Helmut E. Lück & Miriam Rothe
Journal für Psychologie, 26(1), 9–29
https://doi.org/10.30820/8247.02 www.journal-fuer-psychologie.deDieser Beitrag geht der Geschichte des Fachs Allgemeine Psychologie im deutschen Sprachbereich nach. Die Idee zur Etablierung eines solchen Wissenschaftsgebietes, das sich dem »normalen« Menschen widmet, kam bereits Ende des 18. Jahrhunderts auf. In der heutigen Allgemeinen Psychologie zeigt sich eine gewisse Geschichtsvergessenheit des Fachs, was unter anderem damit zusammenhängt, dass das Fach seine Entstehung erst der Diplomprüfungsordnung (DPO) von 1941 verdankt; andererseits haben Teilgebiete der Allgemeinen Psychologie, wie Wahrnehmung, Gedächtnis usw., eine lange und bedeutungsvolle Geschichte. Die fehlende Auseinandersetzung mit solchen früheren systematischen und theoretischen Ansätzen zur Allgemeinen Psychologie wird im Beitrag als Defizit benannt. Die bemerkenswerten inhaltlichen Wandlungen des Fachs Allgemeine Psychologie (das nach der Diplomprüfungsordnung von 1941 »Grundtatsachen des bewußten und unbewußten Seelenlebens in person- und gemeinschaftspsychologischer Hinsicht« [II., §2, 2.a] behandeln sollte), die bis zu heutigen Themen der Kognitiven Psychologie bei unveränderter Fachbezeichnung reichen, haben zu einem erklärungsbedürftigen Zustand geführt: Allgemeine Psychologie ist inzwischen ein anderes Gebiet als zum Beispiel general psychology; außerdem sind die Themengebiete der Allgemeinen Psychologie – auch durch Studienreformen – weniger verbunden, als dies wünschenswert wäre. Die vergleichsweise geringe Bedeutung von Theoretischer Psychologie sowie der Geschichte von Fach und Inhalten der Allgemeinen Psychologie werden als Defizite herausgestellt.
Schlüsselwörter: Allgemeine Psychologie, Geschichte der Psychologie, Diplomprüfungsordnung, Nationalsozialismus, Theoretische Psychologie
This article deals with the history of the German subject »Allgemeine Psychologie« (general psychology) in academic education. Already at the end of the eighteenth century the idea of such an area of research dealing with the »normal« person was suggested. In present-day general psychology in Germany a certain degree of abstinence toward the history of the subject can be seen. This abstinence is related to the late institutionalization of the German academic diploma in psychology in 1941. However, research areas of general psychology like perception, memory, learning etc. have a long, meaningful and rewarding history. The missing discussion about earlier systematic and theoretical approaches within Allgemeine Psychology is seen as a deficit here as well. According to the examination regulation dated 1941 Allgemeine Psychologie originally was intended to deal with »basic facts of conscious and unconscious inner life in regard to person- and collective-psychological aspects« [II., § 2, 2.a]. From then up to the contemporary areas of cognitive psychology changes have taken place which are necessary to be explained here: German Allgemeine Psychologie meanwhile has become a field different from general psychology taught in other countries. Furthermore the subdisciplines of Allgemeine Psychology taught at universities are less integrated than desirable. This is partially due to past reforms in academic education. Also, the rather marginal significance of Theoretical Psychology within the topic of Allgemeine Psychologie, and the rare discussion of the history of Allgemeine Psychologie are seen as deficiencies of the domain.
Keywords: General psychology (Allgemeine Psychologie), history of psychology, diploma examination regulation in psychology, National Socialism, theoretical psychlogy
Die Allgemeine Psychologie gehört in Deutschland zum selbstverständlichen Bestand der Psychologie, das heißt der Psychologischen Hochschulinstitute, der Lehrangebote, der Fachliteratur, der Studienpläne und der Studien- und Prüfungsordnungen. Weder das Forschungsgebiet noch das akademische Fach werden ernsthaft infrage gestellt. Selbstbewusst ist die Allgemeine Psychologie als »der wichtigste Forschungsbereich« der Psychologie benannt worden (Bergius, 2009, S. 28) und von Fachvertreterinnen und -vertretern wird in einem Positionspapier auf die aktuelle Forschungsleistung und die internationale Bedeutung der Allgemeinen Psychologie hingewiesen, dabei an der besonderen Bedeutung des Fachs nicht gezweifelt (Bermeitinger et al., 2016).
Das Gebiet »Allgemeine Psychologie« wird im Internetauftritt der Deutschen Gesellschaft für Psychologie weitgreifend so beschrieben:
»Zu den Forschungsinhalten der Allgemeinen Psychologie gehören Wahrnehmung und Aufmerksamkeit (Informationsaufnahme), Lernen und Gedächtnis (Speicherung und Abruf von Information), Handlung und Motorik, Sprache, Bewusstsein, Denken, Entscheiden und Problemlösen (Weiterverarbeitung der Information). Neben diesen Erkenntnisfunktionen sind die verhaltenssteuernden Kräfte, also Motivation und Emotion, ein zentrales Forschungsfeld« (Deutsche Gesellschaft für Psychologie, 2017).
Definitionen wie diese zeigen, wie umfangreich das Gebiet und das Fach verstanden werden. So scheint Allgemeine Psychologie heute das große Einfallstor in die akademisch vertretene Psychologie zu sein, inhaltlich vermutlich ziemlich weit abseits von dem, was die meisten Abiturientinnen und Abiturienten für ihr Psychologiestudium erhoffen und was Praktiker der Psychologie für nützlich halten.
Nimmt man die verbreiteten Lehrbücher zur Allgemeinen Psychologie in die Hand und schaut, woher die Disziplin kommt, dann kann man eine Überraschung erleben. Das Fach erscheint, wenigstens auf den ersten Blick, geschichtslos oder wenigstens geschichtsvergessen, denn es gibt kaum eine Einführung in die Geschichte der Allgemeinen Psychologie, die vielleicht am Anfang der Lehrbücher stehen könnte. Das Lehrangebot scheint dem zu entsprechen, so sucht man zum Beispiel in Modulhandbüchern geschichtliche Themen oft vergeblich, ebenso vermisst man in manchen Sammlungen von Prüfungsfragen Items zum geschichtlichen Verständnis der Forschungsthemen und des Fachs. Was kann der Grund für dieses Fachverständnis sein?
Schönpflug (2000) hat darauf hingewiesen, dass die unbestrittene curriculare Stellung der Allgemeinen Psychologie zu Beginn des Studiums zwei Gründe haben kann: einen didaktischen und einen ontologischen. Der didaktische Grund: Man nimmt an, dass die Allgemeine Psychologie Lehrinhalte hat, die in den nachfolgenden Studiengebieten vorausgesetzt werden und so nicht mehrfach erklärt werden müssen. Der ontologische Grund betrifft die Sache selbst: Die Allgemeine Psychologie behandelt nicht – oder wenigstens nicht besonders intensiv – Fragen der Entwicklung, der Persönlichkeitsunterschiede und der Sozialpsychologie. Manche Autorinnen und Autoren rechnen zur Allgemeinen Psychologie aber auch noch Gebiete wie Allgemeine Persönlichkeitspsychologie, Allgemeine Entwicklungspsychologie und Allgemeine Sozialpsychologie (Bergius, 2009, S. 28). Natürlich gehört die Allgemeine Psychologie auch zu den Grundlagenfächern, nicht zu den Anwendungsfächern der Psychologie. Der Ausschluss dieser Gebiete soll die Allgemeine Psychologie auf den »normalen« Menschen reduzieren. Seltener wird auch ohne nähere Definition vom »gesunden Menschen« gesprochen, um das Gebiet von der Klinischen Psychologie abzugrenzen. Gelegentlich wird die Allgemeine Psychologie der Differentiellen Psychologie gegenübergestellt (McKellar, 1987, S. 62). Diese anschauliche Aufteilung in zwei gegensätzliche Fachgebiete geht auf William Stern (1871–1938) zurück.
Der Gedanke, die Psychologie in Allgemeine Psychologie und Spezielle Psychologie einzuteilen, findet sich schon früh. Schönpflug (2013, S. 194) nennt Carl Christian Erhard Schmid (1761–1812), der in seiner Empirischen Psychologie (1791) eine generelle Psychologie von einer speziellen Psychologie trennte. Zur speziellen Psychologie beziehungsweise Seelenlehre zählte er »die Charakteristik der Person, der Völker und Geschlechter sowie vom normalen Zustand abweichende Seelenzustände und anderes mehr« (John, 2003, S. 55). Damit war die generelle Psychologie für den »Normalfall« reserviert. Heute würde man sagen: reserviert für allgemeingültige Prinzipien der Wahrnehmung, des Gedächtnisses usw. – manchmal als Universalismus bezeichnet. Es interessieren Funktionsprinzipien der Psyche (Funktionalismus), wobei von kulturellen Unterschieden abgesehen wird. Dabei greift die Allgemeine Psychologie gern auf Ergebnisse der vergleichenden Psychologie zurück, denkt man etwa an Lernprozesse bis hin zum Spracherwerb.
Eine frühe Darstellung der Allgemeinen Psychologie, die vergleichend orientiert ist, lässt sich bei Friedrich August Carus (1770–1807) finden (Carus, 1808, S. 77–123). Ihn beschäftigt die Stellung des Menschen in der Schöpfung: »Der Mensch als ein Glied des Erdganzen und als Naturwesen, hat seinen bestimmten Standort auf der Erde und in der Reihe der Gattungen oder Sphären des Seyns« (ebd., S. 80). Dies ist für Carus der Ausgangspunkt. Die Berechtigung einer Allgemeinen Psychologie ergibt sich dadurch, dass für Carus die Verschiedenartigkeit der Menschen nicht grundsätzlich ist, sie ist nur eine »Abstufung der Qualität, nicht, aber der Quantität. So finden wir also nur Gradualunterschiede auf, und es werden die Menschen immer mehr verschieden seyn, je weiter die Bildung des Menschen in verschiedener Zeit aus einander führt« (ebd., S. 103). So befasst sich Carus mit dem Unterschied zum Tier und mit dem menschlichen Bewusstsein, insbesondere dessen Entwicklung im Individuum. Hier sieht Carus Stufen der Entwicklung: »Der Mensch zeichnet sich vor dem Thiere dadurch aus, daß er sich finden kann und in seiner Vorstellung das Ich hat, denn dadurch fühlt er sich einmal als Person […] (ebd., S. 111). Der Mensch erlebt sich einer Sache gegenüber, mit der er nach seinem Willen verfahren kann, dann »als dieselbe Person und endlich als unabhängige« (ebd.).
Obwohl Autoren wie Carus, Herbart und einige andere im frühen 19. Jahrhundert nach einer empirischen Psychologie verlangt haben, sind experimentelle Richtungen der Allgemeinen Psychologie (im heutigen Verständnis) erst einige Jahrzehnte später entstanden.
In heutigen Lehrbüchern wird die experimentelle Methode neben Universalismus und Funktionalismus als drittes Merkmal der Allgemeinen Psychologie hervorgehoben.
Die Geschichte der Allgemeinen Psychologie und ihrer Inhalte ist von der Geschichte des Fachs und der Fachbezeichnung zu trennen, doch eröffnen die Besonderheiten der Fachbezeichnung auch Eigentümlichkeiten gerade dieses Fachs.
Viele Wissensgebiete werden auch heute noch in einen allgemeinen und einen speziellen Bereich aufgeteilt. So spricht man von einer allgemeinen und einer speziellen Zoologie, Betriebswirtschaftslehre, Pathologie, Physiologie usw. Der »Allgemeinen Psychologie« steht aber nach heutiger Terminologie keine »Spezielle Psychologie« zur Seite, wenigstens ist es ungebräuchlich, zum Beispiel Persönlichkeitspsychologie und Sozialpsychologie als spezielle Psychologien zu bezeichnen. Für Außenstehende hat die Fachbezeichnung »Allgemeine Psychologie« daher eine unerwartete Bedeutung.
Das »Positionspapier zur Lage der Allgemeinen Psychologie« enthält gleich zu Beginn die Aussage, die »Allgemeine Psychologie« werde im englischen Sprachraum meist als »Experimental Psychology« oder als »Cognitive Psychology« bezeichnet (Bermeitinger et al., 2016, S. 175).
Hier fällt auf, dass die lexikalisch entsprechende englische Bezeichnung »General Psychology« nicht genannt wird. Dieser Begriff scheint unüblich geworden zu sein und hat heute eher den Charakter einer Einführung in die Psychologie. »General Psychology« hat aber auch andere Bedeutungen: Die Society for General Psychology (zugleich Division One der American Psychological Association) setzt sich für den Zusammenhalt der sonst disparaten Gebiete der Psychologie ein. Diese Sektion gibt die Zeitschrift Review of General Psychology heraus. Diese Zeitschrift veröffentlicht interdisziplinäre, konzeptuelle, theoretische und methodologische Arbeiten, sie veröffentlicht keine Berichte über einzelne empirische Untersuchungen, wie man dies vielleicht erwarten würde. »General Psychology« meint hier »Allgemeine Psychologie« in der ursprünglichen Bedeutung: die Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen der Psychologie als Wissenschaft.
Mit den wissenschaftstheoretischen Fragen der Psychologie beschäftigt sich auch die »Theoretische Psychologie«, die sich dem Einheitsbestreben der Disziplin widmet und seit langer Zeit das Anliegen der Erarbeitung einer Metatheorie der Psychologie verfolgt (Brauns, 2012; Wolfradt, 2012; Fahrenberg, 2015). Die Theoretische Psychologie kommt mit dem Ziel der Integration psychologischer Befunde und Theorien vielleicht dem am nächsten, was von Außenstehenden erwartet wird, wenn der Begriff »Allgemeine Psychologie« fällt. Theoretische Psychologie wird gelegentlich in Verbindung mit Allgemeiner Psychologie gelehrt (unter anderem in Heidelberg), allerdings ist es kein Fach mit entsprechender Lehrbuchtradition oder gar Kanonisierung der Lehrinhalte.
Die von der Autorengruppe des »Positionspapiers« genannte englische Bezeichnung »Experimental Psychology« irritiert insofern, als dieser Begriff zur Differenzierung kaum taugt, denn experimentelle Methoden sind auch für andere Bereiche der Psychologie typisch. Der Grund für die tatsächlich verbreitete Bezeichnung »Experimental Psychology« für Themen der Allgemeinen Psychologie dürfte darin liegen, dass Zeitschriften für experimentelle Psychologie überwiegend Fragen der Allgemeinen Psychologie behandeln (Colman, 2001, S. 258).
»Cognitive Psychology« kommt den Inhalten der heutigen Allgemeinen Psychologie näher. Aber auch dieser Begriff ist problematisch, wenn nicht zwischen dem Gegenstand (Kognitionen) und der theoretischen Orientierung (Kognitive Psychologie als Gegensatz etwa zum Behaviorismus) unterschieden wird.
Fast ein wenig verschämt wird von Vertretern des Fachs gelegentlich herausgestellt, dass die Allgemeine Psychologie ein Gebiet sei, das seine Entstehung der Diplomprüfungsordnung (DPO) von 1941 verdanke. Treffend haben Prinz und Müsseler (2002, S. 4) daher formuliert, die Existenz Allgemeiner Psychologie sei eher der »Pragmatik von Prüfungsordnungen« als der »Programmatik eines Wissenschaftsgebietes« zuzuschreiben (vgl. auch Kluwe, 2005). Kommen dort die »Kleinteiligkeit« und die gewisse Beziehungslosigkeit der Fachinhalte her, die im Call for papers zu diesem Themenheft genannt werden? Schauen wir zurück.
Bis 1941 war im Deutschen Reich der reguläre akademische Abschluss in Psychologie die Promotion an der Philosophischen Fakultät mit einer Dissertation zu einem psychologischen Thema. Das war an einigen Universitäten möglich. Die Bestimmungen zu einer solchen Promotion und die möglichen Themen für Dissertationen variierten erheblich von Hochschule zu Hochschule (vgl. Geuter, 1984, S. 310ff.; Graf Hoyos, 1964; Krampen, 1992; Michaelis, 1986). In jedem Fall war aber klar, dass es sich um einen Abschluss handelte, der die Fähigkeit zur wissenschaftlichen Arbeit, aber nicht zu einer psychologischen Berufstätigkeit bestätigte. Die berufliche Nutzung der Psychologie lag eher bei Ärztinnen und Ärzten2 und – sofern es um Psychotechnik ging – bei Ingenieuren.
Schon mehr als ein Jahrzehnt vor dem Inkrafttreten der DPO hatte es in Österreich und Deutschland Ideen und Pläne zu einem Diplomstudiengang Psychologie gegeben. Die Berufstätigkeit von Wehrpsychologen für Eignungsuntersuchungen machte nun einen Studienabschluss erforderlich, der beamtenrechtlich abgesichert war. Die Diskussion um diesen Studiengang, um seine Bezeichnung und seine Inhalte ist ein interessantes Kapitel der Geschichte der Professionalisierung der Psychologie (Geuter, 1984, S. 316ff.).
Durch den Bruch der Versailler Verträge, Aufrüstung und Aufbau der Wehrmachtpsychologie zeichneten sich neue Berufsfelder für Psychologinnen und Psychologen ab. Da sich die Hochschullehrer für die akademische Ausbildung in Psychologie zuständig fühlten, wurde die Ausbildung zu einem wichtigen Thema. So forderte Walther Moede eine einheitliche »allgemeine Grundlehre« (Moede, 1939, S. 275), bestehend aus Gebieten wie Individualpsychologie als Lehre von der Persönlichkeit, Gruppen- und Massen-Sozialpsychologie und Entwicklungspsychologie, insbesondere des Lebensabschnittes zwischen 15 und 60 Jahren. »Neben der allgemeinen Gesetzmäßigkeitslehre, also der generellen Psychologie, ist die spezielle Psychologie ebenfalls zu behandeln als Lehre von den allgemeinen und besonderen Typen und Strukturformen« (Moede, 1939, S. 276). Moede forderte, dass nach dem Grundstudium eine Ausbildung in praktischer Psychologie erfolgen solle, die es den Psychologen erlaube, mit psychologisch ausgebildeten Ingenieuren (Psychotechnikern) und Medizinern mit psychologischem Zusatzstudium zu konkurrieren. Er betonte »die große Chance der Gegenwart und Zukunft«, die die Psychologie nutzen solle. Nicht ganz abwegig war dazu Moedes Drohszenario: »Wenn die Hochschulen versagen, so werden die anderen Behörden, Verwaltungskörper und Organisationen die Ausbildung ihrer Psychologen […] selbst übernehmen« (ebd., S. 277). Moedes Empfehlungen für den Bereich der Psychotechnik wurden von der Mehrheit der Hochschullehrer aber nicht geteilt.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGfP) unter dem kommissarischen Vorsitzenden Oswald Kroh (1887–1955) zog 1940 die Aufgabe an sich und betrieb aktiv die Entwicklung einer Berufsordnung für Psychologinnen und Psychologen. Dies geschah im Interesse der Aufwertung der Psychologie als Fach (Gundlach, 2013), im Interesse der Berufschancen der Absolventinnen und Absolventen und mit dem erklärten Ziel, die Psychologie in der Öffentlichkeit von Scharlatanerie abzugrenzen. So konstituierte sich eine Kommission mit Vertretern der DGfP unter Oswald Kroh, die einen Entwurf für eine Diplomprüfungsordnung ausarbeitete. Friedrich Sander und Philipp Lersch als mitverantwortliche Kollegen, zu dieser Zeit Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft, waren neben Oswald Kroh treibende Kräfte. Man einigte sich auf den Begriff Diplom-Psychologe für den Studienabschluss, denn der Begriff Psychologe war (bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg) keine geschützte Berufsbezeichnung.
Die überlieferten Akten lassen erkennen, dass Kroh auch mit Geschick die Bemühungen von Walther Moede um Einflussnahme auf die Prüfungsordnung aushebelte. Er forderte Moede dringend auf, »Sonderaktionen bei Ministerien usw. zu unterlassen. Der Eindruck der Uneinheitlichkeit in der Stellungnahme der Deutschen Psychologie könnte durch solche Sonderaktionen in fataler Weise genährt werden.«3 Ihren Verhandlungspartner Ministerialrat Professor Heinrich Harmjanz im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ließen Kroh und Sander4 wissen, dass Moede als Schriftführer des Verbandes der deutschen praktischen Psychologen auftrete, diese Gesellschaft jedoch seit vielen Jahren nirgendwo in Erscheinung getreten sei und dass man ihn »verbindlich und deutlich genug auf das Unsinnige seines Vorgehens hingewiesen« habe, als Moede weitere Ministerien einbezog und relativ kurz vor Inkrafttreten der Prüfungsordnung Sitzungen organisierte.5
Die Kroh-Kommission reichte bereits im September 1940 ihren Entwurf beim Ministerium ein6. Dieser Entwurf wurde ohne große Änderungen übernommen. Die DPO trat dann ungewöhnlich schnell zum 1.4.1941 in Kraft (Diplomprüfungsordnung für Studierende der Psychologie vom 16.6.1941). Kroh (1941) sah die Diplomprüfungsordnung als Erfolg und bedeutsamen Fortschritt der Psychologie.
Mit Schönpflug (2017) können wir festhalten, dass die Entwicklung des Diplomstudiengangs, so wichtig er für die Fachvertreter war, vor allem das Ergebnis einer Initiative Krohs war. Oswald Kroh war Mitglied der NSDAP, verfügte nach dem damaligen Führerprinzip über Machtbefugnisse und besaß dazu ein gewisses Charisma. Sein Kollege Heinz Remplein beschrieb ihn als »extravertiert und kontaktfähig […] im Auftreten sicher und gewandt, von einem gesunden Selbstbewußtsein getragen, ohne Eitelkeit. Im Kreise von Kollegen war Kroh selbstverständlich der Mittelpunkt« (Retter, 2001, S. 148f.). Kroh hatte im Namen der Gesellschaft gehandelt ohne die Mitglieder einzubeziehen (Schönpflug, 2017, S. 12). Er hatte sie umgangen, aber nicht hintergangen, denn Proteste aus Mitgliederkreisen sind nicht bekannt. Erst nach dem Inkrafttreten der Prüfungsordnung gab es Diskussionen zur psychischen Eignung von Studierenden, zu den Praktika, zu den Berufsfeldern der Psychologen usw., auf die Kroh geschickt reagierte (Kroh, 1942). Lediglich auf Druck der Psychiatrie, in der es große Vorbehalte gegenüber der Psychologie gab, musste eine Änderung der Prüfungsordnung vorgenommen werden, die jedoch zu verschmerzen war.
Tatsächlich bedeutete die Einführung des Diploms eine Aufwertung der Hochschulpsychologie. Allerdings hatte der neue Studiengang die Konsequenz, dass die Fakultäten die Lehre viel stärker als bisher auf praktische Bedürfnisse umstellen mussten, wenn sie sich an der Berufsausbildung beteiligen wollten.
Die Vorprüfung (»Vordiplom«) in der neuen Disziplin erfolgte in Allgemeiner Psychologie, Entwicklungspsychologie, Charakterkunde und Erbpsychologie, Ausdruckspsychologie, in den biologisch-medizinischen Hilfswissenschaften Biologie, Physiologie, medizinische Psychologie und Psychopathologie sowie in Philosophie und Weltanschauung. Die Hauptprüfung (»Diplomprüfung«) enthielt Diagnostik, Angewandte Psychologie, Pädagogische Psychologie sowie Kultur- und Völkerpsychologie. Dem Ungeist der Zeit entsprechend hatte der Student schon bei der Vordiplomprüfung den Nachweis vorzulegen, dass »der Bewerber und gegebenenfalls seine Ehefrau deutschen oder artverwandten Blutes sind« (DPO, §1, 2a). Während des Studiums waren drei berufsbezogene Praktika zu je sechs Wochen abzuleisten.
Das gleich als Erstes genannte Prüfungsfach »Allgemeine Psychologie« umfasste nach §2, 2a der DPO die »Grundtatsachen des bewußten und unbewußten Seelenlebens in person- und gemeinschaftspsychologischer Hinsicht«. Die Durchführungsbestimmungen hierzu nannten ergänzend die Kenntnis der »Grundbegriffe der Psychologie, ihrer systematischen Ordnung und ihrer anthropologischen Verankerung« (DPO, Durchführungsbestimmungen, II, zu §2, I.2). Diese knappen und nicht wirklich eindeutigen Formulierungen erinnern eher an die damals populären Schichtentheorien der Persönlichkeit und an verbreitete völkische Vorstellungen als an die Gebiete, die heute in Lehrbüchern zur Allgemeinen Psychologie zu finden sind. Michaelis hat bereits 1986 zutreffend über das damalige Fach geschrieben, es käme »dem amerikanischen Begriff der general psychology fast näher als dem heutigen Lehrfach Allgemeine Psychologie, das eine entscheidende Begriffswandlung durchlaufen hat« (Michaelis, 1986, S. 30). Um genauer zu bestimmen, was das Fach ab 1941 an den Universitäten wirklich beinhaltete, müsste anhand von Studierhinweisen, Vorlesungsmanuskripten, Vorlesungsmitschriften und Prüfungsprotokollen untersucht werden, was die jeweiligen Ordinarien lehrten und prüften. Eine Studienordnung – die sich die Studierenden gewünscht hätten und die ein wenig mehr die Fachinhalte geklärt hätte – gab es nicht, da die Hochschulen eine unterschiedliche Abfolge der Lehrveranstaltungen praktizierten.
Wolfgang Metzgers pauschale Aussage »the Nazi authorities […] demanded […] that psychologists should renounce general psychology and restrict themselves to typological problems« (1965, S. 113f.) ist jedenfalls unzutreffend, da die Prüfungsordnung mehrere Grundlagenfächer enthielt, in denen die Typologien nur eine geringe Rolle spielten. Verleugnet werden musste die Allgemeine Psychologie nicht. Natürlich entsprachen viele Fachbeschreibungen und Prüfungsordnungen der Naziideologie, oft aber nur in äußerlichen, entbehrlichen Formulierungen. Für diese Anpassung hatten Kroh, Sander und Lersch wohl vorab gesorgt, um die Prüfungsordnung durchzusetzen. Vieles spricht dafür, dass die Naziregierung die Psychologie als Fach insgesamt für zu unbedeutend hielt, um den Studiengang erheblich zu prägen oder für ihre politischen Interessen zu instrumentalisieren.
Der Diplomstudiengang erwies sich in den letzten Kriegsjahren noch nicht als Erfolg. Viele Institute beziehungsweise Lehrstühle waren nicht in der Lage, das Lehrangebot zu vermitteln. 1943 wurde eine Ergänzung der DPO erlassen: Studierende konnten sich in einem oder mehreren Ergänzungsgebieten zusätzlich prüfen lassen, und zwar in Erziehungspsychologie, Psychologie der Berufslenkung, Industriepsychologie und Wirtschaftspsychologie. Ferner wurde promovierten Psychologen die Möglichkeit einer verkürzten Diplomprüfung gegeben. Hierzu war nach der Promotion eine erfolgreiche, mindestens zweijährige praktisch-psychologische Tätigkeit nachzuweisen. Wenige Monate vor Kriegsende haben von diesen Möglichkeiten vermutlich nur wenige Personen Gebrauch gemacht.
So seltsam es klingt: Die Einrichtung des Diplomstudiengangs in der Nazizeit hat ihre beträchtlichen Wirkungen erst nach dem Krieg entfaltet. Nach der Kapitulation und der Wiedereröffnung der ersten Hochschulen wurde kurze Zeit diskutiert, ob der Diplomstudiengang wieder abgeschafft werden sollte, dann behielt man ihn aber sowohl in den Westzonen (beziehungsweise der Bundesrepublik) als auch in der Sowjetischen Besatzungszone (beziehungsweise der DDR) bei.
Anfang Januar 1947 gab es in Göttingen ein Treffen der deutschen Psychologie-Ordinarien (Anonym, 1947). Bezüglich der Ausbildung der Diplompsychologinnen und -psychologen hieß es dort: »Man will sich dafür einsetzen, daß das Studium auf 5/8 Semester verlängert wird und daß Psychopathologie wieder geprüft wird, aber im Diplomexamen.« Die Fortführung des Diplomstudiengangs wurde offenbar nicht infrage gestellt. Man berichtete sogar: »In Tübingen hat sich Spranger in einem Gutachten für die Abschaffung des Diplomexamens für Psychologen ausgesprochen; das Examen soll daraufhin tatsächlich abgeschafft worden sein. Es wird beschlossen, in dieser Sache Herrn Spranger zu schreiben.«
Auch das Fach Allgemeine Psychologie blieb in dem Studiengang erhalten. Nach der Denkschrift von Graf Hoyos (1964) gab es eigentlich nur zwei nennenswerte Änderungen: Das Studium wurde von sechs auf acht Semester verlängert und es erfolgte die »Beseitigung nationalsozialistischer Zutaten« (S. 81). Die gründliche Untersuchung von Graf Hoyos zur Lage der Psychologie in der Bundesrepublik zu Beginn der 1960er Jahre ergab auch, dass die Hochschulinstitute bei der sehr unterschiedlichen Ausstattung von ein bis vier Professoren – manchmal gab es nur eine außerordentliche Professur – ihre Lehre auf sehr verschiedene Art und Weise betrieben. Auch Michaelis (1986, S. 140ff.) hat später die unterschiedliche Ausstattung der Institute beklagt. So wurde auch das Fach Allgemeine Psychologie verschieden »interpretiert«. War der Diplomstudiengang eingeführt worden, um die praktische Ausbildung von Psychologen sicherzustellen, so sahen einige Psychologische Institute dagegen das Studium und die Diplomarbeit als wissenschaftliche Seite des Berufsbildes (Graf Hoyos, 1964, S. 88).
Michaelis (1986) hat darauf hingewiesen, dass die alte Diplomprüfungsordnung von 1941 in der Bundesrepublik rechtlich bis zum Jahr 1973 galt. Fakt ist allerdings, dass die psychologischen Institute die Ausbildung auch damals schon sehr unterschiedlich ausgestalteten. Dies hatte mit den Ausstattungen der Institute und mit Forschungs- und Lehrschwerpunkten der dort tätigen Psychologinnen und Psychologen zu tun. Erst nach mehr als 30 Jahren wurde die »neue« Diplomprüfungsordnung in Form von »Rahmenrichtlinien« der Kultusministerkonferenz der Länder erlassen.
In der DDR war Allgemeine Psychologie ebenfalls ein Prüfungsfach. Der Studienplan aus dem Jahr 1976 (Ministerrat, 1976, S. 4) beschreibt das Fach Allgemeine Psychologie im Stil der Zeit so: Der Schwerpunkt der Ausbildung liege »auf der Darstellung der Gesetzmäßigkeiten psychischer informationsverarbeitender Prozesse (Wahrnehmung, Denken, Lernen, Sprache und Gedächtnis) in ihrer Abhängigkeit von Aufgaben und Leistungsanforderungen als aktivierenden und motivierenden Bedingungen«. Das Fach wird hier in enger Verbindung zu den Gebieten Methodik und Mathematische Psychologie gesehen.
1985 folgten die meisten Psychologischen Institute in der Bundesrepublik, die an der Psychologenausbildung beteiligt waren, dem Vorschlag der Studienreformkommission, wonach die Allgemeine Psychologie in die Teilfächer Allgemeine Psychologie I mit den Schwerpunkten »Wahrnehmung, Kognition, Sprache«, und Allgemeine Psychologie II mit den Schwerpunkten »Emotion, Motivation, Lernen« aufgeteilt werden sollte (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, 1985, S. 14). Diese Aufteilung hat selbst ihre Geschichte. Schönpflug (2000) hat in ihr »spätmoderne Institutionalisierungen rationalistischer Wissenschaftsstrukturen« erkannt und das Unbehagen bei der Trennung benannt, durch die Verbindungen von Teilgebieten verloren gegangen sind. Die Aufteilung hatte und hat bis in die Gegenwart auch Folgen für die Denomination, Ausschreibung und Besetzung von Professuren.
Vergleicht man nun die knappen Beschreibungen des Fachs Allgemeine Psychologie in den verschiedenen Studien- und Prüfungsordnungen von 1941 bis zur Gegenwart, dann hat sich viel geändert: Da war ursprünglich vom Unbewussten die Rede, von der Persönlichkeit, von Informationsverarbeitung, von kognitiver Psychologie und vielem mehr: Denken, Entscheiden, Sprache usw. Ketzerisch könnte man zusammenfassen: Alles hat sich geändert, geblieben ist nur die Bezeichnung des Fachs; und diese ist nicht nur wegen der Veränderungen der Fachinhalte problematisch.
Wenn wir eingangs sagten, die Allgemeine Psychologie sei ein Fach, dessen Geschichte nicht zu sehen sei, so ist doch klar, dass die einzelnen Themenbereiche des Forschungsgebietes jeweils eine lange und interessante Geschichte aufweisen. Wahrnehmung war ein wichtiges Thema in der Psychologie des 19. Jahrhunderts bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Man denke nur an Gustav Theodor Fechner, an Georg Elias Müller, an die Forschung der Gestaltpsychologie (Max Wertheimer, Wolfgang Metzger) und etwa an die Untersuchung der Aktualgenese durch die Ganzheitspsychologie (Friedrich Sander). Lernen war ein Kernthema der Reflexologie, des Behaviorismus (Watson, Tolman, Skinner); selbst in der Gestalt- und Feldtheorie finden sich Untersuchungen zum Lernen (Wolfgang Köhler, Kurt Lewin). Gedächtnis ist ein Thema, das Menschen von jeher beschäftigt hat (Hart, 1991). In der Psychologie wird man besonders an die Experimente von Ebbinghaus denken, aber auch an Sigmund Freuds Gedächtnistheorie und die aktuellen Fragen zum autobiografischen Gedächtnis.
Diese Reihe der Stichworte zur lebendigen und reichen Geschichte der einzelnen Themenkomplexe der Allgemeinen Psychologie ließe sich leicht fortsetzen und ausweiten. Nach wie vor informativ ist Edwin G. Borings Geschichte der experimentellen Psychologie (Boring, 1950 [1929]), denn diese ist weitgehend eine Geschichte der Allgemeinen Psychologie, detailreich und informativ, wenn auch heute in seinem theoretischen Ansatz und in historischen Details (unter anderem der Darstellung der Lehre Wundts) ungenau.
Der Gedanke liegt nahe, bei frühen Autoren nicht nur nach Forschung zur Allgemeinen Psychologie sondern auch nach Ansätzen einer Allgemeinen Psychologie zu suchen, die vielleicht (zu) wenig beachtet wurden und daher heute wieder von Interesse sein könnten. Geht man nur vom Begriff aus, dann findet man im 19. und 20. Jahrhundert bei verschiedenen Autoren gelegentliche Hinweise auf »allgemeine Psychologie«, unter anderem bei Freud.
Zwischen etwa 1910 und 1930 sind einige Bücher mit dem Titel Allgemeine Psychologie erschienen, die in der Psychologie weitgehend dem Vergessen anheimgefallen sind. Diese Texte wurden aber zum Teil mit hohem Anspruch verfasst und hatten in ihrer Zeit durchaus Bedeutung. Was hat es mit diesen Arbeiten auf sich? Zur Erinnerung sei gesagt, dass die Psychologie an deutschen Universitäten in dieser Zeit von Professoren gelehrt wurde, die Lehrstühle für Philosophie innehatten. Diese mussten auch Psychologie lehren, da Psychologie schon im 19. Jahrhundert ein Prüfungsgebiet im Staatsexamen für angehende Lehrer war (vgl. Gundlach, 2017, S. 71ff.). So ist verständlich, dass Philosophieprofessoren auch zur Psychologie publiziert haben. Aber Philosophieprofessoren hatten in dieser Zeit sehr unterschiedliche Einstellungen zur empirischen Psychologie. Der Marburger Lehrstuhlstreit von 1912/13 machte hierzu eine Polarisierung sichtbar. Die Besetzung der Nachfolge des bedeutenden Neukantianers Hermann Cohen (1842–1918) mit dem Experimentalpsychologen Erich Rudolf Jaensch (1883–1940) in Marburg war der Auslöser für diesen Streit. Die eine Gruppe der Philosophieordinarien sah sich in erster Linie als Philosophen und protestierte gemeinschaftlich mit anderen Geistes- und Kulturwissenschaftlern gegen die weitere Besetzung von Philosophielehrstühlen mit experimentell arbeitenden Psychologen. Die andere, zahlenmäßig sogar größere Gruppe von Philosophieordinarien vertrat oder befürwortete zumindest eine empirische Psychologie und unterzeichnete den – im Übrigen wenig wirksamen – Aufruf nicht (Marbe, 1913).
Betrachtet man die eben erwähnten Bücher näher, sieht man, dass einige von Autoren der ersten Gruppe verfasst wurden, so beispielsweise von Paul Natorp (1912). Wie der Neukantianer Natorp (1854–1924) hielten auch dessen Kollege Wilhelm Windelband (1848–1915) und andere viele Jahre lang Vorlesungen zur Psychologie (Gundlach, 2017). Die Psychiater Theodor Ziehen (1862–1950) und Ludwig Binswanger (1881–1966) standen der Philosophie nahe und schrieben ebenfalls zur Allgemeinen Psychologie (Ziehen, 1915, 1923, Binswanger, 1922). Die Texte unterscheiden sich deutlich, zum Teil waren sie nur als Hilfen für Studierende gedacht (z. B. Natorp, 1904). Bei Ziehen (1923) findet sich eine Sammlung von 42 Textauszügen älterer Autoren, versehen mit einer kurzen Einleitung Ziehens. Allgemein stellten diese Werke Versuche dar, eine tragfähige Psychologie als Teil der systematischen Philosophie zu entwickeln – durchweg ohne Einbeziehung der empirischen Forschungsergebnisse der psychologisch orientierten Kollegen. Bei dem Marburger Paul Natorp wurde diese empirische Psychologie nicht nur ignoriert, sondern für eine »allgemeine Psychologie« abgelehnt. Noch kritischer stand Hermann Cohen, Natorps Marburger Seniorkollege, zur empirischen Psychologie. Cohen fürchtete das Schreckgespenst des Psychologismus in der Philosophie, etwa wenn auch nur ansatzweise versucht wurde, das Denken lediglich als Gehirnfunktion anzusehen (Luft, 2013).
Überraschend ist aus heutiger Sicht, dass in den meisten der Abhandlungen Definitionen der Allgemeinen Psychologie nicht zu finden sind. War dieser Begriff in der Philosophie so selbstverständlich? Eine etwas nähere Betrachtung führt zu einer Vermutung: Eine erfahrungswissenschaftliche Psychologie galt Natorp und anderen als begrenzt, vorläufig, unvollständig, als »speziell« und eben nicht als »allgemein«. Die philosophischen Texte stellten also Versuche dar, eine »allgemeine« Psychologie in der Philosophie zu entwerfen, die nicht auf empirische Forschung angewiesen ist, die darüber steht oder (wie bei Binswanger) als Grundlage der Psychiatrie und Psychologie dienen könnte.
Insgesamt war die Gruppe der »philosophischen« Psychologiedozenten selbst ziemlich unsicher. Windelband etwa vertrat zunächst die Auffassung, die Psychologie sei als empirische Wissenschaft den Naturwissenschaften gleichzustellen und gehöre in naturwissenschaftliche Fakultäten (vgl. Gundlach, 2017, S. 439), später wich er hiervon ab. Er hielt jahrzehntelang Psychologievorlesungen, veröffentlichte die Skripte dazu aber nie. Gundlach: »Windelband ist nicht der einzige der Philosophiekoryphäen des Deutschen Kaiserreichs, der an oder mit der Psychologie gescheitert ist« (ebd., S. 440). Ebensolches Scheitern belegt Gundlach bei Cohen, Natorp, Dilthey, Brentano und Husserl. Die Gründe sind vielfältig, aber klar ist, dass eine »philosophische« Psychologie ohne empirische Forschung sich schwer gegen die gut etablierte Psychologie durchsetzen konnte. So wurden Bücher von Natorp zur Allgemeinen Psychologie angekündigt, die dann doch nicht erschienen und Windelbands Psychologievorlesung blieb unveröffentlicht, das Manuskript ist nicht erhalten. Cohens Psychologie, die den krönenden Abschluss seines Systems der Philosophie bilden sollte, wurde nie fertiggestellt. Vertreter der empirischen Psychologie waren sich wohl in der Kritik einig: »Wie es auch mit dieser Disziplin stehen mag, es dürfte in hohem Maße unzweckmäßig sein, ihr die Bezeichnung Psychologie zu erteilen […]. Diese Benennung kann zu folgenschweren Irrtümern Anlaß geben, die von jeher gerade in der Philosophie eine verhängnisvolle Rolle gespielt haben« (Blumenfeld, 1920, S. 2).
Gelegentlich werden die Grundzüge der physiologischen Psychologie von Wilhelm Wundt als Grundlage des heutigen Verständnisses der Allgemeinen Psychologie angesehen, so zum Beispiel von Kluwe (2005, S. 16). Tatsächlich hat dieses enzyklopädische Werk, von Wundt in sechs überarbeiteten Auflagen über mehrere Jahrzehnte (1874–1911) aktualisiert, den Charakter der Grundlage weiter Bereiche der Allgemeinen Psychologie7. G. Stanley Hall hat die Grundzüge als Wundts »Meisterstück« (1914, S. 219) bezeichnet und als »Vademecum der psychologischen Laboratorien der ganzen Welt, [.] Leitstern unzähliger Vorlesungen und [.] Ausgangspunkt aller Untersuchungen« (ebd., S. 220). Was ist der Grund für die hohe Wertschätzung?
Wundt sah die physiologische Psychologie (»physiologische« stets klein geschrieben) als neue Wissenschaft. Nicht zu übersehen war die wechselseitige Abhängigkeit von Physiologie und Psychologie, eine Reduzierung der Psychologie auf Physiologie hielt Wundt aber für unsinnig und unmöglich. Psychologie insgesamt war für Wundt keine Naturwissenschaft, sie war zweckmäßig in eine allgemeine Psychologie und eine Völkerpsychologie aufzuteilen. Die allgemeine Psychologie hatte die Bewusstseinsprozesse des Individuums zum Gegenstand und forschte vor allem experimentell. Im Experiment kam es auf genaue Selbstwahrnehmung und Beobachtungen eigens geschulter Versuchspersonen (Vpn) an (damit ist nicht die Introspektion naiver Vpn gemeint; diese lehnte Wundt als Forschungsmethode ab). Die Aufteilung in physiologische Psychologie (allgemeine Psychologie) und Völkerpsychologie hatte bei Wundt forschungsmethodische Gründe, denn Themen der Völkerpsychologie wie Sprache, Mythus, Kunst, Recht und Wirtschaft waren für ihn Gebiete, in denen nicht (in seinem Sinn) experimentiert werden konnte. Daher nannte Wundt die physiologische Psychologie kurz auch »experimentelle Psychologie«. Gleichwohl vertrat Wundt nicht »zwei Psychologien« sondern betonte die Einheit der Psychologie, er nutze für die Völkerpsychologie ethnologische Berichte, aber auch experimentelle Forschungsergebnisse.
Wundts Grundzüge der physiologischen Psychologie sind aber mit der heutigen Allgemeinen Psychologie weder in ihren Methoden noch in ihren Inhalten deckungsgleich. Während Sprachpsychologie heute oft zur Allgemeinen Psychologie gerechnet wird, behandelte Wundt dieses Thema als zentralen Gegenstand der Völkerpsychologie. Bekanntermaßen polemisierte Wundt auch gegen die experimentelle Denkpsychologie der Würzburger Schule. Für Wundt gehörte diese nicht zur experimentellen Psychologie.
Fahrenberg (2011) hat in einer sehr umfangreichen Arbeit etwa 50 Quellen zur Rezeption der Wundt’schen Psychologie kritisch durchgesehen und gefunden, dass es aus sehr verschiedenen Gründen zu allen Zeiten Missverständnisse, Fehldeutungen usw. gegeben hat. Wundt selbst war hieran nicht unbeteiligt. Es ist aber sicher sinnvoll, sich auch heute noch mit Wundt auseinanderzusetzen (Elemente des Bewusstseins, Psychophysischer Parallelismus, Voluntarismus usw.). Die Grundzüge der physiologischen Psychologie können vermutlich kaum als Grundlage einer neueren Allgemeinen Psychologie dienen. Man kann aber Fahrenberg folgen, wenn er darstellt, dass Wundts metatheoretische Reflexion als Anregungspotenzial noch nicht ausgeschöpft ist und dass sichdie Beschäftigung mit Wundt auch in der heutigen Zeit lohnt (Fahrenberg, 2017, S. 83).
Zu den Autoren, die frühe Entwürfe zur Allgemeinen Psychologie verfasst haben, ist der Hamburger Ordinarius William Stern (1871–1938) zu zählen. Er hat als letztes großes Werk ein Buch mit dem Titel Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage verfasst (1935, 1950). Stern verfolgte damit ein Ziel, dass er überzeugend begründete: In Deutschland sei lange kein Versuch unternommen worden, eine Allgemeine Psychologie zu verfassen (dabei hatte er ziemlich sicher die eben erwähnten philosophischen Schriften bereits ausgeklammert). Die verschiedenen Richtungen der Psychologie (wie elementaristisch, ganzheitlich, verstehend, gestaltpsychologisch usw.) wolle er durch einen eigenen theoretischen Ansatz überwinden, der die Verbindung zu früheren Ansätzen erlaube. Dieser eigene Ansatz sei der Kritische Personalismus.
Sterns Buch wirkt zunächst wie eine umfassende Darstellung der Psychologie insgesamt, aber in einer Fußnote schließt er »Probleme der Nachbargebiete und Sondergebiete« aus der Allgemeinen Psychologie aus und benennt: »Z. B. Physiologie, Anatomie, Soziologie. – Kindes- und Völkerpsychologie; differentielle, angewandte Psychologie. Psychodiagnostik« (S. L.). Damit skizziert Stern die Allgemeine Psychologie in sehr ähnlicher Art, wie diese auch heute beschrieben wird. In einem wichtigen Punkt weicht Stern aber von der heutigen Gewohnheit der Reduzierung auf Funktionen ab: Sterns Ausgangspunkt ist die Person. Er nimmt an,
»dass der Mensch in seinem Tun und Sein die eigene Selbstbedeutung und die objektiven Weltbedeutungen zugleich bejaht, dass er sich als Person verwirklicht durch Einschmelzung der objektiven Weltgehalte in seinen Selbstgehalt. Diese Einschmelzung […] bezeichnet die personalistische Theorie als ›Introzeption‹; sie bildet die Aufgabe, die allem wahrhaft menschlichen Leben Richtung und Gestalt verleiht. Die einheitliche sinnvolle Lebensgestalt, der die Introzeption zustrebt, heißt ›Persönlichkeit‹« (Stern, 1935, S. 101).
Nach Stern ist die Person Ganzheit, aber auch »Viel-Einheit«, unitas multiplex. Die Person zeigt eine Gliederung von miteinander in Beziehung stehenden Teil-Ganzheiten verschiedener Ordnung: Organe, Funktionen, Zweckrichtungen, Erlebnisse usw. Für Stern ist die Entwicklung der Person ein sinnvolles Sich-Entfalten, wobei Wachstum, »Ausgliederung« (zunehmende Strukturiertheit) und Wandlung die drei Strukturmerkmale darstellen. In seiner Allgemeinen Psychologie stellt Stern dar, wie Wahrnehmung, Lernen und Motivation, also die klassischen Themen der Allgemeinen Psychologie, von der Person ausgehend psychologisch erforschbar sind.
Liest man Sterns Allgemeine Psychologie heute, nach 80 Jahren, dann staunt man über die Klarheit der Darstellung, die Systematik und die Anschaulichkeit.
Die Amtsenthebung von William Stern durch die Nazigesetzgebung, die Zwangsemigration von Clara und William Stern über die Niederlande in die USA, die Vertreibung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Suizide der Mitarbeiterin Martha Muchow in Hamburg und des früheren Mitarbeiters und Weggenossen Otto Lipmann in Berlin – dies alles führte praktisch dazu, dass Sterns Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage – im Exil erschienen – kaum noch zitiert werden konnte, auf alle Fälle nicht eingehend diskutiert und auf Tauglichkeit für ein Fach »Allgemeine Psychologie« überprüft wurde8. Dabei ist die große Anstrengung, die Stern sich unter schwersten Bedingungen abverlangt hatte, nicht zu übersehen9. Dieses abschließende Werk war Stern offenbar besonders wichtig. Die Rezeption der Übersetzung in englischer Sprache (Stern, 1938) hatte kein besseres Schicksal als die deutsche Originalausgabe, denn in den USA dominierte der Behaviorismus, gegen den eine philosophisch begründete empirische Psychologie aus Deutschland nicht ankam, wenngleich auch Gordon Allport bei Stern gearbeitet hatte und viele Gedanken Sterns in seine Arbeiten aufnahm.
Eine Nachwirkung im deutschen Sprachbereich sei wenigstens erwähnt: Der Stern-Schüler Karl Zietz, Dozent (und kurze Zeit später Professor) an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig (1945 als »Kant-Hochschule« wiedereröffnet), verfasste bereits 1949 eine Einführung in die Allgemeine Psychologie für Studierende. Das Buch, äußerlich unscheinbar, war für die damalige Zeit erstaunlich gut informiert, stützte sich auf die Theorie Sterns und erlebte sieben Auflagen, die letzte erschien 1972, gemeinsam verfasst mit Dieter Lüttge. Es wäre reizvoll zu untersuchen, welchen Wert und Nutzen diese Allgemeine Psychologie für die Braunschweiger Studierenden und Absolventen und deren Berufstätigkeit gehabt hat.
Kurz: Die Allgemeine Psychologie von Stern wäre es wohl wert, im Kontext der Allgemeinen Psychologie (und nicht nur unter wissenschaftsgeschichtlichen Aspekten) untersucht zu werden. Eine Allgemeine Psychologie, die von der Person ausgeht und nicht vom »Funktionalismus«, könnte eine größere Kohärenz und Plausibilität erreichen.
Das Gebiet der Allgemeinen Psychologie genießt als überwiegend experimentell forschendes Teilgebiet der Psychologie die Anerkennung der Wissenschaftlergemeinschaft. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass das Pflichtfach Allgemeine Psychologie in der vergleichbar kurzen Zeit von der Einrichtung des Diplomstudiengangs Psychologie im Jahr 1941 bis zu den heutigen Bachelorstudiengängen ganz erhebliche inhaltliche Wandlungen durchgemacht hat, sodass die Frage berechtigt ist, was das Wesentliche der Allgemeinen Psychologie ist. Dies gilt umso mehr, als Studien- und Prüfungsordnungen teilweise dürftige und wechselhafte Beschreibungen abgeben und die Psychologischen Institute und Dozenten das Fach auf verschiede Weise vermitteln. Das ist angesichts der Heterogenität der Allgemeinen Psychologie verständlich, aber für die Transparenz der Lehrangebote unvorteilhaft.
Themengebiete der Allgemeinen Psychologie wie Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, Sprache verfügen über eine lange, reiche und lohnende Geschichte, die in mehreren Darstellungen der Allgemeinen Psychologie anklingt (z. B. Spada, 2006), aber nur gelegentlich zum Prüfungswissen zählt. Noch seltener scheint der Bezug des Fachs zu früheren, umfassenderen theoretischen Entwürfen zur Allgemeinen Psychologie gegeben zu sein. Insbesondere sind Darstellungen der Allgemeinen Psychologie, die unter anderem von Neukantianern als geisteswissenschaftliche Darstellungen verstanden wurden, in Vergessenheit geraten.
Die naheliegende Erwartung, Gebiet und Fach der Allgemeinen Psychologie würden sich vorrangig mit grundlegenden, prinzipiellen, systematischen Fragen der Psychologie befassen, wird nicht wirklich erfüllt. Auch deswegen hat die Allgemeine Psychologie als Begriff und als Fach im deutschen Sprachbereich eine erklärungsbedürftige Position.
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Helmut E. Lück, Prof. em. Dr., studierte an der Universität zu Köln und lehrte ab 1973 als Professor für Psychologie in Duisburg und ab 1978 an der FernUniversität in Hagen, wo er das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv begründete. Forschungsgebiete sind die Sozialpsychologie, Forschungsmethoden und Geschichte der Psychologie. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Fachpublikationen.
Kontakt: helmut.lueck@fernuni-hagen.de
Miriam Rothe hat an der RWTH Aachen ihren Bachelor und an der FernUniversität in Hagen ihren Master in Psychologie absolviert und ist wissenschaftliche Hilfskraft an der FernUniversität. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Geschichte der Psychologie, Psychoanalyse und Philosophie.
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