Gegenstand und Realität

Paul Ferdinand Linke als früher Wegbereiter einer phänomenologischen Psychologie

Autor/innen

  • Uwe Wolfradt
  • Alexander Nicolai Wendt

DOI:

https://doi.org/10.30820/0942-2285-2023-1-151

Schlagworte:

Gegenstandstheorie, Gegenstandsphänomenologie, Wahrnehmungslehre, phänomenologische Psychologie

Abstract

Paul Ferdinand Linke (1876–1955) war ein Philosoph und Psychologe an der Universität Jena, der angeregt durch Bernard Bolzano, Gottlob Frege und Franz Brentano eine fruchtbare Verbindung zwischen Psychologie und Phänomenologie suchte. Linke arbeitete selbst experimentell über Bewegungswahrnehmung und entwickelt eine eigene Wahrnehmungslehre. Er unterscheidet eine phänomenologische von einer empirischen Betrachtungsweise: Wahrnehmung ist aus der phänomenologischen Perspektive intentional strukturiert und ist in einem Akt gegeben. Demgegenüber gilt aus der empirischen Perspektive, dass Personen über eine dispositional strukturierte psychophysische Organisation verfügen, die es ihnen ermöglicht, Erfahrungsgegenstände zu konstituieren. Linkes Kernanliegen war es, den Subjektivismus in der Philosophie, und hier besonders in der Transzendentaloder Erlebnisphänomenologie Edmund Husserls, zu überwinden. Dieser setzt Linke seine Gegenstandsphänomenologie entgegen, die ontologisch verfährt und einen anderen Erlebnisbegriff entwickelt. Linke problematisiert insbesondere die transzendentale Egologie der Erlebnisphänomenologie. Ihr gegenüber entwickelt die Gegenstandsphänomenologie eine realistische Grundauffassung. Dieser Artikel möchte Linkes erkenntnistheoretischen Weg in der Unterscheidung von Beobachten und Schauen zu einer realistischen Psychologie nachzeichnen und diskutieren, welcher Stellenwert seiner Auffassung in der phänomenologischen Psychologie zukommt.

Autor/innen-Biografien

Uwe Wolfradt

Uwe Wolfradt, Prof. Dr. rer. nat., Dr. phil. habil, Dipl.-Psych., ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er wurde in Psychologie und Ethnologie promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Kulturpsychologie, der Werte- und Religionspsychologie und der theoretischen und historischen Psychologie.

Alexander Nicolai Wendt

Alexander Nicolai Wendt, Dr. phil., ist Habilitand am Psychologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Promovend am Philosophischen Institut der Università degli Studi di Verona. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Denkpsychologie, der theoretischen Psychologie und der phänomenologischen Psychologie.
151-172 34098

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Zitationsvorschlag

Wolfradt, Uwe, und Alexander Nicolai Wendt. 2023. „Gegenstand Und Realität: Paul Ferdinand Linke Als früher Wegbereiter Einer phänomenologischen Psychologie“. Journal für Psychologie 31 (1):151-72. https://doi.org/10.30820/0942-2285-2023-1-151.