Wissenschaft und Narration

Autor/innen

  • Mark Freeman

Schlagworte:

Wissenschaft, Narration, Psychoanalyse, poetische Wissenschaft, Heidegger, Freud

Abstract

Im Folgenden möchte ich mich unter anderem auf einen Aufsatz von Martin Heidegger mit dem Titel »Wissenschaft und Besinnung« (1953) beziehen und dabei argumentieren, dass die narrative Forschung den Weg ebnen kann für ein erweitertes und adäquateres Wissenschaftsverständnis, als man es in der Regel in den Sozialwissenschaften vorfindet. Auch Sigmund Freud sah sich schon früh in seiner Karriere mit der Notwendigkeit der Reformulierung des Wissenschaftsbegriffs konfrontiert. Früh erkannte er, dass seine Fallstudien vielmehr den Charakter von Kurzgeschichten annahmen und sie »des ernsten Gepräges der Wissenschaftlichkeit entbehr[t]en«. Beeindruckt davon, dass »die Natur des Gegenstandes« dafür verantwortlich zu sein schien und dass die Mittel der traditionelleren Wissenschaft »nicht zur Geltung« kamen, konzentrierte er seine Arbeit auf die Narration und erschuf und reformulierte die psychoanalytische Theorie. Freud stand vor einem Paradox: Obwohl seine Fallstudien aus der Sicht der damaligen wissenschaftlichen Methodik und Methodologie äußerst fragwürdig waren, brachten sie doch genau das angestrebte Verständnis hervor. Das herkömmliche Verständnis von Wissenschaft stellt sich aus dieser Perspektive auch heute noch als restriktiv und problematisch dar. Eine Umdeutung des Wissenschaftsbegriffs ist angezeigt, weg vom Ausschluss, hin zur Einbeziehung von Geschichten, die, wie uns die narrative Psychologie zeigt, so zentral sind in unseren Versuchen, menschliches Handeln und menschliches Leben im Allgemeinen zu verstehen und zu erklären.

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Veröffentlicht

01.01.2007

Zitationsvorschlag

Freeman, Mark. 2007. „Wissenschaft Und Narration“. Journal für Psychologie 15 (2). https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/128.