Eleonora Ciani & Marcus Fassl
Journal für Psychologie, 28(1), 46–66
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-1-46 CC BY-NC-ND 3.0 DE www.journal-fuer-psychologie.deBegehren zu definieren ist generell ein schwieriges Unterfangen, da es konzeptuell durch multiple und reichhaltige sowie durchaus widersprüchliche Nuancen geprägt ist. Die Queer Theory hat viele der wesentlichen Annahmen, welche die Kontinuität zwischen Geschlecht, Gender, sexueller Praxis und Begehren erst ermöglichen, unter anderem als diskursiv-linguistische Konstrukte entlarvt. Allerdings fehlt die Erforschung der materiellen Dimensionen von Begehren. Dieser Artikel schildert eine autoethnografische Reise durch Szenarien von Begehren und stellt persönliche Erfahrungen in Verbindung mit verschiedenen theoretischen Ansätzen, die den Autor_innen im Laufe der Recherche begegnet sind. Insbesondere eine queer-feministische Lesart Neuer Materialismen kann Sichtweisen auf Begehren erweitern und wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie und wo Begehren auftreten könnte.
Schlüsselwörter: Begehren, Psychoanalyse, Queer Theory, Neue Materialismen, Autoethnografie, Performatives Ich
Defining desire generally remains quite a cumbersome task due to the multiplicity and versatility of its conceptual nuances. Although queer theory has debunked many of the fundamental assumptions underlying continuities between categories such as sex, gender, sexual practice and desire as discursive-linguistic constructs, material dimensions concerning desire have yet to be adequately investigated. This paper portrays an autoethnographic journey through landscapes of desire and links personal experience to several approaches that the authors came across in the course of their research. Incorporating creative strategies of knowledge production into a queer-feminist reading of new materialisms can widen perceptions of desire and offer valuable insights into how and where desire might occur.
Keywords: desire, psychoanalysis, queer theory, new materialisms, autoethnography, performative I
Es ist üblich, aus persönlichen Erfahrungen Schlüsse zu ziehen. Dies ist sicherlich mit Vorsicht zu genießen, wenn von einer Allgemeinheit gesprochen wird. Denn auch diese muss definiert sein. Was aber, wenn wir von der persönlichen Erfahrung struktureller Diskriminierung – eine Diskriminierung also, die uns aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe erlangt – auf Erfahrungen all jener schließen, die sich der Gruppe zugehörig fühlen, die von ebendieser Diskriminierung potenziell betroffen sind? Ein gängiges Verhalten, eines, das auch wir beide immer wieder erlebt haben, ist der Wunsch (wir könnten auch schreiben: der Zwang), sich selbst über die eigene Sexualität zu definieren. Dieser Wunsch, den wir übrigens auch Begehren nennen können, wird von sogenannten Heterosexuellen gegenüber sogenannten Homosexuellen geäußert, oder, um es wissenschaftlicher zu formulieren: In der Butler’schen heteronormativen Matrix wird Druck auf jene »Gespenster« (Butler 1991, 38) ausgeübt, also auf queere Entitäten, die es eigentlich nicht geben dürfte: Sie müssen erklären, warum sie hier sind und was sie da tun. Die Identität queerer Menschen wird, wenn sie als »homosexuell« bezeichnet werden, begrifflich eindeutig sexualisiert und da sie das darstellen, was der Norm nicht entsprechen kann, müssen sie ihr Sein sowie ihr Agieren auch über ihre Sexualität und, genauer, ihre sexuelle Praxis beschreiben. Hier ereignet sich ein interessanter Schnitt, welcher die unstillbare Neugierde von dem unbeschreiblichen Ekel trennt – queere Menschen haben sich über ihr sexuelles Begehren zu definieren, doch wie dieses Begehren genau aussieht und vor allem, auf welchen zahlreichen Wegen es Ausdruck finden kann, sollen sie trotzdem für sich behalten. Ein Kuss im Park zwischen queeren Menschen führt im Jahr 2019 in Wien nicht nur einmal dazu, dass ihnen mit extremer Gewalt gedroht wird. Wir wollen wiederholen: Es handelt sich um einen Kuss. Und wir wollen klarstellen: Sie sitzen auf einer Parkbank nebeneinander und sind bekleidet; sie sind für sich. Es ist eine Szene, in welcher ein körperlicher Akt, der als harmlos gelten könnte, das Menschliche in die unterstellte Unnatürlichkeit hineinküsst, ein Akt, der das Abnormale hinfortküsst.
Der Wunsch, der auch Zwang und Druck bedeutet, und den wir von nun an Begehren nennen wollen – ein im englischen (desire) und französischen (désir) üblicherweise durchaus offener gebrauchter Begriff als der deutsche, der den Fokus auf sexuelle Begierde lenkt –, das Begehren also, über das Begehren der Abnormalen Bescheid zu wissen und zu verfügen, ist hiermit vorläufig ausreichend definiert: Das Begehren ist »das Begehren des Anderen« (Lacan 1973, 220). Lacan, französischer Psychoanalytiker, stützt seine gesamte Theorie des Unbewussten auf dessen sprachliche Formung und auf das spezifisch menschliche Begehren, mit Verweis auf die Hegel’sche Begierde, welche es nur beim Menschen geben könne (vgl. Kojève 1975, 23). Das Begehren ist hier nicht nur ein erotisches, sondern knapp gefasst alles, was wir wollen, aber niemals (gänzlich) haben können. Es grenzt sich zwar deutlich von Liebe und Sexualität ab, bleibt jedoch insofern in direktem Zusammenhang zu diesen Begriffen, als es da entsteht, wo auch Liebe und Sexualität ihren Ursprung finden: in der Kindheit. Der Anspruch, den das kleine Kind mit scheinbar unklaren Lauten zu stellen hat, um sein Bedürfnis (etwa nach Nahrung) befriedigen zu können, lässt es Wertschätzung – auch elterliche Liebe genannt – erfahren, weil der Vater oder die große Schwester zu deuten wissen, was es will, und alles versuchen, um dem wehrlosen Wesen zu helfen. Die Lücke, die sich laut Lacan hier auftut, begründet ihm zufolge das Begehren: Anspruch minus Bedürfnis ist Begehren. »Somit ist das Begehren weder das Verlangen nach Befriedigung noch der Anspruch auf Liebe, sondern die Differenz, die aus dem Abzug des ersten vom zweiten resultiert« (Lacan 2015, 199; Herv. d. A.).
Das Kind will nicht nur Nahrung, es will auch den Menschen, der sie ihm gibt, doch nur die Nahrung, nicht den Menschen, kann es sich einverleiben, und obwohl der Mensch da ist und scheinbar unbegrenzte Liebe zeigt, erfährt es bald, dass dieser nicht für immer und ständig zur Verfügung stehen wird.
Demnach handelt dieser Artikel von einem Begehren, das Fragen stellt und infrage gestellt wird und zu welchem wir einen erweiterten Zugang vorschlagen werden. Dieser wiederum gründet auf unserer Erfahrung, wodurch sich die gewählte Methode erklärt. Auch ganze Disziplinen, wie etwa die Gender und Queer Studies, sind es gewohnt, die eigene Existenz stets rechtfertigen zu müssen. Oft wird dieses Feld verkürzt und einseitig dargestellt; geistes- und kulturwissenschaftliche Erkenntnisse werden in der alltäglichen publizistischen Rezeption, falls überhaupt, nur gestreift und die sprachliche Komplexität als Elfenbeinturm weniger Privilegierter betont. Gerade hier kann experimentelle Forschung einhaken, denn sie bietet die Möglichkeit, Wissenschaft in einem Rahmen zu gestalten, der gleichzeitig neue Formen von Erkenntnisgewinnung und -vermittlung aufzeigen und damit ein breiteres Publikum erreichen kann. Außerdem wollen wir die akademische Gemeinschaft im Sinne eines queeren, »methodologischen Aktivismus« (vgl. Adams und Holman Jones 2010, 198, 203) zur Reflexion ihrer sie konstituierenden, normativen Strukturen anstoßen.2 Zu dieser Art von Forschung zählt auch die Hinwendung zu intimen Komponenten der Forschenden selbst: So können sich neue Facetten eröffnen und außerdem kann das Verstecken hinter gängigen Allgemeinplätzen verhindert werden, ohne dabei im Widerspruch mit seriöser Produktion von Wissen zu stehen.
Im allgemeinen Kanon werden Vorstellungen nach Neutralität und Objektivität zwar problematisiert, jedoch gilt der Vorsatz, diese Imperative so unberührt wie möglich zu lassen. Ploder und Stadlbauer (2016, 423) beschreiben Forschungen, in denen das Credo nach neutraler und objektiver Forschungsweise zwar reflektiert, jedoch persönliche und intime Zugänge nicht gewünscht werden, als »schwach reflexive Zugänge«; beispielsweise werden »die subjektiven Komponenten […] als unvermeidlich, aber auch als problematisch« erkannt (ebd.);3 teilweise würden Daten bevorzugt, die »möglichst unberührt« sind, zum Beispiel »Texte, die unabhängig vom Forschungsprozess entstanden sind […], Mitschnitte von Alltagsgesprächen oder Gesprächsformen, in denen der kommunikative Anteil der Forschenden möglichst gering ist« (ebd.);4 oder es würde beim Interpretieren versucht, »subjektive Faktoren auf unterschiedliche Weise zu kontrollieren« (ebd.).5 Wer jedoch besitzt die endgültige Definitionsmacht darüber, eine Forschungsarbeit als nicht ausreichend wissenschaftlich anzuerkennen?6
Wir hingegen wählen einen stark reflexiven, autoethnografisch7 inspirierten Zugang erstens deshalb, weil uns das Thema persönlich betrifft und wir es daher als notwendig ansehen, die forschenden Subjekte, ergo uns selbst, zum Dreh- und Angelpunkt der Arbeit zu machen, an welchem das Themengebiet sich entfalten soll. Zweitens glauben wir, dass gerade unsere praktischen Erfahrungen im Bereich Performance Art und (zeitgenössischer) Tanz eine körperbetonte Herangehensweise derart ermöglicht, wie sie eben nur Menschen gelingen kann, die den eigenen Körper im Mittelpunkt nicht nur alltäglicher, sondern beruflicher Auseinandersetzung haben; das Arbeiten mit dem Körper und das Verständnis körperlicher Prozesse ist Voraussetzung für Tänzer_innen und Performer_innen, auch wenn dies kein allumfassendes Wissen, sondern immer nur einen Versuch bedeuten kann, eine erweiterte Perspektive einzunehmen. Drittens ermöglicht diese Methode auch eine Aufbereitung, die den Erfahrungen selbst gerecht werden kann; wir bleiben zwar dem gängigen Modell eines Textes treu, wollen aber durchaus in einem experimentellen Schreibstil Körperlichkeit beziehungsweise Identität anders zum Ausdruck bringen sowie gängige (Körper- und Identitäts-)Zuschreibungen hinterfragen.
Für uns ist das Performative nicht nur in der Recherche- und Erzähl-, sondern auch in der Lesart relevant: Die Mitarbeit der Lesenden ist gefragt, (sich) selbst – und ihre Rolle den Text betreffend – zu reflektieren. Wir schreiben aus einer pluralen Erzählperspektive, zum einen in Anlehnung an Adams und Holman Jones (2010, 198):
»to combine us, as authors and readers, into a shared experience. My experience – our experience – could be your experience. My experience – our experience – could reframe your experience. My experience – our experience – could politicize your experience and could motivate, mobilize you, and us, to action« (ebd.).
Zum anderen verwenden wir das Konzept des performativen Ichs von Pollock (2007, 247):
»A performative ›I‹ enjoys neither the presumption of a foundational ontology nor the convenience of conventional claims to authenticity. It is (only) possibly real. It is made real through the performance of writing. Accordingly, its reality is never fixed or stable. To the very extent that it is written, it is always already about to fly off the page into being and becoming« (ebd.).
In unserer Ausformung dieser methodischen Zugänge8 verfließen die individuellen Ichs der Schreibenden im Text zu einem kombinierten Ich – welches aus der Ich- oder Wir-Perspektive sprechen kann und sich von innen nach außen richtet; zugleich kann, im Sinne eines inneren Monologs beziehungsweise eines Dialogs mit sich selbst, aus einem Du oder Ihr erzählt werden. Diese unvorhersehbaren Wechsel und das erschwerte Einordnen führen zu einem permanenten Hinterfragen der Projektion auf die erzählende Person durch den_die Leser_in. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das narrative Ich jenes von Eleonora, jenes von Marcus, jenes von beiden oder jenes eines_einer potenziellen Leser_in sein zu lassen: Welches Begehren spricht oder könnte gerade (auch/nicht) sprechen? (vgl. Ciani und Fassl 2019, 28f.)
Jetzt sitzt ihr wieder entspannt im Park, abends. Der ist nur ein paar Minuten von zu Hause entfernt. Besonders fühlt es sich an, sich wieder begegnen zu können. Auf körperliche Nähe habt ihr euch beide sehr gefreut. Eine Berührung verbindet eure Hände und Haut.
Ihr habt allerdings nicht wirklich damit gerechnet. Nicht schon wieder. Nicht heute. Warum schon wieder! Und wieder und wieder und wieder. Zweimal innerhalb von 45 Minuten. In der letzten Zeit seid ihr richtig oft damit konfrontiert worden. Im Park. In seinem Park. Auf der Straße. Auf deren Straße.
Vielleicht hat das mit der aktuellen politischen Lage in Österreich zu tun? Eine spannende Überlegung. Die sogenannten Expert_innen warnen, die rechtspopulistische Epidemie sei außer Kontrolle geraten. Fühlen sich dadurch homo- und queerfeindlich agierende Personen (eher) berechtigt, sich auszutoben?
Wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass sie MÄNNER sind und als MÄNNER erzogen wurden, um ihre machtvolle Position in der Gesellschaft einzunehmen, wissend, dass es bereits so viele MÄNNER gab und geben wird, die sich gegenseitig unterstützen und erlauben, ihr Gegenüber als Objekt des Vergnügens zu betrachten, anzufassen, anzusprechen. Zu beschimpfen, zu beleidigen. Gewalt anzudrohen.
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Ein Dreier mit zwei FRAUEN. Davon will ja JEDER MANN früher oder später mal im Leben berichten können. Denkst DU jetzt daran? Bei wie vielen solchen Mainstream-Pornos hast DU schon gewichst? Ich bin nicht DEIN Porno. Vielleicht schwebt DEINER sexuellen Fantasie auch noch was vor: ein Dreier mit zwei FRAUEN, die beinahe um dich kämpfen und sich ganz sorgfältig um dich kümmern.
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Ihr seid ja auch mal angefasst worden. Ihr habt auch schon mal diesen grauenhaften, eindringenden Blick auf der Haut verspürt. In Kombination mit … nur ein paar Komplimenten. Er hat doch nur ganz unschuldig gefragt. Hat auch mal jemand vor eure Füße gespuckt? Oder euch sogar direkt ins Gesicht? Ihr seid auch so oft aufgefordert worden, nicht aufzuhören, als ihr euch umarmt und geküsst habt, weil diese MÄNNER es so geil fanden.
Ihr seid allein.
Den einen Blick, diesen schmatzenden Ton, der hervorgebracht wird, indem ER die Lippen zusammendrückt und dabei Luft einsaugt – der einen Akt des Küssens reproduzieren soll, angeblich –, den kennt ihr beide viel zu gut, nicht? Der klingt so laut im Kopf nach. Viele beschweren sich im Restaurant über das Schmatzen der Gäste am Nachbartisch. Aber dieser schmatzende Laut ist vielen anderen egal.
Wieder mal werdet ihr als Show wahrgenommen. Euer Interagieren löst etwas aus. Ihr seid zu zweit. Kombiniert seid ihr stärker. Ihr seid füreinander da. Dennoch entsteht eine riesige Wut. Es ist wichtig, eure momentanen Bedürfnisse zu berücksichtigen, ohne sich von extremen Wutgefühlen einnehmen zu lassen. Ihr habt keine Kraft mehr dafür.
Ihr habt Angst.
Damals wart ihr auch im Park. Damals war es nicht nur ein sexualisierendes Schmatzen. Damals habt ihr physische und sexuelle Gewaltandrohungen erlebt. Was ist das? Warum passiert das? Wieder und wieder und wieder und wieder. Ihr könnt es wirklich nicht begreifen. Nie.
Das ist mein Park! Was macht ihr vor den Kindern? Leckt ihr euch? Ihr zwei Fotzen – ihr Huren – ihr gehört mal richtig gefickt! – In euch war noch nie ein richtiger Schwanz drinnen – ich weiß, warum ihr scheiß Lesben seid – schaut euch an, wer will euch ficken? Bist du ein MANN, du hässliche Fotze! – Soll ich dich schlagen oder was?
Wird eure Angst begehrt? Werden eure Körper begehrt? Euer körperliches Interagieren? Die Vorstellung, die damit verknüpft ist? Es ist erniedrigend, beklemmend und irritierend zugleich.
Mit ausgebreiteten Armen empfangt ihr euch. Ihr wollt euch noch küssen. Doch lieber nicht. Besser später. Nicht hier draußen. Diese Episoden wirken direkt auf die Art und Weise, wie ihr euer Begehren im öffentlichen Raum auslebt.
Jetzt lieber nicht.
Jetzt starrst DU uns an. Lieber keine Hände halten. Da am Tisch sitzt DU. DU fühlst dich nun eingeladen, uns anzusprechen. DU fühlst dich berechtigt, zu kommentieren, uns aufzufordern, weiterzumachen. Jetzt gehst DU bei uns vorbei. Jetzt greifst DU dich an die Hose. In die Hose.
Vielleicht ist es besser, ihr verlasst den Park. Schnell.
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Hey, sorry! Ich wollt’ euch nicht stören. Nur was sagen. Ich finde es total schön, dass ihr das macht. Ich meine, das ist ja nicht selbstverständlich. Also, so zwei Männer die sich küssen. Also ja, wir sind in einem Club. Schon klar. Aber trotzdem, das find’ ich toll. Also, ich wollte euch nicht unterbrechen, aber das musste ich einfach sagen. Weil es ist halt auch nicht so selbstverständlich, nicht wahr? Also, sieht man halt nicht so oft hier.
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Ihr queeren Menschen seid, in einem gewissen Grad, immer schmutziger als die anderen. Ihr seid es, diejenigen, die ihrer Lust freien Lauf lassen. Wir finden’s lustig. Teilweise interessant.
»Das Genießen abweichender sexueller Gruppen […] spielt eine signifikante Rolle in der Art und Weise, wie heterosexuelle Phantasien organisiert sind, und kann die gewalttätigen Reaktionen einiger Heterosexueller schon gegenüber der bloßen Vorstellung von Homosexualität bedingen.
[Es sei] […] eine Form der sexuellen Überschreitung, die nicht nur unvereinbar mit Anstand und Normalität ist, sondern mit dem Leben selbst. Und in der Tat ist das genau die Art und Weise, in der Aids oftmals verstanden wurde: Tod, hervorgerufen durch ein zu viel an Genießen. Als Reaktionsbildung auf die jouissance beinhaltet Homophobie mehr als nur Ignoranz gegenüber verschiedenen Sexualitäten« (Dean 2017, 369–70).
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Geht es um das bloße Stillen von einem Bedürfnis, das sich nach einem – DEINEM – Begehren ausrichtet? Lässt sich das wirklich nicht kontrollieren? Manche würden sogar behaupten, es sei angeboren. Ein instinktives Verhalten.
Karen Barad weist darauf hin, dass DU und ich uns nicht als unschuldige Beobachter_innen fühlen dürfen, denn wir sind beide Teil des Weltgeschehens. »Entanglements are relations of obligation« (Barad 2010, 265) – deine und meine persönlichen Taten sind auch ein Teil davon, weltliche Handlungen, Beziehungen, die verpflichten. DU musst die Verantwortung DEINER Handlungen übernehmen. Damit konfrontiert werden. DU und ich sind, als handelnde Körper, in die weltliche Materie eingeflochten und haben daher obligatorische Verantwortung gegenüber anderen Körpern.9
Wie immer, wenn du nicht mehr weiter weißt, besuchst du einen Tanz-Workshop. Barbara Mahler10 kommt aus New York ins Tanzquartier, sie sei eine Ikone, wird dir gesagt, als du dein Ticket bezahlst, und auf einmal fühlst du deinen unteren Rücken, 20 Jahre später, einfach so. Auf einmal fühlst du nicht deinen unteren Rücken, auf einmal bist du ein Teil von ihm. Klein Technique. In der Pause wird dann getratscht: Was unterrichtet sie da eigentlich? Die ganze Zeit hängt ihr doch nur vornüber, wie beim Yoga, nur ohne die ganze Anspannung und ohne Atemübungen. Und am Ende des Tages bist du total fertig, wie nach einem langen Workout. Was aber eigentlich passiert ist, du traust es dich nicht zu formulieren: Es fühlt sich magisch an.
Früher war es immer: Entweder dein unterer Rücken macht sich bemerkbar, frech und aufmüpfig – Schmerz! Oder er war nicht da. Es war da einfach nichts. Und jetzt spürst du plötzlich dein eigenes Gewicht und fühlst dich trotzdem ganz leicht, du verstehst deine eigene Schwerkraft. Was ist da passiert? Als sie ganz zu Beginn sagte, »sometimes magic happens«, da habt ihr alle fröhlich gegrinst. Aber was soll das für eine Zauberei sein, wenn ihr doch einfach nur vorgebeugt dagestanden seid. Einfach die Knie durchgestreckt, den Rücken, die Wirbelsäule hängen lassen. Und so viele Fragen wurden gestellt und sie hat zugehört. Natürlich war es nicht einfach nur das. Das war ein Prozess des Umlernens. Du hast begonnen, deine Wirbelsäule als Teil von dir zu verstehen, als etwas, das du bist, und nicht als etwas, das auch da ist, das dir gehört und das sich manchmal unangenehm bemerkbar macht. Es ist einfacher, zu glauben, du = dein Kopf = dein Gehirn steuern deine Wirbelsäule und deine Wirbelsäule schickt Schmerzen zu dir hinauf und du ärgerst dich und dann helfen Ärzt_innen, Strom, Medikamente, Chirurgie. Ist es deshalb einfacher, das zu glauben, weil es der Erzählung entspricht von Besitz und Macht?
Da gab es diese Pads, die dir auf den Rücken geklebt wurden, und du hast ganz still liegen müssen auf deinem Bauch. Sehr unbequem und wie du jetzt weißt: absolut kontraproduktiv. Doch das spielte keine Rolle, der Arzt hat euch dieses Gerät verschrieben, deine Eltern haben es per Post bekommen. Dahin geklebt, wo der Arzt mit Kugelschreiber zwei Kreuzchen gemalt hatte. Deine Mama hat sie dann zu Hause mit Edding nachgemalt, damit sie nicht so schnell verschwinden. Mit der Zeit wusste aber die ganze Familie, wohin mit den Pads. Das waren kleine Stromschläge und der Strom, der wird es schon richten. Yoga, das war damals noch nicht in aller Munde. In der Schule, da spielten die Jungs Fußball und die Mädchen Volleyball und das war’s.
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Wie kann ich es schaffen, Menschen zu vertrauen, die ich aufgrund vergangener Erfahrungen als potenziell gefährlich wahrnehme? Je mehr ich sexuelle Belästigung erfahre, desto abstoßender ist der Gedanke daran, mit DIR körperlich zu interagieren. Oft fühlt es sich (richtig) bedrohlich an. Dennoch wünsche ich mir, daran zu arbeiten und mögliche Strategien zu finden, um das Vertrauen wieder aufzubauen. In der Gemeinsamkeit tanzend. Mich bewegend. Uns berührend.
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»Anstatt eine etablierte Wahrnehmungsästhetik zu teilen, fördert dieses Training eine kontinuierliche Verbindung mit unserer persönlichen Art zu sehen, zu sein und uns zu beziehen.
Ein Interesse am ›Nichtwissen‹ scheint essenziell.
Durch die geleitete ›Selbstleitung‹, Bewegungsübungen und Partnerberührungs-Scores erkunden wir die Beziehungen zwischen unseren inneren und äußeren Sphären.
Being and Seeing basiert auf: Chaos und Intellekt / Bedürfnis und Präsenz / sich selbst und einander spüren / Kampf und Raum / nichtlineare Zeit / Objekt und Subjekt / Einstimmung und implizites Wissen / ›Gefühltheit und Formheit‹ / kooperativem Tun und Auflösen / performen und durchdringen
… ist das, was mich am Tanz und an seinen vielfältigen Stimmen und Praktiken anzieht.«11
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Ein heilendes Erlebnis, dieses Tanztraining. Eine Vielfalt an Körper(-lichkeiten). Bin ich bereit, mich auf den Prozess einzulassen? In dem Raum werde ich weder sexualisiert, noch gegen meinen Willen berührt. Es besteht immer die Möglichkeit, nein zu sagen, sich rauszuholen, sobald ich eine Bewegung, eine Berührung als grenzüberschreitend empfinde. Die Stimme der Trainerin choreografiert das Geschehen. Eine Form von Begehren wird durch die körperliche Bewegung hervorgebracht und ich wünsche mir, deine Hand am Fleisch zu erkennen, in Gemeinsamkeit berührt zu werden. Sobald sich unsere Körper berühren, weiß ich ganz genau, dass es sich um deine Hand handelt.
Jede Berührung wirkt sich unterschiedlich auf mich aus. An manchen Körperstellen entsteht ein Verlangen danach, noch fester berührt zu werden, den Boden gegen die Haut, meine Knochen gegen dein Fleisch zu spüren. Das erregt mich. Diese Form des Ertastens muss allerdings nicht zwangsläufig mit Sex oder Gedanken daran zu tun haben. Oder doch. Vielleicht ist es genau das, mein Begehren: von vielen Händen und Körpern zugleich berührt werden, bis zum Höhepunkt.
Über die Möglichkeit, mein Verlangen nach Zuneigung und Berührung zu stillen, dem freien Lauf zu lassen, freue ich mich. Ich bewege mich mit meist geschlossenen Augen im Raum. Es fällt mir nicht so leicht, zu verbalisieren, was hier genau passiert, während ich tanze, mich und dich spüre. Die Härte des Bodens begeistert mich. Vom Raum werde ich beobachtet. Auf die Teilnehmer_innen lasse ich mich auch körperlich gern ein. Eine Hand greift meinen Arm. Ein Kopf rollt sich langsam auf meinem Bauch, Richtung Brust. Gewicht drückt sich gegen meine Schulter. Permanent höre ich meinen Atem, so als würde das Ohr Luft ziehen.
Bewusst entscheide ich mich dafür, mit DIR einen körperlichen Kontakt herzustellen. Vorsichtig tippst du mich an. Du löst doch kein Angstgefühl in mir aus. In diesem Rahmen besteht die Möglichkeit, durch Tanz, Bewegung, Berührung gemeinsam eine Strategie des Verlernens zu entwickeln, die durch Achtsamkeit und das Bewusstsein der Grenzen von anderen geprägt ist. Dankbar bin ich DIR dafür, dass DU meine Bedürfnisse (an-)erkennst. Körpersprachlicher Konsens kann auch ein Werkzeug sein, um (Macht-)Verhältnisse zu klären und Grenzüberschreitungen zu vermeiden. Doch diese Form der Kommunikation fällt mir nicht immer so leicht. Einfach ist es nicht, körperliche Signale einzuordnen und zu verstehen, weder die meines eigenen Körpers noch die des Körpers meines Gegenübers.
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Maque Pereyra12 spricht von Ängsten, von der Scham. Ein weiterer Workshop: Yoggaton. Vieles hat sich eingelagert in eurem Perineum. Wenn ihr euer Becken befreien wollt, müsst ihr zuerst damit aufhören, es sündhaft zu finden, sich so zu bewegen. Ausgerechnet ihr behauptet, befreit zu sein von christlichen Zwängen, hier »im Westen«. Und wenn ihr das Becken zur Musik bewegt, einfach nur für euch selbst? Tief atmen bis hinunter zum Perineum und ausatmen, dabei den Mund öffnen, laut sein, seufzen dürfen.
Pereyra spricht von sexueller Energie, die freigesetzt werden kann in uns, ganz anders, als wir es gewöhnt sind, ich denke an Freud und Trieb und Sublimierung. Pereyra verbindet das mit Reggaeton, den es laut ihr in Bolivien an jeder Straßenecke zu hören gibt. Es gibt Musik, die es verunmöglicht, aufrecht stehen zu bleiben. Die uns in die Hocke zwingt und zum Tanzen, die uns beugt und öffnet. Ich soll meiner inneren Muskulatur vertrauen, meinem inneren Halt. Der Arsch, das Fett, das Fleisch, das alles dürfe nun wackeln. Und da wir alle die Augen geschlossen haben, wackeln wir nur für uns selbst und es breitet sich ein nur entfernt bekanntes Gefühl aus in mir, das so angenehm ist und irgendwie frivol. Und ich habe es ganz alleine erzeugt.
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Was genau willst du hier? Was wünschst du dir? Was brauchst du und wie sieht der Konsens mit dir selbst aus? Willst du das jetzt, glaubst du nur, dass du es willst, oder wünschst du dir, es zu wollen, und erst später merkst du aber, dass du es nicht wolltest oder doch gern versucht hättest? Wahrscheinlich fällt es dir deshalb nicht so leicht, Grenzen anderer wahrzunehmen, nachzuvollziehen und zu respektieren. Du hast ja nicht gelernt, dies mit dir selbst zu tun, weil es kein Schulfach gibt, das Konsens heißt, oder Bedürfnisse spüren und benennen oder Grenzen setzen.13
Du erlaubst dir, Grenzen zu setzen. Es fühlt sich richtig und wichtig an, obwohl du ganz anders sozialisiert wurdest, nämlich indem du gelernt hast, über deine eigenen Grenzen hinauszugehen.
Grenzen und das Zulassen von Intimität beziehen sich aufeinander, etwa wenn es um Liebe – Beziehungen – geht. In dem Buch Kapitalismus entlieben (2018) sieht Lann Hornscheidt Liebe als politisches Handeln und zeichnet ein facettenreiches Bild ihrer Konzeption. Jedoch lösen manche Passagen Verunsicherung bei dir aus.
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»[E]in grundlegendes Konzept einer egofokussierten Form von ›Liebe‹ in neoliberalen Gesellschaften und Vorstellungen, sich abzugrenzen, die eigenen Grenzen zu spüren, die eigenen Grenzen setzen zu können, vertreten zu können. […] Mauern, Zäune und Grenzen als konkrete wie auch übertragene Konzepte und Vorstellungen geben Menschen manchmal ein Gefühl von Sicherheit. Um sich sicher zu fühlen, muss eine Person zunächst verunsichert sein, ängstlich, sich bedroht fühlen. Und statt daran zu arbeiten, wo dieses Gefühl der Bedrohung und Angst herkommt und was es mit dem eigenen Sein macht und welche Strategien Menschen annehmen, um diese Angst einzu›zäunen‹, im ›Zaum‹ zu halten, einzu›grenzen‹, bauen sie vorsorglich und gesellschaftlich gewollt diese verschiedenen Abgrenzungen auf – die eben auch dazu führen, dass sie sich isolieren, sich von ihrer Verbindung mit Welt und anderen abschneiden« (Hornscheidt 2018, 30).
Was, wenn du diese Verbindung bewusst abschneiden willst oder sogar musst?
Du bist eifersüchtig.
Eifersucht.
Eifer.
Sucht.
Freundlicher Neid.
Das Wort schlägst du im Wörterbuch nach. Starke, übersteigerte Furcht, jemandes Liebe oder einen Vorteil mit einem anderen teilen zu müssen oder an einen anderen zu verlieren.14
Begriff – Respons – Gefühl. Gefühl – Begriff – Respons? Ein Bild, ein Wissen, welches dir durch die verschiedensten Kanäle präsentiert wird: Et voilà – so sieht Eifersucht aus. Ein bisschen Drama gehört angeblich dazu!
Wie hast du erlernt, Gefühle zu produzieren, wahrzunehmen, körperlich auszudrücken? Ausgehend von einer Kapitalisierung sowie einer Kommodifizierung von Gefühlen – Medien verkaufen schließlich auch Gefühle.
Gefühle sind also ein bloßer Ausdruck normativer Zwänge?
Die Abschaffung von Eifersucht: Genau darauf zielen diejenigen ab, die sich in polyamorösen Beziehungskonstellationen befinden. Wirklich wahr!
Das Bedürfnis – dein eigenes Bedürfnis – danach, mit mehreren Menschen zugleich unterschiedliche Formen von Beziehung(en) zu gestalten, bietet dir die Möglichkeit, dich mit erlernten Mechanismen auseinanderzusetzen, die unter anderem deine Körpererfahrungen beeinflussen.
Wir sind sehr eng befreundet.
Sie führen eine romantisch-sexuelle Beziehung.
Lass uns einfach ficken und kuscheln. Ich begehre dich.
Die Idee einer Freund_innenschaft kollidiert mit der Vorstellung davon, sexuelle Intimität zu erleben.
Die Notwendigkeit, die klaren Linien dieser Unterscheidung(en) zu ziehen, strengt dich oft an. Wo fängt etwas an? Wo hört etwas auf? Niemand soll sich erlauben, ein Urteil bezüglich deiner Art, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten, abzugeben?
Körperliche
Beherrschung vs. Kontrollverlust
Ein kurzer und klarer Hinweis: Sie treffen sich wieder. Sie haben endlich mal wieder etwas mehr Zeit füreinander. Sie wünschen sich Nähe. (Sex?) Sie wünschen sich Regelmäßigkeit. Einen Tag miteinander am Wasser. Einen längeren Austausch. Sie freuen sich.
Und du? Du beobachtest dich und versuchst, die Wortkombination auszusprechen, die sich am passendsten anfühlt. Wo stehst du? Was brauchst du? Vielleicht nur Ruhe. Und Stille.
Nun reagiert der Körper. Das Gewebe deiner Körperwelt spannt sich an. Ach, du dachtest, du hättest ja alles richtig gemacht. Eindeutiges Absprechen. Transparentes Kommunizieren. Artikulieren. Von den eigenen Wünschen, Bedürfnissen, Unsicherheiten, Ängsten berichten. Bewusst setzt du dich mit diesen körperlichen Signalen auseinander. Polyamorie. Du wünscht dir, dass dieses Beziehungskonzept funktionieren kann, weil es dir wichtig ist. Trotzdem verkleinert sich der Magen, der Atem wird kurz oder kommt ins Stocken. Einengend fühlt’s sich an, jedoch nicht schmerzhaft, denkst du.
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Deine Finger bluten, weil du schon so viel kauen musstest.
Lust und Gewalt scheinen aus demselben Stoff gemacht.
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Wenn er sich auf dich stürzt und dir deine Hand um den Hals legt, dann gibt es nur einen Kontext, in welchem du dir dies vorstellen kannst. Ihr habt aber keinen Sex. Denn er bedroht dich. Doch wie sehr ist euer Begehren zueinander immer schon eine Schieflage? Das Unterdrücken, das Schlucken, das Erniedrigen, das Penetrieren, das Bereitstellen, das Öffnen. Das Verhältnis von MANN und FRAU ist so durchgetaktet, dass es auch souffliert wird, wenn ihr euch nicht als FRAU-MANN-Konstellation versteht, ihr reetabliert das, was als Gender-Ungleichgewicht die Theorien und Medien durchstreift, selbst, wenn ihr nicht heteronormativ begehrt.
Komm, halt dich nicht damit auf, raus aus dem Bett! Du möchtest es genauer wissen? Da war er also wieder, nicht wahr? Hattest schon gehofft, tagsüber keine Gedanken mehr zu haben, reiche aus. Schon blöd, dass er dir nun in der Nacht erscheint. Aber nicht so, wie du es gerne hättest, sondern nur im Traum und auch da so unnahbar. Im selben Raum wart ihr, konntet euch aber trotzdem nicht näherkommen. Plötzlich er vor dir, ihr küsst euch, doch es funktioniert nicht, du hast keine Zunge mehr. Weg ist er, du suchst ihn, ein Hügel, ein Haus, du läufst aber in die Abstellkammer. Da steht ein Motorrad, du kannst es nicht bedienen, du hast keinen Führerschein, da kommt gleich dein Papa, er wird dir helfen, doch plötzlich ist es so ein Roller, mit dem die Tourist_innen an der Ringstraße fahren und stürzen. Doch du suchst etwas, seine Schuhe, du willst seine Schuhe, nein, viel perverser, du willst an seinen Schuhen riechen.
Das Begehren schlägt zurück und bleibt dabei völlig kalt. Es lässt dich nicht entscheiden. Es scheint sozial beeinflusst, aber ohne dass du diesen Vorgang steuern könntest. Es zieht sich durch als Faden, der nicht kohärent ist. Es ist nicht Sex und schon gar nicht Penetration.
Das Begehren austricksen.
Das Begehren selbst ist der »Trickster« (Haraway 1991, 199).
Das hat dich eigentlich schon fasziniert, als er begann, seine Hände um deinen Hals zu legen. Das war nicht abgemacht, aber du hast es zugelassen. Du hast es richtig antizipiert, dein Blick hat ihm klare Zustimmung vermittelt. Ach so, jetzt meinst du, er hätte vorher fragen sollen. Etwa: »Darf ich dich würgen?« … Hat er dich gewürgt? Ist Würgen nicht etwas, dass sich nicht gut anfühlt, heißt es nicht, jemandem die Luft abzuschneiden? Das, was er gemacht hat, hat dir die Luft genommen, weil du es gut gefunden hast. Ein bisschen aufgesetzt hat es schon gewirkt, als du ihm gesagt hast, dass er aber schon aufhören müsse, wenn du Stopp sagst. Wie du da bewusst geröchelt hast beim Sprechen, so als wärst du völlig ergeben. Sein Lächeln ist dir heute noch im Kopf. Belustig, ein wenig abwertend, und trotzdem so erregt. Ganz lässig hat er bejaht und noch irgendetwas gesagt, das weißt du nicht mehr, so nach dem Motto, eh klar, was glaubst du denn. Das ist genau, was du willst, dich hingeben, dich ergeben. Doch ist er dadurch für dich nichts außer eine Erfüllung von etwas ganz anderem?
Den Schlag hast du genossen.
Auf dir drauf liegend fragt er, auch wenn es keine Frage, sondern eine Forderung ist, ob er dir wehtun dürfe. Und was ist deine Antwort? Dass er in einer anderen Sprache mit dir spricht, obwohl du nichts verstehst. Weil du nichts verstehst. In seiner Muttersprache. Die Mutter.
Der Schlag der Mutter.
Das ist eine Wiederholung. Das fühlt sich erst gut an. Dann überhaupt nicht. Da kommst du nicht raus.
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Es trickst dich, dein Begehren. Die Tatsache, dass du B. so begehrst. Möglicherweise die in dir tief verankerte Vorstellung davon, wie diese Form von Begehren ausgelebt werden soll (muss!). Und wenn von Liebe die Rede ist – was das auch immer bedeuten soll – umso heikler ist es scheinbar, dich von erlernten Unsicherheiten zu lösen – umso trick(ster)reicher ist das Begehren. Es agiert jenseits deiner Kontrolle. Es schlägt zurück. Die Angst vor Kontrollverlust fesselt dich. Du wünscht dir, du könntest sie besiegen, oder zumindest das Gefesseltwerden noch kurz genießen, bevor es zu spät wird. Ein unverständlicher Zustand, der nur Frustration in dir auslöst. Besteht die Möglichkeit, den Mechanismen entgegenzuwirken, die du bereits längst internalisiert hast?
Leider ist es im Moment so, als ob dir wer den Magen in der Faust eng halten würde. Den Tag hast du mit gewissen Vorstellungen und Bildern im Kopf verbracht. Du dachtest, sie treffen sich heute nicht. Vielleicht deshalb beschäftigt dich das gerade so sehr. Jetzt ist es zu spät. Tatsächlich fühlst du dich gerade sehr alleine. Mit dem, was im Moment bei dir passiert. Mit deinen Emotionen. Dem Körpergefühl. Dieses Gefühl fließt durch den Körper und du bleibst in deiner Trauer stecken. Und du bleibst sexy.
Das einzig Konkrete, das wir am Anfang zu Begehren gesagt haben, war, dass wir es nicht näher konkretisieren wollen; dass es eben nicht einzugrenzen ist auf sexuelles, erotisches Begehren; dass es vielmehr einen typisch menschlichen Drang im Allgemeinen beschreiben will, nach etwas, das niemals zu Ende befriedigt werden kann. Diese Unendlichkeit macht Begehren nicht gerade zu einem angenehmen Begleiter und es ist fraglich, ob es die Option gibt, sich im Laufe eines Lebens von ihm zu trennen, oder Umwege zu finden, um es und somit sich selbst auszutricksen. Lacan würde wohl fragen, wie die sprachliche Artikulation dazu beitragen kann, das scheinbar Vordergründige (etwa das Verlangen nach einem Menschen oder das nach einem Paar neuer Schuhe, um die kapitalistische Komponente anklingen zu lassen) zu verstehen, umzudeuten. Der praktizierende Analytiker Christian Kläui erkennt den Grund einer Analysandin, die in die Praxis der Analytikerin kommt, in irgendeiner Form des Scheiterns, die das Leben prägt und sich, ebenfalls unendlich, zu perpetuieren droht. »Wir geben diesem Scheitern eine bestimmte Lektüre: Es heißt für uns, dass die Wünsche und Ansprüche in sich ein Fragezeichen tragen« (Kläui 2015, 42). Nun können wir mit durchaus unausgereifter Konsumkritik weiterführen, es sind etwa die Waren und die Körper, die uns aus bestimmten Gründen interessieren – die uns durchaus zu interessieren haben, die wir wollen müssen, um Aufrechterhaltung von Systemen und Gesellschaften zu gewährleisten –, welche selbst das Scheitern in sich tragen (müssen); Körper und Waren, die uns verunmöglichen, Zufriedenheit durch ihren Besitz zu erlangen; ein Besitz, der auf Trugschlüssen und zeitlicher Unbestimmtheit aufbaut? Kläui, der Lacan angenehm einfach zu deuten versteht, weiß um das Leiden potenzieller Patient_innen, welches gerade im unerfüllbaren Versuch der Wunschbefriedigung begründet liegt:
»So scheint also gerade in der Befriedigung etwas immer unbefriedigt zu bleiben. Es gibt offenbar eine Kluft zwischen dem, was im Anspruch als Befriedigung eingefordert wird, und etwas anderem, das über jede mögliche Befriedigung des Anspruchs hinausweist und offen und unbefriedigt bleibt. Und wir sagen uns weiter: Wenn es also einen Ausweg aus den Sackgassen des Scheiterns geben soll, so müssen wir uns dieser Kluft zuwenden […]« (ebd.).
Obwohl sich durchaus nicht alle Menschen in Psychoanalyse befinden, in unserem Umkreis können wir sie an einer gemeinsamen Hand abzählen, ist der Gedanke allein, dass das Zur-Sprache-Bringen den Ausweg aus der Wiederholung bieten kann, von hoher Relevanz. Des Weiteren erlaubt das Zusammendenken jeglicher Formen von Begehren, die einschneidende und ausschließende Kategorie »sexuelle Orientierung« – und damit auch jene der »geschlechtlichen Identität« – ein wenig von ihrer Ernsthaftigkeit zu befreien; eine Ernsthaftigkeit, die mitunter gerade deshalb vorhanden ist, um bestimmte Themenkomplexe gewissermaßen unantastbar zu machen, denken wir etwa an Ehe, Familie, Kinder und soziale Gemeinschaft. Bezogen auf Natur und Natürlichkeit sowie Religion und Kreationismus (»gottgegeben«) öffnen sich hier weitere Ansatzpunkte; letzterem werden wir uns hier nicht zuwenden, wobei angemerkt sei, dass der Begriff »natürlich« bekanntermaßen weit davon entfernt ist, sich rein auf Natur oder naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu beziehen.
Natur aber ist für uns ein sehr interessanter Begriff, da er die Vorstellung von Körpern und Körperlichkeit maßgebend beeinflusst, das sei hier nur knapp erwähnt; dies gilt auch für jene, die ein sozialkonstruktivistisches Weltbild vertreten, denn auch sie müssen zwangsläufig auf Begriffe wie »Anatomie«, »Sex«, »Fakt« etc. zurückgreifen – selbstverständlich alles Worte, die eine Vielzahl an Bedeutungen nach sich ziehen und eine weitläufige (Vor-)Geschichte in sich tragen. Hier lohnen sich aus zwei Gründen abschließende Verweise auf das paradigmatische Feld sogenannter Neuer Materialismen, wobei wir uns insbesondere auf queer-feministische Lesarten beziehungsweise Autor_innen beziehen, vordergründig Karen Barad. Das quantenphysikalische Konzept des »Phänomens« wird von Barad (2015b, 130) in deutlicher Bezugnahme auf Niels Bohr (1958) beschrieben. Wie von uns (Ciani und Fassl 2019, 171) ausgeführt, ermöglicht dieser Begriff
»das unbedingte Zusammendenken von Untersuchungsgegenstand und -prozess; ein Gegenstand, der durch den Blick auf ihn mitkonstituiert wird. Der Facettenreichtum von Begehren wird gerade durch das queer-fluide Verständnis des Begriffs Phänomen illustriert, welches weder einen eindeutigen Anfang, noch eine fixierte Identität oder gar verortbare Beschaffenheit, sondern einen nicht abschließbaren Prozess benennt« (ebd.).
Erstens kann somit Begehren als etwas gefasst werden, das nicht endgültig bestimmbar ist durch Kategorien und eindeutige Zuschreibungen beziehungsweise klar nachzeichenbare Verweise, etwa auf Geschlecht oder Gender. Vielmehr wird gerade durch diese Überlegung die eindeutige Trennung und Definition von sozialem und biologischem Geschlecht mit einem kritischen Blick versehen, welcher den Schnitt zwischen Sozial-/Kultur- und Natur-Wissenschaften selbst infrage stellt: »For as surely as social factors play a role in scientific knowledge construction […], there is a sense in which ›the world kicks back‹« (Barad 2007, 214–15).15
In dieser Hinsicht verstehen wir unser Begehren als materiell-diskursives Phänomen, denn dies »kann reichhaltige Einsichten bezüglich der Fragen geben, wie es [Begehren] aussieht, wie und warum es entsteht und wirkt. Das bedeutet keineswegs, dass endgültige Antworten gegeben werden können – im Sinne einer eindeutigen Ursprünglichkeit und eines abgeschlossenen Wissens« (Ciani und Fassl 2019, 171). Insofern wird auch klar, warum wir den agentiellen Realismus von Barad (2007) nicht als Gegenentwurf, sondern als empirischen Beweis verstehen; etwa erlangt der oben skizzierte psychoanalytische Zugang keinen naturwissenschaftlichen Widerspruch, sondern sowohl Untermauerung als auch Erweiterung, da sich eine Denktechnologie (Lykke 2013, 38)16 eröffnet, die, synchron zur Arbeit am Untersuchungsgegenstand, Raum für Austausch wissensbildender Prozesse schafft und sich hier auftuende Kontinuitäten als auch Diskontinuitäten gleichermaßen fruchtbar macht. Um es mit Barad (2015b, 159) zu sagen, wird so eine »Unterstützung dekonstruktiver Ideen« aus quantenphysikalischer Perspektive vorgeschlagen. Damit schließt sich der Bogen zur eingangs aufgestellten Frage des Begriffs und bleibt gleichzeitig offen für neue, vielseitige Anregungen.
Neben der begrifflichen Komponente können sich Neue Materialismen zweitens auch mit der hier gewählten Methode – als auch dem in dieser Journalausgabe gesetzten Schwerpunkt auf performative Sozialforschung – verstricken. Donna Haraway (2006, 2), von welcher Barad viele Konzeptionen übernimmt beziehungsweise umarbeitet, zeichnet mit ihren SF – »science fiction, speculative fabulation, string figures, speculative feminism, science fact, so far« – ein spekulatives und offenes Narrativ, welches den Abschluss von Erzählungen und Texten hinterfragt und die Problematik endgültiger Wissensansprüche ins Licht rückt. Der Standpunkt der Forscher_innen sowie deren Verwobenheit mit dem Forschungsprozess wurde ebenfalls am Beginn dieses Textes angesprochen. Das »situierte Wissen« ist ein wesentlicher Begriff im Ansatz von Haraway (1991) im Sinne einer queer-feministischen Wissenschafts- und Objektivitätskritik, etwa bezüglich Wahrheitsdiskursen. Haraway erkennt hier eine immer nur bedingte Gültigkeit aller Wissensformen, auch wissenschaftlicher.17 Und auch Barad (2007) weist in ihrem onto-epistemologischen Ansatz bezüglich dem »Entanglement of Matter and Meaning«, wie es bereits im Titel heißt, auf die Wechselwirkungen von Epistemologie (den wissensgenerierenden Prozessen) und Ontologie (den Beforschten) hin. Diese neumaterialistischen Zugänge wiederum unterstützen bewusst Umsetzungen, die cartesianische Dichotomien18 infrage stellen, beziehungsweise fordern geradezu kreative Strategien von Wissensgenerierung ein.
Da die paradigmatischen Ideen der Neuen Materialismen19 sich etwa in den Sozialwissenschaften durchaus Raum geschaffen haben (vgl. Schadler 2017, 215), besteht die Notwendigkeit, die antidualistische Besonderheit in eine qualitative Forschungspraxis umzusetzen. So sind nun auch die Versuche, neumaterialistische Theorien in Methoden einzubetten, dafür prädestiniert, sich hinsichtlich kreativer(er) Rechercheverfahren zu öffnen, womit sich eine untrennbare Verknüpfung von Material, Theorie und Methode offenbart. Dafür steht dieser Beitrag und seine sowie angrenzende Themenkomplexe: Sexualität, Gender, Identität, Körperlichkeit, Kultur, Kunst, Text, Wissen, Psychologie, Psychoanalyse, Philosophie, Wissenschaft.
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Eleonora Ciani ist freischaffende Künstlerin/Performerin und lebt in Wien. Neben ihrem Sprach- und Gender-Studies-Studium bildete sie sich als Tänzerin und Performerin durch zahlreiche professionelle Tanztrainings und Workshops in Bologna, Berlin und Österreich fort. Ihre Arbeit steht an der Schnittstelle zwischen Performance, Tanz und Textkreation und entsteht aus der Erkundung von Intimität und Begehren, Gender, Materie und Körper, Sprach- und Machtdimensionen.
Kontakt: eleonora.ciani7@gmail.com
Marcus Fassl, Studium der Soziologie und Gender Studies, ist ausgebildeter Tänzer und kollaborierte bis 2016 mit Socìetas (R. Castellucci) an einer internationalen Tournee als Performer. Seither beschäftigt er sich künstlerisch und wissenschaftlich mit der Frage, wie und warum wir begehren, mit Fokus auf queeren und feministischen Lesarten von Psychoanalyse und Quantenphysik.
Kontakt: marcus.fassl@hotmail.com