Geschlechterrollen-in-oesterreichischen-Familien-stark-ausgepraegt?ref=rss (Stand 31.7.2015)

Endepohls-Ulpe, Martina (1997): Antizipierte Konsequenzen verschiedener Formen der Aufgabenverteilung zwischen den Partnern bei Paaren vor der Geburt ihres ersten Kindes. Zeitschrift für Familienforschung 9(1), 7–27.

Fthenakis, Wassilios E. (1999): Engagierte Vaterschaft. Die sanfte Revolution in der Familie. Opladen (Leske + Budrich).

Grunow, Daniela; Schulz, Florian & Blossfeld, Hans-Peter (2007): Was erklärt die Traditionalisierungsprozesse häuslicher Arbeitsteilung im Eheverlauf: soziale Normen oder ökonomische Ressourcen? Zeitschrift für Soziologie 36(3), 162–181.

Herwartz-Emden, Leonie (1995): Mutterschaft und weibliches Selbstkonzept. Eine interkulturell vergleichende Untersuchung. Weinheim (Juventa).

Hirsch, Heidelinde; Hraschan, Arno; Klepp, Isabella; Rausch, Astrid; Schmitt, Gudrun & Werneck, Harald (2003): Die Bedeutung von sozioökonomischen Faktoren und Persönlichkeitsmerkmalen für die Einstellung zur Vaterschaft. In: Dokumente der Tagung der Österreichischen Gesellschaft für interdisziplinäre Familienforschung: »working father« Männer zwischen Familie und Beruf. Psychologische, soziologische, kommunikationswissenschaftliche und weitere Aspekte. Wien. S. 65–72. URL: http://epsy15.psy.univie.ac.at/OEGIF/Tagung2003/Tagungsdokumentation.pdf (Stand: 10.08.2012.)

Jandl, Sara (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Elterliche Arbeitsteilung im Fokus von Traditionalisierungsprozessen. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Klagenfurt / Univerza v Celovcu, Österreich.

Kalicki, Bernhard; Peitz, Gabriele & Fthenakis, Wassilios E. (2002): Subjektive Elternschaftskonzepte und faktische Rollenausübung: Theoretische Überlegungen und empirische Befunde. URL: http://www.familienhandbuch.de/cms/Familienforschung-Elternschaftskonzepte.pdf (Stand: 20.05.2012).

Kapella, Olaf & Rille-Pfeiffer, Christiane (2007): Einstellungen und Werthaltungen zu Themen der Vereinbarkeit von Familie und Erwerb. Deskriptive Ergebnisse einer Einstellungs- und Wertestudie zu Mutter- und Vaterrolle, Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit der Frau. Working Paper 66, Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung.

Kerschgens, Anke (2010): Zum widersprüchlichen Wandel des Geschlechterverhältnisses: Arbeitsteilung in Familien. Journal für Psychologie, 18 (1) URL: http://journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/170 (Stand: 20.05.2012).

Koppetsch, Cornelia & Burkart, Günter (1999): Die Illusion der Emanzipation. Zur Wirksamkeit latenter Geschlechtsnormen im Milieuvergleich. Konstanz (UVK).

Kortendiek, Beate (2010): Familie: Mutterschaft und Vaterschaft zwischen Traditionalisierung und Modernisierung. In: Becker, Ruth & Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie (3., erweiterte Auflage). Wiesbaden (VS Verlag), S. 442–453.

König, Tomke (2006): Familiale Geschlechterarrangements oder wie Paare Arbeit teilen und dabei Geschlecht herstellen. Freiburger FrauenStudien 18, 14–35.

König, Tomke (2012): Familie heißt Arbeit teilen. Transformationen der symbolischen Geschlechterordnung. Konstanz (UVK).

Lamprecht, Juliane; Wagner, Jenny & Lang, Frieder R. (2008): Kinder? Küche? Karriere? – Dringlichkeit des Kinderwunsches, Geschlechtsrollenorientierung und Aufgabenverteilung in kinderlosen Partnerschaften. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie 40(3), 112–123.

Mayring, Philipp (2008): Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (10. neu ausgest. Auflage). Weinheim (Beltz).

Miller, Tina (2011): Falling back into Gender? Men’s narratives and practices around first-time fatherhood. Sociology 45, 1094–1109.

Notz, Gisela (2010): Arbeit: Hausarbeit, Ehrenamt, Erwerbsarbeit. In: Becker, Ruth & Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie (3., erweiterte Auflage). Wiesbaden (VS), S. 480–488.

OECD (2015): OECD Economic Surveys: Austria 2015. URL: http://www.oecd-ilibrary.org/economics/oecd-economic-surveys-austria-2015_eco_surveys-aut-2015-en;jsessionid=rsdqr6lpal39.x-oecd-live-03 (Stand 31.7.2015).

Oberndorfer, Rotraut & Rost, Harald (2005): Neue Väter – Anspruch und Realität. Zeitschrift für Familienforschung 17 (1), 50–65.

Peukert, A. (2015): Aushandlungen von Paaren zur Elternzeit. Reihe Geschlecht und Gesellschaft 61. Wiesbaden (Springer).

Pöcheim, Bernadette (2011): Mutterschutz und Elternkarenz: Schwangerschaft - Karenz – Wiedereinstieg. Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark. AK Infoservice Wien. URL: http://www.uibk.ac.at/leopoldine/kinderbuero/gut_zu_wissen/pdf/mutterschutz-und-elternkarenz_2011_web.pdf (Stand 31.1.2016).

Reichle, Barbara (1996): Der Traditionalisierungseffekt beim Übergang zur Elternschaft. Zeitschrift für Familienforschung 14(4), 70–89.

Reichle, Barbara & Zahn, Flora (2006): »Und sie bewegt sich doch!« – Aufgabenverteilungen in Partnerschaften verändern sich im Lauf des Familienzyklus. In: Endepohl-Ulpe, Martina & Jesse, Anja (Hg.): Familie und Beruf – weibliche Lebensperspektiven im Wandel. Frankfurt/M. (Peter Lang), S. 85–102.

Tölke, Angelika (1995): Geschlechtsspezifische Aspekte der Berufs- und Familienentwicklung. In: Nauck, Bernhard & Onnen-Isemann, Corinna (Hg.): Familie im Brennpunkt von Wissenschaft und Forschung. Neuwied (Luchterhand), S. 489–504.

Trappe, Heike (2013): Väter mit Elterngeldbezug: Nichts als ökonomisches Kalkül? Zeitschrift für Soziologie 42(2), 28–51.

Vogt, Ann-Cathrin & Pull, Kerstin (2010): Warum Väter ihre Erwerbstätigkeit (nicht) unterbrechen. Mikroökonomische versus in der Persönlichkeit des Vaters begründete Determinanten der Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter. Zeitschrift für Personalforschung 24(1), 48–68.

Endnoten:

[1]

Für einen detaillierteren Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich bzw. die Bezugsmodelle für Kinderbetreuungsgeld während der Elternzeit siehe S.10ff der zum Download verfügbaren Broschüre unter dem Link http:/www.bmfj.gv.at/dam/jcr:6e115ae5-e070-466e-86df-36b76a5da376/KBG-Brosch%C3%BCre%20Mai%202014.pdf (Stand 30.8.2015).

[2]

»12 plus 2« ist eines der Elterngeld-Bezugsmodelle, bei dem bis zum vollendeten 12. Lebensmonat des Kindes Elterngeld bezogen werden kann wenn ein Elternteil die Elternzeit in Anspruch nimmt, bis Vollendung des 14. Lebensmonates wenn beide Elternteile Elternzeit in Anspruch nehmen.

[3]

Wir möchten uns in diesem Zusammenhang für den Hinweis eine_r anonymen Gutachter*in bedanken, der/die diese Ergänzung angeregt hat.

Über die Autorinnen

Sara Maierhofer

Sara Maierhofer, Maga., Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Psychologin, Kindergartenpädagogin und Kleinkindpädagogin in Österreich.

Irene Strasser

Irene Strasser, Drin., Assistentin am Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Entwicklungspsychologie der Lebensspanne, subjektive Entwicklungstheorien, Gender Studies, Alter(n)sforschung, Entwicklung von Weisheit im Kontext biografischer Erfahrungen.

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Universitätsstraße 65-67 A-9020 Klagenfurt / Celovec

E-Mail: Irene.strasser@uni-klu.ac.at