Ralph Sichler
Journal für Psychologie, 28(2), 34–55
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-2-34 CC BY-NC-ND 3.0 DE www.journal-fuer-psychologie.deIm Beitrag wird auf der Grundlage der Theorie struktureller praktischer Rationalität ein methodologischer Vorschlag zur interpretativen Rekonstruktion der moralischen Dimension menschlicher Handlungen, Überzeugungen und emotionaler Einstellungen zur Diskussion gestellt. Zunächst wird für die Ausgangsthese einer prinzipiellen normativen Imprägnierung menschlicher Handlungs- und Lebensformen argumentiert. Im Anschluss daran werden weitere charakteristische Merkmale der Theorie struktureller Rationalität vorgestellt: der rational rekonstruierbare Bezug menschlichen Handelns, Denkens und Fühlens zu (guten) Gründen sowie das strukturelle Moment und die lebensweltlich verfasste Tiefendimension in der Begründung menschlicher Handlungs- und Lebensformen. Den Abschluss des Beitrags bilden methodologische Überlegungen zu Optionen und Auswirkungen für die interpretative Sozialforschung.
Schlüsselwörter: Begründung, Ethik, Handlung, Moralpsychologie, Orientierung, Rationalität, interpretative Sozialforschung
Based on the theory of structural practical rationality, a methodological essay concerning the interpretative reconstruction of the moral dimension of human actions, beliefs and emotional attitudes is put up for discussion. First, as initial thesis, it is argued for a fundamental normative impregnation of human actions and conduct of life. Afterwards, further characteristics of the theory of structural rationality are presented: the rational relation of human action, thinking and feeling to (good) reasons as well as the structural texture of reasoning. Further the depth dimension of lifeworld is explicated. It can also be used for the the justification of human action and life conduct. The article concludes with methodological considerations on options and implications for interpretative social research.
Keywords: Reason, ethics, action, moral psychology, orientation, rationality, interpretative social research
Die Untersuchung moralischer Fragestellungen steht nach wie vor nicht im Zentrum psychologischer Forschung und Theoriebildung. Es gibt zwar eine Reihe von auch historisch bedeutsamen Studien, bei denen moralische Aspekte eine gewichtige Rolle spielen oder mit einfließen, man denke beispielsweise an die bekannten Experimente von Milgram und Zimbardo oder an zahlreiche Untersuchungen zu Altruismus und Hilfeverhalten (einen Überblick dazu bietet Bierhoff 2017), jedoch wird dabei der normative Gehalt der Problemstellung in der Regel nicht zentral und systematisch, sondern eher am Rande thematisiert. Dort, wo es jedoch meist abseits des Mainstreams psychologischer Forschung im Kern um die Moralität menschlichen Handelns und Erlebens geht, kann mittlerweile auf eine lange Forschungstradition zurückgeblickt werden. Unter dem Titel Moralpsychologie (Heidbrink 2008) versammeln sich mehrere, auch einflussreiche Ansätze und Studien der Theoriebildung und Forschung. Größere Aufmerksamkeit erzielten vor allem die im Anschluss an Jean Piaget durchgeführten Untersuchungen von Lawrence Kohlberg zur Entwicklung der moralischen Urteilsbildung (Kohlberg 1995). Zunehmende Resonanz finden auch transdisziplinäre Zugänge, aus denen hervorgeht, dass sich neben der vorherrschenden kognitiven Perspektive in der Moralpsychologie mittlerweile auch andere Forschungsfelder – etwa Fragestellungen zum Zusammenhang von Moral und Emotionen – etabliert haben (Sautermeister 2017).
Stellt man sich die Frage, was es für die psychologische Theorieentwicklung und Forschung bedeutet, den Menschen mit seinen vielfältigen sozialen Bezügen als moralisches oder zumindest moralfähiges Subjekt zu thematisieren, so wird schon im Anschluss an die Studien von Kohlberg deutlich, dass die meist auf psychische Funktionen gerichtete nomothetische Erkenntnisbildung der Psychologie dem komplexen Phänomen der Moral im menschlichen Denken und Handeln kaum gerecht zu werden vermag. Der Mensch als Subjekt, welches Moralität besitzt oder mindestens zu entwickeln in der Lage ist und welches nach einer autonomen und sinnvollen Lebensführung im sozialen Austausch mit anderen Menschen strebt, bedarf eines Zugangs, welcher die in der Psychologie verbreiteten Variablenkombinatorik theoretisch und methodologisch hinter sich lässt.
Angesichts dessen ist Kohlberg wenigstens partiell andere Wege gegangen, indem er die argumentative Struktur von Aussagen der befragten Personen angesichts präsentierter moralischer Dilemmata bestimmten Entwicklungsstufen der moralischen Urteilsbildung zuordnete. Dieses methodische Vorgehen kann in einer Hinsicht dem Paradigma der interpretativen Forschung zugeordnet werden. In anderer Hinsicht stellt jedoch schon die Vorgabe von vorstrukturierten dilemmatischen Situationen eine gewisse Einschränkung der Möglichkeiten des Subjekts dar, sich moralisch zu artikulieren. Moralität wird nicht erst dann relevant, wenn sich ein Individuum in einer fast ausweglosen Situation befindet. Zusätzlich misst die Einordnung der jeweils vorgebrachten moralischen Argumentation in das System moralischer Entwicklungsstufen die moralische Orientierung an einer bestimmten, von Kohlberg präferierten Variante der Ethik als reifste Form der Reflexion von Moral – wobei strittig bleibt, welche Ethik Kohlberg bei der Entwicklung seiner Theorie der moralischen Urteilsbildung mindestens implizit als Richtschnur diente (siehe dazu insbesondere die Kontroversen um eine höchste Stufe der Moral, Garz 1997).
Wie auch immer man die Arbeit Kohlbergs im Bereich der Moralpsychologie bewerten mag (zur Aktualität von und zur Kritik an Kohlbergs Theorie siehe Becker 2011), im Rahmen meines Beitrags soll ein anderer Weg begangen werden. Es soll ein Vorschlag zur Diskussion gestellt werden, die in menschlichen Lebensformen eingebundene moralische Dimension mannigfaltiger Alltagsdiskurse für explorative interpretative empirische Studien zugänglich zu machen. Dabei orientiere ich mich an den von Julian Nida-Rümelin (2001, 2002, 2009, 2016, 2020) vorgelegten Arbeiten zu einer lebensweltlichen Theorie praktischer Vernunft, die auch unter dem Titel »Strukturelle Rationalität« bekannt ist. Auf dieser Grundlage gehe ich zunächst von der These aus, dass das individuelle und soziale menschliche Handeln sowie die damit in Verbindung stehenden Überzeugungen und emotionalen Einstellungen generell einen moralischen Gehalt aufweisen. Es bedarf keiner ausdrücklich normativen Situation, um die Moralität von Handlungen und Handlungsorientierungen aufzeigen und interpretierend darstellen zu können. Wenn wir von einer Vielzahl menschlicher Alltagsphänomene ausgehen (u. a. Gefühle, Einstellungen, Handlungen, Entscheidungen, sprachliche Äußerungen, Überzeugungen, Urteile; siehe Nida-Rümelin 2002, 33), so soll hier gezeigt werden, dass jedes Handeln, jede Überzeugung und jede (emotionale) Einstellung (zumindest potenziell) einen normativen Charakter besitzt und damit für moralische Alltagsdiskurse relevant sein kann.
Ausgehend von der These der moralischen Imprägnierung menschlichen Alltagshandelns wird in einem weiteren Schritt gezeigt, dass Moralität, mithin moralische Orientierung und auch moralischer Sinn, dort auftritt und sich konstituiert, wo Personen für ihre Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen Begründungen anführen. Wer handelt oder eine bestimmte Überzeugung vertritt, hat dafür einen Grund und kann diesen auf Nachfrage gewöhnlich auch angeben. Moralische Alltagsdiskurse bestehen aus dem argumentativen Austausch von derartigen Gründen. Dieses in zwischenmenschlichen Interaktionen eingebettete Geben und Nehmen von Gründen bildet das Kernstück normativ-praktischer Rationalität.
Dieser Kern wird allerdings nicht am punktuellen Handeln oder an isolierten Überzeugungen und Einstellungen des Individuums erkennbar. Vielmehr beruht der Austausch von Gründen auf weitgehend kohärenten Strukturen in unseren normativen Orientierungen, welche wiederum mit gesellschaftlichen Regeln und Bedingungen der individuellen Lebensführung im engen Zusammenhang stehen. Diese Rahmungen stellen gemeinsam mit dem argumentativen Austausch von Gründen das Einstiegstor zu einer interpretativen Strukturanalyse von an sozialen Lebensräumen und individuellen Lebensformen gebundenen moralischen Überzeugungen und Einstellungen dar.
Das Angeben von Gründen und die in rationaler Einstellung gegenüber unserem Handeln sich bildenden kohärenten Strukturen unserer normativen Orientierungen ermöglichen einen empirischen interpretativen Zugang zur Erklärung menschlichen Handelns unabhängig von Motiven und Interessen. In der Psychologie findet das im Alltag wiederkehrende Phänomen, dass Menschen eine Handlung unterlassen, weil sie eigenen moralischen Überzeugungen widerspricht, bislang wenig Beachtung. So wird beispielsweise bei der Analyse und Diskussion des Milgram-Experiments in aller Regel auf den hohen Prozentsatz von Versuchsteilnehmenden rekurriert, die Gehorsam bis zum Ende des Versuchs gezeigt haben. Es gab aber auch eine Reihe von Personen, die das Experiment vorzeitig abgebrochen haben und denen meist weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird (siehe jedoch Hinton 2016, 130–138). Sie werden ihre Gründe dafür gehabt haben und sie sind diesen Gründen gefolgt, obwohl der Versuchsleiter Druck erzeugt und sie immer wieder dazu aufgefordert hat, im Versuch fortzufahren. Ein derartiges Handeln, bei dem Menschen möglicherweise entgegen der erzeugten Motivation bestimmten Gründen folgen, bedarf einer Erklärung und ein möglicher Deutungsansatz soll hier im Rahmen einer Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität präsentiert werden. Dies soll den in der Psychologie verbreiteten Verhaltenserklärungsansatz durch Motive und Präferenzsetzungen nicht außer Kraft setzen. Wenn es allerdings darum geht, die moralische Dimension menschlichen Handelns und der damit verbundenen Handlungsorientierungen zu rekonstruieren, bedarf es des Zugangs zu den Gründen für Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen.
Entsprechend der im Beitrag vorherrschenden theoretischen und methodologischen Perspektive werden zum Abschluss eher Hinweise als konkrete Gestaltungsempfehlungen zu den Möglichkeiten der methodischen Realisierung der vorgeschlagenen Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität gegeben. Es geht mir vor allem um das Aufzeigen neuer Wege bei der interpretativen Rekonstruktion der moralischen Dimension unserer alltäglichen, lebensweltlich verankerten sozialen Praktiken, nicht aber um die detaillierte Entwicklung einer neuen qualitativen Methode.
Unsere Lebenswelt, unsere Lebensformen, unsere Lebensführung wie auch der damit verbundene soziale Austausch mit anderen sind von Grund auf normativ geprägt. In der Alltagskommunikation wird oftmals die faktische Ebene thematisiert. In solchen konstativen Sprechakten wird der Geltungsanspruch der Wahrheit verhandelt. Es steht infrage, ob Aussagen über die gegenständliche und soziale Welt zutreffen oder nicht (Habermas 1981, 149). In vielen, vielleicht sogar in den meisten Fällen geht es bei strittigen Urteilen über die objektive Welt aber nicht nur darum: Es wird auch häufig die Frage nach der Richtigkeit oder Unrichtigkeit beziehungsweise der Angemessenheit oder Unangemessenheit von Überzeugungen, Handlungen und emotionalen Einstellungen (auch Empfindungen) aufgeworfen. Dabei werden Gründe vorgebracht, die dafür oder dagegen sprechen, wie wir handeln, denken, urteilen und empfinden. »Wir finden bestimmte Handlungen unangemessen, weil sie zum Nachteil anderer sind. Wir finden ein Urteil unangemessen, weil es mit einer offenkundigen Tatsache nicht in Einklang zu bringen ist, wir halten eine Empfindung für unangemessen, weil sich etwa ein Ressentiment gegen Ausländer oder differierende Lebensweisen nicht rechtfertigen lässt« (Nida-Rümelin 2009, 22).
In den Wissenschaften entspricht es größtenteils der professionellen Praxis, zwischen gegenstandsbezogenen, objektiven (oder objektivierbaren) und normativen, sprich wertenden Urteilen zu unterscheiden. Auch im Alltag existieren zahlreiche Diskursarenen, bei denen zwischen der sachlichen und der (emotional) bewertenden Ebene getrennt wird oder in Anlehnung an ein regulatives Ideal zumindest versucht wird, zwischen diesen Ebenen zu unterscheiden. Dieses in Wissenschaft und teilweise auch in der Lebenswelt verankerte Wertfreiheits- und Objektivitätsideal kann jedoch keine absolute Geltung für sich beanspruchen. Sowohl die wissenschaftliche Praxis, aber insbesondere unser Handeln im Alltag ist zutiefst normativ imprägniert, gerade auch dort, wo es dem ersten Eindruck folgend nur »um die Sache« geht. So sind die von Max Weber formulierten Wertfreiheits- und Objektivitätspostulate selbst normative Setzungen, die das Ethos professionell betriebener Wissenschaft rechtfertigen. Darüber hinaus gibt es weitere Standards für »best practice« in der Forschung, die allesamt ebenfalls präskriptiven Charakter haben.
Insbesondere aber im Alltag sind in aller Regel unsere Urteile, Überzeugungen und Empfindungen von normativen Einschätzungen durchdrungen. Das bedeutet, dass wir auch dann, wenn wir schlicht etwas feststellen, in der Regel im gleichen Atemzug eine Wertung mindestens implizit mit zum Ausdruck bringen. Wenn in einer Familie angesichts der Urlaubsplanung eines der Kinder die Aussage trifft, dass es in den Bergen immer regnen würde, wird damit nicht nur ein deskriptives Urteil getroffen. Es kommt vielmehr und wahrscheinlich sogar in erster Linie mit dieser Aussage zum Ausdruck, dass dieses Familienmitglied seinen Urlaub nicht in den Bergen verbringen möchte. Die anderen Familienangehörigen können daraufhin geltend zu machen versuchen, dass wahrscheinlicher Regen nicht wirklich ein Argument gegen einen Urlaub in den Bergen ist, dass es Kleidung gibt, die einen vor Regen schützt, dass ein Spaziergang im Regen auch zu einem schönen Erlebnis werden kann etc. Das Normative und das Moralisieren im Sinne der Kontroverse um das, was zuträglich und richtig ist, ist somit immer schon Teil unserer alltäglichen Kommunikation.
Auch mit der Mitteilung »Hanna hat sich von Peter getrennt.« wird nicht nur ein rein deskriptives Faktum in den Raum gestellt. Die Person, die diese Aussage trifft, will damit (mindestens implizit) auch zu verstehen geben, wie sie das Ereignis bewertet und normativ einordnet, also ob sie etwa die Handlung von Hanna für gut oder für schlecht befindet. Ja, bereits der Umstand, dass die Sprecherin oder der Sprecher es offenbar für wichtig genug empfindet, einer anderen Person mitzuteilen, was vorgefallen ist, stellt bereits eine normativ begründete Entscheidung dar, für die es auch Gründe geben wird. Möglicherweise haben Hanna und Peter für einen sehr langen Zeitraum eine für viele vorbildliche Paarbeziehung geführt und mit der Aussage käme dann vor allem das Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass es nun zu einer Trennung gekommen ist. Es ist wahrscheinlich, dass in diesem Fall die Person, welche die Aussage getroffen hat, den Schritt von Hanna eher kritisch betrachten würde. Oder aber die Sprecherin ist eine langjährige Freundin von Hanna, die ihr schon seit Langem zuredet, sich von Peter zu trennen, weil ihr dieser Mann »einfach nicht guttut«. Hier würde mit der Äußerung die Erleichterung der Freundin über Hannas Schritt zum Ausdruck kommen, das Ereignis würde eher positiv bewertet werden.
Moralisieren im Alltag ist damit keine außerordentliche, besonders ausgewiesene Praxis unserer Lebenswelt. Vielmehr gilt: Das, was wir tagein tagaus tun oder auch lassen, sowie unsere Überzeugungen, Urteile und Einstellungen weisen immer auch normativen Charakter auf. Dies gilt auch dann, wenn die normative oder bewertende Stellungnahme gar nicht expliziter Teil einer Handlung oder sprachlichen Äußerung ist. Auch mit alltäglichen, unspektakulären Behauptungen wird mindestens implizit eine moralisch relevante Botschaft mit zum Ausdruck gebracht. Selbst rein formal zutreffende Äußerungen wie »2 + 2 = 4« bieten bei näherer Betrachtung des jeweiligen Kontexts Ansatzpunkte für Analysen des normativen Zusammenhangs, etwa wenn die Aussage im Rahmen einer Lehr- und Lernsituation in der Schule getroffen wird. Für die psychologische interpretative Forschung stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, worin der normative Gehalt solcher Äußerungen oder Handlungen besteht.
Es wurde dafür argumentiert, dass Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen immer auch Ausdruck normativer Setzungen oder Stellungnahmen sind. Dies wiederum bedeutet: Menschen haben für das, was sie tun, denken und fühlen, Gründe. Eine (explizite oder implizite) normative Stellungnahme macht immer auch deutlich, dass die betreffende Person davon überzeugt ist, dass sie richtig handelt, urteilt oder fühlt. Mit dieser Einsicht ist sie bereit, für ihre Handlungen, Überzeugungen, Einstellungen und Emotionen auch Rede und Antwort zu stehen, mithin Verantwortung zu übernehmen. Unsere mit Wertungen und normativen Setzungen durchzogenen Alltagsgespräche, das Moralisieren im Alltag, verweist somit auf die tief in unsere Lebenswelt eingeschriebene interaktive und kommunikative Form des Gründe-Gebens und Gründe-Nehmens. Dies gilt bereits für gewöhnliche Behauptungen und Urteile der alltäglichen Kommunikation. Wer beispielsweise feststellt, dass Ingenieure im Durchschnitt mehr verdienen als Ärzte, sollte dies begründen können, in diesem Fall auf Belege aus entsprechenden amtlichen Datenbanken verweisen können. Allerdings werden Begründungen für Behauptungen oft gar nicht verlangt. Dies trifft insbesondere auf triviale und unstrittige Feststellungen wie die, dass man mit dem Fahrrad schneller als zu Fuß unterwegs ist, zu.
Zum Austausch von Gründen kommt es vor allem dann, wenn in der Kommunikation unterschiedliche Auffassungen und Haltungen auftreten. Dies gilt für deskriptive Urteile und Überzeugungen, aber ebenso für nicht-propositionale Einstellungen und Gefühle. Wenn in einer Aussage etwas behauptet wird, was eine angesprochene Person nicht nachvollziehen kann, wird das Subjekt der Äußerung in der Regel dazu aufgefordert, Gründe für das Behauptete beizubringen. Die geleistete Begründung kann die angesprochene Person entweder überzeugen oder sie bringt selbst Argumente vor, welche die Gründe für das anfänglich Behauptete entkräften. So kommt es zu dem genannten Prozess des Gründe-Gebens und Gründe-Nehmens.
Auch bei explizit normativen Einstellungen oder bei der Bewertung von Handlungen sowie bei emotionalen Einstellungen kommt es zum dialogisch-rationalen Austausch von Gründen und Gegenargumenten. In jeder noch so alltäglichen Handlung treten implizit deskriptive und präskriptive Überzeugungen in Erscheinung, ob es nun um den Einkauf von Lebensmitteln, das Betanken eines Autos an der Tankstelle oder um die Entscheidung für den nächsten Urlaub geht. Handlungen bedürfen der Rechtfertigung durch Gründe. Wenn wir handeln, sind wir vor anderen oder vor uns selbst angehalten, gute Gründe benennen zu können, die für die Ausführung der Handlung sprechen. Sollte es keine Gründe geben, kann infrage gestellt werden, ob überhaupt eine Handlung und nicht vielmehr ein reflexartiges Verhalten vorliegt (zur Unterscheidung von Verhalten und Handlung siehe Kaiser und Werbik 2012, 34–41). Eine Handlung, aber auch die Übernahme einer Überzeugung sind damit eigentlich ohne Gründe gar nicht vorstellbar.
Dies gilt ebenso für Emotionen und emotionale Einstellungen. Auch Gefühle sind Urteile, oder sie gehen mit Urteilen einher, eine Einsicht, welche in der Philosophie der Stoa (Forschner 2018, 224–245) eine zentrale Rolle spielt. Als Gegenstand unserer Alltagskommunikation sind deshalb Emotionen der normativen Kritik nicht entzogen (Nida-Rümelin 2002, 82). Für eine tiefe Abneigung gegenüber einem anderen Menschen wird die Person, die diese Empfindung hat, ihre Gründe haben. Nach solchen Gründen wird sie von anderen Personen vor allem auch dann gefragt werden, wenn es sich um einen von vielen geschätzten Mitmenschen handelt. Als rational denkende und fühlende Handlungs- und Gesprächspartner setzen wir voraus, dass wir auch unsere Gefühle daraufhin zu befragen bereit sind, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht. Es kann in solchen Situationen wie der beschriebenen als Grund vorgebracht werden, dass man den betreffenden Menschen »einfach nicht riechen« könne. Ob es sich aber dabei um einen guten Grund für das eigene Empfinden handelt, steht infrage und kann von einem Dialogpartner bezweifelt werden. Genau betrachtet, handelt es sich eher um ein Ressentiment gegenüber der gering geschätzten Person und die genannte Äußerung führt so auch eher zum Abbruch eines möglichen rationalen Dialogs über die eigenen Emotionen, als dass mit ihr ein triftiger Grund für die eigene gefühlsmäßige Einstellung benannt wird. Selbstverständlich kann es gute Gründe für eine Abneigung gegenüber einem anderen Menschen geben, zum Beispiel dann, wenn sich die andere Person mehrfach nicht an getroffene Absprachen gehalten hat oder wenn sie bei gemeinsamen Unternehmungen immer zuerst und vor allem den eigenen Vorteil gesucht hat und Ähnliches. Dies wären auch eher nachvollziehbare Gründe für eine negative emotionale Einstellung diesem anderen Menschen gegenüber als die genannte Äußerung.
Handlungen in der hier dargelegten Weise an Gründe zu binden ist in der Philosophie und in den Sozialwissenschaften alles andere als selbstverständlich. Insbesondere in der Psychologie wird das menschliche Handeln eher als durch Motive bestimmt betrachtet. Handlungstheorien werden dort deshalb vor allem an Motivationstheorien gekoppelt (J. Heckhausen und H. Heckhausen 2018). Es macht jedoch einen deutlichen Unterschied, ob Handlungen durch Gründe oder durch Motive näher bestimmt werden. Im ersten Fall liegt eine Rechtfertigung oder eben auch eine rationale, gegebenenfalls normative Begründung des Handelns vor. Im zweiten Fall wird das Verhalten durch Motive kausal erklärt. In Anlehnung an Schwemmer (1987) ließe sich auch sagen: Im ersten Fall wird auf Vernunftgründe (rationale Gründe oder Argumente) rekurriert, im zweiten Fall auf Beweggründe (Antriebe, Interessen, Motive, Neigungen etc.). Damit im Zusammenhang stehen auch die verschiedenen Möglichkeiten des Erklärens (und Verstehens) menschlichen Handelns, worauf aber an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll (siehe Straub 1999, 96–162; Kaiser und Werbik 2012, 65–85).
Indem Menschen für ihre Handlungen Gründe angeben, folgen sie einer anderen Handlungslogik als bei der Erklärung ihres Verhaltens durch Motive, Neigungen oder Wünsche. Solche Beweggründe bestimmen Handlungen nicht unmittelbar. Vielmehr wird menschliches Verhalten erst durch die Akzeptanz eines möglichen Motivs oder Wunsches als rational zugänglicher Handlungsgrund zum Handeln. Es kann ein guter Grund sein, sich für eine Handlung zu entscheiden und sie auszuführen, weil ein ihr entsprechendes Motiv existiert. Wer beispielsweise Hunger hat und das Bedürfnis verspürt, etwas zu essen, wird normalerweise diesem Antrieb folgen, sobald sich eine passende Gelegenheit dafür ergibt. Gewöhnlich befriedigen Menschen ihren Hunger allerdings nicht abrupt und reflexartig, sobald sich das entsprechende Bedürfnis bemerkbar macht. Zwischen dem Wunsch, etwas zu essen, und der entsprechenden Handlung tritt die Entscheidung, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Dafür existiert unter normalen Umständen jede Menge Spielraum, beispielsweise ob ich geschwind einen Burger in einem Schnellimbiss esse oder mir (gegebenenfalls mit der Familie oder im Freundeskreis) etwas koche. In allen Kulturen existiert ein komplexes Netzwerk an sozialen Regeln, welches die verschiedenen Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme in bestimmten Situationen und zu bestimmten Zeitpunkten organisiert. Wenn Menschen essen und damit ihren Hunger stillen, so handeln sie. Das bedeutet, sie können auf Nachfrage auch Gründe angeben, warum sie jetzt, an dieser Stelle und bei dieser Gelegenheit der Befriedigung ihres Bedürfnisses nachgehen. Der Hunger wird in dieser bestimmten Situation zum akzeptierten, (sozial oder kulturell) angemessenen Handlungsgrund. Die handelnde Person nimmt dabei Stellung zur Bedeutung, die das (im Moment) auftretende Bedürfnis für ihr eigenes Handeln einnimmt.
Eine Handlung ist demnach immer »Ausdruck einer Stellungnahme der Person zu Handlungsgründen« (Nida-Rümelin 2001, 77). Wenn sich solche Gründe auf Wünsche oder Neigungen beziehen, so wird die damit vorliegende Motivation von der handelnden Person überhaupt erst als Grund ihres Tuns oder Lassens anerkannt. Dabei werden auch die besonderen Umstände mit einbezogen, welche die Befriedigung eines Bedürfnisses hier und jetzt geeignet erscheinen lassen. So kann es ein guter Grund sein, den Wunsch zu essen mit einem Treffen eines Freundes zu verbinden, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Wenn es jedoch nicht zur gegebenen Situation oder auch zum eigenen Lebensentwurf passt, wenn es die handelnde Person angesichts ihrer eigenen Werte oder angesichts ihres sozialen Umfelds nicht verantworten kann, einer Neigung zu folgen, wenn mit einem Wort gewichtige Gründe gegen die Wunscherfüllung sprechen, kann sie sich auch dagegen und anders entscheiden. Genau dies macht vollkommen nüchtern und unpathetisch betrachtet den Kern menschlicher Handlungsfreiheit aus. Personen wollen deshalb auch an ihren Gründen für ihr Handeln gemessen werden, nicht an ihren Wünschen.
Wenn bei der Analyse von Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen auf Gründe und nicht auf Wünsche rekurriert werden soll, ist es sinnvoll, sich wesentliche strukturlogische Besonderheiten der Begriffe des Grundes und der Begründung vor Augen zu führen. Die Struktur von Gründen lässt sich als dreistellige Relation darstellen (Nida-Rümelin 2016, 115): G (i, p, x).
Die Relation enthält das Individuum i, eine Aussage p, auf die sich das Individuum in der Begründung stützt, und x für drei Typen von Entitäten, für die ein Grund oder mehrere Gründe gegeben werden: nämlich für Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen. Überzeugungen werden eher durch Propositionen (Feststellungen, z. B.: Wien ist das kulturelle Zentrum Österreichs), emotionale Einstellungen eher durch nicht-propositionale Aussagen (z. B. Wertungen wie: Von allen Städten in Österreich finde ich Graz am schönsten). Wenn eine Person sagt, sie werde einem Freund bei einem Umzug helfen, weil sie ihm das versprochen habe, so liegt eine (nachvollziehbare) Begründung vor. Ein gegebenes Versprechen ist ein Grund, sich an das Versprechen auch zu halten und entsprechend zu handeln. In der Begründung nimmt das Individuum i auf das Versprechen p (Ich habe meinem Freund das Versprechen gegeben, ihm bei seinem Umzug zu helfen) Bezug, um die eigene Handlung x (Hilfe beim Umzug) zu rechtfertigen.
Das Versprechen selbst stellt freilich wiederum eine normativ imprägnierte Sprechhandlung dar, welche rational hinterfragt werden kann. So kann etwa das Handeln der Person, die das Versprechen gegeben hat, von Mitgliedern der eigenen Familie zur Diskussion gestellt werden, etwa ob es richtig war, dieses Versprechen zu geben. Bei dem Freund, der umzieht, könnte es sich allerdings um jemanden handeln, der es sich finanziell nicht leisten kann, ein Umzugsunternehmen zu beauftragen, und der deshalb Hilfe benötigt. Genau dies (jemandem Bedürftigen Hilfe zu leisten) könnte wiederum ein guter Grund dafür sein, dass das Individuum i dem Freund das Versprechen überhaupt gegeben hat. Allerdings könnte die Familie des Individuums i auch das Nachsehen angesichts eines schon zuvor vereinbarten Wochenendausflugs haben. Hier stehen divergierende propositional repräsentierte Gegebenheiten p1 und p2 im Raum (p1: das Versprechen gegenüber dem Freund; p2: die Vereinbarung mit der Familie) und es liegt am Individuum i, gegebenenfalls im Austausch mit der Familie und auch mit dem Freund, darüber zu befinden, mit welchem Gewicht die jeweiligen Verpflichtungen in die Begründung für eine bestimmte Handlungsentscheidung einfließen.
Moralische Überzeugungen und moralisch relevante Handlungen von Personen nehmen auf eine Vielzahl von normativ relevanten Kriterien und Prinzipien Bezug, um Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen zu rechtfertigen. Dabei greifen Menschen in entsprechenden Begründungen auf Grundrechte, auf eingegangene Verpflichtungen, auf soziale Pflichten, auf bewusst akzeptierte Wünsche und Interessen, auf vertretene Werte und auf übergreifende Prinzipien zurück (siehe Tabelle 1 in erweiternder Anlehnung an Nida-Rümelin 2002, 41f.).
Typen alltagsmoralischer Begründung (erweitert nach Nida-Rümelin 2002, 41f.)
Diese Zusammenstellung von Kategorien ist als Vorschlag für eine erste Typisierung moralisch relevanter Gründe für Handlungen, aber auch für Überzeugungen und emotionale Einstellungen zu sehen. Die Typenbildung kann mit verschiedenen zeitgenössischen Ansätzen der philosophischen Ethik in Verbindung gebracht werden (Nida-Rümelin 2002, 42f.), was aber für unsere Zwecke nicht entscheidend ist. Die genannten Begründungstypen sind nicht trennscharf und auch nicht vollständig. So lassen sich Pflichten beispielsweise auch auf Rechte zurückführen. Pflichten, etwa des Staates, gehen meist mit den Rechten anderer, etwa der Staatsbürger, einher. Pflichten können aber auch mit Werten (Pflichtbewusstsein) und Prinzipien (so in der Ethik Kants) in Zusammenhang gebracht werden.
Wie auch immer im Einzelnen die Begründung für praktisch relevante Überzeugungen und Einstellungen sowie das damit verbundene Handeln sich gestalten wird, repräsentiert eine strukturiert rationale Handlung akzeptierte gute Gründe (Nida-Rümelin 2001, 83). Wie aus der Typologie alltagsmoralischer Begründungen ersichtlich, existiert meist sogar eine Vielfalt überzeugender praktischer Gründe, so wie es auch Gründe gibt, die in die Irre gehen, mithin als schlechte Gründe das infrage stehende Handeln nicht zu rechtfertigen zu vermögen. Die Beurteilung von Gründen als gute Gründe oder schlechte Gründe hängt freilich von der jeweiligen Person ab, die im Kontext ihrer besonderen Lebenssituation und ihrer individuellen Lebensführung die moralischen Aspekte ihres Handelns, ihrer Überzeugungen und emotionalen Einstellungen entweder selbst bewertet oder vor anderen zu rechtfertigen hat. Es mag beispielsweise für jemanden ein guter Grund sein, sich bei der Entscheidung für ein bestimmtes Studienfach von den damit verbundenen Berufschancen leiten zu lassen, und sich deshalb nicht für das Lieblingsfach zu entscheiden, wenn es dort kaum Aussichten gibt, mit diesem Studium auch eine Arbeit zu finden. Für eine andere Person, die von ihrer Persönlichkeit her vielleicht risikofreudiger ist, mögen hingegen die Berufsaussichten nicht so wichtig sein und es kommt zu einer Entscheidung für ein Studium ausschließlich aufgrund von Vorlieben. Es können somit für dieselbe Entscheidungssituation verschiedene Gründe, die auch individuell unterschiedlich gewichtet sein können, ausschlaggebend sein und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Gleichwohl besitzen die Gründe selbst, die im einen wie im anderen Fall das Handeln der Person stützen und rechtfertigen, einen objektiven, mindestens intersubjektiven Charakter. Sonst wäre es nicht möglich, im Austausch mit anderen Personen darüber zu beraten und auch zu befinden, ob es für ein Individuum in dessen aktueller Lebenssituation und angesichts der bestehenden Ziele und Werte, die auch die jeweilige Lebensführung prägen, nachvollziehbar begründet ist, genau diese und keine andere Entscheidung zu treffen. Das, was für eine Person gut ist, ist das von ihr wirklich Gewünschte (Nida-Rümelin 2002, 211) im Kontext der jeweils relevanten kulturellen und sozialen Institutionen. Eine ideal rationale Person erkennt man an ihren Handlungen und den guten Gründen, die für ihr soziales Handeln und ihre Lebensführung sprechen. Eine solche Person folgt weitgehend konsistenten, untereinander abgestimmten Überzeugungen und emotionalen Einstellungen. All diese Aspekte ihrer Lebensform sind einer rationalen moralischen Reflexion zugänglich und in diesem Sinne auch objektivierbar. Dies bedeutet: Ich kann mich mit anderen Menschen immer auch darüber austauschen und verständigen, was für mein Tun, Denken und Fühlen triftige und weniger überzeugende Gründe sind.
Im Zusammenhang dieses »unaufgeregten Realismus« (Nida-Rümelin 2016, 93) ist auch der Unterschied von guten und schlechten Gründen zu sehen: Gute Gründe sprechen für eine bestimmte Handlung oder Überzeugung, sie können gegenüber anderen (wie auch vor sich selbst) zur Rechtfertigung des eigenen Tuns und Lassens sowie Denkens und Urteilens angeführt werden. Schlechte oder in die Irre gehende Gründe sind entweder Gründe, die zur Verteidigung einer bestimmten Handlung nicht geeignet sind, ansonsten aber auch gute Gründe sein könnten, oder es handelt sich prinzipiell um keine wirklichen Gründe, etwa dann, wenn bei der Begründung auf falsche Tatsachen Bezug genommen wird oder spontane Neigungen und nicht qualifizierte Wünsche unreflektiert als Gründe für eine Handlung oder Überzeugung herangezogen werden. Am Ende ist es die individuelle oder kooperative Deliberation von relevanten Gründen (und Gegengründen), die darüber befindet, welche Urteile und Entscheidungen eine Person oder eine Personengruppe trifft.
Bislang sollte gezeigt werden: Praktisch rationale Handlungen werden aus guten Gründen ausgeführt. Diese Bindung des eigenen Tuns, Denkens oder Fühlens an Gründe stellt jedoch kein immer wieder auftretendes, singuläres Phänomen dar. Vielmehr streben Individuen meist danach, ihr Handeln im Zusammenhang zu sehen und damit ihrer Lebensführung insgesamt eine stimmige Orientierung und Struktur zu verleihen. Daraus resultiert das strukturelle Moment praktischer Rationalität. Es ergibt sich vor allem daraus, dass Menschen in den allermeisten Fällen ihre Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen nicht von Einzelfall zu Einzelfall thematisieren und begründen, sondern beim Geben und Nehmen von Gründen ihr Handeln, Denken und Fühlen an ein geordnetes, mehr oder minder kohärentes System von bedeutsamen Werten, Relevanzsetzungen, sozialen Beziehungen und konkreten Lebensumständen binden. Diese Einbettung des Tuns und Urteilens in übergreifende Begründungs- und Rechtfertigungszusammenhänge macht die Integrität und Identität der Person aus. Die daraus entstehenden Strukturen ermöglichen auch sogenanntes selbstverständliches Verhalten, das heißt, es braucht dann keine gesonderte explizite Begründung für das aktuelle punktuelle Handeln, vielmehr erschließt sich die Ebene der Gründe und auch der Sinn dieses Tuns aus den jeweils relevanten, etablierten individuellen sowie sozial vermittelten Strukturen.
Unsere tägliche Praxis strebt somit nach strukturierter Rationalität und Kohärenz. Menschen wollen nicht an dem, was sie punktuell, von Augenblick zu Augenblick tun, denken und fühlen, gemessen werden. Vielmehr geht es um die große Linie, die sinnhaften Zusammenhänge und den ganzheitlichen Entwurf der Lebensführung, mindestens aber um das komplexe Zusammenspiel bedeutender Rollen, welche die Lebensform eines Menschen prägen.
»Wir haben Versprechen gegeben, die wir einhalten möchten, wir haben einen Beruf gewählt, dem wir gerecht werden wollen, wir haben Pflichten gegenüber den Personen, die das Gefüge unserer sozialen Umwelt prägen, wir verfolgen Projekte, die oft wesentlicher Bestandteil der Lebensform sind, und uns allen wohnt ein gewisses Maß an Aristotelischem Perfektionismus inne: das, was man tut, auch gut zu tun« (Nida-Rümelin 2020, 230).
Das Geben und Nehmen, das Abwägen von Gründen führt zu übergreifenden Strukturen, die an unseren Interaktionen mit anderen Menschen und an unserer individuellen Lebensführung erkannt werden können.
In diesem Zusammenhang lassen sich auch Kohärenzerfordernisse, um nicht von Kohärenzkriterien oder Kohärenzprinzipien zu sprechen, namhaft machen. Sie können sowohl aus intrapersonaler als auch aus interpersoneller Perspektive charakterisiert werden. Intrapersonale Kriterien ergeben sich aus der Lebensführung und dem Bestreben nach intratemporaler Stimmigkeit der Gründe, die ein Individuum für das eigene Tun, Denken und Fühlen anführt. Sind Begründungen für Entscheidungen im Hinblick auf den Lebensverlauf oder zumindest innerhalb bestimmter Lebensabschnitte auffallend inkonsistent, werden demnach für Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen sich widersprechende oder unvereinbare Gründe angeführt, steht dies im Gegensatz zur Kohärenz der jeweiligen Lebensform. Es wird zwar im Kontext postmoderner Identitätskonzeptionen oft von pluralen Identitäten gesprochen, doch einem solchen Patchwork von identitätsbezogener Vielfalt steht das prinzipielle Bestreben von Menschen entgegen, in der Praxis des Gründe-Gebens und -Nehmens die Wiedererkennbarkeit als dieselbe Person für andere und sich zu gewährleisten (zu den Implikationen für die psychologische Identitätstheorie siehe Straub 2000). Oder anders ausgedrückt: Die Integrität und Identität von Individuen, deren Wahrnehmung und Beurteilung durch andere, aber auch durch einen selbst, hängt zu einem großen Teil davon ab, inwieweit die jeweils erteilten Begründungen für Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen in sich stimmig sind und ein kohärentes sowie für andere auch nachvollziehbares Gesamtbild ergeben.
Ähnliches ist zur interpersonellen Kohärenz der sozialen Praktiken des Gründe-Gebens und -Nehmens in unserer Lebenswelt festzuhalten. Die Praxis alltäglicher Verständigung und Interaktion generell gründet in Selbstverständlichkeiten, auf die meist implizit unsere Begründungen für Handlungen, Überzeugungen und emotionale Einstellungen zurückgreifen. Unsere Lebenswelt und das Gelingen der darin eingebetteten Lebensformen stützen sich auf vielfältige selbstverständliche Muster und Regeln sozialen Handelns. Dabei braucht es ein hohes Maß an unhinterfragter Übereinstimmung, damit eine Verständigung über Gründe überhaupt möglich wird. Oder wie sich im Anschluss an den späten Wittgenstein sagen lässt: »Der Ausgangspunkt allen Begründens liegt in den Selbstverständlichkeiten der etablierten Praxis der Verständigung« (Nida-Rümelin 2016, 129), ohne die gelingende Kommunikation und Interaktion nicht möglich wären. Auch jegliches Begründen greift darauf zurück und findet darin auch ein Ende: »Habe ich die Begründungen erschöpft, so bin ich nun auf dem harten Fels angelangt, und mein Spaten biegt sich zurück. Ich bin dann geneigt zu sagen: ›So handle ich eben‹« (Wittgenstein 1971, 133).
Ein Bedarf an Begründung wird meist erst durch Divergenzen oder Unsicherheiten im sozialen Handeln oder in unseren Überzeugungen sowie emotionalen Einstellungen ausgelöst. Allerdings gilt: »Massive Divergenzen hält eine geteilte Lebensform nur in peripheren Bereichen aus, sonst zerbricht sie« (Nida-Rümelin 2016, 130). Der Perspektive Wittgensteins folgend wäre es auch unvernünftig, ja eigentlich unmöglich, alles zugleich infrage zu stellen: »Eine globale Skepsis ist irrational, unbegründet. Das Gros unserer propositionalen und nicht-propositionalen Einstellungen, das die geteilte Lebensform trägt, steht gar nicht zur Disposition« (Nida-Rümelin 2016, 130). Oder anders gewendet: Wer im Zuge des Gründe-Gebens und Gründe-Nehmens alles infrage stellt, hat keine Ressourcen mehr, divergente oder umstrittene Sachverhalte, Überzeugungen und Einstellungen zu klären. Genau dies macht den Zusammenhalt unserer sozial und kulturell konstituierten Lebenswelt aus. Wir können die wechselseitigen Bezüge, welche kohärente Handlungsoptionen und Denkgewohnheiten überhaupt erst ermöglichen, nicht einfach hinter uns lassen, wir würden uns selbst unter den eigenen Füßen den Boden, auf dem wir stehen, wegziehen, wenn wir unser Handeln, Denken und Fühlen vor anderen und uns selbst zu rechtfertigen versuchen.
Die Struktur und Kohärenz von Gründen im Kontext entsprechender Handlungen, Überzeugungen und emotionaler Einstellungen ergeben die jeweils für ein Individuum angemessene, gültige Lebensform. Jeder Mensch verfolgt in mehr oder minder großem Ausmaß ein »Kohärenzprojekt« (Nida-Rümelin 2016, 250). Dies bedeutet, dass das, was ein Individuum ausmacht, sein Handeln, Denken und Fühlen nach intrapersonalen, intratemporalen und intersubjektiven Kriterien weitgehend stimmig gestaltet und mit den seine Lebensführung bestimmenden Relevanzsetzungen und Werten im Einklang steht. Die damit im Zusammenhang geführten Deliberationen mit anderen und mit sich selbst wägen die infrage kommenden guten Gründe für das eigene Kohärenzprojekt ab, ja mehr noch, sie entscheiden mit darüber, wer ich als Mensch bin oder zumindest sein will. Das dabei vollzogene Gründe-Geben und -Nehmen macht die menschliche Lebensform aus und schafft die Voraussetzung dafür, dass eine Person als Autorin ihres eigenen Lebens auftreten kann. Strukturelle Rationalität, Freiheit und die damit verbundene Verantwortung sind damit nur Facetten dessen, was eine auf guten Gründen beruhende, kohärente Lebensform ausmacht (siehe Nida-Rümelin 2001, 2005, 2011).
Die Struktur der praktischen Rationalität besitzt auch eine Tiefendimension, die aufzuzeigen erlaubt, wie Handlungsorientierungen mit epistemischen und prohairetischen Überzeugungen und Einstellungen, aber auch mit vorgelagerten deskriptiven Wissensbeständen und präskriptiven Einstellungen zusammenhängen (siehe Abbildung 1; ähnlich argumentiert Sosa 2015). Die beschriebene Praxis des Gründe-Gebens und Gründe-Nehmens beruht somit auf dem, was wir (wiederum begründet) wissen und (wiederum begründet) intendieren. Die in der Abbildung wiedergegebene Struktur erinnert an die aristotelische Ethik und die dort herrschende Einsicht, dass der Mensch im Handeln Wissen und Streben idealerweise zusammenführt. Die Abbildung darf allerdings nicht dahingehend missverstanden werden, dass rational begründetes Handeln letztendlich auf wissenschaftlichen und ethisch argumentierten Erkenntnissen beruht. Vielmehr verhält es sich so, dass die entscheidende Grundlage für unsere Überzeugungen und Einstellungen in den lebensweltlich verankerten deskriptiven und normativen Orientierungswissensbeständen zu suchen ist. Dem entspricht zumindest für unser alltagsweltliches Handeln ein Primat der Lebenswelt vor der Wissenschaft und der Moralphilosophie.
Deskriptives und normatives Orientierungswissen (nach Nida-Rümelin 2002, 98)
Objektbezogenes als auch normatives Orientierungswissen ist lebensweltlich verankert und beruht auf den deskriptiven und präskriptiven Erfahrungsbeständen von Individuen und sozialen Gruppen. Als individuell, aber auch kollektiv verfügbarer Speicher für das Gründe-Geben und -Nehmen umfasst es Einsichten, die sich im Alltag bewährt haben, und überzeugende Beispiele für gute rationale Praxis. Auch gegenteiliges Wissen (Kenntnisse über vermeintliche oder falsche Tatsachen, Beispiele für schlechte oder schlecht begründete Praxis) kann dort verankert sein. Man weiß dann, was nicht der Fall ist und was nicht ratsam ist zu tun, und greift beim Handeln oder beim Begründen von Handlungen abgrenzend darauf zurück.
Besonders sei darauf hingewiesen, dass weder das wissenschaftliche Wissen noch die Ethik als moralphilosophische Reflexion die letzte und entscheidende Grundlage für unser alltagsrelevantes Orientierungswissen bildet. Sowohl das deskriptive als auch das präskriptive Orientierungswissen stützt sich auf lebensweltliche Übereinstimmungen in unseren Lebensformen. Der Fortschritt in den Wissenschaften und in den rationalen Theorien der Moral seit der Aufklärung hat freilich in vielfacher Weise unser gegenständliches und normativ-praktisches Alltagsverständnis verändert. Gleichwohl benötigen wir in aller Regel keine Erkenntnisse der Wissenschaft und auch keine Ethik im Sinne der philosophischen Moralreflexion, um unsere Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen überzeugend zu begründen. Letztendlich gilt: »Orientierungswissen hat seine Verankerung in der Lebenswelt« (Nida-Rümelin 2002, 112). Der explizite Rekurs auf Wissenschaft und Moraltheorie bleibt wenigen Feldern etwa des beruflichen Handelns im Bereich der Technik oder der Rechtsprechung vorbehalten. Ansonsten begründen Menschen das, was sie tun, denken und fühlen, mit ihrem lebensweltlichen propositionalen Urteilen und nicht-propositionalen Einstellungen und können dabei, sofern gute Gründe vorgebracht werden, meist auch überzeugen. So verknüpfen sich deskriptive und normative Überzeugungen mit den sie begleitenden Einstellungen zu begründeten Handlungen und im kohärenten Zusammenhang zu rationalen Lebensformen.
Die auf den letzten Seiten vorgestellte Theorie praktischer Rationalität bietet eine aufschlussreiche theoretische Grundlage für strukturelle Analysen alltäglicher normativer Orientierungen in unterschiedlichen sozialen Handlungs- und Lebensbereichen. Inwieweit dieser Ansatz für die interpretative psychologische Sozialforschung fruchtbringend eingesetzt werden kann und welche Art von Ergebnissen dabei erwartet werden können, soll hier abschließend erörtert werden. Wie schon erwähnt kann es dabei nicht darum gehen, eine ausgearbeitete Methode einer solchen Analyse zu präsentieren. Vielmehr sollen lediglich einige Optionen des damit verbundenen interpretativen Zugangs umrissen werden. Die Theorie praktischer Rationalität gibt zur Analyse der Rechtfertigungs- und Orientierungsstrukturen im Geben und Nehmen von Gründen auch kein dezidiert entwickeltes Analyseschema vor, sondern vertraut den entsprechenden lebensweltlich verankerten Kommunikations- und Verständigungspraktiken. Genau dort liegt auch das hermeneutische Potenzial interpretativer Strukturanalysen normativ-praktischer Rationalität.
Wer die Strukturen praktischer Rationalität und die darin beschlossenen Formen des Gründe-Gebens und -Nehmens zu analysieren sucht, begreift den Menschen als deliberatives Wesen. Bei interpretativen Studien von Begründungen angesichts dessen, was Menschen tun, denken und fühlen, werden Personen als Autoren ihrer Handlungs- und Lebensentwürfe ernst genommen. Dabei wägen sie die für ihr Handeln und Leben bestimmenden Überzeugungen und emotionalen Einstellungen mithilfe von relevanten Gründen und Gegengründen ab. Sie tauschen sich mit anderen Personen darüber aus, ob eine bestimmte Handlung oder ein bestimmtes Urteil gerechtfertigt ist. Menschen wollen in aller Regel an (im besten Fall) guten Gründen für ihr Handeln gemessen werden. Diesen Inhalten und Strukturen, ihren Zusammenhängen und ihrer individuellen und sozialen Kohärenz nähert sich die Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität auslegend und deutend an.
Zur Gewinnung fruchtbarer interpretativer Daten eignen sich im Prinzip alle bekannten Erhebungsverfahren der qualitativen Sozialforschung. Es bietet sich der bekannte Reigen an offenen Interviews (narrative, problemzentrierte Interviews etc., Mey und Mruck 2020) mit Personen an, deren normative Orientierung im Zusammenhang ihres Handelns und ihrer Lebensform von gegenständlichem Interesse ist, wobei im Zentrum der Aufmerksamkeit solche Interviewformen stehen, welche die situativ-narrative Erzähldimension und die semantische Darstellungsebene miteinander verschränken, etwa das episodische Interview (Flick 2011).
Von besonderem Interesse ist das Verfahren der Gruppendiskussion (Lamnek 2005). Im Zusammenhang der Strukturanalyse können natürliche Gruppen (z. B. Familien), andere bestehende Gruppen (z. B. Jugendgruppen, Teams in Organisationen), aber auch im Rahmen der Forschung zusammengestellte Gruppen befragt werden. Im Zuge der Verständigung der Gruppenmitglieder untereinander tritt das Geben und Nehmen von Gründen noch deutlicher als in der Interviewsituation zutage. Auf diese Wiese können bestimmte Muster und Regeln der Begründung von Handlungen, Überzeugungen und emotionalen Einstellungen identifiziert und analysiert werden.
Nicht zuletzt können auch bereits existierende Texte aus Schrift- oder Onlinedokumenten für die interpretative Forschung struktureller Rationalität herangezogen werden. Auch dort findet man unserer Eingangsthese der moralischen Imprägnierung menschlichen Alltagshandelns entsprechend aufschlussreiche Quellen für eine Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität. Mögliche Textsorten sind Zeitungen, Zeitschriften (v. a. sogenannte Publikumszeitschriften), Literatur, politische Schriften, aber auch Tagebücher. Bei den digitalen Medien bieten sich Homepages, Chats, Blogs etc. an.
In erweiternder Anlehnung an Straub (1990, 175–179) lassen sich für die Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität drei Ebenen der interpretativen Rekonstruktion von Texten oder anderen qualitativen Daten unterscheiden:
Wie sich zeigt, bietet die Strukturanalyse normativ-praktischer Rationalität vielfältige Möglichkeiten der interpretativen Rekonstruktion moralisch relevanter Orientierungen. Es handelt sich eher um eine Methodologie oder um ein regulatives Ideal zur Interpretation struktureller Momente rational rekonstruierbarer individueller oder kollektiver Moralität. Es bedarf somit weiterer Erfahrungen bei der Realisierung des beschriebenen Zugangs in der qualitativen Sozialforschung. Unabhängig davon, welche der genannten (oder auch nicht genannten) methodischen Varianten einer Strukturanalyse der praktischen Rationalität im Zuge von moralpsychologischen Studien realisiert werden, die Untersuchung normativer Fragen mit Blick auf kohärente Muster der Begründung menschlicher Handlungen, Überzeugungen und emotionaler Einstellungen geht mit einem bestimmten Menschenbild einher. Ob es sich von den sonst in der psychologischen Forschung vorherrschenden Menschenbildern unterscheidet, soll hier eine offene Frage bleiben.
In den hier angeregten Studien zur normativ-praktischen Rationalität geht es um die Frage, wie Menschen leben wollen, individuell und kollektiv, welche Gründe sie für die Form ihres Lebens anführen und was in der alltäglichen Kommunikation als gerechtfertigt und was als nicht überzeugend oder unberechtigt verhandelt wird. Anders formuliert: »Wir nehmen in normativen Diskursen immer zu der Frage Stellung, wie Menschen leben sollen, was für den Menschen die angemessene, wünschenswerte, richtige Lebensform ist« (Nida-Rümelin 2016, 249f.). Es geht um das, was der menschlichen Existenz menschengemäß, mithin human ist und was Menschsein im Kern ausmacht. Angesichts der Pluralität, welche die moderne Welt kennzeichnet, können in solchen Diskursen auch divergierende Gründe stark gemacht werden. Gleichwohl wird es im argumentativen Wettstreit über zuträgliche Lebensbedingungen und wünschenswerte Lebensformen bessere und weniger überzeugende Gründe und Argumente geben. Dies im Rahmen von Strukturanalysen zur praktischen Rationalität unserer normativen Orientierungen genauer in den Blick zu nehmen, sollte aus guten Gründen eine lohnende Aufgabe für die psychologische Forschung darstellen.
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Ralph Sichler, Dr., Univ.-Doz., Dipl.-Psych., geb. 1960, Leiter des Instituts für Management und Leadership Development an der Fachhochschule Wiener Neustadt (A), Mitherausgeber des Journals für Psychologie. Arbeitsschwerpunkte: Neue Arbeitswelt, Organisations- und Personalpsychologie, Kulturpsychologie, philosophische Grundlagen der Psychologie, qualitative Sozialforschung.
Kontakt: Dr. Ralph Sichler, Fachhochschule Wiener Neustadt, Institut für Management und Leadership Development, Schlögelgasse 22–26, A-2700 Wiener Neustadt, Österreich; E-Mail: ralph.sichler@fhwn.ac.at