Das erschöpfte Selbst der Psychologie

Autor/innen

  • Heiner Keupp

Schlagworte:

Professionalisierung, Psychosoziale Praxis, Professionskritik, Spätmoderne gesellschaftliche Verhältnisse, Neoliberales Menschenbild, Psychosoziale Ressourcen

Abstract

Gegenwärtig gibt es eine inflationäre Beschäftigung mit dem Thema Burnout, das im globalen Kapitalismus fast alle Berufsgruppen und auch die privaten Lebenswelten erreicht hat und es ist eindeutig, dass die helfenden Berufe an der Spitze der Erschöpfung rangieren. Reicht es, mehr »Selbstsorge« oder »Achtsamkeit« zu empfehlen? So wichtig das auch ist, so bleibt doch letztlich die Notwendigkeit, das psychosoziale Handeln in einen größeren gesellschaftlichen Kontext zu stellen und an der Überwindung der zunehmenden »Gesellschaftsblindheit« oder »sozialen Amnesie« der aktuellen Psychologie zu arbeiten. Die ganze PSY-Zunft ist seit den 80er Jahren in ihrem Siegeszug gestoppt worden. Die utopischen Energien sind auch ihr im Zuge der neoliberalen Globalisierung immer mehr ausgegangen und sie befindet sich im allgemeinen gesellschaftlichen Krisenmodus. Die Psychologie ist vom gesellschaftlichen Strukturwandel in elementarer Weise betroffen. Die kritische Reflexion setzte erst allmählich ein und sie muss fortgesetzt und vertieft werden. Gerade die Erschöpfungssymptome der PSY-Professionellen selbst erfordern eine Analyse ihrer Entstehungsbedingungen.

Autor/innen-Biografie

Heiner Keupp

Heiner Keupp, Prof. Dr., Dipl.-Psych., von 1978–2008 Hochschullehrer für Sozial- und Gemeindepsychologie an der Universität München; seit 2001 Gastprofessur an der Universität Bozen. Arbeitsschwerpunkte: Reflexive Sozialpsychologie; soziale Netzwerke; Identitätsforschung; Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen; sexualisierte Gewalt in kirchlichen und pädagogischen Institutionen.

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Veröffentlicht

06.12.2016

Zitationsvorschlag

Keupp, Heiner. 2016. „Das erschöpfte Selbst Der Psychologie“. Journal für Psychologie 24 (2). https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/409.