Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen in einer klinischen Ambulanz: Anspruch und Wirklichkeit

Autor/innen

  • Christiane Kiese-Himmel
  • Marcus Reeh

Schlagworte:

Kinder, psychologische Diagnostik, Sprachentwicklungsstörung, Überweisung, Interdisziplinarität

Abstract

In einem 3-Jahreszeitraum haben die Phoniater/Pädaudiologen der (inzwischen aufgelösten) Abteilung Phoniatrie/Pädaudiologie (Universitätsmedizin Göttingen) – der vor allem Kinder von niedergelassenen Kinder-, HNO-Ärzten oder Allgemeinmedizinern überwiesen werden – 29 Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen zur psychologischen Diagnostik (Testung) abteilungsintern vorgestellt. Offensichtlich sahen sie wenig Notwendigkeit für eine psychologische Diagnostik/Differentialdiagnostik dieser Klientel – obgleich eine solche gemäß ICD-10 mit Ausschluss- und Diskrepanzkriterien vorgesehen ist. Allein 55 % dieser sinnesgesunden, sprachgestörten Kinder (16/29) wiesen komorbide Besonderheiten bzw. Begleitstörungen auf, deren Relevanz für die individuelle Entwicklung schwerlich von einer Berufsgruppe allein überblickt werden kann. Bei den psychologisch vorgestellten Kindern wurde phoniatrischerseits primär eine normorientierte entwicklungspsychologische Diagnostik nach vermeintlich wenig erfolgreicher Sprachtherapie erbeten, 19 Kinder wurden als Therapie-Non-Responder bzw. zur Klärung der Frage einer Fortsetzung der logopädischen Therapie, ggf. Abklärung eines anderen Förderbedarfs vorgestellt. Mögliche Gründe für die niedrige Überweisungsrate an Psychologen werden diskutiert mit dem Ziel, einer praktisch stärkeren Integration psychologischer Fachkompetenz in der Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen näher zu kommen.

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Veröffentlicht

01.01.2009

Zitationsvorschlag

Kiese-Himmel, Christiane, und Marcus Reeh. 2009. „Diagnostik Von Sprachentwicklungsstörungen in Einer Klinischen Ambulanz: Anspruch Und Wirklichkeit“. Journal für Psychologie 17 (3). https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/165.