Die geschlechterpolitischen Haltungen in der österreichischen Männerarbeit sind von unterschiedlichen und teilweise auch widersprüchlichen Schwerpunktsetzungen gekennzeichnet. Neben geschlechterdemokratischen Zugängen in der institutionellen Männerarbeit existieren Männer- und Väterrechtsvereine, die teilweise den Fokus auf Männerbenachteiligung legen (›Opfer des Feminismus‹). Zugleich finden sich Ansätze individualistischer Rückbesinnungen auf männliche Archetypen (Krieger, Liebhaber, Magier) in Männerinitiationsgruppen. Insbesondere Männer- und Väterrechtsinitiativen in Österreich blieben lange Zeit unerforscht. Im Jahr 2014 wurde ein Expertise-Papier verfasst, das sich mit der geschlechterpolitischen Verortung der Männerarbeit in Österreich auseinandersetzte und dabei die unterschiedliche Zugänge mithilfe des Analysemodells von Messner (2000) einer kritischen Betrachtung unterzog, antifeministische Denkformen und Argumentationslinien skizzierte und aktuellen Befundlagen gegenüberstellte. Mit Bezugnahme auf dieses Expertise-Papier beschäftigt sich der Beitrag mit der Frage, worin sich profeministische Zugänge in der Männerarbeit von antifeministischen Positionen unterscheiden. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedingungen gleichstellungsorientierte Dialoge in der Geschlechterarbeit zu fördern vermögen und einengenden Zuspitzungen (Stichwort Männerbenachteiligung) entgegenwirken können. Auch damit beschäftigt sich der Beitrag, wobei anhand von Praxisbeispielen thematische Allianzen skizziert werden, in und durch welche eine geschlechterdialogische Praxis umgesetzt werden kann.
Schüsselwörter: Profeministische Männerarbeit, Geschlechterdialog, Antifeminismus, Männlichkeitsforschung und –praxis, Männerberatung, intersektionale Männerarbeit
Three sides of a coin
Men’s work in the field of gender politics under the perspective of gender equality
The attitudes toward genderpolitics in the field of men’s initiatives and men’s groups in Austria have different and sometimes conflicting focal points. There are approaches that represent a genderdemocratic mission, which are mostly found in instutionalized men’s initiatives, but there is also the men’s and father’s rights movement, focussing on men primarily as ›victims of feminism‹. Finally some men’s initiation groups are active as well, working with an mythopetic and individualized framework. There has been a lack of scientific research and knowledge in Austria especially concerning the men’s and father’s rights movement. In 2014 an expert paper was published, which concentrated on gender equality positionings of men’s initiatives and men’s groups in Austria. In reference to the model of Messner (2000) it took a critical view on the practice in these fields, analysed different antifeminist arguments and made fact checks about topics, which were raised by antifeminists. In reference to the expert paper this article follows the question in which ways profeminist approaches of men’s initiatives differ from those who represent an antifeminist approach. It also discusses important conditions for equality-oriented dialogues and alliances in the field of gender work, which focuses on the increase of gender equality, stands against constricting positions and allows a gender balanced work with men. Models of good practice are outlined, that represent such gender democratic approaches.
Keywords: Profeminist Men‘s Work, Gender Dialogue, Antifeminism, Masculinity Studies and Practice, Men’s Counselling, Intersectional Work with Men
Gesellschaftliche Wandlungsprozesse in den letzten 50 Jahren, bspw. hervorgerufen durch gesellschaftliche Entwicklungen wie die Möglichkeit der Geburtenkontrolle, die Emanzipationsbewegung sowie Veränderungen in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt, haben die Geschlechterverhältnisse maßgeblich geprägt und u.a. neue Modelle der Arbeitsteilung sowie neue Care-Arrangements hervorgebracht. Die sich wandelnden Geschlechterbeziehungen sind zu »arenas of tension(s)« (Connell/Messerschmidt 2005, S. 848) geworden, gekennzeichnet durch proaktive Entwicklungen und immer wieder auch durch Rückschritte. In diesen ›Arenen‹ wurden in den letzten Jahren zunehmend Stimmen laut für eine aktive Rolle von Männern im Gleichstellungsprozess. Diese Stimmen beruhen auf unterschiedlichen Erfahrungen, Vorannahmen und Haltungen und verfolgen unterschiedliche geschlechterpolitische Ziele (vgl. Bergmann et al. 2014).
Die Einbeziehung von Männern in gleichstellungspolitische Strategien eröffnet neue Perspektiven, impliziert aber auch das Risiko, sich auf antifeministische Diskurse einzulassen. EU-weite Studien wie die Study on the Role of Men in Gender Equality (vgl. Scambor et al. 2013) zeigen, dass sich in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichen Teilen Europas Initiativen entwickelt haben, die auf Männlichkeiten und Gleichstellung fokussieren (vgl. auch Scambor et al. 2014a), mit durchaus divergierenden Haltungen: Die einen verstehen sich als profeministische Kooperationspartner_innen von Fraueneinrichtungen und entwickeln gemeinsame Projekte (z. B. in den Bereichen Gender Mainstreaming oder Täterarbeit-Opferschutz), während die anderen auf der Position beharren, nun ›sei es einmal genug mit der Frauenförderung‹, ›der Feminismus‹ sei zu weit gegangen und ›die Männer‹ seien das ›neue benachteiligte Geschlecht‹.
Die Initiativen unterscheiden sich in ihrer Positionierung zu Gleichstellungsfragen: balancierten Zugängen, die männliche Privilegien kritisch hinterfragen und gleichzeitig die Diversität von Männern und ebenso die Nachteile der (risiko-orientierten) männlichen Sozialisation berücksichtigen, stehen nicht ausbalancierte Zugänge gegenüber, die Männer als das neue benachteiligte Geschlecht beschreiben, männliche Privilegien ignorieren und die Diversität von Männlichkeiten außer Acht lassen. Beide Zugänge sind in Österreich gegenwärtig zu finden: Die Männerarbeit bewegt sich zwischen institutionalisierter Arbeit (z. B. in Männerberatungsstellen), Männerinitiationsgruppen sowie Männer- und Väterrechtsinitiativen.
Insbesondere Männer- und Väterrechtsinitiativen blieben in Österreich lange Zeit eine ›research free zone‹. Für Deutschland wurden seit dem Jahr 2010 Studien und Expertise-Papiere vorgelegt, die sich mit geschlechterpolitischen Haltungen antifeministischer Initiativen (z. B. MaNNdat) beschäftigten (vgl. z. B. Gesterkamp 2010; Kemper 2012; Rosenbrock 2012a; Rosenbrock 2012b; Claus 2014). In Österreich fanden erste wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit antifeministischen Positionen etwas später statt (z. B. Brem 2012; Goetz 2013). Im Jahr 2014 wurde ein Expertise-Papier vorgelegt, das sich den ›arenas of tension(s)‹ widmete (vgl. Scambor/Kirchengast 2014a). Dabei wurde u.a. der Frage nachgegangen, wie sich Einrichtungen und Initiativen in der österreichischen Männerarbeit zu Geschlechterfragen positionieren. Stellt die Orientierung an Geschlechtergerechtigkeit ein wesentliches handlungsleitendes Arbeitsprinzip da? Werden Fragen der Gleichberechtigung und politischen Mitbestimmung als Gegenposition zu feministischen Ansätzen verhandelt? Wird ›der Feminismus‹ als Feindbild konstruiert?
Mit Bezugnahme auf die erwähnten Studien und Expertise-Papiere beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit der Frage, worin sich (pro‑)feministische Zugänge in der Männerarbeit von antifeministischen Positionen unterscheiden. Zudem wird der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen gleichstellungsorientierte Allianzen möglich sind, die einengenden Diskursen entgegenwirken können. Dabei werden anhand von Praxisbeispielen, ›Orte des Redens‹, der Zusammenarbeit unterschiedlicher Vertreter_innen der Genderarbeit und thematische Allianzen skizziert, in und durch welche eine geschlechterdialogische Praxis umgesetzt wird.
Ist Politik denn nicht immer schon ›Männerpolitik‹ gewesen, fragte der Journalist Thomas Gesterkamp im Essay Für Männer, aber nicht gegen Frauen (2012), und stellte klar, dass ›Männerpolitik‹ im besten Fall nicht die »Verteidigung männlicher Privilegien« und »geschlechterpolitische Blindheit« (Gesterkamp 2012, S. 3) meint, sondern eine an der Gleichstellung der Geschlechter orientierte Politik, die einem emanzipatorischen Grundverständnis folgt. Die feministische Haltung ist dabei entscheidend: Überlegungen zur Rolle von Männern waren bereits in den 60er Jahren in feministische Positionen eingelassen und seitdem haben immer mehr Männer damit begonnen, sich für geschlechterbewusste Praktiken sowie für Gleichstellungspolitiken zu interessieren (vgl. Hearn/Holmgren 2006).
Auf Seite der kritischen Männerforschung wurden in den 80er Jahren Gründe für eine aktive Position von Männern in Gleichstellungsfragen formuliert (vgl. z. B. Connell 1987; Hearn 1987). Kaufman und Kimmel verweisen in der Einleitung ihrer im Jahr 2011 erschienen Publikation »The Guy‘s Guide to Feminism« darauf, dass feministische Positionen vor allem für Männer von hoher Relevanz seien: »In a good way. One of the things we want to show is that in spite of all the garbage jokes and media stereotypes, feminism is also an amazing gift to us guys. Even if bits of it might make us uneasy, it holds the promise of better relationship, better lives for the women we love, and better lives for ourselves. Strange but true.« (Kaufman/Kimmel 2011, S.9) Dass die Perspektive auf Männer im Gleichstellungsprozess immer auch gleichzeitig die Perspektive auf Frauen inkludiert ist bereits im relationalen Charakter des Geschlechterbegriffs angelegt: »(...) patterns of masculinity are socially defined in contradistinction from some model (whether real or imaginary) of femininity (...)” (Connell/Messerschmidt 2005, S. 848). Studien, die sich mit Veränderungen der Geschlechterverhältnisse auseinandersetzen zeigen, dass Änderungen in den Lebenszusammenhängen von Frauen (z. B. Erhöhung der Erwerbsquote, Zunahme der tertiären Bildungsquote) immer auch Änderungen in den Lebensverhältnissen von Männern nach sich gezogen haben. Diese Wandlungsprozesse variieren in Europa und sie manifestieren sich in europäischen Gleichstellungsstrategien und -politiken. Auffallend ist in den letzten beiden Dekaden, dass die EU den Fokus auf Männer und Gleichstellung verstärkt hat (vgl. Scambor et al. 2014; Scambor et al. 2013).
Für die Praxis der Männerberatungsarbeit ist es von Bedeutung, inwiefern gleichstellungsorientierte Männerarbeit auf Interesse bei der Zielgruppe stößt bzw. wo sich hier Anknüpfungspunkte ergeben können. Wipperman et al. (2009) haben eine Milieu Studie durchgeführt, um die Einstellungswelten von Männern in Deutschland zu erheben. Dabei wurde u.a. der Frage nachgegangen, ob Männer Interesse an Gleichstellung von Frauen und Männern haben, wie Männer sich selbst und andere Männer sehen, welche Eigenschaften bei Männern und Frauen als sympathisch gelten, welche Vorstellungen von Partnerschaft und Elternschaft vorherrschen u.v.a.m. Die Befunde zeigen, dass gleichstellungsorientierte Männlichkeiten auf der Einstellungsebene bei der Mehrzahl der befragten Männer den Rang des sozial Erwünschten erreicht haben.
»Am Thema der Gleichstellung sind 73% der Frauen persönlich interessiert, aber auch 53% der Männer. Damit ist Gleichstellung bei Männern keineswegs ein Minderheitenthema, sondern in der Gesellschaft etabliert. Nahezu alle Männer heute begreifen und bewerten die Emanzipation der Frau als richtig und gerecht, notwendig und gut. Mit Ausnahme sehr weniger, meist soziokulturell Marginalisierter will niemand mehr hinter die erreichten Etappenziele zurück. Allerdings wollen auch nur wenige noch sehr viel weiter gehen – zumal sie nicht wissen, wohin diese Reise noch gehen sollte und könnte.« (Wippermann et. al 2009, S.18)
Männerarbeit die sich an Geschlechtergleichstellung orientiert, kann also u.a. mit einer Zielgruppe rechnen, die wesentliche Einstellungsmerkmale teilt. Auffallend ist jedoch, dass Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen auch Unsicherheiten auslösen, insbesondere wenn es darum geht, eigene Anliegen zu formulieren und einzubringen - das wird in der zitierten Studie, aber auch in der Praxis der Männerarbeit sichtbar. Dies würde die These zulassen, dass Bewegungen in Richtung Gleichstellung auf Seiten von Männern vor allem als Reaktion auf veränderte Lebensentwürfe und Einstellungen von Frauen zu verstehen sind, Veränderungen die als sinnvoll und berechtigt betrachtet werden und zu Auseinandersetzungen mit männlichen Privilegien (vgl. Messner 2000) führen (müssen). Die Auseinandersetzung mit Kosten von Männlichkeit (z. B. Gesundheitsrisiken), die ein wichtiges Potential enthält, eigene Themen und Anliegen zu formulieren, scheint demgegenüber weniger ausgeprägt zu sein. Dies mag möglicherweise auch daran liegen, dass diese Themen vor allem von radikalen Positionen auf männerrechtlerischer Seite vertreten werden, die profeministisch orientierte Positionen in der Männerarbeit eher ablehnen. Daraus leitet sich für eine balancierte Männerarbeit der Anspruch ab, Themen und Inhalte aufzugreifen, die die Kosten-Seite von Männlichkeit konstruktiv und lebensnah bearbeitet. Dadurch können Männer auch mit je eigenen geschlechtlich konnotierten Anliegen in der Männerarbeit ankommen und dort gemeinsame Ziele entwickeln.
Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass die Auseinandersetzung mit eigenen Privilegien als kontinuierlicher und vielschichtiger Prozess zu sehen ist, der mit vielfältigen intersektionalen Ebenen verbunden ist (vgl. Kimmel et al. 2014). Kimmel wies darauf hin, dass eigene Privilegien zumeist nicht gespürt und wahrgenommen werden, und einem eine Konfrontation damit subjektiv als vermeintliche Benachteiligung erscheint. So zeigt sich auch in der Untersuchung von Wipperman et al., dass es Brüche und Ambiguitäten zwischen der Einstellungsebene und konkreten Verhaltensweisen gibt: 84% der befragten Männer gaben an, in einer gleichberechtigten Partnerschaft zu leben; ebenso viele Männer leben eine traditionelle Rollenteilung bei der Hausarbeit - die Aufgaben werden entweder vollständig an die Partnerin delegiert oder Männer nehmen die Rolle der selektiven Unterstützer bei Haushalts- und Care Tätigkeiten ein. Es stellt sich dabei die Frage, inwiefern hier die Veränderungen auf Einstellungsebene Aspekte einer rhetorischen Modernisierung abbilden. Weiss spricht dabei von einem Verdeckungszusammenhang, der eine De-Thematisierung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und der Hierarchie der Geschlechterordnung mit sich bringt (vgl. Weiss 2012). Eine »verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre« (Dechant/Schulz 2013, S.1) ist jedoch nicht nur auf fehlenden Willen zurückzuführen, auch wohlfahrtsstaatliche Regelungen oder betriebliche Bedingungen müssen berücksichtigt werden, die einer partnerschaftlichen Aufteilung hinderlich im Wege stehen können (vgl. Scambor/Kirchengast 2014b). Holter et al. (2009) konnten für Norwegen zeigen, dass Einstellungen zu Geschlechterrollen und die tatsächlich gelebte Gender Equal Balance zusammenhängen, wenn unterstützende Bedingungen auf struktureller Ebene vorhanden sind (vgl. Holter et al. 2009).
Für die vergleichende Analyse unterschiedlicher Zugänge in der Männerarbeit wurde in der Studie von Scambor & Kirchengast (2014a) ein Modell herangezogen, das zur Verortung US-amerikanischer Männergruppen und –initiativen entwickelt (Messner 2000) und zur Systematisierung von Positionierungen der Männerarbeit inzwischen mehrfach angewandt wurde (vgl. z. B. Holmgren/Hearn 2009). Mithilfe des sogenannte ›triangle model‹, vom US-amerikanischen Soziologen Messner entwickelt, lassen sich geschlechterpolitische Haltungen verorten, systematisieren und vergleichend analysieren. Dabei werden Mission Statements, Ziele und Aktivitäten in einem Feld verortet, das Messner (2000) als »terrain of the politics of masculinities« (S.12) bezeichnete:
Kritik an institutionalisierten männlichen Privilegien,
Berücksichtigung der Nachteile, die sich aus der Lebensrealität von Männern ergeben können (›Kosten‹ wie z. B. erhöhtes Suizidrisiko, Gesundheitsrisiken),
Berücksichtigung der Diversität männlicher Bevölkerungsgruppen.
Quelle: Messner, 2000; eigene Übersetzung
Messner spricht von geschlechterdemokratischen Positionen in der Männerarbeit, wenn alle drei Aspekte im ›Terrain‹ in der Männerarbeit berücksichtigt werden, während die Betonung eines Aspekts (z. B. Kosten) i.d.R. zu tendenziösen Verkürzungen beiträgt (vgl. Bergmann et al. 2014). Diese zweifache Ausdifferenzierung geschlechterpolitischer Zugänge in der Männerarbeit bezeichnete Messner als ›balanced approach‹ (balancierter Zugang) und ›unbalanced approach‹ (nicht ausbalancierter Zugang).
Balancierte Zugänge sind auf die Minimierung der ›Kosten von Männlichkeit‹ ausgerichtet, während sie männliche Privilegien (z. B. Erwerbspositionen, Einkommen) kritisch betrachten. In dieser Auseinandersetzung zeigen sich u.a. strukturelle Ungleichheitsbedingungen, denn einige Männer profitieren von ungleichen Machtverhältnissen während andere von Nachteilen betroffen sind. Soziale Marker wie Migrationshintergrund, soziale Lage, Herkunft, etc. spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wenn diese Faktoren berücksichtigt werden, steigt die Komplexität in der Auseinandersetzung, wodurch balancierte Positionen u.a. kommunikativ schwerer zu vermitteln sind als vereinfachende Zugänge. Gleichzeitig macht die Wahrnehmung dieser Komplexität den Weg frei — für Allianzen und für Dialoge ›auf Augenhöhe‹, weshalb Vertreter_innen balancierter Zugänge häufig in Zusammenarbeit mit feministisch orientierten Organisationen anzutreffen sind.
Im Unterschied dazu fokussieren nicht ausbalancierte Zugänge auf eine Ecke des Dreiecks - auf die ›Kosten von Männlichkeit‹. Gesellschaftliche Privilegien werden dabei häufig auf Seiten der Frauen verortet, ›Kosten‹ werden im sogenannten Benachteiligungsdiskurs ausschließlich auf Seiten von Männern wahrgenommen. Individuelle Erfahrungen, die für den einzelnen Betroffenen durchaus leidvoll sein können, werden verallgemeinert und als Beispiele in einer Beschreibung von Gesellschaft verwendet, in der Männer als diskriminierte Geschlechtergruppe gesehen werden. Opfermythen antifeministischer Männerrechtsinitiativen stilisieren Männer beispielsweise zu Opfern in der Arbeitswelt (Männer im Prekariat aufgrund von Frauenförderung), im Bildungswesen (Burschen als Bildungsverlierer in einem für Mädchen optimierten Bildungssystem), in der Gesundheitspolitik (Männer als vernachlässigte Gruppe in der Gesundheitspolitik), beim Thema Gewalt (Gewalt im sozialen Nahraum geht von Frauen aus) oder im Familienrecht (Vätern werden die Kinder entzogen). Aus ihrer Sicht sind Frauen Gewinnerinnen, während Männer in einer Identitätskrise gefangen sind, die nicht zuletzt durch Frauenförderung und Feminismus maßgeblich angeschoben wird (vgl. Gesterkamp, 2010).« (Scambor/Kirchengast 2014a, S.12)
Mit Bezugnahme auf das Messner‘sche Analysedreieck betrachteten Scambor & Kirchengast (2014a) die Landschaft der Männerarbeit in Österreich, bestehende Einrichtungen, Initiativen und Plattformen, deren Zugänge und Haltungen zu geschlechterpolitischen Debatten und Diskursen, deren Denkformen und Argumentationslinien sowie deren Aktivitäten und thematische Schwerpunktsetzungen (z. B. Gewalt, Obsorge). Methodisch konzentrierte sich die Analyse auf aktuelle Studien (z. B. Evaluierungen der institutionellen Männerarbeit von Siegl et al. 2013), auf Internetrecherchen, Darstellungen in den Medien und Blogs. Diskurse, Denkformen und Argumentationslinien im Bereich der Männer- und Väterrechtsbewegung wurden dabei vom Standpunkt eines geschlechterdemokratischen Verständnisses kritisch reflektiert.
Ein Blick auf institutionelle Einrichtungen in Österreich zeigt – bei aller Heterogenität der Ansätze und Angebote – dass professionelle Männerarbeit in der Hauptsache als geschlechterreflektierende Arbeit verstanden wird (vgl. Siegl et al. 2013). Dies trifft auf Organisationen in der AMÖ (Arbeitsgemeinschaft der Männerberatungsstellen und Männerbüros Österreichs) zu und auch auf Mitgliederorganisationen des im Jahr 2016 gegründeten Dachverbands Männerarbeit Österreich (DMÖ)[1] . Diese verpflichten sich zu einer dreifachen Anwaltschaftlichkeit, die dem Messner‘schen Dreieck folgt. Einem geschlechterdemokratischen Verständnis folgend verstehen sich die Akteur_innen in diesen Einrichtungen als Kooperationspartner_innen feministischer Organisationen, die sowohl Ungleichstellungen der Geschlechter auf struktureller Ebene benennen und reflektieren (z. B. was die durchschnittliche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit betrifft), als auch Kosten traditioneller Männlichkeitskonzepte wahrnehmen (z. B. im Bereich der Gesundheit) und Unterstützungsräume anbieten. Aber institutionelle Männerarbeit fokussiert nicht nur auf ›Kosten von Männlichkeit‹ - die von ihr beratenen Männer werden nicht ausschließlich in einer Opferrolle wahrgenommen: In der Rechtsberatung zu Trennung und Obsorge werden Männer von Jurist_innen über die Aufgaben öffentlicher Einrichtungen (z. B. Familiengerichte oder Jugendämter) und über ihre rechtlichen Möglichkeiten informiert. Verschwörungstheorien haben keinen Platz, denn weder werden Männer per se als Opfer von Behörden wahrgenommen, noch werden Behörden als Einrichtungen betrachtet, die nur die Interessen von Frauen vertreten.
Gleichzeitig zeigen maßgeschneiderte Betreuungs- und Beratungsangebote (z. B. geschlechterreflektierende Burschenarbeit, Arbeit mit sozial und ökonomisch marginalisierten Männern etc.), dass Männlichkeiten in den Beratungsstellen in ihrer Diversität wahrgenommen werden - wenngleich zwischen den Einrichtungen durchaus Unterschiede bestehen. Der Umstand, dass institutionalisierte Männerarbeit in der Regel durch Multidisziplinärität gekennzeichnet ist, dürfte dabei entscheidend sein. Multidisziplinärität lebt von Kooperationen mit Behörden, Fraueneinrichtungen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen – dies geht Hand in Hand mit der Wahrnehmung von vielfältigen Männlichkeitsbildern in unterschiedlichen Bereichen (z. B. Erwerbsarbeit, Partnerschaft, Sexualität, Familie, Gesundheit). Vertreter_innen ausgewogener Zugänge in der Männerarbeit sind häufig im Geschlechterdialog und in der Zusammenarbeit mit feministisch orientierten (Frauen‑)Organisationen anzutreffen. Dabei werden u.a. männliche Privilegien kritisch reflektiert und dies wird im Geschlechterdialog weiterentwickelt.
Männer- und Väterrechtsinitiativen in Österreich (z. B. Vaterverbot, Väter ohne Rechte, Männerpartei) zeigen wie schwierig es ist, ausgewogene Positionen einzunehmen. Gerade in Diskussionen rund um das Sorgerecht nach Scheidung/Trennung, das in Österreich so wie in anderen europäischen Ländern (vgl. Scambor et al. 2013) ein Konfliktterrain darstellt, prallen polarisierte Haltungen aufeinander. Hier oszillieren Väterrechtsinitiativen, die in der Selbstbeschreibung als Interessensvertretungen von Vätern und Kindern für Gerechtigkeit eintreten, zwischen Gleichstellung, Kindeswohl und Antifeminismus. Radikale Positionen in Männer- und Väterrechtsinitiativen neigen dazu, als leidvoll erfahrene individuelle Trennungssituationen zu generalisieren. »Diese Haltung gipfelt letztlich in der Imagination eines alles beherrschenden Feminismus, der strukturelle Nachteile von Männern zu verantworten hat« (Scambor/Kirchengast 2014, S. 35). Diese Nachteile werden in unterschiedlichen Bereichen verortet (z. B. Männer als Scheidungsopfer, Burschen als Bildungsverlierer, Männer als Opfer von Gewalt durch Frauen im sozialen Nahraum[2]). Die Fokussierung auf ›Kosten von Männlichkeit‹ lässt immer wieder kumulierte Formen der ›Männerdiskriminierung‹ hervortreten: Fragen des Sorgerechts werden dann mit Themen wie ›Väter als Opfer häuslicher Gewalt‹ bzw. ›Quotenregelungen‹ verhandelt und münden in der Diagnose, Männer seien das neue das benachteiligte Geschlecht. Bei genauerer Betrachtung erweisen sich die Positionen männer- und väterrechtlerischer Initiativen zumeist als nicht ausbalanciert (Messner 2000): einerseits finden männliche Privilegien auf struktureller Ebene zumeist keine Erwähnung, andererseits bleibt die unterschiedliche Betroffenheit von Kosten und damit eine binnengeschlechtliche Differenzierung (z. B. nach Herkunft, Bildung, Migration, sexuelle Orientierung) ausgeklammert.
Auffallend ist zudem, dass die Befunde oftmals generalisierend ausfallen (der Feminismus wird als monolithischer Block konstruiert, Feminist_innen werden als ›männerhassend‹ und ›dialogverweigernd‹ diskreditiert; vgl. dazu Scambor/Jauk i.D.) und dass von kontextspezifischen Benachteiligungen i.d.R. Universal-Benachteiligung abgeleitet werden:
»So bietet beispielsweise das männliche Ernährermodell (›Frau–Familienarbeit/ Mann– Erwerbsarbeit‹) nicht nur Vorteile für Männer, die in Gestalt vergleichsweise hoher Einkommen (inkl. adäquater Transferzahlungen) und eines hohen beruflichen Status manifest werden. Eingelassen in institutionelle und rechtliche Regelungen sind mit dem männlichen Ernährermodell auch Problemlagen und Nachteile verbunden, die insbesondere im Trennungsfall schmerzlich spürbar werden. Situative Nachteile, die Vätern speziell im Falle einer Trennung erwachsen, werden von einzelnen Vertreter_innen der Väterrechtsinitiativen als allgemeine gesellschaftliche Nachteile verhandelt. Dadurch geraten aber gesellschaftliche Privilegien von Männern aus dem Blickfeld. Im Gegenzug werden die Problemlagen anderer Gruppen (Frauen, homosexuelle Männer, ...) nicht wahrgenommen.« (Scambor/Kirchengast 2014a, S. 35)
Ein kleiner ›progressiver Flügel‹ der Männer- und Väterrechtsinitiativen distanziert sich aktiv von antifeministischen Positionen und tritt für die Anliegen unterschiedlicher Personengruppen ein. Von diesen Akteur_innen werden i.d.R. Modelle geschlechtergerechter Teilhabe an Care-Arbeit unterstützt und Care-Modelle für Männer (z. B. Väterkarenz) propagiert. Diese Positionen sind i.d.R. durch ein klares Bekenntnis zu Geschlechterdemokratie gekennzeichnet.
Gleichstellungsorientierte Männerarbeit lässt sich demgemäß nicht nur unter Bezug auf die Motivationslage der Männer, sondern vor allem aus dem Anspruch begründen, dass durch Aktivitäten und Angebote für Männer, keine Benachteiligungen von Frauen (re)produziert werden sollen bzw. auch keine Ausgrenzungen marginalisierter männlicher Gruppen. Um dies in der Praxis umzusetzen, kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden.[3] Dazu sind im Folgenden einige Ansatzpunkte benannt. Auf organisatorischer Ebene kann ein Zugang darin gesehen werden, dass sich Männerarbeit strukturell mit Frauenarbeit und mit intersektionalen Positionen vernetzt. Als Beispiel sei hier etwa der Dachverband Männerarbeit Österreich (DMÖ) genannt, der 2015 ins Leben gerufen wurde. Mit der Gründung des Dachverbandes sind folgende Anliegen verbunden:
»Die Vertreter_innen des Vereins, Mitglieder und Vorstandsmitglieder, leisten wesentliche Beiträge zur Herstellung gerechter Verhältnisse und betrachten dabei geschlechterbezogene Privilegien, Kosten und Ungleichheiten gleichermaßen. Es gilt sowohl, strukturelle männliche Bevorzugungen in einer patriarchalen Gesellschaft sichtbar zu machen und kritisch zu reflektieren, gleichzeitig geht es auch darum, Benachteiligungen von Männern aufzuzeigen und die Diversität männlicher Lebenskonzepte zu berücksichtigen. Die Mitglieder des Dachverbands verpflichten sich deshalb zu einer dreifachen Anwaltschaftlichkeit:
sie agieren als Sprachrohr für Verletzlichkeiten, Anliegen und Potenziale von Buben, Burschen, Männern und Vätern
sie verstehen sich als Unterstützer_innen und Kooperationspartner_innen für Frauen und ihre Rechte, Anliegen und Organisationen
sie engagieren sich für Geschlechtervielfalt und soziale Gerechtigkeit«
Um diesen Anspruch auch in der Praxis umzusetzen, besteht der Vorstand, der von Gender Diversität gekennzeichnet ist und damit einem wesentliche Prinzip kritischen Männlichkeitsforschung gerecht wird, statutengemäß auch jeweils aus einem_r Sprecher_in für Diversität und einem_r Sprecher_in für Frauenarbeit. Dies soll einen lebendigen Diskurs gewährleisten, der die Bearbeitung von selbstkritischen und ›unbequemen‹ Inhalten ermöglichen und zu einer kritischen Reflexion von Machtverhältnissen anregen soll.
Ein weiteres Beispiel für die organisatorische Verankerung ist das Institut für Frauen- und Männergesundheit: dort findet Frauengesundheitsarbeit und Männergesundheitsarbeit in der gleichen Organisation statt. Hier sind viele Potentiale und Ressourcen in der gemeinsamen Vorgehensweise zu finden, die gleichzeitig einen sensiblen und vielschichtigen Blick auf das Zusammenspiel von Geschlecht, sozialer Lage und Gesundheit zulassen (vgl. Bissuti 2010).
Eine etwas losere Verbindung sind der Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark (damals noch Verein Männerberatung) und der Verein Frauenservice im Jahr 2001 mit dem Kooperationsprojekt GenderWerkstätte eingegangen. In gemeinsamen Bildungsveranstaltungen bieten seitdem Mitarbeiter_innen beider Vereine und selbständige Trainer_innen Auseinandersetzungen zu Themen wie Gender, Gender Mainstreaming, Intersektionalität und Diversity auf unterschiedlichen Ebenen (Analyse, Umsetzung, Beratung) an: »Ursprünglich als ›Ideenwerkstätte‹ für Mainstreaming Gender erfunden, ist die GenderWerkstätte heute ein interdisziplinärer Konzept- und Reflexions-Arbeitskreis. Fachdiskussionen der Frauen-, Männer- und Geschlechterforschung fließen ebenso in die gemeinsamen Reflexionen ein wie praktische Erfahrungen aus Veranstaltungen, individuelle Positionen und die Expertise der Mitglieder«, schrieben die Koordinator_innen dieses Laboratoriums in der Jubiläumsbroschüre »Mind the Gap! Über Bewegliches und Brüchiges im Gender Diskurs«, die im Jahr 2011 verfasst wurde (Fischer/Scambor 2011, S.11).
Als weiterer Ansatzpunkt kann die Teamzusammensetzung benannt werden. Männerarbeit die einen gleichstellungsorientierten Anspruch verfolgt, muss sich auch die Frage stellen, inwiefern auch Frauen bzw. feministische Aspekte in die Arbeit miteinbezogen sind, und inwiefern auch männliche Identitäten im Team repräsentiert sind, die im Widerspruch zu hegemonialen Männlichkeiten stehen. Beispielhaft sei als model of good practice die Arbeit von Poika [4] erwähnt, einem Wiener Verein zur Förderung von gendersensibler schulischer und außerschulischer Burschenarbeit. Hier wird bei der Teamkonstellation stets auf verschiedene Diversitätsaspekte Rücksicht genommen, es werden regelmäßig vielschichtige Fachtagungen organisiert, die Aspekte einer queeren Jugendarbeit ebenso beinhalten, wie transkulturelle Aspekte. Auch die Fachstelle für Burschenarbeit [5], die gemeinsam mit dem Institut für Männer- und Geschlechterforschung [6] bereits vor mehr als 10 Jahren intersektionale Zugänge in der Jungenarbeit im Rahmen von EU-Projekten wie Peerthink [7] oder IGIV [8] erarbeitet und umgesetzt hat, arbeitet in heterogenen Teamkonstellationen, die von Diversität (Gender, Alter, Migration) gekennzeichnet sind.
Impulse für eine gleichstellungsorientierte Männerarbeit können somit auch auf der Angebotsebene erfolgen. Hier sind insbesondere vulnerable Zielgruppen zu fokussieren bzw. jene Männer die ansonsten durch hegemoniale Männlichkeiten marginalisiert werden. Dazu zählen z. B. sozial benachteiligte männliche Zielgruppen, Männer mit Migrationsgeschichte oder Männer deren Lebensentwürfe im Bereich von LGBTIQ[9] anzusiedeln sind. Mehrsprachige Beratungen, Betriebliche Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte männliche Zielgruppen oder in die Männerberatungen integrierte LGBTIQ Angebote sind hier nur einige der bereits existierenden Praxisprojekte, die diesen Anspruch erfolgreich in die Tat umsetzen. So erfolgt etwa im MEN Männergesundheitszentrum seit vielen Jahren die Arbeit im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung, die Hausarbeiter, Transporteure und männlichen Hilfskräfte im Niedriglohnbereich in Spitälern als Zielgruppe hat. Dabei werden sowohl die Verhaltens- aber vor allem die Verhältnisebene thematisiert und Gesundheitsförderung wird als Mitbestimmung der Zielgruppe zur Verbesserung gesundheitlich relevanter Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz verstanden.
Seit 2015 ist hier speziell auch die Zielgruppe von geflüchteten Männern mit neuem Schwerpunkt hinzugekommen. Auch hier sind bereits verschiedene Angebote in den Männerberatungsstellen in Umsetzung, die von aufsuchender Einzelberatung, Workshoparbeit (z. B. auch in transkulturell gemischten Tandems) oder Männergesprächsgruppen reichen. Gemeinsamer Nenner ist dabei ein differenziertes Bild von Männern auf der Flucht, deren Männlichkeitsentwürfe und gesellschaftliche Positionen sehr unterschiedlich sein können. Vorstellungen von homogenen hegemonial strukturierten Geschlechterbeziehungen im Herkunftsland, bilden an keinem Ort die Realität der Geschlechterverhältnisse ab, die stets von einem dynamischen Wechselspiel und Kampf um Ober/Unterordnung, Dominanz- und Widerstand, Mehrheitsansprüchen und Marginalisierung etc. geprägt sind. So ist auch bezüglich dieser Männer davon auszugehen, dass sich sowohl interindividuell wie auch intraindividuell verschiedene Formen von Hegemonieanspruch, partizipierender Männlichkeit oder marginalisierter Männlichkeit (vgl. Connell 2000) finden lassen. Fluchtgründe von Männern sind hier stets zu berücksichtigen, Betroffenheit von militärischer Zwangsrekrutierung, ökonomischen Notlagen und dazugehörenden männlichen Versorgungsphantasien in der Migration, gehören ebenso dazu wie traumatisierende Erfahrungen, Verfolgung auf Grund sexueller Orientierung oder abweichender Gender Performance etc. In diesem Sinne sind auch die vielfältigen Positionen zu denken, die Männer mit Blick auf Privilegien, Kosten und Differenzen in der Gesellschaft einnehmen können.
Intersektionale und Cross Work Ansätze sind nicht nur in der Jungenarbeit ein spannender Ansatz (siehe dazu auch Busche et al. 2012; Schweighofer 2011; Stuve et al. 2011) sondern stellen in einigen Arbeitsbereichen eine fachliche Notwendigkeit dar. Dies betrifft etwa die Arbeit mit Männern, die Gewalt in Beziehungen ausüben. Arbeitsansätze die eine opferschutzorientierte Täterarbeit zum Ziel haben, sehen dabei die Vernetzung mit Opferschutzeinrichtungen als wesentlichen Beitrag dazu, diese Form der Gewalt zu beenden und zu verhindern (ausführlich in Logar et al. 2002). Aber auch Trainingsgruppen, die etwa im Rahmen des Wiener Trainingsprogramms zur Beendigung von gewalttätigem Verhalten in Beziehungen durchgeführt werden, werden von gemischtgeschlechtlichen Teams geleitet. Dieser Ansatz hat sich bezüglich der Wirksamkeit der Gruppenprogramme als sehr wichtig erwiesen, da gewalttätige Männer in Cross Work Konstellationen ein wichtiges Lern- und Erlebnisfeld vorfinden.
Die fachliche Ebene kann auch in Bereichen stattfinden, in denen Jungen oder Männer selbst Betroffene von Gewalt sind, so etwa in der psychosozialen Prozessbegleitung oder in der Opferschutzarbeit, die MEN VIA für Männer als Betroffene von Menschenhandel leistet. Da hier Jungen/Männer immer wieder auch Opfer von Gewalt durch andere Männer (und Frauen) werden, und es hier zu Hürden in der Beratungsbeziehung in einem geschlechtshomogenen Setting kommen kann, ist die Vielfalt und sensible Abstimmung der Beratungs-Konstellationen von besonderer Bedeutung. Ein fachlicher Austausch der gleichstellungsorientierten Ansprüche kann auch durch gemeinsame Veranstaltungen erfolgen. So wurde etwa im Jahr 2016 in Wien unter dem Titel ›Critical Friends‹ ein Austausch-Tag von Frauen- und Männerarbeit organisiert. Dabei wurden sowohl Gemeinsamkeiten, als auch Unterschiede betrachtet, aber auch Potentiale für mögliche Allianzen ausgelotet. Diese Veranstaltung wurde von einem gemeinsamen Netzwerk von Kolleg_innen aus der Frauen- und Männerarbeit organisiert und soll im Westen Österreichs wiederholt werden. Im selben Jahr fand in Graz die Fachtagung ›Produktive Spannungsverhältnisse? Gleichstellungsorientierte Dialoge und Allianzen in der Geschlechterarbeit‹ anlässlich der 20-Jahrfeier des Vereins für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark (vormals Verein Männerberatung) statt. Im Rahmen dieser Tagung wurde der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen gleichstellungsorientierte Dialoge und Allianzen in der Geschlechterarbeit möglich sind, die einengenden Diskursen und Zuschreibungen entgegenwirken und balancierte Zugänge zu fördern vermögen.
Als letzte Ebene sei noch jene der persönlichen Selbstreflexion benannt. Die Arbeit im Männerberatungskontext bringt eine Auseinandersetzung mit eigenen Männlichkeitsbildern und Entwürfen mit sich und braucht Orte, Gelegenheiten und Fachwissen etc. damit die Reflexion in emanzipatorischer Absicht gelingen kann. Reisinger hat in diesem Zusammenhang eine interessante Untersuchung über das Selbstverständnis männlicher Helfer und ihre Sicht auf den Täter im Kontext Männerberatung verfasst (Reisinger 2008). Darin beschreibt er, auf welch vielfältige Art und Weise Täterarbeit eine Rückwirkung auf die eigene Persönlichkeit der Berater hat. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit Gefühlen wie Abscheu oder Ekel ebenso eine Rolle wie die ›Faszination des Bösen‹, eigene Allmachtphantasien der Helfer, narzisstischer ›Profit‹ aus der Arbeit mit Randgruppen, Auseinandersetzung mit Manipulationsversuchen und Versuchen einer Täter-Opfer Umkehr etc. Damit muss ein Umgang gefunden werden, der stets auch auf die eigenen Lebensentwürfe verweist:
»Die Arbeit mit Tätern hält große Belastungen für die Helfer bereit. Entlastung und Unterstützung erfahren die Männerberater durch das Team, durch Supervision und Coaching. Eine weitere Entlastung besteht in der Möglichkeit, auf Typologien und Theorien zurückzugreifen, um zumindest eine hypothetische Kausalität herstellen zu können. Dadurch werden die Taten erklärbar, der Täter kann verstanden werden. Die Arbeit mit Tätern soll bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Mann-Sein und der eigenen Gewalttätigkeit helfen. Dem gesellschaftlichen Auftrag im Sinne des Opferschutzes und der Rückfallprophylaxe folgend, richtet sich die Männerarbeit an jene, die in problematische Männlichkeiten abrutschen. Sie möchte durch ihr Angebot aber auch jene Männer erreichen, die sich aktiv um gleichberechtigte Rollenbilder bemühen. Dadurch soll der Fokus erweitert werden: es sollen nicht nur die Opfer beschützt werden, sondern es soll auch den Männern geholfen werden« (Reisinger 2008, S. 114).
Aus diesen skizzierten Zugängen und Praxisformen werden Handlungsanleitungen für die (Weiter)Entwicklung gleichstellungsorientierter Angebote in der Männerarbeit sichtbar. Insbesondere proaktive Ansätze in der Männerarbeit leisten einen wichtigen Beitrag, indem durch eine breite Palette und hohe Diversität an Ansätzen, vielfältige Themen und Bezüge zu Männlichkeit angesprochen und Männer erfolgreich ›abgeholt‹ werden. Dies kann auch hinsichtlich antifeministischer Agitationen hilfreich wirken, wenn diese z. B. fehlende Angebote für Männer beklagen. Günstig ist es daher, wenn die Angebote der gleichstellungsorientierten Männerarbeit auch kontroversiell diskutierte Themen aktiv aufgreifen, um diese nicht einseitigen Diskursen von Männer- und Väterrechtsinitiativen zu überlassen.
Das Hereinholen der Themen kann dazu beitragen, dass Auseinandersetzungen mit Vertreter_innen nicht ausbalancierter Positionen passieren (müssen). In Ländern wie Finnland wurde gezeigt (vgl. Varanka et al 2012), wie dieser Prozess dialogisch und auf konstruktive Weise umgesetzt werden kann: Dort wurden Kooperationen mit Vertreter_innen antifeministischer Initiativen angestrebt, die Dialogbereitschaft signalisierten. Die Themenallianzen waren von gelingenden Kooperationen begleitet und haben z.T. zur Ent-Radikalisierung antifeministische geprägter Diskurse und zu einem höherem an Differenzierung beigetragen.
Damit auch diese ›heißen Eisen‹ konstruktiv bearbeitbar sind, ist eine enge Vernetzung, ein Austausch und wenn möglich auch eine institutionelle Verbindung zu Frauenarbeit/Feminismus notwendig, sowie zu all jenen Bereichen, in denen intersektionale Themen im Zentrum stehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Vertrauensbasis nicht vorausgesetzt werden kann, sondern dass es Räume, Orte und Gelegenheiten des Kennenlernens und ›offenen Redens‹ braucht, um diese entstehen zu lassen. Hier ist von allen Seiten eine Haltung notwendig, die Widersprüche, unterschiedliche Sichtweisen und Interessenslagen zu akzeptieren bereit ist, und sich gleichzeitig um mögliche Gemeinsamkeiten, Allianzen und Bündnisse bemüht. Je dichter, vielschichtiger und vertrauensvoller solche Netzwerke sind, desto besser kann es gelingen, hier immer wieder ›mit gemeinsamer Stimme‹ zu sprechen und problematischen Spaltungstendenzen entgegenzuwirken. Organisationen oder Dachverbände, wie etwa der Dachverband Männerarbeit Österreich können hier sowohl auf der strukturellen, wie auf der praktischen Ebene als konstruktiver Kristallisationspunkt für diese Formen von gleichstellungsorientierten Männerarbeit fungieren.
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Ein anschauliche Liste findet sich unter http://www.maennerdiskriminierung.at
Eine Diskussion darüber, auf Grund welcher struktureller Bedingungen, inhaltlicher Bezugspunkte und strukturanalytischer Überlegungen Männer- und Frauenarbeit in bestimmten Punkten (z. B. Analyse von Privilegien, Teamzusammensetzung, Angebotsebene, Cross-Work Ansätze) unterschiedlich angelegt werden (müssen), stellt dazu eine spannende Fragestellung dar, die an dieser Stelle nicht tiefer erörtert werden kann. Es sei aber etwa auf die Arbeiten von Böhnisch und Funk (2002) et al. und Schigl (2012) verwiesen, die sich erkenntnisreich und praxisnah vielen genderrelevanten Merkmalen in der sozialen und psychologischen Arbeit widmen, aus denen sich Anforderungen und Qualitätsmerkmale für bestimmte Settings und Themen ableiten lassen.
LGBTIQ ist die internationale Abkürzung für lesbisch, schwul (engl. gay), bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich und queer. Alle diese Lebensweisen eint, dass sie der der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit widersprechen (vgl. http://www.abqueer.de)