Diversitätsbewusste Männer- und Väterarbeit

Intersektionalität und rassismuskritisch-​migrations­gesellschaftliche Entwicklungen

Michael Tunç

Zusammenfassung

Im Transfer von Erfahrungen aus der Jungenarbeit wird diskutiert, was das »Kritische« der Männer‑/Väterarbeit in der Migrationsgesellschaft sein kann. Es werden einige grundlegende Fragen professioneller Sozialer Arbeit mit Vätern im Migrationskontext thematisiert. Aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen der Väterlichkeitsforschung und -arbeit werden im Kontext des intersektionalen Zugangs präsentiert, der Prozesse des Zusammenwirkens der Differenzlinien Geschlecht, Ethnizität und Klasse usw. reflektiert. Dabei wird auch ein kritischer Blick auf aktuelle Diskurse im Mainstream gerichtet: Väter mit Migrationshintergrund bzw. of Color fehlen entweder in deutschsprachigen Diskursen über Transformationen hin zu fürsorgender Väterlichkeit (Caring Masculinities) oder sind häufig Gegenstand negativer Diskurse. Das Ziel ist, gleichermaßen männlichkeitskritische wie emanzipative Entwicklungen in den Blick zu nehmen, wofür der Begriff der progressiven Männlichkeit (Mutua) genutzt wird. Mit ihm lassen sich Spannungen aus hegemonialen und progressiven Männlichkeiten/Väterlichkeiten analysieren, um sich von Typisierungen von Vätern zu lösen. Am Beispiel des Facharbeitskreises für interkulturelle Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen und der Evaluation dieser Arbeit wird dargestellt, welche Faktoren in der Väterarbeit mit bzw. für migrantische Väter bzw. PoC als erfolgversprechend eingeschätzt werden.

Schüsselwörter: Väterforschung, Väterarbeit, Migration, Ethnizität, Diversität

Summary

Critical Diversity Perspective in Social Work with Men and Fathers

Intersectional and Critical Race Developments

Transferring experiences from the professional work with boys, it is discussed what can be the "critical" in working with men/fathers in a migration society. Some basic questions of professional social work with migrant fathers are discussed. Following an intersectional approach, current findings and developments in Fathers Studies and Social work with fathers are presented, reflecting on how differences concerning gender, ethnicity and class interact. Current mainstream discourses are also discussed critically: fathers with migration background and of Color are missing in German discourses dealing with transformations of caring masculinities and are often represented in a negative way. The aim is to take critical and emancipatory developments on masculinity into account, using the concept of progressive masculinity (Mutua). In doing so, tensions between hegemonic and progressive orientations of masculinity/fathering can be analysed, not just focussing on different types of fathers. Using the example of the Working Group for Intercultural Work with Fathers in North-Rhine Westphalia and the evaluation of its work success factors in the work with migrant fathers or PoCs are presented.

Keywords: Studies on Fathering, Social Work with Men/Fathers, Migration, Ethnicity, Diversity

Kritik mehrdimensional denken

Männlichkeiten unterliegen in modernen und von Migration gekennzeichneten Gesellschaften verschiedenen Transformationen, die sich auch in der Theorie und Praxis von Männer- und Väterarbeit niederschlagen. Der große Bedarf, Ansätze kritischer Männerarbeit in diesem Sinne zu reflektieren, wird im Folgenden am Beispiel migrationssensibler und diversitätsbewusster Väterarbeit aufgegriffen und konkretisiert.

Ein zentrales Problem bildet dabei der Begriff des Kritischen im Begriff »kritische Männerarbeit«, der in seiner Reichweite aus Diversitätsperspektive zu hinterfragen ist: kritische Männlichkeitsforschung (vgl. BauSteineMänner 2001) und Männerarbeit (vgl. Forster 2004) fokussieren auf Geschlechterverhältnisse als Rahmen männlicher Lebensbewältigung. Ein Ausgangspunkt für diversitätsbewusste Männer‑/Väterarbeit ist daher, dass der Kritik-Begriff von der Ebene Geschlechterdifferenz ausgehend auf andere Differenzen wie Migration/Ethnizität, soziale Ungleichheit und andere erweitert werden muss. Dazu sollte die Programmatik der Intersektionalität genutzt werden, nicht nur um das Ineinandergreifen der Differenzen race, class und gender verständlich zu machen, sondern um insbesondere auf diesen Ebenen mit der Kritik an gesellschaftlichen (Macht)Verhältnissen anzusetzen.

Ausgehend vom Begriff hierarchischer Geschlechterverhältnisse wird hier Kritik auch bezogen auf hierarchisch strukturierte Ethnieverhältnisse (vgl. Bednarz-Braun 2004) oder natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeitsverhältnisse (Mecheril 2004). Beim Blick auf Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und Ethnizität sollte bedacht werden, dass Macht im Sinne von Iris Bednarz-Braun alle »Lebensräume durchdringt […], um die soziale Konstruktion hierarchisch strukturierter Ethnie- und Geschlechterverhältnisse zu analysieren.« (Bednarz-Braun 2004, S. 65) Im Sinne dieser Begriffserweiterung richtet sich Kritik auch auf (Macht)Verhältnisse in der Migrationsgesellschaft und nimmt eine gesellschaftstheoretische Sicht ein, um individuelle Verortungen und Formen der Lebensbewältigung von Menschen angemessen verstehen zu können. Bei den hier angesprochenen Zielgruppen sind Väterlichkeit und natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeiten im Sinne des alltäglichen doing fathering und doing ethnicity von gesellschaftlichen Dynamiken beeinflusst: »Es ist sinnlos, auf die sich überlagernden oder durchkreuzenden Aspekte von Klasse, Rasse und Geschlecht in den individuellen Erfahrungswelten hinzuweisen, ohne angeben zu können, wie und wodurch Klasse, Rasse und Geschlecht als gesellschaftliche Kategorien konstituiert sind.« (Klinger 2003, S. 25)

In dieser differenz- und ungleichheitstheoretischen Sicht der Intersektionalität sollen Männlichkeiten/Väterlichkeiten in der Einwanderungsgesellschaft zum Gegenstand werden, auch in Bezug auf praktische Männer‑/Väterarbeit.

Transfer der Orientierungen/Haltungen von der Jungen- in die Männer‑/Väterarbeit?

Diskussionen um Etiketten, mit denen in der Geschichte verschiedene Orientierungen von Jungenarbeit beschrieben wurden, können für Reflexionen aktueller Entwicklungen der Männer‑/Väterarbeit hilfreich sein: In Theorie und Praxis der Jungenarbeit wurden in den 90er Jahren verschiedene Orientierungen als antisexistisch, (patriarchats)kritisch, parteilich, reflektiert oder emanzipatorisch diskutiert (vgl. Prüfer 2016, S. 16f.). All diese Aspekte sind heute weniger umstritten und in den Konsens eines weitgehend geteilten Grundverständnisses von Jungenarbeit eingeflossen, weil sie konzeptionell mehrheitlich etabliert und anerkannt sind. In der Jungenarbeit wird der zugrunde liegende Begriff von Kritik inzwischen auch in intersektionaler Sicht auf andere Differenzlinien angewandt, so dass Wissensbestände, Theorien, Methoden und Herangehensweisen zwar hauptsächlich weiter auf Geschlechterverhältnisse bezogen bleiben, aber zunehmend diversitätsbewusst reflektiert werden (vgl. Busche/Cremers 2012), insbesondere in Bezug auf Rassismus, Klassismus, Heteronormativität und Ableism, d.h. einem Ansatz zur Reflexion ausschließender Prozesse bezogen auf körperliche, seelische oder intellektuell-kognitive Möglichkeiten/Grenzen von Menschen. Auseinandersetzungen um spezifische Etiketten für das Handlungsfeld, die in der Regel über aussagekräftige Adjektive geführt werden, sollte man nicht für beendet erklären, sondern weiterhin führen, auch wenn begrüßenswert ist, dass bestimmte Elemente inzwischen in das professionelle Selbstverständnis eingegangen sind. Allerdings sind m.E. auch in der Jungenarbeit die Debatten darum, inwiefern sie diversitätsbewusst, migrationssensibel und rassismuskritisch ist, nicht abgeschlossen und werden aktuell eher zu wenig geführt.

Genauso wie in diesen Debatten lassen sich im aktuellen Engagement für einen Begriff kritischer Männerarbeit verschiedene Positionen der Verortung und Selbstverständigung diskutieren, die insbesondere auf die professionelle Haltung in der Arbeit verweisen. In der Theorie und Praxis der Männer- und Väterarbeit finden diese Reflexionen allerdings bislang weitaus weniger als in der Jungenarbeit statt. Das verwundert, wenn man die vorhandene Vielfalt geschlechterpolitischer Rahmungen, Ziele und Haltungen bedenkt, insbesondere im männer‑/väterrechtlichen sowie recht(spopulistisch)en Spektrum. Die Vielfalt geschlechter- wie männerpolitischer Strömungen, die Markus Theunert als profeministisch, emanzipatorisch, männer‑/väterrechtlich, co-feministisch, antifeministisch und traditionalistisch differenziert (vgl. Theunert 2016, S. 167f.), sollten auch als wirksam in Ansätzen der Väterarbeit angenommen und reflektiert werden. Diese geschlechterpolitischen Rahmungen müssen zukünftig intensiver diskutiert und in ihren Verflechtungen mit der Männer- und Väterarbeit geklärt werden, da sie natürlich gleichermaßen auf die Debatten um Diversität und Migration/Ethnizität einwirken: verschiedenste geschlechterpolitische und migrations‑/integrationspolitische Strömungen müssen als miteinander verflochtene Rahmenbedingungen für Theorie und Praxis migrationssensibler Männer‑/Väterarbeit reflektiert werden.

Emanzipatorische und kritische Männerarbeit beziehen sich auf kritische Männlichkeitsforschung, beide setzen an den Kosten und Privilegien traditioneller Männlichkeiten an, um die Pluralisierung männlicher Lebenschancen im Rahmen zunehmender Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen und alternative Konzepte jenseits festgefahrener Vorstellungen von Männlichkeit zu ermöglichen. In einem solchen männlichkeitskritischen Zugang, der sich im Geschlechterdialog mit Feminismus verortet, lassen sich durchaus emanzipative, d.h. gleichstellungsorientierte und geschlechtergerechte Ansätze der Männerarbeit gestalten, ebenfalls eng verbunden mit emanzipatorischen Männerpolitiken (vgl. von Bargen/Goosses 2012) und in Abgrenzung von maskulinistischen und antifeministischen bzw. antiemanzipatorischen Strömungen. Im Rahmen dieser kritischen und emanzipativen Ansätze sind alle folgenden Ausführungen zu Männlichkeit/Väterlichkeit und Migration/Ethnizität bzw. Diversität positioniert.

Typenbildungen zwischen Tradition und Moderne

Der Vergleich mit der Jungenarbeit hat gezeigt, dass es in der Männer- und Väterarbeit an solchen Klärungen über orientierende Adjektive zur Beschreibung des Handlungsfeldes mangelt, die entweder auf umstrittene grundlegende Aspekte oder auf fachliche Leer- oder Schwachstellen verweisen. Diese mangelnde Auseinandersetzung, so meine These, betrifft in der Männer- und Väterarbeit die Themen Diversitätsbewusstsein bzw. Migrationssensibilität und eine kritische bzw. emanzipative Haltung gleichermaßen. In der Väterarbeit werden spezifische Bezeichnungen als kritisch, parteilich oder emanzipatorisch bislang gar nicht diskutiert. Das kann unterschiedliche Gründe haben, die erst noch eingehender Erforschung bedürfen. Hinderlich für Diskussionen um zentrale Orientierungen der Väterarbeit könnte u.a. die hohe Komplexität sein, weil jenseits geschlechterpolitischer Ausrichtungen bei Vätern zusätzlich der Kindbezug und bei Männern noch Chancen/Probleme gleichstellungsorientierter Modelle von Partnerschaft zu berücksichtigen sind.

Auffällig ist noch ein anderer Unterschied im Vergleich zur Jungenarbeit: In der empirischen Männlichkeits- und Väterlichkeitsforschung werden sehr häufig typisierende Adjektive verwendet wie »neue« Männer/Väter usw., auf die noch eingegangen wird. In der Jungenarbeit begegnen Fachkräfte der Zielgruppe Jungen augenscheinlich zumeist ohne zuschreibende Adjektive und insgesamt mit großer Offenheit für laufende Entwicklungsprozesse, was aufgrund ihrer Alters-, Sozialisations- und Entwicklungsphase naheliegt.

Das ist bei Männern und Vätern offensichtlich anders, bei denen viele Entwicklungsprozesse als abgeschlossen bzw. bestimmte Typen und Verhaltensmuster als lediglich begrenzt veränderbar angenommen werden.[1] Es stellt sich die Frage: welche lernpsychologischen bzw. sozialisationstheoretischen Annahmen liegen der Familien- und Erwachsenenbildung bzw. der Sozial-, Bildungs- und Beratungsarbeit mit Müttern/Vätern zugrunde, um Chancen/Grenzen der Lern‑/Entwicklungsprozesse im Erwachsenenalter einzuschätzen?

Alexandra Schmidt-Wenzel (2008) untersuchte sozialisations- und lerntheoretische Vorgänge des familialen Kompetenzerwerbs, die sich in Lernstrategien und -handlungen von Müttern und Vätern bei der Bewältigung der »Anforderungssituation« Kind entwickeln. Sie kam zu dem Ergebnis, dass es bei Müttern wie Vätern zu ähnlichen Sozialisationsprozessen durch das Elternsein kommt, auf die beide im Sinne der untersuchten Lernstrategien und -handlungen zumeist mit aktiver Elternschaft reagieren (vgl. Schmidt-Wenzel 2008, S. 174f.). Michael Matzner (2004) hat ein sozialisationstheoretisches Modell von Väterlichkeit entwickelt, in dem er die Entwicklung subjektiver Konzepte als Zusammenwirken folgender Einflussfaktoren beschreibt: die Persönlichkeit des Mannes und die Sozialisation zum Vater, die soziale Lage und das Milieu, die Partnerin und Mutter der Kinder, die Kinder, die Berufstätigkeit, soziale Ressourcen sowie soziokulturelle Einflüsse (vgl. Matzner 2004, S. 11).

Hartmut Griese (2011) wirft im Kontext der Erwachsenenbildung die auch für Männer‑/Väterarbeit relevanten Fragen auf: »Wie weit verändern sich Erwachsene (noch)? Wie weit sind sie (noch) lernfähig?« (Griese 2011, S. 92) Er geht, Bezug nehmend auf Bernd Dewe, Günter Frank und Wolfgang Huge (1988), davon aus, »dass Wissensaneignung und Lernen ›nicht nach einem universellen Muster, das für alle Teilnehmer in der Erwachsenenbildung gleichermaßen gilt‹ erfolgt, sondern subjektiv ›nach Maßgabe der jeweils biographisch und aus dem Erfahrungshaushalt der sozialen Bezugsgruppen entstandenen Deutungsmuster und Habitusformen‹ (ebd., S. 219f.).« (Griese 2011, S. 94).

Daran anknüpfend stellt sich die Frage: welche Lern- und Entwicklungspotenziale werden in der Arbeit mit Männern/Vätern gesehen, die unterschiedliche biographisch gewachsene Deutungsmuster und Habitusformen angemessen berücksichtigen?

Die empirische Forschung zu Väterlichkeit präsentiert die inzwischen wachsenden Erkenntnisse zumeist in Form von Typen, die Phänomene zwischen den Polen Tradition und Moderne verorten, z. B. auch Matzner (2004): traditioneller Ernährer, moderner Ernährer, ganzheitlicher Vater und familienzentrierter Vater. Die Fülle der verschiedenen Typisierungen kann hier angesichts begrenzter Möglichkeiten nicht ausgebreitet werden (vgl. Tunç 2017). An dieser Stelle soll kurz die Ambivalenz im Umgang mit empirischen Vätertypen angerissen werden. Einerseits bieten solche Erkenntnisse empirischer Väterlichkeitsforschung Chancen für die Väterarbeit, weil damit im Feld Tätigen hilfreiches Wissen über vielfältige Formen von Väterlichkeit zur Verfügung steht. Andererseits wird das Bilden von Vätertypen auch immer wieder kritisiert: Robert Richter kritisiert die Probleme zuschreibender personenbezogener Typenbildungen von sogenannten traditionellen bis zu modernen Vätern und schlägt vor, stattdessen Typen der Anforderungsbewältigung von Vätern zu rekonstruieren (vgl. Richter 2012, S. 281, S. 364ff.).

Dieser Vorschlag ist für die Praxis hoch relevant, weil Väterarbeit an vorhandenen Ressourcen väterlicher Alltags- und Lebensbewältigung ansetzt. Damit ist der professionelle Umgang mit Vätern angesprochen, auf den im Folgenden eingegangen wird, bevor dann die migrationsgesellschaftliche Diversität von Vätern thematisiert wird.

Professionalität kritischer Männer‑/Väterarbeit

Angesichts guter Fortschritte besteht Handlungsbedarf, die Theorie und Praxis der Männer‑/Väterarbeit weiter zu entwickeln und damit die Professionalität zu steigern. Im Folgenden stehen diese Prozesse der Männer‑/Väterarbeit im Kontext der Profession Sozialer Arbeit im Fokus.[2] In einem zweiten Schritt muss Professionalität dann mehrdimensional bzw. intersektional bezogen auf die Differenzen Gender, Ethnizität und soziale Ungleichheit (Klasse) reflektiert werden, wobei auch Überlegungen zum Begriff des Kritischen in diese Professionsentwicklungen integriert werden.

Nach Holger Strenz (2011) ist Männerarbeit aus der Männerbewegung entstanden und will Räume schaffen, »damit sich Männer individuell entwickeln und eigene Potentiale ergründen können. Sie bietet die Möglichkeit, traditionelle Männerbilder zu hinterfragen und Zuschreibungen aufzulösen.« (Strenz 2011, S. 272) Das breite Spektrum des Handlungsfeldes Männerarbeit reicht nach Andreas Goosses und Henning von Bargen »von angeleiteter Selbsterfahrung, psycho-sozialer und psychotherapeutischer Einzel- und Gruppenberatung, Biografie-, Begegnungs- und Körperarbeit, Multiplikatoren-Training, Coaching, sexueller Bildung, Hilfe für Opfer von (sexualisierter) Gewalt, Arbeit mit Stalkern, Gender- und Anti-Gewalt-Training, Erwachsenenbildung, intersektionaler, kultur- und generationenübergreifender Männerarbeit, Gender Mainstreaming bis hin zu den verschiedenen Formen der Jungen- und Väterarbeit, Schwulen- und Queerberatung etc.« (von Bargen/Goosses 2012, S. 128).

Väterarbeit lässt sich als ein Teilbereich der Männerarbeit definieren (vgl. auch Strenz 2011, S. 273), in dem zu den gerade genannten Bereichen gearbeitet wird, bildet aber auch ein wachsendes eigenes Handlungsfeld mit einem breiten Spektrum von Ansätzen. Väterarbeit existiert in der Familienbildung (vgl. Verlinden 2004; LAG Familienbildung NRW 2011), in vielen Feldern Sozialer Arbeit (vgl. Wulf-Schnabel et al. 2010) und hat eine Vielfalt praktischer Ansätze hervorgebracht, sodass die Väter in ihren lebensweltlichen Bezügen mit methodisch ausdifferenzierten Angeboten versorgt werden.

Insofern werden Bedarfe von Vätern in immer mehr Handlungsfeldern Sozialer Arbeit berücksichtigt und kompetent behandelt, auch wenn Männer selten ausdrücklich als Väter im Mittelpunkt gezielter Angebote stehen. Insofern existieren gleichermaßen Ansätze der »Arbeit mit Vätern« bis hin zur »Väterarbeit« nebeneinander. Als Professionalisierung bezeichnen lässt sich der Prozess, bei dem sich seit einiger Zeit die Entwicklung von der »Arbeit mit Vätern« hin zur »Väterarbeit« vollzieht, auch zu verstehen als geschlechtsdifferenzierte Professionalisierung der Familien- und Elternarbeit. Anders als die Bezeichnung der »Arbeit mit Vätern« umfasst der Begriff der Väterarbeit Ansätze, die Väter gezielt als eigenständige Zielgruppe ansprechen und mit spezifisch zugeschnittenen Konzepten, Arbeitsweisen und Methoden für sie bzw. mit ihnen arbeiten. Idealerweise geschieht das in geschlechtshomogenen Räumen, die Väter für Aktivitäten und ihre Bedürfnisse nutzen können und Chancen bieten für unterschiedliche Lernprozesse, manchmal unter Einbezug der Kinder.

Auch solche Anbieter Sozialer Arbeit, die keine Väterarbeit in diesem engeren Sinn machen, sollten reflektierter und bewusster mit Vätern umgehen sowie ihre Angebote väterbewusst optimieren, verstanden als konsequente Väterbeteiligung oder Väterkompetenz zur Professionalisierung von Angeboten. Das erfordert eine kritische Überprüfung der Institutionen und Prozesse der Personal- und Organisationsentwicklung Sozialer Arbeit: Im Sinne eines Väter-Mainstreaming sollten alle Organisationen väterkompetent werden und Väterthemen als Querschnittsaufgabe im Blick haben (vgl. Schäfer et al. 2009, S. 343).

Mit Blick auf den hier gesetzten Schwerpunkt migrationssensibler und diversitätsbewusster Väterarbeit stellt sich dann die Frage, wie Professionalität in der Sozial-, Bildungs- und Beratungsarbeit intersektional zu konzipieren ist. Zu fragen ist: wie kann Professionalisierung Macht- und Ungleichheitsverhältnisse entlang verschiedenster Differenzlinien kritisch reflektieren und beachten, mindestens aber bezogen auf die klassische Trias aus race, class und gender?

Zur Beantwortung der Frage lassen sich aktuelle Ansätze nutzen, die eine kritische Theorie und Praxis Sozialer Arbeit entwerfen, wie sie Roland Anhorn und Kolleg_innen (2012) vorgelegt haben. Das Ziel kritischer Sozialer Arbeit wird als eine Unterbrechung bestimmt, die »auf eine grundsätzliche Problematisierung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen gerichtet ist, d.h. auf gesellschaftlich erzeugte Unterdrückungs-, Ausbeutungs- und Ausschließungsverhältnisse, auf ungerechtfertigte Beschränkungen kollektiver und individueller Selbstbestimmungsmöglichkeiten, auf Mechanismen der Disziplinierung und Normierung etc.« (Anhorn et al. 2012, S. 7). Als Gegenstück zu dieser negativen Bestimmung zielt Soziale Arbeit auf Inklusion, verstanden als Gerechtigkeits- oder Menschenrechtsprofession. Im Kontext vieler Theorieansätze thematisiert sie implizit oder explizit Inklusion, auch bezogen auf viele Differenzphänomene, und fordert dazu auf, »über bestehende Verhältnisse hinauszudenken, soziale Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen zu realisieren und dort anzusetzen, wo dies noch nicht erreicht ist« (Spatscheck/Thiessen 2017, S. 12).

Bislang wurden diese Vorschläge jedoch nicht an der Schnittstelle von Männlichkeit und Migration/Ethnizität konkretisiert, so man in diesen beiden Feldern vorhandene Ansätze erst noch zusammenführen muss. Einen herrschaftskritischen und emanzipatorischen Ansatz in diesem Sinne hat für die Männerarbeit Hans Prömper ausgearbeitet (vgl. Prömper 2003), aus dem sich eine emanzipatorische Männerarbeit in der Sozialen Arbeit entwickeln lässt. Auch für die Migrationssozialarbeit gibt es entsprechende Vorschläge: Zwar wird Kritik als Element im Feld der Migrationsforschung als Widerstand gegen Macht- und Ungleichheitsverhältnisse entwickelt (vgl. Mecheril/Thomas-Olalde 2016), eine Bezeichnung wie kritische Migrationssozialarbeit konnte sich bislang nicht etablieren, auch wenn es erste entsprechende Ansätze gibt (vgl. Sulimma/Muy 2012). Als ein wichtiger Bestandteil kritischer Migrationssozialarbeit lässt sich der politische Ansatz bestimmen, der an einen selbstbestimmten Auftrag geknüpft ist, in dem Soziale Arbeit durch Diskriminierungs- und Rassismuskritik zu gerechten gesellschaftlichen Verhältnissen beitragen will (vgl. Melter 2015). Astrid Messerschmidt beschreibt eine solche kritische Professionalität:

»Eine migrationsgesellschaftliche Kritik bezieht sich auf jedes Sprechen über alle, die im Kontext von Migration als Andere betrachtet werden. Es handelt sich um eine Kritik des Allgemeinen, denn das Allgemeine ist durchsetzt von den wertenden Unterscheidungen und Praktiken, die Ungleichwertigkeit ausdrücken. Kritik an diesen Dynamiken bedeutet in der Konsequenz wesentlich Selbstkritik […], wenn kritische Professionalisierung die Kritik reflexiv wendet.« (Messerschmidt 2016, S. 62)

Diese beiden genannten Stränge lassen sich zukünftig in der weiteren Professionalisierung Sozialer Arbeit zusammenführen, je nach Konstellation der Bildungs-, Sozial- und Beratungsarbeit als migrationssensible Väterarbeit oder -beteiligung. Diese weitere Professionalisierung der Väterarbeit (oder Väterbeteiligung, je nach Handlungsfeld), sollte auf empirischen Forschungsergebnissen basieren, konkret einer migrationssensiblen Väterlichkeitsforschung.

Der UN-Väterbericht und Caring Masculinities

Der UN-Bericht »State of the World’s Fathers« (Levtov et al. 2015) aus dem Jahr 2015 hat Ergebnisse weltweiter Studien zur Väterlichkeitsforschung zusammengestellt, die gesellschaftliche Transformationen hin zu mehr fürsorglicher Väterlichkeit zeigen. Auf Basis internationaler Daten zur Zeitverwendung von Männern/Vätern, Regelungen der Kinder-Auszeiten für Väter (Paternal Leave), zur Kindergesundheit und der Gewalt von Vätern fördert und steigert aktive Väterlichkeit diesem UN-Bericht zufolge:

Damit sind die drei zentralen Ebenen benannt, auf denen sich Entwicklungen aktiver Väterlichkeit und ihr gesellschaftlicher Nutzen diskutieren lassen. Der UN-Bericht zeigt allerdings auch, dass Väterlichkeit in diesen drei Ebenen teils mit Gewalt gegen Kinder und Frauen, wenig förderlichen bzw. negativen Einflüssen auf kindliche Entwicklung und mit dem Festhalten an traditionellen, nicht geschlechtergerechten bzw. gleichstellungsorientierten Männlichkeiten verbunden sein kann. So ergibt sich nicht nur für die Väterlichkeitsforschung, sondern auch für Ansätze der Männer- und Väterarbeit ein Spannungsfeld aus hegemonialen wie progressiven Männlichkeiten/Väterlichkeiten, auf die später noch vertiefend eingegangen wird.

Auch wenn Väterarbeit an den genannten drei Ebenen Paarbezug, Kindbezug, Selbstbezug ansetzt, hat sie mit dem Problem zu kämpfen, dass Forschung, Praxis und Politik im Feld von Väterlichkeiten und Männlichkeiten aktuell noch stark voneinander getrennt sind. Weil gegenwärtig der Mainstream akademischer Männlichkeitsforschung nur eher locker verbunden ist mit aktuellen Entwicklungen emanzipatorischer Männer‑/Väterpolitik und Männer‑/Väterarbeit, sollte man diese Handlungsfelder in Zukunft stärker zusammenführen. Die Debatte um Caring Masculinities, d.h. fürsorgende Männlichkeiten, bietet vor dem Hintergrund des UN-Berichts die Chance, Theorien zu Männlichkeit und Väterlichkeit enger miteinander zu verbinden.

Für die Theorie und Praxis kritischer Männer/Väterarbeit ist die Erkenntnis entscheidend, Männlichkeit und Väterlichkeit in Forschung und Praxis zwar als eigenständige, aber eng miteinander verbundene und interdependente Felder zu konzeptualisieren, die zu einem guten Teil füreinander jeweils wechselseitig konstitutiv sind (vgl. Tunç 2017). Mit Hilfe der Definitionen von Caring Masculinities, wie sie beispielsweise Michael Meuser (2014) und Nadja Bergmann mit Kolleg_innen (2014) in die deutschsprachigen Debatten eingebracht haben, lässt sich diese Verbindung von Männlichkeit und Väterlichkeit herstellen: »Eine caring masculinity kann dabei als Alternative zur hegemonialen Männlichkeit gestärkt und gefördert werden.« (Bergmann et al. 2014, S. 137) Michael Meuser konstatiert: »Unter den Bedingungen involvierter Vaterschaft kann Kompetenz in Kinderbetreuung zum Ausweis von Männlichkeit werden.« (Meuser 2014, S. 169) Allerdings betreffen solche Phänomene Meuser zufolge aktuell nur eine Minderheit von Männern und die empirisch feststellbaren Tendenzen hin zu mehr fürsorgender Männlichkeiten führen auch dazu, dass Aushandlungen und Konflikte zwischen Müttern und Vätern zunehmen können.

Mit dem Stichwort der Caring Masculinities lassen sich Fragen der Care-Verantwortung gleichermaßen im Kontext von Männlichkeit wie Väterlichkeit stellen, insbesondere in biographischer Sicht und zu Fragen der Vereinbarung von Erwerbsarbeit mit Care work. Denn einerseits entspricht es den Bedürfnissen einer größer werdenden Anzahl von Vätern, ihre Väterlichkeit aktiv und fürsorgend leben zu können. Andererseits sind Lösungen für männliche Vereinbarkeitsprobleme zwischen Beruf und Familie ein unerlässlicher Beitrag dazu, eine echte Gleichstellung der Geschlechter zu verwirklichen (vgl. Werneck/Beham/Palz 2006): »Einen Beitrag zur Entwicklung von verstärkt an Partnerschaftlichkeit und Fürsorge orientierten Männlichkeitsmustern zu leisten, ist das prioritäre Ziel jeder Männerpolitik. Caring masculinities – fürsorgende Männlichkeiten – werden damit zu einem positiven Leitbild für ein gerechtes und erfülltes Zusammenleben aller Menschen.« (Lehner 2012, S. 92).

Allerdings sollte diese Erkenntnisse mehr als bislang im Transfer von Wissenschaft und Praxis diskutiert und auch genutzt werden, um die Männer‑/Väterarbeit stärker theoretisch zu fundieren bzw. weiter zu professionalisieren.

Gerade bei Zielgruppen, die Probleme mit einer fürsorgenden und für das Kindeswohl förderlichen Erziehung oder gar mit Gewalt haben, lassen sich die Fragen nach Chancen von Caring Masculinities nur schwer ressourcenorientiert angehen, weil in diesem Kontext der Männer‑/Väterarbeit die Kritik oder Konfrontation mit vorhandenen Problemen oft im Mittelpunkt steht. In der Männer‑/Väterarbeit entstehen daraus Ambivalenzen, diesen Männern/Vätern gleichermaßen in der Haltung von Kritik und Förderung bzw. Unterstützung zu begegnen, die jetzt männlichkeitstheoretisch als Spannungen aus hegemonialen sowie progressiven Männlichkeiten/Väterlichkeiten und danach im Migrationskontext untersucht werden.

Spannungen aus hegemonialen und progressiven Männlichkeiten/Väterlichkeiten

Für die genannten Ambivalenzen und die Stärkung emanzipativer Entwicklungen in der Männer‑/Väterarbeit wird hier der Begriff der progressiven Männlichkeit vorgeschlagen, mit dem sich dann Spannungen zwischen hegemonialen und progressiven Deutungsmustern von Männlichkeit und Väterlichkeit angemessen analysieren lassen, zunächst allgemein und dann bezogen auf migrantische Männer/Väter bzw. auf People of Color (PoC).

Angesichts der insbesondere in praktischer Männer- und Väterarbeit erkennbaren Entwicklungen hin zu Caring Masculinities schlage ich vor, einen eigenständigen Begriff progressiver Männlichkeiten in die Geschlechterforschung einzuführen, der sich am Beitrag von Athena D. Mutua über Progressive Black Masculinities (vgl. Mutua 2006) orientiert: Der Begriff progressive Männlichkeiten bezeichnet Deutungsmuster, auf die sich Männer bestimmter Milieus und in bestimmten Kontexten beziehen, um Lebensentwürfe zu gestalten, die mit möglichst wenig Macht über andere Menschen bzw. möglichst geringer Orientierung an hegemonialen Männlichkeiten umsetzbar sind sowie geschlechterdemokratische Geschlechterverhältnisse anstreben. Denn es spricht empirisch viel dafür, dass die bisher als »neue Väterlichkeit« diskutierten Orientierungs- bzw. Handlungsmuster und Entwicklungen progressiver Männlichkeiten aneinander gekoppelt sind, verstanden als Entwicklungen hin zu mehr Caring Masculinities.

Bezogen auf Väterlichkeit wäre dann noch zu klären, welche Relevanz progressive Konzepte von Männlichkeiten für Väterlichkeiten haben und wie diese Deutungs- und Handlungsmuster aufeinander bezogen sind. Außerdem stellt sich die Frage, inwiefern sich die Spannungen zwischen hegemonialen und progressiven Deutungsmustern auf den vorher genannten drei Ebenen Paarbezug, Kindbezug, Selbstbezug vollziehen. Für diese Fragestellung ist die Hypothese der Modularisierung von Männlichkeiten nach Armin Bernhard und Lothar Böhnisch (2015) interessant: »Es hat sich eine Modularisierung von Männlichkeit entwickelt, d.h., Männlichkeit wird in den verschiedenen Lebensbereichen – Arbeit, Freizeit, Partnerschaft, Männerfreundschaften – unterschiedlich interpretiert.« (Bernhard/Böhnisch 2015, S. 6f.) Der Hypothese folgend könnten auch Beziehungen zu Kindern ein Lebensbereich sein, in dem sich spezifische eigene Männlichkeitsmuster intergenerativ ausbilden, die zwar mit den anderen Modulen interagieren, teils aber auch eigenen Dynamiken folgen. Diese Modularisierung von Männlichkeiten nach Bernhard/Böhnisch (2015) bedarf zwar noch empirischer wie theoretischer Prüfung bzw. Ausdifferenzierung, kann aber zur Orientierung in der Männer‑/Väterarbeit ertragreich sein.

Die Idee der Modularisierung würde zu erklären helfen, dass bei Männern/Vätern hegemoniale und progressive Anteile in verschiedenen Lebensbereichen gleichzeitig nebeneinander bestehen können, deren Spannungen untereinander wahrzunehmen und als Ansatzpunkte der Männer‑/Väterarbeit nutzbar sind. Interessant wäre es, die Idee der Spannungen zwischen hegemonialen und progressiven Männlichkeiten/Väterlichkeiten im Zusammenhang mit dem Variablenmodell von Reinhard Winter und Gunter Neubauer für ein »balanciertes Junge- und Mannsein« (Winter/Neubauer 2001) zu diskutieren. Ungeachtet dessen erscheint es in der Praxis der Väterarbeit in jedem Fall nötig zu sein, der Zielgruppe mit der Haltung der Ressourcenorientierung zu begegnen, wobei dieses Glauben an fürsorgliche Anteile und Ressourcen der Männer als das entscheidende Merkmal für eine emanzipatorische Arbeitsweise bewertet werden kann.

Forschung und Praxis zu Väterlichkeit in der Migrationsgesellschaft

Ansätze der Väterarbeit, in denen engagierte Väter als eine zentrale Ressource für ein gutes Aufwachsen und eine erfolgreiche Bildung/Zukunft ihrer Kinder gesehen werden, befinden sich zwar gerade in einer recht guten Entwicklung, werden aber den Bedarfen von Vätern mit Migrationshintergrund bzw. der Väter of Color aktuell noch nicht ausreichend gerecht.

Debatten darum, inwiefern Männer mit Migrationshintergrund engagierte Väter sind, fokussieren immer noch stark auf Defizite statt Ressourcen der Familien mit Migrationshintergrund. Stefanie Bischoff und Kolleg_innen kritisieren anhand einer Analyse politischer Diskurse von Kindheit, dass Migrant_innenfamilien kaum Potenziale entwicklungsfördernder Erziehung zugetraut werden (vgl. Bischoff et al. 2013, S. 28). Das gilt dementsprechend auch für Väter mit Migrationshintergrund, d.h. es wird oft bezweifelt, dass es bei migrantischen Vätern oder Vätern of Color Ressourcen bzw. Chancen progressiver Orientierungen gibt, möglicherweise auf allen drei genannten Ebenen Paarbezug, Kindbezug, Selbstbezug. Männer/Väter mit Migrationshintergrund bzw. of Color (PoC) fehlen entweder in deutschen Diskursen über fürsorgliche Väterlichkeit oder sind häufig Gegenstand ethnisierter sowie religionisierter Diskurse, wo ihnen statt engagierter Väterlichkeit eher Gewalt oder nicht förderliche Erziehung zugeschrieben werden.

Insofern sind ethnisierende Diskurse zu kritisieren, weil migrantische Väter vielfach zu einer homogenen Gruppe stilisiert werden, die unterschiedslos als schwierig oder sehr problematisch gilt. Ihre Konzepte von Männlichkeit bzw. Väterlichkeit werden meist einheitlich als machohaft, traditionell und sehr konservativ wahrgenommen. Vorhandene Probleme in Geschlechter- und Familienbeziehungen sind in klar eingegrenzten Milieus von Migranten teils vorhanden, zu benennen und mit angemessenen Maßnahmen zu bearbeiten. Aber skandalisierende öffentliche Negativdiskurse beinhalten meist stark verkürzte Vorstellungen der Männlichkeits- bzw. Väterlichkeitskonzepte von Menschen mit Migrationshintergrund, weil die Verhaltensweisen einer Minderheit aus traditionellen Milieus oft als allgemeingültig für die Mehrheit aller migrantischen Männer/Väter angesehen werden (vgl. Tunҫ 2017).

In letzter Zeit, auch im Zuge der sexuellen Gewaltvorfälle zu Silvester 2015/2016, kommt es immer öfter zu Zuschreibungen auf den Islam in (geschlechtsdifferenzierten) Migrations- und Integrationsdebatten, auch dann, wenn eine Religiosität subjektiv für die Menschen bzw. im Fokus stehende Themen/Probleme kaum oder gar nicht relevant ist. So kommt es immer wieder zur »Religionisierung« (vgl. Seidel 2008) der Integrationsdebatte (vgl. Hierl 2012) bzw. auch zu religionisierten Männlichkeitsdiskursen. Nach dem Motto »Machos sind immer die Anderen« legitimiert die islamfeindliche Religionisierung von Geschlechterdebatten (vgl. Shooman 2014) Ausgrenzungsdiskurse.

Die Reflexion ethnisierter sowie religionisierter Männlichkeits- und Väterlichkeitsdiskurse lässt sich daher m.E. als eine zentrale Herausforderung an jede Soziale Bildungs- und Beratungsarbeit für die Zielgruppe Männer/Väter mit Migrationshintergrund bzw. of Color (PoC) beschreiben. Dabei erscheint es mir besonders wichtig zu beachten, wie natio-ethno-kulturelle Differenzen und soziale Ungleichheiten ineinandergreifen: Marion Gemende, Chantal Munsch und Steffi Weber-Unger-Rotino kritisieren die »Kulturalisierung von Geschlecht als Verdeckung sozialer Ungleichheit« (Gemende et al. 2007, S. 17). Den Autorinnen zufolge muss ein geschlechterdifferenzierender Blick auf Menschen mit Migrationshintergrund/PoC und soziale Ungleichheit

»sowohl auf die Frage nach der Funktion der Kulturalisierung von Differenz als auch auf die dichotomisierende Konstruktion in den Geschlechterverhältnissen gelenkt werden. Dabei soll verdeutlicht werden, wie sie zur Verdeckung und Reproduktion gesellschaftlicher Hierarchien, also sozialer Ungleichheit beitragen und über die Konstruktion von Fremdheit der Stabilisierung von Machtinteressen dient« (vgl. Gemende et al. 2007, S. 17ff.).

Den Autor_innen einer Studie zum sozialen Aufstieg in der Einwanderungsgesellschaft zufolge »sagt die Kategorisierung ›Migrationshintergrund‹ immer weniger aus. […] Das kann bedeuten, dass für die Betroffenen der ethnisch-kulturelle Hintergrund der Familie kaum noch eine Rolle spielt« (Lang et al. 2016, S. 11f.), sie demgegenüber aber mit massiven Barrieren beim sozialen Aufstieg zu kämpfen haben. In diesem Sinne sollte mit dem Begriff »mit Migrationshintergrund« immer auch kritisch und reflektiert umgegangen werden. Denn durch das selbstverständliche Sprechen über Menschen mit und ohne Migrationshintergrund können auch pauschalisierende kategoriale Zuschreibungen (re)produziert werden, sodass nicht nur unzulässigerweise vermeintlich homogene Wir-Gruppenkonstruktionen hervorgebracht oder festgeschrieben werden (können), sondern verfestigte soziale Ungleichheiten bzw. erreichte soziale Aufstiege verdeckt werden. Insofern möchte ich dafür plädieren, die Heterogenität der Menschen mit Migrationshintergrund immer im Blick zu behalten, gerade auch beim Väterthema (vgl. Tunҫ 2017).

Forschungen der Entwicklungspsychologie belegen, dass Väter aller ethnisch-kulturellen Zugehörigkeiten eine eigenständige Bedeutung für die soziale, kognitive und emotionale Entwicklung in allen Phasen des Lebenslaufs ihrer Kinder haben und kindliche Entwicklung zunehmend positiv fördern (vgl. Seiffge-Krenke 2016). Internationale Vergleiche zeigen außerdem, dass Modelle von Väterlichkeit und Vorstellungen von gutem Vatersein auch kulturell geprägt sind (vgl. Lamm/Keller 2012). So bringen Migranten im Zuge der Einwanderung oft Selbstverständnisse von Väterlichkeit mit, »die sie im Alltag in Deutschland vor neue und ihren Erwartungen konträre Anforderungen stellen und von ihnen in unterschiedlicher Weise bearbeitet werden. Hierbei spielen gesellschaftliche, ethnisch-nationale und soziale Herkunftserfahrungen sowie rechtliche und politische Strukturen von Migration, Aufenthalt und Integration eine Rolle« (Westphal 2014, S. 192). Zur Frage, inwiefern Väter mit Migrationshintergrund die Entwicklung ihrer Kinder fördern, mangelt es in Deutschland bisher an wissenschaftlichen Erkenntnissen (vgl. Tunç 2017). Birgit Leyendecker zufolge sind »zugewanderte Väter eine weitgehend ungenutzte Ressource« (Leyendecker 2011, S. 36) für ein gutes Aufwachsen von Kindern mit Migrationshintergrund. Ihre aktuellen Studien ergeben, dass beispielsweise auch türkeistämmige Väter die Entwicklung ihrer Kinder im Vergleich mit Mehrheitsdeutschen ohne Migrationshintergrund ebenso mehrheitlich positiv beeinflussen (vgl. Leyendecker/Agache 2016).

Yasemin El-Menouar und Inna Becher untersuchten Geschlechterrollenorientierungen bzw. Werteinstellungen im interreligiösen Vergleich (BaMF 2014). Ein Kernergebnis ist, dass Gleichberechtigung als universelles Menschenrecht unabhängig von Religion und Herkunft bei den befragten Christen und Muslimen in Deutschland als Wert stark etabliert ist: lediglich 11 % der Christen und 17 % der Muslime äußern Einstellungen, die Frauen benachteiligen. Die Studie von Paul Zulehner und Petra Steinmair-Pösel (2014) untersuchte Geschlechterarrangements im interreligiösen Vergleich anhand der vier Männertypen der großen Männerstudie (Volz/Zulehner 2009): der traditionelle und der moderne Typ, der pragmatische Mischtyp und der suchende Typ. Die Autor_innen kommen bei den Verteilungen auf die Typen der Geschlechterrollenorientierung im Vergleich zwischen Muslimen und Österreichern zum Ergebnis, dass sich auch bei Muslim_innen in Österreich eine Vielfalt von Geschlechterrollenorientierungen zeigt. Muslime sind in allen vier Typen vertreten, jedoch ist die Zustimmung zu traditionellen Geschlechterleitbildern insgesamt etwas höher, Angehörige der zweiten Migrationsgeneration muslimischen Glaubens vertreten aber den Österreichern ähnlichere, modernere Einstellungen (vgl. Zulehner/Steinmair-Pösel 2014, S. 263f.). Diese Erkenntnisse migrationssensibler Väterlichkeitsforschung ermutigen eindeutig dazu, an fürsorglicher Väterlichkeit interessierten migrantischen Vätern Angebote zu machen, offenbaren aber gleichermaßen die weiter oben dargestellten Spannungen aus progressiven und hegemonialen Männlichkeiten bei Migranten/PoC.

Der Facharbeitskreis für interkulturelle Väterarbeit NRW

Es gibt zunehmend Beispiele guter Praxis migrationssensibler Väterarbeit, die insbesondere vom 2008 gegründeten Facharbeitskreis Interkulturelle Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen (NRW) entwickelt wurden (Vgl. MAIS NRW 2011).[3] Die Angebote der Väterprojekte in diesem Facharbeitskreis wurden im Jahr 2013 und 2014 vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) in Essen evaluiert (vgl. Tunç 2015), welche die Erfolge der Väterarbeit sichtbar machte. Als wichtige Erfolgsfaktoren möchte ich Folgende hervorheben: Bei der Personalbesetzung ist es m.E. ideal, männliche Fachkräfte mit Migrationshintergrund einzusetzen. Außerdem lassen sich Angebote der Väterarbeit für Migranten verbinden mit solchen für migrantische Familien/Mütter (Werbung über Mütter), die zumeist über aufsuchende Wege der Ansprache erreicht werden. Als wirksam erwiesen hat sich auch die enge Kooperation mit Migrant_innenorganisationen (MO). Als wichtig für den Erfolg kann es auf Basis der befragten Väterexperten gelten, in den teils zeitaufwendigen Prozess des Vertrauens- und Beziehungsaufbaus zu investieren. Die Ansprache in Kitas bietet Chancen, weil sich dort Väter unabhängig von ihrer ethnisch-kulturellen Zugehörigkeit über Spiel-, Sport- und Freizeitpädagogik (Vater-Kind-Spieltreff, Vater-Kind-Aktion oder -Wochenende) gut erreichen lassen.

Die Fachkräfte sollten, so legen es die Evaluationsergebnisse nahe, über Diversitätskompetenz im Umgang mit großer Heterogenität der Zielgruppe verfügen (Intersektionalität, s.o.) sowie um Effekte ethnisierter Männlichkeitsstereotype auf die Adressaten wissen und diese berücksichtigen. Als zentralen Erfolgsfaktor möchte ich den konsequenten Ressourcenansatz gegenüber Vätern mit Migrationshintergrund hervorheben, mit dem die untersuchten Projekte in der Väterarbeit Erfolge erzielen konnten (vgl. Tunҫ 2015, S. 124–128).

Auf Basis der Evaluation möchte ich Vorschläge für zukünftige Entwicklungen machen: In NRW wurde eine Zeit lang das Handlungsfeld Väter mit Migrationshintergrund gezielt als eigenständiger Bereich wahrgenommen, aufgebaut und finanziell gefördert. Nach Auslaufen der Förderung Ende 2016 sollten m.E. jetzt Anstrengungen verstärkt werden, die migrationsgesellschaftliche (meist sogenannte interkulturelle) Öffnung und Professionalisierung der Väterarbeit bei Trägern noch weiter voranzutreiben, die bislang zumeist lediglich weiße Väter ohne Migrationshintergrund erreichen. Nach der Phase der modellhaften Entwicklung spezifischer Konzepte für migrantische Väter/PoC in Migrations‑/Integrationsdiensten sollten die gesammelten Erfahrungen aus meiner Sicht zukünftig in die Regelversorgung integriert werden. Den Herausforderungen angemessen erscheint mir daher der Aufbau einer Versorgungsstruktur, bei der dauerhaft eine Doppelstruktur aus migrationsspezifischen und Regeldiensten vorgehalten wird: Für kontinuierlich neu Zuwandernde, wie aktuell die Menschen mit Fluchtmigrationsgeschichte, wird es immer migrationsspezifische Angebote und gleichzeitig migrationsgesellschaftlich geöffnete Regeldienste geben müssen. Diese Doppelstruktur kann, so meine Hypothese, für Soziale, Bildungs- und Beratungsarbeit in der deutschen Migrationsgesellschaft als konstitutiv angenommen werden, würde dann aber noch der strukturellen Weiterentwicklung bedürfen.

Qualitätsmerkmale und Entwicklungsbedarfe für migrationssensible Väterarbeit

Abschließend möchte ich einige zentrale Qualitätsmerkmale und Entwicklungsbedarfe von Väterarbeit in der Migrationsgesellschaft in Form einer kurzen Übersicht präsentieren, die sich aus meiner Erfahrung als erfolgreich bewährt haben.

Hilfreich ist die Balance der ambivalenten Haltungen zwischen Männlichkeitskritik und Emanzipation bzw. Förderung. Dabei kann das Motto für eine solche Haltung, wie sie Olaf Jantz von Professionellen in der Jungenarbeit fordert, auch für die migrationssensible Väterarbeit gelten. Jantz hat als Praxis-Postulat festgehalten: »Es existiert eine produktive Spannung eines ›Sowohl als auch‹ von so viel Parteilichkeit wie möglich und so viel Antisexismus wie nötig« (Jantz 2003, S. 63). Diese Spannung aus nötiger Kritik an (traditionellen) Männlichkeiten bzw. Väterlichkeiten und einer parteilichen Haltung kann zwar die Praxis der Väterarbeit und die Haltungen der Fachkräfte in diesem Feld allgemein charakterisieren. Im migrationsgesellschaftlichen Kontext erscheint es mir oft eine besondere Herausforderung, diese balancierende Haltung umzusetzen. Für die Verwirklichung dieses Anspruchs kann m.E. die oben bereits erwähnte kritische Reflexion ethnisierter Männlichkeitsdiskurse eine wichtige Voraussetzung sein.

Im Sinne eines partizipationsorientierten und ressourcenaktivierenden Ansatzes kann es wertvoll sein, am Prozess der Weiterentwicklung migrationssensibler Väterarbeit auch Migrant_innenorganisationen (MO) und Elternvereine der Menschen mit Migrationshintergrund zu beteiligen (vgl. Fischer 2009). Bei der Kooperation zwischen MO und etablierten Trägern der Sozialen Arbeit sehe ich die Herausforderung, die unterschiedlichen Ressourcen und strukturellen Rahmenbedingungen zu reflektieren, um den oft formulierten Anspruch einer Kooperation »auf Augenhöhe« zu verwirklichen (vgl. Goltz 2015).

Als Nötig bewerte ich die Erhöhung des Anteils von Fachkräften mit Migrationshintergrund zur Repräsentation ethnisch-kultureller Vielfalt migrationsgesellschaftlicher Sozialer Arbeit, insbesondere durch Gleichstellungsmaßnahmen wie z. B. eine Quote für Fachkräfte mit Migrationshintergrund. Konkrete diesbezügliche Maßnahmen mögen in der Entwicklung und der Steuerung (Beispiel Einstellungsverfahren) kompliziert sein und sollten bzgl. der mitunter problematischen Folgen reflektiert werden, sollten aus meiner Sicht aber geprüft und realisiert werden – verbunden mit migrationssensiblen Diskussionen der Frage, wie man mehr Männer für die Soziale Arbeit gewinnen kann (vgl. Rose/May 2014).

Die professionelle Handlungsfähigkeit von »Migrationsanderen« (Mecheril 2004) sollte m.E. gesehen und anerkannt werden, sie stellt oft eine Leerstelle im Diskurs um migrationsgesellschaftliche Öffnung dar. Denn migrantische Fachkräfte sind im Sinne einer »Verhinderung von Qualifizierung« noch zu selten Adressat_innen von Maßnahmen zur Förderung interkultureller Kompetenz (vgl. Mecheril/Kalpaka 2010, S. 80).

Versorgungsgerechtigkeit bezeichnet für mich ein zentrales Ziel migrationsgesellschaftlicher Öffnung, die mittels verschiedener Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung erreicht werden kann. Diese folgen einem gleichbehandlungsrechtlichen Referenzrahmen (vgl. Griese/Marburger 2012, S. 17) im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG, seit 2006): »Menschen mit Migrationshintergrund haben als Bürger den gleichen Anspruch, die Hilfeangebote des Sozialsystems und die Errungenschaften der Sozialen Arbeit zu nutzen.« (Schirilla 2016, S. 170) Kritisch sollte m.E. jedoch noch weiter diskutiert werden, dass entsprechende Maßnahmen zur Klientelisierung von Migrant_innen beitragen können, schon weil die kategoriale Zuschreibung »Migrationshintergrund« Segregation/Exklusion verfestigen kann (vgl. Eppenstein/Kiesel 2008, S. 59). Mit der Hilfe eines aus meiner Sicht hilfreichen Instrumentes wie des Ethnic Monitoring, das zur Herstellung von Chancengleichheit und zur Nicht-Diskriminierung erst noch entwickelt und gesetzlich legitimiert werden müsste (vgl. Heinrich-Böll-Stiftung 2009), könnte auch die migrationsgesellschaftliche Versorgungsgerechtigkeit Sozialer Arbeit regelmäßig empirisch geprüft und (rassismuskritisch) weiter entwickelt werden.

Als wirksam und erfolgversprechend erwiesen hat sich der Weg, (interkulturelle) Väterarbeit innerhalb eines Stadtteil- oder Gemeinwesenansatzes zu verankern. Dieser Ansatz wurde in der Schweiz von Katharina Barandun entwickelt und durchgeführt (vgl. Barandun 2011) und er kombiniert verschiedene Arbeitsformen sozialraumorientierter Sozialer Arbeit mit dem geschlechts- bzw. väterspezifischen Ansatz.

Ausblick

Die vorgelegten Ausführungen offenbaren meiner Ansicht nach den vielfach belegten Trend, dass die Bewältigung migrationsgesellschaftlicher Herausforderungen in die Entwicklung von Diversitätsbewusstsein und - kompetenz mündet, auch mit Blick auf Väterlichkeitsforschung und Väterarbeit: Nicht nur in den Experten-Interviews der ZfTI-Evaluation migrationssensibler Väterarbeit in NRW (vgl. Tunҫ 2015), sondern auch beim vorgestellten Forschungsüberblick wird erkennbar, dass das Zusammenwirken sozialer und migrationsbedingter Differenzen bzw. Ungleichheiten besondere Herausforderungen mit sich bringt. Erst wenn, so meine abschließende Hypothese, die Verwobenheiten von Ethnizität, Männlichkeit und sozialer Ungleichheit besser wahrgenommen, anerkannt, verstanden und angemessen berücksichtigt werden, kann sich eine diversitätsbewusste Väterarbeit weiterentwickeln, die aktuell erst ansatzweise vorhanden ist.

Für Entwicklungsfortschritte zur Steigerung der Diversitätskompetenz erachte ich es als unabdingbar, das Thema von Väterlichkeit im Kontext sozialer Ungleichheit in Forschung und Praxis für diversitätsbewusste Männer‑/Väterarbeit erst noch vertiefender zu untersuchen. Mittels so genannter niederschwelliger Ansätze Sozialer Arbeit (vgl. Mayrhofer 2012) kann m.E. gewährleistet werden, dass von Armut bedrohte/betroffene oder sozial benachteiligte Familien und Väter (Stichwort »Risikofamilien«), die oft als schwer erreichbar bezeichnet werden, besser als bislang bzw. erfolgreich angesprochen und versorgt werden. Damit verbunden sehe ich auch weitere Herausforderungen der Väterlichkeitsforschung: Grit Behse-Bartels (2013) untersuchte Väter sowie ihre Kompetenzen in einem sozial benachteiligten Quartier Ostdeutschlands und distanziert sich kritisch von Ansätzen, die Vätertypen bilden. Sie sieht ihr Modell der Vaterkompetenz wegen des Fokus auf Ressourcen, Herausforderungen und Rahmenbedingungen als hilfreich, Vatersein ganzheitlich und in seiner gesellschaftlichen Einbettung zu sehen (vgl. Behse-Bartels 2013, S. 353):

»Es kann nur relativ betrachtet werden und muss die Komplexität von Herausforderungen und Ressourcen sowie die sozialstrukturell und kulturell bedingte Vielfalt von Vätern in Rechnung stellen.« (Behse-Bartels 2013, S. 353)

Solche Forschungsansätze und -erkenntnisse sollten aus meiner Perspektive dann zukünftig noch bezogen werden auf niederschwellige Ansätze praktischer Arbeit mit Vätern, um auch die Zielgruppe der von Armut bedrohten/betroffenen bzw. prekär lebenden/arbeitenden Väter erfolgreich zu versorgen. An dieser Stelle erscheint es mir interessant, dass so zwei Ebenen von Niedrigschwelligkeit entstehen, weil außer Differenzen der Väterlichkeit bezogen auf das soziale oder Bildungsmilieu auch die Praxis von Väterlichkeit allgemein gesehen mit Zugangsbarrieren für die Väterarbeit verbunden sein kann.

Der »Leitfaden gelingender Väterarbeit« von Mathias Berner und Kollegen (2014) enthält zu niedrigschwelliger Arbeit mit Vätern gute Hinweise, von Andreas Borter im Kapitel Partizipation und von Dirk Heckmann im Kapitel Niedrigschwelligkeit (vgl. Berner et al. 2014):

»Hier muss insbesondere zwischen engagierten, aktiven, eingebundenen Vätern und unsicheren, zögerlichen Vätern unterschieden werden. Gerade die zweite Gruppe sollte im Fokus der Überlegungen stehen, wenn die Schwelle für die Annahme bzw. Akzeptanz eines Angebots herunter gesetzt werden soll […]. Wie erreichen wir nun Väter, die wenig Kontakt zu ihren Kindern haben und für die Erziehung vor allem ›Frauensache‹ ist? Dies ist eine der zentralen Fragen für die Väterarbeit.« (Berner et al. 2014, S. 3).

Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass beide Ebenen von Niedrigschwelligkeit engagiert angegangen werden sollten. Dabei ist es für mich zusätzlich zu beachten, dass die Besonderheiten des sozialen oder Bildungsmilieus auch mit dem gerade genannten Aspekt der aktiven vs. unsicheren Väterlichkeit in Wechselwirkung treten können.

Nimmt man die bisher genannten Aspekte zusammen, werden m.E. die vielfältigen und bislang unzureichend gelösten Aufgaben diversitätsbewusster Väterarbeit deutlich. Darüber hinaus finde ich, dass hinsichtlich der Breite des Ansatzes von Diversität auch noch Differenzen wie Alter (sehr junge bzw. jugendliche Väter) und Disability/Behinderung in Familien als Teil der Diversitätsperspektive in zukünftigen Arbeiten noch vertiefend untersucht und insbesondere im Sinne der Intersektionalität in ihrer Verwobenheit für Theorie und Praxis der Väterarbeit behandelt werden sollten.

Einen praxisnahen Ansatz diversitätsbewusster Sozialer Arbeit, der intersektional orientiert ist, haben beispielsweise Melahat Altan, Andreas Foitzik und Jutta Goltz (2009) für das Feld der Elternarbeit ausgearbeitet. Deren Ansatz der Perspektivenvielfalt oder intersektionaler Multiperspektivität hat meiner Erfahrung nach auch sehr zentrale Bedeutung für die Arbeit mit Vätern. Er stellt für mich eine produktive Verbindung verschiedener Ansätze dar und kann dabei helfen, eine Lösung für den insbesondere in Deutschland mitunter heftig geführten Streit um angemessene Ansätze bzw. die richtige Perspektive zwischen interkulturellen und rassismuskritischen Bildungsansätzen zu finden, der m.E. lange in der unproduktiven Logik des »entweder oder« verblieb bzw. teils noch immer verbleibt.

Alten et al. (2009) machen den Vorschlag, dass man die drei als wirksam angenommenen Ebenen, auf die sich eine migrationsgesellschaftlich reflektierte Soziale Arbeit beziehen sollte, Kulturdifferenz, Migrationsbewältigung und Rassismus/Diskriminierung, ergänzt durch die Perspektive auf soziale Ungleichheiten sowie spezifische individuelle Aspekte in Subjekt- bzw. Lebensweltperspektive. Für die Praxisperspektive plädieren diese Autor_innen dafür, außer Reflexionen auf diesen genannten Ebenen auch die Haltungen der Professionellen gegenüber ihren migrantischen Zielgruppen bzw. Umgangsweisen in Organisationen zu reflektieren, um beispielsweise die Positionen, Bilder, Zuschreibungen und Annahmen Mehrheitsangehöriger über »die Anderen« reflexiv in den Prozess zu holen (vgl. Altan 2009, S. 28f.).

Abschließend möchte ich festhalten, dass es auch bei Vätern mit Migrationshintergrund/PoC Transformationen hin zu fürsorglicher Männlichkeit gibt, die wahrzunehmen und anzuerkennen sind. Gegenüber diesen Männern/Vätern mit Migrationshintergrund/PoC sollte man verstärkt eine Art parteiliche Haltung einnehmen und ihnen mehr Angebote im Rahmen migrationssensibler und diversitätsbewusster Männer‑/Väterarbeit machen, um ihre Emanzipationsprozesse zu unterstützen.

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Werneck, Harald; Beham, Martina & Palz, Doris (Hg.) (2006): Aktive Vaterschaft. Männer zwischen Familie und Beruf. Gießen (Psychosozial).

Westphal, Manuela (2014): Elternschaft und Erziehung im interkulturellen Vergleich. Bildung und Erziehung. Heft 2/2014. Band 67. 187–201.

Winter, Reinhard & Neubauer, Gunter (2001): dies und das. Das Variablenmodell »balanciertes Junge- und Mannsein« als Grundlage für die pädagogische Arbeit mit Jungen und Männern. Tübingen (Neuling Verlag).

Wulf-Schnabel, Jan; Kawall, Andrea; Weber, Jack & Rehmann, Yvonne (2010): Lebensweltorientierte Bildung für Väter in Elternzeit. Ergebnisse eines Forschungspraxisprojektes. Zeitschrift für Sozialpädagogik. Jg. 8 (H. 1). 38–60.

Zulehner, Paul M. & Steinmair-Pösel, Petra (2014): Gleichstellung in der Sackgasse? Frauen, Männer und die erschöpfte Familie von heute. Wien (Styria Premium).

Endnoten:

[1]

Das gilt so nicht für junge bzw. jugendliche Väter, bei denen Entwicklungen von Väterlichkeit und als Jugendliche zeitgleich stattfinden (vgl. das Projekt »JuPaPa. Junge Papas packen es« von Väter in Köln e.V., http://jupapa.de).

[2]

Ich verwende die Bezeichnungen Männer‑/Väterarbeit im Rahmen des Oberbegriffs Soziale Arbeit, der im Sinne des Konvergenz- und Subsumptionstheorems (vgl. Schilling 1997) die begriffliche Trennung zwischen Sozialarbeit und Sozialpädagogik überwindet und beide Handlungsfelder umfasst. Männer‑/Väterarbeit schließt insofern Männer- bzw. Väterbildung und -beratung ein.

[3]

Facharbeitskreis Interkulturelle Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen (NRW) (siehe http://iva-nrw.de).

Über den Autor

Michael Tunç

Michael Tunç, Dipl. Soz. Päd., Promotion in Erziehungswissenschaften 2016 abgeschlossen (Verlagsveröffentlichung: in Vorbereitung). Vertretung der Professur für Migration und Interkulturalität in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt. Er ist tätig zu den Arbeitsschwerpunkten: Männlichkeiten/Väterlichkeiten, Migration, Diversität, Intersektionalität und Rassismuskritik

Michael Tunç Paffrather Mühle 1 51469 Bergisch Gladbach

E-Mail: post@michael-tunc.de

Web: http://www.michael-tunc.de