Männlichkeitskonstruktionen der Identitären Bewegung Österreich

Manuel Mayrl

Zusammenfassung

Seit ihrer Entstehung im Jahr 2012 schaffte die rechtsextreme Identitäre Bewegung Österreich in bemerkenswerter Häufigkeit den Sprung in die mediale Berichterstattung. Dennoch ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Gruppierung bzw. eine Analyse der Bedingungen für ihren Erfolg bislang bestenfalls überschaubar. Vor allem eine geschlechterreflektierte Untersuchung der Identitären Bewegung blieb bisher fast gänzlich ausgespart. Dabei vermag gerade eine eingehende Betrachtung der Männlichkeitskonstruktionen in der Kommunikation dieser Organisation Antworten auf die Frage nach den Identifikationsangeboten und damit der Anschlussfähigkeit des darüber kolportierten Gedankengutes zu geben. Unter Rückgriff auf die Arbeiten von Connell, Bourdieu und Meuser werden in diesem Beitrag eben jene Identifikationsangebote aufgedeckt und in Bezug zu neokapitalistischen Funktionsweisen gesetzt. Dies ermöglicht ein grundlegendes Verständnis des fruchtbaren Zusammenwirkens ökonomischer Bedingungen und den Identifikationsangeboten hegemonialer Männlichkeit der Identitären Bewegung Österreich und trägt so zur Erklärung ihres Erfolges bei.

Schüsselwörter: Rechtsextremismus, Identitäre Bewegung, Männlichkeit, Geschlecht, Politik

Summary

Constructions of masculinities of the Identitarian Movement Austria

Ever since the upcoming of the right-wing extremist Identitarian Movement Austria in 2012 they managed to gain a noteble amount of media coverage. However, scientific research regarding this specific political group and analyses of the conditions of its success is still lacking. Especially a genderreflective study has not been done yet. This is suprising as detailed considerations on the construction of masculinities in the organisations communication is able to deepen our understanding of the offered possibilities for identification. Moreover, this adds on a more differentiated knowlegde of the organisations connectivity and its ideology. Recurring on Connell, Bourdieu and Meuser these very possibilities for identification are identified and related to neocapitalistic mechanics. Thus, a profound understanding of the productive interaction of economic conditions and the possibilities for identification offered by the Identitarian Movements construction of hegemonic masculinity can be elaborated and adds to an explanation for their success.

Keywords: right-wing extremism, identitarian movement, masculinity, gender, politics

1. Einleitung

»Jung, hip, rechtsextrem«, so titelte kürzlich die Tageszeitung Hannoversche Allgemeine einen Artikel über die Identitäre Bewegung in dem sowohl die Verquickung mit etablierten Parteien wie AfD und NPD aufgezeigt wird, als auch die Strategien der Organisation beleuchtet werden (Köpke/Sternberg 2016). Auch in Österreich formierte sich spätestens ab Herbst 2012 eine Gruppierung, die sich der Identitären Bewegung zugehörig fühlt. Seitdem fällt die Identitäre Bewegung Österreich (IBÖ) vor allem mit ihrem jugendlichem Aktionismus und ihrer referenziellen Popkultur auf (Bruns et al. 2016). Diese Kombination bildet die Grundlage für den großen Zulauf zu jener Gruppierung, die vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes als »rechtsextreme Jugendorganisation mit vielfältigen faschistischen Anklängen« (DÖW o.J.) charakterisiert wird. Während ersteres ihr regelmäßig den Sprung in die Medienberichterstattung ermöglicht[1], gewährleistet das jugendliche Auftreten und die zahlreichen Entlehnungen popkultureller Elemente[2] eine vermeintliche Distanz zur »muffige[n] alte[n] NS-Zeit« (Köpke/Sternberg 2016). In Anlehnung an Gramscis Überlegungen zur kulturellen Hegemonie und den Beobachtungen der Erfolge der 68er Bewegung zielt die Identitäre Bewegung auf eine Beeinflussung der öffentlichen Meinung ab. Das jüngste Beispiel dafür ist die sogenannte »Defend Europe« Kampagne, bei der mittels Crowdfunding Geld gesammelt und schließlich im Juli 2017 ein Schiff gechartert wurde. Vorgebliches Ziel dieser maßgeblich von Vertretern der Identitären Bewegung initiierten Aktion war das Stören der Rettungsmissionen von NGOs, bei ihren Versuchen flüchtende Menschen im Mittelmeer zu retten (Jakob 2017). Vor allem ging es aber um eine Delegitimierung humanitärer NGOs. Dieser Strategiewechsel führte zu einer raschen Etablierung neuer Strukturen in diversen europäischen Ländern und »bindet auch bisher nicht politisch aktiv gewordene Sympathisant_innen mit ein« (Bruns et al. 2016, S. 98). Eine intensive Auseinandersetzung mit dieser relativ jungen und bislang wenig beleuchteten Organisation ist folglich nicht nur für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn erforderlich, sondern auch für eine konsequente politische Aufklärungsarbeit über neue Formen des Rechtsextremismus unerlässlich. Die Verortung der Identitären Bewegung als rechtsextrem begründet sich zum einem in ihrer völkischen Ausrichtung, die trotz »neuer Fassade« dennoch »mit altem Rassismus« (Sieber 2016, S. 373) daherkommt und in der Tatsache, dass ihre Führungsriege als Sammelbecken für Burschenschafter und Neonazis angesehen werden kann (Bruns et al. 2016). Wie im Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt werden wird verfolgen sie darüber hinaus auch in Bezug auf Geschlechter eine Ideologie der Ungleichheit, ein weiteres Charakteristikum rechtsextremer Ideologie (Holzer 1994).

Der bisherige Forschungsstand zur Identitären Bewegung (IB) ist, vorsichtig ausgedrückt, überschaubar. Bis vor kurzem bestand die Auseinandersetzung mit der IB vor allem aus medialen Randbemerkungen und den Recherchearbeiten diverser antifaschistischer Gruppierung. Eine erste umfangreiche Untersuchung lieferten Bruns et al. 2014 in ihrem Buch »Die Identitären: Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa«. Der Fokus richtete sich dabei vor allem auf deren Ideologie, ihre Aktionsformen und das Netzwerk recht(sextrem)er Protagonist_innen in dem sie sich verorten lassen. Auch die weiteren Arbeiten die sich zu den Identitären finden lassen kamen kaum über eine Analyse dieser drei Bereiche hinaus (Kuschel 2013; Hentges et al. 2014; Kökgiran/Nottbohm 2014; Virchow 2015; Bruns et al. 2016; Sieber 2016). So blieb etwa auch eine eingehende Auseinandersetzung mit den Geschlechter- bzw. den Männlichkeitskonstruktionen der Identitären Bewegung bisher weitgehend vernachlässigt. Dies ist insofern wenig verwunderlich, als überhaupt erst in den letzten Jahren Untersuchungen über rechtsextreme Männer und deren Männlichkeitskonstruktionen zunehmend in den Fokus gerieten (Theweleit 1987, 2015; Weber 2001; Geden 2004; Claus et al. 2010; Birsl 2011; Radvan 2013). Anhand einer Analyse der medial inszenierten Männlichkeitskonstruktionen der Identitären Bewegung Österreich und ihrer Kontextualisierung in aktuelle ökonomische Verhältnisse möchte die vorliegende Arbeit die Kenntnisse über diese Gruppierung und ihre Erfolgsfaktoren erweitern. Dabei soll im speziellen das Identifikationsangebot das sie mittels ihrer Konstruktion von Männlichkeiten bereitstellen aufgezeigt werden. Dadurch lässt sich ein tiefergreifendes Verständnis über die Anschlussfähigkeit an das von der IB kolportierte rechtsextreme Gedankengut gewinnen.

Als theoretische Bezugspunkte für die Untersuchung von Männlichkeitskonstruktionen der IBÖ, sollen vor allem die Arbeiten von Raewyn Connell, Pierre Bourdieu und Michael Meuser dienen. Diese werden im nächsten Kapitel kurz skizziert, um darauf aufbauend in Kapitel 3 die spezifischen Männlichkeitskonstruktionen zu analysieren. Anschließend folgt eine Kontextualisierung jener aufgedeckten Männlichkeiten innerhalb von Bourdieus Konzept der »ernsten Spiele des Wettbewerbs« (1997, S. 203). Mithilfe eines konkreten Beispiels kann so aufgezeigt werden, wie das über Männlichkeitskonstruktion vermittelte Identifikationsangebot der Identitären im Konkreten funktioniert. Zum Abschluss folgt noch eine Skizzierung jener aktuellen ökonomischen und sozialen Verhältnisse, welche die Attraktivität dieses Identifikationsangebots zu beeinflussen bzw. zu erklären vermögen.

2. Männlichkeitsforschung

Im weiteren Teil der Arbeit wird von Männlichkeit(en) die Rede sein. Die Pluralform impliziert, dass es mehrere voneinander unterscheidbare Formen gibt. Unter Männlichkeit(en) wird in dieser Arbeit nicht eine biologische Determination, sondern eine »in sozialer Interaktion - zwischen Männern und Frauen und von Männern untereinander - (re‑)produzierte und in Institutionen verfestigte Handlungspraxis« (Meuser 2010, S. 122) verstanden. Männlichkeit(en) sind durch soziale Normen, Machtverhältnisse und Diskurse geformt, wodurch es in unterschiedlichen sozialen Kontexten zu unterschiedlichen, durchaus auch sich ändernden, Konstruktionen von Männlichkeit kommen kann (Loos 1999). Es reiche aber nicht die »Mannigfaltigkeit von Männlichkeitsformen zu erkennen«, sondern es müsse erkannt werden, dass es dabei immer auch um dessen Relationalität nicht nur zur Kategorie Weiblichkeit, sondern auch »zwischen den verschiedenen Arten von Männlichkeit« gehe, betont Connell (2006, S. 56) in ihrer Arbeit. Dabei spielen Praxen wie »ein- oder ausschließen, einschüchtern, ausbeuten und so weiter« (Connell 2006, S. 56) eine zentrale Rolle und produzieren verschiedene Formen von Männlichkeit: hegemonial, komplizenhaft, untergeordnet und marginalisiert.

An dieser Stelle soll eine kurze Übersicht über die vier von Connell (2006) benannten Relationen von Männlichkeiten gegeben werden. Die erste Form, auf die eingegangen werden soll, ist die »hegemoniale Männlichkeit«. Hierbei handelt es sich um jenes Bündel an geschlechtsbezogenen Praxen, welche »die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet« (S. 130) und zu einer bestimmten Zeit erfolgreich Anspruch auf Autorität erhebt. Autorität drückt sich dabei nicht zwangsläufig (ver)mittels Gewalt oder Macht aus, sondern kann auch von Vorbildern oder sogar Phantasiegestalten wie Filmfiguren verkörpert werden. »[H]egemoniale Männlichkeit ist die Orientierungsfolie des doing masculinity« (Meuser 2010, S. 126). Obwohl nur wenige Männer den jeweils geltenden normativen Ansprüchen der hegemonialen Männlichkeit entsprechen, profitieren fast alle von der durch sie generierten »patriarchalen Dividende« (Connell 2006, S. 100). Um die Profiteure dieser Dividende, die selbst nicht die hegemoniale Relation verkörpern (können) konzeptuell fassen zu können, führt Connell die »komplizenhafte Männlichkeit« ein. Diese Gruppe stellt laut Meuser (2010, S. 126) vermutlich den Regelfall dar und zeichnet sich durch ihre, nicht notwendigerweise intentionale, Unterstützung für die hegemoniale Männlichkeit aus (etwa durch eine stillschweigende Anerkennung der ›Spielregeln‹). »Untergeordnete Männlichkeit« lässt sich wohl am besten am Beispiel von homosexuellen Männern illustrieren. Mithilfe einer Vielzahl von politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Praktiken geraten schwule Männer »an das unterste Ende der männlichen Geschlechterhierarchie« (Connell 2006, S. 99). Dass auf vielen Schulhöfen ›schwul‹ als Schimpfwort dient illustriert diese Hierarchisierung. Auffallend ist, dass vor allem Schimpfworte, die eine symbolische Nähe zum Weiblichen aufweisen zur Konstitution untergeordneter Männlichkeit beitragen. Einer intersektionalen Betrachtung folgend, berücksichtigt Connell (2006, S. 102) auch die »Beziehung zwischen Männlichkeiten dominanter und untergeordneter Klassen oder ethnischer Gruppen« und beschreibt dazu eine »marginalisierte Männlichkeit«. Als Beispiel wird ein erfolgreicher schwarzer Sportler angeführt der zwar hegemoniale Männlichkeit verkörpern kann, dessen Ruhm allerdings nicht auf andere schwarze Männer strahlt und ihnen nicht zu einem größeren Maß an Autorität verhilft (Connell 2006, S. 102).

Unter Rückgriff auf Bourdieus ernste Spiele des Wettbewerbs, entwickelte Michael Meuser das Konzept hegemonialer Männlichkeit weiter. Demzufolge ist »das zentrale Moment in der Konstruktion von Männlichkeit« die »Konkurrenz unter Männern« (Stückler 2011, S. 1). In homosozialen Feldern wird der Wettbewerb mimetisch erlernt und konstituiert eine kompetitive Struktur von Männlichkeit. Im folgenden Kapitel werden nun die oben skizzierten connell‘schen Relationen der Geschlechterordnung in der Inszenierung der Identitären Bewegung Österreich aufgezeigt. Darauf aufbauend werden sie in Bezug zu Bourdieus ernsten Spielen des Wettbewerbs gesetzt, um anhand eines Beispiels das Identifikationsangebot hegemonialer Männlichkeit der IBÖ aufzuzeigen.

3. Männlichkeitskonstruktionen der Identitären Bewegung Österreich

3.1 Weiblichkeit

Männlichkeit existiert nach Connell (2006, S. 93) nur in Relation und Abgrenzung zu Weiblichkeit. Erst durch die gegenseitige Bezugnahme erlangen sie Bedeutung. Daher wäre jede Untersuchung zu Männlichkeiten unvollständig, wenn sie nicht auch das Verhältnis zu Weiblichkeit darstellt.

Rechtsextremismus folgt einer Ideologie der Ungleichheit und einem als natürlich angenommenen heteronormativen Geschlechterverhältnis (Goetz 2014). Dass die Identitäre Bewegung Österreich diese Auffassung teilt, beschreibt Martin Sellner (2014) – Leiter der IBÖ – ausführlich in ca. 18 Minuten auf seinem Vlog[3]. Er beschreibt, dass obwohl sich Geschlechterrollen geschichtlich immer wieder im Wandel befunden haben, die geschlechtliche Identität dennoch keine reine soziale Konstruktion sei und eine natürliche Polarität zwischen Mann und Frau existiere. Hier kann angenommen werden, dass er die, in der feministischen Theorie verbreitete Auffassung einer sex/gender Unterscheidung aufgreift. In der Tat spricht er über das biologische Geschlecht und dessen »Essenz«, nämlich der gegenseitigen Anziehung von Mann und Frau und der Möglichkeit Kinder zu zeugen. In der weiteren Argumentation konterkariert er allerdings diese Unterscheidung. Er spricht davon, dass in fast allen Sprachen, abgesehen von der deutschen, Sonne einen männlichen und Mond einen weiblichen Artikel haben, weil dies dem jeweiligen – männlichen bzw. weiblichen – Prinzip entspreche. Diesem Prinzip werden dann eine Reihe von Attribute zugeschrieben. So sei das Männliche aktiv, ausstrahlend, aber auch zerstörerisch und gefährlich. Das Weibliche hingegen sei empfangend, ruhig, gelassen und harmonisch-ausgeglichen. Diese Zuschreibungen werden dann auf die Menschen übertragen, indem eine gegenseitige Abhängigkeit und Ergänzung postuliert wird, die schließlich das Leben erzeuge. Diese Essentialisierung widerspricht selbstverständlich dem Grundgedanken der sex/gender Unterscheidung und reduziert das Verständnis vom Geschlechterverhältnis erneut auf ein heteronormatives. Das hier postulierte biologische Geschlecht, so wird mit einer mystisch anmutenden Analogie behauptet, impliziere also unterschiedliche Charaktereigenschaften und Interessen.

Die Attribute mit denen Sellner Weiblichkeit beschreibt, drücken alle eine Passivität aus, die der männlichen Aktivität gegenüberstehen. Aus dieser Haltung heraus lässt sich auch der zutage tretende Paternalismus erklären, der den »Schützt unsere Frauen«-Aktionen[4] der IBÖ inhärent ist (Identitäre Bewegung Österreich 2016). Es liegt - in dieser Betrachtung - in der Aufgabe der Männer für den Schutz der Frauen zu sorgen. Frauen werden auf eine Opferrolle reduziert und ihnen jegliche Handlungsmacht abgesprochen. Bemerkenswert ist in dieser Formulierung auch die Verwendung des Possessivpronomens ›unserer‹. Dadurch wird implizit ein Besitzanspruch gegenüber den angesprochenen Frauen geltend gemacht. Außerdem beschwört es das konstruierte Wir-Kollektiv, gegen die als Bedrohung dargestellten »Anderen« Stellung zu beziehen. Nach Connell (2006, S. 94) verstehe ich diese Form der Entmachtung als Absicherung männlicher Hegemonie auf der Ebene der Machtbeziehungen. Als ein weiterer Akt der Absicherung, auf Ebene der symbolisch-kulturellen Repräsentation der Geschlechter, kann die Verweigerung der sprachlichen Inklusion von Frauen, durch die Nichtverwendung von geschlechtergerechter Sprache verstanden werden (Möller 2010).

Die Identitäre Bewegung Österreich geht also von einem dichotomen und komplementären Geschlechterverhältnis (Heteronormativität) aus, in welchem sie unterschiedliche Charaktereigenschaften und Interessen begründet sieht. Die Hierarchisierung der Geschlechter wird deutlich, wenn ein genauerer Blick auf die Machtverteilung innerhalb der Organisation, die verwendete Sprache und Darstellungen geworfen wird.

3.2 Hegemoniale Männlichkeit

« Lasst euch nicht unterkriegen! Die momentane Situation, in der sich Europa und Österreich befinden, mag aussichtslos erscheinen, doch im Angesicht der bewegten Geschichte unseres Kontinents darf man nicht resignieren. Die Geschichte wurde immer durch jene geprägt, die selbst im Angesicht einer nahezu sicheren Niederlage nicht wichen und weiterkämpften. Wir haben zwei Türkenbelagerungen und die Gräuel zweier Weltkriege durchlebt, doch in seiner Seele ist sich Österreich immer treu geblieben. Es braucht Menschen, die für den Erhalt dieses Charakters aufstehen und den Protest von der Wahlurne auf die Straße bringen. Österreich, wir schaffen das!« (IBÖsterreich 2016)

Dieses Zitat beinhaltet bereits viele Elemente und Zuschreibungen, welche in der Identitären Bewegung Österreich für die Konstruktion hegemonialer Männlichkeit essentiell sind. Im ersten Satz wird bereits der heroische Abwehrkampf beschworen, der sich wie ein roter Faden durch die Kommunikation der Identitären zieht. Bilder von (Film‑)Held_innen – meist männlich – wie Han Solo, Wickie oder Asterix, die in scheinbar ausweglosen Situationen immer noch das Ruder herumreißen und die zahlreichen Anspielungen auf den Film 300, die vor allem kämpferische Inhalte transportieren - das Lamda Logo, welches auf den Schilden prangte, die Abbildung von Leonidas und dessen silbernem Helm - tragen durchgehend zur Inszenierung dieses Abwehrkampfes gegen diverse konstruierte Bedrohungen bei. Dabei präsentieren sie sich als tapfere Minderheit, die sich traut gegen ›Wirtschaftsbosse‹ oder ›korrupte EU Eliten‹ aufzubegehren, tabubrecherisch die Dinge beim Namen zu nennen und aktiv für die Bewahrung einer, nicht näher ausgeführten ethnisch-kulturellen Identität, einzustehen. Es handelt sich um heterosexuelle, ›weiße‹, christlich-geprägte Männer, die mit vermeintlich rationalen Argumenten, im Gegensatz zu den politischen Gegner_innen, danach streben, in eine Machtposition[5] zu kommen, in der sie die demokratische Willensbildung und das Wahlverhalten (IBÖsterreich, o.J.a) beeinflussen können. Dabei wird bedauert, dass es keine ›echten‹ Männer mehr gebe, da diese immer ›femininer‹ und ›zarter‹ würden (Sellner 2014). Sei doch gerade die heutige Jugend die letzte Generation, die ihr Schicksal noch selbst in die Hand nehmen könne.

Wichtig ist zu erkennen, dass im Unterschied zum »klassischen« Rechtsextremismus, nicht Gewalt und physische Stärke im Mittelpunkt der Selbstinszenierung von Männlichkeit steht (Virchow 2010), sondern vorgeblich friedlicher Aktivismus und vermeintlich rationale Argumentation. Obwohl es durchaus auch zu gewalttätigen Handlungen von Seiten der Identitären bei Demonstrationen kommt und Schulungen in Kampfsportarten angeboten werden, wird dies in ihrer Kommunikation ausgeblendet. Die Inszenierung des ›echten Mannes‹ durch die IB unterscheidet sich also vom ›soldatischen Mann‹ wie ihn Theweleit (1987) in seinem vielbeachteten Werk »Männerphantasien« ausführt. Es soll gerade nicht durch Gewalt Macht gezeigt, Anhänger rekrutiert und Nicht-Anhänger verschreckt werden (Theweleit 2015, S. 58). Anstatt in Kampfpose oder mit freiem Oberkörper, präsentieren sich die Köpfe der Identitären Bewegung Österreich mit dem Mikrophon in der Hand (IBÖsterreich o.J.b). »Von der Idee in die Tat« (Identitäre Bewegung Österreich 2012). Dass diese Taten bzw. der Aktivismus der IBÖ von Zurschaustellung von Tapferkeit wie dem Klettern auf Häuserdächer oder dem Eindringen in Räume der politischen Gegner_innen geprägt ist, hängt zum einen mit dem erhöhten Aufmerksamkeitspotential, zum anderen mit der Konstruktion einer aktiven und mutigen Männlichkeit zusammen. In Kapitel 4 wird auf den Zusammenhang eines solchen Risikoverhaltens und der Struktur kompetitiver Männlichkeitskonstruktion näher eingegangen.

Hegemoniale Männlichkeit in der Identitären Bewegung Österreich konstruiert sich also vornehmlich, mittels einer vermeintlichen Vernunftfähigkeit bzw. Rationalität und risikohaften Aktivismus.

3.3 Komplizenhafte Männlichkeit

Die komplizenhafte Männlichkeit ist die am unpräzisesten formulierte Form bei Connell. Demnach handelt es sich um all jene, die zwar nicht dem Ideal hegemonialer Männlichkeit entsprechen, aber dennoch von dessen Hegemonie profitieren. Ausgehend von dem zuvor ausgeführten Ideal hegemonialer Männlichkeit in der Identitären Bewegung Österreich, können all jene als komplizenhaft angesehen werden, die in deren Konstruktion einer ethnisch-kulturellen Identität in das Wir-Kollektiv eingeschlossen werden. Darunter fallen einerseits eher passiv agierende Mitdemonstrierende auf den Demos der Identitären sowie auch Menschen, die Social Media Inhalte der Identitären teilen/liken/positiv bezugnehmend kommentieren und die Gruppierung dadurch affirmieren bzw. legitimieren. Andererseits fallen hierunter auch bislang komplett Unbeteiligte, die sich abwartend bzw. neutral gegenüber den Identitären verhalten. Da sie in der Konstruktion der IBÖ als Teil des Wir-Kollektiv betrachtet werden, würden nämlich auch sie von der neuen Hegemonie profitieren und an der patriarchalen Dividende teilhaben.

3.4 Untergeordnete Männlichkeit

Der hegemonialen Männlichkeit steht die untergeordnete quasi diametral gegenüber, so werden letztere aus dem Kreis der Legitimierten ausgeschlossen. Häufig ist dies bei Homosexualität der Fall. Obwohl scheinbar keine explizite Auseinandersetzung der IBÖ mit Homosexualität stattfindet, lässt sich anhand ihrer allgemeinen Haltung zum Geschlechterverhältnis die Annahme treffen, dass homosexuelle Männer untergeordnet werden. Dies begründet sich zum einen durch das heteronormative Weltbild, das die IBÖ vertritt, welches per definitionem heterosexuelles Begehren als naturgegebene und unveränderbare Grundlage hat. So behauptet Martin Sellner (2014) in einem seiner Vlog-Beiträge, dass die »Essenz« der »Polarität von Mann und Frau« die Zeugung von Nachkommen sei und sie einander ergänzen, denn »das Eine ohne das Andere ist nichts«. Diese Beschreibung schließt Homosexualität sehr deutlich aus und grenzt es damit vom vermeintlich Natürlichen und »Wunderschönen« aus. Die Bedeutung sexuellen Begehrens zur Strukturierung des sozialen Geschlechts bezeichnet Connell als Kathexis.

Wesentlich deutlicher als homosexuelle Männer werden von den Identitären politisch links verortete Männer untergeordnet. Eine Reihe von Neologismen wie ›Gutmensch‹, ›Multikultis‹ und ›Asylwahn‹ sollen die Botschaft vermitteln, dass linke Politik bzw. deren Entscheidungsträger_innen und Unterstützer_innen maßlos naiv und ideologisch verblendet seien. Der Begriff ›Asylwahn‹ impliziert darüber hinaus ein pathologisches Problem aufseiten der ›Multikultis‹. Diese Strategie zielt darauf ab Befürworter_innen der aus ihrer Sicht »kranken Ideologie der Gleichheit« (Sellner 2013) die Fähigkeit zu rationalem Denken abzusprechen und zu delegitimieren. Unter Berufung auf diesen ›Gleichschaltungswahn‹ wird eine Dystopie konstruiert, in der linke Politik – unter anderem die Verteidigung universeller Menschenrechte – letztlich darauf hinausläuft, dass alle Menschen genau gleich sind: »der letzte einheitliche Mensch der nur mehr Konsument und Produzent ist« (Sellner 2013). Unterschlagen werden hier vor allem die kontroversen Diskussionen und vielfältigen ökonomischen Analysen, die, im Gegensatz zur Identitären Bewegung[6], innerhalb der Linken stattfinden und die eine Reduktion der Menschen auf ihren ökonomischen Status stets kritisierte. Nachdem die Dystopie gezeichnet ist, wird eine unbestimmte, vermeintlich statische kulturelle Identität als Gegenentwurf angeboten, die es zu verteidigen gelte und die scheinbar keiner weiteren Ausführung bedarf.

Eine weitere Strategie zur Unterordnung von Männlichkeiten aus dem linken politischen Spektrum baut auf dem Kompromittieren antifaschistischen Widerstandes auf. Die Benennungen von Nazi-Symboliken und Terminologien werden als Hirngespinste abgetan (Sellner 2013). Dabei kommt den Identitären die verspätete und von einer problematischen personellen Kontinuität geprägte Aufarbeitung der NS Vergangenheit im postnazistischen Österreich zugute (Uhl 2001).

Darüber hinaus wird versucht antifaschistischen Widerstand mittels verschiedener Taktiken zu kriminalisieren und als bedrohlich darzustellen. Versucht wird dies etwa durch Zuschreibungen wie ›linke Spalter‹ und ›Sektierer‹, die lediglich die Gesellschaft ›zersetzen‹ (Sellner 2014), während die IBÖ sich als verbindendes Element inszeniert. Während die Identitären im Namen der Demokratie ihr Recht auf Meinungsfreiheit bei Demonstrationen nutzen würden, ließen gewaltbereite Antifaschist_innen nichts unversucht, um sie daran zu hindern und ihre Meinung zu unterdrücken. Fälle bei denen es auf diesen Demonstrationen zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommt, kommen der Strategie der IBÖ entgegen. Mehr als zehn Facebook-Postings verfasste alleine die offizielle Seite der IBÖ über einen verletzten Identitären bei einer Demo am 11. Juni in Wien.

Die eben beschriebenen Praktiken der Unterordnung - Pathologisierung, Lächerlichmachen und die Darstellung als gewalttätig – drehen sich im Kern alle darum, den Beteiligten die Rationalität abzusprechen und dadurch zu delegitimieren. Um dies noch effektiver voran zu treiben, wird keinerlei Differenzierung zwischen linken Gruppierungen vorgenommen und Zuschreibungen wie ›Kommunist‹, ›linkslinker Gutmensch‹, ›Antifa‹ und ›links-grün versifft‹ synonym verwendet. So soll das ganze politische Spektrum verantwortlich gemachen werden und an Vertrauen bzw. Zuspruch verlieren.

3.5 Marginalisierte Männlichkeit

Marginalisierte Männlichkeit beschreibt die Intersektion von sozialem Geschlecht mit anderen Strukturen wie Klasse und/oder race (Connell 2006, S. 101). Bei der Betrachtung dieser Konstruktion in der IBÖ wird vor allem die Bezugnahme auf Letzteres deutlich. Die Identitären greifen dabei auf das Konzept des Ethnopluralismus zurück. Dieses - so wird behauptet – stelle alle Ethnien und Völker gleichwertig, aber nicht gleichartig nebeneinander. Ausdruck findet diese Haltung in Sätzen wie »Deutschland uns Deutschen - Türkei den Türken« (Beier 2016). Entgegen der Beteuerungen einer vermeintlichen Gleichwertigkeit ist dennoch eine deutliche Abwertung vor allem muslimischer Männer in der Kommunikation der IBÖ erkennbar. So wird im Zuge der aktuellen Migrationsbewegung eine Schließung der Grenzen und die ›Festung Europa‹[7] beschworen, um die Europäer_innen vor Terrorattentaten und Vergewaltigungen der ›Invasoren‹ zu schützen. Mithilfe von Auslassungen, etwa dass der größte Teil von sexueller Gewalt gegen Frauen von Freunden und Familienmitgliedern im häuslichen Bereich stattfindet oder dass geflüchtete Menschen genau vor derartigen Terroranschlägen versuchen zu entkommen und Pauschalisierungen, etwa mittels Neologismen wie ›rapefugees‹, wird ein Bild konstruiert, dass muslimische Männer als gewalttätig und gefährlich darstellen soll. Dieser Versuch findet seine Entsprechung auch im Diskurs um die ›unterdrückte‹ muslimische Frau. Hier kommen kolonialistische, eurozentrische Tendenzen erneut zum Vorschein, die eine Überlegenheit und Fortschrittlichkeit der europäischen Männer konstruiert und sie zu Beschützern der Moderne und der Frauen stilisiert. Oder um es mit den Worten von Spivak (1994, S. 93) auszudrücken: »White men are saving brown women from brown men«.

Gleichzeitig lässt sich aber auch hier eine ähnliche Beobachtung machen wie beim Unterpunkt ›Weiblichkeit‹. Die Einwanderer werden als Opfer einer politischen und wirtschaftlichen Elite beschrieben, die als »einer Art neuen ›Sklaven‹ erniedrigt [werden, M.M.] und […] auf den Feldern Süditaliens, in den Gewächshäusern Spaniens und auf den Toiletten der Fastfoodfilialen unseres Kontinents für einen Hungerlohn schuften« (IBÖsterreich o.J.c) müssten. Auch hier wird wieder einer anderen Gruppe jegliche Handlungsmacht abgesprochen. Der migrantische Mann wird also in ein Spannungsfeld zwischen Hypermaskulinität, um das ihn – so Theweleit (2015) - der rechtsextreme Mann ob dessen patriarchaler Vormachtstellung neidet, und Effemination gestellt.

4. Ernste Spiele des Wettbewerbs

Nachdem nun aufgezeigt wurde wie die Identitäre Bewegung Österreich in ihrer Kommunikation Männlichkeiten konstruiert, folgt in diesem Kapitel eine Kontextualisierung dieser Männlichkeiten in Bourdieus Konzept ernster Spiele des Wettbewerbs. Neben Connell gilt der Soziologe Pierre Bourdieu als maßgeblicher Vordenker in der Analyse von Männlichkeitskonstruktionen. In seinem Konzept zeigt er einen homosozialen Sozialisationsprozess von Jungen auf, bei dem mittels konkurrenzhafter Auseinandersetzung ein spezifisch männlicher Habitus herausgebildet wird (Bourdieu 1997). Bourdieu geht dabei von einer kompetitiven Struktur von Männlichkeit aus. Durch die Teilnahme an kämpferischen, konkurrenzorientierten Spielen können Kompetenzen und Anerkennung erlangt und Männlichkeit in einem mimetischen Prozess ›gelernt‹ werden. Die Beteiligten stehen sich dabei als »Partner-Gegner« (Bourdieu 2005, S. 83) gegenüber. Das heißt – nach Meuser (2003) – das der Wettbewerb mindestens ebenso die Funktion der Vergemeinschaftung erfüllt, wie er die Konkurrenten voneinander trennt. »Wettbewerb und Solidarität gehören untrennbar zusammen« (Meuser 2006, S. 168). Gerade deshalb beschreiben Stuve und Debus (2012) diese Form der Spiele allerdings auch als Falle, da es kaum möglich ist sich dieser Art der häufig risikoreichen Auseinandersetzung zu entziehen. Die Teilnahme bekräftigt den »geschlechtlichen Status« und erscheint »als ein kompensatorischer Akt angesichts einer fragilen Geschlechtsidentität« (Meuser 2006, S. 168f). Ob eine Person dabei als Gewinner oder als Unterlegener hervorgeht ist sekundär zur Annahme der Herausforderung selbst. Letztere impliziert nämlich bereits eine wechselseitige Anerkennung. An dieser Stelle lassen sich Connells Männlichkeiten in Bourdieus Konzept einbinden. Hegemoniale Männlichkeit entwickelt sich in diesen Wettbewerben durch wiederholtes gewinnen bzw. das ausüben »riskanter Praktiken« (Meuser 2006, S. 163). Von den Spielen und der Anerkennung ausgeschlossen würde nach Connells Definition die untergeordnete Männlichkeit. Diese wird effeminiert und der Zugang zu Status und Ressourcen verwehrt. Dieselben Folgen hätte auch eine Verweigerung der Teilnahme. Die komplizenhafte Männlichkeit stellt den Gegenspieler bzw. den Mitläufer bei Risikoverhalten nach Meuser dar. Durch die Beteiligung am Spiel erreicht er Anerkennung und kann seinen geschlechtlichen Status bekräftigen. Die Rolle der marginalisierten Männlichkeit ist weniger eindeutig und muss kontextuell betrachtet werden. Es kann sowohl zum Ausschluss oder aber zur »Partner-Gegner« Konstellation kommen. »Weiblichkeit, genauer gesagt Frauen fungieren in diesem Spiel nur als Objekte, als Spieleinsatz oder als ›schmeichelnde Spiegel‹, die Männlichkeit von ihrer besten Seite zeigen« (Bereswill und Neuber 2013, S. 102).

Bourdieus Konzept der ernsten Spiele des Wettbewerbs kann als Analyse ebenjener Sozialisationsprozesse gesehen werden – sozusagen als Rahmen – in und durch welchen sich Connells Männlichkeiten konstruieren. Auf Grundlage der Erkenntnis dieses Zusammenwirkens können nun die konkreten Identifikationsangebote an breite Teile der Gesellschaft zur Anschlussfähigkeit an die Ideologie der Identitären Bewegung in den Blick genommen werden.

4.1 Riskante Praktiken der Identitären Bewegung Österreich

Wie eingangs bereits erwähnt, erlangt die Identitäre Bewegung vor allem durch ihren medienwirksamen Aktionismus zunehmend an Bekanntheit und Bedeutung. Dieser Aktionismus lässt sich nicht nur aus einer aufmerksamkeitsorientierten Medienlogik heraus begreifen, sondern auch aus Perspektive von Bourdieus ernsten Spiele des Wettbewerbs. Präziser ausgedrückt aus Meusers riskante Praktiken. Mit der Betrachtung des Risikohandelns junger Männer beleuchtet Meuser eine Praxis geschlechtlicher Sozialisation bei der vor einem »mehr oder minder großem Publikum« (Meuser 2006, S. 166) körperliche, emotionale und/oder strafrechtliche Risiken in kauf genommen werden und dadurch »der Status respektierter Männlichkeit gelernt und verdient« (Helfferich 1997, S. 153) wird. Unter diesem Gesichtspunkt lassen sich zahlreiche Aktionsformen der IBÖ betrachten, exemplarisch soll an dieser Stelle anhand der »Defend Europe« Aktion im Sommer 2017 das Identifikationsangebot der Männlichkeitskonstruktion der Identitären Bewegung Österreich aufgezeigt werden.

Im Mai 2017 organisierte die Identitäre Bewegung eine Crowdfunding Kampagne zur Finanzierung ihrer »Defend Europe« Aktion. Dabei wollten die Aktivist_innen genügend Geld sammeln, um sich ein Schiff zu chartern und im Mittelmeer NGO Schiffe an der Rettung von flüchtenden Menschen zu hindern. Über 200.000 US-Dollar[8] konnten die Identitären auf diese Weise bis Anfang August lukrieren. Anfang Juli liefen bereits mehrere Aktivisten verschiedener Ableger der Identitären Bewegung in Europa aus dem Heimathafen des gecharterten Schiffes namens C-Star aus. (Vorndran 2017, Jakob 2017) Ziel dieser außerordentlich groß angelegten Kampagne ist zum einen die Diffamierung und Delegitimierung von NGOs wie etwa Ärzte ohne Grenzen. Diese Organisationen, die versuchen flüchtenden Menschen, die den gefährlichen Weg über das Mittelmeer zumeist auf überfüllten Schlauchbooten antreten, vor dem ertrinken zu bewahren, sollen in die Nähe von Schleppern gerückt und somit diskursiv als Teil eines inszenierten Problems dargestellt werden. Zum anderen geht es um die Konstruktion einer ethnisierten, aktiven, wehrhaften Männlichkeit, die sich dem Wagnis stellen würde auf eigene Faust aufs Meer hinauszufahren und es mit den vermeintlichen Gegnern aufnehmen.[9] Dies kann als sehr klares Beispiel einer riskanten Praktik zur Erlangung des Status einer respektierten Männlichkeit verstanden werden. Dabei bieten sich zugleich mehrere Anknüpfungspunkte für komplizenhafte Männlichkeit. Sowohl die häufigen Updates auf Social Media Kanälen der IB, welche von zuhause gebliebenen affirmativ verbreitet und unterstützt werden können, als auch die in diesem Fall sehr direkte Unterstützung an der Crowdfunding Kampagne bieten die Möglichkeit der Identifikation und dem Gefühl des ›selbst seinen Teil beigetragen habens‹. Diese Identifikation ist bei der rechtsextremen Gruppe der Identitären Bewegung, welche sich auf den rassistischen Ethnopluralismus beruft, stets auch im Hinblick auf eine ethnische Homogenisierung und einer völkisch begründeten Ein- und Ausschlusskonstruktion zu betrachten.

Vermittels Ethnisierung und niedrigschwelliger Unterstützungsmöglichkeiten versucht also die Identitäre Bewegung Österreich ein Identifikationsangebot als komplizenhafte Männlichkeit an eine völkisch-konstruierte männliche Wir-Gruppe bereitzustellen und dadurch die Anschlussfähigkeit für das darüber kolportierte rechtsextreme Gedankengut zu erhöhen.

4.2 Ernste Spiele im Kontext des Kapitalismus

Abschließend folgt nun eine Betrachtung der ökonomischen Produktionsverhältnisse die dieses Identifikationsangebot der Identitären Bewegung Österreich attraktiv und erfolgreich machen.Nach wie vor gilt im – oder gerade wegen dem – neokapitalistischen System die Ökonomie als »Domäne männlichen Gestaltungswillens« (Meuser 2008, S. 5172), in dem Männer »in patriarchalischer Tradition die dominanten Träger« sind (Böhnisch 2006, S. 276). Das zeigt sich sowohl an der horizontalen – deutlich mehr Männer sind in den Arbeitsmarkt eingegliedert und erfüllen dabei immer noch großteils den Idealtypus einer ›Normalarbeitszeit‹ – und der vertikalen Integration – Führungspositionen werden immer noch zum größtenteils von Männern besetzt. Über diese Erscheinungsebene hinaus, können allerdings auch strukturelle Parallelen zwischen dem Konstruktionsprozess von Männlichkeit und der neokapitalistischen Funktionsweise ausgemacht werden. So kommt es im Zuge einer Ökonomisierung zur »Verlagerung und Verschiebung von Konkurrenz auf nahezu alle Ebenen der Gesellschaft« (Stückler 2011, S. 5). Sei es am Arbeitsmarkt im Wettbewerb um Jobs, der Wettlauf um Absatzmärkte oder der ständige Konkurrenzkampf im Zuge der (Aus)bildung. Stückler (2011) geht hierbei von einem Zusammenhang zwischen der kompetitiven Struktur von Männlichkeit und der zunehmenden Konkurrenzorientierung gegenwärtiger Verhältnisse aus. Seiner Meinung nach erwachsen die »zentralen Vorbedingungen für die Konstruktion von Männlichkeit aus den Strukturen des Finanzmarkt-Kapitalismus« (Stückler 2011, S. 8f). Ebenso kann die in ernsten Spielen des Wettbewerbs erlernte männliche Liebe zum Wettbewerb, durch welche sich der männliche Habitus nach Bourdieu entwickelt, als Vorstufe verstanden werden, welche sich – unter den Vorzeichen kapitalistischer Produktionsverhältnisse - auf die ökonomische Sphäre ausweitet. Von daher scheint es angebrachter von einem dialektischen Verhältnis auszugehen, anstatt eindeutige Zuordnungen um den Preis einer Verkürzung vorzunehmen. In diesem Sinne kann etwa die Wettbewerbssituation zum Beispiel am Arbeitsmarkt als Fortführung der in der männlichen Sozialisation mimetisch erlernten konkurrenzhaften Auseinandersetzung in den ernsten Spielen verstanden werden. Der dadurch entstehende Widerspruch, vor allem von Männern, sich als »Beherrscher zu begreifen, obwohl sie so eindeutig von der Welt um sie beherrscht und zugerichtet wurden« (Faludi 2001, S. 631f) bildet die Grundlage für Ohnmachtserfahrungen. Ein weiterer Aspekt im Kontext neokapitalistischer Entwicklungen betrifft potentielle Identitätskrisen. Mögliche Auslöser hierfür sind mannigfaltig. Zum Beispiel führt die im Zuge der Globalisierung voranschreitende Technologisierung und Integration globaler Märkte zu häufigerem Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen oder sozialen Schichten, was wiederum Irritationen der eigenen Identität auslösen kann. Auch die seit etwa 2015 verstärkten Migrationsbewegungen nach Europa müssen hier mitbedacht werden. Hinzu kommt dann noch, dass traditionell identitätsstiftende Institutionen – wie etwa die Kirche oder Parteien und ihre Vorfeldorganisationen – zunehmend an Bindungskraft verlieren. (Tomasik/Silbereisen 2008) Des Weiteren geht mit einer »Enttraditionalisierung und Individualisierung subjektiver Lebenswelten« (Weber 2001, S. 138) im Zuge ökonomischer und sozialer Veränderungen, psychoanalytisch betrachtet, ein gesteigerter Anspruch an ein stabiles Ich einher, da es zu einer vermehrten Infragestellung tradierter Normen, Regeln und Lebensentwürfen kommt.

Eben jene Unsicherheiten die im Zuge neokapitalistischer Vergesellschaftung auftreten können, bilden die Anknüpfungspunkte an denen die Identitäre Bewegung ihre ethnisierte Konstruktion von Männlichkeit als Identifikationsangebot anbietet und Anschlussfähigkeit für weite Teile der Gesellschaft generiert. Risikohandeln als »Mittel der Angstbewältigung« gewinnt gerade »dort an Bedeutung, wo der Verlust traditioneller Männlichkeit besonders bedrohlich erlebt wird« (King 2004, S. 239). Die Identitäre Bewegung spricht demnach in der Ausübung riskanter Praktiken vor allem Männer an, die eine Phase der Unsicherheit durchleben. Sie bietet ihnen dabei an in Form einer komplizenhaften Männlichkeit an der patriarchalen Dividende teilzuhaben und mittels Konstruktion einer ethnischen Wir-Gruppe die Identitätskrise zu überlagern. Sie bietet eine glaubwürdigere Alternative zu dem vermeintlichen »Angebot, das in den westlichen Ländern flächendeckend heute gemacht wird: […] die Angebote in Warenform, die einen neuen Körper und neue Existenzformen versprechen; die Zugehörigkeit versprechen« (Theweleit 2015, S. 100), aber diese Versprechungen nicht einzuhalten vermögen. Dabei stellt sich die Anbindung über Männlichkeitskonstruktionen deshalb als so erfolgversprechend dar, weil sich männliche Identitäten im Zuge gesellschaftlicher Veränderung als widerständiger darstellen als andere Identitäten (Zulehner/Volz 1998).

5. Zusammenfassung

Wie dargelegt wurde, vertritt die Identitäre Bewegung Österreich ein in rechtsextremen Zusammenhängen übliches, heteronormatives Weltbild, das sich in einer angeblich naturhaften Dominanz der Männer und einer Unterordnung der Frauen ausdrückt. Medial inszeniert die IBÖ ein Konstrukt hegemonialer Männlichkeit das sich aktiv, kämpferisch und mutig darstellt und heldenhaft gegen die kleinen und großen Gegner_innen wehrt. Sie grenzt sich dabei deutlich von politischen Gegnern ab die als untergeordnete Männlichkeit konstruiert werden. Dies geschieht durch eine Kommunikation und Attribution weiblich-konnotierter Merkmale, zum Beispiel: Irrationalität, Leichtgläubigkeit und Rückgratlosigkeit (Bieber 2013). Die Abgrenzung zu marginalisierter Männlichkeit geschieht vor allem über Ethnisierung. So ist es theoretisch auch für Menschen mit Migrationshintergrund möglich dem Idealtypus hegemonialer Männlichkeit der Identitären Bewegung zu entsprechen, da sie aber nicht Teil des völkischen Wir-Kollektivs sind, strahlt diese Art der Anerkennung nicht auf andere Mitglieder dieser konstruierten Sie-Gruppe aus. Komplizenhafte Männlichkeit stellt dabei jene Form dar, welche Anschlussfähigkeit nach außen hin generiert. Auch ohne Teil der ›an vorderster Front Kämpfenden‹ zu sein, ermöglicht die ethnisierte Konstruktion hegemonialer Männlichkeit der IB ihnen von der patriarchalen Dividende zu profitieren.

Um zu erkennen wie dieses Identifikationsangebot kommunikativ übermittelt wird, müssen die Aktionen der Identitären Bewegung im Lichte einer Fortführung von Bourdieus ernsten Spielen des Wettbewerbs gesehen werden. In diesen kompetitiven Spielen wird Männlichkeit mimetisch erlernt und habitualisiert. Eine spezifische Form dieser ernsten Spiele stellen die riskanten Praktiken dar. Die IBÖ nutzt Risikoverhalten – wie etwa das Klettern auf Häuserdächer oder das Chartern eines Schiffes um auf offenes Meer hinauszufahren –, weil es zum einen in die Aufmerksamkeitslogik der Medien passt und andererseits in der kompetitiven Struktur von Männlichkeiten Anerkennung generiert und den geschlechtlichen Status bestätigt. Es (re‑)produziert somit eine spezifische Form hegemonialer Männlichkeit und attraktiviert sie. Im Zuge neokapitalistischer Vergesellschaftung bietet diese Form des Identifikationsangebots eine ansprechende Bewältigungsstrategie. Das Angebot hegemonialer Männlichkeit der Identitären bietet eine Kompensationsmöglichkeit zu permanent erlebten Ohnmachtserfahrungen aufgrund kapitalistischer Zurichtungen und durch Globalisierungsprozesse ausgelöste Identitätskrisen. Darüber hinaus eröffnet dies eine Anschlussmöglichkeit zum kolportierten, rechtsextremen Gedankengut der IBÖ. Bedenkt man - in Anschluss an Hentges et al (2014) –, dass es sich bei der IB (noch) vor allem um ein Internetphänomen handelt, zeigt sich das Identifikationsangebot als Brücke in eine gut vernetzte recht(sextrem)e Blog- und Agitationswelt. Einmal dort angelangt bietet die rechtsextreme Netzszene von Newsseiten, über Modelabels bis hin zu Unterhaltungsangeboten wie Musik und Buchverlagen eine breite Palette an ideologischer ›Betreuung‹.

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Zulehner, Paul M. & Volz, Rainer (1998): Männer im Aufbruch. Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen; ein Forschungsbericht. Ostfildern (Schwabenverlag).

Endnoten:

[1]

Aktuelle Beispiele wären etwa: APA 2016a; APA 2016b; Schmidt 2016

[2]

Exemplarisch kann an dieser Stelle das Lambda-Logo der IB angeführt werden, welches aus der Graphic-Novel-Verfilmung »300« von Frank Miller entnommen wurde. Auch finden sich häufig Figuren aus bekannten Filmen und Serien wie etwa »South Park« oder »Star Wars« auf Sticker oder Poster der IB wieder. Für eine genauere Betrachtung dieser popkulturellen Anlehnungen vgl. Bruns et al. 2016, S. 249ff.

[3]

Vlog ist eine Wortkreation die sich aus den Worten ›Video‹ und ›Blog‹ zusammensetzt.

[4]

Wie ernst es die IBÖ mit dem Schutz der Frauen meint, lässt sich anhand einer Unterhaltung auf Twitter verfolgen. Dort wird eine Frauenschutzeinrichtung als »Aufrissplatz«, wo man sich »die Frauen aussuchen kann«, beschrieben (Bonvalot 2016).

[5]

Auch Machtstreben ist laut Connell (2006, S, 134) in der westlichen Kultur mit männlichem Verhalten verbunden.

[6]

So eigneten sie sich zwar das Konzept der kulturellen Hegemonie vom marxistischen Theoretiker Antonio Gramsci an, seine Analyse der zugrundeliegenden ökonomischen Basis wurde jedoch komplett ignoriert (Bruns et al. 2016, S. 224).

[7]

Es handelt sich hierbei, ebenso wie ›zersetzen‹ und ›verkümmern‹, um einen Begriff der auch in der NS-Terminologie weit verbreitet war.

[8]

Aufgrund antifaschistischer Proteste wurde das ursprüngliche PayPal Konto über das die Crowdfunding Kampagne laufen sollte gesperrt. Die IB wich daraufhin auf eine von der Alt-Right betriebene Plattform um.

[9]

Tatsächlich war die Aktion allerdings begleitet von unfreiwilliger Komik. Nicht nur, dass die eigentliche Mission vor der lybischen Küste zu patroullieren letztlich nur ein paar Tage andauerte. Unter anderem aufgrund bürokratischer Hindernisse am Suezkanal, einer kurzzeitigen polizeilichen Festsetzung in Zypern, der mehrtägigen Hinderung in tunesischen Häfen einzulaufen durch Fischer und der dortigen Gewerkschaft und der Weigerung Maltas das Schiff in ihre Häfen einlaufen zu lassen und es mit Wasser zu beliefern. Sondern vor allem weil Teile der für die Mission angehäuerten Crew aus Sri Lanka bei ihrem ersten Stopp in einem europäischen Hafen Asylanträge stellten.

Über den Autor

Manuel Mayrl

Manuel Mayrl, BSc, Studierender des Masterstudiengangs Gender, Kultur und Sozialer Wandel an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Arbeitsschwerpunkte: Rechtsextremismus- und Antisemitismusforschung, kritische Männlichkeitsforschung, Wahlforschung

E-Mail: manuel.mayrl@student.uibk.ac.at