@article{Ulrich_2007, title={Psychotherapie unter den Auspizien der Naturalisierungsforderung}, volume={15}, url={https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/189}, abstractNote={Die Rede von den leib-seelischen Wechselwirkungen ist gängige Münze. Es stellt indes einen gravierenden Mangel dar, dass diese umgangssprachliche Metapher überwiegend unreflektiert Eingang in den medizinischen bzw. psychologischen Sprachgebrauch gefunden hat und auch eine Einigung über die Bedeutung der Grundbegriffe »Natur«, »Materie« und »Geist« unterblieben ist. Selbst auf der elementarsten Ebene bleibt es Geschmacksache, ob »Geist« zur »Natur« gehörig oder als dieser gegenüberstehend betrachtet wird. In den Naturwissenschaften – die Biologie (»Lebenswissenschaften«) eingeschlossen – dominiert heute eine einseitig materialistisch-mechanistische Methodologie. Den Phänomenen des Lebendigen und des Geistigen lässt sich aber nur durch einen, aspektdualistischen Monismus Rechnung tragen. Geistiges wirkt auf Materielles, aber nicht qua Geistiges sondern – indirekt – als Materielles. Dieser Sachverhalt lässt sich allein aspektdualistisch begründen: Jedem geistigen (definitionsgemäß nur einmal gegebenen, unwiederholbaren) Zustand des Denkens, Fühlens, Vorstellen, Erinnerns etc. korrespondiert ein ganz bestimmter Hirnzustand. Die neuerdings von Neurowissenschaftlern unisono verlautbarte Forderung nach Erforschung jenes geheimnisvollen Codes, dessen sich die Natur bei der Transformation von Physischem in Psychisches und vice versa bedient, entpuppt sich unter dieser Prämisse als ein erkenntnistheoretischer Lapsus. Es handelt sich dabei um die unausweichliche Folge des wesensmäßig wissenschafts- und erkenntnisfeindlichen antimetaphysischen Empirismus, dem der Mensch als Maß aller Dinge gilt. Theorieabstinenz in Verbindung mit einer impliziten Berufung auf den »Gesunden Menschenverstand« steht einer gedeihlichen Entwicklung im Wege, ungeachtet der heute allgemein verfügbaren, hoch entwickelten Forschungstechnologie.}, number={3}, journal={Journal für Psychologie}, author={Ulrich, Gerald}, year={2007}, month={Jan.} }